Jesus? Aus der buddhistischen Sicht?

  • Ein Thema was mir am Hinterkopf juckt.

    Ich halte nichts vom Christentum, aber Jesus ist irgendwie eine andere Nummer.


    Du sollst deinen Feind lieben, so wie du dich selbst liebst…

    Es gibt nur einen Gott… Du sollst dir von Gott kein Bildnis machen…


    Irgendwie was von Mitgefühl usw. gepredigt


    Irgendwie hat er was tiefer verstanden. Und ich glaube das er versucht hat es in einer anderen Welt, mit anderen Vorstellungen, Werte, es zu erklären.


    Das es nur ganz schnell missbraucht wurde um was anderes daraus zumachen.


    Was ist euere Meinung?

  • Allgemein gibts zum Thema zu sagen (unvollständige Liste)

    • Nächstenliebe, etc. sind ethische Grundsätze die es auch im Buddhismus gibt
    • Dualismus ist im Christentum angelegt (gut/böse, etc). Buddhisten tendieren zum Monismus (je nach buddh. Schule in anderer Ausprägung)

    Es gibt da einfach auch einen unterschiedlichen Umgang verschiedener Buddhisten. Thích Nhất Hạnh hat gerne parallelen betont (wobei Christen sich da teilweise auch misverstanden fühlten). Am anderen Ende der Skala gibts auch Buddhisten die hyper-kritisch sind..

    Kuriositäten

    Die Frage mit dem Misbrauch der Lehre ist natürlich komplex. Der Fakt dass das Christentum sowohl in Äthiopien tradiert ist als auch im Mittelmeerraum und es nicht fundamental verschiedene Glaubenssysteme sind deutet schon darauf hin dass das Christentum relativ akkurat überliefert wurde bis in die Spätantike. Eine Verfremdung hätte also mehr oder minder direkt stattfinden müssen bevor das Christentum sich ausgebreitet hat.

    Es gibt ja auch noch ein paar Theorien dass es den historischen Jesus so nicht gab, und dafür mehrere Wanderprediger mit dem selben Namen in der Überlieferung verschmolzen sind.

  • Wenn du Energie hast (und evtl Kohle für die Kosten), dann such' mal den Film "Die Gärten Eden". Der wurde einmal vor ein paar Jahren in Arte oder 3Sat oder ZDF gezeigt (Er war wohl auf einem Filmfestival aufgefallen, mglw. einen Preis gewonnen). Ein ganz ambitionierter Film, der sich speziell mit der Person Jesus befaßt und bspw. eine Ausbildung bei den Essenern in Qumram annimmt (und inszeniert). Ich habe ein paar mal versucht, an den Film zu kommen (auch z.B. über die ev. Medienstelle), aber no success - keine Ahnung ob man an den Regisseur/ Produzenten kommen muß/kann. (Falls Du oder jmd. anders da mal die Fährte aufnehmen möchte, würde ich mich gerne nach meinen Möglichkeiten dran beteiligen). Man kann die Nähe/ Direktheit der Personeninszenierung vielleicht mit dem Buch von Luise Rinser ("Mirjam") vergleichen, um eine Idee davon zu haben.


    Mir scheint die Hauptstory zu sein: religiöser Reformer (vll. Anti-Korruptionist) will die Wurzeln der Heimatreligion wieder offenlegen; erkennt daß der Weg über den Volksaufstand im Angesicht der unendlich überlegenen Militär-, Wirtschafts und Staatsmacht aussichtslos geworden ist und daß der Inhalt der Gottesversprechung an "sein Volk" anders gemeint sein könnte als "ich helf euch die Feinde wegzujagen", und daß ein Selbstopfer notwendig ist, wenn seine Landsleute nicht durch die Wanderpredigten alleine ausreichend zum Umdenken kommen (können). (Ich hatte deine Eingangsfrage nicht als Frage nach dem "(Ur)christentum" verstanden sondern nach der *Person* Jesu)

    Der Gedanke, was wohl aus buddhistischer Sicht zu der Person zu sagen wäre, erfordert wohl erst einmal -abgesehen von der Historizität- sich festzulegen, was denn seine Motivation im Kontrast zu seinen Zeitgenossen eigentlich genau, und in der Tiefe, gewesen sein mag.


