Ihr Lieben,
wie sicher die Meisten von euch, habe ich Dukkha satt - im doppelten Sinne; es ist der Grund, warum der Buddhadharma, die buddhist. Praxis, inzwischen großen Raum in meinem Leben einnimmt.
Vor 2 Monaten starb eine Verwandte meines Mannes, mit gerade mal 46 Jahren, infolge eines bösartigen Hirntumors.
Knapp sechs Jahre zuvor war bei ihr bereits Brustkrebs diagnostiziert worden, es folgte eine Amputation, Bestrahlung, Chemotherapie....Zeitgleich entwickelte ihr damals 11- jähriger Sohn massive Verhaltensstörungen und wurde mit Hilfe des Jugendamtes in eine Wohngruppe eingegliedert. Damit kam der jüngere Sohn (damals 6 Jahre) nicht zurecht, rastete aus und benötigte psychotherapeutische Hilfe. Der Ehemann war überfordert und fiel seiner Frau oft noch in den Rücken (zog pädagogisch nicht an einem Strang mit ihr)...Vor knapp 3 Jahren (kurz nach erfolgter Brustrekonstruktion) brach sie mit einem epileptischen Anfall zusammen - die niederschmetternde Diagnose: Glioblastom! Voraussichtliche Rest-Lebenszeit: 1/2 - 2 Jahre (Sie schaffte fast 3 Jahre!).
Wie viel kann ein Mensch ertragen?...
Ich wurde vor 6 Jahren, nach ihrer ersten Krebsdiagnose, von ihr als Freundin angefragt, obwohl wir uns kaum kannten und ich 90 km entfernt wohne. Ehrlich gesagt, zögerte ich und hätte mich gerne gedrückt - mit meiner gen. Angststörung + Autoimmunerkrankung fühlte ich mich damals "ausgelastet" - , aber es stand sonst niemand zur Verfügung und ich empfand natürlich Mitleid/Mitgefühl, also ließ ich mich darauf ein.....
Was soll ich sagen?
Es waren sehr harte Jahre für sie, ich versuchte für sie dazusein und sie bei Bedarf zu stützen , aber - völlig unerwartet - erlebte ich, dass ich unglaublich viel Positives von IHR empfangen habe, ihr unbändiger Lebenswille, ihr Mut und ihre Tapferkeit ließen mich "mein" Leid mit anderen Augen sehen, es verblasste....
Nach jeder neuen "Hiobsbotschaft" der Ärzte, jeder neuen Komplikation, hörte ich von ihr: "Ich mache das Beste daraus!" Und sie setzte das um - bis zuletzt. Letztlich gab SIE mir viel mehr, als ich ihr geben konnte....
Krankheit, Tod, Verlust von Angehörigen, usw. sind die Arten von Dukkha, die jeder erkennen kann und mit denen auch jeder irgendwann in seinem Leben konfrontiert wird - der Eine mehr, der Andere weniger intensiv.
"Der Buddha definiert Leiden zusammengefaßt als die fünf Grup-
pen des Ergreifens:
„Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden,
Tod ist Leiden, Zusammensein mit dem Unerwünschten ist Lei-
den, Getrenntsein von dem Erwünschten ist Leiden, Nichterlan-
gen was man begehrt, ist Leiden. Kurz gesagt, die fünf Gruppen
des Ergreifens sind Leiden.“ 113
Im Wesentlichen bedeutet das, daß alle Vorstellungen eines
„Selbst“, alle Gedanken von „Ich“ und „Mein“ Leiden sind."
(Quelle: https://www.dhamma-dana.de/fil…wesentliche_Bedeutung.pdf - Danke, Jan87, für den Link ! )
-DAS finde ich schwer zu erkennen/zu begreifen, ebenso auch, dass man im Buddhismus dazu angehalten wird, in den (scheinbar) erfreulichen Dingen des Lebens, immer auch gleichzeitig das Leidhafte wahrzunehmen, nicht aber umgekehrt sehen sollte, dass auch im Leidhaften Freude enthalten sein kann.
-Wieso werden Leiden gelindert (oder gar beseitigt), wenn man nicht mehr mit den 5 Skandhas/Khandhas identifiziert ist?
Meine Freundin war in den letzten Monaten quasi halbseitig gelähmt, lag alleine in der Wohnung im Pflegebett (Ehemann arbeitete auswärts), kaum in der Lage, den Toilettenstuhl zu erreichen, angewiesen auf den 3 x täglich erscheinenden Pflegedienst.
Wären Einsamkeit und Hilflosigkeit leichter zu ertragen gewesen ohne Identifikationen?
Ich weiß es nicht...(Ihr halfen Gebete, die Präsenz ihres Hundes und Telefonate/chatten.)
Sorry für den langen, eher bedrückenden, Text.
Wenn ihr mögt, schreibt doch mal, wie ihr mit Dukkha umgeht.
Alles Gute und liebe Grüße!