Ach, weißt du, Leonie, wenn das für dich Vorurteile sind, dass ich sage, man kann sich das Vorgehen im Zen auch aus einem technischen Blickwinkel anschauen, dann kann man halt auch über nichts mehr diskutieren. Letztlich geht diese Formulierung ja auf Dogen zurück, der besonders Shikantaza damit von der üblichen, gerichteten Meditationspraxis abgrenzen wollte:
In his essay, “Fukanzazengi,” Dogen states, “zazen is not meditation practice.” Fujita explains (in his book Polishing a Tile[i]) that, in this case, “meditation practice” is a translation of the Japanese word “shuzen.” “Shu” means “train,” and “zen” means Dhyana, or meditation. Dogen says specifically, “zazen is not shuzen” – or, in other words, sitting the way Dogen recommends is not the same thing as training the mind in meditation.
Fujita writes:
Zitat“I realized that when people tried to do zazen based on the shuzen-like assumption they first physically sat down with a certain posture and then applied some mental technique (with emphasis on the mental technique). They thought they had to do some psychological work in addition to physically sitting. But zazen should be practiced within a totally different framework.”
What is the totally different framework for practicing zazen as letting go? The answer to that is delightfully but also frustratingly simple: When we call our method “shikantaza,” or “just sitting,” we mean it. We just physically sit there, and let go of worrying about anything else, including the content of our minds or the quality of our meditation practice. This sounds like it wouldn’t be practice at all – that we’d just end up sitting there, indulging our mental habit patterns and daydreaming. However, if we really abandon ourselves to the practice of just sitting, the whole process takes care of itself.
Und das ist tatsächlich wichtig, zu verstehen. Aber wenn man das mal verstanden hat, dann kann man sagen, Shikantaza ist eine ungerichtete Meditation, und weiß, was gemeint ist. Dann ist es nicht nötig, solche nebulös-mysteriösen Formulierungen anzubringen, und den Eindruck zu erwecken, es handle sich um ein gigantisches Geheimnis. Letztlich ist es, wie Bhante G in Mindfulness in Plain English sagt: Nur-Sitzen ist einfach, aber alles andere als leicht.
Da du noch immer meinst, Zen sei eine Technik/Methode ist es sinnlos, dir das zu erläutern. Außerdem hat das ja hier schon so mancher versucht. Du verstehst das nicht.
Hmm.. bisher wurde eben dieses nebulös-mysteriöse ein paarmal als bloße Behauptung wiederholt, meistens mit einem sehr belehrenden, wenn nicht herablassenden oder offen feindseligen Duktus, der betonte, wie wenig Ahnung ich doch habe, und wie dermaßen Bescheid doch die belehrende Person wisse. Von bloßen Behauptungen, die wiederholt wurden, abgesehen, kam aber bisher nicht viel, besonders nichts erläuterndes.
Da stimme ich dir eingeschränkt zu PhenDe. Es war so auch meine Erfahrung. Ich würde zwar schon sagen, dass auf der technischen Seite deutliche Unterschiede da sind, also, wenn man hergeht und sich fragt, was tut eine Person, die X praktiziert? Aber für mich ist es auch so, dass es mit der Zeit weniger wichtig wird.
Das Ding ist halt, dass es für manche Leute so nicht zu sein scheint. Beide Herangehensweisen funktionieren wohl für die meisten Leute, aber für manche nicht. Wirklich toll erläutert von der Soto-Priesterin Domyo, von der auch mein obiges Zitat stammt:
Ich sehe da noch ein etwas größeres Problempotenzial bei ungerichteten Methoden, weil diese eben etwas schwieriger zu vermitteln sind, als die systematischen Methoden. Gerade, wenn man keinen (guten) Lehrer hat, sondern allein praktiziert, bieten m.E. die gerichteten Methoden tendenziell bessere Chancen, Missverständnisse zu vermeiden. Bloß rumzusitzen und in Dumpfheit vor sich hinzudösen, ist eben keinesfalls "just sitting".
Andererseits ist eben das Loslassen auch bei gerichteten Methoden irgendwann entscheidend, und die ganzen Methoden und Kriterien sind natürlich verführerisch, und es ist leicht, sich daran festzubeißen.
We’ve Got to Put a lot of Effort into Letting Go
The danger in using the letting go approach to practice is complacency and dullness, of course. This happens when – consciously or not – we peacefully rest in our idea of the here-and-now instead of in the actual here-and-now. As I said in the last episode, according to Buddhism you need to settle way down compared to your usual way of operating in order to at least temporarily drop the thick, almost opaque filter of preconceived ideas usually standing between you and everything you perceive. This is what allows you to see reality more clearly and directly, opening the door to liberating insight.
Insofern finde ich es wichtig, den Unterschied zu verstehen. Ich sehe es aber auch so, dass für die meisten Menschen beide Herangehensweisen gleich hilfreich sein können.
Will auch drauf hinweisen, dass du völlig Recht hast damit, dass im fortgeschrittenen Stadium die Unterschiede geringer werden. Gerade bei TMI gibt es eben für Fortgeschrittene eine Übung des offenen Wahrnehmens (welche sowohl im Theravada als auch im Vajrayana Entsprechungen hat), die letztlich fast identisch ist mit Shikantaza. Es wird auch betont, wie entscheidend ab einem gewissen Punkt das Fallenlassen aller Intentionen ist.
Fazit: Für die meisten wird es nicht so wichtig sein. Findet einen guten Lehrer, übt systematisch, und es wird gut sein. Es gibt aber ein paar Leute, die mit einer der Herangehensweisen ernsthafte Schwierigkeiten haben, und dann ist es gut, zu wissen, dass es auch einen anderen Zugang gibt.