Dukkha erkennen....

  • Leonie


    Einerseits ist es ja schon eine Freiheit andererseits eine Einsamkeit wenn Zen und Theravada und Mahayana und Arjuveda und Christentum und Hinduismus und Islam undsoweiterundsofort mehr als Symbole oder bedingt entstandene Wegweiser erscheinen, denn als Dinge die es gibt, und die es deswegen und aufgrund ihrer Natur auch hervorzuheben oder auch herunterzustellen gibt, wenn das Bedürfnis also der Durst danach vorhanden ist.


    Natürlich ist das Nichtwissen nicht von jetzt auf gleich beseitigbar bzw ist es nicht von jetzt auf gleich möglich, dass man vollkommen geistesklar und entledigt aller Triebbedürfnisse in die Welt schaut und in ihr handelt bzw auch nicht handelt. Genauso wie man als Kind zb nicht von jetzt auf gleich super Tischtennis spielen kann. Aber wenn es keine Erfolge gibt und kein Ziel, dann gibt es auch nichts zu überwinden, insofern passt die Idee mit der unüberwindbaren Schranke Nichtwissen damit zusammen.


    Ich habe die Erfahrung gemacht dass sich Wissen entwickeln und vertiefen kann. Wissen ist hilfreich. Ich würde sagen jeder hat diese Erfahrung gemacht und gewissermassen auch die Menschheit. In den Lehrreden bzw im Buddhismus ist der Wissensbegriff natürlich mehr auf den Aspekt der Weisheit und des Verständnis des Dhammas bzw Einsicht dahinein gerichtet. Auch zu dem in den Lehrreden genannten analytischen und diesen mir zum Teil wenigstens zugänglichen Wissen würde ich nicht sagen, dass es Verblendung oder nur Illusion ist. Ganz im Gegenteil eher. Es ist eigentlich eine wiederkehrende Erfahrung in der Menschheitsgeschichte, so märchenhaft möchte ich schreiben, dass Wissen und erst Recht angewandtes Nutzen bringen kann und insofern ja auch nicht Illusion ist.


    Man kann es sich aber anders als es ist hindenken. Ich kenne das in anderen Zusammenhängen selbst gut genug. Das soll aber nicht davon abhalten, weiter hier schriftlich zu denken, ich lese es gerne und ich finde auch nicht selten die Verlinkungen nützlich.

  • Ich habe in meiner Antwort extra von "Verkörpern" gesprochen (den Vater verkörpern, den Angestellten, den Mieter und auch den kranken Menschen), weil der Begriff für mich adäquat die Mitte zwischen dem Sein und dem Nicht-Sein wiedergibt. "Verkörpern" schließt das Nicht-Sein aus, da ja etwas da ist (und zwar das Verkörperte, wie den Vater, den Kranken oder den Sterbenden) und beinhaltet gleichzeitig Anatta, da ein unabhängiges Sein relativiert wird. Denn ohne die Relativierung des Seins in ein abhängiges Verhältnis, bräuchte es keinen Begriff wie „Verkörpern“ - man könnte ansonsten einfach vom Sein sprechen, das ja gerade eben durch einen anderen Begriff relativiert werden soll. Mir ist bisher kein deutsches Wort bekannt, welches die Position dieser Positionslosigkeit eines abhängigen Seins wiedergibt.



    Das Verkörperte habe ich mir in den wenigsten Fällen ausgesucht: Z.b. einen Menschen zu verkörpern der Krank sein wird/stirbt und ggf. auch seine Kinder zu Grabe trage muss. Ich kann das aber annehmen und das Beste daraus machen, indem ich heilsames kultiviere und meinen Mitmenschen damit im Alltag gegenüber trete: Damit kann ich das Wissen der Verkörperung zum Ausdruck bringen.

    So gesehen ist wohl alles eine Verkörperung, auch der da gerade vor dem PC sitzt. Vorher war einer der gefrühstückt hat und nachher ist einer der einkaufen geht. Das Ich ist immer dabei, aber eben immer nur vorübergehend, es kann in keiner Rolle bleiben und auch nicht aus den Rollen heraustreten um unabhängig davon zu existieren, nur die Rolle wechseln. Somit wird es, genauer betrachtet, aufgrund der Vergänglichkeit relativiert und das vermindert Dukkha, durch die heilsame Einsicht dass keine leidvolle Verkörperung bestehen bleibt und dass es keinen Sinn macht, an glücklichen Verkörperungen festzuhalten.

    So lässt sich den Mitmenschen mit einer gewissen Gelassenheit gegenübertreten: Nehmen wir uns alle nicht zu ernst, es gibt hier nichts dauerhaftes zu gewinnen.

  • Hallo, lieber ewald , vielen Dank für deine erhellenden Beiträge! _()_ :heart:

    Auf einzelne Passagen möchte ich noch mal eingehen:

    Solche Geschichten mit Krankheit und Tod gibt es so viele unter den Menschen, sie sollten nicht zu so starker Rührseligkeit führen, so, dass neue Fehler in der Lebensbewältigung entstehen.

    Rührseligkeit ist ein Wort, dass ich lange nicht gelesen habe, scheint selten geworden zu sein....Ich stimme dir zu, dass "Gefühlsduselei", Sentimentalität u. Co. nicht hilfreich sind, um mit belastenden Situationen fertigzuwerden - im Gegenteil!


    Ohne Empathie und Mitgefühl (von außen) für den Betroffenen, wird es allerdings auch keine erträgliche Krisenbewältigung geben.


