Unterschied Zazen und Vipassana

  • Ach, weißt du, Leonie, wenn das für dich Vorurteile sind, dass ich sage, man kann sich das Vorgehen im Zen auch aus einem technischen Blickwinkel anschauen, dann kann man halt auch über nichts mehr diskutieren. Letztlich geht diese Formulierung ja auf Dogen zurück, der besonders Shikantaza damit von der üblichen, gerichteten Meditationspraxis abgrenzen wollte:


    Zitat

    In his essay, “Fukanzazengi,” Dogen states, “zazen is not meditation practice.” Fujita explains (in his book Polishing a Tile[i]) that, in this case, “meditation practice” is a translation of the Japanese word “shuzen.” “Shu” means “train,” and “zen” means Dhyana, or meditation. Dogen says specifically, “zazen is not shuzen” – or, in other words, sitting the way Dogen recommends is not the same thing as training the mind in meditation.


    Fujita writes:

    Zitat
    “I realized that when people tried to do zazen based on the shuzen-like assumption they first physically sat down with a certain posture and then applied some mental technique (with emphasis on the mental technique). They thought they had to do some psychological work in addition to physically sitting. But zazen should be practiced within a totally different framework.”

    What is the totally different framework for practicing zazen as letting go? The answer to that is delightfully but also frustratingly simple: When we call our method “shikantaza,” or “just sitting,” we mean it. We just physically sit there, and let go of worrying about anything else, including the content of our minds or the quality of our meditation practice. This sounds like it wouldn’t be practice at all – that we’d just end up sitting there, indulging our mental habit patterns and daydreaming. However, if we really abandon ourselves to the practice of just sitting, the whole process takes care of itself.


    Und das ist tatsächlich wichtig, zu verstehen. Aber wenn man das mal verstanden hat, dann kann man sagen, Shikantaza ist eine ungerichtete Meditation, und weiß, was gemeint ist. Dann ist es nicht nötig, solche nebulös-mysteriösen Formulierungen anzubringen, und den Eindruck zu erwecken, es handle sich um ein gigantisches Geheimnis. Letztlich ist es, wie Bhante G in Mindfulness in Plain English sagt: Nur-Sitzen ist einfach, aber alles andere als leicht.


    Da du noch immer meinst, Zen sei eine Technik/Methode ist es sinnlos, dir das zu erläutern. Außerdem hat das ja hier schon so mancher versucht. Du verstehst das nicht.

    Hmm.. bisher wurde eben dieses nebulös-mysteriöse ein paarmal als bloße Behauptung wiederholt, meistens mit einem sehr belehrenden, wenn nicht herablassenden oder offen feindseligen Duktus, der betonte, wie wenig Ahnung ich doch habe, und wie dermaßen Bescheid doch die belehrende Person wisse. Von bloßen Behauptungen, die wiederholt wurden, abgesehen, kam aber bisher nicht viel, besonders nichts erläuterndes.


    Es gilt, je länger man praktiziert, um so weniger erkennt man einen Unterschied zwischen Zazen und Vipassana. Wie denn auch? Im Prinzip sitzen beide auf einem Kissen und es gehen allerlei Gedanken durch den Kopf.


    Da stimme ich dir eingeschränkt zu PhenDe. Es war so auch meine Erfahrung. Ich würde zwar schon sagen, dass auf der technischen Seite deutliche Unterschiede da sind, also, wenn man hergeht und sich fragt, was tut eine Person, die X praktiziert? Aber für mich ist es auch so, dass es mit der Zeit weniger wichtig wird.


    Das Ding ist halt, dass es für manche Leute so nicht zu sein scheint. Beide Herangehensweisen funktionieren wohl für die meisten Leute, aber für manche nicht. Wirklich toll erläutert von der Soto-Priesterin Domyo, von der auch mein obiges Zitat stammt:


    83 – Two Paths to Meditative Concentration: Directed Effort Versus Letting Go – Part 1 - The Zen Studies Podcast

    84 – Two Paths to Meditative Concentration: Directed Effort Versus Letting Go – Part 2 - The Zen Studies Podcast


    Ich sehe da noch ein etwas größeres Problempotenzial bei ungerichteten Methoden, weil diese eben etwas schwieriger zu vermitteln sind, als die systematischen Methoden. Gerade, wenn man keinen (guten) Lehrer hat, sondern allein praktiziert, bieten m.E. die gerichteten Methoden tendenziell bessere Chancen, Missverständnisse zu vermeiden. Bloß rumzusitzen und in Dumpfheit vor sich hinzudösen, ist eben keinesfalls "just sitting".

