Wut

  • Sehr nett von Dir, aber das ist leider nur (oder glücklicherweise?) nur ein Konzept. Der echte Mensch entzieht sich solch klaren Benennungen und ist leider oft das Gegenteil seiner selbst, nicht? :grinsen:

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Sehr nett von Dir, aber das ist leider nur (oder glücklicherweise?) nur ein Konzept. Der echte Mensch entzieht sich solch klaren Benennungen und ist leider oft das Gegenteil seiner selbst, nicht? :grinsen:

    Na, da bleibt ja noch der alte Buddhatrick: Du bist Du, Du bist nicht Du, und Du bist weder Du noch nicht Du!

    (Ich sehe das auch nicht als Konzept, sondern als meine Phantasie, die Deinen Post ausgeschmückt hat ;) ).

  • Gibt es eventuell Ausnahmen wo, zumindest eine gespielte (vorgetäuschte) Wut, auch von Nutzen sein kann?


    Eventuell wenn man seine Rechte durchsetzen will und mit

    lieben Worten bei "sturen Servicekräften" nicht weiterkommt?


    Man muss ja nicht gleich rumbrüllen, aber Durchsetzungsvermögen erfordert manchmal ein gewisses "Maß an Aggressivität".

    Wirkliche Wut untergräbt das rationale Denken und wirkt in meiner Erfahrung zerstörerisch weil sie nicht an das Ergebnis denkt und nicht an ihre Folgen. Danach steht man vor den Trümmern und bedauert seinen Wutanfall. Ich bin seit Jahren mit einem Choleriker verheiratet und er hat meistens mehr über seine Anfälle gelitten und nachgedacht als ich. :) Ich schätze fast Dein Bruder hat in dem Fall eher seine Entschlossenheit, viel Mut und Konzentration gebraucht, um seine Familie nach Hause zu bringen. So wie wenn man ein wildes Tier einfangen will, man braucht dafür den klaren Verstand, auch wirkliche Entschlossenheit und sehr viel Adrenalin.

    Liebe Grüße! minestrone

    :)

  • Wut ist m.E. das Ergebnis, (Wirkung - vipaka) von unheilsamen Karma und bedingt durch Begehren auch einer der vielen Leidfaktoren.

  • Es ist inzwischen so viel geschrieben worden, dass ich nicht alles lesen konnte und daher nicht weiß, ob das schon gesagt wurde. Wut kann auch ein Herausfallen aus einer Art "ich-losen karmisch heilvollen Geisteshaltung" sein. Klingt hochtrabend, wird auch nur sehr selten erreicht und dann nur für kurze Zeit.


    Ich glaube, dass ich schon solche kurzen Momente hatte (ähm, für so 10 Sekunden ...). Dann habe ich wieder mein Ego ergriffen und wurde irgendwann damit auch leichte beute für die Wut. Wenn man es merkt, ist man dann schon so tief aus dieser "heilvollen Geisteshaltung" rausgefallen, dass man nur noch kämpfen kann, indem man versucht die Wut zu beobachten und sie nicht weiterlaufen zu lassen.


    Natürlich ist das dann der Regelfall, aber ich würde sagen, dass es einen Geistzustand der Ich-Losigkeit gibt, der einen erst nicht in Wut geraten lässt. Dieser Zustand stellt sich nach meiner Beobachtung auch nur dann ein, wenn man auch versucht ein mitfühlendes Herz zu entwickeln. Sonst gibt es auch kein Freischaufeln vom Ego. Das geht nur mit bewusstem Verzicht darauf.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

    Einmal editiert, zuletzt von Anandasa ()

  • Wut kann auch ein Herausfallen aus einer Art "ich-losen karmisch heilvollen Geisteshaltung" sein


    ......……genauso wie es vielleicht einen staubtrockenen Regen geben könnte. (:

  • Wut ist natürlich, es gehört zum Menschen dazu.


    Ich würde Wut nicht ablehnen oder verdrängen. Wut sollte mich aber auch nicht kontrollieren, sonder ich kontrolliere die Wut.


    Das ist ganz entscheidend... .

  • Wut ist natürlich, es gehört zum Menschen dazu.


    Ich würde Wut nicht ablehnen oder verdrängen. Wut sollte mich aber auch nicht kontrollieren, sonder ich kontrolliere die Wut.


    Das ist ganz entscheidend... .

    Nur blöd, wenn es dieses "Ich" eigentlich gar nicht gibt ;) , denn der Buddhismus geht ja von einem Nicht-Selbst aus,

    Wer oder was kontrolliert dann die Wut?

  • @Sherab bitte kein Linsenzählen.

    Der Geist erzeugt das Gefühl der Wut. Doch in der deutschen Umgangssprache sagt man halt "Ich", weil die meisten dies so realisieren.

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • bitte kein Linsenzählen.

    .....och, da gibt es nun so viele Threads über das Nicht-Selbst im Buddhaland und Du sagst dazu "Linsenzählen"? :?

