Dukkha erkennen....

  • Alles ist mit Worten erfassbar und lässt sich zum Ausdruck bringen, alles, was es auf der Welt gibt und zu was der Mensch beim Fantasieren fähig ist.

    Nicht wirklich Alles, muss ja was meckern.

    Das Selbst, Nicht-Selbst, die Leerheit, Shunyata, Nirvana usw. eben nicht. Aber nicht, weil die Fantasie dafür keine Worte erfinden, finden kann, sondern weil diese „Dinge“ alle nur möglichen Worte der Erklärung enthalten und damit keine Worte zutreffend sein können, außerhalb sind keine.

    Wie soll etwas beschrieben werden, wenn alle Worte schon drin sind?

    Der Wissende kann nur schweigen, der Unwissende redet sich um Kopf, Kragen und Verstand, wie jeder bei mir erkennen kann.

  • Lieber Thorsten Hallscheidt , herzlichen Dank für deinen mitfühlenden, inspirierenden Beitrag! _()_ :heart:


    Das ist Dukkha: Wider besseres Wissen dem Schönen, dem Begehrenswerten wieder und wieder in den Schmerz und die Angst folgen. Festhalten wollen, was zwischen den Händen zu Staub zerfällt. Aus Schaum Perspektiven des Glücks zimmern.

    Ja, genau diese Art Dukkha ist es, die zu erkennen (mir) schwer fällt, weil man auf der Suche nach den schönen Seiten des Lebens (von denen man sich bisweilen Ausgleich der negativen, leidvollen erhofft), sich dem (anziehenden) Angenehmen, Lieblichen, "Liebenswerten", ...zuneigt und - temporär - "Glück" empfindet.

    Vergessen (oder verdrängt) wird, dass alles Schöne, (Edle, Gute,..)

    a) unbeständig/vergänglich ist und

    b) oft auch "dunkle" Aspekte in sich trägt (alles hat immer 2 Seiten - und die Mitte).


    Der Buddha gab ja vor, wonach man im Leben (nicht) suchen soll:


    "...5. "Ihr Bhikkhus, es gibt diese zwei Arten der Suche: die edle Suche und die unedle Suche. Und was ist die unedle Suche? Da ist jemand selbst der Geburt unterworfen und sucht, was ebenfalls der Geburt unterworfen ist; er ist selbst dem Altern unterworfen und sucht, was ebenfalls dem Altern unterworfen ist; er ist selbst der Krankheit unterworfen und sucht, was ebenfalls der Krankheit unterworfen ist; er ist selbst dem Tode unterworfen und sucht, was ebenfalls dem Tode unterworfen ist; er ist selbst dem Kummer unterworfen und sucht, was ebenfalls dem Kummer unterworfen ist; er ist selbst der Befleckung unterworfen und sucht, was ebenfalls der Befleckung unterworfen ist."...."

    Majjhima Nikāya 26


    Aber ist es nicht undankbar? Ich muss für alles Schöne mit Verlust bezahlen. Aber nur, wenn ich es festhalten will. Wie sollte ich nicht?

    Es ist wohl ein Automatismus, Schönes festhalten (sichern) zu wollen, ein Relikt aus früheren Zeiten der Menschwerdung und damals überlebenswichtig.

    Eine geistige Weiterentwicklung wäre, innerlich vollständig zu akzeptieren, dass einem nichts (und schon gar nicht für immer) gehört und Loslassen-Müssen die zwangsläufige Folge von vorherigem Ergreifen ist.


    Menschen, die sich selbst als zufrieden/glücklich betrachten, zeichnen sich, nach meiner Beobachtung, häufig durch eine gewisse Bescheidenheit aus, nicht nach Extremen gierend, sondern, mit "mittelmäßigem Glück", froh und ausgeglichen ihr Leben verbringend.


    Vielfach sind es Gläubige, die mit der demütigen Haltung "So lange mich der Herrgott leben lässt...", ihr Leben quasi "aus der Hand" gegeben haben.


    Als Dharma-Praktizierender mit großer (Selbst-) Verantwortung hat man es da naturgemäß schwerer.....

    Manchmal tut sich eine Tür auf in eine Wirklichkeit abseits aller Antizipationen des Elends.

    Sprichst du mit dieser Tür, diesem "Ausgang", meditative (Vertiefungs-) Zustände an?

    Oder Nibbana/Nirvana (das ich -als Theravadin- als dauerhaften Zustand geistigen Friedens verstehe) ?


    Von meinen Tieren (vorwiegend Hunden) habe ich gelernt, dass ihr einfaches (Im Hier und Jetzt-) SEIN, pure Lebens- und Daseinsfreude und sofortiges Loslassenkönnen schmerzlicher Zustände (ohne Antizipation künftiger Schmerzzustände) beinhaltet.


    Manchmal tut es gut, "Tier" zu sein (aber mit Bewusstheit.... ;) )....


    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

    Einmal editiert, zuletzt von Anna Panna-Sati ()

  • Wenn ich nicht Körper/Geist bin und nicht Atman, bin ich dann Körper/Geist und Atman zusammen?

    Ich weiß auch nicht genau, in welche Richtung deine Fragen zielen. Da du das Catuṣkoṭi in die Argumentation einkonstruierst, gehe ich davon aus, dass du auf die Leere verweisen möchtest? Das begrüße ich und ich sehe darin deine gestellte Frage auch beantwortet.


    Wir können innerhalb eines Dialogs gerne weiter darüber schreiben, an einem Frage-Antwort Interview habe ich allerdings kein Interesse.

  • Wenn ich nicht Körper/Geist bin und nicht Atman, bin ich dann Körper/Geist und Atman zusammen?

