Achtsamkeit für Dummies :-/

  • mkha':

    Einer meiner Lehrer sagte einmal: "Wer mir sagt, er habe keine Zeit zur Meditation, dem unterstelle ich, dass er nicht lebt, denn alles, was Du bewusst, achtsam und konzentriert ausführst, ist Meditation."


    Dann gehöre ich wohl zu jenen, die nicht leben :| Ich bin ständig mit meinen Gedanken woanders und mir unterlaufen oft viele dumme Fehler. Im Straßenverkehr hatte ich schon öfter mehr Glück als Verstand.


    Aber ich will nicht länger über meine Zerstreutheit klagen, sondern es endlich angehen. Die Zeit ist aber insofern "ungünstig" (oder günstig?), da mein Leben sich in den letzten Monaten sehr verändert hat und es diverse "Baustellen" gibt, um die ich mich kümmern muss und über die ich daher häufig nachgrüble oder mich sorge.


    Danke für deine Worte -
    Elke

  • Ich habe diesen Thread wieder hervorgeholt, weil ich immer noch Probleme/Ängste/Zweifel in Sachen Achtsamkeit habe. Ich hoffe, ich bringe es richtig rüber, was ich meine.


    Als ich ein kleines Kind war, hat meine Mutter mir häufig vorgelesen. Während sie den Text meiner Bilderbücher vorlas, hingen meine Augen an den Bildern auf der jeweiligen Seite und ich tauchte ganz darin ein. Ich erinnere mich noch, dass ich damals Angst hatte, lesen zu lernen, weil ich dachte, wenn ich lese, kann ich ja in der Zeit die Bilder nicht sehen. Das erschien mir aus damaliger Sicht höchst unbefriedigend.


    Jetzt habe ich ein ähnliches „Problem“ in Sachen Achtsamkeit. Es heißt ja, dass man immer bei der jeweiligen Tätigkeit sein soll, bei der man grad ist. Wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich putze, dann putze ich usw. Und genau das ist mein Problem, wie mir neulich beim Wohnungsputz klar geworden ist. Putzen ist für mich nur deshalb erträglich, weil ich dabei so schön träumen und meinen Gedanken nachhängen kann. Ich habe in all den Jahren während eintöniger Putzarbeiten die tollsten Philosophien in meinem Kopf ausgearbeitet, im Geiste Klassiker der Weltliteratur geschrieben und meine Garderobe für die Nobelpreisverleihung zusammengestellt oder die Dankesrede für den Oscar gehalten . Ganze Familienbiographien über viele Generationen hinweg sind in mir entstanden, die ich im Laufe von Wochen und Monaten entstehen und vergehen habe lassen und wo ich mich selbst oft gespannt fragte, wie es meinen Geschöpfen wohl weiter ergehen möge zwischen den wöchentlichen Putzarbeiten. Ähnliches gilt für Tätigkeiten wie Bügeln oder Kochen etc. Wie schön ist es, beim eintönigen Bügeln der Arbeitskleidung noch mal die Erlebnisse des vergangenen Wochenendes Revue passieren zu lassen etc.


    Welchen "Spaßfaktor" hat Achtsamkeit bei solchen Tätigkeiten? Beim Essen oder Naschen von Schokolade habe ich ihn bereits gefunden. ;) Ich weiß, es geht nicht um Spaß, aber irgendeinen "Belohnungseffekt" muss Achtsamkeit ja fürs Gehirn haben, sonst würde da keiner dranbleiben, denke ich. Aber: Ich kann es mir nicht vorstellen, dass es befriedigend und befreiend ist, wenn ich meine Aufmerksamkeit auf den Putzlappen in meiner Hand richte, ihn zwischen meinen Fingern spüre, während ich achtsam den Dreck wegputze. :doubt:


    Vermutlich erlebe ich grade wieder die kindliche und im Nachhinein gesehen lächerliche Angst des Lesenlernens, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, was ich vom Leben habe, wenn ich ständig im Hier und Jetzt präsent bin und jeden Augenblick achtsam erlebe. Wenn ich die Schilderungen lese, was für tolle Gefühle Menschen in achtsamen Momenten erleben - bis hin eben zur Erleuchtung - kann ich das nie wirklich nachvollziehen, wenn ich mich selber mal wieder am Riemen der Achtsamkeit reiße. Außer - wie gesagt - wenn ich den Geschmack von Nougat auf der Zunge habe. :P


    Vielleicht ist auch mein Ansatz falsch und ich darf ruhig träumen, sollte aber die Träumereien achtsam beobachten?


