Sicherlich ist Angst eine Wurzel des Hasses und der Gier. Und diese Angst ist dann auch nichts anderes als Leiden.
Niemand sollte jedoch einem anderen, auch noch so Großmäuligen, vorhalten, dass er Angst hat.
So, wie man niemandem vorhalten sollte, dass er leidet? Aber im Ernst: Du hast da etwas missverstanden. Das war keineswegs ein "Vorhalten", sondern eine Erklärung. Die einzig andere mögliche - pathologische Bösartigkeit - scheint mir hier nicht zutreffend zu sein.
Im Herzsutra kann man noch anderes nachlesen - oder reinlesen. Z.B. dass es so etwas wie Fortschritt nicht gibt. Und auch keine Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft und auch keine Verdammnis.
Ja, da ist von dem die Rede, was hier so gerne 'absolute Ebene' genannt wird. Auf dieser Ebene gibt es auch keine vier Wahrheiten. Nichtsdestotrotz ist das Herzsutra emergent auf der relativen Ebene und es sagt deutlich, dass der Bodhisattva aus der direkten Schau der absoluten Ebene lebt - d.h. auf der 'relativen Ebene' existiert. So, wie auf der relativen Ebene auch die vier Wahrheiten existieren und der Weg, diese Wahrheiten zu leben. Und genau da gibt es auch Fortschritt, die "Bodhisattva-Karriere". Der Bodhisattva lebt nicht nur aus transzendeter Weisheit, ohne Hindernis im Geist und ohne Furcht - er folgt dabei dem Weg in der Richtung, die ihm seine von Buddha überlieferte Übungspraxis zeigt. Ohne Richtung läuft man auf dem Weg nur hin und her. Das führt zu nichts.
Fortschritt, weit davon entfernt, nur in Wandel zu bestehen, ist abhängig von Merkfähigkeit. Wenn Wandel absolut ist, verbleibt kein Sein zu verbessern und für eine mögliche Verbesserung wird keine Richtung gesetzt: wenn keine Erfahrung zurückbehalten wird, dann ist, wie unter Wilden, Kindheit dauerhaft. Die, die sich nicht an die Vergangenheit erinnern können, sind verdammt, sie zu wiederholen.
(George Santayana)
Was also sollte das Zitat? Wolltest du jemandem Angst machen?
Nein. Meine Hoffnung war, dass jemand etwas merkt. Buddha suchte und fand den Weg, weil er es satt hatte, die Vergangenheit wieder und wieder zu wiederholen. Folgen wir nicht deswegen seinem Weg? Angst ist das nicht - aber hinreichend Motivation, die Fehler der Vergangenheit zu meiden.