    Ich weiß auch nicht genau, in welche Richtung deine Fragen zielen. Da du das Catuṣkoṭi in die Argumentation einkonstruierst, gehe ich davon aus, dass du auf die Leere verweisen möchtest? Das begrüße ich und ich sehe darin deine gestellte Frage auch beantwortet.


    Wir können innerhalb eines Dialogs gerne weiter darüber schreiben, an einem Frage-Antwort Interview habe ich allerdings kein Interesse.

    Du hast mich angesprochen bzw. zitiert (Beitrag 64), die Frage "Wenn du Körper/Geist nicht bist, wer bist du dann?“ beantwortet und ich versuche seitdem die Antwort zu klären, weil sie mir nicht klar ist. Also ich will nicht interviewen oder was konstruieren um etwas zu beweisen.


    Wenn die Antwort jetzt "Leere" ist, nehme ich an dass sie mit meiner eigenen Antwort übereinstimmt "Jede Antwort wäre wieder eine Verdinglichung", weil ja Leere nun mal kein Ding ist. Dann wäre das ja geklärt.

  • "...5. "Ihr Bhikkhus, es gibt diese zwei Arten der Suche: die edle Suche und die unedle Suche. Und was ist die unedle Suche? Da ist jemand selbst der Geburt unterworfen und sucht, was ebenfalls der Geburt unterworfen ist; er ist selbst dem Altern unterworfen und sucht, was ebenfalls dem Altern unterworfen ist; er ist selbst der Krankheit unterworfen und sucht, was ebenfalls der Krankheit unterworfen ist; er ist selbst dem Tode unterworfen und sucht, was ebenfalls dem Tode unterworfen ist; er ist selbst dem Kummer unterworfen und sucht, was ebenfalls dem Kummer unterworfen ist; er ist selbst der Befleckung unterworfen und sucht, was ebenfalls der Befleckung unterworfen ist."...."

    https://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m026z.html

    Verblendung bedeutet ja, dass man bei etwas nicht das Ganze in allen seinen Aspekten sieht, sondern es auf einen seiner Aspekte reduziert, und diesen als das Normale sieht.


    Unser Körper ist ja beispielsweise ein ganze Roulette-Rad an Zuständen. Ein Körper kann jung oder alt sein, kraftstrotztend oder auch krank und verfallen sein. Je mehr man das ganze Rad vor Augen hat, desto weniger enttäuscht ist man, wenn es von einem guten in einen nichts so guten Zustand übergeht.


    Von daher ist es für jemand im Leben stehenden wichtig, bei allem das Ganze zu sehen. Wenn ich mir eine Katze anschaffen, dann kann es sein dass sie ein süßes Kätzchen ist mit dem ich spielen kann, sie tötet aber vielleicht andere Tiere, kotzt auf den Teppich, wird krank, stirbt. Das ganze Katzen Roulette Rad an Zuständen.


    Befleckt bedeutet das nichts rein ist ( außer Buddhaschaft) sondern alles ein Roulette Rad an Möglichkeiten und Risiken.

  • mukti #79


    Leere als Antwort ist sicherlich nicht schlecht und ich hatte das Herz-Sutra erwähnt, weil es in der Leere kein dukkha gibt und in tiefer Versenkung "Ich und Welt" verschwinden.
    Nun muss man aus diesem Versenkungszustand wieder aufstehen und damit werden "Ich und Welt" wieder zusammen gesetzt. Und zack - alles fast wieder wie es war!


    Nun zur Frage und Antwort:

    "Wenn du Körper/Geist nicht bist, wer bist du dann?“


    In der Lehrrede SN 22.59

    SuttaCentral
    Early Buddhist texts from the Tipitaka (Tripitaka). Suttas (sutras) with the Buddha's teachings on mindfulness, insight, wisdom, and meditation.
    suttacentral.net

    wird nochmal die Betrachtung der fünf kandha dargestellt und da ist dann auch die bekannte Formel ‚Das ist nicht mein, das bin nicht ich, das ist nicht mein Selbst.‘ erwähnt. Dabei bleibt es aber nicht!

    Es geht nämlich entscheidend weiter:

    Zitat

    Wenn er das sieht, wird ein gebildeter edler Schüler ernüchtert von Form, Gefühl, Wahrnehmung, Entscheidungen und Bewusstsein. Wenn er ernüchtert ist, schwindet die Leidenschaft. Wenn die Leidenschaft schwindet, ist er befreit. Wenn er befreit ist, weiß er, dass er befreit ist.

    Er versteht: ‚Wiedergeburt ist beendet; das geistliche Leben ist erfüllt; was zu tun war, ist getan; es gibt keine Rückkehr mehr zu irgendeinem Daseinszustand.‘“

    Meine Frage bezog sich auf den, der das erkannt hat, dass (jegliche) Form, Gefühl, ... ohne ich, mein und Selbst ist UND der als "gebildeter, edler Schüler"

    sich von der ersten Fessel des Persönlichkeitsglauben befreit. Mir scheint das eine ziemliche Barriere zu sein und ich frage mich, woran das liegt.


    Ich schreibe dann so eine Lehrrede um und wende sie direkt auf mich an, d.h. ich personalisiere sie. Das spricht mich dann direkt an und hilft mir zu sehen: du/ich bin gemeint.

    :zen:



  • Leere als Antwort ist sicherlich nicht schlecht und ich hatte das Herz-Sutra erwähnt, weil es in der Leere kein dukkha gibt und in tiefer Versenkung "Ich und Welt" verschwinden.
    Nun muss man aus diesem Versenkungszustand wieder aufstehen und damit werden "Ich und Welt" wieder zusammen gesetzt. Und zack - alles fast wieder wie es war!