    Hand aufs Herz: Wer von euch schrubbt achtsam das Klo? :?

  • Das ist mir bekannt, alles. Auch die Angst nicht mehr ich zu sein wenn ich das nicht mehr mache.
    doch, es ist vollkommen anderes. Es ist wunderbar nichts mehr zusammen denken zu müssen. Heute ist es eine Last wenn ich wiedermal Träume. Ich bin achtsam bei dem was ich tue. Aber nicht nur bei dem was ich tue. Ich tue mit meinem ganzen Sinnen. Die Hände machen das, die Ohren hören die Zunge schmeckt die Haut fühlt, das Auge sieht, der Gleichgewichtssinn sorgt für Aufrechtigkeit. So dahin gelabert nichts Bedeutendes. Es ist das das alles jetzt geschieht da gibt es keinen Unterschied alles ist jetzt. Ich habe keine Zeit um zu trennen. Ich habe keine Zeit zu analysieren. Ich habe nichtmal Zeit irgendwie ich zu sein. Da ist das was jetzt so ist wie es ist, das ist so vollkommen viel das ich mich weigere mich darin zu isolieren und auch nur ein Teil zu verachten. Wenn ich das Will und nichts anderes wahrnehmen will dann versinke ich in Tätigkeiten wie lesen oder schreiben. Auch da bin ich nicht das, da ist nur das Alles, auf der Spritze der Nadel. Wer nicht von der Spitze der Nadel das lies wir es nicht erfassen.

  • Elke:


    Welchen "Spaßfaktor" hat Achtsamkeit bei solchen Tätigkeiten?


    Fahrrad putzen ? Geil, ich vergesse dabei alles um mich rum. WIe Urlaub bloss viel besser :) Meinetwegen auch das Klo wenn nichts anderes da ist, ich find schn was :D
    Ich mag das herumgewusele im Kopf nicht mehr, es ist ermüdend, oftmals sogar anstrengend

  • Elke:

    Vielleicht ist auch mein Ansatz falsch und ich darf ruhig träumen, sollte aber die Träumereien achtsam beobachten?
    Hand aufs Herz: Wer von euch schrubbt achtsam das Klo? :?


    Kontempliere doch mal das Wort "beobachten".
    Es erzeugt meiner Meinung nach schnell Missverständnisse: Hier "Ich", dort "Das Objekt", dazwischen das "Beobachten"...
    Und das Wort "achtsam". Mir kommen da schnell Bilder in den Kopf wie "alles sehr verlangsamt tun, dabei zehn Zentimeter über dem Boden schweben und leicht debil lächeln"...
    Äh. Nee.


    Das Klo putz ich jetzt nicht wirklich achtsam, im Sinne von "langsam, genussvoll und bemüht, alle Aspekte des gegenwärtigen Momentes tief einzuatmen".
    Aber ich putz es achtsam im Sinne von "effektiv", sprich schnell und gründlich.


    Komischerweise habe ich beim Kloputzen auch keine Probleme mit der Achtsamkeit.
    Beim Bügeln eher. Ich hasse Bügeln.

  • Hallo Elke,


    für mich ist es unglaublich entspannend, befreiend und erleichternd, nur bei der Sache zu sein.


    Zitat

    Außer - wie gesagt - wenn ich den Geschmack von Nougat auf der Zunge habe.
    Vielleicht ist auch mein Ansatz falsch und ich darf ruhig träumen, sollte aber die Träumereien achtsam beobachten?


    *Haha* und nee nee :-). Träumen wäre gleichzeitig etwas anderes zu tun. Denken ist geistiges Handeln.


    Aber Du kannst ja mal beobachten, was in Deinem Geist vor sich geht, also, wie da was entsteht... Dann bist Du bei der Sache.


