• Einsamkeit ist eben eine der unvermeidlichen Leiden in dieser Welt.


    Hm, meiner eigenen Meinung (und Erfahrung) nach stellt die Einsamkeit eine Art spirituelle Kraft dar, die man nutzen sollte.

    Der Meinung bin ich auch und Ordinierten wird ja auch nahegelegt alleine zu leben:


    Zitat

    In der Tat, Ānanda, es ist nicht möglich, daß ein Bhikkhu, der Geselligkeit liebt, der sich mit Geselligkeit vergnügt, der sich der Vorliebe für Geselligkeit hingibt, der Gesellschaft liebt, der sich mit Gesellschaft vergnügt, der sich über Gesellschaft freut, jemals nach Belieben, ohne Problem oder Schwierigkeit, die Glückseligkeit der Entsagung, die Glückseligkeit der Abgeschiedenheit, die Glückseligkeit des Friedens, die Glückseligkeit der Erleuchtung erlangen wird. Es kann aber erwartet werden, daß ein Bhikkhu, wenn er allein, von der Gesellschaft zurückgezogen lebt, nach Belieben, ohne Problem oder Schwierigkeit, die Glückseligkeit der Entsagung, die Glückseligkeit der Abgeschiedenheit, die Glückseligkeit des Friedens, die Glückseligkeit der Erleuchtung erlangen wird.

    M.122

  • Der Meinung bin ich auch und Ordinierten wird ja auch nahegelegt alleine zu leben:

    Danke für das Feedback, mukti. Für mich persönlich ist es sogar wichtiger, die innere oder die innige Abgeschiedenheit zu finden, da sie die Sammlung fördert. Nach dem Erwachen wollte Buddha, so Analayo, immer mehr und mehr allein sein. Er hatte jedoch, wie ein echter Bodhisattva, den Wunsch, die Lehre und den Dharma zu verbreiten. Ich bemühe mich, diesem Pfad so gut wie möglich zu folgen.


    Apropos, ich habe mich niemals im rein psychologischen oder klinischen Sinne allein gefühlt. In der Natur zu sein, einfach da zu sein und aufmerksam zu beobachten, wie die Wolken am Himmel entstehen und vergehen, die fallenden Blätter, das Zwitschern der Vögel, das stille Plätschern des Wassers und die Stille im eigenen Herzen – was braucht man mehr? Das ist meine eigene bescheidene Meinung. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Innere Abgeschiedenheit kann ein Mensch jederzeit leben, die Hauslosigkeit des Ich.

    Die Abgeschiedenheit in der Hausgemeinschaft auch, er kann allein leben, ohne Menschen abzuweisen oder sich besonders zuneigen.


  • Der Einsame von Wilhelm Busch

    Wer einsam ist, der hat es gut,
    Weil keiner da, der ihm was tut.
    Ihn stört in seinem Lustrevier
    Kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,
    Und niemand gibt ihm weise Lehren,
    Die gut gemeint und bös zu hören.
    Der Welt entronnen, geht er still
    In Filzpantoffeln, wann er will.
    Sogar im Schlafrock wandelt er
    10  Bequem den ganzen Tag umher.
    11  Er kennt kein weibliches Verbot,
    12  Drum raucht und dampft er wie ein Schlot.
    13  Geschützt vor fremden Späherblicken,
    14  Kann er sich selbst die Hose flicken.
    15  Liebt er Musik, so darf er flöten,
    16  Um angenehm die Zeit zu töten,
    17  Und laut und kräftig darf er prusten,
    18  Und ohne Rücksicht darf er husten,
    19  Und allgemach vergißt man seiner.
    20  Nur allerhöchstens fragt mal einer:
    21  Was, lebt er noch? Ei schwerenot,
    22  Ich dachte längst, er wäre tot.
    23  Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
    24  Läßt sich das Glück nicht schöner malen.
    25  Worauf denn auch der Satz beruht:
    26  Wer einsam ist, der hat es gut.

    denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht, drum besser wär's, dass nichts entstünde.


    (Goethes Faust)

  • Der Meinung bin ich auch und Ordinierten wird ja auch nahegelegt alleine zu leben:

    Ich lese da nichts von alleine leben, nur nicht innerhalb der profanen Gesellschaft. Was ja eine grundlegende Ansicht des Theravada ist.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Der Meinung bin ich auch und Ordinierten wird ja auch nahegelegt alleine zu leben:

    Ich lese da nichts von alleine leben, nur nicht innerhalb der profanen Gesellschaft. Was ja eine grundlegende Ansicht des Theravada ist.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Naja von profaner Gesellschaft lese ich da nichts, es heißt "allein, von der Gesellschaft zurückgezogen". Aber gut, Ordinierte leben in der Gesellschaft innerhalb des Ordens, ziehen sich aber zur Meditation zurück:


    Zitat

    Er zieht sich an eine abgeschiedene Lagerstätte zurück: in einen Wald, an den Fuß eines Baumes, auf einen Berg, in eine Schlucht, in eine Berghöhle, an eine Leichenstätte, in ein Dschungeldickicht, auf ein freies Feld, auf einen Strohhaufen.

