Ein säkularer Buddhismus – von Stephen Batchelor


  • Mit Dhamma ist hier in MN 26, aber auch in MN 85 Einsicht gemeint - der Wirklichkeit gemäße Erkenntnis und Einsicht in die Gesetzmäßigkeit der Wirklichkeit.

  • Ich habe den Eindruck, dass da was verwechselt wird.


    Wenn mir jemand sagt, Karma bedeute … und es hört sich so an, wie "unabwendbares Schicksal", dann finde ich auch, dass ich darauf gut verzichten kann. Denn es stimmt ja nicht. Wenn mir das jemand als "Gewohnheit" erklärt, dann stimmt das schon.
    Wenn mir jemand Wiedergeburt als eine Seelenwanderung, und sei sie noch so verschwurbelt erklärt ("Jetzt musst du noch hundert Mal auf die Welt kommen!"), dann kann ich auch darauf verzichten, denn das gehört für mich in den Bereich des Nicht-Beweisbaren und schüchtert mich nicht ein (im Gegenteil, ich käme gerne wieder). Wenn mir das jemand aber erklärt, als permanentes Wiedergeboren werden in jedem Moment, vor allem des Begehrens, dann ist das für mich nachvollziehbar und erfahrbar.
    Wenn mir die Höllenvorstellungen als reale Bereiche, die nach dem Tod erreicht werden, schildert, dann fällt das für mich in den Bereich des Glauben. Schreckt mich auch nicht. Wenn mir jemand die Hölle als jederzeit erfahrbaren Moment erklärt, dann kann ich das unmittelbar erfahren, z.B. wenn ich zornig bin.
    Usw.


    Und um diese Dinge geht es wohl, nicht darum den Buddhadharma zu demontieren.
    Ich betrachte das eher als eine Parallele zum Protestantismus, zur Aufklärung. Das hebt den Dharma nicht aus den Angeln, die er nicht hat, so wie der Protestantismus Gott nicht entthront hat, sondern nur jedem den Blick auf ihn gestattet, ohne vermeintlich unentbehrliche Vermittler. Das scheint mir eine notwendige Phase zu sein.


    Ich glaube nicht, dass wir das Ende des Buddhismus als religiöses Phänomen erleben. Eher Parallelität. Und das war womöglich immer schon so. Nur wird jetzt an den Metaphern von einst gerüttelt. Das sind nicht nur die verbal-sprachlichen Metaphern, sondern auch die Metaphern der Rituale, der Symbole etc. Die geben den Anschein des Religiösen, die verleiten zur Religion. Und es entstehen neue Metaphern, z.B. säkularer Buddhismus. Der Kreislauf von Werden und Entstehen – und das ist meiner Meinung nach etwas, das in jedem Menschen stattfindet. Auch was Religionen anbelangt. Soll bedeuten: wir pendeln ständig in dem Bereich Religion und Nicht-Religion hin und her. Gerüttelt wurde schon immer, das tat auch der Herr Gautama.


    Warum sollen wir uns darüber lustig machen?


    Zitat

    In welchem Ausmaß können wir diesen Säkularisierungsprozess bereits beobachten?


    Ich kann das selbst bei meiner traditionellen tibetischen Sangha feststellen. Das fängt bei kleinen Dingen an und hört z.B. da auf, dass auf die Unterwürfigkeit der Laien gegenüber den Ordinierten verzichtet wird.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.



  • Ach sooo.Na dann:
    http://www.palikanon.com/wtb/bodhipakkhiya_dhamma.html

  • Jetzt hab ich mich doch tatsächlich näher mit diesem Batchelor befasst.


    Seine großartige Errungenschaft, die "über das gesamte Spektrum der menschlichen Erfahrung angewendet werden kann", eine Reformation, die vielleicht "in der Lage ist, eine konsistente und kohärente Interpretation der buddhistischen Praxis, Philosophie und Ethik zu generieren, die als Grundlage für eine blühende menschlichen Existenz in der Art von Welt dienen könnte, in der wir heute leben", ist eine simple Umkehr, indem die vier edlen Wahrheiten in ihrer Auflistung als eine Abfolge verstanden werden:


    Die Ursache von Leid ist nicht Verlangen, sondern Verlangen ist die Ursache von Leid.


