Säkularer Buddhismus

  • Ich frage mich was das sein soll der "säkulare Buddhismus".


    Die meisten von uns hier im Westen sind aufgrund der Aufklärung doch mehr oder weniger säkular: Agnostiker, Atheisten, Humanisten. Ich zähle mich auch dazu.


    Aus diesem Grund spricht mich der pragmatische Buddhismus wie er im Palikanon gelehrt wird an.


    Das reicht mir völlig. Ich brauche keinen Vorbeter, keinen Lehrer, keinen Guru. Es tummeln sich neben Batchelor schliesslich so einige auf der Welt, die davon Leben längst bekanntes wiederzukäuen.

  • Zitat

    «Es mag wohl sein, Anando, daß ihr etwa gedächtet:
    "Dahin ist die Unterweisung des Meisters, wir haben keinen Meister mehr."
    Doch das darf man, Anando nicht so sehen.
    Was ich euch, Anando, als Lehre und als Zucht (dhammo und vinayo)
    aufgewiesen und dargelegt habe, das ist nach meinem Verscheiden
    euer Meister.


    So sehe ich das auch. Dhammo und vinayo sind es die der Buddha
    selber erschaffen und dargelegt hat um den es eigentlich geht.


    Zitat

    So lange wie da, ihr Mönche, die Mönche keine neuen Regeln erlassen, bestehende nicht aufheben, dem über-lieferten Regelpfade getreu sich betragen werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
    So lange wie da, ihr Mönche, die Mönche dem sich meldenden Durste, dem Wiederdasein säenden, keine Folge leisten werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
    So lange wie da, ihr Mönche, die Mönche in waldiger Öde gern Sitz und Lager erwählen werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.


  • accinca:

    Dhammo und vinayo sind es die der Buddha
    selber erschaffen und dargelegt hat um den es eigentlich geht.


    Wobei Vinaya doch für die Mönche und Nonnen massgeblich ist, und der säkulare Buddhismus sich doch am Laienbuddhismus orientiert bzw. sich an diesen wendet, oder sehe ich das falsch?


    LG


    W.

  • Waldler:
    accinca:

    Dhammo und vinayo sind es die der Buddha
    selber erschaffen und dargelegt hat um den es eigentlich geht.


    Wobei Vinaya doch für die Mönche und Nonnen massgeblich ist, und der säkulare Buddhismus sich doch am Laienbuddhismus orientiert bzw. sich an diesen wendet, oder sehe ich das falsch?


    Das ist richtig, obwohl ich nichts aus der Diskussion über einen säkularen Buddhismus kenne, das kategorisch die Bildung von Mönchsgemeinschaften ausschließen würde.


    Wie weit die sich dann an den klassischen Vinaya Regeln orientieren bleibt offen; darunter sind ja welche, die durchaus weltfremd sind und selbst in bestehenden Theravada Orden heute regelmäßig gebrochen werden.


    Bei solchen großen Regelwerken mit Mengen an Zusatztexten ist es praktisch unmöglich, 100% Widerspruchsfreiheit zu garantieren. Als Beispiel nur das obige Zitat, das accinca angeführt hat


    Zitat

    So lange wie da, ihr Mönche, die Mönche keine neuen Regeln erlassen, bestehende nicht aufheben, dem über-lieferten Regelpfade getreu sich betragen werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
    So lange wie da, ihr Mönche, die Mönche dem sich meldenden Durste, dem Wiederdasein säenden, keine Folge leisten werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.
    So lange wie da, ihr Mönche, die Mönche in waldiger Öde gern Sitz und Lager erwählen werden, ist eben ein Wachsen, ihr Mönche, der Mönche zu erwarten und kein Schwinden.


