Ich mag Menschen nicht / Der Weg zu Mitgefühl

  • Guten Morgen,


    ich bin neu hier und würde mich daher gerne kurz vorstellen.


    Wie ich zum Buddhismus kam:

    Bin vom Baujahr 86 und als junge Dame habe ich so einiges esoterisches ausprobiert und kam auch mit dem Buddhismus in Berührung. So glaubte ich z.B. an die Reinkarnation oder an das Karma. Tiefer ging es aber nie. Erst seit kurzem. Mein Mann drängte mich, Lektüre von Ajahn Brahm zu lesen und es hat mich tatsächlich tief berührt. Und so habe ich mich entschlossen, den Weg zu gehen.


    Mein Leid:

    Es ist leider so, dass ich ein traumatisierter Mensch bin. Ich bin mit Gewalt in Familie und Schule aufgewachsen und habe kaum bis keine Liebe erfahren. Daher habe ich eine Abneigung gegen die Menschen entwickelt. Ich betrachte sie als eine Art Virus, der die Mutter Erde befallen hat. Es mag Ausnahmen geben. Die Ausnahme bestätigt die Regel.


    Mein Aha-Erlebnis?

    Als ich gestern meine erste Vipassana Meditation durchführte, hatte ich sofort dieses Bild eines blauen Wesens vor Augen. Gefangen in diesem Körper. Also eigentlich war es mehr eine Energie. Es hatte die Form einer Kugel und dann wieder eher ein Schleier. Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht oder bin ich jetzt endgültig verrückt? :eek:



    Meine Gedanken dazu:

    Ich habe dann später in dem Forum hier gelesen und stieß auf die Themen, in denen die Worte Erleuchtung und Illusion besprochen wurden. Ich habe mich schlafen gelegt und bin dann mitten in der Nacht mit dem Gedanken aufgewacht, ob vielleicht dieses "Wesen" damit gemeint war?


    Das wiederum brachte mich auf den Gedanken, dass ich Mitgefühl üben kann, indem ich erkenne, dass der "Mensch" und das "wahre Wesen" nicht zwingend identisch sind. Und die Energien, verteilt in all den Körpern, stammen von einer Ursprungsenergie ab.


    Mir kommen gerade ganz viele Gedankenblitze. Gott ist in uns allen. Wir sind die Kinder Gottes. Die Energie. Manchmal auch als Seele betitelt. Es ist ein Teil eines großen Ganzen. Lucifer, das gefallene Licht, steht er für den "Menschen"? Also eigentlich der Mensch, der nicht im Einklang mit der Energie ist?


    Wir sollen Geist (Energie) und Körper (Mensch) in Einklang bringen. Die Energie ist bei vielen zerstreut, vielleicht ganz kümmerlich nur noch vorhanden. Sie sind dann nur noch Mensch. Der Körper, der von seinen Urinstinkten gesteuert wird. Manchmal hat man einen kurzen Zugang dazu, wenn man zum Beispiel von der Muße geküßt wurde. Oder wenn man bei einer Tätigkeit in den "Flow" gerät.


    Lösung?

    Ich muss meine eigene Energie entdecken, um zu verinnerlichen, dass wir alle aus ihr bestehen und wir alle eins sind. Und so kann ich Mitgefühl lernen. Denn die Mehrheit ist gefangen im Menschsein. Ich weiß nicht, ob es ausreicht, Metta zu meditieren. Noch nicht. Weil die Abneigung und das Misstrauen sehr tief sitzen. :? Ich hab es versucht und es war halt sehr nichtssagend.






    Tut mir leid.. ich hoffe man kann meinen Gedankengängen folgen. Bin ich dem ganzen auf der Spur oder gehe ich hier den Holzweg? :nosee: :grinsen:




    Liebe Grüße

    Ferunchen

  • void

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Herzlich willkommen, Ferunchen!

    Ich weiß nicht, ob es ausreicht, Metta zu meditieren. Noch nicht. Weil die Abneigung und das Misstrauen sehr tief sitzen.

    Das ist ja kein Wunder, wenn Du traumatisiert bist. Aus eigener Erfahrung empfehle ich buddhistische Praxis *und* Therapie. Heute muss niemand sein ganzes Leben von einem Trauma beherrschen lassen ("Niemand" ist natürlich übertrieben, aber aus meiner Erfahrung kenne ich wenige Leute, die nicht wenigstens gute Fortschritte erzielt haben).


    Was IMHO auch helfen könnte, ist, wenn Du mehr über die Lehre Buddhas und, in Deinem Fall, die Vipassanapraxis lernen würdest. Ideen und Phantasien über Energie, Lichter, usw. sind in der Regel nicht nötig. Oft sogar eher behindernd.


    Übrigens ist ein zentraler Punkt der Metta-Praxis, da anzufangen, wo es wirklich einfach ist. Bei Dir selbst, oder bei Katzenbabies, oder, wie ich mal von einem Lehrer gelesen habe, "jeder liebt irgend etwas, und wenn es Burritos sind".


    Liebe Grüße und erfolgreiches schaffen!

    Aravind.

