Fundamentalkritik

  • Sunu ... :like:

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Sunu:

    Eigentlich kann so, mit etwas Aufmerksamkeit und gesunden Menschenverstand, jeder selbst prüfen, ob seine Praxis in die richtige oder falsche Richtung geht.


    ich bin noch bei der Perspektive, wie wir Fundamentalkritik begegnen können. Aber vielleicht sollte ich es lassen, die Stimmung ist ja schon ganz friedlich hier in dem Thread.

  • Turmalin:

    Ich bin noch bei der Perspektive, wie wir Fundamentalkritik begegnen können.


    Vielleicht, indem man sich die 'Fundamentalkritik' erstmal anhört und sie versteht, ehe man sich Entgegnungen überlegt?

  • Das geht gar nicht anders, als dass man erst mal dieses Buch lesen müsste, um zu prüfen welche Thesen, Erklärungen, Begründungen und Nachweise der Autor anführt; bis auf zwei, drei kurz umrissene Thesen fehlen ja Erklärungen, Begründungen und Nachweise durch den Threadersteller.


    Wenn ihm "das" Thema so wichtig ist und es ihm wichtig ist, das hier zu diskutieren, dann müsste er schon mal ins Detail gehen. "Reine Lehre" zum Beispiel sagt mir persönlich jetzt null komma nix.
    Bzw. denke ich da zuerst mal an Praxisunterweisungen und die Schriftlehre.


    Falls das gemeint ist, dann müsste er einen Nachweis führen inwiefern das nicht 'sauber' zu übertragen ist und wo es da und warum denn nun genau zu Veränderungen gekommen ist und welche Folgen das nun angeblich hatte. Er spricht da zum Beispiel von 'weltweit'.
    Ich seh das jetzt mehr als Aufforderung: studiere dieses Buch und ähnliche.

  • In dem Ausschnitt aus dem Buch ist auch von reiner Lehre nichts zu lesen und seine Hypothese am Ende des ersten Beitrages will er nicht diskutieren. Ich hab hier nix mit dem ich was anfangen kann, sprichwörtlich. Als nächstes wieder eine Hypothese, die, dass Erwachen in kein schlüssiges Gedankensystem passt - falls ich das richtig verstanden habe und dass Erwachen nicht erwiesen wurde / wird...--- (und somit der Buddha Dharma eh hinfällig sei- ist das gemeint ?)
    Und dann frage ich mich, wenn das "alles" so schwerwiegend ist, dass das "alles" ( was? was genau jetzt?) unbedingt Berücksichtigung unter den Buddhisten zu erfahren hat, wo sind plötzlich all die anderen die sich doch schon so lange "damit" erfassen und auch forumshalber Jahrein Jahraus aufzuklären wünschen. Hier könnten sie doch endlich mal "kurz und knackig" ausholen. Stattdessen wird ein User angemahnt erst mal zuzuhören und zu verstehen.
    Ich gebe zu,weder so noch so, ich versteh bislang relativ nur Bahnhof und winke den Zügen nach. :)

  • Morpho:

    Das geht gar nicht anders, als dass man erst mal dieses Buch lesen müsste, um zu prüfen welche Thesen, Erklärungen, Begründungen und Nachweise der Autor anführt; bis auf zwei, drei kurz umrissene Thesen fehlen ja Erklärungen, Begründungen und Nachweise durch den Threadersteller.


    Es ging mir darum zu zeigen, welche Form von Kritik ich meine, wenn ich ernsthaft diskutiere – damit das nicht immer hinter Streitereien verschwindet. Natürlich sind das nur ein paar angerissen Stichpunkte. Und das Buch liegt auch nicht auf Deutsch vor. Lassen wir auch einfach mal meine Hypothese bzgl. dessen beiseite, was ich für gewisse Auswüchse halte.


    Wenn es, wie hier jetzt auch, um den Begriff Erleuchtung geht, sage ich für mich, ich halte Erwachen für besser und dieses Erwachen ist Teil einer Erkenntnis auf welcher Basis sich meine Bewusstseinsstrukturen aufbauen, ("Basis" wieder nicht als Entität mit inhärentem Sein verstanden). Die Kenntnis, wie der Buddhismus den wir erfahren, entsteht, auf Grund eines Texte wie z.B. dem von McMahan, ist für mich Teil dieser Erkenntnis bzw. Erfahrung. Ich hatte selbst zum Teil ein idealisiertes Bild vom Buddhismus, derartige Erkenntnisse empfand ich als befreiend (wenn auch nicht immer leicht (erinnere mich, am Anfang mit Kagyü-Leuten zusammen gewesen zu sein, um dann mit den Karmapaschisma konfrontiert zu werden....)).


    Void hat übrigens Recht, wenn er sagt, das sei eher Links was ich mache – nämlich zu fragen, wie entsteht Bewusstsein auf Grund seiner materiellen Strukturen? (materiell, radikal gedacht, übrigens ein ebenso transzendenter Begriff wie Gott. Materiell hierbei nicht nur physisch, als Substanz, sondern als alles was Kultur betrifft – vom Gesetz, über Kunst bis zur Ökonomie (und die ganz besonders))


    Wenn man bei Erleuchtung auf Erfahrungen pocht, die jenseits des Verstandes angesiedelt sind, mag das in eine richtige Richtung gehen. Ästhetische Erfahrung z.B. – das Singen eines gregorianischen Kirchenchorals in einer Kathedrale oder das Erleben eines tibetisch-buddhistischen Rituals – ist logischer Erklärung auch nicht ohne weiteres zugänglich. Man spricht ja dann auch eher von Evidenz als von Beweis.