    Meine verstorbene Freundin war eine Frau vom "Typ Powerfrau" und sie hasste es, "schwach" und auf Hilfe angewiesen zu sein....

    Nach jeder OP überraschte sie die Ärzte mit ihrer schnell wiederhergestellten Vitalität - so ein Mensch benötigt naturgemäß andere "Unterstützung", als ein ängstlich-selbstunsicherer Charakter.


    Als die Klinikpsychologin ihr jedoch nach fast 2 Jahren Leidenszeit (und zunehmenden körperlichen Einschränkungen) sagte, sie könne sich "glücklich schätzen, so lange relativ gut gelebt zu haben" und Andere mit ihrer Erkrankung seien "schon lange tot", rastete sie komplett aus...

    Die konsternierte Psychologin rief später den Mann meiner Freudin an und fragte, ob sie zu Hause "auch so sei".....


    Es ist ganz nüchtern betrachtet nichts besonderes, dass Menschen schwer erkranken, Schmerzen erleben und sterben.

    Ja, jeder weiß es, aber keiner will es erfahren...


    Lange Zeit glaubte ich, dass unsere Familie besonders viel Leid erleben müsse (Es war "Familienstil", dies so zu kommunizieren...), bis ich realisierte, dass viele andere Menschen ihr Leid schlicht nicht so betonen, bzw. es eher beiseite schieben, bagatellisieren, verdrängen - wohl das andere Extrem.

    Interessiert man sich jedoch für die Menschen und erkundigt sich mit echtem Interesse ernsthaft nach ihrem Befinden, brechen manchmal Dämme und es wird klar, dass der Spruch "unter jedem Dach ein "Ach" " zutrifft.


    Auch, wenn Leiden "normal" ist und zu jedem Leben zwingend dazugehört, kann es einen (erstmal) "umhauen", nach einiger Zeit passt man sich i.d.Regel an die neuen Umstände - mehr oder weniger gut - an, eine Art Habituation findet statt.

    Somit ist dukkha nicht das Böse, dass man ausmerzen muss, im Gegenteil, mit dem Leid Freundschaft schließen und es annehmen als unausweichlicher Bestandteil des Lebens führt zu einem gesunden Umgang, der die Schmerzen im Zaume hält.

    So einleuchtend (und "psychotherapeutisch") das in der Theorie klingt - in der Praxis lehnt man es wohl anfangs grundsätzlich ab, arrangiert sich bestenfalls nach und nach.


    Der Buddha lehrte "Dukkha.... und wie es zu vernichten ist", also sah er es wohl eher als Übel (die Ursachen allerdings auch).


    (Tatsächlich "begrüße" ich "meine" Angst und manchen Schmerz wie alte Bekannte, die ab und zu auftauchen, aber Freundinnen werden wir wohl nie und am schönsten ist es, wenn sie wieder gehen... :erleichtert:)

    Jeder Schmerz, jedes Leid im Organismus hat eine ursächliche Voraussetzung, irgendwo ist irgendwann etwas schiefgelaufen und das gilt es zu korrigieren.

    Ja, nur leider lässt sich das "Schiefgelaufene" nicht immer korrigieren, Krankheiten können bekanntlich vielfältige, z.B. genetische, Ursachen haben, die nicht zu beheben sind.

    Am ehesten zu heilen sind wohl psychosomatisch bedingte Erkrankungen, wenn sie früh genug behandelt werden...

    Und hier kann die Buddhalehre besonders hilfreich sein.

    Der Schmerz ist ein Hilfeschrei, bei buddhistischen Menschen genauso wie in der westlichen Welt, da sollte man die Ursachen ergründen, um eine wirkliche Lösung, ein Loslassen zu ermöglichen.

    _()_ Ja, da kann ich dir nur zustimmen.


    . Buddha war erster Psychotherapeut, entsprechend ist seine Lehre. Wenn man sie beherzigt, kann man zum Erwachten werden, ihn erkennt man durch bescheidene Zurückhaltung und Weisheit, also kann man ihn kaum in einem Internetforum antreffen, egal wie verschachtelt die Formulierungen sind.

    Das mit der "bescheidenen Zurückhaltung" scheint nicht zwingend ein Merkmal von Erwachten zu sein, wie man im Palikanon leicht nachlesen kann (z.B. Buddhas "Eigenlob" direkt nach seiner Erleuchtung oder seine Maßregelung von Mönchen, die Verfehlungen begingen...). :?

    In einem Internetforum für Buddhisten erwarte(te) ich (größtenteils) "Übende", d.h. Menschen, die sich "bemühen" und sich zumindest auf etwas Gutes ausgerichtet haben, dazu ein paar "Tröllchen", (ernsthaft) Interessierte und Neugierige....

    "Nur Erleuchtete erkennen Erleuchtete" heißt es, daher weiß ich nicht, ob jemand hier im Forum erwacht ist, aber es gibt ja gewisse Anhaltspunkte und ich halte es nicht für ausgeschlossen... ;) :)


    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • "So lässt sich den Mitmenschen mit einer gewissen Gelassenheit gegenübertreten: Nehmen wir uns alle nicht zu ernst, es gibt hier nichts dauerhaftes zu gewinnen."