    - - - -


    Ein Büchlein, das ich auch sehr aufschlußreich (oder besser: "inspirierend" - es gibt ja nun mal nicht viel historisches über die Bibelinterna hinaus) zum Thema "Jesus" fand, ist von Robert Aron ("Die verborgenen Jahre Jesu"), der den kulturellen Hintergrund der Erziehungsjahre aus der Zeit Jesu aus jüdischer Sicht nachzeichnet um sich damit einer möglichen Art von Realität der Person zu nähern. (Im Original frz., keine Buchvorschau in books.google.de, im WorldCat hier, wahrscheinlich nur via Antiquariat, z.B. Medimops)


    Von Flavius Josephus, einem gebildeten Befreiungskämpfer, der sich nach der Niederlage des judäischen Aufstandes zum Freund des römischen Generals (oder Kaisers?) und historischen Schriftsteller entwickelt hat, gibt es in seinem Buch "der jüdische Krieg" ein paar kurze Bemerkungen über den historischen Jesus und seine Gemeinschaft; das Buch kann -ich glaube- über Zeno.org gelesen oder sogar in html downgeloaded werden; während die Jesus-Gemeinschaft und Essener nur kurze Erwähnung erhalten, erscheint mir das Buch aber sehr interessant um die damalige Situation des jüdischen Völkchens in der Zwiespältigkeit / Verzweiflung / Hoffnungslosigkeit zu verstehen. (kann man glaube ich, gebunden, dt., über Medimops bekommen)

    2 Mal editiert, zuletzt von Helgo ()

  • Alles Spekulatius ;)

    Auch für Jesu Lehre gilt dasselbe wie für die Lehre Buddha


    . sie muss gelebt und erfahren werden.


    Für wen oder was ist denn von Bedeutung, ob Jesus wo oder wie gelebt hat?


    Seine Aussagen sind eindeutig. Er war ein Reformer, hat sich gegen die verlogene Pharisäerschaft gestellt, hat Frauen gleichwertig behandelt und geachtet, kam auf den Kern des Glaubens zu sprechen, hat keine 10 Gebote gebraucht, sondern nur 2 und wurde für seine Kraft und den von Pharisäern befürchteten Einfluss hingerichtet.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Vll kannst du Monika, als ehemalige überzeugte Christin was dazu sagen.


    Die Lehre von Jesus(egal ob er als eine Person oder als viele Personen lebte etc.)

    Sollte doch was mit Nächstenliebe, Liebe, Vergebung usw. zutun haben?


    Stimmst Du mir zu, das es was buddhistisches hat, vom Kern her.

    Aber das Christentum nicht wirklich diese „Kern“ Lehre verkörpert und lehrt?

  • Wenn man sich überlegt was für Jesus die "vier edlen Wahrheiten vom Leid , seinen Ursachen und der Überwindung" sind, dann könnte es so zusammenfassen, dass die Menschen Leiden, weil sie sich von Gott und seinem Plan abgewendet haben ( Sünde) und sie wieder zum Heil finden, indem sie sich Jesus und mit ihm Gott anvertrauen ( Bekehrung)


    Ein Beispiel dafür ist die Bekehrung von Simon Petrus. Jesus demonstriert Petrus durch Wunder, dass bei Gott das was sonst unmöglich ist, möglich ist und das Gott den seinigen ein "Leben aus der Fülle" jenseits von Vergänglichkeit und Tod bieten kann:

    Das alles klingt in sich logisch und hat auch so eine Schönheit.


    Was mir aber als Nachgeschmack zurückbleibt ist das Bild von den zurückgelassenen Booten voller toter Fische.


    Während der Nächste Liebe kriegt, der Feind wenigstens noch eine zweite Wange, sind die Fische total außen vor. Auch wenn das als Prequel zu den Kreuzzügen sicher überinterpretiert ist, muß man feststellen, dass sie -

    bei all dem Heil das zu suchen und zu vergeben ist - auf eine grundsätzliche Art und Weise nicht mitgemeint sind - sie sind Außen.


