Qualia, vielleicht fragst du das Huang-Po selbst.

Gute Lehrer / schlechte Lehrer
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Qualia, vielleicht fragst du das Huang-Po selbst.
Huang-Po hat das hier nicht geschrieben und in Deutsch schon mal gar nicht.
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Sasaki Erleuchtet war hat ja auf jeden Fall nicht gereicht für die hier geforderten moralischen Verhaltensweisen
Sasaki war erleuchtet? Das ist eine steile These. Ich widerspreche dem. Eine Erleuchtung zeigt sich unter anderem in den vier Brahmavihara. Unter ihnen befinden sich liebende Güte und Mitgefühl. „Die Flut“ von Anschuldigungen zeigen, dass da wohl wenig Mitgefühl für die vielen „Affären“ war.
Wenn man die Lehren vergleicht zu anderen Zen Meistern, merkt man vielleicht, das sich an der grundsätzlichen Praxis kein großer Unterschied feststellen lässt. Man könnte also sagen, dass es eher der Mensch und seine Umstände sind, als das es etwas mit Zen zu tun hätte.
Du kämpfst in deinem Eifer gegen Chimären. Ich kann nicht erkennen, dass hier jemand Zen als solches in Frage gestellt hätte.
"Ich fühlte mich nie durch Roshi missbraucht. Er liebte mich bedingungslos. Ich fühle mich durch euren Entschuldigungsbrief missbraucht!"
Du kannst nicht aufhören, oder? Ich glaube zu Sasaki ist alles gesagt. Ich verschiebe diese Sasaki-Diskussion wohl in einen anderen Thread.
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Was für mich auch ein guter Lehrer wäre: Ein Lehrer, der zum Missbrauchstäter geworden ist, der offen mit seinen Verfehlungen umgeht. Seine Lehrtätigkeit aus eigener Einsicht abbricht - nicht weil alles aufgeflogen ist und man ihn dazu genötigt hat -, der dann ins Retreat geht, um darüber zu kontemplieren, was da passiert ist. Alles tut, um den Opfern zu helfen, Wiedergutmachung leistet, um dann vielleicht nach Jahren gestärkt zurückzukehren. Weiser und stärker als zuvor.
Gibt es sowas? Ist Euch ein Lehrer bekannt, der das so durchlaufen hat?
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Ich denke, es wird Zeit die Frage nach einem qualifizierten Lehrer von der Missbrauchsdebatte abzutrennen. Wenn man den Schülern / Schülerinnen, die einen qualifizierten Dharmalehrer suchen, vermittelt, geht nicht zu diesem oder jenem Lehrer weil er Missbrauch betrieben hat, dann hat man ihnen noch keine Kriterien an die Hand gegeben, die ihnen bei der Suche nach einem qualifizierten Lehrer wirklich weiterhelfen.
In den Sutras findet man ja Hinweise darauf, welche Qualitäten ein Dharmalehrer / eine Dharmalehrerin besitzen sollten; zum Beispiel in Schmuck der Sutras (skr. sutralamkara)
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Hintergründig bin ich mir nicht sicher, ob wir unsere Lehrer(innen) nicht nach Kriterien suchen und wählen, die uns weitgehend unbewusst sind.
Das jedenfalls ist sicher, für alle von uns.
Es ist ja ein Teil der Tragik von sexuellem Missbrauch, dass sich Menschen mit kindlichen Missbrauchserfahrungen oft unbewusst entweder Menschen aussuchen, die als besonders "lieb" und vertrauenswürdig scheinen, aber diese Beziehung dann ausnutzen. Oder das Gegenteil, Menschen, denen man das Autoritäre und Unterdückende anmerkt, und die in dem Rahmen die Missbrauchssituation unbewusst re-inszenieren.
Hendrik hatte auf die Problematik schon hingewiesen.
Insgesamt kommt mir ein Teil des Fadens hier so vor, als gäbe es in Bezug auf Missbrauch in Beziehungen mit großem Machtgefälle im buddhistischen Umfeld noch eine Menge Schulungsbedarf.
Liebe Grüße, Aravind.