    Hat mein Lehrer auch versucht. Er liebte Mangos über alles. Dann hat er sich mal ne ganze Schüssel gemacht um bei jedem Stückchen zu beobachten, wie Begehren und Anhaften entsteht. Die Schüssel war trotzdem sehr schnell leer ;-).


    Schöne Grüße

  • Ellviral:

    Das ist mir bekannt, alles. Auch die Angst nicht mehr ich zu sein wenn ich das nicht mehr mache.
    doch, es ist vollkommen anderes. Es ist wunderbar nichts mehr zusammen denken zu müssen.


    Danke Helmuth für das Mitteilen deiner Erfahrung. Bei mir ist auch sehr stark eine Angst vor Veränderung meiner Persönlichkeit o. Ä. vorhanden, wie mir immer bewusster wird.


    Keks:

    Geil, ich vergesse dabei alles um mich rum. WIe Urlaub bloss viel besser Meinetwegen auch das Klo wenn nichts anderes da ist, ich find schn was


    Komm zu mir, Lieblingskeksi, ich drück dir meine Putzutensilien in die Hand und du wirst dich wie im Paradies fühlen und gar nicht erst suchen müssen. :)


    Jojo:

    Mir kommen da schnell Bilder in den Kopf wie "alles sehr verlangsamt tun, dabei zehn Zentimeter über dem Boden schweben und leicht debil lächeln"...
    Äh. Nee.


    Das Klo putz ich jetzt nicht wirklich achtsam, im Sinne von "langsam, genussvoll und bemüht, alle Aspekte des gegenwärtigen Momentes tief einzuatmen".
    Aber ich putz es achtsam im Sinne von "effektiv", sprich schnell und gründlich.


    Du hast es erfasst, Jojo. Genauso habe ich mir das vorgestellt: In aller Ruhe und Bedächtigkeit, voll Achtsamkeit und mit dem mumienhaften Grinsen eines hier schon öfter kontrovers diskutierten Lamas im Gesicht. :|


    Den Tipp mit dem schnellen und dabei auch gründlichen Putzen habe ich auch per PN bekommen. Das ist interessant und ich werde das beim nächsten Mal ausprobieren.


    Frank1:

    Wenn ich mich zusammenreisse konzentriert zu sein, ist es immer eine Überwindung wie zu einer unangenehmen Arbeit.
    Während der Konzentrationsphase wird es dann langsam angenehmer und der schönste Moment ist am Ende danach richtig erfrischt zu sein und seine Arbeit gemacht zu haben.


    In der Tat habe ich auch manchmal das Gefühl, dass es lästig ist, mich auf etwas voll und ganz zu konzentrieren bzw. achtsam einzulassen (sind Konzentration und Achtsamkeit nun dasselbe oder gibt es Unterscheidungen? Ich meine, neulich was im Forum darüber gelesen zu haben, weiß aber grad nicht, wo). Vermutlich ist es wie beim Sport, zu dem ich mich auch in Phasen der Trägheit und Zeitnot doch immer wieder aufraffe und wo das gute Gefühl manchmal auch erst nach einiger Zeit und danach kommt.


    Mirco:

    *Haha* und nee nee . Träumen wäre gleichzeitig etwas anderes zu tun. Denken ist geistiges Handeln.


    Aber Du kannst ja mal beobachten, was in Deinem Geist vor sich geht, also, wie da was entsteht... Dann bist Du bei der Sache.


    Danke Mirco, auch das werde ich ausprobieren.

  • Elke:

    Den Tipp mit dem schnellen und dabei auch gründlichen Putzen habe ich auch per PN bekommen. Das ist interessant und ich werde das beim nächsten Mal ausprobieren.