    Andererseits ist eben das Loslassen auch bei gerichteten Methoden irgendwann entscheidend, und die ganzen Methoden und Kriterien sind natürlich verführerisch, und es ist leicht, sich daran festzubeißen.


    Zitat


    We’ve Got to Put a lot of Effort into Letting Go


    The danger in using the letting go approach to practice is complacency and dullness, of course. This happens when – consciously or not – we peacefully rest in our idea of the here-and-now instead of in the actual here-and-now. As I said in the last episode, according to Buddhism you need to settle way down compared to your usual way of operating in order to at least temporarily drop the thick, almost opaque filter of preconceived ideas usually standing between you and everything you perceive. This is what allows you to see reality more clearly and directly, opening the door to liberating insight.


    Insofern finde ich es wichtig, den Unterschied zu verstehen. Ich sehe es aber auch so, dass für die meisten Menschen beide Herangehensweisen gleich hilfreich sein können.
    Will auch drauf hinweisen, dass du völlig Recht hast damit, dass im fortgeschrittenen Stadium die Unterschiede geringer werden. Gerade bei TMI gibt es eben für Fortgeschrittene eine Übung des offenen Wahrnehmens (welche sowohl im Theravada als auch im Vajrayana Entsprechungen hat), die letztlich fast identisch ist mit Shikantaza. Es wird auch betont, wie entscheidend ab einem gewissen Punkt das Fallenlassen aller Intentionen ist.


    Fazit: Für die meisten wird es nicht so wichtig sein. Findet einen guten Lehrer, übt systematisch, und es wird gut sein. Es gibt aber ein paar Leute, die mit einer der Herangehensweisen ernsthafte Schwierigkeiten haben, und dann ist es gut, zu wissen, dass es auch einen anderen Zugang gibt.

  • Es wird auch betont, wie entscheidend ab einem gewissen Punkt das Fallenlassen aller Intentionen ist.

    Auch das wäre noch Intention.

    Aber: was heisst schon gewisser Punkt? Der ist doch immer nur jetzt.

    :zen:

  • Nachtrag: Ich will nochmal darauf hinweisen, wie gut die Artikel von Domyo wirklich sind. Klar geschrieben, von jahrzehntelanger Erfahrung getragen und von wirklicher Sympathie und tiefem Verständnis für beide Ansätze geprägt.


    Sie sind reich an Informationen und brauchen schon ein bisschen Zeit, um sie zu lesen und auch darüber nachzudenken. Aber, wenn sich jemand für das Thema dieses Threads interessiert, wird sie oder er so schnell nichts finden, was die Qualität dieser Lektüre in den Schatten stellt.

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    :zen:

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    Der Kaiser sagte: "Wer bist du, der du mir gegenüberstehst?"

    Bodhidharma sagte: "Ich weiß es nicht."

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  • Der Kaiser sagte: "Wer bist du, der du mir gegenüberstehst?"

    Bodhidharma sagte: "Ich weiß es nicht."


    Bodhidharama wurde daraufhin sehr betrüblich, ob seiner mangelnden Geisteskraft. Er konnte sich wirklich nicht erinnern. Dass er eben der Bodhidharma ist.

  • Das Zitat wird doch nur im Kontext klar. Der Theravadin Ajahn Sucitto versteht es :)Reflections: Ajahn Sucitto: July 2012


    Zitat

    The awareness that is liberated through such realization is just ‘aññā’ ‘the Knowing.’ It’s a knowing that has no subject, a development based on, but beyond, the mindful knowing and witnessing of what arises. At each stage of Awakening, as places where self-view congregates get freed, there is the Knowing, dispassionate and free from positions. And the Buddha constantly refused to make a self out of that.


    A tangle inside, a tangle outside

    This generation is entangled in a tangle.

    I ask you this, O Gotama

    Who can disentangle this tangle…?