    Dazu

    Zitat

    Wenn man es verlangt, Anando, soll die Jüngerschaft nach meinem Verscheiden die minderen Verordnungen und was damit zusammenhängt aufheben. -


    Die Erlaubnis mindere Regeln aufzuheben


    Aber ich bin sicher, daß accinca genau das meint, was wirklich gemeint ist - der Geist, der Gedanke, die Intention der Mönchsregeln ist zu verstehen und umzusetzen.
    Ein sich-Klammern an wörtliche Übersetzung in den Alltag kann durchaus ein Zeichen für eine der 10 Fesseln sein, die eine Weiterentwicklung verhindern



    A.X.13 Die zehn Fesseln - 3. Saṃyojana Sutta


  • Ich möchte Dir gern zwei Fragen stellen.


    • Der Palikanon ist ein sehr umfangreiches Werk. Nach welchen Kriterien wählst Du aus, welche Teile davon für Dich wichtig sind und welche nicht (wichtig dabei definiert über - wichtiger als andere)
    • Was machst Du mit den Teilen des Palikanon, die ganz deutlich nicht zu einem pragmatischen Buddhismus gehören und nicht mehr oder weniger säkular sind?
  • Waldler:
    accinca:

    Dhammo und vinayo sind es die der Buddha
    selber erschaffen und dargelegt hat um den es eigentlich geht.


    Wobei Vinaya doch für die Mönche und Nonnen massgeblich ist, und der säkulare Buddhismus sich doch am Laienbuddhismus orientiert bzw. sich an diesen wendet, oder sehe ich das falsch?


    Ein "säkularer Buddhismus" ist für nichts zuständig.
    Laien lassen sich nichts vorschreiben.
    Der Vinayo beinhaltet die Regeln für Nachfolger im
    Hauslosen Leben. Die Laienanhänger orientieren sich
    an die vom Buddha empfohlenen Regeln und betrifft
    insbesondere die Einhaltung der Tugendregeln. Für
    sie gibt es keine Einschränkungen in der Befolgung der
    Regeln und Übungen der Mönche. Das ist ihnen überlassen.
    Der Buddha hat sich in das Leben von Laien nicht eingemischt
    und an ihrem weltlichen Leben nicht teilgenommen.
    Höchstens mal einen Ratschlag gegeben.
    In erster Linie ging es um die Regeln und Übungen für Menschen
    die Befreiung suchten und als Asketen lebten. Das war der
    eigentliche Heilswandel. Hier spielte sich der Orden ab.

  • Ja, genauso sehe ich das auch, wenn man nur die Lehre des Buddha als Ordensreligion sieht.


    Aber wenn eine Gruppe von Menschen sich an den Tatsachen orientiert, dass das Vergänglichkeit immer da ist, dass das Leid überwiegt, dass Leid von Gier, Hass und Verblendung verursacht wird, und dass das Beachten der 5 Sîlas heilsam ist und Leid mindert, kann man so eine Gruppe dann nicht "säkulare Buddhisten" nennen? Für sie ist alles wichtig, was ihr Ist-Leben heilsam für sich und andere macht. Man kann denen doch nicht absprechen, einen buddhistischen Weg zu gehen, weil sie nicht den Weg des Ordens gehen. Fritz Schäfer schrieb mal ein Buch über die Reden, die der Buddha an Nichtmönche gerichtet hat, das sind doch nicht nur ephemere Randbemerkungen...


    Vielleicht wäre eine Bezeichnung wie "buddhistisch orientierter Säkularismus" besser gewesen...?!


    LG


    W.

  • Axel:

    Je mehr ich von Tychiades lese, umso mehr überkommt mich der Wunsch, Batchelor noch eine Chance zu geben... :lol:


    Ich geb' hier lediglich meinen persönlichen Eindruck wieder und der hat mich nach der Lektüre einiger seiner Werke und Beiträge zu einem entsprechenden Urteil gebracht. Ich rate insofern von ihm ab, da er mit seiner Art der Neu-Definition dessen was er als Buddhismus akzeptiert zu einer merkwürdigen Verwirrung beiträgt, die dabei so geartet ist, dass es einen erheblichen Aufwand bedarf, um sein Knäuel wieder zu entwirren.
    Es gibt da so Behauptungen von ihm , die zudem zeigen, dass er wirklich keine Ahnung von den Sachen hat, die er als Beispiele heranzieht für das, was er dann belegen will.