    Hehe, ja, probier mal aus. Dann kannst du bei dieser Gelegenheit gleich mal gucken, was "schnell und gründlich" für Dich sonst noch so alles bedeutet.
    Vielleicht... Krafteinsatz, Selbstüberwindung und Anstrengung? :D


    Zitat

    In der Tat habe ich auch manchmal das Gefühl, dass es lästig ist, mich auf etwas voll und ganz zu konzentrieren bzw. achtsam einzulassen


    Ja, wenn man Konzentration mit "Sich-zusammenreißen" gleichsetzt... :shock:
    Konzentration ist für mich eher so was Chirurgisches, das sorgfältige Erkennen und dann saubere Wegschneiden von allem Überflüssigen.
    Überflüssige Gedanken. Überflüssige Gefühle. Überflüssige physische Anstrengung. Und was sich sonst noch so Überflüssiges in jeder individuellen Situation so findet.


    Sich-Zusammenreißen funktioniert bei mir überhaupt nicht. Gar nicht. Außer im Job.
    Zuhause werfe ich jedes Sich-Zusammenreißen-Müssen wie ein bockiges Schaf ab. Funktioniert nicht. :(


    Aber das Loslassen von überflüssigem, lästigem, schmerzhaften Kram - das funktioniert. :)
    Nicht immer. Aber immer besser.

  • Elke:


    Hand aufs Herz: Wer von euch schrubbt achtsam das Klo? :?



    Wenn ich das Klo putze dann putze ich das Klo. Ob Freude dabei ist oder Leid ist erstmal Irrelevant.
    Wenn ich das Klo putze dann erst das Gröbste, das Innere und das Äußere und als nächstes das Nachwischen und das Trockenwischen.
    Wie gesagt ob da Freude oder Leid dabei ist spielt keine Rolle. Ich tue es einfach nur weil es nötig ist und das tue ich dann Ganz. Voll und ganz dabei sein mit allem was dazu gehört. Nichts anderes.
    So ist mit allem zu Vollziehen.
    So fängt schon der Morgen an wenn ich den Wecker wahrnehme. Ich nehme nur den Wecker wahr. Der Wecker ist nötig. Das Aufstehn ist nötig. Und das tue ich ganz. Da sollte es kein: " Oh, scheiße schon wieder aufstehn und zur Arbeit gehen. Das Kotzt mich an. Oder.. Ah wie toll, ich geh gleich auf Arbeit da erwartet mich dies und das."
    Da gibt es doch den Ausspruch: Wenn ich gehe dann Gehe ich und wenn ich stehe dann stehe ich u.s.w... .
    Das ist schon alles. Kein Aufhebens.
    Das ist nicht einfach. Das weiss ich und es klappt nicht zu Hundert Prozent aber dieses Hundert Prozent ist auch Irrelevant.


    Einfach nur wie einfach nur Sitzen. GANZ. Tue es einfach. Hundert Prozent gibt es nicht. Einfach nur machen. Stürtz dich da rein. Gut oder Schlecht. Spaß oder nicht Spaß sind IRRELEVANT. Wenn Spaß dann Spaß wenn nicht dann nicht.
    Vergiss dich dabei und deine Belange über Spaß oder Nicht-Spaß. Da gibt es nur den Moment des Putzens u.s.w. .
    So ist mit allem zu Vollziehen.
    TUN und GANZ.
    Das Lebenvon ganzem Herzen zu leben erfordert eine vollständig Präsenz für dein Leben, wie auch immer dieses in einem bestimmten Augenblick aussehen mag ob beim Klo putzen oder wo anders.


    Das ist alles.


    _()__()__()_

    Ja, manchmal weiss ich nicht was ich über die Dinge denken soll und dann lass ich es. Und dann sind die Dinge so wie sie sind.

  • snoopy2001:

    Wenn ich das Klo putze dann putze ich das Klo. Ob Freude dabei ist oder Leid ist erstmal Irrelevant.


    Mann, seid ihr alles Streber. :)


    Scherz beiseite: Ich danke dir für deine Antwort! Ich erkenne aus deiner und den Antworten der anderen, dass ich da noch sehr an der Oberfläche schwimme.


    Dieser Satz gefällt mir besonders:

    snoopy2001:

    Das Lebenvon ganzem Herzen zu leben erfordert eine vollständig Präsenz für dein Leben, wie auch immer dieses in einem bestimmten Augenblick aussehen mag ob beim Klo putzen oder wo anders.