    M.107

    Es gibt auch die Variante mit "eine leere Hütte". Das dürfte tägliche Praxis gewesen sein.

  • Die Falle der nur scheinbar selbst gewählten Einsamkeit kenne ich aus eigener Erfahrung auch nur zu gut. ^^ Nirgends so schön zusammengefasst wie in der Fabel von Äsop.


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    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Mit den Jahren des Alleinseins habe ich mich daran gewöhnt und empfinde es nicht mehr als Bürde sondern als Freiheit. Ich kann tun, was ich möchte, also in der Zeit, wo ich darüber verfügen kann.


    Mittlerweile treffe ich gar keine Menschen mehr, außer ich muss zum Arzt oder in die Firma.


    Es macht mich nicht mehr traurig, weil die Menschen strengen mich zumeist eher an, die Gespräche, jede Kommunikation ist Energie, das spüre ich besonders in der Arbeit.


    Ich bin wenig belastbar mehr und daher genieße ich dass ich keine oder weniger Termine habe.


    Mit der Gelassenheit habe ich Probleme, da komme ich kaum weiter, ich nehme es mir jeden Tag vor, aber grad vor wenigen Tagen habe ich eine wahre Wutrede vor meinen versammelten Vorgesetzten gehalten, zwar gerechtfertigt, aber ich habe mir dann doch gedacht... - nein, eigentlich habe ich mir gedacht, das muss gesagt werden, wobei die Hoffnung, dass sie was verändert ist gering.


    Ich genieße die Freiheit, die Natur und jeden Tag, wo es mir gut geht.


    Das Weltgeschehen isoliert mich, da ich in vielen Punkten, die Dinge anders sehe und so gesehen weiß ich, dass Gespräche wenig Sinn machen. Abgesehen davon wollen die meisten Menschen nichts davon hören.


    Irgendwo habe ich mal gehört wer sich informiert hat Angst und wer sich nicht informiert ist unwissend, wobei ich habe danach gesucht, aber da muss ich mich beim Zitat geirrt haben.

  • Für mich kam noch die Frage auf, wie gehe ich mit meiner Einsamkeit um. Ich weiß nicht, ob das in dem Thread schon thematisiert wurde. Einsamkeit ist ja kein besonders angenehmes Gefühl. Es kann sehr schmerzlich sein. Gerade habe ich auch wieder das Gefühl, obwohl ich eine eigene Familie habe und es dadurch sicher schon sehr abgemildert wird, fühle ich mich gerade einsam und weiß nicht so richtig wohin mit mir. In der Großstadt, in der ich lebe, habe ich keine guten Freunde, und auch meine Hobbys und Bekanntschaften habe ich in den letzten Jahren kaum gepflegt.

    Das kenne ich nur allzu gut.

    Vor allem, als ich zum ersten Mal meine eigene Wohnung hatte, in der zweiten Hälfte der 70-er Jahre. Aber wenn ich dann dieses Gefühl durch Kontaktsuche hinterfragen wollte, fühlte ich mich noch einsamer. Ich konnte damals nicht so richtig meine Balance finden. Ich war froh, endlich die Eltern hinter mir gelassen zu haben - gleichzeitig sehnte ich mich nach ihrem Interesse für mich, aber da kam fast nichts.

    Damals gab es noch nicht so viele Möglichkeiten, unter Menschen zu kommen. Nicht so viele ehrenamtliche Tätigkeiten wie heute, nicht so viel zu bezahlende Zerstreuung. Am ehesten noch Volkshochschule, Kirche, Sportverein. Und nicht zu vergessen: von Smartphones und Social Media hat man noch nicht einmal geträumt.

    Meine ohnehin spärlichen Kontaktversuche scheiterten - in Gesellschaft fühlte ich mich meistens einsamer als allein. Manchmal stand ich lange am Fenster und starrte hinaus, wie in Trance; heute deute ich das als leichte Depression. Doch ich hatte eine Arbeit in der Forschung, da war ich abgelenkt. Eher schwierig waren die Wochenenden.


    Es ist interessant, dass man viel mehr Prägungen aus der Kindheit und jungen Jahren beibehält als man denkt, auch wenn es einem zunächst nicht so vorkommt.

    Meine tiefe Erfahrung und Überzeugung, dass das Aufhalten in Gesellschaft zum größeren Teil aus Zeit totschlagen besteht, ist in mir fest verankert. Es ist langweilig.

    Aber es hat sich etwas verändert: ich merkte mit den Jahren immer klarer, dass wenn man sich ehrlich für den Anderen interessiert, dieser das Interesse erwidert und sich ebenfalls für einen interessiert. Das entwickelt sich aber nicht postwendend, sondern so nach und nach. Man muss also einigermaßen mühsam an sich arbeiten, bis es einem zur Gewohnheit wird.

    Es kann sich daraus sogar ein kompatibler innerer Austausch entwickeln, der einem das Gefühl gibt, am richtigen Platz auf der Welt zu sein.

    Rückschläge und zu wenig Resonanz dürfen einen aber nicht erschüttern. Am besten stoisch weitermachen, mit einem gewissen Herzgefühl gewürzt. Und durchaus auch mal einen Menschen fallen lassen, wenn es nicht passt, anstatt sich zu krallen.