  • Danke für die Antwort :)


    Ich weiß nicht so richtig, wie ich die Zuneigung zur Natur und den Tieren auf den Menschen übertragen soll, nur weil ich über niedliche Katzenbabys meditiere :? Es ändert nichts an der Überzeugung, dass der Mensch ein zerstörerisches Wesen ist, das Mutter Erde und allem von ihr gegebenen schadet. Habgierig und egostisch, im Grunde eben die Verkörperung des biblischen Teufels.:?Und damit verbunden der Ekel vor mir selbst, weil ich dazu gehöre, von hier weg möchte und nie wieder zurückkehren möchte. Ich kann lieben und ich kann Mitgefühl zeigen, aber eben nicht gegenüber dem Menschen. Nicht von Herzen kommend. Wie könnt ihr da keinen Hass empfinden? Bei all den Kriegen und der Ausbeutung von allem Leben?


    Schade, dass es nur Fantasie war. Die Vorstellung hat mir gefallen. :( Irgendwie niederschmetternd. Aber ich gebe nicht auf und meditiere einfach brav weiter.

  • Ich weiß nicht so richtig, wie ich die Zuneigung zur Natur und den Tieren auf den Menschen übertragen soll

    Der Mensch ist nur ein weiteres Tier. Unsere DNA stimmt mit der von Schweinen zu 95-98% überein. Tiere zerstören ebenfalls unsere Ökosysteme.



    So anders sind wir nicht. Die Ablehnung des Menschen entspringt im Grunde ebenfalls einer Sonderbetrachtung des Menschen, die ihn aus dem Tierreich hervorhebt. Wie alle anderen Tiere sind wir eingebettet in ein Netz von Umständen, die unser Handeln beeinflussen.

  • Ich kann lieben und ich kann Mitgefühl zeigen, aber eben nicht gegenüber dem Menschen. Nicht von Herzen kommend. Wie könnt ihr da keinen Hass empfinden? Bei all den Kriegen und der Ausbeutung von allem Leben?

    Du bist da sehr auf Negatives fokussiert, es gibt aber mindestens so viel Güte und Liebe und Positives. Du pauschalierst und machst aus der Menscheit einen einzigen Klumpen Scheiße. Du bist doch auch ein Mensch und auch dein Mann. Ich schätze mal, wenigstens den liebst du. Du hast sicher auch sonstige Familie und Freundinnen usw. Warum fängst du nicht erstmal damit an, diesen Menschen Metta und gute Gedanken zu schenken und zu vertrauen. Es ist keinem geholfen und auch dir nicht dienlich, wenn du die Menschheit verabscheust, denn damit strahlst ja auch du was aus und verhältst dich entsprechend und bringst damit auch Negatives in die Welt. Es liegt allein an dir, was du aus diesem Planeten machst, so blöd das auch klingt. Aber mehr kannst du nicht tun, als bei dir anzufangen und bei deinem persönlichen Umfeld. Und dann geht das weiter irgendwann. Du empfindest sicher auch jetzt schon Mitgefühl für die Opfer von Konflikten, für die Leidenden dieser Welt, wenn du mit entsprechenden Fernsehbildern konfrontiert wirst.

  • Und damit verbunden der Ekel vor mir selbst, weil ich dazu gehöre, von hier weg möchte und nie wieder zurückkehren möchte. Ich kann lieben und ich kann Mitgefühl zeigen, aber eben nicht gegenüber dem Menschen. Nicht von Herzen kommend. Wie könnt ihr da keinen Hass empfinden? Bei all den Kriegen und der Ausbeutung von allem Leben?

    Hallo Ferunchen,


    Die Metta Meditation, wie ich sie verstanden habe, fängt ja mit Dir selbst an. Du entwickelst dabei für Dich Metta, wenn das Dir nicht gelingt, übst Du so lange, bis es klappt. Frag am besten Deinen Lehrer.

    Danach übst Du Metta für Menschen, denen Du zugeneigt bist, sei es auch nur der Weihnachtsmann, Mr. Monk oder Deinen Lehrer. Wenn das einigermassen hin haut, übst Du Metta für neutrale Menschen, da könntest Du alle einschliessen, die andere Menschen nicht mögen, so wie Du.

    Und wenn das nach mehrmaligem Üben funktioniert, schickst Du Metta an alle Menschen die Du nicht magst. Da hast Du ein weites Feld. Wichtig ist es einfach weiter zu üben. Das kommst nicht von heute auf morgen. Bleib dran!


    Ich wünsche Dir alles Gute und Metta! Nanu

    :)

  • Ich kann deinen Blick auf die Menschheit gut nachvollziehen, denn ich hatte diesen eine Zeit lang selbst.

    Geholfen hat der realistische, nüchterne & mitfühlende Blick des Buddhas auf das Dasein.

    & das Verstehen von dem was als Samsara bezeichnet wird.


    Dem Buddha nach sind alle Menschen mit 3 guten Eigenschaften, sowie mit 3 schlechten Eigenschaften geboren:


    Zitat

    Drei Wurzeln des Bösen, die zugleich die tiefsten Ursachen allen Leidens sind, hat der Buddha genannt:

    Gier, Haß und Verblendung (oder Nichtwissen).

    Diese drei Begriffe umfassen die ganze Skala der jeweiligen Eigenschaften in ihren Graden von geringerer oder größerer Heftigkeit: von schwacher Neigung oder flüchtiger Aufwallung bis zu den gröbsten Ausdrucksformen in Tat und Wort.