    Wir sind hier bei "buddhistischer Praxis", nicht im Anfängerbereich.

    Gerade im Umgang mit den Geistesgiften ist es doch hilfreich zu erkennen (oder zumindest zu hinterfragen),

    wer denn da auf was wütend ist. 8)

  • Wer oder was kontrolliert dann die Wut?

    Ich finde das auch eine berechtigte Frage. Und gleichzeitig eines der faszinierensten Phänomene, dass sich der Geist, dass sich Gedanken selbst beobachten und beeinflussen können.


    Oft behilft man sich ja in der Psychologie erfolgreich damit, dass man den Geist in verschiedene Instanzen aufteilt. Erfolgreich im Sinne von: "Auf Basis dieser Modelle kann ich mich und andere besser verstehen und Veränderungsprozesse anstoßen". Aber es bleiben Modelle; am Ende sind es immer nur Gedanken oder Wahrnehmungen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Und wieder beginnt wie schon in anderen Thread das atta und anatta - Gestreite und Philosophieren.

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Und wieder beginnt wie schon in anderen Thread das atta und anatta - Gestreite und Philosophieren.

    Ich finde es ganz erfrischend, das an einem Beispiel zu diskutieren, statt "ontologisch".


    Die Gefahr kann ich aber natürlich schon erkennen. Vielleicht hast Du Lust, mit darauf zu achten, dass die Diskussion sich um die Frage dreht, und nicht ums Prinzip.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • atta und anatta … das verschiedene und doch das Eine … ist schon für viele eine recht interessante frage zur Diskussion.

    Ich selbst habe die Worte (fast ) beiseite gelassen und in vielen Jahren zuerst das trennende und dann das gemeinsame erkannt …


    Doch wie jede Sache, die man erkennen und nicht (geistig) verstehen muss ist es kaum machbar, das jemand Anderem durch Worte zu erklären.


    Wäre ich ein Lehrer so würde ich sagen : Sitze und erkenne, denn wissen ist vorhanden.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Ich mag euch alle wirklich sehr!

    Sehr gerne lese ich mich durch die Themen :)


    Nur finde ich, dass wir uns schnell in etwas verlieren. Viel zu viel denken... die Dinge sind so einfach.


    Deswegen ist das "Ich", was leer ist und aus abhängigkeit aller Phänomene existiert. (haha, darüber lässt sich auch diskutieren).

    ...

    Gerade nicht wichtig. Zumindest sehe ich das so. Nicht so viel denken, mehr üben :)


    P.s jianwang ich könnte dich knutschen <3 Ich zitiere dich mal:

    "Sitze und erkenne, denn das Wissen ist vorhanden".

  • Nur blöd, wenn es dieses "Ich" eigentlich gar nicht gibt ;) , denn der Buddhismus geht ja von einem Nicht-Selbst aus,

    Wer oder was kontrolliert dann die Wut?

    Lieber Sherab,

    das ist immer wieder das Missverständnis. Der Buddha hat keineswegs die Existenz eines persönlichen Ichs in Frage gestellt. Ganz im Gegenteil, all seine Empfehlungen bedürfen der Kontrolle über dieses Ich. Wäre dem so, dann wäre der achtfache Pfad nicht begehbar.


    Die Nicht-Existenz eines Selbst oder ICHS ist ein ganz anderes Thema und hat mit der Überwindung der Hindernisse im üblichen Sinne nichts zu tun.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Verwechselt nicht immer das deutsche Wort "Ich" (Person) mit atta.

    Das es eine Person gibt, welche man als "Ich" bezeichnet ist wohl unbestritten.

    Das atta geht aber weit darüber hinaus.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


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  • @Sherab bitte kein Linsenzählen.

    Der Geist erzeugt das Gefühl der Wut. Doch in der deutschen Umgangssprache sagt man halt "Ich", weil die meisten dies so realisieren.

    Eins der größten "deutschen Probleme"..:rofl:

    Vorangehen....Spielen ist doch toll...Ab jetzt jeden Beitrag hier ohne SELBST;)

  • Gestern habe ich versucht, "kontrolliert wütend" zu sein, weil ich wusste, dass Freundlichkeit nichts bringen würde. Mal wieder Unitymedia. Mein Receiver ist kaputt und der "Powert On" Knopf leuchtet nicht mehr, wenn man den Receiver an den Strom ansteckt. Es war schon eine Kunst, zum Sachbearbeiter zu kommen, denn Unitymedia hat eine neue Software installiert, die vorab schon diverse Daten abfragt. Eine Computerstimme fragt zum Beispiel nach dem Geburtsdatum. Wenn der Computer mit der Angabe etwas anfangen kann, kommt die nächste Frage. Alleine das Geburtsdatum musste ich dreimal wiederholen, ehe es die Software akzeptierte (es lebe die "Digitalisierung"!). Nach gefühlten 10 Minuten wurde ich dann an einen menschlichen Ansprechpartner weiter verbunden, der dann nochmal zwecks Identifizierung einige Daten von mir haben wollte.