    Man muss auch mal klar machen, dass jemand, der nach 30 Jahren immer noch auf seinen 10 Jahren als Robenträger rumreitet, da irgendwie stehen geblieben ist. Das gilt auch für seine nette Ehefrau. Ich war im Alter von 21 bis 31 auch was und habe da Erfahrungen gemacht - und? Diese Welt damals gibt es nicht - sie ist untergegangen. So gesehen beschwört der Herr Batchelor ständige seine Vergangenheit. Wenn das kein Karma ist, dann weiß ich nicht, was für einer ihn da reitet. Ich verstehe aber auch, dass er gegen den Gedanken der Wiedergeburt ankämpft.
    Zum Schluss noch folgendes: wenn einer sein Buch titelt "Mit dem Bösen leben", dann sehe ich darin, die Aufforderung sich im Samsara einzurichten und den Gedanken des Nirvana aufzugeben.
    Im Zen gibt es die Formel von "weder gut noch böse denken" und genau da, im Anfängergeist gibt es keine Unterschiede von gut und böse, weil es da keinen Gedanken gibt.
    Im Zen übt man sich im "Nicht-Denken denken" - da gibt es keinen Grund für oder wider etwas zu sein. Herr Batchelor ist mir kein Streitgegenstand und ich entwirre nicht seine Gedankenknäuel.
    Ich sehe nur, was für eine Witzfigur er ist. Darüber kann ich nicht lachen. Es gibt da ja jede Menge von Leuten, die anderen was predigen. Und das soll das säkulare Zeitalter sein?


    Zitat


    Ist 'n bisschen wie mit Dawkins: Jedesmal, wenn der den Mund aufmacht, habe ich den Eindruck, dass am Christentum doch was dran sein könnte.


    Es ist wie mit dem Buddhismus - man muss nur die richtigen Stellen kennen. Dawkin kämpft gegen die Borniertheit der Prediger und vor allem der Evangelikalen in Europa und USA - gegen die hartgesottenen Sektenführer kann man nur das ganze wissenschaftliche Geschütz auffahren.
    Sein Kollege John Gray, der Philosoph, geht da noch einen Schritt weiter und nimmt sich den Humanismus vor die Brust - also letztlich auch so "Gläubige" wie Batchelor, der ja nichts anderes im Buddhismus sieht, wie Humanismus.

  • Tsu Mie:
    Tychiades:

    Ich sehe nur, was für eine Witzfigur er ist.


    Diese verunglimpfende Wortwahl -Herrn Batchelor gegenüber- muss doch nicht sein!


    Doch - denn man muss auch lachen dürfen. Ich sehe es als Satire, was er schreibt und sagt. Weil ich seine Doppelstruktur sehe. Wahre Gedanken brauchen keinen Denker - sagte Wilfred Bion und Mark Epstein hat sich dieser Einstellung in seinem Buch "Gedanken ohne den Denker" befasst.
    Wer schreibt, schreibt Gedanken auf - er baut mit seinen Gedanken ein Gedankengebäude. Wenn man nun neben das Gebäude des Pali-Buddhismus, des Theravada und Mahayana noch eine kleine Hundehütte baut - dann besteht der Witz darin, dass man ein Schild dran nagelt: säkularer Buddhismus.
    Wenn man das nicht sehen kann, dann ist man Anhänger oder hat kein Gespür für die Dimension des Buddhismus.