    Where name-and-form ceases,

    Stops without remainder,

    And also impingement and perception of form:

    It is here this tangle is cut.

    S1.23


    And to be even more pithy, there’s the conclusion of the brief exchange between the Emperor and Bodhidharma:

    ‘Then who is this who stands before me?’

    ‘Your Majesty, I don’t know.’

  • Der Kaiser sagte: "Wer bist du, der du mir gegenüberstehst?"

    Bodhidharma sagte: "Ich weiß es nicht."


    Bodhidharama wurde daraufhin sehr betrüblich, ob seiner mangelnden Geisteskraft. Er konnte sich wirklich nicht erinnern. Dass er eben der Bodhidharma ist.

    Wer bist du denn, der du diesen Komentar verfasst hast?

  • Ich bin schonmal der, der diesen Kommentar verfasst hat.

    Ja klar; insoweit entspricht deine Antwort einer simplen Tautologie: Du wiederholst lediglich das, was bereits in der Fragestellung enthalten war. Aber wer bist du wirklich?

  • Wer bist du denn, der du diesen Kommentar verfasst hast?


    "Ich weiß es nicht" als Antwort hiesse, deiner Frage, der eine schwierige Annahme zugrundeliegt, entgegenzukommen. Ich würde so also zum einen diese implizite Annahme (die der Frage untersteht), also die Richtigkeit deiner Frage bestätigen.


    Da ich das erkenne, und ausserdem keine Missverständnisse provozieren will, kann ich so nicht antworten.


    Gemeinhin antwortet man bei einer einfachen Frage, wer jemand denn ist, mit der Nennung des eigenen Namens. Im Sinne der eigentlichen Natur des Daseins (und wie damit dann die Namen der Menschen beschaffen sein müssten) macht es ja keinen Sinn, davon zu sprechen, dass ich ein nicht mehr tief Träumender, sondern ein eher bloss Schlummernder bin. Das aber wiederum sind wohl nicht wenige, weswegen du damit das Wissen, von dem aus ich spreche weniger gut identifizieren könnest. Also ist es wohl besser, wenn ich meinen Namen nenne. Den aber brauche ich nicht extra zu nennen. Du kannst die von mir gewählte Bezeichnung ja unter meinem Avatar lesen.

    • Offizieller Beitrag

    Der Kaiser sagte: "Wer bist du, der du mir gegenüberstehst?"

    Bodhidharma sagte: "Ich weiß es nicht."


    Bodhidharama wurde daraufhin sehr betrüblich, ob seiner mangelnden Geisteskraft. Er konnte sich wirklich nicht erinnern. Dass er eben der Bodhidharma ist.

    Warum machst du dich den so über andere buddhistische Herangehensweisen lustig?


    Der Punkt ist ja der, dass das ein ganz anderer Umgang mit Sprache ist, wo eben nicht über was gesprochen wird, sondern etwas direkt aufgezeigt werden soll.


    Bei Buddha war es ja auch so dass es bestimmte Situationen gab, wo er nicht so sehr durch seine Inhalte, sondern durch seine Präsenz plötzliche Durchbrüchen verhalf. Dies ist ein Versuch dem nahezukommen.


    Jetzt kannst du sagen, dass dieser Versuch für dich nicht so sinnvoll ist und du den Ansatz ablehnst. Aber stattdessen du so als siehst du den Ansatz nicht und tust so, als sein Bodhidharma schlicht blöd. Du setzt ihn herab und machst dich über ihn lustig.


    Oder sollen wir über diesen "anderer Umgang mit Sprache, wo eben nicht über was gesprochen wird, sondern etwas direkt aufgezeigt werden soll" sprechen?

  • Gemeinhin antwortet man bei einer einfachen Frage, wer jemand denn ist, mit der Nennung des eigenen Namens.

    Stimmt, gemeinhin ist das auch völlig okay und angemessen so. Aber glaubst du ernsthaft, es sei dem Kaiser im obigen Beispiel darum gegangen, Bodhidarmas Namen zu hören? Ganz zu schweigen davon, dass Bodhidarma seinen Namen "vergessen" habe und wegen seiner "mangelnden Geisteskraft betrüblich" gewesen sei. Nee, ne?