    Was das Herzgefühl betrifft: es gibt ja im Tibetischen Buddhismus so schöne Visualisations-Übungen, welche das Herzchakra aktivieren. Fühlt man da schließlich etwas, so kann man es von der eigentlichen vorgegebenen Praxis lösen und einbetten in die Vernetzung mit den Mitwesen, die einen umgeben.

    Hier spreche ich zwar aus eigener Erfahrung, jedoch ist es seltsam, dass das auch körperlich zu spürende Herzgefühl bei mir wieder nachgelassen hat, ja sogar fast verschwunden ist. Dabei habe ich den Verdacht, dass es damit zusammenhängt, dass ich mit "meinem Lehrer" überhaupt nicht zurechtkomme und er mich immer missversteht. Ist wohl ein Problem der Diskrepanz der Kulturen. Aber das ist ein Thema, das mal in die tibetische Abteilung passen würde, so denn sich genug Diskutanten einfinden würden, was ich noch anzweifle.

    Trotzdem halte ich aus Überzeugung an meiner oben beschriebenen Alltagspraxis fest (2. Abs.).


    Was kann passieren, wenn die erworbenen Merkmale, wie etwa spürbar aktivierte Chakras, wieder verschwinden?

    Es kann zum Beispiel Frust aufkommen, durch den man eine Ersatzbefriedigung sucht. Auf eine Art, die schon latent angelegt ist und auch meistens in der Kindheit wurzelt. Und in meiner Kindheit wurzelt extreme Sparsamkeit. Meine Oma väterlicherseits, mit der ich bis zu meinem 10. Lebensjahr eng verbunden war (dann starb sie), war Jahrgang 1883. Sie stammte aus einer ziemlich armen Kätnerfamilie und war das jüngste von 10 Kindern. Die Familie war so arm, dass z. B. nur die Eltern Stühle hatten - die Kinder mussten beim Essen stehen. Und im jungen Erwachsenenalter musste sie zeitweise den Gürtel enger schnüren und ihren ersten Sohn, meinen Vater, alleinerziehend durchbringen. Das hatte zur Folge, dass meine Oma extrem sparsam war, und sie wollte auch, dass ich sehr viel esse, um Speck auf den Rippen zu haben ("Das Kind muss doch was zuzusetzen haben!"). Daher war ich dick, während ich heute sehr schlank bin.

    Meine Oma versuchte alles zu bewahren und zu erhalten, wie es nur irgendwie ging, und hortete jedes gefundene Gummiband und jede Büroklammer in einer uralten Fischdose, mit der ich spielen durfte, indem ich die Gummibänder über die oben offene Dose spannte und darauf "Hänschen klein" zupfte. Für meine kindlichen Zeichnungen und Tuschbilder durfte ich gebrauchtes Papier benutzen, das auf der Rückseite noch nicht bedruckt war. Und den Po wischte man sich mit Zeitungspapier ab, welches meine Oma sorgfältig zuschnitt und durchbohrte, eine alte Schnur durchfädelte und im Klo-Raum an einem Nagel aufhängte.

    Da ich Einzelkind bin, hatte ich mit der Zeit durchaus hochwertiges Spielzeug, zu dem mir eingeimpft wurde, es hoch und heilig zu halten und zu schonen. Dieses ging nie kaputt, während der Nachbarsjunge seine Spielzeuge immer schnell zerstört hatte. Doch meine Lieblingsspielzeuge waren diese einfachen, wie beschrieben.


    Ihr könnt Euch vorstellen, wie mich das geprägt hat.

    Bei mir zu Hause ist es zwar sehr aufgeräumt, aber wenn ich mal umziehen müsste, würde das Umzugsunternehmen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

    Habe ich ein Problem, wo es z. B. etwas zu reparieren gibt, so habe ich immer eine Lösung, denn für alles habe ich Material, was auch immer es ist, und bin dabei auch sehr einfallsreich.

    Da habe ich jedes Mal ein feuerwerkartiges Glücksgefühl, wenn auf diese Weise meine Pläne aufgegangen sind, indem ich alles griffbereit habe.

    Und dann diese Sparsamkeit, um nicht zu sagen "Geiz", dieses Hochgefühl, in der Natur Essbares zu finden und zu verzehren - wieder einmal Geld gespart!

    Das ist meine Ersatzbefriedigung für das stillgelegte Herzgefühl.


    Doch das alles ist nicht perfekt.

    Perfekt ist das Leben vielmehr, wenn man in einem vielfach vernetzten sozialen Gefüge ein wichtiges Zahnrad im Getriebe ist. Wir Menschen sind Primaten, nicht zu vergessen!

    Doch wenn man sich eingerichtet hat und stabil ist, ist es gut, dass man mit seiner Lage klarkommt.

    Ich bin durchaus sehr freundlich und gut ansprechbar, und man sagt mir nach, meine Vorträge seien sehr interessant und ich habe eine Antenne zu Kindern.