    Und das:

    Meine Frage bezog sich auf den, der das erkannt hat, dass (jegliche) Form, Gefühl, ... ohne ich, mein und Selbst ist UND der als "gebildeter, edler Schüler"

    sich von der ersten Fessel des Persönlichkeitsglauben befreit. Mir scheint das eine ziemliche Barriere zu sein und ich frage mich, woran das liegt.

    Ist es nicht so, Leonie, dass die „Leere „ dann nur tiefe Versenkung oder Entrückung wäre, also Jñāna , usw. Mit erscheint es so wenig, um dann zur Erkenntnis ( panna) zu erlangen. Denn diese Versenkungen gibt es praktisch in allen Religionen, sehr ausführlich in Yoga-Sutra-Patanjali ( Hatha-Yoga-Pradipika, usw.).

    Von der Warte Herz -Sutra, auf das du dich bezogen hast, oder? Es wäre sinnvoller Nagarjuna zu erinnern:


    Das Entstehen in gegenseitiger Abhängigkeit (pratītyasamutpāda), dies ist es, was wir 'Leerheit' nennen. Das ist [aber nur] ein abhängiger Begriff (prajñapti); gerade sie (die Leerheit) bildet den Mittleren Weg.[2]

    yaḥ pratītyasamutpādaḥ śūnyatāṃ tāṃ pracakṣmahe
    |


    sā prajñaptir upādāya pratipat saiva madhyamā ||
    (MMK 24.18)


    Von der Kraft des „Ich“ und „Mein“ sich zu befreien, es wäre nicht ausreichend, nur in samadhi zu versenken, und dann zu realisieren ( ver-inner-lich-en), dass alles, was /als ob/ mir gehört, nur der Prozess des Wandelns und der Veränderung darstellt, so wie es Nyanatiloka schildert:(BW):


    „Im höchsten Sinne (paramattha) nämlich, so lehrt der Buddhismus, ist das sog. Dasein ein bloßer Prozess von beständig wechselnden körperlichen und geistigen Phänomenen, und weder innerhalb noch außerhalb dieses Werdeprozesses ist irgend eine beharrende Ich-Einheit oder Persönlichkeit anzutreffen.

    Wenn also in den Texten von einem Wesen, einer Person, einem Selbst oder gar von der Wiedergeburt eines Wesens die Rede ist, so ist das selbstverständlich nicht im absoluten und höchsten Sinne (paramattha) gesagt, sondern als bloße 'konventionelle Ausdrucksweise' (vohāra-vacana) aufzufassen. „.


    Wenn ich , Z.B., Auto betrachte, also die Karre, dann die besteht aus sehr vielen Teilen, aber einzeln , getrennt, wenn die auf der Erde liegen, man kann bestimmt keine Karre vorfinden. Aber rein funktionell gesehen, diese Karre fährt sicher. Wenn ich aber nach ihr suche , per se, aus sich selbst heraus, als das inhärentes Ding, ich finde die nicht. Wenn ich es anders sehe, ich gehe Risiko ein, diese „Leere“ zu verdinglichen, also als der Urgrund des Daseins, wer alles mögliches dann gebärt , das wäre dann eher der verkappte Atman. Und nicht nur im Sinne der andere Ausdruck von der bedingten Entstehung.


    So Dalai-Lama:“ ( Harvard-Vorlesungen, Seite 263):

    „ So sieht man , dass die Dinge nicht aufgefunden werden können, wenn man sie in dieser Weise untersucht. Das gilt auch für höhere Objekte : Ein Buddha lässt sich nicht finden. Leerheit lässt sich nicht finden. Es gibt nicht, was sich finden lässt“.



    Aber genau deswegen die Welt als der Prozess des Entstehen und Vergehens ist möglich. Auch Karma auch.

    Abschließend, das ist aber Prasangika, so man findet im keinen Pali-Kanon. Und bestimmt es ist kein Theravada, oder?

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Also wenn vollständig erkannt ist dass ich nicht Körper/Geist bin, dann ist da kein "Ich bin", sondern ein "Ich ist". Das Ich ist nicht mehr Subjekt sondern Objekt, eine geistige Gestaltung, Teil der Khandha. Subjekt war immer nur das Bewusstsein das alles andere erfährt, aber Begehren und Verblendung haben es zu einem Ich-Bewusstsein gemacht. Das Ich erfährt nichts, es ist nur notwendig damit das Dasein funktioniert, außerhalb tiefer Versenkung. Es wird dann aber anders erfahren als jetzt, wo es sich selbst zu erfahren glaubt. Z.B. als ein Teil der mit allem verbunden ist und nicht als etwas getrenntes das alles manipuliert. Der Geist ist ruhig weil er nicht von Begehren und Aversion getrieben wird, gleichzeitig hält er nichts fest und fließt mit allem mit. Ajahn Chah sagt es ist wie "stilles, fließendes Wasser", für das Denken ein Paradoxon.


    So helfe ich mir über diese Barriere hinweg und es spricht mich nicht so recht persönlich an. Aber was soll's, die Persönlichkeitsansicht ist ja eine Fessel.

  • Vielen Dank für deine interessanten Beiträge, lieber void ! _()_ :heart:

    Der Begriff "Dukkha" scheint wirklich viele Bedeutungen in sich zu vereinen, von "Unzufriedenheit", "Unerfülltheit", über "schwer zu ertragen" bis hin zu schwersten "Leiden"/Schmerzen.


    Du schreibst, dass der 2. Pfeil vom "Willen" stammt, der "sich gegen die Situation" richtet.

    Der Wille, z.B. den gerade akuten Kopfschmerz nicht ertragen zu "wollen", ist ja aber kein "freier" Wille, sondern konditioniert und die Ablehnung führt günstigenfalls dazu, dass man eine Kopfschmerztablette einnimmt - Problem gelöst, Dukkha - für dieses Mal - beendet.


