Die Irrlehre vom Elend der Welt ;-)

  • Aber wenn man sich z.B die Welt vor der Entstehung des Lebens vorstellt,dann kann man mit Sicherheit sagen, dass auch damals schon die Merkmale 1(annica) und 3(anatta) vorhanden waren.


    Aber war damals auch schon 2(Dukkha) vorhanden? Ist Dukkha Teil der objektiven Welt? Dies kann man mit Recht bezweifeln.

    Leidet ein Berg, wenn er langsam verwittert und zerbröselt? Oder die Ozeanwelle, die sich an Felsen bricht?

    Dann wäre "die Welt" wahrlich elend....Wie halten gewisse Esoteriker, die selbst in Steinen eine "Seele" vermuten, dieses Elend nur aus?

    Was man sagen kann ist, dass Dukkha Teil der phänomenalen Welt ist und daraus entsteht dass wir Wünsche haben, die statt die Welt ( anicca, anatta, Bedingtheit) anzunehmen, sich an ihnen reiben. Das Elend von Dukkha ist so gesehen kein Elend der Welt sondern ein subjektives Aufbegehren wieder die Welt - die Diskrepanz zwischen "Welt" und Wünschen.

    Ja, das leuchtet ein: Wider die Welt (und ihre Naturgesetze) zu empfinden (z.B. aufgrund falscher Vorstellungen) und zu handeln, führt zu vielfachem Dukkha auf vielerlei Ebenen.

    Bleibt die Frage, warum "die Welt" Wesen hervorgebracht hat, die mit ihr und ihren Gesetzen so in Konflikt geraten (können)...

    Von daher kann man sagen, dass mit der Verlöschen von Gier und Hass eher der Widerstand gegen die Welt schwindet und nicht die Welt.


    Ein Befreiter lebt in einer Welt ohne 2(Dukkha) aber mit 1(annica) und 3(anatta). Während Letztere Eigenschaften der Welt sind ist es ersteres offensichtlich nicht. Dukkha als Merkmal der Welt zu sehen würde ja dessen Verlöschen / Befreiung leugnen.

    Das ist logisch alles gut nachvollziehbar. "Die Welt" ist also nicht "elend", nur viele ihrer Bewohner?!

    Ich habe (nach wie vor) Schwierigkeiten bei der Vorstellung, dass nur wenige Einzelwesen Befreiung erlangen sollen, während eine unermesslich große Zahl von Lebewesen weiter leidet...."Mein" Problem....?


    "Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist?"

    Das "Schöne" und "Gute" wahrnehmen (ohne es zu begehren), das "Elende" hinnehmen (und wieder loslassen), sieht so eine "Resonanz", eine "gesunde Weltbeziehung", aus?

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Das "Schöne" und "Gute" wahrnehmen (ohne es zu begehren), das "Elende" hinnehmen (und wieder loslassen), sieht so eine "Resonanz", eine "gesunde Weltbeziehung", aus?

    Wenn Du noch die Bewertungen weglässt, kommt es möglicherweise zu einer fruchtbar-beziehungsreichen Befremdung jenseits von Gut und Böse, Schönheit und Elend. ;)

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Einmal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Thorsten Hallscheidt ... Wow, die alle ...lol...haben dich und deine "Liebe" zerredet. Tja... Ich bin hier meistens der Geist, aber wenn ich dein Eingangs-Beitrag lese, ich kann auch sagen, was mir einfallt.

    Wenn man die Welt, wie sie ist, ohne "Verblendungen" usw... wahr-nimmt, dann es gibt dort keinen Platz für das Elend. Denn alles ist relativ, oder bedingt, also abhängig entstanden. Egal der Himmel oder die Hölle, von dieser Warte aus, man kann so sagen, alles ist der Ausdruck des "Göttlichen"-S, oder des Da-Sein-S. ( Bitte, das ist nur die Allegorie!) Ohne das ganze zu bewerten oder zu beurteilen ( ver-urteilen), also man verpasst dann die Welt , wie sie ist. Ohne Begriffe, ohne Schablonen, ohne so wie mentale Karten. Was also bleibt? Welche "Liebe"?

    In diesem Sinne,


    Zitat

    Mein Herz gereinigt –


    Jetzt spiegelt es


    Den Mond.