    Und wenn man schon im fortgeschrittenen Alter ist (bin Jahrgang 1955), ist es gleichzeitig auch überlegenswert, wie man die Balance findet, um das Oberstübchen im Training zu halten. Dazu ist eben Kommunikation auch sehr wichtig.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

    Einmal editiert, zuletzt von Amdap ()

  • Was ich noch sagen wollte:

    Es ist stets so, dass man schon selber Anstrengungen unternehmen muss, dass die Menschen sich mal bei einem melden und sich interessieren.

    Denn genau wie man selbst, so sind die Mitmenschen sehr träge und faul, hängen fest in ihrem Trott.

    Jeder ist sehr schwer aus seinem Trott herauszuholen. Es ist Unsinn, das mit zu viel Stress und Aufgaben zu entschuldigen, entweder indem man sich selbst oder einen Anderen damit entschuldigt. Das ist alles Fassade, ist gelogen. Irgendwie eine Schutzfunktion, die alten Spurrillen zu pflegen - warum auch immer.

    Insgeheim wünscht sich jeder, dass Andere auf einen zukommen und sich für einen interessieren, aber nur selten passiert es, diesen alten Trott auch einmal selbst zu durchbrechen.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Insgeheim wünscht sich jeder, dass Andere auf einen zukommen und sich für einen interessieren, aber nur selten passiert es, diesen alten Trott auch einmal selbst zu durchbrechen.

    Ich besuchte meine Großmutter, weil ich etwas wollte, aber eben auch sie besuchen. Als ich irgendwann meine Bitte an sie sagte, meinte sie: „Ihr kommt immer, nur wenn ihr was wollt.“ Eine Sekunde fühlte ich mich schuldig und dann kam der Satz: „Warum sollte ich sonst kommen?“

    Denn ich wollte was von ihr, zuallererst, dass sie für mich auch da ist.

    „Ihr kommt, nur wenn ihr was wollt.“


    „Warum sollte ich sonst kommen?“

    Dieser erscheinende Satz war ein Schlüssel. Wenn ich etwas will, suche ich den Menschen auf, von dem ich etwas, egal was, will.

    Ich rufe kaum jemanden an ich bin immer für jeden da, aber eine Sache wird immer sicherer. Ich will nichts von Menschen, außer in Bedrängnissen, die ich allein nicht lösen kann und dann wende ich mich an Fachleute, die helfen das Problem zu lösen.


    Damit wurde klar, dass auch die Menschen, die mich kontaktieren, genau das wollen einen Fachmann. Wenn ich mit Menschen direkt zusammentreffen, kann ich das Bedürfnis spüren, jemanden nahe zu sein. Ein zufriedenes Schweigen ist dann das Ergebnis. Tausende Worte ohne einen Laut.


    Meine Schwägerin redet den Tag über mit mir, doch abends, wenn wir sitzen und der Fernseher läuft, sprechen wir fast nichts. Was da im Fernsehen läuft, bekommen wir meist nicht mit. Wir häkeln und sind darauf konzentriert, keine Zählfehler zu machen. Meditationsobjekt der Körpersinne. Aber dann laufen da Gespräche und Zufriedenheit ohne einen Ton. Meditationsobjekt der Person. Wir haben gelernt, dass Schweigen viel lauter sein kann und nicht sprechen keine Verschwiegenheit, Sprachlosigkeit sein muss, wie meist geglaubt wird, wenn es still ist.

    Man muss lernen diese Stille auszuhalten, damit man sprechen lernt ohne ein Wort, das ohne Worte nahe sein.

    Wer das gelernt hat, kennt nie wieder Einsamkeit. Denn alle schweigenden Menschen sind näher als die durch Sprache nahen.

    Einmal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • Moin, ich befinde mich gerade bis Sonntag Nachmittag auf einem Workshop und freue mich auf mein AlleinSein Zuhause.

    Aber diese Erfahrung tut dennoch gut, weil ich sehe, wie gut es mir geht, nur mit Gleichgesinnten zusammen zu sein bzw. nur wenige Momente mit anderen oder allein.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Das Gefühl isoliert zu sein, unerwünscht, ausgeschlossen, ungeliebt, kann sehr unangenehm sein. Der Witz ist dass es in Gesellschaft entsteht, alleine ist ja niemand da, der einen ausschließen könnte. Nur die eigene Vorstellung kann dann unangenehm sein, aber darauf kann man getrost verzichten.

  • Nur die eigene Vorstellung kann dann unangenehm sein, aber darauf kann man getrost verzichten.

    Ach, mukti. Das ist aber ein sehr toller Gedanke. Ich wollte ihn ein wenig vertiefen, auch wenn es sogar ein wenig in OT abgleitet. Wir alle leben in der eigenen Vision ("Version") der Welt, also in der Konstruktion der Welt, wie Schopenhauer sagte: die Welt als Vorstellung. Wie die Welt wirklich aussieht, also das Ding an sich selbst, so I. Kant, das wissen wir einfach nicht, obwohl es klar ist, dass, wenn ein Stein auf meinen Kopf fällt, das mich umbringen könnte.

    Die eigenen Vorstellungen, auch über die Einsamkeit, sind am Ende nicht mehr als die Fabrikationen des eigenen Geistes. Wir können immer den Fokus der Wahrnehmung ändern, aber der Ego-Tunnel bleibt leer, was wir nicht bemerken. Der ist sozusagen von virtueller Natur, frei nach Th. Metzinger.


