Buddhismus und Homosexualität und Transsexualität

  • So war für mich die Vorstellung, dass es sich bei den Gedanken, die ich aus Gewohnheit als "meine" Gedanken bezeichnete, (ebenso wie bei der Bewegung einer Wasseroberfläche im Wind) um die Ergebnisse von Ursache-Wirkung-Verbindungen handelt, die nicht meine sind, nicht mir gehören und die ich nicht bin.

    Hm, naja, und inwiefern trägst Du dann (als bloße Benennung) Verantwortung dafür?

  • Nebenbei: Es ist schon lustig – wenn hier nicht Buddhaland draufstehen würde, würde ich eher annehmen, mich in einem Forum der Giordano-Bruno-Stiftung zu befinden (auch interessant). Es gab Zeiten, da gehörte ich mit meiner Sicht auf den Buddhismus zu den angefeindeten Häretikern, heute bin ich, obwohl sich meine Sicht nicht groß verändert hat, zu einem angefeindeten fundamentalistischen Traditionalisten geworden.

    wolln wir mal sehen ;)

  • Mit den Posts von Hendrik , lubob und explorer19 ist meiner Meinung nach aus buddhistischer Sicht alles gesagt. Ich schlage vor, den Faden zu schließen.

    Nicht so eilig.... ;)

    Die nachfolgenden Beiträge sind m.E. sehr interessant und bedenkenswert.


    (Wer entscheidet eigentlich, wann ein Thread geschlossen wird?

    Moderatoren, der Threaderöffner - oder ist es eine Mehrheitsentscheidung der teilnehmenden User?)

    Warum sollte dann also ausgerechnet die Tatsache, homosexuell zu sein, aus diesem Ursache-Wirkung-Kontext herausgenommen sein?

    Eine berechtigte Frage...

    Problematisch wird es doch erst, wenn behauptet wird, es sei auf "schlechtes Karma" zurückzuführen, wenn jemand homosexuell ist, weil damit impliziert wird, es sei etwas Schlechtes oder eine Strafe für vergangene Vergehen. Dabei ist dann aber doch eher die Wertung problematisch.

    Ja, die (BE)WERTUNGEN sind m.E. auch der Faktor, der für die Betroffenen dann Leid erzeugend werden kann. Man ist so zur Welt gekommen und Andere beurteilen die eigene (geschlechtliche) Identität (negativ) - schlimm genug.

    Kommen dann noch religiöse Standpunkte hinzu (von Gott "gestraft", schlechtes Karma, etc.) ist die psychische Erkrankung fast schon vorprogrammiert...


    Bei Transpersonen sieht es etwas anders aus.

    Transmenschen leiden schon wesentlich früher (und auch o h n e Bewertungen Anderer), weil sie sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihr Körper - nach außen - repräsentiert, d.h. sie selbst bewerten einen wichtigen Teil von sich negativ, als nicht wirklich zu ihnen gehörig/passend...

    Das ist in meinen Augen eine schwere Erkrankung (genetisch bedingt), die behandelt werden kann, u.a. durch geschlechtsangleichende Operationen, Hormontherapien und - begleitend - Psychotherapie.


    Aber auch danach bleibt das Leben dieser Menschen schwierig und sie benötigen Unterstützung und Mitgefühl in unserer Gesellschaft, was "der Buddhismus" mit Sicherheit auch befürwortet (Metta und Mitgefühl!).


    Letztlich sind nach buddhistischer Vorstellung alle psychischen und physischen Eigenschaften karmische Wirkungen, und somit Grunddispositionen, auf Basis derer sich das Leben abspielt, mit unzähligen Entscheidungen, die heilsam oder unheilsam sein können. Eigentlich erübrigt sich so die Frage ohnehin, ob eine Eigenschaft die Wirkung positiven oder negativen Karmas bedeutet, weil jede Eigenschaft Basis für Befreiung oder weitere Verstrickung in Samsara sein kann – je nachdem, welchen Weg man einschlägt

    Es ging ja bei der Eingangsfrage darum, wie "der Buddhismus" diese Themen sieht, aber vielleicht sollte man bedenken, dass die verschiedenen Richtungen des Buddhismus dies eventuell unterschiedlich beantworten würden. (Zumindest weicht der säkulare Buddhismus von dieser Vorstellung wohl ab..?)