    Widerstand/Ablehnung und die Gier, etwas anderes zu wollen, verursachen doch nur dann das "Dukkha des 2. Pfeiles", wenn sie nicht zur Beendigung oder Linderung des Schmerzes führen.


    Das "Ich"(-Gefühl) entsteht durch die 5 Skandhas/Khandas und bewertet die Sachlage, entsprechend diverser Kriterien, von "noch akzeptabel" bis "unerträglich", was individuell sehr verschiedene Ergebnisse und Konsequenzen erbringen kann.

    Immerhin führte die ursprüngliche Ablehnung von Krankheit, Alter und Tod - den stärksten Leidbringern aller Lebewesen - dazu, dass der spätere Buddha Shakyamuni seinerzeit aufbrach, um einen Weg aus all dem Elend zu finden....


    Ebenso motiviert der Wunsch, weniger Leid erfahren zu müssen oder gar gänzlich vom Leiden befreit zu werden, die Buddhisten, dem achtfachen Pfad zu folgen.


    Bei unvermeidbarem, nicht mehr zu linderndem, Leid ist die Annahme des Zustandes und das Fallenlassen des Widerstandes selbstverständlich sinnvoll und kann den 2. Pfeil verhindern....

    Verblendung bedeutet ja, dass man bei etwas nicht das Ganze in allen seinen Aspekten sieht, sondern es auf einen seiner Aspekte reduziert, und diesen als das Normale sieht.

    Diese Definition, dass Verblendung bewirkt, nur einen von vielen Aspekten eines Ganzen zu sehen und diesen für "normal" zu halten, ist mir neu. Meinst du damit nur den jeweils negativen oder positiven Aspekt? (Also z.B. bei Krankheit den Schmerz, bei einer Liebesbeziehung das Glück?)


    Unwissenheit, die Unfähigkeit, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind, nämlich unbeständig, leidhaft und substanzlos/bedingt entstanden, führt unweigerlich zur Entwicklung der anderen 2 Geistesgifte, Gier und Hass, welche wiederum Dukkha verursachen können.


    MN 26 - Die edle Suche - verstehe ich so, dass der Buddha grundsätzlich nahelegte, sein Herz nicht an die vergänglichen, leidhaften Dinge zu hängen, sondern nur Nibbana als anzustrebendes Ziel empfahl.

    Das hieße beispielsweise: Ein Mönch, der für eine Liebesbeziehung den Orden verlässt und entrobt, gibt die "edle Suche" auf, um sich an einen Menschen zu binden, der, wie er selbst, Alter, Krankheit und Tod unterworfen ist (die Beziehung unterliegt natürlich, wie alles, auch den Daseinsmerkmalen) - keine gute Entscheidung in des Buddhas Augen!


    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Der entscheidende Aspekt bei Kopfschmerz ist nicht der Wille, dafür ist es zu spät, wie beim akuten Schmerz allgemein, sondern die Antwort auf die Frage, woher kommt er. Jeder Schmerz, jedes Leid im Organismus hat eine ursächliche Voraussetzung, irgendwo ist irgendwann etwas schiefgelaufen und das gilt es zu korrigieren. Tablette einschmeißen o.k. der Schmerz, dukkha ist weg, aber nur für den Moment, dann kommt es wieder. Der Schmerz ist ein Hilfeschrei, bei buddhistischen Menschen genauso wie in der westlichen Welt, da sollte man die Ursachen ergründen, um eine wirkliche Lösung, ein Loslassen zu ermöglichen. Dukkha ist nicht einfach nur in der Welt, es sind Prozesse vom Lebensbeginn zum Leid und vor dort zur Erfüllung, bis es dann endet.

  • Der entscheidende Aspekt bei Kopfschmerz ist nicht der Wille, dafür ist es zu spät, wie beim akuten Schmerz allgemein, sondern die Antwort auf die Frage, woher kommt er. Jeder Schmerz, jedes Leid im Organismus hat eine ursächliche Voraussetzung, irgendwo ist irgendwann etwas schiefgelaufen und das gilt es zu korrigieren. Tablette einschmeißen o.k. der Schmerz, dukkha ist weg, aber nur für den Moment, dann kommt es wieder. Der Schmerz ist ein Hilfeschrei, bei buddhistischen Menschen genauso wie in der westlichen Welt, da sollte man die Ursachen ergründen, um eine wirkliche Lösung, ein Loslassen zu ermöglichen. Dukkha ist nicht einfach nur in der Welt, es sind Prozesse vom Lebensbeginn zum Leid und vor dort zur Erfüllung, bis es dann endet.

    Da erkenn ich die beiden Pfeile.

    Bin ich von einem realen organischen Pfeil getroffen oder von einem psychischen Pfeil?

    Da gibt es in der Wirkung keinen Unterschied, beide verletzen mich körperlich.

    Ein Gegenstand verletzt mich oder eines meiner Organe ist erkrankt oder ich habe psychosomatisch Ereignisse.

    Bei einer organischen Verletzung ist ein Behandeln der Psyche sinnlos, da muss ein Techniker ran, versuchen zu heilen.

    Bei Psychosomatik ist eine Behandlung durch einen Techniker, der sich mit den Funktionen der Organe auskennt, sogar schädigend, da hilft ein Psychologe, der sich nicht für einen Organtechniker hält oder eben Buddha.


    Ein Techniker verwendet auch die technischen Instrumente der Medikamente. Eine Schmerztablette mag den organischen Schmerz bekämpfen, egal welcher Pfeil verletzt, aber die durch den psychischen Pfeil können nur durch die Verminderung und Vermeidung der Geist vergifteten Gedanken geheilt werde.