    Abschließend bemerkt: Unsere Wahrnehmung der Welt und unserer selbst sollte stets hinterfragt und möglicherweise neu ausgerichtet werden. LOl. Dann würde sich kein Mensch einsam fühlen, ich scherze, oder? ;)

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Solange wir nicht wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel landen, sind wir nicht wirklich einsam.


    Dennoch können allein unsere Gedanken uns verrückt machen.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Solange wir nicht wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel landen, sind wir nicht wirklich einsam.


    Dennoch können allein unsere Gedanken uns verrückt machen.

    _()_

    Und diese Gedanken, die uns verrückt machen können, nehmen wir auch mit auf die einsame Insel von Robinson Crusoe, wenn wir uns dorthin begeben. Wir sind nicht einsam, weil sie uns auch dort begleiten und prägen so lange wir sie nicht durch die Dharma-Praxis überwunden haben. Die Dharma-Praxis mag ja auf einer solchen einsamen Insel leichter fallen als hierzulande. Wirklich überzeugt bin ich davon aber noch nicht.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Solange wir nicht wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel landen, sind wir nicht wirklich einsam.

    Robinson Crusoe war ja auch nicht wirklich einsam. Er hatte eine Ziegenherde, und auf seiner Insel lebten Kannibalen, deren Opfer er retten konnte indem er die Kannibalen erschlug. Er nannte den geretteten "Wilden" Freitag, bekehrte ihn zum Christentum und benutzte ihn als Diener. :eek:


    Die Dharma-Praxis mag ja auf einer solchen einsamen Insel leichter fallen als hierzulande. Wirklich

    Mir hat der Dharma in einer sehr isolierten Lebenssituation einmal den A.... gerettet. Dadurch habe ich erfahren, dass ich nicht mehr einsam bin, auch wenn ich mich von anderen Menschen isoliert befinde.

  • Na, Nanu, so einfach war es wohl nicht für Robinson. Aber ich stelle mir eine solche Zwangslage grausam vor.

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Mir hat der Dharma in einer sehr isolierten Lebenssituation einmal den A.... gerettet. Dadurch habe ich erfahren, dass ich nicht mehr einsam bin, auch wenn ich mich von anderen Menschen isoliert befinde.

    Das klingt ja spannend.

    Würdest Du das mal näher erläutern? (Wenn's Dir nichts ausmacht)

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ich habe damals mit Zazen begonnen, eine Übung in deren Verlauf ich unwillkürlich feststellte, dass ich über kein getrenntes, feststehendes Selbst verfüge. Seitdem weiss ich, dass ich nicht einsamer bin als ein Wassertropfen im Ozean.

  • Ich habe damals mit Zazen begonnen, eine Übung in deren Verlauf ich unwillkürlich feststellte, dass ich über kein getrenntes, feststehendes Selbst verfüge. Seitdem weiss ich, dass ich nicht einsamer bin als ein Wassertropfen im Ozean.

    Dieses von dir „Selbst“ genannte, nenne ich „Ich“, dieses Ich ist nicht Körper und der Körper ist nicht Ich.

    Mein Selbst, das glaubt ein Ich zu sein, erscheint temporär, durch die Bedingungen von Ich und Körper.

    Das ist meine Welt, die alles von Samsara bis Nirvana enthält. Das Selbst, ist das Phänomen, das durch die Erscheinungen von Ich und Körper scheinbar stabil ist. Ein Kraftfeld dazwischen.

    Eine Erscheinung ist so, wie sie ist, ein Phänomen ist von Geisteszuständen abhängig.


    :oops: :oops: :oops:

  • Hallo Maha , U123N , JoJu91 , @Tim99 und Amdap , :)

    vielen Dank für eure inspirierenden Beiträge! _()_

    Für mich kam noch die Frage auf, wie gehe ich mit meiner Einsamkeit um.

    Das hängt u.a. davon ab, ob sie akut oder chronisch vorhanden ist, welche Stimmungen du jeweils aktuell in dir spürst und ob du über Kraft- und Energiereserven für lindernde Aktionen verfügst.

    Was wohl immer möglich ist: Achtsam die Einsamkeit in sich bemerken und erst mal akzeptieren, dass das jetzt gerade so ist.


    Dann könnte man Ursachenforschung betreiben und ggf. gegensteuern, auch mit gezielter Ablenkung durch (praktische, "handfeste") Tätigkeiten, gerne auch für andere Wesen...


    (Länger) vorm PC sitzen, Musik hören, TV, u.ä. - sich berieseln lassen - sind, meiner Erfahrung nach, nicht zielführend, sondern geleiten u.U. sanft in eine melancholische Stimmung oder bewirken schlimmstenfalls ein Abdriften in depressive Zustände.

    Einsamkeit ist ja kein besonders angenehmes Gefühl. Es kann sehr schmerzlich sein.

    Es beginnt wehzutun, wenn man sich des Gefühls bewusst wird und das geschieht häufig, wenn man zuvor in (anregender) Gesellschaft war oder etwas Schönes/Aufregendes erlebt hat, was man anschließend gerne mit jemandem teilen würde, sich aber stattdessen alleine in seiner Wohnung "wiederfindet".


