Enge Schüler von Sogyal Rinpoche erheben schwere Vorwürfe gegen ihn

  • Morpho:

    Um Brahamas Willen. Was soll das heissen:"Nein sagen "dürfen" ?! Auweia. Was ist denn da los bei "euch" bzw. von welchen "Kreisen" sprichst du wenn ich fragen darf ?


    Das "euch" und "Kreise" lese im Beitrag von Nuovo nicht heraus. Du stellt es ja sogar selbst in Anführungszeichen. Eigentlich ist das eine generell gültige - und wichtige - Aussage.


    Zitat

    Ps: Kann es sein für Dakini besteht eine Art "Marktnische"? Ich frag nur weil ich gerade bei der Ideenfindung bzgl. "Nebenserwerbseinkommen" bin.


    Dakinis sind erleuchtete weibliche Wesen, die nicht körperlich inkarniert sind. Da gibt es nichts zu erwerben. Es gibt übrigens auch "Dakas"...

  • kilaya:
    jianwang:

    Sry, habe ich einmal "probiert" und als ich mich als Zen-Übenden zu erkennen gab, wurde mir direkt vorgeworfen kein "richtiger" Buddhist zu sein. :shock::(
    Vielleicht war es nur der falsche Mann oder der falsche Moment...


    Das ist ein Unding und das hört man aus Richtung tibetischer Lehrer zum Glück eher selten bis gar nicht.


    Das sind nicht die Lehrer, es sind "gewöhnliche" Sanghamitglieder. Sie haben Klischees und Irrtümer im Kopf, omen einen Hang zur "Unmoral"; deswegen bin ich auch so sauer auf Harmacher; er bedient diese Klischees und Grundsatzirrtümer und schürt genau weiter jenes Misstrauen auf Seiten 'orthodoxer' Buddhisten.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Morpho:

    Um Brahamas Willen. Was soll das heissen:"Nein sagen "dürfen" ?! Auweia. Was ist denn da los bei "euch" bzw. von welchen "Kreisen" sprichst du wenn ich fragen darf ?


    Mit nein sagen dürfen wollte ich abgeschwächt sagen, nimm die Beine in die Hand und Lauf :badgrin: ... Das ist was ich gestern schon Mal geschrieben habe noch einmal. Wenn man dir erzählt Sex wäre gut für deine Entwicklung kannst du dich natürlich darauf einlassen. Aber ich, aus meiner Erfahrung heraus, rate davon ab.

  • Mirco:

    Dann gibt der Nicht-Rinpoche halt einfach wieder, was er auswendig lernen musste. Ohne es jemals selber angewendet zu haben.


    Gruß


    Moin! (Das soll Hallo heißen :) )


    Danke, dass du diesen für mich interessanten Punkt ansprichst! Dazu fällt mir eine Menge ein!


    Die Identifikation mit einem bewunderten Meister vermag große Hilfe zu geben. Jesus gilt Gläubigen als ein solches Vorbild oder Ideal, das sie in sich (beziehungsweise über sich) tragen. Dies muss Kants berühmten Satz vom aufgeklärten Menschen, den Sudhana einbrachte, überhaupt nicht widersprechen.


    (Anmerkung: Kant sah nur die Notwendigkeit, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, und misstraute dem Gefühl. Die Rolle der Motivation für ethisches Verhalten verstand er aus meiner Sicht höchst unzureichend. Außerhalb der Hörsäle hat noch niemals ein Mensch den Kategorischen Imperativ tatsächlich benutzt, um einen guten Willen in sich zu finden. Kantianer würden diese Kritik allerdings nicht gelten lassen.)


    Diese Identifikation kann genauso am Anfang spiritueller Entwicklung stehen, wo ein verzweifelter Mensch, der kaum etwas von inneren Werten gehört und verinnerlicht hat, dem selbstbewussten, angstfreien Auftreten eines bejubelten Lehrers Bewunderung und Glauben schenkt und dadurch Orientierung findet. So kann ein in Wahrheit verantwortungsloser und bloß narzisstischer Lehrer nicht nur im Glauben verunsichern und menschlich schwer enttäuschen, sondern im persönlichen Kontakt sogar zusätzlichen Schaden anrichten und traumatisieren.