    Das unwissende Behandeln meiner Schmerzen mit Meditation, hat sogar meine Organe geschützt, vor den psychischen Pfeilen, obwohl sie immer wieder zu Schmerzen führten, doch habe ich kaum organische Schäden. Heute weiß ich, dass mich, wenn ich Meditation nicht gefunden hätte, mich meine psychischen Pfeile umgebracht hätten, sei es durch Selbstmord oder Organschäden.


    Buddha ist kein Arzt er ist der beste Psychologe überhaupt, weil er mich zwingt mich selbst zu heilen.

    Dukkha erkennen ist, dass Dukkha Leiden durch psychische Pfeile ist.

    Das organische Dukkha ist Bestandteil des Lebewesens, wie täglich geboren werden, altern und sterben.

    Einmal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • Also wenn vollständig erkannt ist dass ich nicht Körper/Geist bin, dann ist da kein "Ich bin", sondern ein "Ich ist". Das Ich ist nicht mehr Subjekt sondern Objekt, eine geistige Gestaltung, Teil der Khandha. Subjekt war immer nur das Bewusstsein das alles andere erfährt, aber Begehren und Verblendung haben es zu einem Ich-Bewusstsein gemacht. Das Ich erfährt nichts, es ist nur notwendig damit das Dasein funktioniert, außerhalb tiefer Versenkung. Es wird dann aber anders erfahren als jetzt, wo es sich selbst zu erfahren glaubt. Z.B. als ein Teil der mit allem verbunden ist und nicht als etwas getrenntes das alles manipuliert. Der Geist ist ruhig weil er nicht von Begehren und Aversion getrieben wird, gleichzeitig hält er nichts fest und fließt mit allem mit. Ajahn Chah sagt es ist wie "stilles, fließendes Wasser", für das Denken ein Paradoxon.


    So helfe ich mir über diese Barriere hinweg und es spricht mich nicht so recht persönlich an. Aber was soll's, die Persönlichkeitsansicht ist ja eine Fessel.

    Wenn erkannt ist, wovon bedingt nama-rupa entsteht, besteht und vergeht, dann erkennt einer, die Kette des bedingten Entstehens.

    Anguttara Nikaya X.61-70

    Dann erkennt einer, dass die Unwissenheit durch die fünf Hemmungen ernährt werden und dies wieder den Daseinsdurst bedingt.


    Ohne die Aufhebung der Unwissenheit/Verblendung gibt es kein "vollständiges" erkennen. Da hilft auch nicht "Ich bin" und "Ich ist" - auch das mit dem Subjekt und Objekt ist wenig nützlich, denn beide entstehen zusammen. Und beide verschwinden auch zusammen.


    Wenn der sakkaya aufhört, hört dukkha auf. MN 44

    Ansonsten gilt für alle Wesen, dass die kandha Gruppen des Ergreifens sind, sie sind Objekte eines Subjekts, dass sich diese Gruppen als Mein, Ich und Selbst aneignet. Da das aber ein "Denkfehler" ist, erzeugt dies dukkha.

    Wie subtil dies ist, erläutert Akincano

    https://akincano.net/wp-content/uploads/Wo_das_Herz.pdf


    Was bleibt sind die kandha - ohne Ergreifen - sind sie einfach nur leer - bedingt entstanden und vergehen ebenso bedingt. Und da macht dann auch keiner mit diesen kandha ein Gehabe und Gewese darum.

    :zen:



  • So nun vielleicht etwas seriöses von mir, allerdings ziemlich egozentrierte Stimmung, liebe Anna Panna-Sati und liebe Mitschreiber in diesem Forum. Also wie gehe ich mit Dukkha um, egozentrierterweise mal total abgesehen davon wie es die Threaderstellerin versuchen kann, ich hoffe aber in ihrem Sinn wenigstens nicht allzusehr verunsichert von buddhistischen Erklärungen und Handlungsvorschlägen und mit dem inneren Ohr auf dem Herzen und das am besten noch ohne Beeinträchtigung des ‚inneren Gehörs’. Allerdings … manchmal ist so eine Beeinträchtigung ja auch wieder gut, wenn das Herz zum Beispiel böse ( :evil: ) ist, dann wäre es ja gut, da nicht drauf zu hören, sondern lieber darauf was andere Menschen sagen, die kein böses Herz haben. Also ok, wie gehe ich mit Dukkha um.


    Es ist zum Beispiel für mich ein Riesenfortschritt, dass ich es ertragen kann, wenn in einem Forum wo Buddha drauf steht meiner Einschätzungslaune nach nicht selten genau das Gegenteil davon drin ist. Ich muss nicht konditioniert hassen, wenn ich hier (zum besten Beispiel) Aussagen lese, die jetzt genau wie das Gegenteil von dem erscheinen, wie ich etwas näherbringen wollen würde, was dazu nützen soll, dass ein anderer 'das Dhamma ein wenig besser sehen' kann - Ich akzentuiere mal so - why not. Es tauchen beim Lesen der Zeilen in diesem Forum keine (inneren) Projektionen von Menschen auf, die ich einfach nur hassend verurteilen oder verachten will (zB 'wie unendlich unendlich dumm!!!! :) ) bzw wo ich mich mit Hilfe einer persönlichkeitsansichtsbedingten Projektion mal kurzzeitig in einen dunkleren Daseinsbereich hineinsteigern kann, warum es nicht mal so sagen, why not auch hier. Einfach mal entspannt in diesem Forum schreiben. Befreit davon hier was zu kritisieren, dort zu widersprechen, dort was Insbesondere hinzusetzen und dann mal kucken was andere dazu sagen. Auch befreit von dem Bedürfnis mal kräftig reinzustänkern, so wie letztens. Einfach mal Mensch ohne Stänkerbedürfnis sein :D


    Jetzt ernsthaft wie bin ich damit umgegangen, dass es damit besser geworden ist, dass ich hier zum Beispiel entspannt und zumeist auch distanziert genug schreiben kann und es von meiner Seite aus kein heiliger Krieg im Sinne des von mir verstandenen Namens dieses Forums wird > Achtsamkeit und ein wenig liebende Güte hilft auf Dauer sehr - dieses Statement trage ich gerne hier bei, auch wenn es schon gefallen ist. Insofern wünsche ich dir und den hier Mitschreibenden oder Mitlesenden gerne noch eine angenehme Nachtruhe.




    P.S Anna Panna-Sati Vielleicht lese ich mich noch einmal unegozentriert in deine Beschreibungen hinein und versuche einmal darauf konkret einzugehen :shrug: Gerade aber nich so die Lust zu, ich wollt mal erst von meinem (nun ja nicht mehr so meinem) Problem und einer Bedingung zur Lösung schreiben ;) :roll:

  • Ohne die Aufhebung der Unwissenheit/Verblendung gibt es kein "vollständiges" erkennen.

    Ja das ist wahr.

    Da hilft auch nicht "Ich bin" und "Ich ist" - auch das mit dem Subjekt und Objekt ist wenig nützlich, denn beide entstehen zusammen. Und beide verschwinden auch zusammen.

    Mir hilft es in der Praxis, durch das Beobachten ergeben sich auch Einblicke in die bedingte Entstehung. Man kann natürlich auf verschiedene Weise ansetzen, etwa mittels Analyse über das Paticcasamuppada. Das ist mir halt nicht stets gegenwärtig, auf das Beobachten lässt sich immer sofort "zugreifen" sozusagen.

  • Lieber Sotapannabumm , einen herzlichen Dank an dich für deine große Offenheit und deine freundlichen Zeilen! :heart: _()_


    Nach meinem Gefühl verfügst du über beeindruckende Selbsterkenntnis und ich glaube, ahnen zu können, dass du intensive Geistesschulung betrieben hast/betreibst.

    Dein "Forums -Dukkha" ;) teilst du sicher auch mit vielen Anderen, die ihre Interpretationen der Lehre, sowie eigene Erfahrungen und Erkenntnisse mit- und einbringen und sich hier mit zahlreichen - ihres Erachtens - "abwegigen" Ansichten konfrontiert sehen...


    Der Buddhadharma wurde/wird ja gelehrt, damit Menschen sich von Dukkha befreien können und Befreite verbreiten nur noch, was sie im Inneren tragen: inneren Frieden/Gleichmut, Liebende Güte, Mitgefühl...


    Noch auf dem Weg befindlich und von Dukkha geplagt, könnte man Menschen, die befreit sind, als Vorbilder und Ansporn begreifen, allerdings verstehe ich, dass z.B. Gelassenheit auch (natürlich unbeabsichtigt), von manchen, in bestimmten Kontexten, provokativ empfunden werden kann: Wenn alle sich über etwas ereifern und einer ruhig bleibt, fällt er ja auf ( und aus dem Rahmen).

    Einfach mal entspannt in diesem Forum schreiben. Befreit davon hier was zu kritisieren, dort zu widersprechen, dort was Insbesondere hinzusetzen und dann mal kucken was andere dazu sagen. Auch befreit von dem Bedürfnis mal kräftig reinzustänkern, so wie letztens. Einfach mal Mensch ohne Stänkerbedürfnis sein :D

     

    Ein frommer Wunsch! :angel: :erleichtert:

    Ich nehme das jetzt mal ernst:

    Ist doch schon super, das "Stänkerbedürfnis" (und seine Ursache/n) überhaupt wahrzunehmen, ob man es dann auslebt (und wie), mag von vielen weiteren Umständen abhängen....


    Vielleicht will man (sich) ja aufregen, weil es einem danach (anscheinend) besser geht, aber es könnte auch sein, dass es einem wirklich gut täte, dieses Bedürfnis zu überwinden und fallen zu lassen. Da macht sich dann Entspannung breit.... :) :tee:


    Ich habe diesen Thread begonnen, weil Dukkha (und seine Vernichtung) das zentrale Anliegen des Buddha war, ich es daher für ein elementares Thema für alle Menschen halte, besonders in einem buddhistischen Forum, dementsprechend war die Erwägung, einen Austausch über den Umgang mit dem Leiden anzuregen.

    Des Weiteren bot sich mir dabei die Gelegenheit, länger mitgeschleppten Kummer von der Seele zu schreiben....(also nicht wirklich selbstlos, die Geschichte.... ;)  :erleichtert: )


    Achtsamkeit und ein wenig liebende Güte hilft auf Dauer sehr - dieses Statement trage ich gerne hier bei,

    _()_ :rose:



    Alles Gute für dich und liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Du hast mich angesprochen bzw. zitiert (Beitrag 64), die Frage "Wenn du Körper/Geist nicht bist, wer bist du dann?“ beantwortet und ich versuche seitdem die Antwort zu klären, weil sie mir nicht klar ist. Also ich will nicht interviewen oder was konstruieren um etwas zu beweisen.


    Wenn die Antwort jetzt "Leere" ist, nehme ich an dass sie mit meiner eigenen Antwort übereinstimmt "Jede Antwort wäre wieder eine Verdinglichung", weil ja Leere nun mal kein Ding ist. Dann wäre das ja geklärt.