    Positiv ausgedrückt ist das Christentum sehr "menschlich" Der Mensch ist das Ebenbild Gottes und Gott ist in Jesus Mensch geworden. In dieser Menschlichkeit liegt sowohl eine Größe als auch eine gewaltige Beschränkung.

  • Moin SpektrumRot,

    Die Lehre Buddhas beginnt, wo die Lehre Jesu aufhört. Deshalb musste ich weitersuchen und habe gefunden, nämlich eine Lehre, bei der es nicht um Gnade Gottes, Teufel und Sünde geht.


    Sobald Du den Weg einschlägst , verändert sich was. Das mag bei der Nachfolge Jesu genauso sein, aber Du musst immer darum beten, und wenn Du ehrlich bist, merkst Du, daß Du Dich nicht änderst. Du bist immer noch mit der Welt beschäftigt.


    Beim achtfachen Pfad und den 4 Edlen Wahrheiten erkennst Du durch Meditation und Reflektion, vorallem durch aufmerksames Beobachten und Achtsamkeit, dass Gier, Hass und Verblendung die Ursachen für all das Leid sind. Das können wir in uns selbst wahrnehmen und ändern.


    Allein das ist der Unterschied, ich muss nicht die Welt und andere ändern, sondern nur "an mir arbeiten", wenn ich frei werden will.


    Im Christentum bleibt der Fokus auf "das Böse" gerichtet, gegen das ich mich schützen muss. Im Buddhismus gibt es nichts, was da draußen Schuld ist.

    Ich allein kann mich erretten.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Was man zur Ausgangsfrage noch sagen könnte: die ostkirchen (orthodoxe, Kopten, Syrer, etc.) haben ja ein ganz anderes spirituelles Leben als die Protestanten und auch die römisch-katholische Kirche. Ein Stichwort diesbezüglich ist die Theosis, einer spirituellen Übung der Eins-Werdung mit Gott. Das Jesus Gebet stellt eine meditative / kontemplative Praxis dar die durchaus Parallelen zu buddhistischer Praxen aufweist (Mantra). Trotz allem wohnt dem ein dualismus inne den ich so im Buddhismus eher nicht sehe.

  • Wenn Jesus ein Reformer war.

    Und ich gehe mal davon aus, dass er es besser machen wollte.


    Ich kann natürlich nicht sagen, was er wirklich dachte.


    Aber was funktioniert besser, jahrelang meditieren und lernen um zu verstehen, dass das Leben eine Illusion ist und wir nicht abgetrennt voneinander sind etc.

    Und die Logik also sollen wir uns alle „lieb“ haben.


    Oder zusagen es gibt einen Gott, der will das wir uns alle „lieb“ haben.

    um die Welt besser zumachen.


    Und natürlich zu beachten, dass es ein komplett anderen kulturellen Hintergrund und Denkweisen gab, die mitberücksichtiget werden mussten, wie man jemand was beibringt.

    (Vll dachte er es wäre der schnellste und effektivste Weg, die Welt besser zu machen) :shrug:


    Ob die Welt dadurch besser wurde….

    2 Mal editiert, zuletzt von SpektrumRot ()

  • Wie ich schonmal erwähnte, dass Gute am Buddhismus, ohne jetzt auf spezielle Strömungen einzugehen.


    Wenn man es am Ende selbst erfahren muss, so wie die Dinge wirklich sind, gibt es nicht mehr viel Interpretationsspielraum mehr. So bleibt es sich selbst treu

  • *Das ist so nicht ganz richtig. Was erfahren wird, hat nichts mit dem wie man in der Welt lebt zu tun. Das Leben ist kurz, man sollte es schon genießen. Jetzt erklär mir mal, wieso ein Buddha sich so in Selbstpeinigung an das Meditieren gehaftet hat und das auch allen anderen zu beibrachte. All dieser Schmerz durch das Sitzen. Wo ist da die Intention, des "die Welt besser machen" erfüllt, wenn die Praxis von dir verlangt, Schmerzen zu durchleiden?!?

    Einmal editiert, zuletzt von explorer19 ()

  • Moin SpektrumRot,

    Die Lehre Buddhas beginnt, wo die Lehre Jesu aufhört. Deshalb musste ich weitersuchen und habe gefunden, nämlich eine Lehre, bei der es nicht um Gnade Gottes, Teufel und Sünde geht.