    Dann ging es los mit der fachlichen Problembeschreibung. Seine Lösung: Er hätte nun etwas an der Software geändert, ich solle eine Stunde warten und dann würde der Receiver wieder funktionieren. Meine Frage, warum denn eine Softwareänderung ein Problem bei der Hardware ändern würde überforderte den Mitarbeiter. Also wurde ich an eine andere Kollegin weiter verbunden, die ebenso überfordert war. Ich war nicht einverstanden damit, dass ich voraussichtlich noch mal ein weiteres mal bei Unitymedia anrufen müsste, so dass sie das Gespräch an einen dritten Kollegen weiter gab. Der wusste zunächst gar nicht worum es ging. Ich musste mich nochmal neu identifizieren und beschrieb erneut das Problem. Immerhin hatte er Einsicht mit mir, dass ich einen neuen Receiver bräuchte, den ich in den nächsten Tagen auch bekommen sollte. Theoretisch hätten die beiden Kollegen zuvor bereits ebenso reagieren können, hätten die Vorschriften aber wohl etwas zu eng ausgelegt. :x

  • Dass die Wut darüber das Leid nur vermehrt ist ja logisch, aber wie genau soll es zu schaffen sein nicht wütend zu sein? Ich persönlich habe große Probleme mit Wut, eigentlich will ich nur ruhig und nett sein, werde aber ständig von meiner Umgebung regelrecht wahnsinnig gemacht und werde dann sehr wütend, was für alle unangenehm ist. Irgendwie muss man es auf die Reihe bringen, sich alles gefallen zu lassen, aber das in Ordnung zu finden.

  • Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen. Mir fällt da nur ein (bzw. 2) Zitat(e) von Buddha himself ein (zumindest wird es ihm zugeschrieben):

    Zitat

    Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der andere stirbt

    Oder auch:

    Zitat

    Groll mit uns herumtragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle in der Absicht, es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich nur selbst dabei.

    (Habe ich noch mal im Netz gesucht und diese beiden Varianten gefunden.)

    Wer in meinem Tagebuch⚓ gelesen hat, weiß, dass ich echt mit Aggressionen zu kämpfen hatte. Ich hoffe ich kann die nun loslassen. Momentan tangieren sie mich zumindest nicht.

    ich schenk dieses Leben dem Leben zurück...
    weil es nie meins war...
    und jede Trennung nur scheinbar...
    alles in Vielfalt immer eins war...
    brich meinen Stolz…bis ich in Demut mir die Wahrheit schenke...
    nimm hinfort all die falschen Ideen, den falschen Glauben...
    denn wenn nichts mehr bleibt ist alles übrig...
    es gibt nichts zu verstehen...

    Aus dem Song ,,Schmerz" vom Deepwalka

  • Das ist ja jetzt aber nicht die Wut die ich eben beschrieben habe. In meinem Falle habe ich "Wut" vorgetäuscht, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, weil ich mir dessen bewusst war, ich würde es mit Freundlichkeit nicht erreichen.

  • Äh, wo war denn da die ‚wut‘?

    Eine gewisse stoische Penetranz oder auch ne Bestimmtheit sind vorgetäuschte Wut?

    Vermutlich kam es so beim Gesprächspartner an.

  • Dass die Wut darüber das Leid nur vermehrt ist ja logisch, aber wie genau soll es zu schaffen sein nicht wütend zu sein? Ich persönlich habe große Probleme mit Wut, eigentlich will ich nur ruhig und nett sein, werde aber ständig von meiner Umgebung regelrecht wahnsinnig gemacht und werde dann sehr wütend, was für alle unangenehm ist. Irgendwie muss man es auf die Reihe bringen, sich alles gefallen zu lassen, aber das in Ordnung zu finden.

    ich glaub am besten ist, sich über die Wut nicht aufzuregen. Wenn sie auftaucht ist sie da, aber sie geht auch wieder. Wenn man sie von vorne rein ablehnt ist man ja nur umso wütender auf die Wut, wenn sie auftaucht und bauscht sie unnötig auf - und ist vllt. auch von außen leichter in Wut zu versetzen, weil man sie ja befürchtet und mit einem "ich habs geahnt" zum längeren, dominanteren Verweilen einlädt. Wir meinen ja immer, wir hätten ein Recht auf ein Innenleben, das unseren Wünschen entspricht (aber wer wünscht sich schon Wut). Wir haben aber auf die Geschehnisse in unserem Inneren nicht viel mehr Einfluss als auf das was außerhalb von uns geschieht. Man muss nichtmal groß nach dem Warum fragen, denn dann stört man nur den natürlichen Abbau der Wut.

    In einem Vortrag hab ich mal gehört: "Die Wut passiert mir, aber ich bin nicht die Wut"

    Sie ist am Ende ja genau so eine Lebensenergie wie Freude, aber unser Wollen sagt, dass Wut nicht sein darf und sich statt dessen gefälligst Freude einstellen soll. Ganz schön überheblich von uns, wenn mans genau nimmt.