Da übersiehst du jedoch, dass die verschieden Traditionen, die es schon Jahrhunderte lang gibt, sehr unterschiedlich sind
Das ist mir bewusst, aber ich will jetzt nicht jede Tradition aufführen. Allgemein (!) ging es ja darum, dass es Hauptpfeiler gibt, die sich aus dem Palikanon herleiten. Meine Aufzählung ist weder komplett, noch representativ, sondern sollte zeigen, dass es eben Hauptpfeiler gibt, auf denen sich das Lehrgebäude des Buddha aufbaut.
Deine Hauptpunkte sind aber die "Handvoll Lehre" der Thailänder.
Stephen Batchelor und andere halten sich aber an die Hauptpunkte ihres säkularen Buddhismus, der jetzt schon Anhänger hat
Der riesengroße (!) Unterschied ist jedoch, dass "die Thailänder" die authentische Lehre hernehmen und unvermischt belassen, während säkuläre Buddhisten ihre eigenen Maßstäbe über die authentische Lehre stellen und somit bewerten. Es fehlt halt einfach an Respekt, wie bei allen liberalen Richtungen.
Ich habe noch keine Zeile von Batchelor gelesen, abgesehen von Interviws mit ihm in "Buddhismus Aktuell" oder dergleichen
Dann sei froh
Hier ein weiterer Ausschnitt aus der Seite, die verlinkt wurde von mkha:
Säkularer Buddhismus legt großen Wert darauf, zu den frühesten Lehren des Buddhismus zurückzukehren und sie in diesem hermeneutischen Geist zu interpretieren, um sie in unserer eigenen modernen Welt anzuwenden. Seine Kritiker verurteilen diese produktive Aktivität oft aus der Sicht von Buchstabentreue.
Dies ist für mich eine perfekte Zusammenfassung dieses Themas. Es wird wieder die "Buchstabentreue" angeführt, die jedem liberalen ein Dorn im Auge ist. Genau so wie der Palikanon, wurde auch die Bibel und der Koran nicht von den "Begründern" geschrieben. Trotzdem gilt die Überlieferung, das meiste wurde mündlich weitergegeben. Es geht überhaupt nicht darum, ob das jetzt Wort für Wort wirklich so war (denn das kann keiner überprüfen), sondern was war die genaue Überlieferung. Wenn man diese Überlieferung hat (etwa im Palikanon), hat man gleichzeitig die Lehre.
Der säkuläre Buddhismus geht jetzt aber hin und meint, dass dies veraltet wäre und gar nicht in unsere moderne Welt passen würde. Was nichts anderes aussagen soll, als dass die Lehren Buddhas eben NICHT zeitlos gültig sind (was natürlich falsch ist). Darum "brauch man" eine Neuinterpretation mithilfe der Hermeneutik (die einfach mal so hergenommen wurde, weil sie den "westlichen Geist" darstellen würde). Erst nach dieser Neuinterpretation hat man dann den aktuellen Buddhismus 2.0 und erst dieser ist "wirklich passend" für den westlichen Menschen, denn der Buddha sprach damals ja nur zu Indern und nicht zu Westlern, die ja ganz natürlich mit Hermeneutik und den anderen philosophischen Richtungen aufwachsen:
Wenn Buddhistinnen und Buddhisten im Westen dem chinesischen Beispiel in diesem säkularen Geist folgen, erschließen sich ihnen die drei großen Vorläufer moderner westlicher Kulturen: das klassische Erbe (einschließlich seiner vor allem praktisch-philosophischen Schulen des Skeptizismus, Stoizismus und Epikureanismus, die auffällige Übereinstimmungen mit dem Dharma zeigen
Auch hier wieder: Die indische Kultur war damals fest in der Religion verankert und die Zuhörer kannten die Themen. Aber welche moderne Mensch hat denn seine Wurzeln in der Hermeneutik und im Stoizismus? Das werden wohl nicht viele sein und wenn, dann würden sie sich sicherlich NICHT als modernen Menschen selbst titulieren, denn gerade das will ja der Stoizismus vermeiden - ein moderner Mensch zu sein, der auf Konsum ausgerichtet ist und immer mehr einer digitalen Entfremdung freiwillig hinterher läuft.
Letztlich vertrete ich einen traditionalistischen Standpunkt über den man streiten kann. Doch wie schon erwähnt, bin ich der Meinung, dass man die Traditionen trennen und bewahren sollte und keinen Mischmasch fabriziert. Sonst könnte man in 200 Jahren vielleicht hören von einem Buddha, der neben dem Vater auf dem Thron sitzt, oder vom großen Propheten Mohammed, der die abhängige Entstehung lehrte und von vielerlei Göttern berichtete...