    Das wird Sogyal im offenen Brief auch vorgeworfen. Etwas bagatellisierend könnte man sagen, dass Sogyal mächtig einen an der Waffel hat. Sofern die Kritik der Wahrheit entspricht, scheint er ein wirklich unguter Z... kleiner Mann.

    Um die Qualität seiner Vorträge zu beurteilen, sollten wir jedoch einen konkreten Vortrag nehmen, möglichst mit Simultanübersetzung, wie sie auf YouTube zur Verfügung stehen!


    Sollten wir dabei aber zum Schluss kommen, dass es sich um die beeindruckende Behandlung eines spirituellen Themas handelt, müssen wir uns mit einem irritierenden Verdacht auseinandersetzen, oder?


    Ist es nicht so, dass geniale Menschen, seien es Musiker oder Schriftsteller, überwiegend ein menschliches Gruselkabinett geben? Um ein beliebiges Beispiel zu nennen: Reihenweise kündigte Beethovens Hauspersonal aufgrund seines cholerischen Temperaments, heißt es. Auch der sehr renommierte Psychologe Ekman gesteht im Dialog mit dem DL, er hätte beinahe jeden Tag einen entsetzlichen Wutanfall. Er bringt dies in Verbindung mit seinem brutalen Vater. Ekman hat mit seinen Werken die psychologische Erforschung der Emotionen bereichert.


    Fraglos gibt Sogyal kein Vorbild im oben genannten Sinn. Man kann daher argumentieren, dass er in Hinsicht auf den tibetischen Buddhismus vollkommen versagt. Sicher kann ich einen solchen Menschen nicht als „verwirklicht“ betrachten.


    Gesetzt, seine Ansichten zu einem bestimmten Thema der buddhistischen Lehre erweisen sich aber dennoch als äußerst tiefsinnig, bunt, spannend?? :?


  • Finde ich sehr gut was du da schreibst. Ich Versuche Mal mit meiner Sicht darauf zu antworten. Wir sprechen hier ja tatsächlich von Menschen die im Dharma von Kindheit an ausgebildet wurden. Deswegen hat sogyal ja auch wirklich Kenntnis über das was er sagt und schreibt. Nur reicht das eben m.m. nicht um ein guter Lehrer zu sein. Das was der Lehrer umsetzt ist immer entscheidend. Wenn ein Lehrer nicht nach dem 8fachen Pfad handelt ist er bei mir unten durch.
    "Auch wenn meine Sicht grenzenlos ist wie der Himmel, so ist doch mein Verhalten so fein wie ein Sandkorn" - padmasambhava

  • Morpho:

    Ps: Kann es sein für Dakini besteht eine Art "Marktnische"? Ich frag nur weil ich gerade bei der Ideenfindung bzgl. "Nebenserwerbseinkommen" bin. :grinsen:

    Na klar besteht die. Guckst Du z.B. hier - die stellen bestimmt noch weitere Dakinis ein.


    P.S.: Ich hatte die noch auf dem Schirm, weil die vor ein paar Jahren mit diesem Institut einen ziemlich bizarren Rechtsstreit um die Marke 'Dakini' (eingetragenes Warenzeichen) geführt haben und letztere in der buddhistischen Szene um Unterstützung geworben haben.


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  • Karnataka:

    Gesetzt, seine Ansichten zu einem bestimmten Thema der buddhistischen Lehre erweisen sich aber dennoch als äußerst tiefsinnig, bunt, spannend?? :?

    Und? Ich lese ziemlich viel akademische Literatur zum Thema Buddhismus und da gibt es so einiges, das tiefsinnig ist (über "bunt" und "spannend" kann man gewiss geteilter Meinung sein). Keiner dieser Autoren erhebt oder erhob den Anspruch, auch ein Dharma-Lehrer zu sein - das ist in diesen Kreisen verpönt. Offensichtlich geht es da um ganz andere Qualitäten. Eine hochgebildete und didaktisch geschickte Person ist nicht notwendig eine ethisch integre Person - und umgekehrt gilt das auch nicht.