    Ersteres würde den Glauben nötig machen, dass man aufgrund von Verlangen geboren wurde. Denn Leid wird ja definiert als Geburt, Alter, Krankheit und Tod.
    Das zweite, umgekehrte, bedarf keines solchen Glaubens, denn Leid tritt nun mal auf, und darauf folgt das Verlangen es loszuwerden bzw. das Verlangen nach Glück. Es geht also darum zuerst das Verlangen loszuwerden, nicht das Leid. Nichts neues also, nur die konstruierte Betonung auf Freiheit von Verlangen, statt Freiheit von Leid.


    Das System nun, das er ELSA nennt, Erfassen und Annehmen, Loslassen, Stoppen und Aufhören, Agieren und Handeln, habe den Vorteil dass man nicht an vorgeburtliche Existenzen glauben muss, die er in den Bereich der Metaphysik verweist, als das Weltbild des alten Indien. Dieses Weltbild diene einzig der Orthodoxie, um eine Vormachtsstellung zu errichten.


    Was dabei heraus kommt, ist Handeln ohne "durch Reaktivität konditioniert zu sein". Wenn die Handlungen nicht mehr von Verlangen bestimmt sind, eröffnet sich der achtfache Pfad. Das ist im Prinzip Buddhismus 2.0, der den Buddhismus auf den Kopf stellen und als falsche Lehre entlarven soll, um eventuell den wahren Buddhismus zu etablieren, denn:

    Zitat

    "könnten wir uns nicht auch vorstellen, dass, anstatt an ein Ende zu kommen, der Buddhismus vielleicht gerade erst beginnt?"


    Vielleicht ist er ja der erste wahre Nachfolger des Buddha.


    Den Wert einer Lehre erkennt man an ihrem Resultat, an der Zielsetzung. Herr Batchelor verheißt folgendes:


    Zitat

    Leiden vollständig zu umarmen, bedeutet nicht, Leiden zu verstärken, sondern steigert paradoxerweise deine Empfindung des Erstaunens, am Leben zu sein. Durch das «Ja»-Sagen zu Geburt, Krankheit, Alter und Tod, öffnest du dein Herz und Geist für das schiere Mysterium des Seins hier überhaupt erst: Dass du in diesem Moment atmest, den Wind in den Blättern der Bäumen rascheln hörst, du in den Nachthimmel aufschaust und in Staunen verloren bist.


    Zitat

    Eine sorgfältige Prüfung des eigenen menschlichen Zustandes lässt sehr wenig übrig, weswegen man narzisstisch sein könnte.
    Je genauer sich jemand die vergänglichen, tragischen und unpersönlichen Bedingungen der eigenen Existenz anschaut, desto mehr bricht das Spiegelbild des geliebten, faszinierenden Selbst-Bilds auseinander und löst sich auf.


    Zitat

    Dieses Verfahren ist eine Vorlage, die über das gesamte Spektrum der menschlichen Erfahrung angewendet werden kann, von jemandes ethischer Vision bezüglich dessen, was ein «gutes Leben» ausmacht, bis zu jemandes tagtäglichen Interaktionen mit Kollegen am Arbeitsplatz. Buddhismus 2.0 hat kein Interesse daran, ob eine solche Lebensweise zu einem endgültigen Ziel namens «nibbana» führt oder nicht. Worauf es ankommt, ist ein immer tieferes, immer breiteres Engagement für einen Prozess der Praxis, in der jedes Element von ELSA ein notwendiger und wesentlicher Bestandteil ist.


    Also Freiheit von Narzissmus, Ethik, ein gutes Leben. Was eintritt, wenn die "unpersönlichen Bedingungen der eigenen Existenz" vollkommen durchschaut werden, ist für Buddhismus 2.0 nicht relevant. Nibbana ist Freiheit von Verlangen heißt es an einer Stelle, das ist dann ein von Eigennutz befreiter Mensch, offen für das "Mysteriumm des Seins", eine "gedeihende menschliche Existenz", ein "erfülltes und aktives Leben" mit einem "reicheren kontemplativen, philosophischen und ethischen Horizont".


    Sein Schlusssatz:

    Zitat

    So ist es mit dem Buddhismus 2.0. In Anbetracht dieses Gleichnisses (das Floß-Gleichnis) macht es wenig Sinn zu fragen: «Ist das wirklich Buddhismus?» Die einzig relevante Frage ist: «Schwimmt es?