    Vielmehr tauschen sich in dem Beispiel - ebenso wie wir hier - zwei Menschen über ihr buddhistisches Verständnis aus. Und in einem solchen Kontext ist "Vedana" eine Antwort, die mir als Fragesteller nicht sonderlich weiterhilft. Erschöpft sich, was du bist, wirklich im Namen "Vedana"? Warst du, bevor du dir bei deiner Anmeldung in diesem Forum diesen Namen gabst, nicht du? Kann ein solcher Name auch nur im Entferntesten dem, was du bist, gerecht werden?


    ... davon zu sprechen, dass ich ein nicht mehr tief Träumender, sondern ein eher bloss Schlummernder bin ...

    Du deutest es ja selber an: Dass sind bloß Gedankenbilder, Abstraktionen, vergängliche Vorstellungen, die du dir über dich selber machst, nette Gedankenspielchen. Aber wer/ was bist du wirklich?

  • void


    Ich störe schon wieder das Thema eines Threads. Kannst du das irgendwie verschieben? Ich werde jetzt auch wieder auf den Tai eingehen, so ist mein Tag heute und ich brauche diese Auseinandersetzung. Zu deinem Post: Ich kenne die Zennies schon robuster und mit Humor. Ich habe ein ätwas gestörtes Verhältnis zu Autoritäten und muss noch immer lachen, wenn ich mir das anschaue was ich da über den Bodhidharma geschrieben habe. Wer so antwortet, muss Witze (auch wenn sie ein paar Jahrhunderte später kommen) in Kauf nehmen, denke ich mir.

    2 Mal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Nee pops, wenn jemand Dich fragt "Wer Bist Du?" wirst Du bestimmt nicht mit Deinem Namen antworten - da schätze ich Dich weiter ein; selbst ich würde daraufhin meinen Namen nicht sagen; sondern nur bei der Frage "Wie heißt Du"?


    Diese Antwort glaube ich Dir jetzt echt nicht.

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Stimmt, gemeinhin ist das auch völlig okay und angemessen so. Aber glaubst du ernsthaft, es sei dem Kaiser im obigen Beispiel darum gegangen, Bodhidarmas Namen zu hören? Ganz zu schweigen davon, dass Bodhidarma seinen Namen "vergessen" habe und wegen seiner "mangelnden Geisteskraft betrüblich" gewesen sei. Nee, ne?


    Ich halte die gegebene Antwort für nicht weise. Eben weil sie eine schwierige Annahme (die Annahme über ein Selbst) stützt. Die Antwort läuft darauf hinaus: "Ich weiß zwar nicht, wer oder was ich bin, aber ich bin". Oder im anderen Fall, dass der Fragesteller aus der Antwort deuten könnte, dass der Antwortende senil/debil ist. Wovon eigentlich nicht auszugehen ist, was ich aber aufgegriffen habe, weil ich das ziemlich lustig fand.


    Vielmehr tauschen sich in dem Beispiel - ebenso wie wir hier - zwei Menschen über ihr buddhistisches Verständnis aus. Und in einem solchen Kontext ist "Vedana" eine Antwort, die mir als Fragesteller nicht sonderlich weiterhilft. Erschöpft sich, was du bist, wirklich im Namen "Vedana"? Warst du, bevor du dir bei deiner Anmeldung in diesem Forum diesen Namen gabst, nicht du? Kann ein solcher Name auch nur im Entferntesten dem, was du bist, gerecht werden?


    Vedana ist das Gefühl. Es steckt in dem Wort aber auch das Wissen, also Bewusstsein. Und dazu (laut wiki) das Geschenk der Energie und Weisheit an andere. Ich habe Gefühle und Bewusstsein ist damit auch. Ich stelle auch ein Wollen fest, Wissen zu teilen. Mit diesem Namen ist mehr gesagt, als "Ich weiß es nicht". Ich denke, im Sinne dessen was durch den Buddha erklärt wurde sogar schon eine ganze Menge. Denn was bringt dir eine Beschreibung oder ein anderer Name (der schon Beschreibung ist), durch die oder den nicht erklärt wird, dass die Gruppen des Ergreifens die Person sind/ausmachen.


    Doch wohl nur eine Bestätigung deiner Vorstellung über ein anderes Selbst.