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  • Sudhana:

    Und? Ich lese ziemlich viel akademische Literatur zum Thema Buddhismus und da gibt es so einiges, das tiefsinnig ist (über "bunt" und "spannend" kann man gewiss geteilter Meinung sein). Keiner dieser Autoren erhebt oder erhob den Anspruch, auch ein Dharma-Lehrer zu sein - das ist in diesen Kreisen verpönt. Offensichtlich geht es da um ganz andere Qualitäten.


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    Ich vermute, dass es sehr schwierig ist, ein populäres Buch, das wissenschaftlichen Standards entspricht, zu schreiben. Es scheint mir ein Vorurteil, dass sich Experten bloß zu gut dafür wären.

  • Sudhana, das mag in einer eher scholastischen Tradition so Usus sein, aber für den tibetischen Buddhismus ist diese Trennung zumindest teilweise nicht aufrecht zu erhalten. Bestimmte Texte gelten als "Einweihungsliteratur" und die Art der Kommentare soll ein Thema nicht gelehrt erörtern, sondern in einer Weise inspirierend wirken, dass mit dem Lesen schon eine erste Erfahrung vermittelt werden kann.


    Es gibt die Trennung zwischen dem "Lehrer" und dem "Meister". Der Lehrer vermittelt gelerntes Wissen, ohne es selbst verwirklicht haben zu müssen. Es gibt auch Gelehrtentitel wie den "Geshe" der eine andere Rolle spielt als ein "Lama". Der Meister sollte das, was er vermittelt, auch verwirklicht haben.


    Wenn jetzt aber die gleiche Person in einigen Bereichen "meisterhaft" auftritt und in anderen Bereichen menschliches Fehlverhalten zeigt, kommt sowas heraus, wie hier zu sehen. Ohne diese Ebene der Guru-Verehrung wäre es wohl leichter, zu differenzieren: der Schreiner-Meister muss keine Wand professionell anstreichen können, das erwartet auch keiner. Das lässt sich mit geistigen Inhalten nur schwer vergleichen, aber jemand der meisterlich das Thema "Tod" vermitteln kann, muss noch lange kein geeigneter yogischer Sexualpartner sein etc.

  • Karnataka:

    Ich vermute, dass es sehr schwierig ist, ein populäres Buch, das wissenschaftlichen Standards entspricht, zu schreiben. Es scheint mir ein Vorurteil, dass sich Experten bloß zu gut dafür wären.

    Ich weiss nicht so recht, was das nun mit meiner Antwort zu tun haben soll. Aber grundsätzlich denke ich, dass Bertrand Russell mit seinem berühmten Aphorismus recht hatte:

    Zitat

    A book should have either intelligibility oder correctness; to combine the two is impossible

    - "ein Buch sollte entweder verständlich oder korrekt sein; beides zu vereinbaren ist unmöglich." Unmöglich ist es natürlich nur, wenn man die beiden Qualitäten absolut nimmt. Praktisch geht (Allgemein-)Verständlichkeit immer auf Kosten der Korrektheit und umgekehrt. Das sollte man gerade bei "populärer" und "bunter" Lektüre bzw. Vorträgen nicht aus dem Auge verlieren. Wobei ich das "populäre" gar nicht grundsätzlich abwerten will - die Frage ist immer, was für eine Art Publikum man ansprechen will.


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  • kilaya:

    jemand der meisterlich das Thema "Tod" vermitteln kann, muss noch lange kein geeigneter yogischer Sexualpartner sein etc.

    Läuft das nicht auf dasselbe hinaus wie das hier:

    Sudhana:

    Eine hochgebildete und didaktisch geschickte Person ist nicht notwendig eine ethisch integre Person - und umgekehrt gilt das auch nicht.

    ?


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  • Nein, denn das Eine bezieht sich auf den Bezug von "Wissen" zu "Ethik" und das Andere auf den Bezug von "Verwirklichung in X" zu "Verwirklichung in Y"

  • kilaya:

    Nein, denn das Eine bezieht sich auf den Bezug von "Wissen" zu "Ethik" und das Andere auf den Bezug von "Verwirklichung in X" zu "Verwirklichung in Y"

    Da stellt sich die Frage, ob "Verwirklichung" tatsächlich auftrennbar ist - in Verwirklichung in diesem, Verwirklichung in jenem. Kommt mir ein bißchen wie ein Schulzeugnis vor. "Verwirklichung in X": gut. "Verwirklichung in Y": ausreichend. "Verwirklichung in Z": ungenügend. Ich bezweifle, dass das so läuft.


    "Verwirklichung" ist Erwachen zur Wirklichkeit; Wirklichkeit ist ungetrennt. Da gibt es kein 'in dieser Beziehung mehr', 'in jener Beziehung weniger' wach. Was es gibt, sind Blender - und Leute, die auf solche hereinfallen. Wobei es sicher das eine oder andere "X" gibt, wo das mit dem Blenden einfacher funktioniert als mit einem "Y".


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  • Das klingt so, als ob mit einem Mal alles komplett anders geworden sein soll.
    Könnte es nicht sein, dass man manchmal verwirklich ist und dann wieder nicht? Und dass der "Grad der Verwirklichung" eher mit Häufigkeit und Stabilität steigt?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Das kommt hier darauf an, ob man mit "Verwirklichung" "DIE Verwirklichung" meint also das vollständige Erlangen des Ziels, ein Buddha geworden zu sein, oder "EINE Verwirklichung" (was ich oben meinte) in dem Sinne eine Sache nicht nur gelernt zu haben und als Wissen wiedergeben zu können, sondern damit eine tiefe Erfahrung zu verbinden, die einen zur Quelle von Inspiration und zum Vorbild in dieser Sache machen kann.


    Auch werden im tib. Buddhismus ja Stufen und Ebenen der Verwirklichung (Bhumis) beschrieben von der Befreiung bis hin zur "10. Bodhisattvastufe". Wenn man nun davon ausgeht, dass man bis zur vollen Erleuchtung immer noch irgendwelche Baustellen hat und dass man vllt. in einem Bereich des Geistes weiter entwickelt sein kann, als in einem anderen Bereich des Geistes, dann wird das plausibler.

  • Überlegungen zu Wissenschaft, Buddhismus, Vorbild...


    Wenn jemand den Buddhismus wissenschaftlich untersucht, kann er die verschiedenen Strömungen einordnen, Thesen auf ihre Logik überprüfen, die Sprache untersuchen. Theoretisch könnte er auch empirische Daten sammeln und auswerten, was „Geisteswissenschaftler“ aber wie die Pest hassen.


    Konkret kann ein Wissenschaftler also feststellen, dass Mitgefühl in der Ethik des Buddhismus eine herausragende Rolle spielt, schauen, welche Definition dafür jeweils passt und jede Menge theoretische Überlegungen anstellen. So entstehen ganze Ketten aus Argumenten, die man beinahe beliebig hin und herschieben kann - was eine Art intellektuelles Entertainment für ein kleines Fachpublikum gibt, sei zynisch angemerkt.


    (Bitte meine Überheblichkeit zu verzeihen! Ich möchte auf einen Unterschied hinaus:)


    Gefragt, was gut und richtig ist, kann der Wissenschaftler streng genommen nur eine Privatmeinung abgeben, oder? Schließlich besitzt Wissenschaft den Anspruch, wertfrei zu sondieren. Damit gibt sie in gewisser Hinsicht den Anspruch auf, selbst Werte zu vertreten, oder?


    Demgegenüber steht unser spirituelles Bedürfnis nach inneren Werten. Zweifellos klingt es etwas anders, wenn ein Mensch bestimmte Werte wie Mitgefühl, Geduld, Toleranz, Achtsamkeit, Versöhnlichkeit engagiert vertritt.