    Ich finde es beeindruckend, dass Du beide Lehren gelebt hast und weiter suchtest, nach dem Du nicht genügend Antworten bekamst. Vll hast Du schon lange was verstanden. Nur das Leben lässt es Dich nicht direkt sehen. :)

  • Moin SpektrumRot,

    Die Lehre Buddhas beginnt, wo die Lehre Jesu aufhört. Deshalb musste ich weitersuchen und habe gefunden, nämlich eine Lehre, bei der es nicht um Gnade Gottes, Teufel und Sünde geht.

    Ich finde es beeindruckend, dass Du beide Lehren gelebt hast und weiter suchtest, nach dem Du nicht genügend Antworten bekamst. Vll hast Du schon lange was verstanden. Nur das Leben lässt es Dich nicht direkt sehen. :)

    Was meinst Du damit "das Leben lässt es Dich nicht direkt sehen"?


    Was veranlasst Dich zu dieser Aussage?

    Wer bist Du, dass Du weißt, was ich wohl nicht sehe?


    Dein smiley zeigt, dass Du es lieb meinst, aber ich verstehe nicht, was es da zu bewerten gibt?

    Monika _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Du bist weiser und älter als ich. Meine Erfahrungen nach, Menschen die eine Hang nach Spiritualität oder Selbstverwirklichung haben, scheinen nach meiner Beobachtung nach schon lange im alten Leben oder von Natur aus „spirituell“ zusein.


    Nur wenn man lebt, dann ist man wieder in diesem „Traum“ und Menschen die schonmal aus diesem „Traum“ waren wollen, von Natur aus da raus und dass zeigt sich öfters.

    Durch Hang nach Spiritualität, Religion, Buddhismus etc.



    Entschuldige, wenn ich etwas zu weit ging.


    Ich meinte nur instinktiv glaube ich, dass du schonmal was verstanden hast, außerhalb diesen Traum des Lebens, aber aus irgendeinem Grund, wurdest nochmal geboren, und Deine Verhaltensweisen nach Spiritualität zu suchen und dich nicht damit zu Frieden geben, wenn es Dir nicht vollkommen „erwacht“ hat. So Glaube ich das Du schonmal „erwacht“ warst.


    Es tut mir Leid wenn ich was falsches sagte.

  • Dein smiley zeigt, dass Du es lieb meinst, aber ich verstehe nicht, was es da zu bewerten gibt?

    Monika

    Ich will überhaupt nichts bewerten.

    Nur was ich sagen wollte.

    -Du suchst nach Antworten, über dieses Leben hinaus

    -Du hast Dich nicht abbringen lassen, als das Christentum dir nicht genügend Erkenntnis gab

    -Du verstandest die Dinge mit Wut und Hass

    -Der tragische Tod deines Mannes, wobei Du trotzdem die Buddhistischen Lehren warst

    -und vor allem den Ton den du wahrst, dass sich keiner in die Ecke gedrückt oder angegriffen fühlst.


    -usw.


    Naja, dass einzige was ich sagen wollte, ich glaube das Du schon vorher was verstanden haben musst.

    Nach der Karma Sache musst du schon sehr weit gewesen sein.

    Das wollte ich sage :)


    Ist auch nicht so wichtig, ich glaube das Du „spirituell“ sehr weit fortgeschritten bist, vll mehr als dir bewusst ist.

    Das war alles

    2 Mal editiert, zuletzt von SpektrumRot ()

  • Danke, Du hast nichts Falsches gesagt. Ich habe Dich nur nicht verstanden.


    Im übrigen glaube ich nicht an eine persönliche Wiedergeburt.

    _()_Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Ich suche auch schon lange nicht mehr nach Antworten über dieses Leben hinaus.

    Ich bin lediglich in Trauer. Und das ist ganz natürlich.

    Lass mal gut sein, lieber SpektrumRot. :)

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Entschuldige ich wollte Dir nicht zu Nahe treten.


    Aber bitte, was ich sagte sagte ich nicht nur um Dich aufzuheitern, ich versuche nicht zu lügen.

