Nirwana

  • Hallo Forum!


    Ich bin blutiger Anfänger, deshalb meine Bitte um Nachsicht!


    Meine Frage: Ist es im Nirwana nicht langweilig?


    Natürlich könnten die diversen Wiedergeburten eventuell anstrengend sein, aber je mehr ich über die angestrebte Leere im Buddhismus nachdenke desto mehr schätze ich meine Erlebnisse im jetzigen Dasein, auch wenn viele davon leidvoll sind. Die Freude, wenn ich "negative" Erlebnisse zum Guten überwunden habe erfüllt mich sehr und macht mich gespannt auf weitere Herausforderungen bzw. auf meine nächste Aufgabe in einem möglicherweise neuen Leben.


    Ich möchte diese Erfahrungen nicht missen, wo liege ich da falsch?


    Lieber Gruss!

  • Hendrik

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Sry, doch du verwechselst nirvana mit einem Ort ... den es nicht gibt ...

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Hallo Jiandang, sowas ähnliches hab ich schon vermutet :) Ich verwerfe die Frage wieder und schau was kommt.


    Lieber Gruss

  • Von Ken McLeod gibt es (sinngemäß, hab das Buch grad nicht da) die Aussage: wenn in dir völlige Ruhe eingekehrt ist und du die Schreie der Welt hörst, was tust du?

  • Hallo Gurkenhut, danke für den input, schöne Frage zum meditieren.


    Lieber Gruss

  • Langeweile ist ein Mangelzustand: Mangel an Ablenkung, Vergnügen, etc..


    Nirvana ist ein vollkommen mangelloser Zustand.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Herzlich willkommen!


    Ich habe eine sehr lange Antwort verfasst, bis mir klar geworden ist, dass ich da nicht wirklich mitreden kann.

    Mein zweiter Lehrer hat mir gesagt, dass ich den ersten Geschmack von Nibbana erfahren hätte. Aber für mich ist das Thema noch nicht greifbar.


    Darum bin ich jetzt auf deine, und die Erfahrungen der anderen angewiesen, um Licht in die Dunkelheit zu bringen .


    Lg Martin

  • Die Freude, wenn ich "negative" Erlebnisse zum Guten überwunden habe erfüllt mich sehr und macht mich gespannt auf weitere Herausforderungen bzw. auf meine nächste Aufgabe in einem möglicherweise neuen Leben.

    Wer sich um Gutes bemüht fühlt sich jetzt gut und es geht ihm in einem möglicherweise nächsten Leben auch gut, lehrt der Buddha. Gut ist Wohlwollen für alle Wesen, kein Hass, keine Gewalt, keine ausufernden Begierden, nicht lügen, nicht stehlen, kein sexuelles Fehlverhalten, keine berauschenden Substanzen, innere Ruhe und Weisheit entwickeln.

    Das ist wäre die Aufgabe, ob man nun Nirvana anstrebt oder einfach nur ein glückliches Leben.

  • Zitat

    macht mich gespannt auf weitere Herausforderungen bzw. auf meine nächste Aufgabe in einem möglicherweise neuen Leben.

    Wie wär es, wenn du mit den nächsten Herausforderungen in _diesem_ Leben weiter machst? Ich glaube, da gibt es noch genug. 😉

  • Langeweile ist eine Form von Ungeduld. Man ist mir dem was ist nicht zufrieden sondern braucht mehr an Abwechslung und Unterhaltung


    Nibbana ist das Verlöschen von Gier und Hass. Und von daher auch das Verlöschen von Langeweile

  • Hallo alle und herzlichen Dank für die Kommentare, ich werd über jeden ein wenig nachdenken.


    Wie wär es, wenn du mit den nächsten Herausforderungen in _diesem_ Leben weiter machst? Ich glaube, da gibt es noch genug. 😉

    Damit könntest du durchaus recht haben und das ist glaub ich der Grund warum ich mich auf den Weg machte um ein wenig Klarheit und ein Gefühl für die sozusagen wichtigen Dinge zu entwickeln.


    Ich habe eine sehr lange Antwort verfasst, bis mir klar geworden ist, dass ich da nicht wirklich mitreden kann.

    Ich fänds schad um die lange Antwort, würds gerne lesen :)


    Lieber Gruss!

  • Letztendlich sind wir alle Blinde, die von Farben reden

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Letztendlich sind wir alle Blinde, die von Farben reden

    Das glaub ich nicht..

    Ein, zwei heimlich Erleuchtete sind bestimmt dabei.. Ich hab da schon so meine Verdächtigen 😆

  • Oh ja, lieber Sandaju , ich auch.... :lol:

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Man sollte zunächst fragen, was Nirvana ist, lieber roWf .


    Zu keinem Zeitpunkt war (und ist) sich buddhistische Philosophie einig, was Nirvana sein könnte.


    Hier eine Deutung - von vielen:


    Zu mehr als 90% der Zeit sind wir nicht bewusst. Wir handeln automatisch. Die auf uns einströmenden Eindrücke erzeugen Gefühle. Die sind entweder angenehm, unangenehm oder neutral. Daraus werden Emotionen geboren: Freude, Wut, was auch immer. Daraus entstehen Handlungen.


    Weil dieses Wiederwerden unbewusst abläuft, haben wir darüber keine Kontrolle. Immer und immer wieder machen wir die selben Dinge und können nicht anders. Das erzeugt Dukkha. Das ist das Samsara.