    Oder wenn man alleine zu Hause weilt, aber registriert, dass um einen herum "Action" herrscht, gefeiert wird, Menschen offensichtlich Spaß zusammen genießen - der Vergleich mit den Anderen scheint Defizite im eigenen Leben zu offenbaren...


    Ich fühle mich manchmal mit meinem Mann einsam, wenn ich merke, dass ihn das, was mir wichtig ist, nicht interessiert und er nicht zuhört (oft sogar einfach einnickt.... :x ).


    Die "laute Stille", die man bewusst wahrnimmt, könnte man als (negativ konnotierte) Einsamkeit bewerten, im Gegensatz zum positiven, angestrebten In-die-Stille- und Zu-sich-selbst-Kommen, wo ein Gefühl der Verbundenheit entsteht.

    Doch die Einsamkeit wartet wie die Schlange unter dem Stein, um wieder hervor zu kriechen. Das Bedürfnis nach Resonanz, einem Gegenüber und nach Gemeinschaft und Verbundenheit lässt sich manchmal nicht einfach abstellen oder austricksen.

    Genau, du sagst es: Das Bedürfnis/Verlangen, die "Begierde" stellt das eigentliche Problem dar und die Intensität dieses Begehrens, dieser Sehnsucht, nach Aufmerksamkeit, Resonanz, Verständnis, Zuwendung/neigung von Anderen.


    Abstellen und austricksen geht nicht immer, aber aushalten, im Sinne von "annehmen"/akzeptieren schon..

    ("Ich fühle mich gerade einsam, na, und? Dann ist das (jetzt gerade) so." Es wird vorübergehen...)


    Ein Verbundenheitsgefühl entsteht oft durch die buddhistische Praxis in einem selbst und wird zur grundsätzlichen Haltung, die Einsamkeitsgefühle kaum noch aufkommen lässt (Ausnahme sind natürlich Todesfälle und unfreiwilliges Verlassenwerden durch geliebte Menschen, aber selbst dann lösen sich diese Gefühle schneller auf).



    Die nachhaltige Lösung des Problems klingt hier an:


    Ich habe damals mit Zazen begonnen, eine Übung in deren Verlauf ich unwillkürlich feststellte, dass ich über kein getrenntes, feststehendes Selbst verfüge. Seitdem weiss ich, dass ich nicht einsamer bin als ein Wassertropfen im Ozean.

    Das freut mich für dich, U123N ! :)

    Hilft dir dieses Wissen, dich nicht mehr einsam zu fühlen (oder zumindest nicht unter dem Alleinsein zu leiden)?

    Für mich persönlich ist das Gefühl von Einsamkeit ab einem gewissen Grad einfach nur ein Signal,wie das Gefühl von Hunger oder Müdigkeit, eine andlungsaufforderung, zu essen, zu schlafen oder Kontakt aufzunehmen.

    Das heißt also, dass du von diesem "Signal" - in gewisser Weise - beherrscht und getrieben wirst, wie von essentiellen Trieben, die dem Überleben dienen?


    Hört sich für mich einerseits sehr unkompliziert und "natürlich" an, aber andererseits stellt sich mir die Frage:

    Stört dich diese Abhängigkeit/"Unfreiheit" gar nicht?


    Und was tust du, wenn eine Kontaktaufnahme (aus irgendeinem Grund) nicht möglich ist?

    Mit den Jahren des Alleinseins habe ich mich daran gewöhnt und empfinde es nicht mehr als Bürde sondern als Freiheit. Ich kann tun, was ich möchte, also in der Zeit, wo ich darüber verfügen kann.

    Natürlich kann man sich an das Alleinsein mit der Zeit gewöhnen, wie an viele andere (als eher unangenehm bewertete) Zustände/Unannehmlichkeiten auch, man arrangiert sich mit der Situation.


    Hauptsache, du lebst (wenigstens einigermaßen) zufrieden.... :sunny: :klee:


    Insgeheim wünscht sich jeder, dass Andere auf einen zukommen und sich für einen interessieren, aber nur selten passiert es, diesen alten Trott auch einmal selbst zu durchbrechen.

    Ja, zum Einen gehört eine gewisse Selbstüberwindung dazu, den ersten Schritt auf Andere zuzugehen, der ja auch immer ein bisschen von der Angst vor Zurückweisung oder Zweifeln, ob man sich verstehen wird, begleitet ist.


    Zum Anderen gewöhnt man sich mit der Zeit an die Einsamkeit, wie an eine lästige, chronische Körperempfindung, hält sich die (unbestreitbaren) Vorteile des Alleinseins vor Augen und betont die Nachteile des sozialen Kontakts (siehe Maha 's "Saure Trauben"-Video... ;) ) .


    Je länger diese Einstellung andauert, desto schwerer wird es, sich (wieder) auf andere Menschen einzulassen...