    Das ist wohl so, aber es hilft im Menschlichen auch nicht weiter, denn es ist möglich eine überlebensgroße Statur zu errichten, die dann lange überdauern soll. Viele Herrscher haben das getan und dabei einfache Leute verschlissen, aber auch als Einzelner kann man den Wunsch hegen, ein überlebensgroßes Gebilde zu installieren, dass einen überlebt. Buddha mit seiner Erleuchtung ist zweifelsohne so eine Gestalt, er lebt heute noch in unseren Köpfen. Es gibt nichts dauerhaft zu gewinnen, aber es gibt die Illusion sich unsterblich zu machen oder wenigstens eine Weile nach dem Tod zu überdauern. Im Christentum ist das fest verwurzelt und ich vermute, dass die Westeuropäer, die sich dem Buddhismus widmen, nicht frei davon sind. So kommt es, dass verbal gekämpft wird, um das lange andauern, um das Konservative, auch im Gedankengang und das Jetzt und Hier der Achtsamkeit nebensächlich wird. Zumindest das erkannt werden im Leben soll dauerhaft bis zum Tod erhalten bleiben und am besten darüber hinaus. Es geht eindeutig um etwas in der Kommunikation mit der virtuellen Welt und das heißt nicht dukkha verringern, es heißt eher dukkha zu nutzen, um sich zu etablieren.

  • Hallo Anna Panna-Sati,


    habe Deine Reaktion gelesen, sehr nett, jedoch als älterer Mann gehe ich mit dukkha etwas rigoroser um und versuche Dinge, die schwer zu ertragen sind, anzunehmen und nicht auszumerzen, ich hätte auch keine Chance, es würde mich kaputt machen. So ist die Frage weniger, wie gehe ich mit jemandem um, der leidet, sondern viel mehr, wie geht das Selbst mit dem Leid um. Wenn sich das jeder fragt und eine Antwort findet, ist viel geholfen. Buddha ist als Lehrer, als Therapeut überliefert, er wollte seine Erkenntnisse an andere Menschen vermitteln, er konnte das nur, weil er für sich das Erwachen erlebt hat und so an sich viele Lösungen von Problemen erfahren konnte. Es gilt ein kleiner Buddha zu sein und an sich die Lösung zu finden.

  • "So lässt sich den Mitmenschen mit einer gewissen Gelassenheit gegenübertreten: Nehmen wir uns alle nicht zu ernst, es gibt hier nichts dauerhaftes zu gewinnen."


    Das ist wohl so, aber es hilft im Menschlichen auch nicht weiter, denn es ist möglich eine überlebensgroße Statur zu errichten, die dann lange überdauern soll. Viele Herrscher haben das getan und dabei einfache Leute verschlissen, aber auch als Einzelner kann man den Wunsch hegen, ein überlebensgroßes Gebilde zu installieren, dass einen überlebt. Buddha mit seiner Erleuchtung ist zweifelsohne so eine Gestalt, er lebt heute noch in unseren Köpfen. Es gibt nichts dauerhaft zu gewinnen, aber es gibt die Illusion sich unsterblich zu machen oder wenigstens eine Weile nach dem Tod zu überdauern.


    Diese Art "Unsterblichkeit" fand ich immer nutzlos, von dem Denkmal hat der Verstorbene ja gar nichts mehr und irgendwann vergeht das auch und es bleibt keine Spur mehr von ihm übrig.

    Was den Buddha betrifft, er hat gesagt "Wer mich sieht, der sieht das Dhamma" und es ist wohl das Dhamma das auch heute in unseren Herzen und Köpfen sein sollte.

    Es gibt nichts dauerhaft zu gewinnen, aber es gibt die Illusion sich unsterblich zu machen oder wenigstens eine Weile nach dem Tod zu überdauern. Im Christentum ist das fest verwurzelt und ich vermute, dass die Westeuropäer, die sich dem Buddhismus widmen, nicht frei davon sind. So kommt es, dass verbal gekämpft wird, um das lange andauern, um das Konservative, auch im Gedankengang und das Jetzt und Hier der Achtsamkeit nebensächlich wird. Zumindest das erkannt werden im Leben soll dauerhaft bis zum Tod erhalten bleiben und am besten darüber hinaus. Es geht eindeutig um etwas in der Kommunikation mit der virtuellen Welt und das heißt nicht dukkha verringern, es heißt eher dukkha zu nutzen, um sich zu etablieren.

    Das hängt wohl u.a. mit dem Wunsch zusammen eine gute Lehre zu etablieren und zu erhalten. Dabei wird halt öfter übersehen dass man vor allem selber danach leben sollte und dann auch ein gutes Vorbild abgibt. Stattdessen werden oft prunkvolle Tempel errichtet, Reichtum, Macht und Unterdrückung ausgeübt. Tja so ist das, machen wir's besser.

  • Der Buddha lehrte "Dukkha.... und wie es zu vernichten ist", also sah er es wohl eher als Übel (die Ursachen allerdings auch).

    Hier kommt was durcheinander und das erscheint mir typisch: nicht dukkha ist das Übel, sondern die Ursache von dukkha - das Begehren tanha. Und: die Bedingung für dukkha ist der Durst eines Lebewesens - und nicht eines Körpers.

    Ich finde diesen sprachlichen Ausdruck von Körper und Verkörperung problematisch, denn sie versucht die Erfahrungsebene in dem Ganzen auszublenden. Deshalb gibt es da auch zunehmend die Übersetzung des Begriffs rupa mit "Form" und nicht mit Körper.