    Offenbar gehört noch etwas zu diesem Bereich. Niemand würde die Bedeutung bezweifeln, die das Vorbild für die kindliche Entwicklung gibt. Ich glaube, dass wir lebenslang diese Möglichkeit besitzen, Werte über ein bewundertes Vorbild zu verinnerlichen. Wie heikel dieses Thema ist, zeigt die letzte Passage im offenen Brief. Dort wird das Guru-Yoga kritisch hinterfragt, um sogleich den DL als Orientierungshilfe zu nennen:


    Wir wollen uns nicht länger an der Dummheit versündigen, den Guru um jeden Preis als perfekt anzusehen. Der Weg fordert nicht von uns, unsere Fähigkeit zu unterscheiden, unsere Ethik und Moralität oder unsere Integrität auf dem Altar des „Guru-Yoga“ zu opfern.
    Unser aufrichtiger Wunsch ist es, dass Du Dir Orientierungshilfe beim Dalai Lama holst…

  • Ich verstehe nicht, warum das mit dem Guru relativiert werden sollte.
    Schon von Anfang an wird gelehrt: "Der eigentlich Guru bist Du selbst."
    Mir wurde gesagt, wenn ich mich vor dem Lehrer verbeuge, wenn ich diesen als Guru und Buddha sehe, dann verbeuge ich mich vor mir, dem Guru und dem Buddha in mir.
    Das ist eindeutig und das muss man sich immer wieder vor Augen führen. Dann kann diese Vergöttlichung nicht geschehen, und dennoch können Hingabe und Demut entstehen. Wenn ich dem folge, dann verbeuge ich mich vor dem Guru in Gestalt des Lehrers, vor dem Guru in mir. Wir sind auf einer Ebene. Dann ist jede Frage, die ich dem Guru stelle, eine Frage an mich. Mit allen Konsequenzen.
    Das muss man nicht einmal von Anfang an verstehen, man muss es sich nur immer vergegenwärtigen. Das bremst blinden Gehorsam ebenso aus wie Hochmut.


    Ich glaube, dass viele Probleme entstehen, weil sowohl der Dharma als auch der Lehrer immer auf alles bezogen wird. Es geht aber in der Beziehung zum Lehrer nicht darum, welches Haus ich kaufen soll und wie die Farben meiner Unterhosen sein sollen. Wenn man aber meint, das ganze Leben auf den Lehrer in dieser Weise auszurichten, und alle Antworten auf alles von ihm zu erhalten, dann wird das gefährlich.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Karnataka:

    Gefragt, was gut und richtig ist, kann der Wissenschaftler streng genommen nur eine Privatmeinung abgeben, oder?

    Ja. Und selbst die wird er sich häufig nur widerstrebend und mit Vorbehalten entlocken lassen.

    Karnataka:

    Schließlich besitzt Wissenschaft den Anspruch, wertfrei zu sondieren. Damit gibt sie in gewisser Hinsicht den Anspruch auf, selbst Werte zu vertreten, oder?

    So ist es - und das ist gar nicht mal so schlecht (komme gleich noch darauf zurück). Was ein Wissenschaftler (z.B. ein auf buddhistische Geistesgeschichte spezialisierter Religionswissenschaftler oder Buddhologe) leisten kann, ist z.B. einen klassischen Text wie etwa das Uttaratantra Śāstra zu analysieren und zu verdeutlichen, was er aussagt. Wobei letzteres interpretativ, aber argumentativ begründet ist. Das ist für einen Laien, der mit solch einem Text arbeitet, ausgesprochen hilfreich. Selbst, wenn es sich *nur* um eine Übersetzung handelt kann er sich idR darauf verlassen, dass es eine fachmännische, d.h. philologisch-wissenschaftlichen Kriterien genügende Übersetzung ist. Das hilft ihm bei der Bildung eines eigenen, begründeten Urteils - auch wenn dieses naturgemäß auch da kein ganz unabhängiges sein kann.

    Karnataka:

    Demgegenüber steht unser spirituelles Bedürfnis nach inneren Werten. Zweifellos klingt es etwas anders, wenn ein Mensch bestimmte Werte wie Mitgefühl, Geduld, Toleranz, Achtsamkeit, Versöhnlichkeit engagiert vertritt.

    Natürlich. Aber ich halte es für sinnvoller, sich solche "inneren Werte" selbst zu setzen, statt sie sich von Anderen vorkauen zu lassen bzw. diese zu imitieren. Über deren "innere Werte" können wir ohnehin nur Mutmaßungen anstellen. Das ist der oben angesprochene Vorteil einer weitgehend selbstständigen Herangehensweise an die Inhalte der Lehre - statt als Schaf in einer Herde einem Hirten nachzufolgen. Der womöglich das eine oder andere Schaf schon mal an den Metzger verkauft. Man will ja leben - und das nicht allzu bescheiden (sei zynisch angemerkt :) ).