    Einmal editiert, zuletzt von SpektrumRot ()

  • Im übrigen glaube ich nicht an eine persönliche Wiedergeburt.

    Ich wünschte ich wüsste es genau, ob wir wiedergeboren werden oder nicht.


    Ich weiß das es möglich ist. Aber zu 100% bin ich mir nicht sicher.

    Man stirbt nicht, man existiert ohne Ich Konstruktion weiter in allem. Ob das Verlangen nach dem Ich eine neue Ich Konstruktion erschafft, weiß ich leider nicht zu 100%.

  • Ich weiß nicht ob, diese Überwindung der Ich-Illusion eine Art höherer weiterentwickeltes „Ich“ schaft, eine weitere Intimität die eigenständigen existiert. Logik würde sagen nein, aber so tief konnte ich nicht sehen.

  • Ich weiß nicht ob, diese Überwindung der Ich-Illusion eine Art höherer weiterentwickeltes „Ich“ schaft, eine weitere Intimität die eigenständigen existiert. Logik würde sagen nein, aber so tief konnte ich nicht sehen.

    Es geht ja eben nicht so sehr um bestimmte Vorstellungen. Wenn man da eine Vorstellung loslässt, tut sich sofort eine neue auf, sondern darum die Kräfte und Prozesse zu vermindern, die diese Vorstellungen erst erzeugen.

    Eben die Kräfte des Anhaftens - die Kräfte von Gier und Hass. Je mehr der Geist nichts dahabn will, was nicht da ist (Zuneigung) ) und nicht weg haben will, was da ist (Abneigung) desto mehr ruht er in sich selbst.


    Ein Christ würde so einen Zustand, vielleicht eines als einen der Seeligkeit sehen und als ein Ruhen in Gott interpretieren.

  • Wo auch immer Jesus jetzt umgeht, ich wünsche ihm Frieden, und hoffe das er Frieden gefunden hat.

    Aus buddhistischer Sicht?

    Ich kann und darf nicht für die Buddhisten sprechen, aber für mich ist das Christentum eine Religion, die auf einer falschen Sichtweise aufbaut.

    Warum möchte ich hier nicht diskutieren, aber ich freue mich für die Menschen, die durch Jesus ein wenig Frieden und Trost finden können.


    Als ehemaliger gläubiger Mensch, habe ich versucht, das Christentum so zu interpretieren, dass es mit der buddhistischen Lehre mithalten kann.

    Aber der Buddha war meiner Meinung nach einfach nur ein Genie.


    LG Martin

  • Es gibt eine buddhistische Sicht auf Jesus die zumindest religionsgeschichtlich interessant sein dürfte, indem sie fernab modernen wissenschaftlichen Denkens ist.


    Nach der Bibel gibt es einen ewigen Schöpfergott, nach dem Palikanon gibt es keinen Anfang:


    Zitat

    Unbekannten Anfangs, ihr Bhikkhus, ist dieser Umlauf der Geburten; nicht kennt man einen ersten Beginn bei den Wesen, die, in dem Hemmnis des Nichtwissens, in der Fessel des Durstes gefangen, umherwandern und umherlaufen.

    Anamatagga Saṃyutta


    Ein Brahma hält sich und seine Welt allerdings für ewig:


    Zitat

    Zu jener Zeit aber war Baka dem Brahma solche üble Anschauung entstanden: Dies ist ständig, dies ist dauernd, dies ist ewig, dies ist absolut; dies ist nicht dem Gesetz des Schwindens unterworfen. Denn dies wird nicht geboren, vergeht nicht und stirbt nicht, schwindet nicht dahin und entsteht nicht wieder. Und ein anderes Entkommen als dieses gibt es nicht.

    S.6.4. Bakabrahma Sutta


    Das verneint der Buddha:


    Zitat

    In Nichtwissen wahrlich bist du, Baka Brahman, geraten; in Nichtwissen, wahrlich bist du, Baka Brahman, geraten, wenn du das, was gerade nicht ständig ist, ständig nennst - das, was gerade nicht dauernd ist, dauernd nennst - das, was gerade nicht ewig ist, ewig nennst - das was gerade nicht absolut ist, absolut nennst - das, was gerade dem Gesetz des Schwindens unterworfen ist, etwas was dem Gesetz des Schwindens nicht unterworfen ist, nennst, - und wenn du, was geboren wird und vergeht und stirbt und hinschwindet und wieder entsteht, so nennst: dies wird nicht geboren, vergeht nicht und stirbt nicht, schwindet nicht dahin und entsteht nicht wieder - und wenn du, wiewohl es doch ein anderes Entkommen gibt, sagst: ein anderes Entkommen als dieses gibt es nicht.