  • fotost:

    Ich möchte Dir gern zwei Fragen stellen.Der Palikanon ist ein sehr umfangreiches Werk. Nach welchen Kriterien wählst Du aus, welche Teile davon für Dich wichtig sind und welche nicht (wichtig dabei definiert über - wichtiger als andere)


    Ich finde Inspiration in den Reden der mittleren Sammlung des Palikanon (MN). Insbesondere diese die Reden Buddhas zitieren.
    Wichtiger sind mir die Teile des Palikanons, die mich intelektuell und emotional berühren, da sie meinen eigenen Gewissheiten entsprechen.
    Wichtig sind mir jene Teile des Palikanons, die mir etwas neues offenbar(t)en.
    Leben kann ich mit jenen Teilen, die meiner Weltanschauung zumindest nicht diametral entgegenstehen.


    Zitat

    Was machst Du mit den Teilen des Palikanon, die ganz deutlich nicht zu einem pragmatischen Buddhismus gehören und nicht mehr oder weniger säkular sind?


    Ich nehme sie gleichmütig zur Kenntnis und lass sie stehen wie sie sind.

  • Hallo Bakram


    danke für die Antwort.


    Das ist wahrscheinlich die Haltung der allermeisten Menschen, die mit Texten ihrer Lehre umgehen. Bei dem riesigen Textbergwerk :grinsen: des Palikanon vielleicht mehr als bei anderen Lehren beinahe zwangsläufig.


    Es wundert mich manchmal, daß ich als Atheist etwa die Bibel besser kenne als die meisten Christen.


    Wenn ich dann den Umfang des PK mit dem Umfang der Bibel vergleiche ist Deine Einstellung wahrscheinlich die einzig mögliche, wenn man sich nicht hauptberuflich damit befassen kann :)

  • Hallo Tsu Mie,


    Buddhismus ist die von Buddha selbst erfasste Lehre, also selfmade im Sinne von - nicht durch göttliche Inspiration entstanden oder keine Abwandlung älterer Lehren. In diesem Sinne wäre selfmade Buddhismus sprachlich unglücklich.


    Wenn Dich der Begriff säkularer Buddhismus stört, wie wäre es mit der Bezeichnung Navayana (neues Fahrzeug)? Diese wurde auch schon von einigen vorgeschlagen um zu zeigen, daß sich sB durchaus in die Reihe der Tradition der Entwicklung neuer Schulen stellt.


    Im Prinzip ist es egal, wie es am Ende genannt wird, wichtig sind die Inhalte, die auch die Entwicklungen der letzten 2.500 Jahre repräsentieren sollten.


    Unter diesem Aspekt wäre die Idee säkularer Buddhismus meiner Meinung nach von vornherein zum Scheitern verurteilt, wenn sie sich nur darauf beschränken würde, Unbequemes oder Sperriges zu streichen (zu Verdrängen) und so eine Art westlichen Buddhismus light zu schaffen.


    Für mich gehört auch der Mut dazu zu sagen, die Lehre ist der beste Weg zu innerer Freiheit und zu einem guten Leben, aber sie spiegelt in Teilen auch die Bedingungen vor 2.500 Jahren einer fremden Gastkultur wider und diese Teile dürfen wir in Frage stellen und im Einzelfall durch die Erfahrungen ergänzen, die wir seither als Menschheit erkämpft haben.


    Ich habe in anderen Einzelbeiträgen schon derartige Elemente aufgezeigt etwa in
    Gleichberechtigung und ich könnte sofort weitere auflisten.

  • Axel:

    Ich habe hier ganz kurz einen Eindruck beschrieben und keine Dissertation eingereicht. Lass' es mich mal so sagen: Ein Buddhismus, der von traditionellen kulturellen Elementen 'bereinigt' ist, bietet mehr Gelegenheiten, daraus ein 'Geschäftsmodell' zu machen. Du brauchst Dir bloß die Kleinanzeigen in den einschlägigen Zeitschriften anzuschauen: Der Markt für 'Achtsamkeit' boomt, und hinten rechts im Bild steht immer eine kleine Buddha-Statue als kleines, verkaufsförderndes Accsessoire...