    Das Leben von Transmenschen ist unglaublich schwer und die Entscheidungsfreiheit durch viele Handicaps eingeschränkt, sodass bestimmte Wege von vornherein ausscheiden.

    Während es im Christentum sehr stark den Unterschied zwischen guter (gottgewollter) und nicht-gottgewollter Sexualität gibt, gibt es diese Differenz im Buddhismus nicht. Alle Sexualität wird erstmal als potenzielle Quelle von Anhaftung gesehen.

    Also am besten asexuell leben?

    Wenn sich hier keiner outet, also als nicht Heterosexuell, erkennbar ist, mach ich hier nicht mit.

    :lol:

    Wenn man deiner Logik folgen würde, dass man alles, worüber man spricht, SELBST schon an sich erlebt, erfahren haben "müsste", wäre es sehr still in den Foren..... :?

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Ich persönlich glaube nicht, daran das das Leid in diesem Leben, davon abhängt nur weil man „böse“ Dinge bzw. anderen Leid angetan hat in einem alten Leben.

    Und selbst Menschen die „gut“ waren und sich versuchten selbst zuverwirklichen können sehr viel Leiden, besondern in dieser Zeit.


    Ein grobes Beispiel viele von den buddhistischen Meister in Tibet wurden, Jahrzehnte gefoltert…

    Natürlich hatte alles was mit Karma zutun.

    Aber durch die Besetzung der Chinesen haben sich sehr viel unterschiedliche Interessen usw. „vermischt“.


    Und die Welt hat sich komplett, verändert in den letzten paar Jahrzehnten. Viel globaler, ein sehr schneller Veränderung durch Technologie in fast allen Lebensabschnitten…

    Viele neue Interessen tauchen auf, neue Ängste, alte verlieren ihre Macht, neue bekommen Macht usw…


    Ich glaube das man auch mit „gutem“ „Karma“ in diesem vermischten neuen Wirrwarr was abbekommen kann, was viel Leid bringen kann

    • Offizieller Beitrag

    Nicht so eilig.... ;)

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    (Wer entscheidet eigentlich, wann ein Thread geschlossen wird?

    Moderatoren, der Threaderöffner - oder ist es eine Mehrheitsentscheidung der teilnehmenden User?)


    Moderation

    Im Anfängerbeteuch sollte es so, sein dass die Antworten sich auf die Ausgangsfrage beziehen und es der Threadersteller ist, der entscheidet, ob seine Frage ausreichend beantwortet ist.


    Das Ziel dieser Regelung ist dass es nicht zu technischen Diskussionen kommt, wo der fragende Anfänger angehängt wird.


    Dir das so funktioniert, wäre es gut, möglichst nicht vom Thema abzuschweifen. Auch nicht als Threadersteller.

  • Auch nicht als Threadersteller.

    Haha :D ich versuche es. Ich wünschte ich könnte besser erklären was ich meine….


    Ich meine, dass solche Dinge wie Transsexualität… nicht was mit einem „schlechten“ Karma zutun hat. Die einfache Definition von schlecht „man hat z. B. Frauen schlecht behandelt und als „Strafe“ ist man transsexuell, oder sowas….


    Sondern, dass da viel mehr involviert ist und diese Transsexualitätssache, könnte durchaus damit was zutun haben, das die Weiblichkeit mehr Einfluss nimmt und dieses John Wayne Verhalten ausstirbt. Und viel mehr daran hängt, und diese „Vermischung“ der Welt.


    Manche Menschen leiden obwohl Sie überhaupt nichts Böses getan haben in alten Leben, sondern in diese ganzen neuen Konflikte, Interessen, Ängste usw. darein geraten sind.