    Ich glaube es schwimmt und solange das Verlangen nach einem glücklichen Menschsein besteht, wird es wohl lange weiterschwimmen - falls da nicht einige Klippen der Selsbtherrlichkeit, Geltungsdrang und Bereicherung im Weg sind, dann könnte es zwischendurch mal untergehen. Ob es jemals irgendwo ankommt, kümmert die "säkularen Buddhisten" nicht. Sie schwimmen halt gerne so lange es geht.

  • mukti:


    Sein Schlusssatz:

    Zitat

    So ist es mit dem Buddhismus 2.0. In Anbetracht dieses Gleichnisses (das Floß-Gleichnis) macht es wenig Sinn zu fragen: «Ist das wirklich Buddhismus?» Die einzig relevante Frage ist: «Schwimmt es?


    Ich glaube es schwimmt und solange das Verlangen nach einem glücklichen Menschsein besteht, wird es wohl lange weiterschwimmen - falls da nicht einige Klippen der Selsbtherrlichkeit, Geltungsdrang und Bereicherung im Weg sind, dann könnte es zwischendurch mal untergehen. Ob es jemals irgendwo ankommt, kümmert die "säkularen Buddhisten" nicht. Sie schwimmen halt gerne so lange es geht.



    mukti trifft hier ins Schwarze, wenn er das 'Ankommen' anspricht.


    Batchelorismus sagt "Die einzig relevante Frage ist: «Schwimmt es?»". Konsequent zu Ende gedacht müsste das heißen «Führt es sicher zum anderen Ufer?»


    Für mich sind die Suttas perfekt, kein Grund die Sache noch zu verkomplizieren.


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Lieber mukti,


    erreiche doch mal in vollendeter Form die drei Punkte, die Du von Herrn Batchelor angeführt hast, und dann kannst Du uns ja sagen, ob es darüber hinaus noch etwas zu erreichen gibt.
    Daran erkenne ich nämlich den Wert einer Lehre, nicht an den Zielen, sondern an denjenigen, die ihn gehen.


    Zitat

    Leiden vollständig zu umarmen, bedeutet nicht, Leiden zu verstärken, sondern steigert paradoxerweise deine Empfindung des Erstaunens, am Leben zu sein. Durch das «Ja»-Sagen zu Geburt, Krankheit, Alter und Tod, öffnest du dein Herz und Geist für das schiere Mysterium des Seins hier überhaupt erst: Dass du in diesem Moment atmest, den Wind in den Blättern der Bäumen rascheln hörst, du in den Nachthimmel aufschaust und in Staunen verloren bist.


    Kann ich nur bestätigen. Es gibt nichts zu erreichen und abzulehnen. In solchen Momenten ist die Welt in Ordnung wie sie ist. Ich habe auch bei todkranken Menschen solche Momente miterleben dürfen.


    Zitat

    Eine sorgfältige Prüfung des eigenen menschlichen Zustandes lässt sehr wenig übrig, weswegen man narzisstisch sein könnte.
    Je genauer sich jemand die vergänglichen, tragischen und unpersönlichen Bedingungen der eigenen Existenz anschaut, desto mehr bricht das Spiegelbild des geliebten, faszinierenden Selbst-Bilds auseinander und löst sich auf.


    Auch da bin ich ganz dabei. Das ist das Ergebnis der Übungen und Analysen, wie wir sie auch im Vajrayana kennen. Ungetrenntsein, die Bedingtheit von allem erkennen, kein Grund mehr an der Illusion eines unabhängigen Egos mehr festzuhalten.


    Zitat

    Dieses Verfahren ist eine Vorlage, die über das gesamte Spektrum der menschlichen Erfahrung angewendet werden kann, von jemandes ethischer Vision bezüglich dessen, was ein «gutes Leben» ausmacht, bis zu jemandes tagtäglichen Interaktionen mit Kollegen am Arbeitsplatz. Buddhismus 2.0 hat kein Interesse daran, ob eine solche Lebensweise zu einem endgültigen Ziel namens «nibbana» führt oder nicht. Worauf es ankommt, ist ein immer tieferes, immer breiteres Engagement für einen Prozess der Praxis, in der jedes Element von ELSA ein notwendiger und wesentlicher Bestandteil ist.


    Da sind die silas, die rechte Lebensweise, die Achtsamkeit, das Ende der Spekulationen, Mitgefühl usf.


    Es fehlen also nur: Kanons als einziges Studienobjekt, Gebimmel, Roben, bunte Farben, Institutionen …
    Klingt doch ganz so, wie es Herr Gautama mal gemacht hatte, bevor man begonnen hatte ihm nachzulaufen, Haine und kostbare Roben zu schenken, seine Reden aus dem Gedächtnis aufzuschreiben und mit allerlei Zierat zu verbrämen, sich intensiv über die richtige Interpretation zu streiten, Traditionslinien zu begründen …
    Nicht, dass ich was dagegen habe, das ist mir ehrlich gesagt egal – manches mag ich richtig, denn es hilft mir und anderen, aber es ist doch Drumherum. Drumherum zu schaffen liegt womöglich in der menschlichen Natur: Wir essen eben lieber bunt und gewürzt, appetitlich angerichtet, mit angemessenen Werkzeugen. Ich jedenfalls.

    In meiner persönlichen Analyse trenne ich sehr wohl zwischen der Essenz und dem Drumrum.
    Viele Menschen sind abgeschreckt vom Drumrum. Und zum Teil auch mit Recht, wie ich finde, denn viele Buddhisten halten das Drumrum für die Essenz. Z.B. gehen sie ein paar Weihrauchstäbchen anzünden und machen anschließend daheim das Monster. Oder entschuldigen ihre mitgefühlsbefreite Vernachlässigung anderer Menschen mit dem Argument Karma. Oder zitieren seitenweise Kanon um sich damit über andere Siege zu erringen. Oder errichten Sanghas um Macht auszuüben. Über alles das schwebt die große fette goldene Karotte Nirwana. Über die unterhält man sich dann am Lagerfeuer und spekuliert, wie die wohl schmecken mag und wie sie dem Buddha gemundet haben könnte, und jeder will sie haben … darüber verbrennen die Kartoffeln, die sie im Feuer haben.
    Vielleicht macht das Batchelor auch? Weiß ich nicht, denn ich kann nicht in sein Herz sehen, ich kann nur mit meinem Herzen die Zeilen oben lesen. Die berühren mein Herz, und allein das zählt. (Ich beziehe mich nur auf diese Zeilen da oben, denn ich habe noch kein Buch von ihm gelesen. Werde es bei Gelegenheit doch mal tun.)


    Jeder ist auf seinem Weg und hat seine Gedanken und Überlegungen. Für mich gebietet der Anstand mich darüber nicht abwertend auszulassen, sondern das zu respektieren. Das habe ich leider oft genug getan, das reut mich zutiefst.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Um so erstaunlicher, daß es immer noch nicht zu Samadhi reicht--- imgrunde müsste er nur aufhören mit ein paar bunten Blättern in der Hand zu sinnieren--- :) Aber das machen ja selbst Bikkhus.
    Nach Buddhismus 2.0 kommt dann Retro-Buddhismus ... Auf die Protagonisten kann wer will gespannt sein. :D


    Zitat

    Jeder ist auf seinem Weg und hat seine Gedanken und Überlegungen.


    Yo. Geh ich mal in so Vipassana-Zentren und unterrichte "Meditation" :D Darauf muss mann erstmal kommen ! *schmunzel *
    Obwohl- so abwegig ist das gar nicht... Clever... :lol:

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Zitat

    Um so erstaunlicher, daß es immer noch nicht zu Samadhi reicht


    Vielleicht reicht Samadhi nicht?
    Wie sonst lässt es sich erklären, dass selbst vorbildliche Meditationsmeister straucheln, dass selbst diejenigen, die Samadhi erfahren sich über andere erheben?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Das ist der Stolz, natürlich auch bischen verpeilte Ansicht & Gesinnung--- Öfters sind es auch ungünstige ( dhamma-unlike ) Lebensbedingungen. Außerdem ist wo Meister drauf steht selten Meister drin :)

  • Zitat

    jedes Element von ELSA

    LOOL ---


    Jetzt hat das Ding auch noch einen Namen * schmunzel *


    Einen unbeschadeten Tag euch ! Bleibt oder werdet gesund !
    Mit Metta !