    Letztes Gedicht des japanischen Zenmeisters Renseki


    Aber der Speigel ist nichts meht anwesend, wie die Geschichte uns erzählt. Also, man braucht nichts existierenden Speigel mehr "polieren".

    Das ist die Art der Liebe, die man im Buddhistischen Sinne wirklich nachvollziehen kann.

    Die ist einfach da, wie das Atmen, man braucht keine Gedanken darüber zu machen, denn dann man "die arme" ... zer-redet, wie wenn ich versuche meine arme "leere" katze zu finden. ( lol--- zer-schneid-en).

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • fruchtbar-beziehungsreichen Befremdung jenseits von Gut und Böse, Schönheit und Elend. ;)

    ??? :? Was genau meinst du damit?

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    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


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    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

    Einmal editiert, zuletzt von Anna Panna-Sati ()

  • Wow, die alle ...lol...haben dich und deine "Liebe" zerredet.

    Ach, was heißt schon zerredet. Ich habe eine Ansicht formuliert und entsprechende Reaktionen erhalten. Das ist generell einmal positiv. Und dann kamen denkwürdige Antworten, die mich gezwungen haben, zu präzisieren. Ich finde es gut, dass wir hier in solch einem Austausch sind. Wenn wir alle einer Meinung wären, würden wir nur schweigen und nicken können – wie ein Rudel Wackeldackel.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Meine Hypothese wäre also, dass Thorsten Hallscheidt mit Liebe nicht Begehren meint sondern so eine Resonanz - eine "gelungene Weltbeziehung" wie bei Rosa. Liege ich da richtig, lieber Thorsten Hallscheidt ?

    Ja, genau, an den dachte ich auch eben, als ich im Wald war.

    Was ich gerne noch auseinander dröseln würde, ist wie genau die Beziehung zwischen der "geglückten Weltbeziehung" und dem Buddhismus ist.


    Was ja klar ist, ist dass der Buddhismus statt Beziehungen mit Schlagseite ( "unheilsamen") solche ohne ("heilsame") setzt: Also statt Lügen Wahrheit, statt Ausbeutung Kooperation. Aber auch wenn "geglückte Beziehungen" besser sind als "missratene Beziehungen"


    Aber ist es nicht so, dass im Buddhismus letzendlich nichts mehr gebraucht wird - auch keine Beziehung? Oder ist dieses Nicht brauchen von Beziehung selber eine Beziehung?


    Vielleicht sollte man den Weg des Ordinierten von dem des Laien unterscheiden? Während der Ordinierte sich da aus Beziehungen herausnehmen will, lebt der Laie ja in allen möglichen Beziehungen: Zum Partner, zur Natur, zu Freunden. Und so lange man das tut, macht es doch Sinn diese Beziehungen zu geglückten zu machen. So dass man in all seinen Beziehungen, bei jedem Schritt freundlich, dankbar und offen ist.


    Was aber nicht geht, ist dass man den "anderen Weg" - den des Weltentsagenden

    als Irrweg oder Irrlehre abtut. Weil ja auch Shakyamuni selber diesen Weg gegangen ist. Während er aber aber auch Menschen die nicht den Weg des Ordinierten wählten mit Respekt gegenübertrat.

  • Hallo ihr Lieben.


    Mir scheint folgende Sutta passt ganz gut zum Ansatz von Thorsten Hallscheidt:


    Anguttara Nikaya VIII.1-10


    Liebe Grüße

  • void

    Da stellt sich mir die Frage, wem oder was ein Buddhist genau entsagt, und was mit "Welt" gemeint ist. Ich denke, da gibt es auch unter Buddhisten keine einheitliche Meinung. Die Ursache des Leidens ist ja nicht mit "Welt", sondern mit den drei Geistesgiften definiert. Das Ziel der Lehre ist das Aufhören von Gier, Hass und Unwissenheit nicht die Abkehr von der Welt, obwohl die Analyse und Abkehr von der Welt der Sinnesfreuden zumindest ein Zwischenschritt ist, um überhaupt erst einmal einen entreizten Zustand (Freude, abseits von Sinnesvergnügen, abseits von unheilsamen Geisteszuständen, welche himmlische Glückseligkeit übertrifft) erfahren zu können, denn erst aus dieser relativen Perspektive wird klar, warum der Buddha die Erleichterung, die sinnliches Vergnügen dem Brand des Begehrens verschafft, mit dem Ausbrennen von leprösen Wunden vergleicht:


    Zitat

    13. "Angenommen, Māgandiya, es gäbe einen Leprakranken mit Wunden und Blasen an den Gliedern, der, von Würmern zerfressen, mit den Fingernägeln den Schorf von seinen wunden Stellen kratzte und seinen Körper zur Erleichterung über einer Grube mit brennender Holzkohle einbrannte. Dann würden seine Freunde und Gefährten, seine Angehörigen und Verwandten einen Arzt herbeischaffen, um ihn zu behandeln. Der Arzt würde eine Medizin für ihn zubereiten, und mit Hilfe dieser Medizin würde der Mann von der Lepra geheilt, und er würde gesund und glücklich sein, unabhängig, sein eigener Herr, in der Lage zu gehen, wohin es ihm beliebt. Dann könnte er einen anderen Leprakranken sehen, mit Wunden und Blasen an den Gliedern, der, von Würmern zerfressen, mit den Fingernägeln den Schorf von seinen wunden Stellen kratzte und seinen Körper zur Erleichterung über einer Grube mit brennender Holzkohle einbrannte. Was meinst du, Māgandiya? Würde jener Mann jenen Leprakranken um seine Grube mit brennender Holzkohle oder um den Gebrauch von Medizin beneiden?"


    "Nein, Meister Gotama. Warum ist das so? Weil im Krankheitsfalle Medizin zubereitet werden muß, und wenn es keine Krankheit gibt, es nicht nötig ist, Medizin zuzubereiten."


    14. "Ebenso, Māgandiya, vergnügte ich mich früher, als ich ein Leben zu Hause führte, versorgt und ausgestattet mit den fünf Strängen sinnlichen Vergnügens: mit Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen; mit Klängen, die mit dem Ohr erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen; mit Gerüchen, die mit der Nase erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen; mit Geschmäckern, die mit der Zunge erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen; mit Berührungsobjekten, die mit dem Körper erfahrbar sind, die erwünscht, begehrt, angenehm und liebenswert sind, die mit Sinnesgier verbunden sind und Begierde hervorrufen. Ich hatte drei Paläste, einen für die Regenzeit, einen für den Winter und einen für den Sommer. Ich hielt mich die vier Monate der Regenzeit über im Regenzeit-Palast auf, vergnügte mich mit Musikern, die alle Frauen waren, und ich ging nicht zum unteren Palast hinunter."


    "Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem ich den Ursprung, das Verschwinden, die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Sinnesvergnügen der Wirklichkeit entsprechend kannte, überwand ich das Begehren nach Sinnesvergnügen, entfernte ich das Fieber nach Sinnesvergnügen, und ich verweile ohne Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat. Ich sehe andere Wesen, die nicht frei von Sinnesbegierde sind, die vom Begehren nach Sinnesvergnügen verzehrt werden, die vor Fieber nach Sinnesvergnügen brennen, die in Sinnesvergnügen schwelgen, und ich beneide sie nicht, auch ergötze ich mich nicht daran. Warum ist das so? Māgandiya, weil es eine Freude gibt, abseits von Sinnesvergnügen, abseits von unheilsamen Geisteszuständen, welche himmlische Glückseligkeit übertrifft. Da ich mich an jenem erfreue, beneide ich nicht, was geringer ist, auch ergötze ich mich nicht daran."


    -> Quelle


    Rosa spricht übrigens vom gelungenen Leben in bewusster Abgrenzung vom glücklichen Leben, welches er für eine fatale Wunschvorstellung hält, die dem Gelingen des Lebens eher im Weg steht, statt ihm zu dienen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Einmal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Wenn Du noch die Bewertungen weglässt, kommt es möglicherweise zu einer fruchtbar-beziehungsreichen Befremdung jenseits von Gut und Böse, Schönheit und Elend.

    War das ironisch gemeint, oder passt das von selbst wegen dem "Wenn du..." ?


    Ich meine was ist daran so verkehrt wenn man einfach mal anteilslos ist und gespannt auf eine Zukunft wartet?


    Oder was ist im Endeffekt für immer ?