    Okay, ich wollte dir auch gar nichts vorwerfen. Ich habe in meiner Antwort extra von "Verkörpern" gesprochen (den Vater verkörpern, den Angestellten, den Mieter und auch den kranken Menschen), weil der Begriff für mich adäquat die Mitte zwischen dem Sein und dem Nicht-Sein wiedergibt. "Verkörpern" schließt das Nicht-Sein aus, da ja etwas da ist (und zwar das Verkörperte, wie den Vater, den Kranken oder den Sterbenden) und beinhaltet gleichzeitig Anatta, da ein unabhängiges Sein relativiert wird. Denn ohne die Relativierung des Seins in ein abhängiges Verhältnis, bräuchte es keinen Begriff wie „Verkörpern“ - man könnte ansonsten einfach vom Sein sprechen, das ja gerade eben durch einen anderen Begriff relativiert werden soll. Mir ist bisher kein deutsches Wort bekannt, welches die Position dieser Positionslosigkeit eines abhängigen Seins wiedergibt.



    Das Verkörperte habe ich mir in den wenigsten Fällen ausgesucht: Z.b. einen Menschen zu verkörpern der Krank sein wird/stirbt und ggf. auch seine Kinder zu Grabe trage muss. Ich kann das aber annehmen und das Beste daraus machen, indem ich heilsames kultiviere und meinen Mitmenschen damit im Alltag gegenüber trete: Damit kann ich das Wissen der Verkörperung zum Ausdruck bringen.

  • Verblendung bedeutet ja, dass man bei etwas nicht das Ganze in allen seinen Aspekten sieht, sondern es auf einen seiner Aspekte reduziert, und diesen als das Normale sieht.

    Diese Definition, dass Verblendung bewirkt, nur einen von vielen Aspekten eines Ganzen zu sehen und diesen für "normal" zu halten, ist mir neu. Meinst du damit nur den jeweils negativen oder positiven Aspekt? (Also z.B. bei Krankheit den Schmerz, bei einer Liebesbeziehung das Glück?)

    Es sollte keine Definition sein. Als solches wäre es nicht sehr gut.


    Unsere ganze Wahrnehmung basiert darauf, dass sie aus der Komplexität der Welt das für uns Relevante herausschält und den Rest ignoriert. Man sieht das gut bei einfachen Tieren. Es wird das zum Objekt, was für ein Bedürfnis relevant ist: "Ding zu essen"- Nahrungsmittel "Ding zu fürchten" - Feind usw. Um etwas zu sehen, muß es grob aus den Hintergrund herausgehauen werden. Verblendete Wahrnehmung besteht aus dem was die Filter von Gier und Hass als relevant erachten und dadurch dass der Rest ausgeblendet wird. Bei Menschen ist das natürlich abgemildert. Weil wir so viele verschiedene Bedürfnisse haben, wir je nach Fall etwas anderes relevant. Bäume können Baumaterial, Versteck, Schönheit oder, Brennmaterial sein. Aber trotzdem ist es so, dass wir verblendet sind.


    Aber es ist ja weder möglich noch nötig etwas in allen seinen Aspekten zu sehen, also zu wissen wie eine Fledermaus oder ein Borkenkäfer den Baum sieht. Für Buddha genügt dass es anattā, leidhaft und vergänglich ist.


    Ein wichtiger Zugang ist wohl das Wissen über das eigene Nichtwissen. Also das wir mit Scheuklappen durchs Leben schreiten und Teile für das Ganze halten.

  • Diese Definition, dass Verblendung bewirkt, nur einen von vielen Aspekten eines Ganzen zu sehen und diesen für "normal" zu halten, ist mir neu. :)

    DIe Geschichte von den Blindgeborenen wird von Buddha darauf angewendet, wie unterschiedliche Wanderaketen unterschiedliche Aspekte verabsolutieren.

    Aber ich denke, das so ein Denken, dass einen Teil verabsolutiert und für das Ganze hält auch auf viele andere Situationen anwendbar ist.


    Von all den Menschen die wir treffen sehen wir nur einen winzigen Teil und dann filtern wir noch diesen nach unseren Wünschen und Projektionen. Von daher wäre es gut, wenn wir zu all dem was wir sehen immer berücksichtigen, was wir nicht sehen.

  • Das habe ich in anderen Internetforen auch schon festgestellt, jemanden in der virtuellen Welt für dumm zu erklären, um sich selbst bessere Geltung zu verschaffen ist häufige Praxis, vor allem dann, wenn jemand über eine unliebsame Wahrheit schreibt. Daran kann man erkennen, im buddhaland schreiben Menschen genauso wie an anderen online Orten auch. Buddha war erster Psychotherapeut, entsprechend ist seine Lehre. Wenn man sie beherzigt, kann man zum Erwachten werden, ihn erkennt man durch bescheidene Zurückhaltung und Weisheit, also kann man ihn kaum in einem Internetforum antreffen, egal wie verschachtelt die Formulierungen sind.

    Eine virtuelle Welt, in der wir uns hier befinden, ist ohne dukkha unvorstellbar. Wie geht man mit negativen Gefühlen um? Man nimmt sie bewusst wahr und lässt sie abperlen, um dann die entstandene Leere mit positiven Empfindungen aus dem Leben zu füllen. Real ist die Meditation der beste Prozess dafür, jedoch ist das virtuell nicht sichtbar. Dieses Smileys _()_ ist ein kläglicher Ersatz.

  • https://de.wikipedia.org/wiki/…d%20gef%C3%B6rdert%20wird.


    Bei Tieren ist das Framing der direkten Umwelt, erster Grund für die Absichtsentscheidung.

    Der Frame der Umwelt wird nicht von dem Erfahrungsframe überlagert, sondern ist eine Ergänzung.


    Für das menschliche Bewusstsein ist der Frame der vorhandenen Verstandesdaten/Gedankengebäude wichtiger und bestimmt den Umgang mit den direkten Daten. Der Frame der direkten Umwelt wird von dem Frame der Gedankengebäude überlagert, der Frame der Umwelt wird eine Ergänzung.