    Auch für das Gute gibt es drei Wurzeln:

    • Gierlosigkeit (Selbstlosigkeit, Freigebigkeit, freiwilliger Verzicht)
    • Haßlosigkeit (Freundlichkeit, Güte, Mitgefühl)
    • Unverblendung (Wissen, Weisheit)

    https://www.palikanon.com/buddhbib/11wurzeln/wuzeln03.html


    Das Grauen was die Menschen anrichten hat letztendlich immer Unwissenheit als Ursache.

    Vielleicht kannst du es jetzt noch nicht, aber je mehr du dies verstehst, umso mehr Mitgefühl kannst du mit allen Wesen entwickeln - ganz gleich was sie tun.


    Also ja: Es gibt eine Menge Leid auf der Welt, welches durch die Menschen noch vermehrt wird. Das ist eine Eigenschaft vom Dasein in Samsara und daran wird sich auch nie etwas ändern.


    Wäre alles fein an diesem Dasein, hätts nie einen Buddha gegeben - Das Leid hat alle Buddhas auf den Weg gebracht.


    Wie schon geschrieben wurde, geht es nicht darum eine utopische Traumwelt anzustreben - sondern das eigene Herz zu läutern und damit im eigenen Dunstkreis heilsames zu bewirken.


    In Buddhas Lehre geht es darum Samsara zu verlassen - nicht ums schöner wohnen in Samsara.

  • Auch von mir ein herzliches Willkommen liebe Ferunchen.


    Ich kann mich zum Teil in deiner Lebensgeschichte und in deiner Ansicht bezüglich Menschen ein wenig spiegeln. Was mir letztendlich Kraft gibt ist zum Einen der Umgang mit netten, verständnisvollen Menschen und zum Anderen das Wechselspiel aus Meditation in Stille und andererseits Achtsamkeit im täglichen Alltag.


    Viel Kraft und Lebensmut dir.


    _()_ :rad: :tee:

    "Setz dich, Freund und trink einen Tee."

  • Ich kann vermutlich wenig beitragen zu deiner eigentlichen Frage. Ich bin schon lange Buddhist, ich habe zwar nichts gegen Menschen, aber meine Erfahrungen mit ihnen sind nicht wirklich gut.


    Also hier hilft mir der Buddhismus im Sinne, dass ich sie doch irgendwie "mag"?


    Wo ich dir leider recht geben muss, ehrlich gesagt, glaube ich nicht dass die Mehrheit der Menschen gute Handlungen setzt. Das ist für mich ebenso ein Problem mit dem ich tagtäglich zu kämpfen habe, grad in der heutigen Zeit mehr noch als früher.


    Ich habe übrigens nicht, dass Problem, dass die Menschen den Kontakt zu mir suchen, worüber ich Jahre nachgedacht habe, aber einfach nicht ein Resultat fand, so ist es heute ein Akzeptieren, aber ganz ehrlich, sympathischer hat es mir die Menschen nicht gemacht. Weil ich es ja nicht verstehe, warum sie so sind, wie sie eben sind.


    Mir fehlt in der heutigen Gesellschaft stark die gegenseitige Hilfe und Solidarisierung und das man sich hilft. Das war in der Zeit, als die Menschen noch Sammler und Jäger waren anders, die Probleme fingen mit dem an, was man wohl Zivilisation nennt, wo sich dann Hierarchien und Besitz gebildet hat.


    Ich habe es vergessen entweder es war 5000 Jahre vor Christus oder 12000 Jahre vorher.


    Auf jeden Fall können Wissenschaftler belegen, dass das soziale Zusammenleben damals anders war und zwar deutlich friedfertiger um eben zu überleben. Heute ist die Gesellschaft von Narzissmus durchtränkt für mich.


    Jeder schaut nur noch auf sich, eine Vereinsamung schleicht sich mehr und mehr ein.


    Ich hatte früher sehr viele Bekanntschaften, heute Niemanden mehr, ich bestreite vehement, dass dies mit mir zu tun hat, bei Einigen vielleicht, aber pauschal lasse ich das so nicht stehen und um wieder auf den Buddhismus zu kommen, es ist der einzige Anker, denn ich habe um nicht zu verzweifeln, dramatischer kann ich es nicht ausdrücken, weil da ist schon eine gewaltige Enttäuschung da, weil ich ja versuche zu den Menschen zu kommen, aber sie haben kein Interesse, weisen mich ab und ich gebe zu das kränkt mich und das will ich nicht mehr.

  • Ich weiß nicht so richtig, wie ich die Zuneigung zur Natur und den Tieren auf den Menschen übertragen soll, nur weil ich über niedliche Katzenbabys meditiere

    Musst Du nicht wissen, weiß kein Mensch. Die Erfahrung zeigt, dass es mit der Zeit wirkt.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Ich weiß nicht so richtig, wie ich die Zuneigung zur Natur und den Tieren auf den Menschen übertragen soll, nur weil ich über niedliche Katzenbabys meditiere Es ändert nichts an der Überzeugung, dass der Mensch ein zerstörerisches Wesen ist, das Mutter Erde und allem von ihr gegebenen schadet. Habgierig und egostisch, im Grunde eben die Verkörperung des biblischen Teufels.