    Und das ist ein Beispiel…

  • Homo- oder Transsexualität sind genetisch angelegt.

    Das halte ich für ein Gerücht. Man kann zwar strukturelle Unterschiede zwischen unterschiedlich geschlechtlichen und sexuell orientierten Menschen im Hirn sehen, ein Gen wurde bisher aber nicht gefunden - zum Glück!

    Darum kann niemand beeinflussen, wen wir lieben – quarks.de
    Ob wir Frauen oder Männer lieben (oder beide), soll und kann auch niemand beeinflussen – unsere sexuelle Orientierung scheint angeboren.
    www.quarks.de


    Ansonsten gibt es z.B Kodo Nishimura welcher als Mönche der Jodo Shu offen Queer ist.

    Der einzige buddhistische Mönch, der High Heels trägt
    Kodo Nishimura, geboren 1989, ist in einem Kloster in Tokio ebenso zuhause wie auf den Laufstegen dieser Welt. Jetzt hat der Mönch und Make-up-Artist seine…
    www.queer.de

    _()_

  • Wenn ich mich recht an das Buch von Kodo Nishimura erinnere, hat der Mensch von seinem Vater (bzw seinen Eltern) viel Unterstützung bekommen und die Worte, er möge das tun, was ihn glücklich macht. Der Vater leitet glaube ich einen Tempel.

    (Man sehe mir bitte den möglicherweise falschen Pronomengebrauch nach oder korrigiere, ich hab nicht mehr auf dem Schirm was gewünscht wird.)

    2 Mal editiert, zuletzt von Gurkenhut ()

  • Nishimura erinnere, hat der Mensch von seinem Vater (bzw seinen Eltern) viel Unterstützung bekommen und die Worte, er möge das tun, was ihn glücklich macht.


    Dann hat „er“ sehr viel Glück gehabt.

    Im traditionellen Japan und das von Eltern die aus einer anderen Generation stammen. Die müssen sehr weise sein.


    Ich hoffe das viele so „weise“ alte Herren, hier auch irgendwann mal weise werden.

  • Das halte ich für ein Gerücht. Man kann zwar strukturelle Unterschiede zwischen unterschiedlich geschlechtlichen und sexuell orientierten Menschen im Hirn sehen, ein Gen wurde bisher aber nicht gefunden - zum Glück!

    Es gibt auch kein (einzelnes) Gen für Körpergröße oder mathematische Begabung, trotzdem könnte man nicht bestreiten, das wäre nicht auch genetisch "angelegt".

  • Es gibt auch kein (einzelnes) Gen für Körpergröße oder mathematische Begabung, trotzdem könnte man nicht bestreiten, das wäre nicht auch genetisch "angelegt".

    Karma bedingt auch die Genetik, aber darum gehts wohl nicht. :D


    Natürlich spielt Genetik da mit. Genetik kann die Weichen stellen, wenn dann noch andere Faktoren dazu kommen etc.

    Aber das ist alles noch sehr unerforscht. Aber man arbeitet ja heute mit Hochdruck daran, welche Genkombinationen was verursachen.

    (das führt irgendwann zu einem anderen Problem, bei dem ich mit Hochdruck hoffe, dass Weisheit zuerst blüht, als gentechnisches rumspielen…)


    Ich hoffe das irgendwann mehr Forschung in Toleranz, Leid Vermeidung und das Menschen glücklich sind betrieben wird, aber dafür muss es wohl erstmal einen „profitablen“ Sinn dafür geben

  • Karma

    Pāli: kamma, wörtl. 'Wirken, Tat',


    in körperlichen Taten (kāya-kamma),

    in Worten (vacī-kamma) oder

    in Gedanken (mano-kamma).


    Alle diese Taten wirken sich auf die DNA aus, auf die halbe DNA, die vererbt wird, ansonsten wäre kein Vererben von instinktivem Handelns möglich.