    Ich hätte jedenfalls keine Angst davor.


    Scheint keine große Kunst zu sein.

  • Es gibt zwei Sichtweisen, für die etwas schön erscheinen kann. Der einen erscheint etwas schön, weil es Freude verspricht, die nicht da ist. Der anderen erscheint etwas schön, weil Freude schon da ist, die von der Welt gespiegelt wird.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Als Mensch lebte ich in meiner Welt, und meine Welt schien durch die Illusion der Zeit hypnotisiert zu sein, getaktet, ein Uhrwerk.

    Da glich natürlich nichts dem Zufall und so hatte ich auch zb. meine Sichtweise (Singular), allen anderen voraus.

    Selbst wenn da keine ist, war da so ein subtiles Gefühl als müsste es die irgendwo geben.

    Und naja, das gab mir nicht selten die Bestätigungl, gerade als einzigster, noch am Leben zu sein.


    Als ich dann meine Welt weiter untersucht habe, fiel mir der "gegenwärtige Augenblick", also die Gegenwart, immer nur als winziger Haarriss zwischen ursächlicher Vergangenheit und (einer gegensätzlichen) alles verschlingenden Zukunft auf.

    Und dann untersucht man wieder die Vergangenheit... oder eine Zukunft die längst da war.

    Was soll also die Gegenwart sein? Und ist da überhaupt eine Gegenwart?


    Mein Bewusstsein ist fast vollständig mit Erinnerung und Erwartung beschäftigt... es vergeht also kaum ein Moment, der nicht auch irgendwo erschaffen wurde. Ich erkannte, da ich so viel mit mir selbst beschäftigt war, lange nicht, dass es nie eine andere Erfahrung als die gegenwärtige gab, Es gibt sie überdies nicht und es wird sie nie geben... jedenfalls nicht so, wie ich mir das ausgedacht habe.


    Deshalb habe ich keinen Bezug mehr zur Realität, bzw. keinen wirklichen Realitätsbezug mehr.

    So verwechselte ich die Welt, von der ich sprach und wir verwechseln die Welt von der wir sprechen.

    Und zwar immer mit einer Welt, die tatsächlich ist.


    Wir sind so gesehen krank vor lauter Faszination für die nützlichen und aufregenden Funktionen.

    Aber da sind auch Namen und Zahlen, Symbole, Zeichen, Vorstellungen und Ideen...
    Nur entspringen sie nicht der Gegenwart... sondern direkt meinen Vorstellung.


    Das habe ich sehr lange nicht so gesehen.

    Es bedeutet auch ein Umdenken, wenn man feststellt - da ist keine Gegenwart.
    Die Vergangenheit gab es schon und die Zukunft ist schon da.

  • Es ist hilfreich, gelegentlich in die Morgenzeitung zu schauen um zu sehen, wie prächtig es uns trotz aller größeren und kleineren Beschwerden geht. Verglichen mit den Hungernden, den Sklaven, den Verrückten, die sich in offenen und verdeckten Kriegen nicht nur gegenseitig foltern und ermorden und den noch Verrückteren, die sie bewaffnen und aufhetzen. So richtig darüber 'freuen', wie toll es mir geht, kann ich mich allerdings nicht. Allenfalls darüber, dass mein Körper es wieder zulässt, mich nach der Lektüre ein paar Stunden in den Wald zurückzuziehen, außer Sicht- und Rufweite anderer Menschen. Dann geht's wieder ...

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Es ist hilfreich, gelegentlich in die Morgenzeitung zu schauen um zu sehen, wie prächtig es uns trotz aller größeren und kleineren Beschwerden geht. Verglichen mit den Hungernden, den Sklaven, den Verrückten, die sich in offenen und verdeckten Kriegen nicht nur gegenseitig foltern und ermorden und den noch Verrückteren, die sie bewaffnen und aufhetzen. So richtig darüber 'freuen', wie toll es mir geht, kann ich mich allerdings nicht. Allenfalls darüber, dass mein Körper es wieder zulässt, mich nach der Lektüre ein paar Stunden in den Wald zurückzuziehen, außer Sicht- und Rufweite anderer Menschen. Dann geht's wieder ...

    Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wer sagt, er liebe die Welt, liebt ja auch das Leid der Hungernden, Sklaven und Verrückten. Für mich hat es deshalb immer einen etwas bitteren Beigeschmack, wenn der wohlhabende Mitteleuropäer einen Vortrag darüber hält, wie sehr er die Welt liebt, weil die Blumen dieses Jahr so schön blühen. Ich möchte ihm zurufen: "Schau halt mal Nachrichten!" Das ist deutlich näher an der realen Welt als unsere ach so liebenswerte Wohlstandsinsel.


    PS: Ich möchte damit niemanden auf den Schlips treten, aber da kommt halt der Arthur in mir durch. :grinsen:

  • Wer sagt, er liebe die Welt, liebt ja auch das Leid der Hungernden, Sklaven und Verrückten.

    Wer sagt, er liebe die Welt, hat meist das Leid der anderen Wesen gerade mal ausgeblendet, weil er sich aktuell in einem glücklichen/euphorischen Zustand befindet ( Ludwig Feuerbach:...."Der Glückliche kann nur Glückliche um sich sehen.") ODER er zieht sich gar selbst am Elend der Anderen hoch ("Wie gut es mir doch geht, im Vergleich mit.....").

    ODER er meint nur einen bestimmten Ausschnitt der "Welt"..... oder, oder,.....

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    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


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  • eshalb habe ich keinen Bezug mehr zur Realität, bzw. keinen wirklichen Realitätsbezug mehr.

    So verwechselte ich die Welt, von der ich sprach und wir verwechseln die Welt von der wir sprechen.

    Und zwar immer mit einer Welt, die tatsächlich ist.


    Wir sind so gesehen krank vor lauter Faszination für die nützlichen und aufregenden Funktionen.

    Aber da sind auch Namen und Zahlen, Symbole, Zeichen, Vorstellungen und Ideen...
    Nur entspringen sie nicht der Gegenwart... sondern direkt meinen Vorstellung.

    So! Nochmal :!:

    Genau das hatte ich gemeint mit dem Wort "Zerreden". Ich benutze meistens rein so wie den "phänomenologischen" Einsatz. Wenn ich den Schmerz empfinde, egal welches Gerät und egal welche top-moderne Wissenschaft imstande wäre, meinen Schmerz zu erklären. Das Gefühl bleibt im meinem Innerem. Das ist die Grenze so genannten modernen ( " objektiven") Wissenschaft , denn die blendet einfach aus den Primat der unmittelbaren Wahrnehmung. ( das ERLEBNIS) Am ende wir verlieren die innere ( innige) Realität, und dann wir sehen nur die Symbolen, Zeichen, Vorstellungen... usw... Das ist für mich ..." surreale" welt... Oder Irre-welt. Egal, wie man es benennt, der Buddhismus , wie ich den verstehe, verfolgt diesen inneren Zugang zur "Realität", der man nur auf dem eigenen Leib erfahren, erleben kann, aber nichts durch egal welche Wörter( Werte, Vorstellungen, usw..).

    Und genau deswegen ich schreibe hier nichts so gerne. Wenn ich im Android-Forum schreibe, es geht um die alltägliche "Dinge", damit habe ich kein Problem, wenn ich im "Telekom-Hilfe-Forum" schreibe, auch es gibt no problem. Aber wenn ich versuche meine innere Welt ( meinen Schmerz) zu beschreiben, dann ich bekomme bestimmt die Probleme... Auf der Stelle.

    Das Dhamma steht ( und "steckt") nichts in den Sutras, egal welchen... um das zu erleben, ich sollte in meines Inneres gehen und dort erforschen, wie ich ticke, und warum ich ("") leide... Man kann alle diese Bücher verbrennen, denn sie alle stillen meinen Verstand, aber die echte, authentiche und einzige Antwort ich kann ( könnte) nur in mir selbst entdecken.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das Ziel der Lehre ist das Aufhören von Gier, Hass und Unwissenheit nicht die Abkehr von der Welt, obwohl die Analyse und Abkehr von der Welt der Sinnesfreuden zumindest ein Zwischenschritt ist, um überhaupt erst einmal einen entreizten Zustand (Freude, abseits von Sinnesvergnügen, abseits von unheilsamen Geisteszuständen, welche himmlische Glückseligkeit übertrifft) erfahren zu können, denn erst aus dieser relativen Perspektive wird klar, warum der Buddha die Erleichterung, die sinnliches Vergnügen dem Brand des Begehrens verschafft, mit dem Ausbrennen von leprösen Wunden vergleicht:

    Das ...mit der "Abkehr", tja... nimm es nichts persönlich, sollte ich meine Familie verlassen, um in den wald zu ziehen, wie es der Buddha getan hatte... ? Da gibt es sehr schönen artikel von Thanissaro Bhikkhu... Wie kann man ( oder sollte) heute den Buddha "behandeln", und was könnte ihn hier erwarten.