    Mir fällt auf, dass du neben deiner Abneigung gegen den Menschen eine große Idealisierung von "Mutter Natur" steht. Aber auch wenn die Natur schön ist, gibt es in ihr sehr viel Grauenhaften. Nehmen wir mal Murmeltiere die ja als sehr sympathisch gelten:


    Die Ökologen Christophe Bonenfant und Rébecca Garcia untersuchen diese Tiere in einer kleinen Forschungsstation nahe der französisch-italienischen Grenze. Ihre Beobachtungen zeigen ein brutales Bild: Die dominanten Paare zwingen ihre Artgenossen zur Sterilität und wenn ein untergeordnetes Tier sich fortpflanzen möchte, muss es entweder seine Familie verlassen und ein anderes dominantes Murmeltier herausfordern oder seine Eltern töten.


    Wenn ein Murmeltier ein neues Territorium gewinnt, tötet es laut Bonenfant als erstes alle Jungtiere des Jahres, um sich nicht um sie kümmern zu müssen. Dieser Machtkampf wird von den Forschern als „Game of Burrows“ (Spiel der Höhlen) bezeichnet - in Anlehnung an die mitunter sehr brutale Erfolgsserie „Game of Thrones“.

    Weder der Mensch oder das Murmeltier sind Ausnahme. Die Natur ist an vielen Stellen "Red in teeth and claw" - das Leben vieler anderen Tiere ist von Gier und Abneigung, Zerstörung und Ignoranz geprägt. Es gibt Heuschreckenschwärme und Schlupfwespen und ganz viel andere unangenehme Sachen. Und gerade die intelligenten Tiere haben ja oft sehr perfide Methoden. Krähen locken ganze Vogelschwärme gegen Hochhausfassaden, Orcas quälen Robben und Katzen Mäuse. Am Menschen ist einerseits besonders, dass er durch seine Kultur besonders viel Macht hat die er viel für Ausbeutung anderer Wesen einsetzt. Und zweitens gibt es die Erwartung der Mensch sei etwas besseres als der Rest der Natur - etwas rationaleres und mitfühlenderes. Und nur wenn er dann dieser eher unrealistischen Erwartung nicht gerecht wird und als 95 Prozent von Leidenschaften getrieben erweist, wird man enttäuscht und wütend.


    Aber der Buddhismus lenkt den Blick weg von dem Individuum hin auf die verhängnisvollen Kräfte von Gier und Hass. Die sind der eigentliche Feind. Und die im Wahn von Hier und Hass gefangenen Wesen - die Kätzchen die Mäuschen schlitzen - die Murmeltiere in ihrem "Game of Burrows" und die Menschen die für ihren Konsum Ökosysteme zerstören sind -Opfer und Täter in diesem Spiel.

  • Vielen Dank für die vielen Beiträge. Das hat geholfen. Ich habe mir den ganzen Tag den Kopf darüber zerbrochen. Es bedrückt mich sehr, mein Herz so verschlossen zu haben.


    Ja stimmt, objektiv betrachtet, habe ich das eine verteufelt und das andere idealisiert. Die Ursache liegt in der schlechten eigenen Erfahrung. Während die Menschen mir überwiegend böses wollten, fand ich Trost in unseren Haustieren. Das ist mir total entgangen. Und so hat sich dieses Bild eingeprägt und Dank TV Nachrichten etc. manifestiert.


    Ja und zur Metta Meditation habe ich mir noch ein weiteres Buch von Ajahn Brahm besorgt, indem es ausschließlich darum geht. Ich werde das nochmals unter der Anleitung durchführen. Ich glaube, ich habe es beim letzten Mal einfach nicht richtig praktiziert.


    Vielen Dank nochmal. Ich berichte die Tage, ob es fruchtet. :oops:

  • Die Ursache liegt in der schlechten eigenen Erfahrung. Während die Menschen mir überwiegend böses wollten, fand ich Trost in unseren Haustieren. Das ist mir total entgangen. Und so hat sich dieses Bild eingeprägt und Dank TV Nachrichten etc. manifestiert.

    Das ist ein wichtiger Schritt…

    Zu erkennen, dass das Leiden Ursachen hat.

    Früher habe ich gedacht, ich bin so oder so, später merkte ich, dass wie ich bin das Ergebnis von Ursachen ist und mich genau das mit allen anderen Lebewesen verbindet.

  • Ferunchen

    Hätte ich nicht sehr ähnliche Erfahrungen wie du gemacht und das doch eine lange Zeit schon meines Lebens, würde es nicht so sehen, aber ohne jetzt hier zu versuchen es subjektiv darzustellen, es ist und war so, die überwiegende Mehrzahl der Menschen, die ich persönlich kennenlernte waren dezidiert nicht gut zu mir oder lehnten mich in einer fast verletzenden Form ab. Dies hat sich in den letzten 2 Jahren massiv verstärkt!


    Ich habe lange über meinen Teil dabei nachgedacht, bin aber zum Schluss gekommen, dass dies nicht mit meinem Verhalten zu tun hat, sondern andere Gründe hat. Ich gehe sogar soweit, dass ich denke, es ist die Persönlichkeit dieser Menschen. Tragisch nur, dass sie nicht verstehen bzw. es ihnen auch egal ist, wie sehr sie einen anderen Menschen dadurch verletzten.


    Eine gewisse Form von Kränkung hat das ausgelöst und heute versuche ich bewusst Menschen aus dem Weg zu gehen, wo ich weitere Kränkungen bekomme, wobei ich sagen muss, das gelingt nicht immer, weil diese Kränkungen kommen oft sehr unerwartet. Man kann ja nicht alles voraus planen, wie jemand anderer reagiert.