    ↓ ↓ ↓

  • Mmh, die Diskussion hatte ich schonmal :?


    Man ist alles, der Körper(Genetik), Geist, was man denkt, tut und sagt…

    Der Körper ist auch der Geist…


    Es ist eine abgetrennte Illusion, aber man ist zugleich die Eizelle und das Spermium usw.

  • Wenn du genau hinsiehst, kannst du dich mit nichts von den Werten identifizieren, alles Wind in den Zweigen.

  • Das halte ich für ein Gerücht. Man kann zwar strukturelle Unterschiede zwischen unterschiedlich geschlechtlichen und sexuell orientierten Menschen im Hirn sehen, ein Gen wurde bisher aber nicht gefunden - zum Glück!

    Es gibt auch kein (einzelnes) Gen für Körpergröße oder mathematische Begabung, trotzdem könnte man nicht bestreiten, das wäre nicht auch genetisch "angelegt".

    Man kann die Rolle von "Genen" bestimmen wenn man sich Leute mit den gleichen Genen anschaut - also eineige Zwillinge.


    In einer Studie ( allerdings mit nur 38 Paaren) war es so dass sie in ungefähr zwei Drittel der Fälle die gleiche sexuelle Orientierung hatten.

  • meiner „Meinung“ nach wandert die „Seele“ nicht sondern man ist alles, was man sagt und tut denkt, der Körper und Geist und das was man nicht wahrnimmt.


    Stirbt man, stirbt das „feste“ und damit auch die verursachten anhängenden Vorstellung, wie die Wahrnehmung und gespeicherten Vorstellungen so wie die Welt und man selber ist zu einem sehr großen Teil, manche verstehen sogar dass sie alles bzw in allem sind.


    Und irgendwann fängt man sich selber wieder aus dem Zustand wo man alles/in allem ist ohne „feste“ Form.

    Wieder Form zubekommen, der Sex seiner Eltern die zu deiner Zeugung fügen mit dem Spermium und die Eizelle die befruchtet wird, alles bist Du

    Und es wird dann wieder fester und fester bis man wieder ein „abgetrennter“ Mensch ist.


    Es ist zwar alles eine Illusion, aber in der Wahrnehmung der Welt, wird man dann wieder fester und fester.


    Man ist der Körper, Geist, Genetik und so weiter, man fängt nur an wieder Form zu beginnen.


    Ich weiß nicht ob ich es besser erklären kann

  • Man kann die Rolle von "Genen" bestimmen wenn man sich Leute mit den gleichen Genen anschaut - also eineige Zwillinge.


    In einer Studie ( allerdings mit nur 38 Paaren) war es so dass sie in ungefähr zwei Drittel der Fälle die gleiche sexuelle Orientierung hatten.

    Das Gene eine Rolle spielen will ich auch gar nicht abstreiten. Dazu ist auch im von mir verlinkten Quark FAQ etwas geschrieben. Der Knackpunkt dabei ist allerdings, aus meiner Sicht, dass Sexualität und Sexuelle Orientierung ein auf Ebene des menschlichen Miteinanders, viel komplexeres Thema ist. Sexualität und Sexuelle Orientierung wird von vielen Faktoren beeinflusst. Darunter sind natürlich die Gene, aber insbesondere auch die Kultur, Sozialisation oder eben mögliche Traumata. Es gibt viel Forschungsarbeit rund um das Thema Transsexualität, welche sich damit befassen woran man von innen kommende Transsexualität von induzierter Transsexualität zu unterscheiden - ohne, dass das eine oder andere davon schlecht wäre.


    Aber weil gerade eben auch das Miteinander eine sehr große Rolle spielt und hier auch das Dharma ansetzt ist es so wichtig bei diesem Thema nicht nur von Genen zu sprechen. Würde die Größe eines Menschen davon abhängen, ob jemand mal eine traumatische Erfahrung gemacht hat oder nicht, würde ich selbiges für die Körpergröße sagen.

    _()_

  • Man ist alles, der Körper(Genetik), Geist, was man denkt, tut und sagt…

    Der Körper ist auch der Geist…


    Es ist eine abgetrennte Illusion, aber man ist zugleich die Eizelle und das Spermium usw.

    Offenbar kann man es nicht häufig genug wiederholen.

    Es heißt "Namarupa" - da ist der "Körper" nicht "Geist", auch nicht "auch", vielmehr ist es eine nicht zu trennende Einheit. Diese bedingt nun Sinnesbewusstsein, wie Sinnesbewusstsein "Namarupa" bedingt (D15)

  • Stirbt man, stirbt das „feste“ und damit auch die verursachten anhängenden Vorstellung, wie die Wahrnehmung und gespeicherten Vorstellungen so wie die Welt und man selber ist zu einem sehr großen Teil ...


    nicht zu einem "sehr großem Teil", sondern vollständig. Es bleibt dabei nix zurück. (M43)

  • Es gibt keine 100% Frau oder 100% Mann. Jeder hat zum Teil oder größeren Teil beides in sich.


    Es ist auch so wenn Männer, einen genetischen Rezeptordefekt haben, bei dem Testosteron nicht andocken kann, werden es äußerlich Frauen was manchmal erst Jahrzehnte später herausgefunden wird. Der Urtyp ist also ein weiblicher Körper.


    Es ist eher ein Spektrum und nicht schwarz-weiß man oder Frau.


    Ich glaube das manche Menschen sich einfach keinen Kopf darum machen ob in welchem Körper sie sind…

    Obwohl sie vll eher in dem einen oder Geschlecht zugehören.


    Manche wissen direkt was sie sind. Andere lernen erst später sich selbst und ihre „andere“ Seite kennen usw.


    Es ist eher einer Spektrum und nicht entweder oder

  • nicht zu einem "sehr großem Teil", sondern vollständig. Es bleibt dabei nix zurück. (M43)

    Ich hoffe doch sehr, dann würde jeder irgendwann mal „tiefere Einsicht“ erfahren, so wie es wirklich ist.


    Nur zu blöd, dass man sich im nächsten Leben nicht daran erinnert, dann wäre die Welt vll schon lange friedlich

  • Es heißt "Namarupa" - da ist der "Körper" nicht "Geist", auch nicht "auch", vielmehr ist es eine nicht zu trennende Einheit. Diese bedingt nun Sinnesbewusstsein, wie Sinnesbewusstsein "Namarupa" bedingt (D15)

    Könnte man auch praktischer sagen, es ist „auch“ nur der Körper schafft die Wahrnehmung, die uns alles „falsch“ erfahren lässt?

  • Es wurde sehr viel geschrieben, aber vielleicht kann ich ein paar Aspekte hinzufügen.

    Wie geht der Buddhismus mit Homosexualität und Transsexualität um?

    Zuerst muss man sagen, dass in praktisch allen monastischen Traditionen queere Menschen ausgeschlossen wurden. Klar, es gibt immer Einzelfallentscheidungen und queere Menschen haben sich davon auch nicht abhalten zu lassen. Aber die Konsequenz, dass die Sichtweise und Erfahrungen queerer Menschen nicht einflossen. Was für Konsequenzen hat das?

    • Kommentatoren (Tsongkhapa, Vasubandhu, Buddhaghosa...) definierten jede Form von Abweichung gegen sexuelle und geschlechtliche Normen als Verstoß gegen das 3. Sila.
    • In den asiatischen Ländern hat Buddhismus die Funktion der Seelsorge. Das heißt, dass Laien mit allen Nöten und Sorgen zu Monastics kommen. Was soll denn nun ein Mönch oder eine Nonne der Mutter eines schwulen Sohns oder einem Transmann für Ratschläge geben? Woher soll die Kompetenz in solchen Dingen kommen? Wenn die Monastics streng nach der Doktrin antworten würden, dann würden sie sich diskriminierend äußern.
    • Es gibt für queere Buddhist:innen auch keine "Vorbilder", wenn man mal von einigen wenigen queeren Monastics wie z.B. Ven. Kodo Nishimura (Jodo Shu) absieht. Ich finde seine Sichtweise aber extrem wichtig.

