Achtsamkeit für Dummies :-/

  • Für mich war es auch eine wichtige Erkenntnis, dass alle Freude, Spaß und angenehme Gefühle vergänglich sind. Das ist ein ganz normaler Prozess. Jeder Moment der Freude, des Glücks oder des Spaßes ist irgendwann zuende. Wir Menschen sind einfach nicht dafür gemacht dauerhaft Freude zu empfinden. Freude oder Glück ist ja biologisch gesehen eine Art Belohnungssystem, was uns die Natur mitgegeben hat, um uns in unserer Welt zurechtzufinden. Zu viel Freude kann auch durchaus schädlich sein, wie es z.B. bei Drogensüchtigen der Fall ist: erst kommt es zu einem Feuerwerk von Glücksgefühlen im Gehirn und darauf folgt dann der große Kater.


    Aber ich denke, man sollte deshalb nicht in eine gleichgültige, lethargische Haltung verfallen nach dem Motto: "Die Freude ist eh vergänglich, deshalb lohnt sich nicht, dies oder das zu tun." Die Freude ist immer noch Freude und trägt dazu bei, das Leben lebenswert zu machen. Das Wissen, dass die Freude wieder vergeht, kann auch dazu beitragen, dass man sich die Freuden besser bewusst macht, sie intensiver erlebt und auch dankbarer dafür ist. Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass ich durch eine achtsame Haltung Freude bewusster erlebe und dankbarer dafür bin. Durch die Achtsamkeit hat sich mein Blickwinkel erweitert und ich sehe mehr Freuden in meinem alltäglichen Leben, z.B. wenn ich eine schöne Blume sehe oder den Gesang der Vögel höre. Dann bleibe ich einen Augenblick stehen und genieße die Eindrücke bevor ich weitergehe.

  • Zitat


    Elke hat geschrieben:
    Ich bin zum Buddhismus gekommen, um mich zu "wappnen gegen eine See von Plagen", wie es bei Shakespeare so schön heißt.


    Zitat


    Elke hat geschrieben:
    Wenn ich "das Leid" überwinde - überwinde ich dann auch "den Spaß"?


    Es geht, zumindest für mich, nicht darum sich zu wappnen sondern um meine Anhaftung an mich selbst meiner persönlichen Meinungen und Vorstellungen über die Welt und mich und so wie die Dinge nach meiner Fassung laufen sollten zu lösen, aufzugeben. Mich aufzugeben. Einfach den Dingen folgen wie es grad kommt ohne ein Hehl draus zu machen.
    Wer sich schon wappnen muss um in den Kampf zu ziehen gegen ein Heer von Plagen kann verlieren und wer den Kampf überhaupt aufnimmt hat schon verloren. Es ist das Unterscheidente Denken das mich/uns in Schwierigkeiten setzt. Es ist der gewöhnliche Geist der Leidet. Schwierig die Dinge für mich zu verstehen aber das ist ja das Problem, Das Verstehen wollen, das Begreifen wollen, das Wollen.
    Wenn ich dann einfach nur Sitze oder einfach nur Spaß habe oder einfach nur Leide ohne daran zu Haften ohne es wieder herbeiführen zu wollen oder es wegdrücken zu wollen diesen Spaß oder dieses Leid, es einfach nur so lasse wie es grad ist und dann weiter gehe zum nächsten oder zu gar nichts dann gibt es kein Problem. Für niemandem.
    Überdies, liegt nicht nur Leid im Leid sondern auch in der Freude liegt das Leid und zwar z.B. in dem Anhaften an dem was grad ist ob Freud oder Leid.
    Es ist schon richtig so; wenn Freude dann Freude. Wenn Leid dann Leid. Nur zaudern, anhaften, hehlen, wegdrücken, wieder herbeiführen wollen das macht uns rasend und blind über die Dinge wie sie wirklich sind.
    Freude hat seinen Grund, Leiden hat seinen Grund.
    Scheiß drauf. Tu einfach nur das was grad ist voll und ganz. Überwinden tust du gar nichts. Laß es einfach. Wenn du z.B. ne Grippe hast dann dann hab sie einfach voll und ganz. Hoff nicht drauf das es besser oder schlechter wird und wenn du z.B. nen schönen Tag oder Abend hast mit nem lieben Menschen dann hab ihn voll und ganz. Erwäge nicht ob es besser oder schlechter wird. Und dann weiter oder nicht.
    Ja, ich weiss nicht leicht und schnell erzählt auch ich hab da ab und an auch so meine Schwierigkeiten und dann kann es vorkommen das ich in der absoluten Verwirrung bin doch dann merk ich das irgendwann und stell nur fest das ich mich da ganz schön verstrickt habe. Dann muss ich mir halt in meinem verschiessen Arsch treten und mich erst mal setzten.