    Karnataka:

    Offenbar gehört noch etwas zu diesem Bereich. Niemand würde die Bedeutung bezweifeln, die das Vorbild für die kindliche Entwicklung gibt. Ich glaube, dass wir lebenslang diese Möglichkeit besitzen, Werte über ein bewundertes Vorbild zu verinnerlichen.

    Ja. Das nennt sich "kindliche Regression".

    Karnataka:

    Wie heikel dieses Thema ist, zeigt die letzte Passage im offenen Brief. Dort wird das Guru-Yoga kritisch hinterfragt, um sogleich den DL als Orientierungshilfe zu nennen

    Richtig. Das macht zum einen verständlich, warum und wie diese Leute sich jahrelang täuschen ließen und ihre Zweifel an dem bewunderten Vorbild herunterschluckten und verdrängten und zum anderen, dass das eine tief sitzende und schwer zu überwindende Einstellung ist. Ich hatte in diesem Zusammenhang von Ich-Schwäche geschrieben.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Was mir in der bisherigen Diskussion noch fehlt, ist folgende Möglichkeit:
    Der Lehrer ist durchaus hinreichend hoch verwirklicht für solche tantrischen Praktiken, aber die Schülerin erweist sich als instabil. Nicht so, dass der Lehrer das von vorn herein hätte erkennen müssen, sondern die Kandidaten, bei denen man so denkt: 'Der/die müsste das schaffen'. Das Problem kennt jeder Fahrlehrer/Fluglehrer/Bergsteigerlehrer... Die allermeisten Kandidaten wird er erfolgreich ausbilden, aber es gibt einen kleinen Prozentsatz, da geht die Sache richtig schief. Leider bestimmen solche Negativfälle danach oft die ganze Diskussion.
    Ich habe in meinen 25 Jahren Buddhismus eine Reihe Schüler/innen kennengelernt, bei denen der Stolz darauf, Schülerin von Lama XY zu sein, größer war als der Verstand. Zur Überheblichkeit kommt dann manchmal noch die Auffassung, an allen Problemen seien die Anderen schuld. Das Beispiel des hochgeschätzten Kalu Rinpoche und der 'Enthüllungen' einer einzelnen Dame hat mir zu denken gegeben.
    Ich finde, man darf nicht immer allein den Lehrer verurteilen. Gerade wer als Schüler stolz zu erkennen gibt, dass er/sie auf einer tantrischen Ebene ausgebildet wird, sollte eine gewisse 'Robustheit' aufweisen.

  • K-Dorje:

    Die allermeisten Kandidaten wird er erfolgreich ausbilden, aber es gibt einen kleinen Prozentsatz, da geht die Sache richtig schief. Leider bestimmen solche Negativfälle danach oft die ganze Diskussion.


    Doch erwarte ich von einem Lehrer der buddhistischen Tradition, das er in diesem Fall den/die Lernende an einen Anderen verweist.
    Es sollte keine "Konkurrenz" zwischen Lehrern geben.
    So wie meine Kunstlehrerin. Als nach Jahren meine gemalten Bäume immer noch stark Elefanten ähnelten, sagte sie, ich wäre wohl bei Musik besser "aufgehoben" :clown:


    Doch imho kann man buddhistische Lehrer nicht unbedingt mit "anderen" Lehrern vergleichen.


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Zitat

    Gerade wer als Schüler stolz zu erkennen gibt, dass er/sie auf einer tantrischen Ebene ausgebildet wird, sollte eine gewisse 'Robustheit' aufweisen.


    Vielleicht ist die Robustheit nicht da, wegen des Stolzes? Oder so ausgedrückt: Der Stolz könnte als ein Zeichen mangelnder Robustheit gesehen werden.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Warum kann man die nicht mit normalen Lehrern vergleichen? Weil sie Dinge lehren die sie nichtmal offen erklären können? Die geheimtuerischen Lehrer in meinem Leben haben einige Anbeter gehabt und habe sie über ihren Tod hinaus, doch konnten sie nichts zu sagen. Vergesst was ich gesagt habe es könnte auch Unsinn sein! Ein wunderbares Netze für Zweifel die eigenen Fähigkeiten zu denken und zu handeln zu verachten, verhindert das sich die Frage einschaltet: Was lehrt der eigentlich? Ich mach mal mit irgendwann sagt er mit die Wahrheiten.