    „Das umstellen der Lichter“ heißt, dass die Frames der Umwelt mehr Beachtung finden, besser wahrgenommen werden und dann der Gedankengebäude Frame angeglichen wird und die Umwelt besser beachtende Absicht erreicht.

    Die Ego Zentriertheit wird so korrigiert und zwischen Umwelt-Frame und Gedankengebäude-Frame durch Rechte Praxis üben stabilisiert.

    Dadurch wird das Ego automatisch auf ein Ich reduziert, das gleichwertig-berechtigt zu dem Du ist. Weder Umwelt noch Geisteswelt erhalten beständige Dominanz. Alles fließt.


    Das andere erscheint realer, bedeutender und das Ich kann besser mit dem anderen handeln und so selbst verschuldetes Leiden/Dukkha vermindern.

  • Der Buddhadharma wurde/wird ja gelehrt, damit Menschen sich von Dukkha befreien können und Befreite verbreiten nur noch, was sie im Inneren tragen: inneren Frieden/Gleichmut, Liebende Güte, Mitgefühl...

    Und die liebe Güte kann dann auch mal dazu führen, dass so ein Buddha einen Mönch vor versammelter Mönchheit zusammen faltet, weil er gegen die Ordensregeln gravierend verstoßen hat und ausgeschlossen werden muss.

    Wie ein Befreiter sein soll, liegt nicht im Auge des Betrachters. Er ist immer gerade SO.


    Über Unwissenheit macht sich ja jeder so seine Vorstellungen. Für mich ist das eine unüberwindliche Schranke, wie das bei den Planck-Größen in der Physik ist. Über den sog. Ereignishorizont kann unser Wissen und Beobachten nicht hinaus gehen und deshalb ist unser Wissen, so toll das auch ist, letztlich nichts anderes als Unwissenheit, Verblendung, Illusion.


    Hilfreicher ist daher ist die Ansicht , dass das Wissen über unsere Unwissenheit viel weiter führt, als der Wille, den Schleier der Verblendung zu lüften. Es nützt ja nichts, wenn ich weiß, dieses Phänomen da drüben ist nur eine Luftspiegelung, wenn ich beim nächsten Phänomen der festen Überzeugung bin - da ist aber jetzt endlich Wasser. Aber leider auch ein Irrtum.


    So grübelt einer jahrelang über Unwissenheit und ein anderer grübelt über Erleuchtung oder Erwachen, was im Zen ja das "Wesentliche" zu sein scheint.

    Und wie enttäuschend mag es sein, wenn man endlich einsieht, dass es keine Methode gibt, die einem zur Einsicht bzw. zum Erwachen führt. Die grundlegenden Übungen von Achtsamkeit sind nur die Grundlage, die Voraussetzung für das Weitere. Sie sind so eine Art Anschub auf dem Weg.

    Also Zazen ist keine Methode, sondern es ist einfach nur Zazen.


    Wie kommt man dann aber über den Fluss - zum Ufer der Befreiung?

    Schwimmen?

    MN 22 war meine erste Lehrrede, die ich systematisch gelesen habe und darin geht es um das Floß, dass der dharma ein Floß ist, das man benutzen und nicht besitzen kann.


    Die Satipatthana Übung ist allerdings deshalb so bedeutend, da sie die Bedingungen für Erleuchtung beinhaltet - und im Shobogenzo von Dogen findet sich hierzu eine entsprechende Aufzählung im Kapitel 70 - Sanjūshichihon Bodai Bumpō - die 37 Bedingungen für Erleuchtung. Und das wiederum findet sich als Bodhipakkhiyadhamma im Theravada - MN 77 -

    Bodhipakkhiyadhamma – Wikipedia


    Also eine Anleitung zum Bau des Floßes gibt es damit.


    Jedenfalls treffen hier Zen und Theravada zusammen, was ich auch erfreulich finde.


    Dann gibt es noch die 7 Erleuchtungsglieder, die sich auf im MN 10 als Geistesobjekte finden. Es sind Achtsamkeit, Wirklichkeitsergründung, Willenskraft, Verzückung, Gestilltheit, Sammlung, Gleichmut.


    Eine wichtige Vorgehensweise ist die der Ernährung und des Nahrungsentzuges, mit dem das Heilsames entfaltet wird und dem Unheilsamen die Grundlage entzogen wird. Diese Sichtweise hat mir sehr geholfen.

    Da gibt es hierzu eine Lehrrede:

    S.46.51. Nahrung -- 1. Āhāra Sutta

    https://palikanon.com/samyutta/sam46.html#s46_51


    Seitdem wende ich diese "Technik" bewusst an und dabei konnte ich auch interessante (Selbst)erfahrungen machen. Allerdings braucht es für manches Geduld, viel Geduld.

    :zen:



  • Auch die schöne Vorstellung dass Zen und Theravada zusammenkommen die niemanden etwas sagt, der nicht die zugrundeliegenden, subjektiven Vorstellungen kennt, ist dukkha und dazu nur ein Traum.


    Ich leide schon wieder :( Bei mir ist das mit dem Unwissen gerade vielleicht auch wie eine Planck Größe über die ich nicht hinaus kann - ja das macht Sinn es mir so zu verdeutlichen :roll: statt mir z.B. eine ähnliche Erfahrung vor Augen zu führen, oder an Bedingungen für schon gewesene starke Gefühlsverwicklungen zu denken.


  • Ich habe mal reingeschaut. Wirkt auf den ersten Blick nicht schlecht, das Dokument. Es war aber ein Spaß von mir dass es bei mir mit dem Nichtwissen vorhin auch wie eine Planck Größe war. Insofern wünsche ich dir weitere Erfolge mit der vorgeschlagenen Methode. Schön dass auch andere nun Zugriff auf diese knappe aber auf mich nützlich wirkende Zusammenfassung haben.