    Ja, manchmal weiss ich nicht was ich über die Dinge denken soll und dann lass ich es. Und dann sind die Dinge so wie sie sind.

  • Zitat

    Elke hat geschrieben:
    Wenn ich "das Leid" überwinde - überwinde ich dann auch "den Spaß"?


    Ja :P
    Gelassenheit macht Freude ;)



    edit: bei snoopies threads muss ich lächeln. besonders dort, wo es ums putzen ging. ich habe dazu eine ergänzung:
    putzen war der beginn meines achtsamkeitstrainings, eben weil ich dachte ich könnte damit gut meinen "unmut" versuchen zu überwinden.
    die technik, die ich benutze, war, darauf zu achten, beim putzen keine tierchen mit auf zu wischen. der effekt war überraschend groß!
    ich habe nicht-geputzte stellen entdeckt, die ich sonst selten wahr genommen habe. ich habe versucht alles sehr gewissenvoll und gründlich zu machen.
    nach ein paar malen schon kommt die achtsame routine. das putzen geht jetzt schneller :P ... die tierchen nehme ich jetzt wahr ohne wirklich danach zu suchen, mein kopf ist ausgesprochen ruhig während dessen. der "unmut" ist gar kein thema mehr ... quasi "vergessen".
    kann ich nur empfehlen es selbst aus zu probieren :)

    Einmal nur noch möcht ich wandern, in der großen Wanderschaft,
    Einsam, ohne einen andern, bis verhaucht die letzte Kraft.
    Sterbend möcht den Blick ich lenken auf das Schneeland himmelhoch,
    Sterbend noch des Lehrers denken und der Lehre, die nie trog.

  • Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Ich habe nach wie vor meine Probleme mit dem Thema „Achtsamkeit“. Es ist, als müsste ich um jeden Moment der Achtsamkeit „ringen“ und das bei einer „Religion“, wo es nicht ums Kämpfen, sondern ums Loslassen geht. Ich bin wohl von Natur aus ein zerfahrener, zerstreuter, oberflächlicher, undisziplinierter Mensch.


    Auch in der Meditation ist so, dass ich irgendwie immer noch am Anfang stehe, was die Qualität meiner Versenkung betrifft. Wenn ich von Anfängern hier lese, die nach zwei Wochen Meditation schon „begeistert“ sind und von „Erfolgen“ sprechen…Immer wenn mein Wecker läutet, bin ich grade mitten drin im Grübeln oder ich werde im wahrsten Sinne des Wortes „geweckt“. Was mir besonders schwer fällt ist, mich zu zentrieren, wenn ich emotional sehr aufgewühlt bin. Da lasse ich die Meditation oft ganz sausen und lenke mich lieber anderweitig ab. Ich weiß, ein Fehler.


    Veränderungen bemerke ich schon, nämlich, dass mir schneller auffällt, wenn ich im Alltag in Grübelfallen tappe. Und dass mir bewusst ist, warum ich manche Dinge tue. Aber ich tue sie trotzdem. Und wenn ich vor etwas große Angst habe oder mir viele Sorgen mache, übe ich die Beobachterrolle. Das hilft schon, aber ich frage mich, ob ich mich dabei nicht irgendwann "verliere". Ich weiß nicht, ob ihr versteht, was ich meine.


    Es geht alles sehr langsam bei mir und manchmal frage ich mich, was ich da tue. Und zugleich weiß ich, dass es meine einzige „Chance“ ist. Das ist erschreckend und befreiend zugleich.

  • Wenn mir das so geht, das ich mich nicht zentrieren kann, achte ich auf meine Fußsohlen. Ich meditiere im Gehen. Nach der Erfahrung im Zazen geht das in Sekunden und schafft Ordnung. Wenn ich ein wenig Zeit habe gehe ich einfach weg. -()-