    Es geht also auch nicht nur um die Erfahrung von dukkha - das kennt eigentlich jeder, sondern um das was im Hintergrund als Verursacher verborgen bleibt und auch nicht gern erfahren wird: die Gier, der Hass und die Verblendung. Und hier setzt die Lehre des Buddha an. Und das sollte erlöschen.

    Das Erleben von dukkha kann nicht ausgelöscht werden ohne das Leben selbst zu vernichten.

    :zen:

  • Das Erleben von dukkha kann nicht ausgelöscht werden ohne das Leben selbst zu vernichten.

    Nach dem Ende des dukkha das Leben geht weiter.


    Was bliebt dann? So steht im Buch: „ einfach die Fortsetzung des Lebens, was durch den Körper und seine Sinne zusammen mit der Lebenskraft veranschaulicht wird“.

    ( „Mitgefühl und Leerheit in früh- Buddhistischen Meditation“, S.269).



    Krankheit --- dukkha,

    Erreger: Begehren,

    Gesundheit : Nibbana,

    Heilmittel: der Pfad

    /Analayo/.


    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • Es geht also auch nicht nur um die Erfahrung von dukkha - das kennt eigentlich jeder, sondern um das was im Hintergrund als Verursacher verborgen bleibt und auch nicht gern erfahren wird: die Gier, der Hass und die Verblendung. Und hier setzt die Lehre des Buddha an. Und das sollte erlöschen.

    Das Erleben von dukkha kann nicht ausgelöscht werden ohne das Leben selbst zu vernichten.

    In der Lehrrede von den vier edlen Wahrheiten (SN 56.11) sagt Buddha Sakyamuni über die dritte edle Wahrheit von den Beendigungen:


    "Es ist jenes restloses Schwinden und die Beendigung eben dieses Verlangens, sein Aufgeben und Ablegen, die Freiheit davon, das Nichtanhaften."

    (Übersetzung Bhikkhu Bodhi in: Bhikkhu Bodhi, In den Worten des Buddha, Beyerlein & Steinschulte, 2011, S.67)


    Dass das Leben selbst vernichtet werden muss, um das Erleben von Dukkha auszulöschen hat Buddha Sakyamuni in dieser Lehrrede nicht gelehrt. Mit dem Verwirklichen der wahren Beendigungen beendet man samsarische Existenzen, aber dies ist ja nicht gleichbedeutend mit der Vernichtung des Lebens. Würde durch die Verwirklichung der wahren Beendigungen das Leben selbst vernichtet, dann könnte niemand diese Beendigungen erleben und dann wäre es auch sinnlos, sie zu verwirklichen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hallo, liebe Leonie :)

    danke für deinen Beitrag! _()_ Muss da noch ein bisschen nachhaken, weil ich nicht sicher bin, deine Ansicht verstanden zu haben...

    Das Erleben von dukkha kann nicht ausgelöscht werden ohne das Leben selbst zu vernichten.

    Du sprichst hier vom "1. Pfeil", der jedes Lebewesen (be)trifft - (vorwiegend) körperliche Schmerzen, Angst, Krankheiten, Alter, Sterben?

    Stimmt, das ist so: "Mit der Mehrzelligkeit kam der Tod, mit dem Nervensystem der Schmerz und mit dem Bewusstsein die Angst" (L.v. Bertalanffy) in diese Welt.


    Immerhin gibt es da auch "geschickte Mittel", um wenigstens Linderung zu finden, für Menschen und Haustiere Arzneimittel und medizinische Behandlungen, Wildtiere nutzen verschiedene Heilpflanzen- und stoffe, zusätzlich hilft der Körper sich jeweils auch selbst ("innerer Arzt").


    nicht dukkha ist das Übel, sondern die Ursache von dukkha - das Begehren tanha. Und: die Bedingung für dukkha ist der Durst eines Lebewesens - und nicht eines Körpers.

    Wenn man deine zwei Zitate so untereinander stellt, kann das Urteil eines fühlenden, denkenden Lebewesens doch nur lauten, dass Dukkha ein Übel ist - und demzufolge natürlich auch die Ursachen für vermehrtes Leiden - der 2. Pfeil - beides ist von Übel, aber diese Ursachen sind beeinflussbar oder - im besten Falle - zu beenden durch die Lehre Buddhas.


    Ich wurde bisher auch immer so belehrt, dass beides Dukkha ist, aber im Grunde ist es - im Kontext der Buddhalehre - nicht sooo wichtig, insofern kann ich deine Sichtweise ein Stück weit nachvollziehen.


    Das Mitgefühl gebietet jedoch m.E., auch den 1. Pfeil als Übel zu sehen um motiviert zu sein, u.a. hilflosen Wesen (die obendrein nicht fähig sind, die Lehre zu praktizieren, wie z.B. Menschen mit geistigen Behinderungen/Erkrankungen, Tiere,...) zu helfen, ihre Leiden zu lindern.

    Es geht also auch nicht nur um die Erfahrung von dukkha - das kennt eigentlich jeder, sondern um das was im Hintergrund als Verursacher verborgen bleibt und auch nicht gern erfahren wird: die Gier, der Hass und die Verblendung. Und hier setzt die Lehre des Buddha an. Und das sollte erlöschen.

    Temporär oder "für immer" ? ...ist in diesem Zusammenhang eine Frage, die mich bewegt und die wohl - je nach buddhistischer Richtung/Schule - unterschiedlich beantwortet wird.