    Ich kann nur sagen, ich bin wirklich über meinen Schatten gesprungen und habe mein Leben lang versucht gute Kontakte zu bekommen oder zu halten, aber ich bin Großteils auf Desinteresse oder gar Ablehnung gestoßen. Das hat schon etwas mit mir gemacht. Wobei ich jetzt langsam darauf anders reagiere und nicht mehr demütig mich hinstelle und die Schuld bei mir suche oder mich gar immer hinterfrage.


    Es ist nicht Auge um Auge, sondern ich gebe das zurück, was ich bekommen habe, dies bedeutet sollten diese Menschen, die mich tief verletzt haben, einmal etwas von mir brauchen, werde ich auch wenn das nicht buddhistisch ist, nicht erreichbar sein.


    Ich war oft in Not und man hat mich komplett ignoriert, auch Menschen, die sogar die Verpflichtung gehabt hätten mir zu helfen, aber ich habe mich darüber nicht aufgeregt sondern es zur Kenntnis genommen.


    Ich weiß nicht, ob ich es schon geschrieben habe, aber ein wichtiger Tipp ist, wenn man schlechte Erfahrungen macht oder Kränkungen, Hass erfährt, dass man dieses negative Gefühl nicht mit vielen Anderen teilt, weil je öfter man es erzählt desto konstanter lässt man den Ärger in sich weiter köcheln und das macht krank. Alles Gute für Dich. PS: Dass du mit Tieren bessere Erfahrungen gemacht hast, das kann ich zu 100% verstehen.

  • Tim99


    Das tut mir sehr leid, dass auch du solche Erfahrungen machen musstest und noch tust. Vielleicht täte es auch dir gut, dich was mehr auf Metta zu konzentrieren, um dieses Leid zu lösen?


    Ich sag mal so. Aus dem Weg gehen ist nur eine kurzfristige "Lösung". Es ist ja auch eigentlich nur ein Aufschieben der Sache selbst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das eigentlich Problem immer wiederkehrt. Selbst wenn ich flüchte, ja sogar die Länder wechsle...es erscheint immer wieder. In anderer Form, andere Umstände, aber das Kernthema bleibt das selbe. Und deswegen bin ich so dermaßen verbissen darauf, Mitgefühl zu erreichen. Denn sonst werde ich ewig auf der Flucht sein und selbst dann noch leiden, wenn ich mich im Kloster oder einsam als Einsiedler verstecken würde. Mein Endgegner wird es sein, Mitgefühl für meine Täter zu zeigen und sie komplett in mein Herz einzuschließen.


    Vielleicht solltest du das gleiche versuchen?



    Liebe Grüße

  • Mein Endgegner wird es sein, Mitgefühl für meine Täter zu zeigen und sie komplett in mein Herz einzuschließen.

    Hmm, große Aufgabe - aber es ist etwas, was z.B. Thich Nhat Hanh, der für mich ein/der respektierte "Lehrer" ist, als Hauptaufgabe in dieser Frage stellt. Karl Riedl, im Maitreya-Zentrum in Hohenau hat in einem Vortrag (downloadable) mal kurz darüber gesprochen - und wie schwer das ist... aber auch wie "alternativlos" es sein mag um die traumatische Prägung zu entschärfen, weiter zu entschärfen... und vielleicht irgendwann aus (s)einem Leben zu entlassen...



    Nicht ganz so weit, aber in der Wurzel so ähnlich, ist es mir einmal, in meiner Studentenzeit, gegangen.

    Meine große Liebe damals hatte einen weiteren "Interessenten" ;) und obwohl ich damals sicher war: "ich kenne keine Eifersucht" - und wie das darüberhinaus in den 70/80 gern als großes humanitäres Ziel am Horizont stand... stieg in mir elementare Angst, sogar auch Wut auf. Hinzu kam, daß der Betreffende in der "feindlichen" Studentengruppe aktiv war; unfaßbar!

    Ich war mal längere Zeit in Afrika und lernte Savanne und Wassermangel und Mitmenschenmangel kennen... Jedenfalls, nach dieser Zeit, hatte ich einen Traum, in dem ich in eine Wüste geraten war, kein Wasser, kein irgendwas. Über einer Düne am Horizont sah ich plötzlich meinen Konkurrenten - und entgegen allen Zornes, aller Wut usw. war ich *froh einen Menschen zu sehen*.

    Ich bin danach bewußt einmal in die Kneipe gegangen, in der dieser Knabe hinterm Tresen bediente und habe mich damit konfrontiert, mir bei ihm ein Bier zu bestellen. Es fühlte sich schräg an, aber es ging (und es war gut!)....


    Das war mir eine (für unseren Thread hier relevante) Lehre :) Heute, 30/40 Jahre später laufen wir uns manchmal beim Einkaufen über den Weg, und es gab auch Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen. War alles nicht mehr so hart, so signifikant - ok, er ist nicht so mein Typ (und zum Glück damals auch nicht wirklich der meiner damaligen Liebsten :erleichtert: ).


    Aber diese Lehre, die ich lange vor meiner Begegnung mit dem Buddhismus annehmen konnte (und freiwillig angenommen habe), habe ich ernsthaft in mein Inventar der buddhistischen Lehren übernommen... VIelleicht sagt dir das ja auch was _()_

    Einmal editiert, zuletzt von Helgo ()

  • Ferunchen

    Es fällt mir zunehmend schwer Mitgefühl aufzubauen, da ich mich schon sehr angegriffen fühle und das wie gesagt nicht von Wenigen sondern von Vielen oder Allen?