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Was für mich auch ein guter Lehrer wäre: Ein Lehrer, der zum Missbrauchstäter geworden ist, der offen mit seinen Verfehlungen umgeht. Seine Lehrtätigkeit aus eigener Einsicht abbricht - nicht weil alles aufgeflogen ist und man ihn dazu genötigt hat -, der dann ins Retreat geht, um darüber zu kontemplieren, was da passiert ist. Alles tut, um den Opfern zu helfen, Wiedergutmachung leistet, um dann vielleicht nach Jahren gestärkt zurückzukehren. Weiser und stärker als zuvor.
Gibt es sowas? Ist Euch ein Lehrer bekannt, der das so durchlaufen hat?Mir ist keiner bekannt. Und würde auch erst mal eine Psychotherapie wahrscheinlich voraussetzen: Weil sich einfach mal so eben selbst heilen funktioniert nicht so einfach, weil oft vieles im Unterbewusstsein (nicht direkt zugänglich) begraben liegt. Und das Unterbewusste wird oft durch etwas von außerhalb eben angegriggert, kommt erst mal automatisch wieder hoch, löst dann unter Umständen entsprechende Gedanken und Emotionen bis hin zu Handlungen aus, denen man in dem Moment unter Umständen nicht mal mehr Herr ist. Und eine Heilung braucht unter Umständen Jahre oder ist gar nicht möglich.
Ansonsten hatte ich zu dem Thema „Guter“ „Schlechter“ Lehrer unter Nr. 64 schon meine eigenen Gedanken geteilt.
Weiß nicht ob das „in der Hitze des Gefechts“ untergegangen ist.
Hatte dazu heute auch noch mal „Die Fallen des Zen Weg“ von Roland Yuno Rech konsultiert: Aber als ich las wie er Deshimarus Verhalten (Alkohol, Flirts) versuchte in Schutz zu nehmen, in dem Sinne, es wäre ja absichtlich so gewollt gewesen, um auf die Bonno aufmerksam zu machen, man solle den Meister vergessen, und ein ander mal ihm aber wieder vor die Füße fallen, standen mir „die Haare zu Berge“.
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Praxis heißt für mich auch meine Vorstellungen zu hinterfragen, vor allem, wenn ich mich empöre oder urteile.
Das ist kein schlechter Ansatz. Ich selbst bin inzwischen aber auch mit meiner Empörung im Reinen - ich zweifele da nicht mehr.
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der dann ins Retreat geht, um darüber zu kontemplieren, was da passiert ist
Wenn ich mich richtig erinnere, hat sich Sogyal sofort nach Thailand abgesetzt, zählt das?
Shakespeares Hamlet, Akt 4, Szene 5, Vers 28: "NEIN". 😁
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Shinjin-mei
Der höchste Weg ist nicht schwer,
wenn du nur aufhörst zu wählen.
Wo weder Liebe noch Hass,
ist alles offen und klar.
Aber die kleinste Unterscheidung
bringt eine Distanz wie zwischen Himmel und Erde.
Soll Es sich dir offenbaren,
lass Abneigung wie Vorliebe beiseite.
Der Konflikt zwischen Neigung und Abneigung
ist eine Krankheit des Geistes.
Wird diese tiefe Wahrheit nicht verstanden,
versuchst du deine Gedanken vergeblich zu beruhigen.
Der Weg ist vollkommen wie leerer Raum,
ohne Mangel und ohne Überfluss.
Nur wenn du wählst und zurückweist,
geht das Sosein verloren.
Jage nicht äußeren Erscheinungen nach,
verharre auch nicht in der Erfahrung der Leerheit.
Bleibe gelassen im Einen,
und alle Verwirrung verschwindet von selbst.
Die Verse gehen natürlich noch weiter, aber mir scheint das hier auf den Punkt formuliert - weder Abneigung noch Zuneigung - denn wenn du wählst geht das Sosein verloren.
Ich hatte nie nach einem Lehrer gesucht, mir war dieser Gedanke fremd und als ich dann zu einer Tradition kam, in der man eben mit einem Lehrer zusammen praktizierte, wegen der Koan-Schulung, hatte ich dann das eben so akzeptiert. Mir ging es immer nur und ausschließlich um die Übung des Zazen und welches Rahmenprogramm da noch angeboten wurde, war mir relativ gleich. Allerdings habe ich durch Zazen den großen Wert des Dharma schätzen gelernt und dafür bin ich sehr dankbar.
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Übrigens:
Heute Abend auf Arte "Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung"
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Ich glaube das es wichtig ist zu verstehen, das es keinen perfekten Menschen gibt.
Und das manche Interessierte oft „Meister“ aufsuchen, in der Hoffnung, genau das dort zu finden. Und auch blind das was der „Meister“ sagt glauben oder akzeptieren.
In der Hoffnung, sie würden eines Tages genauso sein, oder zumindest, in der Nähe „von etwas Perfektem“.
Wir alle haben große und kleine Schwächen.
Und das wird auch immer so sein.
Es ist wichtig, das ein Lehrer auch zu seinen eigenen Schwächen steht, und sie auch nicht verdreht, in dem Sinne, um sie für sich und andere zu benutzen und andere zu täuschen und zu missbrauchen.
Viele waren auch so ehrlich:
Der „alte Sawaki“ wurde einmal wütend als sich Ushiyama auf seine Brille setzte, oder er sagte, er wolle sich im Sesshin keine Blöße vor Anderen geben.
TNH ertrug den Geruch einer Frucht nicht länger und ließ sie entfernen.
Der Buddha geriet in Aufregung als sein Land vom Krieg bedroht wurde.
Es gibt größere und kleinere Schwächen.
Und auch NoGos.
Manche können auch ihr eigenes Fehlverhalten selbst erkennen, es zugeben, oder sich entschuldigen.
Und das erfordert oft auch oft Mut und Ehrlichkeit und Offenheit zu sich selbst und anderen.
Vertrauen in sich selbst, und in der Lehre an sich.
Jeden Tag aufs Neue zu üben.
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Eigentlich braucht ein Lehrer doch drei Sachen:
- muß man ihm vertrauen können
- muß er qualifiziert sein.
- braucht er die Fähigkeit das was er drauf hat weiterzugeben.
Das mit dem Vertrauen ist das wichtigste. Und dazu gehört ja, das Anspruch und Wirklichkeit übereinstimmen. Damit dass jemand, wie Kodo in seiner Jugend - wie fast alle seiner Generation - im nationalen Taumel waren könnte ich leben.
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Eigentlich braucht ein Lehrer doch drei Sachen:
- muß man ihm vertrauen können
- muß er qualifiziert sein.
- braucht er die Fähigkeit das was er drauf hat weiterzugeben.
Das mit dem Vertrauen ist das wichtigste. Und dazu gehört ja, das Anspruch und Wirklichkeit übereinstimmen. Damit dass jemand, wie Kodo in seiner Jugend - wie fast alle seiner Generation - im nationalen Taumel waren könnte ich leben.
Das Shinjin-mei handelt vom "Vertrauen in den Geist" - dazu braucht es keine "Qualfikation" und keine Fähigkeit, irgendwas weiter zu geben - und dabei ist bereits der Gedanke an eine Weitergabe ein Irrtum. Es reicht also, wenn einer Vertrauen hat in den Geist und dann kann es sein, dass da ein andere sich davon angezogen fühlt und sich da anschließt.
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dazu braucht es keine "Qualifikation" und keine Fähigkeit, irgendwas weiter zu geben [...] Es reicht also, wenn einer Vertrauen hat in den Geist
Als ich damals in Japan meinem Meister erzählt habe, dass ich das Dojo in München nach meinem Rückkehr übernehmen soll, hat er nur gefragt: "You have confidence?"
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Zitat
„You have confidence?"
Das ist eine berechtigte Frage eines Meisters. Doch was fragt er nach?
Einfach nur Vertrauen zu ihm oder den Mitgliedern des Dojo, kann es nicht sein.
Mein Meister, also das Selbst, stellte mir diese Frage schon öfter. (Seit einiger Zeit gibt es nur eine Antwort: Eigentlich bin Ich tot.
)
Das ist die Frage, ob mein Vertrauen zu meiner Lehre durch meine Prüfungen meiner Lehre groß genug ist, andere nicht mehr belehren, bewerten zu können.
Es zu wollen ist dabei schon auf der Stecke geblieben, denn das wäre die Frage, die von einem Lehrer an einen zukünftigen Lehrer gerichtet ist, doch nicht die eines Meisters, der wissen möchte, ob er einem Meister die Frage stellt.
„Wie ist dein Name?“
„Nenne mich Qualia, ich ist namenlos, niemand.“
„Woher kommst Du?“
„Keine Ahnung, aus der Welt hierher.“
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Nichts wird so leicht durcheinander gebraut wie „meister“ und „pfuscher“.