    Also dieser Name wird dem, was wirklich ist, schon ziemlich gerecht. Denn das Gefühl hält den ganzen Laden zusammen (accinca hatte das mindestens sinngemäss mal geschrieben und ich finde diesen Satz noch immer gut). Es bedingt massgeblich die Handlungen. Und die machen ja den Menschen aus.


    Im Entferntesten bringt dir eine Aussage, wie meine Haare beschaffen sind (Ich habe Locken wie ein Schaf, und habe der Schneelöwin vor ca. nem Jahr auch ein Foto von mir hier gepostet), oder meine Zähne, oder sich wandelnde Gewöhnungen.


    Du deutest es ja selber an: Dass sind bloß Gedankenbilder, Abstraktionen, vergängliche Vorstellungen, die du dir über dich selber machst, nette Gedankenspielchen. Aber wer/ was bist du wirklich?


    Zitat

    Was für ein Ding ist aufzuheben?

    • Der Dünkel der Ichheit (*120); dieses eine Ding ist aufzuheben.


    «Wenn es, ihr Mönche, ein <ich bin> gibt, gibt es ein <das bin ich>, ein <so bin ich>, ein <anders bin ich>, ein <wesend bin ich>, ein <denkend bin ich>; gibt es ein <seiend>, ein <das seiend>, ein <so seiend>, ein <anders seiend>, ein <vielleicht seiend>, ein <vielleicht das seiend> ein <vielleicht so seiend>, ein <vielleicht anders seiend>; gibt es ein <sein werden>, ein <das sein werden>, ein <so sein werden>, ein <anders sein werden>.

    Digha Nikaya 34


    Ich finde wirklich, dass das eine falsche Frage ist. Und wenn ich anfange darüber nachzudenken, wer oder was ich bin, da verdreht es sich bei mir im Kopf unangenehm. Du fragst ja so, als könnte ich oder ein anderer das fest bestimmen. Ich kann dir sicher meine Neigungen erklären. Aber die bin ich nicht. Wichtiger ist vielleicht die Frage, was für eine Vorstellung über ein anderes Selbst du dir mitHilfe meiner Zeilen bildest.

  • Nee pops, wenn jemand Dich fragt "Wer Bist Du?" wirst Du bestimmt nicht mit Deinem Namen antworten - da schätze ich Dich weiter ein; selbst ich würde daraufhin meinen Namen nicht sagen; sondern nur bei der Frage "Wie heißt Du"?


    Diese Antwort glaube ich Dir jetzt echt nicht.


    Doch. Ich lüge nicht. Die Frage ist so komisch, da kann ich eher nur das sagen. Was soll man da sonst sagen?


    Kommt natürlich auch auf die Situation drauf an. Man fragt sowas ja in einem Kontext. Gibts auch lustige Antworten drauf. Bestimmte Gefühle zu provozieren macht mir schon manchmal auch Spass. "Ich bin ziemlich ziemlich überirdisch grossartig". :D

  • Was soll man da sonst sagen?

    Das weiß Ich Selbst nicht:D8)

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




    • Offizieller Beitrag

    Es ist so, dass man wenn man eine Person trifft, da teilweise so die ganze Person rüberkommt und sich in allem was sie tut und sagt ausdrückt.


    Mich berührt das wenn jemand z.B so ganz integer rüberkommt. Oder sich in allem was er sagt und tut Grossmütigkeit und Grossherzigkeit ausdrückt - oder eben Demut.


    Und da ist ein Kaiser ja jemand, der eigentlich sogar ganz ausgeglichene Leute in Verlegenheit bringt. So dass man sich rumwindet und unsicher wird. Ein Kaiser ist die unmittelbare Macht und Autorität und manche Leute haben wegen einer blöden Antwort nicht nur ihr eigenes Schicksal verspielt sondern das ihrer Familie , ihrer Nachkommen und ihrer Provinz. Eine Frage des Kaisers ist die unmittelbare Macht. Etwas was einen auf eine Identität festnageln kann und bestimmt, ob man den nächsten Tag als Fürst oder im tiefen Kerker erlebt. All dies liegt in der Macht eines Kaisers.