    Das Leben eines Brahma dauert so lange dass es ewig erscheint, viele Kappa. Die Länge eines Kappa beschreibt der Buddha in S.15.5. Pabbata Sutta:



    Zitat

    Das ist gerade so, o Bhikkhu, wie wenn da ein großer Felsenberg wäre, eine Meile lang, eine Meile breit, eine Meile hoch, ohne Spalt, ohne Riß, lauter feste Masse; und es streifte immer nach Ablauf eines Jahrhunderts je einmal ein Mann daran mit einem Gewand aus Benaresseide: schneller ja würde, o Bhikkhu, der große Felsenberg durch solches Verfahren aufgebraucht und ginge zu Ende, als ein Kappa.


    In D.24. Patika Sutta erklärt der Buddha dem Asketen Bhaggava wie es zu einem Gottglauben kommen kann (wie ihn die Christen haben):


    Zweites Kapitel

    Zitat

    14. Es gibt, Bhaggava, einige Asketen und Brahmanen die erklären (den Anfang) der Vorzeit mit der Lehre von der Schöpfung eines Gottes oder eines Brahmas. Zu denen ging ich und sprach: ‚Ist es wahr, ihr Ehrwürdigen, dass ihr (den Anfang) der Vorzeit mit der Lehre von der Schöpfung eines Gottes oder eines Brahmas erklärt?' Von mir so befragt, antworteten sie: ‚Jawohl.' Dann sagte ich ihnen Folgendes: ‚Worauf stützt ihr euch, wenn ihr (den Anfang) der Vorzeit mit der Lehre von der Schöpfung eines Gottes oder eines Brahmas erklärt?' Von mir so befragt konnten sie nicht antworten. Ohne Antwort fragten sie zurück, befragt, sagte ich Folgendes:


    15. Es gibt eine Zeit, Brüder, wo irgendwann, irgendwie, nach langer Zeit diese Welt vergeht. Wenn die Welt vergeht werden zahlreiche Wesen im Bereich der Abhassarā-Götter wiedergeboren. Sie leben dort mit einem Geisterzeugten Körper, ernähren sich von Freude, aus sich selbst strahlend, bewegen sich ständig im Himmelsraum, sind beständig im Schönen, bestehen eine außerordentlich lange Zeit. Es gibt eine Zeit, Brüder, wo irgendwann, irgendwie nach langer Zeit diese Welt entsteht. Wenn die Welt entsteht erscheint eine leere Brahma-Hemisphäre. Dann scheidet irgendein Lebewesen, wenn die Lebenskraft oder die positive (Energie) vergangen ist, aus dem Abhassarā Himmel ab und erscheint im leeren Brahmapalast. Es lebt dort mit einem Geisterzeugten Körper, ernährt sich von Freude, aus sich selbst strahlend, bewegt sich ständig im Himmelsraum, ist beständig im Schönen, besteht eine außerordentlich lange Zeit. Dort, bei ihm, der so allein ist, entsteht nach einer langen Zeit aufgrund von Unruhe, Monotonie und Besorgnis: 'Mögen doch auch andere Wesen hierher kommen.' Dann scheiden auch andere Lebewesen, wenn die Lebenskraft oder die positive (Energie) vergangen ist, aus dem Abhassarā Himmel ab und erscheinen in der Brahma-Hemisphäre in Gemeinschaft mit jenem Wesen. Auch die leben dort mit einem Geisterzeugten Körper, ernähren sich von Freude, aus sich selbst strahlend, bewegen sich ständig im Himmelsraum, sind beständig im Schönen, bestehen eine außerordentlich lange Zeit.