Was macht es mit einer Persönlichkeit tagein tagaus als „Meister“ angehimmelt und verehrt zu werden?
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Als ich damals in Japan meinem Meister erzählt habe, dass ich das Dojo in München nach meinem Rückkehr übernehmen soll, hat er nur gefragt: "You have confidence?"
Vertrauen beinhaltet sicherlich mehrere Aspekte, und als Lehrer noch einmal zusätzliche, da ein Lehrer sich zusätzlich noch um andere Dinge kümmern muss, als wenn man im Grunde allein in der Gesellschaft lebt:
Der Lehrer muss sich um das Dojo und dessen Erhalt an sich kümmern. Er wird konkret durch Fragen und Verhalten der Schüler direkter geprüft. Er ist gefordert, die Lehre im Grunde „weiter geben“ zu können:
Als Alleinlebender musst Du das nicht. Du darfst Alles für dich behalten.
Aber als Bodhisattva, ist das etwas anders, und kann auch zum Missverständnis, Burnout des Lehrers führen, wenn er zB meint, „er müsse alle Wesen retten“.
Vertrauen hat auch damit zu tun, wie sehr bin ich innerlich gefestigt in der Lehre, und auch in der Leerheit: bin ich der Leerheit, dem Einssein, dem Sosein, tatsächlich mindestens einmal begegnet und weiß was das ist.
Was ist mit meinem Ego. Kann ich unterscheiden was von meinem Ego herrührt und was nicht.
Ansonsten bleibt das nämlich nur ein gedankliches Konzept, eine bestimmte Vorstellung im Kopf allein:
Ich kann Auto fahren studieren. Aber erst wenn ich auch ohne zu denken Auto fahre weiß ich ob ich es kann.
Und finde auch immer Vertrauen darin.
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Nichts wird so leicht durcheinander gebraut wie „meister“ und „pfuscher“.
Was macht es mit einer Persönlichkeit tagein tagaus als „Meister“ angehimmelt und verehrt zu werden?
Ein Meister, der eitel ist, weil er angehimmelt wird, ist ein MEISTER (Eder)
Ein Meister, den das nicht interessiert, ist ein Meister, aber eben auch erst beachtet, wenn er schon lange nicht mehr ist, weil vergessen oder wiederentdeckt. Doch ein Meister sorgt schon ab dem Meister sein, dafür das er vergessen wird.
Die Meister haben sich wirklich Mühe gegeben und nichts schriftlich festgehalten, leider halten sich Schüler nicht daran, Meister die Lehrer sind auch nicht.
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Woran erkennt man eigentlich einen guten Lehrer und woran einen schlechten?
Daran, dass der Lehrer sich so wenig wie möglich als "Zen-Meister" darstellt - und auch andere nicht.
Daran, dass der Lehrer vor sich selbst warnt.
Daran, dass der Lehrer möglichst wenig kommerzialisiert, was er zu sagen hat.
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Eine Erleuchtung zeigt sich unter anderem in den vier Brahmavihara. Unter ihnen befinden sich liebende Güte und Mitgefühl.
Das ist kein gültiges Kriterium im Zen.
Im Übrigen bedeuten die Brahmavihara eine Übungsmethode, nicht einen fortdauernden, konstanten Zustand von Güte und Mitgefühl.
Zumindest widerspräche das genau dem, was Sasaki gelehrt hat. Und damit ist wiederum belegt, dass man ihn gar nicht an seinen Maßstäben misst, sondern an irgendwelchen anderen, aus anderen Schulen oder den eigenen.
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Eine Erleuchtung zeigt sich unter anderem in den vier Brahmavihara. Unter ihnen befinden sich liebende Güte und Mitgefühl.
Das ist kein gültiges Kriterium im Zen.
Im Übrigen bedeuten die Brahmavihara eine Übungsmethode, nicht einen fortdauernden, konstanten Zustand von Güte und Mitgefühl.
Zumindest widerspräche das genau dem, was Sasaki gelehrt hat. Und damit ist wiederum belegt, dass man ihn gar nicht an seinen Maßstäben misst, sondern an irgendwelchen anderen, aus anderen Schulen oder den eigenen.
Tasächlich ist es immer schwierig, traditionsübergreifend irgendetwas festzustellen. Was in der einen Schule gilt, ist in der anderen falsch.