    Die goldene Mitte, keine Flucht, .... wenn ich richtig die Wurzeln der "Unwisssenheit" verstehe, aber nichts darüber "schreibe"...*lach*, dann es bleibt keinen Platz für alle mögliche Gifte, wie Gier, Hass, usw... Nur durch meine Verblendung (""), technisch ...


    Zitat

    Avidyā (Sanskrit: अविद्या; Pāli: अविज्जा, Avijjā; Tibetan phonetic: ma rigpa) in Buddhist literature is commonly translated as "ignorance".[1][2][3] The concept refers to ignorance or misconceptions about the nature of metaphysical reality, in particular about the impermanence and anatta doctrines about reality.[2][4][5] It is the root cause of Dukkha (suffering, pain, unsatisfactoriness),[6] and asserted as the first link, in Buddhist phenomenology, of a process that leads to repeated birth.[7]

    alles andere kommt zustande.


    Keinen "obwohl"... Man kann in der Welt leben, aber von der nichts berührt zu sein. Nichts gefangen zu sein. Ent-bund-en zu sein. Nibbana man kann hier und jetzt erleben... Und das passiert uns allen ab und zu, deswegen wir sind noch nichts absolut verrückt, ( frei nach Buddhadasa Bhikkhu).

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Man kann alle diese Bücher verbrennen, denn sie alle stillen meinen Verstand, aber die echte, authentiche und einzige Antwort ich kann ( könnte) nur in mir selbst entdecken.

    Ja man kann.

    Man kann auch zum Mond fliegen.

    Was man nicht alles kann.

    Einmal editiert, zuletzt von kristallklar ()

  • Übrigens gibt es längst Artikel dazu, wie sich Asperger und Autisten momentan die Weltherrschaft sichern :P


    *Allen die Zunge rausstreck*


    Könnte man jetzt sagen, unfair.

    Ja könnte man.

  • Wer sagt, er liebe die Welt, hat meist das Leid der anderen Wesen gerade mal ausgeblendet, weil er sich aktuell in einem glücklichen/euphorischen Zustand befindet

    Was ist das denn eine Idee von Liebe? Lieben bedeutet doch nicht, alles, was geschieht oder existiert, gut zu finden oder nur positiven Seiten sehen zu wollen. Im Gegenteil: Lieben bedeutet, etwas mit allen Schwächen und dunklen Seiten um seiner selbst willen annehmen. Die Menschen, die anderen Leid zufügen, sind oft genug weder in der Lage, die Welt, wie sie ist, andere Wesen noch auch nur sich selbst zu lieben.


    Für mich hat es deshalb immer einen etwas bitteren Beigeschmack, wenn der wohlhabende Mitteleuropäer einen Vortrag darüber hält, wie sehr er die Welt liebt, weil die Blumen dieses Jahr so schön blühen. Ich möchte ihm zurufen: "Schau halt mal Nachrichten!" Das ist deutlich näher an der realen Welt als unsere ach so liebenswerte Wohlstandsinsel.

    Genau das ist ja ein zentrales Wohlstandsymptom: Mitten in Wohlstand und Sicherheit leben, und zeitgleich ewig unzufrieden und deprimiert, das Elend der Welt beschwören und als Konsequenz immer mehr Ablenkung und Konsum, um Traurigkeit und Unzufriedenheit zu mildern. Als ich in Nordafrika war, haben sich die Menschen, die ich dort getroffen habe, sehr gewundert, wie schlecht gelaunt, deprimiert und unzufrieden die reichen Europäer oft sind. Natürlich schaue ich mir die Nachrichten an, ich weiß sehr genau, was, wie massiv schiefläuft und wie viel Leid das erzeugt, und auch ich selbst habe schon genug Elend in meinem Leben erlebt, um zu wissen, was Armut und Gewalt bedeuten. Und nochmal: Diese Depressionen, Gewalt, Elend, Ausbeutung, Kriege, zerstörte Ökosysteme, Hyperkonsum, etc. sind gerade das Ergebnis von Fühllosigkeit, Gleichgültigkeit und Freudlosigkeit gegenüber der Welt, anderen Wesen und der eigenen Person.