    Den hingegen:

    snoopy2001:

    Das ist alles.


    höre ich genauso gern wie "Da findet man eigentlich immer einen Parkplatz!" :|


    Aber dies nur nebenbei ;)

  • Darf ich bei dir nackt putzen oder verbietet das irgendeine Religion bei dir ? 8)


    Ich finde es angenehmer ohne zu träumen weil ich dann das was ich mache voll konzentriert und mit viel Freude ausführe, also beim Schwimmen zu schwimmen und das Wasser zu geniessen als an irgendeine Finanzamtrechnung zu denken.

  • hallo elke...


    ich denke es sind allgemein gerade informationen im umlauf, die nie gänzlich geklärt werden wohlen.
    trage keine frust davon.
    ich versuche es mit dem zwang, der diziplinarischen harmonie. man kann sie wandeln.


    das geht mit eindrücken der vergangenheit, gegenwart und den planungen für deinen weg.
    ich bin harmonie, wenn ich geklärt bin und das nicht nur mit wasser.

  • Elke:

    Hand aufs Herz: Wer von euch schrubbt achtsam das Klo?


    Es kömmt drauf an, wer sonst darauf sitzt! :D


    Tiefgründige Grüsse

  • Auf meinem Klo darfst DU sitzen, Elke.


    "Wo man singt,
    Da lass dich nieder.
    Denn böse Menschen,
    Haben keine Lieder"


    :lol:

  • Ich musste in den letzten Tage viel über eure Äußerungen nachdenken. Irgendwie krieg ich das nicht so ganz auf die Reihe. Genauer gesagt spüre ich auf einmal, wie viel Widerstand in mir ist und wie viel Angst vor Veränderungen, so dass es momentan irgendwie zum Hindernis wird für mich.


    Ich bin zum Buddhismus gekommen, um mich zu "wappnen gegen eine See von Plagen", wie es bei Shakespeare so schön heißt. Ich wollte mir ein Rüstzeug erarbeiten, um mit den Ängsten und Schmerzen, die in mir sind oder noch auf mich zukommen können, fertig zu werden. Und zum Teil merke ich auch schon, dass ich negativen Emotionen nicht mehr so nachgebe, wie früher. Es ist mir auch schon gesagt worden, dass ich mich positiv verändert hätte und irgendwie "cooler" geworden wäre.


    Doch was ist die Kehrseite der Medaille?


    snoopy2001:

    Gut oder Schlecht. Spaß oder nicht Spaß sind IRRELEVANT. Wenn Spaß dann Spaß wenn nicht dann nicht.


    Wenn ich "das Leid" überwinde - überwinde ich dann auch "den Spaß"? Bleibt irgendwann nur so ein "Wurschtigkeitsgefühl" und es gibt zwar keine Tiefen mehr (bzw. ich registriere die Tiefen nur noch), aber auch keine Höhen?


    Es klingt sicher lächerlich, aber irgendwie hab ich fast Angst, irgendwann zu so was wie einer Heiligen zu werden. Ok, im weitesten Sinne, aber dennoch... :doubt:


    Nach der Erleuchtung: No Sex, no "Drugs", no Rock'n'Roll?

  • Elke:

    irgendwie hab ich fast Angst, irgendwann zu so was wie einer Heiligen zu werden


    Keine Sorge, haha! :)
    Wenn du heilig wirst, stimmt was nicht.

  • Elke:

    Wenn ich "das Leid" überwinde - überwinde ich dann auch "den Spaß"? Bleibt irgendwann nur so ein "Wurschtigkeitsgefühl" und es gibt zwar keine Tiefen mehr (bzw. ich registriere die Tiefen nur noch), aber auch keine Höhen?


    Ich habe noch keinen persönlich getroffen, der das Leid überwunden hat. Also bleibt Beides - das Leid und auch der Spaß :)

  • Elke:


    Wenn ich "das Leid" überwinde


    Könnte es sein dass wenn du leidest dass du es dir einredest ?
    Denk täglich an Krebs - irgendwann ist der da.
    Buddhismus die Leidenfsfalle, sowas wie Krebs.
    Leidest du jetzt gerade ? :)

  • Hallo Elke,


    beschrieb der Buddha seinen Weg als freudvoll?
    Nur dass diese Freude eben nicht die Sex, Drugs & R'n'R-Freude ist. Die lässt man hinter sich, ja.
    Es kommt ja eine friedlichere, tiefere Freude hinzu.