    Geistestraining ermöglicht es uns, gleich zu Beginn zu erkennen, hier ist ein Gefühl, angenehm, unangenehm oder neutral, und das automatische Entstehen von Emotionen, die die Grundlage unseres Handelns bilden, zu unterbinden. Wenn wir das geübt haben, erhalten wir die Freiheit, bewusst zu agieren und uns diesem Automatismus zu entziehen. Das ist Frieden. Das ist Nirvana.


    So wird Nirvana, Befreiung also, dann auch nicht in eine ferne Zukunft, in eine ferne Welt verlegt oder sonst wie metaphysisch verklärt. Es ist die konkrete Möglichkeit der Befreiung im Hier und Jetzt.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Dank dir Hendrik für deine Worte, mit diesen Gedanken kann ich mich eher anfreunden. Gestern noch ein paar Zeilen von Zensho Kopp gelesen, empfinde ich sehr ähnlich.


    Unlängst las ich, Quelle vergessen, das man sich die Überwindung von Samsara so vorstellen kann als wäre man ein Meteor welcher Milliarden von Jahren durch das Universum gondelt um dann in die Erdatmosphäre einzutreten und als kurzes Aufleuchten einer Sternschnuppe zu verglühen.


    Gegen diese Endgültigkeit sträube ich mich noch bzw verstehe sie nicht aber das ist vorerst ok :)


    Lieber Gruss!

  • Wir handeln automatisch. Die auf uns einströmenden Eindrücke erzeugen Gefühle. Die sind entweder angenehm, unangenehm oder neutral. Daraus werden Emotionen geboren: Freude, Wut, was auch immer. Daraus entstehen Handlungen.


    Weil dieses Wiederwerden unbewusst abläuft, haben wir darüber keine Kontrolle. Immer und immer wieder machen wir die selben Dinge und können nicht anders. Das erzeugt Dukkha. Das ist das Samsara.


    Geistestraining ermöglicht es uns, gleich zu Beginn zu erkennen,

    Wenn dieses Wiederwerden unbewusst abläuft und wir darüber keine Kontrolle haben, wie soll denn dann Geistestraining möglich sein?

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Indem wir erkennen, dass wir unbewusst Wiederwerden, z.B. weil uns das überzeugend durch Buddha nahegebracht wird.

    So können wir diese Unbewusstheit nach und nach abbauen.


    Aber das weißt Du ja, Helmut. :)

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Helmut, steht glaub ich drin:


    "Wenn wir das geübt haben, erhalten wir die Freiheit, bewusst zu agieren und uns diesem Automatismus zu entziehen. "


  • Man kann üben, den Übergang vom Gefühl zur Emotion, der normalerweise ins uns nicht-bewusst abläuft, zu erkennen. Wer dann das Gefühl nicht ergreift, hat die Wahl, welche Emotion dann folgen soll - oder auch keine. Das frei Gewählte ist in dieser Deutung das „Ungeborene“. Dasjenige, dass nicht aus einem Gefühl geboren ist.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Dann läuft halt das Geistestraining auch unbewusst ab..

    Ist doch logisch😆😂


  • Ich glaube nicht, dass es weiterhilft, eine mytifizierende Sprache über das Entstehen der Gefühle zu wählen. Gefühle werden nicht geboren, sie entstehen in Abhängigkeit.


    Nibbana ist das Verlöschen aller Gefühle, das Ende von Geburt Altern und Tod. Das Ungeborene kann man in den Lehrreden lesen - das Verständnis ist dabei folgendes: was nicht entstanden ist und dswg nicht vergänglich und dswg auch nicht leidbringend ist. So ist es gemeint / das heisst es.

  • Gefühle werden nicht geboren, sie entstehen in Abhängigkeit.


    Nibbana ist das Verlöschen aller Gefühle, das Ende von Geburt Altern und Tod. Das Ungeborene kann man in den Lehrreden lesen - das Verständnis ist dabei folgendes: was nicht entstanden ist und dswg nicht vergänglich und dswg auch nicht leidbringend ist. So ist es gemeint / das heisst es.

    Vorsicht Missverständnis! Hatten wir an anderer Stelle schonmal: Buddhismus unterscheidet Gefühle und Emotionen. Gefühle können immer nur angenehm unangenehm oder neutral sein. Aus diesen Gefühlen entstehen komplexe Emotionen.


    Nirvana ist damit nicht das Verlöschen der Gefühle. Deine Gefühle wirst du nicht los. Deine Emotionen aber schon.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Nirvana ist damit nicht das Verlöschen der Gefühle. Deine Gefühle wirst du nicht los. Deine Emotionen aber schon.

    Sorry, wenn ich frei sprechen darf. Ich sehe es genau so, wie eitelpfuetze . Und danke sehr für die klare Position.

    Der Kern der Lehre besteht in der Verwirklichung ( oder der Realisation) von Nicht-Ich, Anatta, oder man spricht im Mahayna über die Leerheit.

    Ansonsten man stuft den ganzen Buddhismus auf den Level der Psychoanalyse oder der existenziellen Philosophie herab.

    Wenn der Übende es innerlich ver-wirklich-t hatte, ich bin nichts mehr meine khandha, auch nichts meine "Gefühle" auch, das wäre das Nibbana, oder Nirwana. Das würde sogar dem total widersprechen, was über das ganze in Wikipedia steht, und es ist für mich keine zuverlässsige Quelle.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates