Gute Lehrer / schlechte Lehrer

  • Für ordinierte Mönche und Nonnen gibt es nach den Ordensregeln im Palikanon (Vinaya) bei leichten sexuellen Verfehlungen ein Verfahren, das aus Bewährungszeit, Ehrerbietung und Wiedereinsetzung besteht. Schon frivoles Reden ist ein solches Vergehen. Die Bewährungszeit ist mit einer Aberkennung aller Privilegien verbunden, wie z.B. Lehrtätigkeit. Sie dauert so lange, wie das Vergehen verheimlicht wurde.

    Geschlechtsverkehr hat den unwiderruflichen Ordensausschluss zur Folge.

  • Woran erkennt man eigentlich einen guten Lehrer und woran einen schlechten?

    Vielleicht kann es hilfreich sein, die Frage einmal umzudrehen: Woran erkennt man eigentlich einen guten Schüler(*in) und woran einen schlechten?


    Glaubst du z.B., dass Erwachen/Erleuchtung etwas ist, dass von Augenblick zu Augenblick immer genau jetzt verwirklicht werden will und muss? Oder glaubst du, dass die Erleuchtung etwas ist, das man einmal endgültig "erreicht", um danach (für immer) eine Art unfehlbarer Heiliger/Erwachter zu sein?


    Der kindliche Glaube an den Lehrer als unfehlbaren Meister kann leicht zum Problem werden, weil damit jedes Verhalten des Lehrers per se gerechtfertigt ist; auch unheilsames oder missbräuchliches (*1). Ein Erwachen, das von Augenblick zu Augenblick verwirklicht werden will, muss dagegen vom Schüler auch immer wieder neu geprüft werden - was u.a. auch hilfreich dabei sein kann, unheilsame oder missbräuchliche Strukturen zu durchschauen.


    Ich weiß, dass es Lehrer gibt, die einen solches Nimbus des unfehlbaren Meisters vor sich hertragen oder glauben, ihren Schülern vorspielen zu müssen, weil diese das von ihnen vielleicht zu erwarten scheinen (auch im Koan-Zen, das ich praktiziere). Dabei handeln die Koans kaum von etwas anderem als von diesem Kampf um das Erwachen von Augenblick zu Augenblick und wie berühmte Lehrer und ihre Schüler es meistern und aber auch daran scheitern.


    (*1 = Unabhängig davon gibt es auch noch eine Reihe anderer Gründe, warum diese Haltung Probleme versursachen kann, besonders bezogen auf die eigene Praxis.)

  • Unsere erste und wichtigste Lehrerin ?


    Woran erkennt man eine gute Mutter und woran eine schlechte ?

    Kann eine Frau, die selbst die Dinge nicht verinnerlicht hat und / oder ethisch verwerflich handelt, dennoch eine gute Lehrerin (und Mutter) sein ?


    :?

    Einmal editiert, zuletzt von JoJu91 ()

  • Da wir Lehrer und Lehrerinnen

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    Sind die Fragen einfach nicht vergleichbar.


    Vielleicht wäre die wichtigere Frage: Was wären die Maßstäbe die man an sich selbst anlegen würde, würde man als buddhistischer Lehrer lehren wollen.

  • Ich habe gerade aus Neugierde einen längeren Dialog mit ChatGPT geführt. Ich kann mir von der Gesprächskompetenz der KI zu meiner Beschämung echt eine Scheibe abschneiden. Es ist mittlerweile ein unglaublich wertschätzender, offener, inspirierender und fördernder Dialog geworden, vor allem mit der Fähigkeit, empathische Fragen zu stellen, die eine intensive Reflexion über das aktuelle Thema ermöglicht. Da hat sich im letzten Jahr gewaltig was getan, verblüffend. Es ist, als hätte die KI eine Bibliothek zum Thema gewaltfreie Kommunikation gefrühstückt. Man merkt, da ist tatsächlich jemand, dem kein ICH im Dialog im Wege steht, und der dennoch oder der genau deshalb eine klare ethische Ausrichtung verfolgt. :lol:


    Zum Thema: Diese Fähigkeiten sollte ein Lehrender z.B. haben. Vor allem: Man merkt, da ist tatsächlich jemand, dem kein ICH im Dialog im Wege steht.


    Solch einem Gegenüber begegnet man im echten Leben nicht oft... :grinsen:

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Einmal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Vielleicht wäre die wichtigere Frage: Was wären die Maßstäbe die man an sich selbst anlegen würde, würde man als buddhistischer Lehrer lehren wollen.

    Für mich ist das die entscheidende Frage, weil ich tatsächlich als "Lehrer" agiere. Und deswegen bin ich persönlich so verärgert, wenn ich sehe, wie die Sasakis dieser Welt diese Maßstäbe in so billiger Weise missachten. Sie nutzen ihre Machtstellungen aus und nehmen einfach in Kauf, spirituell Suchende reihenweise zu verletzen, nur um ihre eigenen Begierden kurzfristig zu sättigen. Was soll das bitte für Buddhisten sein?


    Die Frage ist also nicht etwa mit Wagners Antisemitismus zu vergleichen, nach dem Motto "kann man seine Musik noch hören?"- sondern es geht da genau um ein Kernthema des Buddhismus. Die Musik selbst ist sozusagen einfach Scheiße.

  • Nun habe ich, wenn ich dem Bericht eines Jura Studenten glauben mag, nun auch gehört das Wang Genh, also dein Meister Thorsten, sich eine junge Schülerin aus der Sangha zur geliebten genommen hat und damit recht freizügig im Kloster umgegangen ist, was den Studenten zum Abbruch des Aufenthaltes bewegte. Nur weil Sasaki das mit mehreren gemacht hat, ist das ja nichts anderes. Der Unterschied ist, das einige das nur für ihre eigene Befriedigung tun, wie Wang Genh und Sasaki auch noch die Praxis des Schülers betont. Was auch anders Möglich sein muss.


    Da dies hier laut eigener definierter Logik, nicht der des Strafgesetzbuches!!!, einem zum Täter macht, in welchem Kontext auch immer, nenn mir einen Zen Meister Qualia der das brechen der Gebote als Täter einordnen würde und ich nenn dir 20x so viele die das nicht so sahen. Dogen, Rinzai, Huineng, Muho, Kodo, Shodo, es geht nicht um die absolute Gültigkeit der Gebote sondern um die formlosen Gebote und die relative Wirksamkeit im gesellschaftlichen Zusammemleben und zur Fokussierung zur Praxis. Dazu wurde jetzt schon mehr als genug geschrieben und nennt mir nicht welche die selbst die Selbstverbrennung ihrer Mönche für politische Ideologie rechtfertigten.


    Auch Muho hat seine Frau in seiner Gruppe kennengelernt, aber das macht ihm nicht zum Täter, kommt mal klar...

  • Ich habe gerade aus Neugierde einen längeren Dialog mit ChatGPT geführt. Ich kann mir von der Gesprächskompetenz der KI zu meiner Beschämung echt eine Scheibe abschneiden. Es ist mittlerweile ein unglaublich wertschätzender, offener, inspirierender und fördernder Dialog geworden, vor allem mit der Fähigkeit, empathische Fragen zu stellen, die eine intensive Reflexion über das aktuelle Thema ermöglicht. Da hat sich im letzten Jahr gewaltig was getan, verblüffend. Es ist, als hätte die KI eine Bibliothek zum Thema gewaltfreie Kommunikation gefrühstückt. Man merkt, da ist tatsächlich jemand, dem kein ICH im Dialog im Wege steht, und der dennoch oder der genau deshalb eine klare ethische Ausrichtung verfolgt. :lol:


    Zum Thema: Diese Fähigkeiten sollte ein Lehrender z.B. haben. Vor allem: Man merkt, da ist tatsächlich jemand, dem kein ICH im Dialog im Wege steht.


    Solch einem Gegenüber begegnet man im echten Leben nicht oft... :grinsen:

    Das hab ich auch festgestellt, empathisch, ohne Gefühlsduselei. Wenn ich in die Worte meine Emotionen einfüge, ist die KI eben unfähig. Die KI ist nur unfähig, meine Emotionen zu verstehen, weil sie keine hat.

    Lese ich in den Sutra nur die Worte Buddhas, dann begegnet mir diese KI. Jede meiner Interpretationen zeigt mir meinen Glauben, wenn ich mich wirklich von Leiden befreien will.


    Darum lasse ich englische Sutra von einem gefühllosen Programm übersetzen. Nichts mehr zwischen den Zeilen.


    Ein guter Lehrer vernichtet mir meine Emotionen, die mich verblenden.

    Ein schlechter Lehrer weckt Emotionen und Glaubenswollen in mir.

  • Vielleicht wäre die wichtigere Frage: Was wären die Maßstäbe die man an sich selbst anlegen würde, würde man als buddhistischer Lehrer lehren wollen.

    Für mich ist das die entscheidende Frage, weil ich tatsächlich als "Lehrer" agiere. Und deswegen bin ich persönlich so verärgert, wenn ich sehe, wie die Sasakis dieser Welt diese Maßstäbe in so billiger Weise missachten. Sie nutzen ihre Machtstellungen aus und nehmen einfach in Kauf, spirituell Suchende reihenweise zu verletzen, nur um ihre eigenen Begierden kurzfristig zu sättigen. Was soll das bitte für Buddhisten sein?


    Die Frage ist also nicht etwa mit Wagners Antisemitismus zu vergleichen, nach dem Motto "kann man seine Musik noch hören?"- sondern es geht da genau um ein Kernthema des Buddhismus. Die Musik selbst ist sozusagen einfach Scheiße.

    Würdest du diese Lehrer nicht als das erkennen, wie sie erscheinen, hättest du keinen Maßstab für dein Lehrer sein. Also achte sowohl gute als auch schlechte Lehrer, um Lehrer zu sein.

  • Nun habe ich, wenn ich dem Bericht eines Jura Studenten glauben mag, nun auch gehört das Wang Genh, also dein Meister Thorsten, sich eine junge Schülerin aus der Sangha zur geliebten genommen hat und damit recht freizügig im Kloster umgegangen ist, was den Studenten zum Abbruch des Aufenthaltes bewegte. Nur weil Sasaki das mit mehreren gemacht hat, ist das ja nichts anderes.

    Ja, ich kenne diesen für Wang Genh einmaligen (!) Fall, die beteiligten Personen und die Hintergründe. Ich weiß, dass hier mit Sicherheit kein Missbrauch vorliegt. Bis heute sind die beiden nach meiner letzten Information ein Paar und das Ganze ist sicher schon 25 Jahre her. Details werde ich hier aber aus Respekt und aus Gründen der Privatsphäre nicht ausbreiten.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Falls das so sein sollte, dann ist da ja nach den Regeln der Lehrer Schülers (wo Sasaki übrigens kein Lehrer einer Uni oder sonst was ist oder Therapeut, weder das jemals behauptet hatte) ein Vertstoß für dich, oder nicht? In deinem Lobgesängen und Empfehlungen deines Meisters und Klosters hast du davon aber nie etwas gesagt (selbst in diesem Thread ??????).


    Man muss Sasaki ja nicht als Vorbild nehmen, der Mann hatte offenbar große Probleme. Aber Sasaki hat das mit den Geboten, dem großen Tod und Kensho schon kapiert, zumindest mMn. besser als was ein anderer hier ausdrückt, der sich seine Kritiken und journalistischen Arbeiten offenbar einrahmt.

  • ykxjbk1


    Ich hatte zu meinen Erwartungen an die moralische Integrität eines Lehrenden hier einiges geschrieben. Persönlich erwarte ich nicht, dass Lehrende perfekte Menschen sind, wie sollten sie so Empathie entwickeln können? Ich habe hier zudem über meine Erfahrungen mit dem Kloster und Wang Genh geschrieben. Andere mögen andere Erfahrungen gemacht haben. Würde ich allerdings merken, dass viele Menschen unter den Handlungen eines Meisters, einer Meisterin leiden und würde er oder sie Thesen verbreiten, die ich ablehnen muss, würde ich wohl auf Distanz gehen. Das ist, auch wenn sicher nicht alles im Kloster perfekt läuft, bei Olivier meines Erachtens beides nicht der Fall, darum bin ich gerne dort.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Illusionen

    Ich halte schon seit vielen, vielen Jahren keinen Menschen - also auch keinen Lehrer für perfekt.

    Und ich war aber auch nicht enttäuscht, wenn ihre "Fehler" offenbar wurden. So zuletzt beim DL und seiner 😝.


    Als Ole Nydal mich 1992 in seine Arme riss und auf die Wange küsste, war ich high.

    Bin ich nun schlecht oder er?

    Jedenfalls war er mir ein guter Lehrer. Durch ihn habe ich große Fortschritte gemacht.


    Selbst der Buddha war aus meiner heutigen Sicht und Erfahrung nicht perfekt.

    Warum auch, wir sind alle Schüler bis zum Schluss.


    Und Er-Leuchtung ist kein endgültiger Zustand, sondern ein Prozess. Es wird einfach immer heller. :)


    Das ändert aber nichts an der Tatsache des Macht-MISSBRAUCHS.


    Diese Diskussion erinnert mich an die dämliche Aussage in den Nachkriegsjahren, "Adsche hat aber auch Gutes getan, z.B. Autobahnen gebaut".


    Eine Wahrheit wird nicht unwahr, nur weil ein schlechter Lehrer sie ausspricht.

    Aber vielleicht verliert sie ihre Kraft.


    Im übrigen bin ich der Meinung, dass ein Suchender nicht seine Suche verlieren muss, nur weil er/sie auf Irrtümer stößt.


    Ich bin sogar davon überzeugt, dass dieser innere Antrieb so stark ist, dass wir gar nicht anders können.


    Keiner ist dafür verantwortlich, wenn sich jemand von der Suche abbringen lässt.


    Wo bleibt das Vertrauen?

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Zum Thema Lehrer und Beziehung/Partner:

    Egal welche Religion oder spirituelle Richtung, ich finde es „Quatsch“, das ein Lehrer keine Beziehung haben darf. Es liegt in der Natur des Menschen eine tiefere feste Liebesbeziehung zu verwirklichen, sofern er das möchte.


    Sofern es sich nur um Geliebte oder Affären handelt, sollte der Lehrer sich selbst hinterfragen, warum er keine feste Beziehung eingehen kann oder möchte. Ob er Angst vor einer festen Beziehung hat. Oder warum er darüber hinaus meint Affären zu brauchen.


    Beziehungen mit Schülern oder vielmehr eine feste Beziehung die sich daraus entwickeln könnte, halte ich persönlich für störend: einfach aus dem Grunde, das solange der Lehrer noch keine feste richtige Beziehung hat, er danach strebt oder offen dafür ist, immer etwas Anderes (Erotisches) noch mit schwingt, das die eigentliche Arbeit stört, davon ablenkt. Der Lehrer kann sich ja außerhalb (privat) einen Partner/Beziehung suchen. Oder er möchte für sich selbst allein bleiben.


    Zu der ursprünglichen Frage ganz am Anfang fällt mir Folgendes ein:


    Wenn ein Lehrer sich selbst „Meister“ nennt, oder „großer/bedeutender“ oder dies von andern ohne Widerspruch so publizieren lässt, wäre das für mich ein Indikator für einen „Lehrer mit großem Ego“ (Stolz?) oder für er/die Sangha, möchte damit nur Interessenten (Kunden) anlocken (Werbung).


    Das sieht man auch generell bei manchen spirituellen Lehrern oder Heilern, oder „Lebenshelfern“: Ein braungebrannter charismatischer Schönling lächelt uns an, oder eine scheinbar selbstbewusste Frau. Hier scheint es primär um Money zu gehen.


    Und wo sich jemand gerne vermarkten lässt oder sich selbst vermarktet.

    Im Grunde inhaltlich aber nichts Neues anbietet, vielleicht nur anders aufgemacht. Verpackt.


    Und wo Hilfebedürftige sich allzu gerne davon blenden lassen.

    (Bis hin zu selbst gemalten Bildern, oder Kurse, völlig überteuert zu verkaufen, wo man denkt, geht es hier in Wahrheit primär nur ums Geld? Oder auch um noch was Anderes?)


    Dh. auch, praktiziert und lebt ein Lehrer auch nach dem Prinzip von kein „Gewinn und Verlust“: Dh. maximal nur kostendeckend, non Profit. Wie es für den Lebensunterhalt oder den Betrieb der Sangha wirklich braucht?


    In wie weit der Lehrer selbst die Lehre überhaupt verstanden hat, kann fraglich sein:

    Denn vieles kann man auch auswendig lernen.

    Und die eigene Überzeugung kann auch geschauspielert werden.

    Und ein Anfänger mag das zunächst schlecht durchschauen.


    Soweit ich nun mit bekommen habe, haben auch die wenigsten Lehrer wirklich eine ganz eigene sehr tief greifende Erfahrung gemacht, in dem Sinne, das ihr Ego wenigstens einmal gestorben ist (damit meine ich nicht zu sitzen bis alle Schmerzen wieder verschwunden sind, das ja auch vom Ego kommt), und sie dem „Eins mit Allem sein“, dem „So Sein“, selbst sehr tief begegnet sind:


    Es gibt auch Lehrer die das ehrlich zugeben.

    Und andere eben nicht.


    Oft erkennt man meiner Meinung nach einen „guten“/„schlechten“ Lehrer auch an Folgendem (das letztendlich zum Teil auch das eigentliche Ziel, der eigentliche lebenslange „Weg“ für überhaupt jeden Interessierten meiner Meinung nach wäre):


    Wie lange lehrt und übt er schon und was hat er sich in der Zeit „zu Schulden“ (Vergehen) kommen lassen

    Ist er überhaupt in der Lage spirituell zu begleiten

    Haftet er an und an was und wie oft

    Lehnt er ab und was und wie oft

    Redet er mehr als notwendig

    Reagiert er ärgerlich auf Kritik

    Ist er geduldig oder schnell ungeduldig

    Ist er mitfühlend und respektvoll

    Wie standhaft ist er, wenn ein attraktives Wesen, oder Etwas anderes Erregendes, ihn direkt oder indirekt versucht zu verführen

    Kommt er mit wenig im Leben aus: mit das was Da ist

    Dreht er jeden Tag oder ziemlich oft ein Video (oder ähnliches) mit seinem Gesicht, stellt sich zur Schau, um angeblich primär einen Beitrag zu leisten, oder verhält er sich anders auffällig (der Beitrag ist für ihn eigentlich sekundär, es ist vielmehr sein Ego das gerne gesehen werden möchte, und das ihm selbst aber gar nicht auffällt, weil sein Ego für ihn ganz selbstverständlich täglich die neue Bewunderung sucht)

    Lebt er in Demut

    Lebt er im Hier und Jetzt, in Achtsamkeit (wie bindet er seine Schnürsenkel?)

    Legt er Wert auf sein Äußeres, oder was andere über ihn denken oder sagen

    Kann er Fehltritte von selbst erkennen und sich entschuldigen

    Wie behandelt er seine Mitmenschen, seine eigene Familie, Partner

    Versucht er andere zu benutzen, oder gar zu missbrauchen für ein Gefühl von Macht oder um sich an ihnen anders zu bereichern

    Kann er selbst unterscheiden ob er einen Schüler überhaupt weiter helfen oder begleiten kann und den Schüler ggf. sogar ablehnen


    Für Hilfesuchende oder Anfänger, ist es anfangs oft schwierig, zu erkennen, ob ein Lehrer einem weiter helfen kann. Zum Anderen ist er auch oft an die örtlichen Gegebenheiten gebunden: D.h. manchmal hat er gar keine große Auswahl.


    Eine Gefahr besteht auch immer darin, von einem Lehrer oder Sangha Zuviel zu erwarten.: Viele suchen anfangs auch erst einmal einen Halt, bis hin zu auch ganz persönlichem Halt: durch Begegnung mit einem Lehrer, durch mit einer Sangha und dadurch nicht allein zu sein.


    Manche Interessenten kommen auch mit psychischen Problemen, oder psychische Probleme treten erst nach und nach durch die Meditation auf, die rein spirituell aber gar nicht zu heilen sind:

    Es wäre dann wichtig das auch zu erkennen, die eigenen Grenzen und die Grenzen der Spiritualität, der spirituellen Heilung, und stattdessen auf Psychotherapie zuerst mal zu verweisen, bzw. jeden Neuankömmling vorab zu befragen, inwieweit er mit was vorbelastet ist, oder warum er gekommen ist.


    Das Alles ist sicherlich nicht einfach.

    Und niemand ist auch perfekt.

    Auch kein Lehrer.

    Auch würde ich die von mir genannten Punkte jeweils auf einer Skala von 1-10 bewerten und nicht einfach mit Ja oder Nein.


    Mag sein das was fehlt, oder Andere anderer Meinung sind:


    Eine grundsätzliche allgemeine Orientierung für Lehrer und Schüler wäre aber sicherlich für Alle hilfreich.

  • Aber ich persönlich hätte den Hörsaal schon längst verlassen

    Hättest du auch bei Heidegger den Hörsaal verlassen? Oder bei einer Vorlesungsreihe von Ernst Jünger? Oder bei einem Vortrag von Otto Dix, Pablo Picasso, Pasolini?

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Das sind interessante theoretische Fragen, die jede Person für sich selbst antworten darf. Aber wie ich schon geschrieben habe, sind sie hier für mich nicht relevant. Sasaki hat ja in seinem Kernkompetenz als buddhistischer Lehrer krass und wiederholt versagt, und somit ist er für mich erledigt.

  • Ich kenne den Fall von Sasaki nicht besonders gut, aber ich frage mich, zugegebenermaßen relativ theoretisch, ob es nicht eher davon abhängt, welche Kernkompetenz ich bei einem Lehrer suche, anders als die, welche er oder sie erfüllen kann. Würde ich bei den oben genannten Personen einen Lehrer suchen, der mir ein gutes, ethisch einwandfreies und gerechtes Leben vermittelt, wäre ich bei allen weitgehend an der falschen Adresse. Sie alle waren moralisch zumindest fragwürdig, dennoch waren ihre Texte, Filme und Bilder für mich und meine Entwicklung sehr prägend. Solche Personen gibt es in der buddhistischen Lehre auch. Ich denke da nur an Milarepa, der zumindest am Anfang ein eher finsterer Geselle gewesen zu sein scheint.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Ich kenne den Fall von Sasaki nicht besonders gut, aber ich frage mich, zugegebenermaßen relativ theoretisch, ob es nicht eher davon abhängt, welche Kernkompetenz ich bei einem Lehrer suche, anders als die, welche er oder sie erfüllen kann. Würde ich bei den oben genannten Personen einen Lehrer suchen, der mir ein gutes, ethisch einwandfreies und gerechtes Leben vermittelt, wäre ich bei allen weitgehend an der falschen Adresse. Sie alle waren moralisch zumindest fragwürdig, dennoch waren ihre Texte, Filme und Bilder für mich und meine Entwicklung sehr prägend. Solche Personen gibt es in der buddhistischen Lehre auch. Ich denke da nur an Milarepa, der zumindest am Anfang ein eher finsterer Geselle gewesen zu sein scheint.


    Die Kernkompetenz eines bud. Lehrers ist völlig klar: Er soll in der Lage sein, bei seinen Schüler:innen Dukkha zu verkleinern. Tut er das Gegenteil, ist er kein bud. Lehrer - egal welche Titel er trägt. Er sollte sich dann einen anderen Job suchen. Punkt.


    Es ist also eigentlich völlig klar. Das Lamentieren darum soll oft nur verschleiern, dass man sich an einem „Lehrer“ orientiert hat, der keiner ist und man nicht in der Lage ist, loszulassen. Letzteres ist die Hauptaufgabe auf dem bud. Pfad.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Zitat

    Die Kernkompetenz eines bud. Lehrers ist völlig klar: Er soll in der Lage sein, bei seinen Schüler:innen Dukkha zu verkleinern. Tut er das Gegenteil, ist er kein bud. Lehrer - egal welche Titel er trägt. Er sollte sich dann einen anderen Job suchen. Punkt.

    Das hat mit Zen nichts zu tun. Ein Zen-Meister sollte einem die nicht-anhaftende Praxis/Loslassen lehren und es wird in der Regel vom Meister davor erwartet, dass man die Erleuchtung erreicht hat, bevor man selbst zum Meister ernannt wird. Man könnte auch das Bodhisattva-Ideal nennen:


    Die Erlösung kommt durch das Erkennen der Buddha-Natur, die kein Dukkha oder Glück kennt.


    Außer mit Dukkha ist allein das Leid gemeint, welches durch Anhaftungen entsteht, wer glaubt Zen allein könnte sein Leid heilen, wird vielleicht enttäuscht, ich hab noch keinen gesehen, der kein Leid mehr erfährt, da sollte man vielleicht lieber einen Gehirnchirurg kontaktieren. Gerade weil Zazen Praxis allein gezeigt hat, starke Nebenwirkungen zu haben, nach der Logik, dürfte man also kein Sitzen mehr lehren.

    https://www.cheetahhouse.org/ oder auch "Zen Sickness".

    2 Mal editiert, zuletzt von ykxjbk1 ()

  • Er soll in der Lage sein, bei seinen Schüler:innen Dukkha zu verkleinern.

    Oh, das geht leider nicht. (:


    Buddhistische Lehrer können nur Wege aufzeigen, und die können bekanntermaßen sehr unterschiedlich sein. Dukkha verkleinern, sodass nichts mehr bleibt, kann am Ende eines jeden Weges nur die selbst erfahrene Einsicht in Shunyata, sodass die Geistesgifte selbst enden. Und um diese Erfahrung erlangen zu können, kennen zumindest Zen und Vajrayana zum Teil sehr paradoxe Ansätze und ebensolche Wege, die kontrovers diskutierte Techniken und Persönlichkeiten hervorgebracht haben. Wie kann man Shunyata vermitteln? Die Erkenntnis und Erfahrung der Leerheit hat mehr mit Kunst zu tun als mit Philosophie, wohingegen die Ethik dieser Kunst manchmal im Weg stehen kann (Darum u.a. Mahayana). Darum habe ich die Personen oben genannt.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

    Einmal editiert, zuletzt von Thorsten Hallscheidt ()

  • Die Kernkompetenz eines bud. Lehrers ist völlig klar: Er soll in der Lage sein, bei seinen Schüler:innen Dukkha zu verkleinern. Tut er das Gegenteil, ist er kein bud. Lehrer - egal welche Titel er trägt. Er sollte sich dann einen anderen Job suchen. Punkt.

    Der Lehrer kann nur den Weg aufzeigen, dukkha zu mildern, aber gehen muss ihn der Schüler selbst.

    Andernfalls verkommt der Lehrer zum Magier, als Vertreter des Götzen auf Erden. Und genau dadurch entstehen Machtstrukturen und Missbrauch.

    Nur ich allein bin für meine Befreiung zuständig.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das Lamentieren darum soll oft nur verschleiern, dass man sich an einem „Lehrer“ orientiert hat, der keiner ist und man nicht in der Lage ist, loszulassen.

    Traurig aber wahr. Besonders im Fall Sasaki trifft das ebensolche Schüler wie offenbar unseren Herrn Guacamole hier, die Kensho im luft- und leidleeren Raum fetischisiereren. Sie sehen in Sasakis autoritäre Rinzai-Gehabe das "echte" japanische und wollen dann partout nicht einsehen, dass der Mann einfach ein alter Wixer war :)


    Dieses Phänomen habe ich natürlich längst in meiner Studie demonstriert bzw. demontiert. Sie ist Gott sei dank auch online verfügbar, so dass ich das Original nicht jedes Mal aus dem Goldrahmen lösen muss, um daraus zu zitieren: :)

    Zitat

    Selbst die Auslegung des oben genannten Dritten Buddhistischen Gebots der Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens ist im japanischen Zen bewusst vage formuliert. Aus der Perspektive des „moralfreien“ Zen-Bereichs kann das Shimano und Zernickow zur Last gelegte und unseren Moralvorstellungen nach absolut verwerfliche Fehlverhalten also teils durchaus als akzeptabel gelten

    Zitat

    Diese Sicht auf die Dinge ist meiner Ansicht nach äußerst problematisch, legt sie doch nahe, es handele sich bei Shimanos Fehlverhalten nicht einmal um eine Schwäche, die man ihm halt nachsehen müsste, sondern um ein Betragen, das mit der Vorstellung der in der Zen-Praxis üblichen „vollständigen Erweckung“ durchaus zu vereinbaren ist

  • Das jemand anfängt sich selbst zu zitieren habe ich auch noch nicht erlebt. Die Praxis (nicht anhaften/loslassen) bringt die innewohnende Moral zum Vorschein. Die Zen-Meister haben vorm wörtlichen Verständnis der moralischen Tugend gewarnt. Diese Gebote sind relativ, nicht absolut. Deshalb hat Hui-Neng Sila paramita als formlose Gebote beschrieben.