    Herzliche Grüße

  • Hallo Elki,


    Zitat

    Genauer gesagt spüre ich auf einmal, wie viel Widerstand in mir ist und wie viel Angst vor Veränderungen, so dass es momentan irgendwie zum Hindernis wird für mich.


    Mach Dir bewusst, dass Du Dich in jedem Augenblick veränderst, so wie alles andere um Dich herum sich verändert. Versuche nicht gleich in grossen Dimensionen zu denken, versuch die kleinen Veränderungen in Dir selbst zu erkennen.
    Ob Du es magst oder nicht, ob es Dir widerstrebt oder nicht, Du veränderst Dich, und Du kannst gar nüscht dagegen machen.
    Ich kann Deine Angst verstehen.
    In einer "Krisensitzung" im Freundeskreis, sagte jemand zu mir: "Du wirst nicht mehr die selbe sein, wenn das alles hier vorbei ist!" und dann setzte er nach: "Niemand von uns wird der sein, der er zuvor war."
    Die besondere Intonation und diese Worte ängstigten mich, denn es ging um sehr reale entscheidende Veränderungen, die ich auch gar nicht mehr beeinflussen konnte.
    Im Laufe der Zeit, wurde mir bewust, dass sich ja eh alles ändert. Nur, indem ich es erkenne
    habe ich eine kleine Möglichkeit, Einfluss auf meinen eigenen Werdegang zu nehmen. Die Erkenntnis und die Akzeptanz der Veränderung ist ein erster Schritt des Loslassens, der im Nachhinein viel entspannender ist als das krampfhafte, verzweifelte und letztendlich sinnlose Festkrallen an irgendetwas.
    (edit: Loslassen bedeutet für mich jedoch nicht, sich nicht um irgendetwas zu bemühen oder dafür zu kämpfen. Sich einfach so debil lächelnd allem hinzugeben "der Wille des Universums" kann nicht förderlich sein.
    Loslassen dann, wenn es nach innerer und äusserer Prüfung nicht(s) mehr festzuhalten ist/gibt.


    Zitat

    Wenn ich "das Leid" überwinde - überwinde ich dann auch "den Spaß"? Bleibt irgendwann nur so ein "Wurschtigkeitsgefühl" und es gibt zwar keine Tiefen mehr (bzw. ich registriere die Tiefen nur noch), aber auch keine Höhen?


    Das habe ich auch gedacht. Aber dem ist nicht so, es ist nicht zu vergleichen mit der Einnahme von Psychopharmaka, die den Menschen in einem "wurschtigen" Zustand vor sich hindümmpeln lassen.


    Ich weiss nicht, wie es ist, als Erleuchtete zu leben, und ich werde es auch sicherlich nicht schnell erreichen. Ich bin mir gar nicht sicher, dass ich es überhaupt anstrebe, ehrlicherweise.
    Ich reite eine Schildkröte, die ihr eigenes Tempo hat und etwas schwerfällig zu lenken ist. ;)


    Ich leide nach wie vor, aber ich kann damit besser umgehen, viel besser, auch, weil ich gelernt habe mal genauer hinzusehen, was da so in mir abläuft. Keine Tiefenpüschlogie, nur eine Momentaufnahme.


    Ich freue mich nach wie vor an allem (ausser Drugs :roll: ) aber es ist mittlerweile relativierter, denn ich weiss inzwischen, dass es noch eine Steigerung der Freude gibt.
    :)

    Der Horizont existiert nur im Auge des Betrachters, nicht in der Wirklichkeit

  • Elke:

    Genauer gesagt spüre ich auf einmal, wie viel Widerstand in mir ist und wie viel Angst vor Veränderungen, so dass es momentan irgendwie zum Hindernis wird für mich.


    Das ist normal. Das Ego wehrt sich gegen solche Veränderungen.
    Bei mir ist es immer noch genau so. Nur wird es mir mit der Zeit schneller klar wenn das Ego wieder aufmuckt ;)


    Elke:

    Ich bin zum Buddhismus gekommen, um mich zu "wappnen gegen eine See von Plagen", wie es bei Shakespeare so schön heißt.