  • Jikjisa:

    Das ist der Stolz, natürlich auch bischen verpeilte Ansicht & Gesinnung--- Öfters sind es auch ungünstige ( dhamma-unlike ) Lebensbedingungen. Außerdem ist wo Meister drauf steht selten Meister drin :)


    q.e.d.
    Dein Samadhi kannst du also vergessen

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Gerne . Go a round -



    Zitat

    ELSA: Embrace dukkha, Let go of grasping, Stop grasping, Act.
    The eightfold path is a model for being completely human – a post-meditational Buddhism.

    süß :)

  • Merkur-Uranus:

    Dieser Essay lotet die Möglichkeit einer vollständig säkularen Neudefinition von Buddhismus aus. Er argumentiert, dass eine solche säkulare Re-Formation über das Modifizieren einer traditionellen buddhistischen Schule, Praxis oder Ideologie hinausgehen würde, welches nur auf ihre Vereinbarkeit mit der Moderne abzielt, sondern ein grundlegendes Überdenken der Kernideen beinhalten würde, auf denen die Konzeption des «Buddhismus» beruht. Beginnend mit einer kritischen Interpretation der vier edlen Wahrheiten, wie sie in Buddhas erster Lehrrede dargelegt werden, schlägt der Autor vor, Erwachen nicht im Sinne von «Wahrheiten» zu begreifen, die zu verstehen sind, sondern als «Aufgaben», die zu vollenden sind. Solch eine pragmatische Herangehensweise macht es möglich, über die Grenzen einer auf Glauben beruhenden Metaphysik der klassischen indischen Erlösungslehre (Buddhismus 1.0) hinauszugehen, und zu einer praxisbezogenen, post-metaphysischen Vision des Dharmas (Buddhismus 2.0) zu gelangen.


    http://www.saekularerbuddhismus.org/?page_id=1251


    Wenn die Leute, die alles neu ummodeln, selber Erwachte sind, dann kann das Ganze eine gute Sache sein. Bitte schön. Man kann sicherlich die selbe Sache wieder von einer neuen und anderen Seite erklären.
    Wozu das dann aber noch den Namen Buddhismus braucht, ist mir nicht logisch. Wenn man alles so sehr abändert, dass es nur noch in Anlehnung an den Buddhismus entstanden ist, dann sollte man auch das Etikett ändern.
    Wenn diese ganzen Gedanken über "Wahrheiten" und " Aufgaben" und "nicht existierendes Karma" aber nicht in tiefer meditativer Erkenntnis gewonnen sondern mit gerunzelter Stirn am Schreibtisch erarbeitet wurden - dann frage ich: wem soll das Ganze nutzen?

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:


    Wozu das dann aber noch den Namen Buddhismus braucht, ist mir nicht logisch. Wenn man alles so sehr abändert, dass es nur noch in Anlehnung an den Buddhismus entstanden ist, dann sollte man auch das Etikett ändern.


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Losang Lamo:


    Wozu das dann aber noch den Namen Buddhismus braucht, ist mir nicht logisch. Wenn man alles so sehr abändert, dass es nur noch in Anlehnung an den Buddhismus entstanden ist, dann sollte man auch das Etikett ändern.


    Können wir wirklich so genau definieren was das ist, der Buddhismus oder definiert das nicht sowieso jeder für sich selbst ?

  • nibbuti:
    Losang Lamo:


    Wozu das dann aber noch den Namen Buddhismus braucht, ist mir nicht logisch. Wenn man alles so sehr abändert, dass es nur noch in Anlehnung an den Buddhismus entstanden ist, dann sollte man auch das Etikett ändern.



    Na prima nibutti, etwas ähnliches hatte ich weiter oben auch geschrieben.
    Da war Deine Antwort merkwürdigerweise eine völlig andere.
    Und nun findest Du das was LL hier geschrieben hat gut,
    irgendwie verstehen wir uns gerade nicht :lol:

  • Syia:
    Losang Lamo:


    Wozu das dann aber noch den Namen Buddhismus braucht, ist mir nicht logisch. Wenn man alles so sehr abändert, dass es nur noch in Anlehnung an den Buddhismus entstanden ist, dann sollte man auch das Etikett ändern.


    Können wir wirklich so genau definieren was das ist, der Buddhismus oder definiert das nicht sowieso jeder für sich selbst ?