    16. Da, Brüder, kommt dem als erstes erschienenen Wesen folgender Gedanke auf: Ich bin der Brahma, der große Brahma, der Bezwinger, der Unbezwungene, der alles Sehende, der Allmächtige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Erste, der Bewirkende, der Lenkende, der Vater des Gewordenen und Werdenden. Von mir wurden diese Wesen erschaffen. Aus welchem Grund? Mir kam zuerst dieser Gedanke: Mögen doch auch andere Wesen hierher kommen. Dies war mein Vorsatz und diese Wesen sind hierher gekommen.


    Somit hält sich Brahma nicht nur für ewig sondern auch für den allmächtigen, allwissenden Schöpfer, Eigenschaften die dem christlichen Gott zugeschrieben werden. Die anderen Wesen in dieser Welt sind ebenfalls davon überzeugt:


    Zitat

    Den Lebewesen, die nachher entstanden sind, kam folgender Gedanke: Dies ist der Herr Brahma, der große Brahma, der Bezwinger, der Unbezwungene, der alles Sehende, der Allmächtige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Erste, der Bewirkende, der Lenkende, der Vater des Gewordenen und Werdenden. Von diesem Herrn Brahma wurden wir erschaffen. Aus welchem Grund? Dieser war, wie wir sahen, als Erster hier entstanden, wir sind nach ihm entstanden.


    Nun mag sich ein wahrheitssuchender Mensch, der im vorigen Leben ein solches Wesen war, daran erinnern:


    Zitat

    17. Es ist möglich, ihr Mönche, dass ein gewisses Wesen dort abgeschieden, hierher kommt und hierher gekommen vom Haus in die Hauslosigkeit geht. Vom Haus in die Hauslosigkeit gegangen, hat es durch Bemühung, durch Anstrengung, durch Hingabe, durch Strebsamkeit, durch rechtes geistiges Ausrichten solche Konzentration des Geistes erreicht, dass, wenn das Gemüt konzentriert ist, es sich an diese frühere Existenz erinnert, doch weiter erinnert es sich nicht. Es sagt sich so: 'Der der Herr Brahma ist, der große Brahma, der Bezwinger, der Unbezwungene, der alles Sehende, der Allmächtige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Erste, der Bewirkende, der Lenkende, der Vater des Gewordenen und Werdenden, von jenem Herrn Brahma sind wir erschaffen worden. Er ist unvergänglich, beständig, ewig, unveränderlich, bleibt ewig gleich und bleibt ewig dort. Aber wir, die wir von Brahma geschaffen wurden, wir sind vergänglich und unbeständig, von kurzer Lebensdauer, haben die Natur des Sterbens, sind hierher gekommen.

    Darauf stützt ihr euch, wenn ihr (den Anfang) der Vorzeit mit der Lehre von der Schöpfung eines Gottes oder eines Brahmas erklärt.


    Als sich der Buddha beim Erwachen unter dem Bodhibaum an seine vorigen Leben erinnerte, konnte er keinen Zeitpunkt finden an dem das Samsara begonnen hat: "Unbekannten Anfangs, ihr Bhikkhus, ist dieser Umlauf der Geburten." Als er alle Formen des Daseins als unbeständig und leer von einem Selbst erkannte, war er vollständig erwacht:


    Zitat

    17. Ich kenne, Bhaggava, die Vorzeiten, ich kenne auch das Davor. Das kennend halte ich mich nicht daran fest. Nicht festhaltend erkenne ich bei mir den Herzensfrieden. Den kennend hat der Vollendete die völlige Sicherheit erlangt.


    Jesus Christus hat so eine Anstrengung als Hausloser unternommen, indem er 40 Tage in der Wüste gefastet hat bevor er seine Mission begonnen hat. Was er die Jahre davor getan hat ist nicht überliefert, aber es wird wohl etwas gewesen sein das ihn bis zu diesem Punkt gebracht hat. Danach behauptete er dass er vom Reich Gottes auf die Erde gekommen war, dass er sich also an sein voriges Dasein erinnern konnte. Was nach dem Palikanon eben bedeutet dass er an diesem Dasein als an dem vermeintlich ewigen Reich Gottes festgehalten hat, weil er darüber hinaus keine Erinnerung und keine Erkenntnis hatte.