    Das ist jetzt nicht gegen Axel gemünzt. Nur meine Gedanken zu dem Thema.


    Ich war vor einigen Tagen in einem thailändischen Wat. Jemand stellte eine Frage wie bestimmte Stellen im PK zu verstehen seien. Ja, Buddha habe sich so stark konzentrieren können, dass er damit übersinnliche Fähigkeiten abrufen konnte. Buddha habe aber darauf hingewiesen mit solchen Dingen vorsichtig zu sein, denn solange Gier, Hass und Verblendung nicht überwunden sei. Also schön, dann haben sie auch im Theravada ihre "Buddha lief über das Wasser"-Geschichten. Ich war in der Jugend für kurze Zeit in einem Bibelkreis und es war genaus das Gleiche. "Dieses Haus brannte nicht einfach so ab, sondern weil Gott etwas vorhatte". Wenn neu hinzugekommene Leute sowas kritisch hinterfragten, wurde sie belächelt, weil ihnen halt das Verständnis fehlt.


    Solche Sachen treten auch nicht nur im religiösen Umfeld auf, sondern überall wie die Leute "psychisch in Not" geraten. Es gibt Leute, die glauben, dass sich grundlegende Probleme in der Software-Entwicklung in Luft auflösen, weil es da jetzt eine neue Programmiersprache gibt. Sie fangen dann an Lager zu bilden, in denen alle daran glauben. Wer nicht mitmachen will, wird ausgegrenzt. Und dieses Gebiet ist eigentlich eine Ingenieurs-Disziplin. Wo die Identifikationsbildung hinfällt, treibt sie Blüten ...


    Die Leute in dem Thailändischen Wat und bei uns im Tibethaus sind sehr nett und freundlich. Wirklich nichts zu sagen. Aber ich hole mir dort ein paar Anstöße. Jemanden zu haben, der einen zum Meditieren Fragen beantworten kann und einen gut anleiten kann, ist sehr hilfreich. Aber ich kann bei dem "Wo Buddha hintrat wuchsen Blumen"-Kram nicht mitmachen und bei einer bestimmten Tradition mitmachen (Theravada, Tibetisch, was immer), damit im Westen nicht der Buddhismus verwässert wird oder der Kommerzialisierung anheim fällt.


    In den Vorträgen vom Dalai Lama auf Youtube kommt solcher religiöser Kram nie vor. Bei seinen Vorträgen lässt er die Bodhisatvas gut sein und lässt sie in Tibet. Sowas versteht niemand im Westen und verwirrt die Leute. Also lässt er es weg und redet vom Eigentlichen. Er versucht etwas vorzutragen, was den Leuten hilft. Solche Leute müsste es viel mehr geben und es wäre völlig egal, ob sie zum Theravada oder Vajrayana gehören oder was. Sie sind eh da einfach reingeboren worden und versuchen daraus das Beste zu machen.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Kein Problem damit. Ich hatte versucht, wieder etwas auf den roten Faden zurück zu kommen.


    Die Problematik mit der Bezeichnung Hinayana ist mir klar. Navayana ist ein von anderen geprägter Ausdruck. Ich finde, er hätte den Charme, rein vom Begriff her an Sprachtraditionen anzuknüpfen und damit zu zeigen, daß ein sB keine radikale Abkehr von der gesamten Entwicklungsgeschichte der Lehre darstellt. Wahrscheinlich wird er sich aus dem von Dir genannten Grund nicht durchsetzen.


    Die Antwort Bakrams ist wunderbar ehrlich gewesen. Am Ende strickt sich tatsächlich jeder seine eigene Lehre.


    Auch ein Buddha :rose:

  • Wenn jemand Unterscheidungen schafft, dann schafft er auch Spaltungen und er bewegt sich vom Buddhismus weg. Der Ausdruck Ekayana - findet sich im Lankavatara-Sutra und anderen Sutren.
    Im Lankavatara-Sutra steht:
    „Solange es einen Verstand gibt, der verstandesmäßig Anstrengungen macht, gibt es keinen Gipfelpunkt in bezug auf die Fahrzeuge; wenn aber ein Umschwung im Verstand stattgefunden hat, dann gibt es weder ein Fahrzeug noch jemanden, der es benutzt. Tatsächlich gibt es keine Aufstellung von Fahrzeugen und deshalb spreche ich von einem Fahrzeug; aber zum Zwecke des Transports der Unwissenden spreche ich von der Vielfalt der Fahrzeuge“.

  • Ein Buddha strickt sich keine Lehre. Das macht er nicht und das braucht er nicht, denn er ist auch befreit von Lehre. Jeder der die Lehre nicht versteht bleibt von der Lehre beherrscht und baut sich seine. Buddha hält eine Blüte.


  • _()_
    Ein Buddha braucht keine Lehre. Er ist die Lehre. Ein Buddha ist befreit von der Lehre, übernimmt aber manchmal die undankbare Aufgabe Lehrer anderer zu sein.


    Verehrung ihm, dem Lehrer der Götter und der Menschen
    Verehrung ihm, dem Lehrer der Götter und der Menschen :sunny:


    Ellviral:


    Jeder der die Lehre nicht versteht bleibt von der Lehre beherrscht und baut sich seine. Buddha hält eine Blüte.


    Leider bin ich kein Buddha
    :rose:

  • Das Zitat das von Batchelor, das ich irgendwo aus dem Netz gefischt habe, scheint mir den säkularen Zweck gut auszudrücken:


    Zitat

    Rather than attaining nirvana, I see the aim of Buddhist practice to be the moment-to-moment flourishing of human life within the ethical framework of the eightfold path here on earth.(Tricycle Magazine, 2012).


    Sinngemäß etwa:


    "Ich sehe das Ziel der buddhistischen Praxis nicht darin nirvana zu erreichen, sondern in in einem kontinuierlich erfolgreichen Leben."


    Dagegen ist ja nichts zu sagen. Nach allem was ich bisher über den "säkularen Buddhismus" gelesen habe, fixiert man sich da aber nicht selten auf die Vorstellung, dass der Buddha selber dies ebenfalls als Ziel gesehen habe und nicht etwa nirvana. Es sieht mehr aus wie ein Reformversuch, eine Bereinigung von metaphysischen Zusätzen, die sich in die Lehre eingeschlichen hätten, ein Geraderücken von Verkehrtheiten um zum Kernholz der Lehre vorzudringen, der in einem guten Leben bestehe. Damit hätte man dann also entweder herausgefunden was der Buddha wirklich lehrte oder einen Weg gefunden, die unvollkommene Lehre zu neuer Höhe weiterentwickeln.


    Weniger Provokativ und Konfliktschwanger als einen neuen Buddhismus zu begründen wäre die Begründung und Bezeichnung einer neuen Lehre die Elemente des Buddhismus beinhaltet. Wir haben nun mal nichts anderes als überlieferte Schriften und Tradition. Es wird ja nicht gefordert alles bedingungslos anzunehmen, aber über nirvana als Kern und Ziel herrscht so weitgehend Übereinstimmug, dass nach der Beseitigung dieses wesentlichen Merkmales eine andere Lehre herauskommt.


  • Das ist genau der Punkt. Ich denke daher, dass "After Buddhism" das auch sichtbar macht.

    Zitat

    „Jenseits des Buddhismus“ wirft einen Blick auf die Zeit vor dem Buddhismus, der Zeit des Buddha, bevor seine Lehre zu einer Religion, einem -ismus wurde. Stephen Batchelor entwickelt die Vision eines säkularen Buddhismus, der uns eine undogmatische, praktische und ethische Orientierung für ein gedeihendes Leben in dieser Welt vermittelt.