    Das ist nicht die Hauptmotivation eines "Buddhisten". Für einen Buddhisten ist die Motivation entscheidend, auszusteigen aus Samsara, manche nennen das "Entsagung".


    Elke:

    Wenn ich "das Leid" überwinde - überwinde ich dann auch "den Spaß"?


    Aus Sicht des Vajrayana: Eindeutig nein. Du überwindest jedoch die Anhaftung an diesen Spaß. Nimmst ihn nicht mehr so wichtig weil Du erkennst, dass er vergänglich ist. Solange Du niemanden schadest sind "Sex, drugs and Rock and Roll" absolut o.k., auch das Leben, so wie es ist, zu genießen ist o.k. solange Du niemanden schadest und nicht daran anhaftest. Und hier beginnt die Schwierigkeit, denn viele Menschen haften an dieses weltliche Glück innerhalb von Samsara. Und das ist dann in der Tat ein Hindernis, um Nirvana/ Buddhaschaft jemals zu erreichen.

  • Sherab Yönten:
    Elke:

    Aus Sicht des Vajrayana: Eindeutig nein. Du überwindest jedoch die Anhaftung an diesen Spaß. Nimmst ihn nicht mehr so wichtig weil Du erkennst, dass er vergänglich ist. Solange Du niemanden schadest sind "Sex, drugs and Rock and Roll" absolut o.k., auch das Leben, so wie es ist, zu genießen ist o.k. solange Du niemanden schadest und nicht daran anhaftest. Und hier beginnt die Schwierigkeit, denn viele Menschen haften an dieses weltliche Glück innerhalb von Samsara. Und das ist dann in der Tat ein Hindernis, um Nirvana/ Buddhaschaft jemals zu erreichen.


    Was es nicht alles gibt, Nirvana mit Sex, Drugs und Rock and Roll.

  • Danke euch Jojo, Christian, Keks, Mirco,Tara und Shera. Tara, was du schreibst, klingt schon mal etwas beruhigend für mich. :)


    Sherab Yönten:
    Elke:

    Ich bin zum Buddhismus gekommen, um mich zu "wappnen gegen eine See von Plagen", wie es bei Shakespeare so schön heißt.


    Das ist nicht die Hauptmotivation eines "Buddhisten". Für einen Buddhisten ist die Motivation entscheidend, auszusteigen aus Samsara, manche nennen das "Entsagung".


    Hm, vielleicht komme ich dann nicht recht voran, da mir in Sachen "Entsagung" die Motivation aber so was von fehlt. :oops: Aber ich bin ohnehin eher eine Vertreterin des säkularen Buddhismus.


    Elke:

    Wenn ich "das Leid" überwinde - überwinde ich dann auch "den Spaß"?


    Sherab Yönten:

    Aus Sicht des Vajrayana: Eindeutig nein. Du überwindest jedoch die Anhaftung an diesen Spaß. Nimmst ihn nicht mehr so wichtig weil Du erkennst, dass er vergänglich ist. Solange Du niemanden schadest sind "Sex, drugs and Rock and Roll" absolut o.k., auch das Leben, so wie es ist, zu genießen ist o.k. solange Du niemanden schadest und nicht daran anhaftest. Und hier beginnt die Schwierigkeit, denn viele Menschen haften an dieses weltliche Glück innerhalb von Samsara. Und das ist dann in der Tat ein Hindernis, um Nirvana/ Buddhaschaft jemals zu erreichen.


    Du hast es genau erfasst, Shera, was ich wissen wollte: Mich auf dem buddhistischen Weg noch freuen zu können und mir diverse Vergnügungen zu erlauben (dann natürlich ohne die Angst vor der Gewissheit des Endes). Bei manchen habe ich eben den Eindruck, dass sie sich schon von vornerhein alles verbieten, sei es, weil sie total "vergeistigt" sind :| oder aus Angst vor einer Anhaftung (?). Was ja dann auch wiederum Anhaftung wäre *kopkratz*