    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Es ist schon richtig, nicht der Schmerz (dukkha) ist das Problem, auch wenn es noch so weh tut, sondern die Ursache. Wir hatten es beim Kopfschmerz schon, ein Schmerz mit konkreten Ursachen und diese gilt es zu behandeln. Da ist auch 'was im Buch geschrieben steht' nicht der Weisheit letzter Schluss, sondern was ich an mir ausprobiere, was für mich die Lösung ist. Das kann das völlige Gegenteil von dem sein, was ein Heiler sagt, mein innerer Arzt ist die Instanz, zumindest muss ich es ausprobieren. So ist es bei den Ursachen von dukkha ähnlich, es gibt kein immer funktionierendes Gesetz, es gibt auch kein Zitat von Buddha, was immer zutrifft, jedes individuelle Bewusstsein hat einen eigenen Weg, wie mit dem 'Schwer zu ertragenen' umzugehen ist. Ich stimme der Aussage zu, ist dukkha zu Ende, ist das Leben zu Ende, ein Leben ohne Vergänglichkeit gibt es nicht, weder in Asien, noch in Europa.

  • Muss da noch ein bisschen nachhaken, weil ich nicht sicher bin, deine Ansicht verstanden zu haben...


    Du sprichst hier vom "1. Pfeil", der jedes Lebewesen (be)trifft - (vorwiegend) körperliche Schmerzen, Angst, Krankheiten, Alter, Sterben?

    Stimmt, das ist so: "Mit der Mehrzelligkeit kam der Tod, mit dem Nervensystem der Schmerz und mit dem Bewusstsein die Angst" (L.v. Bertalanffy) in diese Welt.


    Immerhin gibt es da auch "geschickte Mittel", um wenigstens Linderung zu finden, für Menschen und Haustiere Arzneimittel und medizinische Behandlungen, Wildtiere nutzen verschiedene Heilpflanzen- und stoffe, zusätzlich hilft der Körper sich jeweils auch selbst ("innerer Arzt").

    Dukkha wird inzwischen auch mit Stress übersetzt und ich denke, es hat vor allem mit Bewusstsein und unserer Einfühlung bzw. dem Mitgefühl zu tun, dass wir in Stress kommen, wenn wir selbst oder andere, die wir mögen sterben, krank sind, Schmerzen haben und dabei ihre Empfindungen ausdrücken. Das führt zur Trauer, Depression, Aufgeregtheit und auch zu Begehren und Hass, verstärkt die fünf Hindernisse. auch die Überinformation und damit das globale Bewusstsein verstärken Ängste und Aufregung.


    Geschickte Mittel gibt es schon immer und wie du richtig siehst, kennen auch Tiere solche Mittel. Die sind ja nicht doof und haben Ortskenntnisse und Beobachtungsgabe, Erinnerungsvermögen, kurz: Bewusstsein.


    Buddha lehrte nicht, dukkha zu vernichten sei, sondern dass der Durst, die Ursache von dukkha ausgelöscht werden soll. Das ist auch das was überhaupt möglich ist ohne die Fähigkeit zur Empfindung zu zerstören.

    Man kann dukkha beenden, indem man das Bewusstsein ausschaltet oder es herunter dämpft, trübt oder durch Beendigung des Lebens. Das verstärkt Unwissenheit.


    Buddha lehrte, dass dukkha eines der drei Daseinsmerkmale ist und alle Phänomene dem Leiden unterworfen sind.

    Dukkha, anicca und anatta - in der Kette des bedingten Entstehens erfasst der Buddha wie dukkha durch Unwissenheit über 12 Schritte entstehe und wie es wieder vergeht. Zentral ist dabei die Persönlichkeitsansicht. Ohne sakkaya gibt es kein dukkha.


    Nun habe ich geschrieben:

    Das Erleben von dukkha kann nicht ausgelöscht werden ohne das Leben selbst zu vernichten.

    Mir geht es darum, dass Empfinden und Bewusstsein notwendig sind, um überhaupt dukkha wahrzunehmen - Mitgefühl für mich und für andere geht nicht ohne Einfühlung.

    Wenn ich dukkha nicht erfahre, erlebe, dann handel ich weiterhin wie es mir gefällt und aus Unwissenheit richte ich Schaden an, bis zur Vernichtung von Leben. Wenn ich die Persönlichkeitsansicht und den Durst als Ursache von dukkha erlebt habe, dann kann ich die falsche Ansicht und den Durst so auslöschen ohne meine Fähigkeit zum Erleben von dukkha zu berühren.

    Woher soll denn das Mitgefühl kommen?

    Ich fühle doch dukkha auch ohne Persönlichkeitsansicht oder Durst. Ich sehe doch, was los ist, wenn jemand sich gegen die drei Daseinsmerkmale aufbäumt.


    Wie ich dann im konkreten Fall anderen oder mir selbst helfe, hängt davon ab, was möglich und sinnvoll ist. Und da gebietet dann auch niemand mehr, auch nicht das Mitgefühl, sondern ich weiß, was zu tun ist und was ich oder andere tun können.

    Es geht also auch nicht nur um die Erfahrung von dukkha - das kennt eigentlich jeder, sondern um das was im Hintergrund als Verursacher verborgen bleibt und auch nicht gern erfahren wird: die Gier, der Hass und die Verblendung. Und hier setzt die Lehre des Buddha an. Und das sollte erlöschen.

    Du fragst hier - temporär oder für immer.