    Mein Argument ist da: warum machen sich alle Übersetzer dieser Welt so viel Mühe, möglichst authentisch am Original zu bleiben, wenn es genauso gut ist, alles zu entstellen?
    Es kann sich ja jeder was neues ausdenken. Im Gegenteil kann das sogar gut sein, wenn sich alles weiterentwickelt. Aber doch bitte ohne Etikettenschwindel.
    Letztens las ich von einem bulgarischen Lama, der ein ganz neues Dings aufzieht - und er benennt das ehrlich so. Das finde ich korrekter.


    (Diesbezüglich ist der Internet-Streit zwischen Theravada und Mahayana ja nur darin begründet, dass sie sich jeweils auf verschiedene kanonische Schriften beziehen und manche Theravadins den Sanskrit-Kanon aber nicht anerkennen. Im Zuge dessen werfen sie dem Mahayana gern vor, sich von den Schriften abgewendet zu haben, was aber nicht den Tatsachen entspricht. Der Mahayana hat nur eben keinen Kanon, der in drei Bände gebündelt ist, sondern eine
    Vielzahl verstreuter Schriften, die auch teilweise nach der Zusammenfassung durch Gelehrte des Mittelalters im Original verschollen gingen.)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Syia:


    Können wir wirklich so genau definieren was das ist, der Buddhismus oder definiert das nicht sowieso jeder für sich selbst ?


    Nein, das brauchen und können wir nicht, das hat der Buddha schon selber getan.
    Was seine Lehre ist und was seine Lehre nicht ist hat er ja gerade mit dieser Lehre sagen wollen.
    Wer aber einer anderen bzw. selbst gemachten Lehre anhängen möchte der
    kann das natürlich auch tun. Diese sollte man dann aber dem Buddha nicht unterschieben wollen.

  • accinca:


    Nein, das brauchen und können wir nicht, das hat der Buddha schon selber getan.
    Was seine Lehre ist und was seine Lehre nicht ist hat er ja gerade mit dieser Lehre sagen wollen.
    Wer aber einer anderen bzw. selbst gemachten Lehre anhängen möchte der
    kann das natürlich auch tun. Diese sollte man dann aber dem Buddha nicht unterschieben wollen.


    Traust du dir zu deine Interpretation der Lehre, denn es bleibt ja immer deine Interpretation, für allgemein gültig zu erklären ?

  • Matthias65:

    Na prima nibutti, etwas ähnliches hatte ich weiter oben auch geschrieben.
    Da war Deine Antwort merkwürdigerweise eine völlig andere.
    Und nun findest Du das was LL hier geschrieben hat gut,
    irgendwie verstehen wir uns gerade nicht :lol:


    Nicht irgendwie, lieber Matthias, sondern ganz spezifisch.


    LL sprach von "alles abändern", du hingegen sprachst zuvor von Dingen, die Sittlichkeit betreffen, nämlich Karma & (gute) Geburt oder 'Wiedergeburt'.


    Alles abändern, z.B. die vier edlen Wahrheiten von Dukkha, hieße, dass auch die vorherige Bezeichnung nicht mehr zutrifft, wie LL richtig feststellte.


    Der Wunsch einer 'guten' Geburt & Nichthabenwollen einer 'schlechten' Geburt, kommt nicht von direkter Erfahrung (wie die vier edlen Wahrheiten), sondern betrifft indirekt die Sittlichkeit.


    Entfaltung von Tugend & Sittlichkeit ist aber auch ohne den Wunsch einer 'guten' Geburt & Nichthabenwollen einer 'schlechten' Geburt möglich.


    z.B. verzichte ich auf Töten von Lebendigem, auf Lügen, Klauen, Drogen & Sex.


    Tue ich das nun, weil ich Angst vor einer 'schlechten' Geburt habe, weil ich eine 'gute' Geburt & 'gutes' Karma haben will?


    Oder weil ich die Vorteile auf gewisse Dinge zu verzichten direkt im Hier & Jetzt erfahren habe?


    Das muss sich jeder selber beantworten. Ich persönlich finde die Goldene Regel ist vollkommen ausreichend für Tugend & Sittlichkeit. Siehe hier.


    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Was Herr Batchelor macht ist ungefähr so wie über das Bergsteigen zu sinnieren und zu schreiben. Da kann man sicher wunderbar ganze Bände mit füllen, aber einen Berg hat man damit noch lange nicht bestiegen.