    Sprich: Erst seit einiger Zeit (und wahrscheinlich durch gesellschaftliche Diskussionen) beschäftigen sich Buddhist:innen mit dem Thema sexuelle und geschlechtliche Minderheiten:

    • In Taiwan, dem ersten Land Asiens, das die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubte, hat Ven. Shih Chao-hwei zwei Frauen gesegnet. Sie gilt deswegen aber als "radikal", der buddhistische Mainstream hat sich aus der gesellschaftlichen Diskussion um die Öffnung der Ehe rausgehalten.
    • Mal ein drastisches Beispiel: Ven. Akāliko Bhikkhu bekommt Todesdrohungen, da er sich für queere Menschen einsetzt. Er lässt sich davon aber nicht abschrecken.
    • Westliche Gesellschaften sind nicht so konservativ wie asiatische - und so ist der Buddhismus auch inklusiver. Und es gibt auch Retreats und Bücher speziell für queere Buddhist:innen.
    • Ein schönes Beispiel ist der Shin-Buddhismus - besonders im Westen. Shin-Buddhist:innen haben seit dem 2. Weltkrieg in Nordamerika ihre Tempel für Hochzeiten queerer Menschen geöffnet, auch wenn die Menschen gar nicht Mitglied der Gemeinde waren. Aber das ist die Doktrin der Jodo Shinshu (und auch der Jodo Shu): Buddha Amida hilft allen, die sich ernsthaft an ihn wenden - also wird niemand abgewiesen.

    Was will ich damit sagen? Buddhismus ist immer ein Spiegel der Gesellschaft.

    SpektrumRot:

    Ich würde lieber wissen, was die buddhistische Erklärung ist woher sowas kommt?

    Ich könnte sehr viele Erklärungsansätze zitieren, aber ich beschränke mich auf drei:

    • Seung Sahn sagte einmal, Homosexualität würde daher kommen, dass zwei heterosexuelle Menschen eine starke (karmische) Bindung haben und einer im einem anderen Körper wiedergeboren wurde und ihre Beziehung fortsetzen.
    • Im tibetischen Buddhismus gibt es eine Passage, die besagt, dass Menschen, die an eine Tempelwand pinkeln, als Homosexuelle wiedergeboren werden.
    • Die modernen Reformer des Theravada haben sich in den 70er und 80er Jahren sehr auf das Abidhamma bezogen inkl. Kommentaren, die jede Form von Abweichungen mit "schlechten Karma" erklären. Das muss man auch vor dem historischen Situation (AIDS Krise) sehen: Im Westen wuchs zu der Zeit auch die Diskriminierung schwuler Männer.

    Laut Vinaya wurde der Buddha mit Mönchen und Nonnen konfrontiert, die wir heute transgender nennen würden. Er hörte ihnen zu, urteilte nicht, hielt keinen Vortrag über Anatta, sondern entschied einfach, dass sie in die Sangha des Geschlechts wechseln können, dem sie sich zugehörig sehen. Übrigens: Deswegen können tibetische Monastics laut Vinaya bis zu 3x das Geschlecht wechseln.


    Ich finde das, was der Buddha gemacht hat, am Besten. Ich überlasse es den Wissenschaften, Sexualität und Geschlechtlichkeit zu erklären - und frage mich eher, was ich tun kann, um Leid zu minimieren.


    _()_

    „Den Dingen geht der Geist voran; der Geist entscheidet:
    Kommt aus getrübtem Geist dein Wort und dein Betragen.
    So folgt dir Unheil, wie dem Zugtier folgt der Wagen.“

    Einmal editiert, zuletzt von Dharma Buddy ()