    "To generate good and extinguish
    evil does not approach the formless precepts; to expand on the Way and elicit
    virtue does not approach the four great vows." - Platform Sutra


    Trotzdem können (form) Gebote die Praxis komplementieren um den Fokus zu stärken oder im Kloster werden sie gebraucht, um ein gesittetes Zusammenleben zu ermöglichen, wie Shodo schon sagt, in keiner Weise nötig auf dem Weg, aber eben hilfreich.


    As to performing the six pāramitās and vast numbers of similar practices, or gaining merits as countless as the sands of the Ganges, since you are fundamentally complete in every respect, you should not try to supplement that perfection by such meaningless practices. When there is occasion for them, perform them; and, when the occasion is passed, remain quiescent. If you are not absolutely convinced that the Mind is the Buddha, and if you are attached to forms, practices and meritorious performances, your way of thinking is false and quite incompatible with the Way. - Huangpo


    Ich weiß nicht auf was für Filmen die Leute sind, oder warum es plötzlich in Ordnung ist, andere zu Beleidigen oder übel Nachzureden (was ja tatsächlich strafbar ist, auch wenn man strafrechtlich relevante Begriffe selbst zusammendefiniert), aber ich glaube kaum, dass solche sich hier moralisch aufbäumen müssen.

    Man kann dazu auch das 10. Kapitel des Shobogenzo lesen oder ich habe auch schon die Videos von Muho zu dem Moralverstädnis der Tugenden verlinkt, es heißt "Kannst du die Katze retten". Ich unterlass es mal andere Zen-Meister wie Linji, Bodhidharma und co. dazu zu zitieren, man sollte es an einem bestimmten Punkt doch selbst merken. Was ich mich aber wirklich frage bei manchen Leuten ist, was zur Hölle sie den dann praktizieren wenn sie so ne Zen Basics nicht verstehen und sich als Lehrer hinstellen. Dann fängt es an gruselig zu werden.


    A whole day of practice, without having practiced, a whole day of teaching, without having taught.
    ~Zenrin kushu

    5 Mal editiert, zuletzt von ykxjbk1 ()

  • Die Praxis (nicht anhaften/loslassen) bringt die innewohnende Moral zum Vorschein. Die Zen-Meister haben vorm wörtlichen Verständnis der moralischen Tugend gewarnt. Diese Gebote sind relativ, nicht absolut.

    Hmmm, kommt mir irgendwie bekannt vor... wo habe ich denn so was schon gelesen? Ach ja!

    Zitat

    Stillschweigend besteht so bis heute die unausgesprochene Annahme, dass sich der geübte Praktizierende im Zen von den moralischen Zweifelsfällen des Lebens ausschließlich und automatisch durch die Meditation befreien kann und zwar ohne dass es hierzu der Auferlegung strenger Verhaltensregeln „von oben” bedürfe

    Aus, nun ja, "Zen hat keine Moral", Seite eins. :)


    Aber ganz ehrlich, mir wird die Diskussion langsam ein bisschen langweilig, weil Du machst eben genau das, wovor ich schon vor 15 Jahren gewarnt habe. Wenn Du von einem Sasaki noch was lernen möchtest, bitte schön, aber höre bitte auf, den Dzongsar Khyentse zu spielen und uns weismachen, dass sein Verhalten bei einem "tieferen" Zen-Verständnis irgendwie in Ordnung war.


    was zur Hölle sie den dann praktizieren wenn sie so ne Zen Basics nicht verstehen und sich als Lehrer hinstellen.

    Übrigens, falls ich hier gemeint sein sollte: ich bezeichne mich selbst nicht als Lehrer. Das überlasse ich den Typen wie Sasaki, die aus solchen Titeln Kapital schlagen möchten :)