    Ich habe das lange aufrecht erhalten können, auch heute noch, aber nur noch in der Arbeit, weil da muss ich ja auskommen mit den Mitarbeitern.


    Im privaten Bereich bin ich müde mich demütigen zu lassen bzw. zu kränken, es sind für mich ALLE so, ich ziehe mich zurück und keine Ahnung, aber so lasse ich mit mir nicht umgehen. Ich bin generell sehr großzügig, aber das sehe ich mittlerweile als persönlichen Angriff auf mich.


    Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Menschen in anderen Ländern mir weit aus freundlicher entgegen kamen, ich war früher viel auf Reisen, da habe ich diesen Hass in der Form nicht erlebt, eher das Gegenteil. Wie es heute wäre, ich weiß es nicht.


    Irgendjemand hat über Thich Nhat Than geschrieben, er gehört für mich zu den interessantesten Persönlichkeiten des Buddhismus, ich mag und mochte ihn sehr. Er war ein toller Lehrer und ich habe einige Bücher von ihm gelesen, Vorträge. Sein Thema war vor allem die Achtsamkeit.

  • Aber diese Lehre, die ich lange vor meiner Begegnung mit dem Buddhismus annehmen konnte (und freiwillig angenommen habe), habe ich ernsthaft in mein Inventar der buddhistischen Lehren übernommen... VIelleicht sagt dir das ja auch was

    Absolut umwerfende Geschichte, erinnert mir die erste drei Versen von Dhammapada. Und auch ich denke darüber nach, dass es keinen Zu-fall gibt, der fällt auf uns zu, als unser "Herz-Geist" reif dafür ist. Respekt! :heart:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ferunchen

    Es fällt mir zunehmend schwer Mitgefühl aufzubauen, da ich mich schon sehr angegriffen fühle und das wie gesagt nicht von Wenigen sondern von Vielen oder Allen?

    Das tut mir ehrlich leid, Tim99, ich frage mich, in welchen Kreisen du dich bewegst? Ich bin in meiner Schulzeit auch mal Mobbing-Opfer gewesen, aber irgendwann haben sich die Beiteiligten über ihr Verhalten geschämt und wir waren alle in einem unreifen Alter. Es ist mir nie wieder passiert und ich komme im Grunde mit Menschen generell gut klar. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass Menschen gern helfen. Ich habe einen stabilen Freundeskreis und von uns würde keiner einen anderen mobben oder sonstwie belästigen wollen und außer mir ist keiner von denen Buddhist.

    Wie erklärst du dir, dass dir Menschen im Ausland anders begegnen? Und was ist mit deiner Familie?

    Ignoriere bitte meinen Beitrag, falls dir das zu persönlich ist.

  • Obladi Oblada

    Deinen Beitrag finde ich sehr empathisch, mit einer gewissen Tiefe.


    Ich habe das verstanden, dass mein "Leben" sich deutlich unterscheidet von den anderen Mitgliedern hier, weil so wie ich es verstanden habe, machen die Menschen hier eher sehr gegenteilige Erfahrung.


    Und was ich schon länger schreiben wollte ist, dass ich mich nicht als Opfer sehe, dass ich arm bin, das will ich gar nicht. Dem buddhistischen Gedankengut entspricht es, sich der Selbstverantwortung zu stellen und das versuche ich.

    Für mich findet eine enorme De-Solidarisierung der Gesellschaft grad statt, anstatt sich zu helfen und für einander da zu sein, spaltet sich die Gesellschaft zunehmend. Das sind nicht nur meine Gedanken, das ist was ich an Feedback von anderen bekomme, die das bestätigen.


    In den letzten Tagen und auch Monaten war ich wirklich traurig, weil ich merkte, mir sind so unglaublich viele Kontakte weggebrochen. Ich mag die Menschen, es ist eher umgekehrt, wobei sie ignorieren mich eher.


    Ich bin 55plus übrigens schon.


    Ich finde deinen Beitrag großartig, weil du mir eine ganz andere Welt zeigst, und ich wahrnehme diese deine Welt gibt es sehr wohl, es ist nicht überall so, wie ich es empfinde und das macht Hoffnung

    Einmal editiert, zuletzt von Tim99 ()

  • Tim99


    ich denke, ich verstehe, was du meinst. Die Menschen sind überwiegend empfindlicher geworden so scheint mir. Schon vor Corona merke man eine gewisse gereizte Stimmung, aber mir Corona und dann den nachfolgenden Kriegen, wurde es gefühlt schlimmer.

    Der Platz wurde nochmal enger, aufgrund Einwanderungen. Unzufriedenheit aufgrund der Lohnbezahlungen und steigenden Preisen, die Lage in vielen sozialen Bereichen spitzt sich zu. Die Menschen sind zunehmend unzufriedener und gestresster und die Ventile stehen alle offen. Irgendwo muss es ja raus.