    Aber es hat sich etwas verändert: ich merkte mit den Jahren immer klarer, dass wenn man sich ehrlich für den Anderen interessiert, dieser das Interesse erwidert und sich ebenfalls für einen interessiert. Das entwickelt sich aber nicht postwendend, sondern so nach und nach. Man muss also einigermaßen mühsam an sich arbeiten, bis es einem zur Gewohnheit wird.

    Wenn das Interesse von Herzen kommt, wird es sicher gerne angenommen und vielleicht sogar erwidert.

    Ich sehe nur das Problem, dass die Erwartungshaltung, eigenes Interesse wecke/fördere automatisch das Interesse des Gegenübers, leicht enttäuscht werden könnte (vor allem, wenn der Andere gar kein Kontaktbedürfnis verspürt).


    Am leichtesten - und natürlichsten - ergeben sich Kontakte unter Gleichgesinnten bei der Ausübung ihres Hobbys - ich habe viele Leute z.B. beim Spaziergang mit unseren Hunden oder in der Hundeschule kennengelernt und teilweise ergaben sich daraus Freundschaften (die Hunde verkuppelten quasi ihre "Frauchen"... :D ).


    Es ist stets so, dass man schon selber Anstrengungen unternehmen muss, dass die Menschen sich mal bei einem melden und sich interessieren.

    Gerade ältere, (möglicherweise um einen verlorenen Lebenspartner) trauernde, Menschen bringen die Kraft oft nicht mehr auf, solche Anstrengungen zu unternehmen und vereinsamen zusehends...


    In unserer Wohnanlage (22 bewohnte Wohnungen, vorwiegend Singles/Geschiedene und Paare) leben 8 alleinstehende Menschen über 75 Jahre, teilweise zufrieden, teilweise spürbar vereinsamt.

    Ich war mit einer (damals > 70-jährigen) Nachbarin näher bekannt, die sich bei unseren Treffen immer sehr über ihre Einsamkeit beklagte (und es gerne gesehen hätte, dass ich täglich für sie zur Verfügung stehe, was mir nicht möglich war...).


    Sie wollte aber mit den anderen "Älteren" - aus den unterschiedlichsten Gründen - nichts zu tun haben, ebenso, wie auch die anderen sich untereinander regelrecht "aus dem Weg gingen".

    Das hat mich sehr verwundert, zumal sie vom Bildungsniveau und auch interessenmäßig durchaus Ähnlichkeiten aufwiesen.... :eek: :? (Zwei arbeiteten z. B. jeweils früher als Chefsekretärinnen - von wegen "gleich und gleich gesellt sich gern"...).


    Meine Versuche, da Kontakte zu vermitteln, scheiterten jedenfalls ziemlich kläglich, obwohl das Bedürfnis nach Gesellschaft/Geselligkeit bestand. :shrug:




    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • (Länger) vorm PC sitzen, Musik hören, TV, u.ä. - sich berieseln lassen - sind, meiner Erfahrung nach, nicht zielführend, sondern geleiten u.U. sanft in eine melancholische Stimmung oder bewirken schlimmstenfalls ein Abdriften in depressive Zustände.

    Ich sitze beispielsweise morgens länger vorm PC. Aber da lasse ich mich nicht berieseln, sondern schaue naturwissenschaftliche, sozialkritische und andere interessante Videos (etwa Kräuterkunde, Tiny Häuser, Völkerkunde), so ich nicht gerade hier im Forum schreibe.

    Es beginnt wehzutun, wenn man sich des Gefühls bewusst wird und das geschieht häufig, wenn man zuvor in (anregender) Gesellschaft war oder etwas Schönes/Aufregendes erlebt hat, was man anschließend gerne mit jemandem teilen würde, sich aber stattdessen alleine in seiner Wohnung "wiederfindet".


    Oder wenn man alleine zu Hause weilt, aber registriert, dass um einen herum "Action" herrscht, gefeiert wird, Menschen offensichtlich Spaß zusammen genießen - der Vergleich mit den Anderen scheint Defizite im eigenen Leben zu offenbaren...


    Ich fühle mich manchmal mit meinem Mann einsam, wenn ich merke, dass ihn das, was mir wichtig ist, nicht interessiert und er nicht zuhört (oft sogar einfach einnickt.... :x ).

    Ersteres kann ich nicht bestätigen.

    Ich war zwar gerade vor ein paar Tagen in anregender Gesellschaft, aber als ich dann wieder zu Hause war, dachte ich wieder, dass das überwiegend Zeit totschlagen war, obwohl mir das Treffen gut gefallen hatte. So geht es mir meistens.

    Zum Zweiten: es ist sehr wahrscheinlich, dass ich da erst neugierig gucke, dann aber denke: Mann, bin ich froh, dass ich hier meine Ruhe habe!

    Zum Dritten: Das schmerzt und verletzt furchtbar und da fühle ich absolut mit Dir. So ging es meiner Mutter in ihrer Ehe. Nicht nur mit meinem Vater, sondern auch mit ihrer Schwiegermutter. Wie einsam muss sich das anfühlen! Das hat sehr dazu beigetragen, dass ich mir nie einen Partner gesucht habe, worüber ich heute noch froh bin.


    Es kommt dabei immer darauf an, was man ausstrahlt, ob eine Resonanz entsteht oder nicht.