    So richtig darüber 'freuen', wie toll es mir geht, kann ich mich allerdings nicht.

    Das ist schade, denn diese Freude wäre ein Ausdruck von Dankbarkeit und Wertschätzung für das, was da ist, und was es uns ermöglicht, in Frieden und ohne größere existenzielle Not zu leben. Die Konsequenz dieser Freude und Wertschätzung könnte sein, immer weniger Besitz, Wohlstand und Geld zu benötigen, um ein zufriedenes Leben zu führen, da bewusst wird, wie kostbar auch nur eine Scheibe Brot oder die Wahrnehmung eines Blätterrauschens an einem windigen Tag ist. Und das würde einen Anfang machen, um global einen besseren Weg einzuschlagen.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Auch ich freue mich, wie gut es mir geht. Und fühle dabei immer Dankbarkeit.

    Ich helfe niemandem, wenn ich ständig mit Leidensmiene rumlaufe, sondern durch Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit.


    Ohne diese Dankbarkeit habe ich den Pfad verpasst und die Lehre nicht verstanden. Hätte der Buddha die "Welt" nicht geliebt, hätte er sich niemals auf den Weg gemacht. Gerade darum wollte er die Ursache des Leidens herausfinden.


    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Der Thread nennt sich ja "Die Irrlehre vom Elend der Welt" ...


    Und daran denke ich gerade, wenn ich bei Instagram die Bilder sehe, bei Youtube die Videos und in den Nachrichten die Beiträge... Wir gehen ja nicht hin und posten was, wenn es uns schlecht geht, oder ist das meistens so? Was ich sehe sind eher die positiven Seiten des Lebens, teilweise dann sogar dargestellt, wie in Hollywood, Glanz und Glamour. Und dann gibt es die Auslöser, den Grund, warum ich überhaupt in eine Trennung zwischen innen/aussen gehe, sie aufrecht halte.


    Man kann natürlich viele Wege umgehen, genau wie sich auch Abkürzungen finden lassen, ... das meine ich nicht.

    Ich finde wir sollten begreifen was wir machen und was Monika da schreibt ist dazu sehr wichtig...

    Ja gehe ich denn hin und schreibe über das was ich nicht in mir gelößt bekomme?
    Und dann die schönen Dinge, die ich nach außen trage, Fotos mache, Momente die man festhält...

    Ohne die Liebe, die Nicht-Erklärung, geht da gar nix.

    Es nicht zu wissen ist also auch die halbe Miete.


    Wenn ich dann die Entwicklung auf lange Sicht sehe, ist das wie ein Tropfen auf den heißen Stein... etwas gelößt bekommen, na und?

    Aber es reicht um für den Moment ein letztes Mal, erfüllt zu leben, die Welt ganz nüchtern und frei zu sehen, soweit wie möglich.

    Denn ich kann mich immer fragen: War es das jetzt? Wollte ich jetzt sein und hat das so geklappt? Klappt es noch?

    Ich liebe es einfach -


    Ohne das Elend und die Irrlehre, also mit anderen Worten das was ich eben nicht verstehe, von der Lehre, der Praxis, wäre die Welt nicht so ein riesiges Spektrum. Und das ist finde ich was zählt... das ganze Spektrum und nicht das Leben von einer Person die das alles hier nicht mehr wirklich fassen und begreifen kann.

  • Das ist schade, denn diese Freude wäre ein Ausdruck von Dankbarkeit und Wertschätzung

    Sie wäre vor allem Ausdruck mangelnden Mitgefühls. Ansonsten - ich will hier nicht meine Biographie ausbreiten, aber mit Ausnahme meiner Begegnung mit den drei Juwelen gab es da wenig Anlass zu Dankbarkeit und Wertschätzung. Um so mehr zur Zufluchtnahme.