    Ich habe zuvor noch nie gehört und auch selbst nie erlebt, dass Kinder angemault werden, wenn sie ganz normal wie alle anderen auch, nach Straßenverkehrsordnung auf der Straße fahren. Aber meiner Tochter und meiner Nichte ist das wirklich ganz oft schon passiert :eek: Sie hätten gefälligst auf dem Bürgersteig zu fahren....mit 11 Jahren. Die mussten sich dauernd rechtfertigen, dass sie ja nunmal die Fahrradprüfung bestanden haben und sich somit an die Regeln zu halten haben. Einmal hat sogar ein Busfahrer meine Nichte über den Lautsprecher beleidigt, weil sie seiner Meinung nach zu langsam fuhr. :eek:


    Ich sag mal so... es hilft nicht besonders, Mitgefühl zu entwickeln oder auszuüben, wenn man gefühlt alle paar Meter in der dunklen Dunstwolke anderer landet und diese abbekommt. Da kann man sich selbst noch so sehr sagen, Karma regelt und Feuer bekämpft man mit Wasser. Innerlich fängt das Wasser an zu kochen :nosee:

    Kennt ihr den Leitspruch "Wuuusaaaa" aus den 90ern noch? In letzter Zeit sagte ich das wirklich super oft zu mir :lol:




    Noch ein kleines Update zum Thema Metta:


    Ich hätte mich gestern fast mit meiner Schwägerin angelegt, weil ich das Gefühl hatte, ausgenutzt zu werden und weil sie sehr unverschämt war. Da sie mit ihren 5 Kindern gerade bei uns wohnt, ist ein Streit nicht besonders weise. Also habe ich stattdessen meditiert. Und ja, es hat geholfen. Ich konnte den Ärger weg atmen, ihr den Fauxpas verzeihen. Ich habe danach nicht mehr daran gedacht und konnte den Abend sorgenfrei verbringen.

    Ich habe mit der Vorstellung eines verwahrlosten Katzenbabys angefangen, das im Sterben lag, und das ich dann gerettet habe. Klingt dramatisch, hat aber geholfen :lol: Beim Einkauf gestern habe ich den Menschen nicht einmal wahrgenommen. Ich habe mich auf den Moment eingelassen und die Ruhe selbst bewahrt. Während mein Mann fast an die Decke ist, weil einige keine Rücksicht nahmen. :lol:



    Liebe Grüße

  • Es gibt auch sehr viele nette und freundliche Begegnungen mit Menschen. Manchmal ist man zu sehr nur auf das Negative fokussiert, daß man das Positive gar nicht mehr so wahrnimmt.

    Es hat auch manchmal, aus eigener Erfahrung weiß ich das, daß man es sich in seiner Opferrolle ganz gemütlich einrichten kann, denn dann sind ja alle anderen Schuld, und man selbst muß nicht bei sich schauen.

    Sorry, für die Direktheit, ich kann das bei Dir natürlich nicht beurteilen.

    Aber das ist meine Erfahrung. Ich habe mich nach und nach verändert, und somit hat sich auch das Außen in meiner Welt geändert.

  • Ich sag mal so... es hilft nicht besonders, Mitgefühl zu entwickeln oder auszuüben, wenn man gefühlt alle paar Meter in der dunklen Dunstwolke anderer landet und diese abbekommt.

    Doch, genau dafür ist die Übung von Metta da. Schon alleine deswegen, weil Du die anderen Menschen eh nicht verändern kannst.


    Und das, was Priya erwähnt, kommt noch oben drauf: Man wird gleichzeitig auch offener für die guten und schönen Teile des Lebens.


    Und nebenbei, Karma im Sinne des Buddha hat überhaupt nichts mit Rache oder "ausgleichender Gerechtigkeit" zu tun.


    Gutes gelingen!

    Aravind.

  • Es hat auch manchmal, aus eigener Erfahrung weiß ich das, daß man es sich in seiner Opferrolle ganz gemütlich einrichten kann, denn dann sind ja alle anderen Schuld, und man selbst muß nicht bei sich schauen.

    Ich verstehe das, möchte aber darauf hinweisen, äußerst vorsichtig mit solch einer Aussage zu sein. ;)


    Im Bezug darauf, dass man nur noch das Negative sieht, mag das stimmen. Gleichwohl kann es sein, dass der ein oder andere tatsächlich nicht einmal etwas dafür kann und so erzogen wurde. Er IST in dem Fall das Opfer.


    Um konkret zu werden.... Achtung, ab hier Triggerwarnung:








    Ich wurde 10 lange Jahre gemobbt inkl. physischer Gewalt. Angefangen mit 5 Jahren und es endete mit 15, als die Schule beendet war (Schweizer System, mit 15 ging man in die Lehre, also nicht wundern :erleichtert:). Währenddessen hatte ich eine lieblose Mutter, die selbst Kindesmisshandlungen erlebte in ihrer Familie, einen trockenen Alkoholiker als Vater, der ebenfalls als Kind von seinen Eltern misshandelt wurde und gleiches mit meiner Schwester und mir tat. Ich wurde dann während der Ausbildung gemobbt, auf der Arbeit sexuell belästigt, dann einen narzistischen Ehemann, inklusive sexuellem Missbrauch, meine Tochter geschüttelt und später missbraucht von diesem. Neuer Ehemann und auch dieser wurde von seinen Eltern schwer misshandelt.

    Trigger Ende.