    Aber ist ein Arhat einem Kaiser untertan? hat er einen besonderen Status den er dem Kaiser entgegenschleudern kann? Was ein Arhat hat ist seine Hauslosigjeit. Also dass er an keinem Status klebt. Er hat eine Freiheit jenseits von Gewinn und jenseits von Heilig. Eine Hauslosigkeit die ihn nicht an seiner Robe haften lässt und nicht mal an seinezuruckgehalz auch nicht an seinem Wissen über sich selbst.

    Denn was bedeutet einem Arhat der Name seiner jetzigen Lebens - nicht viel. Ist es deswegen der richtige Name - die richtige Antwort.


    Gegenüber der absoluten Macht in der absoluten Machtlosigjeit, Statuslodigkeit, Namenlosigkeit zu stehen, bedeutet dass man nicht an Selbst zuruckgehalten hat, und da nur noch eins ist: Buddhadharma.


    Wer Buddhadharma für den Eigennamen eines Mönches - eines Arhats ansieht - etwas was man sich hinter das "Herr" auf die Visitenkarte drucken lässt, würde sich ja irren.

  • Gegenüber der absoluten Macht in der absoluten Machtlosigjeit, Statuslodigkeit, Namenlosigkeit zu stehen, bedeutet dass man nicht an Selbst zuruckgehalten hat, und da nur noch eins ist: Buddhadharma.


    Ich weiß nicht, ob ich deinen Post richtig verstanden habe. Ich antworte mal so wie ich denke, dass du es gemeint hast (geschrieben ist es anders).


    Es gäbe ja noch so etwas wie Mitgefühl mit dem eigentlich bloss unwissenden Menschen (die Identität des Kaisers für alle anderen die nicht erwacht sind). Aus diesem Mitgefühl heraus kann man schon eine Antwort geben, die daraufhindeutet, dass die Frage falsch gestellt ist.


    Hat man allerdings Angst um sein Leben usw, dann wird man alles mögliche mutiger oder ängstlicher sagen. Und ein vermeintliches Selbst verleugnen, indem man seinen Namen zB nicht sagt.


    "Ich bin einer der Nichtwissen überwunden hat". Das ist auch eine gute Antwort (falls es wahr ist) finde ich. Damit hätte der Unwissende (der Kaiser) eine Möglichkeit, weiter anderes zu fragen.

  • Wichtiger ist vielleicht die Frage, was für eine Vorstellung über ein anderes Selbst du dir mitHilfe meiner Zeilen bildest.

    Gerade das ist doch weder für dich, noch für mich besonders relevant.


    Ich finde wirklich, dass das eine falsche Frage ist. Und wenn ich anfange darüber nachzudenken, wer oder was ich bin, da verdreht es sich bei mir im Kopf unangenehm. Du fragst ja so, als könnte ich oder ein anderer das fest bestimmen.

    Ein "anderer" (inklusive mir) kann da schon mal gar nichts fest bestimmen. Und wenn immer irgendwer (inklusive dir) da etwas fest bestimmen würde, so wäre diese Bestimmung zwangsläufig eine Vorstellung und als solche eben auch nur ein weiterer vergänglicher Gedanke. Dennoch ist das, wonach gefragt wird, genau das, was für dich - unabhängig von aller Vergänglichkeit der Dinge - stets unmittelbar gegeben ist; eben das, was nur du erfahren kannst, aber auch grundsätzlich immer erfährst. Im (Koan-)Zen weist die Wer-bin-ich-/-Was-ist-dies-Frage genau auf diese Soheit hin.


    Ich halte die gegebene Antwort für nicht weise. Eben weil sie eine schwierige Annahme (die Annahme über ein Selbst) stützt. Die Antwort läuft darauf hinaus: "Ich weiß zwar nicht, wer oder was ich bin, aber ich bin".

    So eindeutig sind da im Gegensatz zum Chinesischen der damaligen Zeit unsere heutigen westlichen Sprachen. Ich bin kein Sinologe, aber soweit ich es verstanden habe, ist Bodhidarmas Antwort wörtlich so was wie "Wissen nicht". Ich würde eher sagen, dass Bodhidarma dem Kaiser, der im Gespräch zuvor ob seines buddhistischen Wissens und seiner verdienstvollen Taten ein grandioses Selbstbild konsolidiert hat, mit seinem "Wissen nicht" gewissermaßen den Boden unter den Füßen wegzieht.


    _()_