    "Dankbarkeit" - auch wieder so ein Begriff wie "Liebe", der sich nicht sinnvoll ohne ein Objekt eines liebenden und/oder dankbaren Subjekts denken lässt; weswegen diese Begriffe auch bei Theisten so beliebt sind. Ein Subjekt, das sich von anderen, mehr oder weniger liebevollen und dankbaren Subjekten mit mehr oder weniger Anlass zu Liebe und Dankbarkeit unterscheidet. Eine Unterscheidung, die man 'Ich' nennt. Wenn schon das Subjekt, wie es immer wieder schmerzhaft erfährt, kein Gott ist, dann soll wenigstens sein Objekt göttlich sein.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Das ist schade, denn diese Freude wäre ein Ausdruck von Dankbarkeit und Wertschätzung

    Sie wäre vor allem Ausdruck mangelnden Mitgefühls. Ansonsten - ich will hier nicht meine Biographie ausbreiten, aber mit Ausnahme meiner Begegnung mit den drei Juwelen gab es da wenig Anlass zu Dankbarkeit und Wertschätzung. Um so mehr zur Zufluchtnahme.


    "Dankbarkeit" - auch wieder so ein Begriff wie "Liebe", der sich nicht sinnvoll ohne ein Objekt eines liebenden und/oder dankbaren Subjekts denken lässt; weswegen diese Begriffe auch bei Theisten so beliebt sind. Ein Subjekt, das sich von anderen, mehr oder weniger liebevollen und dankbaren Subjekten mit mehr oder weniger Anlass zu Liebe und Dankbarkeit unterscheidet. Eine Unterscheidung, die man 'Ich' nennt. Wenn schon das Subjekt, wie es immer wieder schmerzhaft erfährt, kein Gott ist, dann soll wenigstens sein Objekt göttlich sein.

    Da liegt vielleicht der Fehler, Sudhana. DANKBARKEIT kann nicht gedacht, sondern nur empfunden werden, wenn es so gemeint ist wie von Thorsten und mir.


    Und dass Du wenig Anlass hattest zur Dankbarkeit, sondern nur zur Zufluchtnahme, dann vermute ich, dass Du die Zufluchtnahme nicht verstanden hast. Allein die Tatsache, dass Du Zuflucht nehmen konntest, ist ein Grund zur Dankbarkeit, denn die meisten Menschen kennen diesen Ausdruck noch nicht einmal.


    Deine Sichtweise ist von Deinem Verstand geprägt, der bei diesen Themen in den Hintergrund treten muss, damit Dein Herz zum Ausdruck kommt.

    Der Verstand aber ist ein Werkzeug, ein Diener, mehr nicht.


    Aus Deinen Worten spricht Verbitterung, also Hass. In grosses Hindernis auf dem Weg zur Befreiung.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Allein die Tatsache, dass Du Zuflucht nehmen konntest, ist ein Grund zur Dankbarkeit

    Hatte ich doch geschrieben. Nun, nicht genau - nur, dass ich sonst wenig Gründe sehe.


    Ansonsten Danke für Dein psychologisches Gutachten - aber Du gehst von falschen Annahmen aus. Vielleicht liest Du noch einmal genau. Und nein, verbittert bin ich nicht, seit meiner Zuflucht. Zuflucht bedeutet Abkehr - und es gibt keinen Grund, über Dinge verbittert zu sein, von denen man sich abgekehrt, die man losgelassen hat. Nicht einmal mehr über die Schmerzen, die sie einem nach wie vor bereiten.


    Aber man sieht schon, wie problematisch es ist, an 'Dankbarkeit' und an 'Liebe zur Welt' (statt nur zu den leidenden Wesen) festzuhalten. Wenn es das nicht ist, dann muss es wohl das Gegenteil sein, also Verbitterung und Hass ... :roll:

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Mag sein. Mich wundert dennoch, dass Du Deine Ironie nicht lassen kannst.

    Mich wundert außerdem, dass Deine Abkehr nicht dazu führt, Dich aus solchen Themen rauszuhalten.


    Aber andererseits als Hecht im Karpfenteich sorgst Du eben auch für eine lebendige Diskussion. Eigentlich wieder ein Grund, dankbar zu sein.


    :)

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)