    Ganz gleich was man sich auch zurecht denkt, einen Berg besteigt man immer auf die gleiche Weise. Es hängt nur von der eigenen Kondition und Erfahrung ab wie man dann dabei vorgeht. Natürlich kann man sich währenddessen auch furchtbare viele Gedanken über den Berg und die Welt machen, aber ob das so klug ist? Man kann dabei schnell die Aufmerksamkeit verlieren und bekommt von der eigentlichen Erfahrung immer weniger mit, oder sogar gedankenversunken stolpern...


    Und genauso ist auch der Zugang zum Dharma für alle Zeiten gleich, es hängt nur von den eigenen Vorraussetzungen ab wie man dahin kommt. Der Buddha hat letztlich nur den direktesten Weg aufgedeckt.


    Man kann immer vieles über eine Sache sagen, aber wenn man sie dann erst einmal wirklich tut, dann verlieren all die Gedanken sehr schnell an Bedeutung...

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • nibbuti:

    LL sprach von "alles abändern", du hingegen sprachst zuvor von Dingen, die Sittlichkeit betreffen, nämlich Karma & (gute) Geburt oder 'Wiedergeburt'.



    Das war ausschließlich Deine Interpretation, dass Karma und "Wiedergeburt" "nur" Sittlichkeit betreffen würde.
    Karma und Wiedergeburt können aber auch als essentiell gesehen werden, als unverzichtbar für die buddhistische Lehre, als Bestandteil der
    buddhistischen Weisheit (Leerheit).

  • Zitat

    Tue ich das nun, weil ich Angst vor einer 'schlechten' Geburt habe, weil ich eine 'gute' Geburt & 'gutes' Karma haben will?


    Oder weil ich die Vorteile auf gewisse Dinge zu verzichten direkt im Hier & Jetzt erfahren habe?


    Das ist doch egal. Ist nur ein Problem der Zeit. Wie die Rente mit 57 oder mit 67 Jahren.
    Einen Unterschied macht nur, wenn es einfach aufgeben wird, nicht um eines Vorteils willen, sondern weil da keinem Impuls mehr nachgegeben wird oder noch besser, der gar nicht mehr entsteht.
    Das ist dann, wenn die silas nicht mehr geübt werden, sondern das Ergebnis von Übung sind. So beschreibt es Herr Batchelor und die werte Jiksija hat das vor kurzem auch getan.


    Liebe Grüße
    Doris

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Geronimo:


    Ganz gleich was man sich auch zurecht denkt, einen Berg besteigt man immer auf die gleiche Weise.


    Nein, das stimmt nicht und hat noch nie gestimmt. JEDER Berg ist anders und verlangt eine andere Vorbereitung! Um bei Extremen zu bleiben, verlangt der Mount Everest eine ganz andere Herangehensweise und andere Voraussetzungen als der Kilimanscharo! JEDEN Berg kann ich auf tausenden Wegen besteigen, je nach Geschmack und Möglichkeiten.


    Gleiches gilt für den spirituellen Weg. für jeden Menschen gibt es einen eigenen spirituellen Weg, weil er/sie andere Voraussetzung mitbringt und einen anderen "Berg", auf einer eigenen "Route" und im eigenen Tempo besteigt


    quote="Geronimo"]Und genau ist auch der Zugang zum Dharma für alle Zeiten gleich, es hängt nur von den eigenen Vorraussetzungen ab wie man dahin kommt.
    [/quote]
    Im ersten Satz widerspricht die erste Aussage direkt der zweiten und die Geschichte des Buddhismus widerspricht beiden Aussagen! Schon ein Blick auf die Forums Übersicht mit den unterschiedlichen Zugängen zum Dharma sollte dir das Gegenteil beweisen. Wenn du dir auch noch die Mühe machst einige Beiträge unterschiedlicher Menschen hier zu lesen, sollte dir die Absurdität der Aussagen ins Auge stechen!
    quote="Geronimo"]Der Buddha hat letztlich nur den direktesten Weg aufgedeckt.[/quote]
    für sich hat der Buddha diesen Weg gefunden! Für sich! Ganz gewiss ist dieser Weg aber weder für Bishafu noch für Geronimo der direkteste Weg!