  • K-Dorje:

    Was mir in der bisherigen Diskussion noch fehlt, ist folgende Möglichkeit:
    Der Lehrer ist durchaus hinreichend hoch verwirklicht für solche tantrischen Praktiken, aber die Schülerin erweist sich als instabil. Nicht so, dass der Lehrer das von vorn herein hätte erkennen müssen, sondern die Kandidaten, bei denen man so denkt: 'Der/die müsste das schaffen'. Das Problem kennt jeder Fahrlehrer/Fluglehrer/Bergsteigerlehrer... Die allermeisten Kandidaten wird er erfolgreich ausbilden, aber es gibt einen kleinen Prozentsatz, da geht die Sache richtig schief. Leider bestimmen solche Negativfälle danach oft die ganze Diskussion.
    Ich habe in meinen 25 Jahren Buddhismus eine Reihe Schüler/innen kennengelernt, bei denen der Stolz darauf, Schülerin von Lama XY zu sein, größer war als der Verstand. Zur Überheblichkeit kommt dann manchmal noch die Auffassung, an allen Problemen seien die Anderen schuld. Das Beispiel des hochgeschätzten Kalu Rinpoche und der 'Enthüllungen' einer einzelnen Dame hat mir zu denken gegeben.
    Ich finde, man darf nicht immer allein den Lehrer verurteilen. Gerade wer als Schüler stolz zu erkennen gibt, dass er/sie auf einer tantrischen Ebene ausgebildet wird, sollte eine gewisse 'Robustheit' aufweisen.


    Aber geht es nicht gerade hier darum, dass sogyal das eben nicht kann? Es ist ja auch nicht so, dass eine Schülerin sich "beschwert" sondern das einige seine engsten Schüler gemeinschaftlich beschlossen haben nicht mehr zu schweigen. Das erlebe ich ein bisschen anders als den Skandal bei kalu rinpoche damals. (Obwohl ich auch da durchaus das ganze nicht gutheiße)...
    Ich empfehle auch zu dem ganzen Thema für die, die englische Bücher lesen, von dzongsar kyentse rinpoche "the Guru Drinks burbon". Das fand ich sehr gut und habe in dem Buch immer wieder hinterfragt, ob das auf meine Lehrer zutrifft um für mich zu prüfen, ob sie der Definition eines "perfekten Lehrers" standhalten.
    Wir im Westen neigen auch m.m. dazu die Fähigkeiten eines Lehrers viel zu hoch einzuschätzen und lassen uns zu wenig Zeit ihn auch zu prüfen. Ich beneide allerdings auch die Leute die sofort absolute Hingabe an ihren Lehrer haben und darin dann voll aufgehen. Ich denke schon, dass diese Leute sehr glücklich sind bei ihrem Lehrer und möchte das auch gar nicht in Frage stellen.
    Aber gerade für interessierte, die einen Lehrer suchen, ist eine Transparenz m.m. wichtig um sie vor Lehrern zu schützen die ganz offensichtlich schaden. Und diese Transparenz muss denke ich vor allem den Lehrer durchleuchten.

  • Ellviral:

    Warum kann man die nicht mit normalen Lehrern vergleichen? Weil sie Dinge lehren die sie nichtmal offen erklären können?


    Weil in meinem Verständnis ein buddhistischer Lehrer mehr durch sein So-Sein lehrt als durch Worte.(Sry, ich weiß, andere Traditionen sehen das anders)


    _()_

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Ich finde schon einen Hype um Lehrer einfach nur bedenklich. Vielleicht ist es hier auch noch das Hippie Image. Eines meiner ersten Bücher war glaub ich eine OL Biografie. Ich fand mich ziemlich Hippie ;)

    Einmal editiert, zuletzt von kilaya () aus folgendem Grund: OT Link gelöscht, bitte bei Bedarf neues Thema