    Ich BIN das Opfer und kann gar nicht anders, als das Negative zu sehen und hinter jeder Person etwas Böses zu vermuten. Das Problem bei der Sache ist nämlich, dass in all den 36 Jahren mein Mann und meine Kinder die einzigen Menschen waren und sind, die mir nichts böses angetan haben und mir das Gefühl gegeben haben, geliebt zu werden. Es ist nicht so, als fänd ich das toll, ein Opfer zu sein. Ich habe nie darum gebettelt, dass mir all diese schlimmen Dinge angetan wurden. Und ich habe mich auch ganz sicher nicht wie ein A-Punkt verhalten, so daß ich das verdient hätte. Ich habe einfach nur existiert. Ja, in diesem Fall sind tatsächlich die anderen Schuld. Ich kann tatsächlich nichts dafür. Und gerade für Traumaopfer ist genau DAS wichtig. Zu erkennen, dass man selbst nichts dafür kann und absolut keine Schuld trägt.


    Irgendwann kommt ein Opfer hoffentlich zu dem Punkt, sagen zu können, überlebt zu haben. Und das ist wirklich verdammt schwierig. Ich bin jetzt erst an dem Punkt angekommen, zu sagen, ich möchte nicht mehr das Opfer sein. Das ist mit verdammt viel Kraft verbunden. Und eben auch mit der Einsicht, dass man selbst nichts hätte anders tun können und dass die Vergangenheit für immer Vergangenheit bleibt. Und zu erkennen, dass unter 8 Milliarden nur etwa 50 Menschen mir etwas böses antaten. Es eben auch verinnerlichen. Das ist schwierig.


    Lange Rede kurzer Sinn: Ich finde solche Aussagen äußerst schwierig und kontraproduktiv. ;) Ich behaupte mal, dass Misanthropen überwiegend dazu gemacht wurden. Keiner wird dazu geboren. Folglich dürften die meisten darunter Opfer von Gewalt sein. Ich musste das hier an der Stelle einbringen, für den Fall, dass andere Gewaltopfer hier mitlesen. ;)



    Um zum Thema zurückkehren, "der Weg zu Mitgefühl" beginnt also damit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Also im Hier und Jetzt ankommen. Ich denke, die Vipassana Meditationen, aber auch die Praxis den ganzen Tag lang, hat mir hier ganz gut getan. Ich habe große Fortschritte gemacht und konnte hier meine Traumata niederschreiben, ohne zu weinen. Also mit einem gewissen Abstand. Als wäre das eine andere Person gewesen. Ich muss dazu sagen, ich denke, je öfter die Praxis, desto schneller das Ergebnis. Ich habe wirklich versucht nonstop achtsam in den Tag zu leben. Falls sich einer wundert, wie ich bitte in so kurzer Zeit zur Einsicht komme :erleichtert:


    Als zweites halte ich Metta Meditation nur für sich selbst in erster Linie und für die Menschen aus der näheren Umgebung, für heilsam. Als ich zum Punkt kam, alle Menschen einzubeziehen, wurde es schwierig. Ich aber die Selbstliebe war enorm hilfreich. Ich habe sogar davon geträumt, wie ich aufzählen, was toll an mir ist. :erleichtert: In der Gruppentherapie bin ich fast in Tränen ausgebrochen, weil ich kaum positive Eigenschaften an mir sah. Es hilft also wirklich. Und wenn es noch so sinnlos erscheint, einfach tun. Einfach machen und genießen. Du hattest Recht, Aravind ^^


    Hat jemand einen Tipp für mich, wie man das in den Alltag integrieren kann? Beim Einkauf habe ich mich jetzt erstmal überwiegend auf die Umgebung konzentriert und wenn es mir nicht gelang, auf meinen Atem. Das war sehr hilfreich. Man könnte das aber vielleicht steigern? Ich könnte die Menschen bewusst anlächeln? Und innerlich sagen, mögest du glücklich sein? Was denkt ihr? Vielleicht kann ich so diese "Dunstwolken" neutralisieren?



    Liebe Grüße. Ach, und ein großes Dankeschön an euch an dieser Stelle :luftkuss: Ihr habt mir bisher allesamt sehr geholfen. :hug:

  • Ferunchen

    Danke dir für deine Offenheit und Vertrauen. Ich konnte mich mit vielen deiner Worte über deine dunkle Vergangenheit identifizieren. Mir sind andere Dinge geschehen und angetan worden und ich fühle mich durchaus als Opfer, wobei wie du versuche ich dagegen zu arbeiten mittlerweile.


    Wobei sich für mich schon die Frage stellt, warum muss ich mich ändern, wenn die Gesellschaft falsch liegt?


    Ich habe mich mit persönlichen Äußerungen über das Thema sehr zurückgehalten, aber wie gesagt, ich könnte hier sehr viel schreiben, was mir widerfahren ist und täglich widerfährt.


    Das Wort Misanthrop kannte ich bis vor kurzem gar nicht, jetzt schon, weil ein Freund mir es gesagt hat über sich und ich konnte es verstehen, weil auch seine Lebensgeschichte entsprechend war.


    Mein Neffe hat mir dankenswerter Weise einen Artikel eines Philosophie Professors aus einer namhaften Qualitätszeitung geschickt und ganz ehrlich ich fand diesen Artikel wirklich gut, er sprach mir aus der Seele.


    Also ein Angebot, wer ihn lesen will, ich füge ihn bei. (Quelle "Der Standard" Österreichische Tageszeitung)


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    2 Mal editiert, zuletzt von Tim99 ()