    Das ist auch wieder so ein Sprachblödsinn - jenseits heißt im Englischen Beyond - After meint zeitlich "später" und wenn man religionswissenschaftlich den Buddhismus sieht, so ist er erst durch die westliche Religionswissenschaft zur Religion gemacht worden. Das haben sich dann die Buddhisten angeeignet, in Folge der Kolonialherrschaft, die ja Briten waren.

  • mukti:

    Wir haben nun mal nichts anderes als überlieferte Schriften und Tradition. Es wird ja nicht gefordert alles bedingungslos anzunehmen, aber über nirvana als Kern und Ziel herrscht so weitgehend Übereinstimmung, dass nach der Beseitigung dieses wesentlichen Merkmales eine andere Lehre herauskommt.


    Wirklich? Bist Du da 100% sicher? Daß Deine Auslegung von Nirwana die einzig richtige und für alle anderen verbindliche ist?


    Ich habe nicht gegen die Idee von Nirwana als Kern und Ziel. Die Problematik liegt eher darin, was der Einzelne darunter versteht.


    Zu meiner Interpretation eines säkularen Buddhismus gehört Nirwana als Ziel unbedingt zwingend dazu..

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    „Jenseits des Buddhismus“ wirft einen Blick auf die Zeit vor dem Buddhismus, der Zeit des Buddha, bevor seine Lehre zu einer Religion, einem -ismus wurde. Stephen Batchelor entwickelt die Vision eines säkularen Buddhismus, der uns eine undogmatische, praktische und ethische Orientierung für ein gedeihendes Leben in dieser Welt vermittelt.


    Der Buddhismus hatte ja gerade am Anfang eine starke "weltverneinende" Ausrichtung. Im Gegensatz zum Christentum, wo der weltverneinende Impuls stark mit so einer Stossrichtung "von der Materie zum Geist" verbunden ist, ist das ja im Buddhismus nicht so. Da geht man ja gegen Samsara ohne dass man dadurch vom Realen unbedingt zum Metaphysischen schwenkt.


    "Gedeihendes Leben" klingt jetzt so, als will man nicht nur Tranzendenz, Überinnliches und Metaphysisches aufgeben, sondern auch so die Opposition gegenüber Samsara. Ist das so gemeint?


    Die Ironie wäre dann ja dass ein "ich praktiziere damit mein Leben gedeiht" sehr viel näher bei abergeläubischen religiösen Vorstellungen ("Ich opfere damit meine Herde gedeiht") ist.

  • void:

    ...
    Die Ironie wäre dann ja dass ein "ich praktiziere damit mein Leben gedeiht" sehr viel näher bei abergeläubischen religiösen Vorstellungen ("Ich opfere damit meine Herde gedeiht") ist.


    Weshalb praktizierst Du? 8)


  • Nennst du etwa ein gedeihendes ethisches Leben "Nirvana"? Eine solche Auslegung hätte ich bislang nur im "säkularen Buddhismus" gefunden. Allerdings nichtmal bei Batchelor.

    • Offizieller Beitrag
    fotost:
    void:

    ...
    Die Ironie wäre dann ja dass ein "ich praktiziere damit mein Leben gedeiht" sehr viel näher bei abergeläubischen religiösen Vorstellungen ("Ich opfere damit meine Herde gedeiht") ist.


    Weshalb praktizierst Du? 8)


    Das ist eine gemeine Frage. :silent:


    Insgesamt ist es wohl so, dass meine Motivation auch eher so durchmischt sind.


    Aber gerade deswegen ist es mir wichtig, dass Dharma da in eine Richtung geht, die über meine zugegebenermasse oft egoistischen Motivationen hinausgeht.


    "Verlöschen von Ich und mein" ist doch die Gegenlogik zu "mein Hund, meine Partnerschaft, mein Beruf, mein Leben gedeiht".