    Das Negative kann man sich aber abtrainieren, wenn auch meistens in kleinen Schritten und über längere Zeit.

    Wenn man etwa morgens vor dem Spiegel steht und denkt: Oh shit, sehe ich heute alt aus! Wie ausgekotzt!, - dann kann man sich auch darüber amüsieren und sich selbst damit necken. Und schon guckt man ganz anders aus der Wäsche! Oder man lässt sich hängen, körperlich hängen, und macht eine krumme Figur, dann kann man sich strecken und "strammstehen", und schon fühlt sich das ganz anders an; dazu ein lustiges Lied pfeifen.

    Das ist eine psychologische Methode, die, wie ich meine, einen Namen hat, der mir aber gerade nicht einfällt. Das Prinzip dieser Methode ist, schon mal eine "Als-ob-Form" anzunehmen, auch wenn einem gerade nicht danach ist. Jedoch, die Psyche folgt dieser konstruierten Form, bis es natürlich wird. Das ist der Trick.

    Dazu fällt mir noch ein Schlüsselerlebnis*) ein. Als Kind fühlte ich mich äußerst unwohl, wenn mir fremde Menschen zu sehr auf die Pelle rückten. Beispielsweise im Publikumsbereich im Zirkus, oder im Kasperletheater. Ich zog mich dann regelrecht zusammen. Nur keine Berührung! (Bin auch sozusagen ein Sitzriese: neben gleich großen Menschen bin ich, neben ihnen sitzend, größer. Dadurch machte ich mich im Sitzen krumm, weil ich Angst hatte, ihnen die Sicht zu versperren). Bis ich eines Tages, ich mag wohl so zehn Jahre alt gewesen sein, auf die Idee kam: jetzt sitze oder stehe ich hier, und hier bin ich. Und hier, wo ich bin, mache ich mich so breit, wie ich bin. Und auf einmal war ich entspannt. Mir war egal, wie die anderen mich empfinden, und die waren mir auch egal bezüglich Berührung.

    Ich muss sagen, das war für mich ein Riesenschritt nach vorn.


    *)Und hier wird nicht selten erwähnt, indem wir hier in einem buddhistischen Forum sind, dass einen der Dharma weitergeholfen hat, indem man ihn bewusst anwendet.

    Was mich betrifft: das kann ich nicht bestätigen. Bei mir ist es eher: Learning by Doing.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Das heißt also, dass du von diesem "Signal" - in gewisser Weise - beherrscht und getrieben wirst, wie von essentiellen Trieben, die dem Überleben dienen?

    In gewisser Weise ja, Schmerz hat m.E. auch immer eine Signalfunktion.

    Wenn ich den Schmerz des Hungers spüre, dann esse ich, ausser ich mache gerade bewusst eine Fastenkur.

    Wenn ich den Schmerz der Einsamkeit (zu sehr) spüre, dann nehme ich Kontakt auf, am besten natürlichen zu "edlen Freunden".

    Natürlich gibt es die nahen Feinde des Essens und des zwischenmenschlichen Kontakts, Völlerei und ... ?

    Hört sich für mich einerseits sehr unkompliziert und "natürlich" an, aber andererseits stellt sich mir die Frage:

    Stört dich diese Abhängigkeit/"Unfreiheit" gar nicht?

    Das ist wie beim Hunger.

    Wenn ich mir am Sonntag als Nachspeise EIN Tartufo Nero gönne, ist das eine Übung in Grosszügigkeit mir selbst gegenüber. Würde ich darauf verzichten, wäre es in meinem speziellen Fall ein Zeichen von Geiz mir selbst gegenüber.

    Würde ich dann noch ein zweites bestellen, würde mich diese Unfreiheit ärgern.

    Aber im Einzelfall ist das in den einzelnen Lebensbereichen Konsum, Kontakt, ... schwer zu unterscheiden. Deshalb sind edle Freunde so wichtig, die einen sehr gut kennen.

  • Und was tust du, wenn eine Kontaktaufnahme (aus irgendeinem Grund) nicht möglich ist?

    Dann probiere ich es entweder bei jemand anderem oder warte ich auf die nächste Gelegenheit.


    Wenn ich einen Korb bekomme, ist das eine Übung im Entwickeln der "Nehmerqualitäten".

    Von der sehr schwierigen Beziehung zu meiner "spirituellen Muse" habe ich bereits erzählt.


    Unser "Guru" im Studium wurde mal von einem Studenten gefragt "was ist das Geheimnis eines erfolgreichen Geschäftsmannes" ?


    Zu unserer Überraschung (das war zur Hoch-Zeit von "Dallas" und "J.R. Ewing") antwortete er:

    Die Nehmerqualitäten. Du kassierst eine Links-/Rechts-Kombination und gehst zu Boden, danach ein zweites und drittes K.O., Du gehst zu Boden. Aber Du stehst immer wieder auf. Du akzeptierst die Niederlage als Teil des Lebens. Die Mehrzahl der Menschen kann das nicht, sie fühlen sich bereits nach einer kleinen Serie von Misserfolgen persönlich gekränkt und geben auf, werden griesgrämig, resignieren oder probieren ständig etwas neues ..."