    Anna Panna-Sati:

    Temporär oder "für immer" ? ...ist in diesem Zusammenhang eine Frage, die mich bewegt und die wohl - je nach buddhistischer Richtung/Schule - unterschiedlich beantwortet wird.

    Gier, Hass und Verblendung sollten für immer erlöschen. Es kann aber nur beim Einzelnen durch dessen Einsicht und Handlungsweise erfolgen.


    Wenn man das mal mit einem Feuer vergleicht, dass erloschen ist, dann kann es noch lange dauern, falls da eine Restglut versteckt ist, die wieder ein neues Feuer entfacht. Daher müssen die Geistesgifte und die Handlungen für immer bewacht werden. Und also muss die Satipatthana -Praxis auch beständig ausgeübt werden. Je besser diese Prozesse erkannt werden, umso besser kann einer den Anfängen wehren - zuerst sind es Gedanken, dann Worte und dann Taten - und daher beginnt einer mit der Bewachung der Gedanken.

    :zen:

  • Ich verstehe schon, was du versuchst mir zu erklären, aber du hast meine Aussage falsch gedeutet. Vermutlich liegt das an deinen Lektüren. Ich musste erst einmal google fragen, was wahre Beendigungen sind. Und da landete ich beim Dalai Lama.

    Und da sagt er auch, Leiden ist zu erkennen und die Ursprünge des Leidens sind zu beseitigen.


    Ich habe in meinem Garten Giersch - jedes Jahr muss ich die Ursprünge dieses Krautes beseitigen, aber es kommt im nächsten Frühjahr wieder.

    :zen:

  • Wenn der Giersch jedes Jahr wiederkommt, sind nicht die Ursachen behandelt, ein weit verzweigtes unterirdisches Wurzelwerk, sondern nur die Oberfläche. Jedoch dukkha kann man nicht in der Ursache behandeln und dann ist es weg, das ist kein Unkraut, was die Kulturpflanzen verdrängt, dukkha ist Bestandteil des Lebens, ohne Vergänglichkeit, Schmerz bei Fehlern oder Stress bei beeinträchtigten Gefühlen kein Dasein. Es lässt sich lindern und punktuell ausgleichen, aber weg bekommt man die Vergänglichkeit, das Leid nicht. Vielleicht wenn man Dalai Lama ist und so viele Diener zur Unterhaltung hat, dass man an diesen Punkt nie kommt oder man ist Buddha mit Erleuchtung, aber als Mensch der westlichen Welt hat man das alles nicht und kommt um das Leiden am Dasein nicht drumherum. Natürlich kann man die Ursachen von Schmerz ergründen, soll man sogar, denn der Schmerz ist ein Hilfeschrei des Organismus, der auf eine grundlegende Störung aufmerksam macht, der sollte man sich widmen, um nicht noch kränker zu werden. Wenn also dukkha das Leben so sehr beeinträchtigt, dass es selbstständig nicht mehr lebenswert erscheint, dann sollte man sich an die Ursachen von dukkha machen und sie aufarbeiten. Ein Aufarbeiten der eigenen Lebensgeschichte ist stets förderlich.

  • Was habe ich denn falsch gedeutet?

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Das hast du falsch gedeutet.

    Leonie:
    Das Erleben von dukkha kann nicht ausgelöscht werden ohne das Leben selbst zu vernichten.


    Helmut:
    Dass das Leben selbst vernichtet werden muss, um das Erleben von Dukkha auszulöschen hat Buddha Sakyamuni in dieser Lehrrede nicht gelehrt.


    Die dahinter liegende Frage ist doch, was meint der Palikanon, wenn vom Ende von dukkha die Rede ist.

    :zen:

  • Hallo, lieber Martin_1980 , herzlichen Dank für deine wertvollen Beiträge! _()_ :heart:


    Man kann schon vorher eine Art von Gleichmut entwickeln.

    Läuft es gut, okay loslassen weil es sich ändern wird und muss.

    Läuft es schlecht, okay loslassen weil es sich ändern wird und muss.


    Das kann hilfreich sein, wenn die Welt scheinbar aus den fugen gerät.

    Das Leiden zum Beispiel verschwindet ja nicht, auch nicht für den befreiten.

    Vielen Dank, ja, es kann (einige "Leben"?) dauern, bis zur Befreiung und Gleichmut zu "trainieren", hilft bestimmt, in der Zwischenzeit all das Leiden gelassener zu (er-)tragen... :mediw: :tee:

    Ich dachte immer dass das Leiden verschwindet, aber in Wirklichkeit verschwindet der Leidende. Die Welt ist weder Gut noch schlecht, fair oder unfair.

    Gegen das Verschwinden sträubt sich der/die Leidende teilweise recht hartnäckig... :roll:

    Tja, schade, dass das Leiden nicht auf irgendeine (andere) Weise zum Verschwinden gebracht werden kann - so muss man etwas hergeben/aufgeben/loslassen, an dem man sehr hängt (Das "Ich" oder gar das Leben....).

    Die Welt ist, wie sie ist und für Unbefreite, wie sie (gestimmt) sind.

    ("Dem Heiteren erscheint die Welt auch heiter" - zumindest zeitweise, wenn das Negative ausgeblendet wird.)

    Da ist Freude,Schmerz,leiden,Wut usw, aber niemand mehr, der diese Sachen ertragen muss.

    Wenn das Herz die erste Heilung und Linderung durch das einhalten der Gebote, durch das kultivieren von Samadhi erfährt, dann kann die Liebe (inklusive Güte) das verletzte und komprimierte Herz in die Unendlichkeit ausdehnen.

    Hm.... Freude "ertrage" ich eigentlich ganz gerne.... :D

    Ein weites Herz voller Liebe, Güte und Frieden kann doch eigentlich nur Liebe, Güte und Frieden in die Welt bringen, aber es erfordert halt außerdem die Empfangsbereitschaft/Offenheit der "Empfänger" (die leider nicht immer gegeben ist...), um seine Wirkung zu entfalten.


    Ich habe seitdem nie wieder trauer, Wut , Freude, Einsamkeit und Hilflosigkeit erlebt, weil diese Dinge wie Wolken sind, die den blauen Himmel nicht zerstören können.

    Jetzt muss ich doch mal nachhaken, lieber Martin: Meintest du keine Sinnes- Freude oder oder ist das (erwachte) Leben - ohne Ego, aber befreit und voller Frieden - tatsächlich freudlos? :| :?  

    Solange man noch halbwegs dazu in der Lage ist, sollte man diese eine Sache (Selbst) suchen und erforschen.

    Dann wird man nur noch einen Wandel erleben, nämlich das verlöschen im stillen Meer des Friedens.


    Mögen wir alle Frieden finden!

    _()_ :taube:


    Alles Gute, vor allem Gesundheit, und liebe Grüße :heart: _()_ :)

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


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    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Das hast du falsch gedeutet.

    Leonie:
    Das Erleben von dukkha kann nicht ausgelöscht werden ohne das Leben selbst zu vernichten.


    Helmut:
    Dass das Leben selbst vernichtet werden muss, um das Erleben von Dukkha auszulöschen hat Buddha Sakyamuni in dieser Lehrrede nicht gelehrt.


    Die dahinter liegende Frage ist doch, was meint der Palikanon, wenn vom Ende von dukkha die Rede ist.

    Ich denke, dass der Palikanons nichts meint. Ich halte dies für eine unglückliche Formulierung. Es geht doch darum, was Buddha Sakyamuni gelehrt hat und die Vier Edlen Wahrheiten hat er ja in verschiedenen Suttas, die im Palikanon überliefert sind, und Sutras, die im Sanskritkanon überliefert sind, gelehrt.


    In Bezug auf die dritte edle Wahrheit hat er in SN 56.11 drei Aspekte gelehrt:

    • "Dies ist die edle Wahrheit vom Ende des Leidens."
    • "Diese edle Wahrheit vom Ende des Leidens muss verwirklicht werden."
    • "Diese edle Wahrheit vom Ende des Leidens wurde verwirklicht." (1)

    Man muss also die Wahrheit vom Ende des Leidens erkennen; dann besteht die Aufgabe darin, diese Wahrheit verwirklichen; schließlich muss man zur Erkenntnis kommen, dass man die Aufgabe erfüllt hat.


    Der letzte Punkt folgt zeitlich auf den zweiten Punkt. Daraus folgt, dass man noch am Leben ist, wenn man die Beendigung des Leidens verwirklicht hat.


    Dein oben gegebenes Zitat ist ja schon eindeutig:

    Das Erleben von dukkha kann nicht ausgelöscht werden ohne das Leben selbst zu vernichten.

    Buddha Sakyamuni hat die vier edlen Wahrheiten ja erklärt, um uns den Weg zur Befreiung aus Samsara aufzuzeigen, den wir üben sollten. Wenn die Beendigung der Leiden gleichbedeutend ist mit der Beendigung des Lebens, dann gäbe es niemanden, der die Erfahrung macht, die Befreiung aus Samsara erlangt zu haben. Wenn die Beendigung des Leidens gleichbedeutet ist mit dem Ende des Lebens, dann würde diese Lehre keinen Sinn machen.


    --------------------------------------------------

    (1) Bhikkhu Bodhi, In den Worten des Buddha, 2011, S.68.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Hallo, liebe Leonie , vielen Dank für deinen gehaltvollen, inspirierenden Beitrag ! _()_ :heart:

    Hat mich ziemlich beschäftigt..... ;) :erleichtert:

    Dukkha wird inzwischen auch mit Stress übersetzt und ich denke, es hat vor allem mit Bewusstsein und unserer Einfühlung bzw. dem Mitgefühl zu tun, dass wir in Stress kommen, wenn wir selbst oder andere, die wir mögen sterben, krank sind, Schmerzen haben und dabei ihre Empfindungen ausdrücken. Das führt zur Trauer, Depression, Aufgeregtheit und auch zu Begehren und Hass, verstärkt die fünf Hindernisse. auch die Überinformation und damit das globale Bewusstsein verstärken Ängste und Aufregung.

    Ja, Einfühlungsvermögen/Empathie kann sehr durch Mitleiden stressen, daher wird im Buddhismus ja immer das Mitgefühl geübt, welches ermöglicht (aus einer heilsamen Distanz heraus), möglichst stressfrei, helfend/unterstützend - nach Bedarf - tätig zu werden.


    Die Konsequenzen des Stresses schilderst du sehr eindrücklich, er breitet sich schnell aus, zieht weite Kreise....


    Ich habe jetzt NOCH eine Übersetzung von "Dukkha" gehört (von Dr. Alfred Weil):


    Dukkha = Zwieheit/Zweiheit, SPALTUNG
    ("Sein und Sollen befinden sich im Zwiespalt")


    Leuchtet mir ein: Die Nicht-Akzeptanz von dem, was war, gerade ist oder vielleicht sein wird = dukkha (man spaltet/trennt sich quasi ab)

    Buddha lehrte nicht, dukkha zu vernichten sei, sondern dass der Durst, die Ursache von dukkha ausgelöscht werden soll. Das ist auch das was überhaupt möglich ist ohne die Fähigkeit zur Empfindung zu zerstören.

    Man kann dukkha beenden, indem man das Bewusstsein ausschaltet oder es herunter dämpft, trübt oder durch Beendigung des Lebens. Das verstärkt Unwissenheit.

    Dukkha, als "Spaltung" verstanden, ließe sich aufheben (nicht vernichten) durch Auslöschung des Durstes (Tanha), der - als Ursache - zur Spaltung führt...

    Die Akzeptanz des "Schwer zu (Er) tragenden" (= weitere Übersetzung von Dukkha) würde demnach gleichzeitig sein Ende bedeuten.


    Ja, getrübtes/ausgeschaltetes Bewusstsein verhindert Geistesklarheit/Wissensklarheit und erhält damit wohl auch die Unwissenheit.

    Vermutlich auch deswegen, mahnt die 5. Tugendregel Abstinenz von Alkohol und Drogen (Berauschung) an... :?


    Mir geht es darum, dass Empfinden und Bewusstsein notwendig sind, um überhaupt dukkha wahrzunehmen - Mitgefühl für mich und für andere geht nicht ohne Einfühlung.

    Wenn ich dukkha nicht erfahre, erlebe, dann handel ich weiterhin wie es mir gefällt und aus Unwissenheit richte ich Schaden an, bis zur Vernichtung von Leben.

    Ja, da stimme ich dir zu. Man beobachtet ja auch immer wieder, was aus mangelnder Empathie und "Dummheit" heraus, in der Welt angerichtet wird...


    Paracetamol sollte man besser auch nicht schlucken... ;) :

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    (Obwohl man mit den akuten Schmerzen sicherlich auch kein Glück um sich herum verbreitet, aber nachher versteht man Andere besser...)

    Wenn ich die Persönlichkeitsansicht und den Durst als Ursache von dukkha erlebt habe, dann kann ich die falsche Ansicht und den Durst so auslöschen ohne meine Fähigkeit zum Erleben von dukkha zu berühren.

    Woher soll denn das Mitgefühl kommen?

    Ich fühle doch dukkha auch ohne Persönlichkeitsansicht oder Durst. Ich sehe doch, was los ist, wenn jemand sich gegen die drei Daseinsmerkmale aufbäumt.

    Hm.. Das Mitgefühl entwickelt man ja auf dem Achtfachen Pfad (weiter) und beim Erwachen bleibt es wohl erhalten... :?

    Nach dem "Erlöschen" nimmst du Leiden noch wahr, aber es berührt/triggert/schädigt/stresst dich nicht mehr - so verstehe ich es...


    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Das Erleben von dukkha kann nicht ausgelöscht werden ohne das Leben selbst zu vernichten.

    Der Buddha selbst sowie alle Arahaten waren weiterhin sehr lebendig und aktiv. Der Buddha hatte mehr als 40 Jahre lang die Lehre verbreitet, den Orden gegründet und mit unzähligen Menschen gesprochen. Technisch gesehen bleiben die Khandhas bestehen, jedoch gibt es kein Ergreifen mehr, kein "Ich" und kein "Mein".


    Das passende Zitat lautet: "Was, Bhikkhus, ist das Nibbana-Element mit Überrest? Hier, Bhikkhus, ist ein Bhikkhu ein Arahat, der die Einflüsse aufgelöst hat; er hat sein Leben gelebt und getan, was zu tun war, hat die Last abgelegt, das höchste Ziel erreicht, die Fesseln des Bhava vollständig zerstört und ist durch perfektes Wissen befreit. Die fünf Sinne funktionieren immer noch in ihm. Deshalb erlebt er noch angenehme und unangenehme Dinge, fühlt Wohl und Schmerzen. In ihm wird die Zerstörung der Gier, des Hasses und der Verblendung das Nibbana-Element mit Überrest genannt." (Itivuttaka 44).

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

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    :zen:

  • Ayya Khema eine sehr interessante Frau und Lehrerin, denn sie konnte mit einfachen Worten über das menschliche Verhalten durch den Buddhismus geprägt erzählen. Habe sie ausgiebig studiert, mit allem, was von ihr überliefert ist, denn das Waldkloster, in dem sie zum Schluss lebte, befindet sich hier im Allgäu nicht weit von meinem aktuellen Aufenthaltsort. Ihren Nachfolger im Buddha-Haus, ein langjähriger Schüler Nyanabodhi kenne ich persönlich.

    Auch ganz in der Nähe ist Anenja Vihara ein Theravada Nonnenkloster mit eher jungen Frauen, auch hier gibt es eine Ayya. Sie stehen manchmal auf dem Wochenmarkt, um Essensspenden zu sammeln. Das Video von Ayya Khema über dukkha ist wirklich sehenswert, denn sie schildert den Begriff so gut nachvollziehbar, wie man es nur selten hört.

  • Das von ihr gegründete Kloster, Metta Vihara, ist inzwischen kein Kloster mehr.

    Nyanabodhi hat die Robe abgelegt, und somit gab es keinen Abt mehr.

    Er hat auch seinen Vorstand im Buddha-Haus aufgegeben.

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    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.