    Zum "reine Dharma" noch. Doris. Darum geht es gewiss nicht. Wenn, wie geschrieben, der "Übersetzungsprozess" unweigerlich eine Veränderung des Ausgangsmaterials zur Folge hat (nehmen wir das auch mal als Hypothese), dann kann ein "rein" (wie auch ein "unrein") nicht mehr zu finden sein. Das Problem ist wieder, das ich z.B. immer noch von "Ausgangsmaterial" schreibe. Ich befinde mich immer noch in dem (grammatischen) Zirkel vom Subjekt, das ein Objekt untersucht. Bei dem auf was wir uns hier aber zubewegen, geht es eher um die Prozesshaftigkeit dieser Entwicklungen. Natürlich kann ich mich dem Material auf vielfältige Art annähern (philologisch möglichst exakt z.B.), aber es bleibt ein Prozess. Das Bild vom Ausgangsmaterial ist überholt.


    Übrigens apropos Prozesshaftigkeit. Bestimmte Meditationsformen erlauben es, mAn, sich ihr anzunähern oder sie gar zu erfahren. Und das mag dann auch so eine Art Erwachen sein. Etwas was in der einzelnen Person sich auf unterschiedlichste Weise zeigen kann. Ich gehe jedoch davon aus, dass es sich hier nicht um die Erfahrung einer wie auch immer gearteten jenseitigen, transzendenten Entität handelt, sondern um die verblüffende Erfahrung, dass Bewusstsein in einen bis dahin unbekannten, vielleicht völlig anderen Zustand versetzt zu haben. Zu Recht wird allerdings häufig darauf verwiesen, dass diese Verblüffung lediglich ein Zeichen ist, auf dem richtigen Weg zu sein. Die Verblüffung an sich ist es nicht, um was es geht.


    Ich verbleibe, für heute, bei gefühlten 45° im Schatten.

  • Der Unbuddhist:

    Zu Recht wird allerdings häufig darauf verwiesen, dass diese Verblüffung lediglich ein Zeichen ist, auf dem richtigen Weg zu sein. Die Verblüffung an sich ist es nicht, um was es geht.


    das würde ich sogar noch weiter einschränken wollen. Wenn dieser "Verblüffung" aus der weltzugewandten Praxis heraus der Weg bereitet wurde, dann ist sie lediglich ein Übergang in ein neues Verständnis der weiteren Übung, die niemals enden kann - eben weil es ein Prozess ist. Also ist es nichts Einmaliges, sondern ein Hinweis, nach was man immer wieder Ausschau halten kann. Tagein tagaus - eben ohne den Wunsch, etwas Festes in Besitz zu nehmen. Das würde ich dann auch "Erwachen" nennen.


    Diese "Verblüffung" kann aber auch herbei getrickst werden und dann kann der Eindruck eher entstehen, man hätte einen Besitz erworben. Da ist dann der Begriff "Erleuchtung" passender und das kann man von mir aus auch so nennen, aber trotz dieser Erleuchtung ist man in einem entscheidenden Punkt immer noch verblendet, weil man meint, sie haben zu können.

  • @ Unbuddhist:
    Manchmal hab ich das Gefühl ihr seid alle derselbe. Also erstmal du und Ch. Harmacher. Stimmt das ?


    Zitat

    Die Kenntnis, wie der Buddhismus den wir erfahren, entsteht, auf Grund eines Texte wie z.B. dem von McMahan, ist für mich Teil dieser Erkenntnis bzw. Erfahrung.


    Her mit dem Buch, wenn das erleuchtet. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • 'Heureka'- Erwachensschnipsel Erweckungsschnipsel Offenbarungsschnipsel - oder nicht ?

  • Ich stimme immer wieder einigen Einschätzungen Matthias' zu. Das bedeutet aber nicht, dass ich seiner Philosophie des 'Un-Buddhismus' zustimme. Ich erinnere mich daran, dass er diese Theorie/Methode vor längerer Zeit hier mal zu diskutieren versuchte, während er z.Zt. in aktuelle Diskussionen eingreift, wobei man nicht vergessen sollte, dass dieses Eingreifen einer gewissen 'hidden agenda' folgt, die er nicht explizit erläutert. (In gewisser Weise tun wir das alle - deshalb ist das jetzt nicht als Vorwurf gemeint, er verfolge 'dunkle Ziele', über die er uns im Unklaren lässt.) Ich möchte nur auf die Grundlagen seiner Kritik hinweisen.


    Anlass dazu sind drei Dinge, die mir aufgefallen sind:


    Erstens finde ich, dass er hier etwas 'flunkert':


    Der Unbuddhist:

    In den kürzlich hier geführten 'Diskussionen' vermuten einige in dem was ich sage und schreibe eine Fundamentalkritik des Buddhismus.


    Das ist nicht ganz falsch. Allerdings ist diese "Fundamentalkritik" keine der Art, den Buddhismus in Bausch und Bogen zu verteufeln. Bei dieser Kritik geht es darum, zu zeigen, dass Buddhismus heute weltweit eine Mischung aus vielerlei Einflüssen ist. Folge dieser Kritik ist es, dass die Auffassung vieler Buddhisten im Westen, dass der Dharma eine reine, authentische, originale, von Einflüssen unberührte Lehre sei, sich als falsch erweist.


    Nehme ich die Quellen, aus denen er sein Kritikverständnis schöpft (François Laruelle, Glenn Wallis) ernst, dürfte seine Kritik zum 'End of Buddhism as we know it' (in Anlehnung an einen REM-Song) führen. Vielleicht ist das notwendig, aber man sollte das - und die Alternative, die Laruelle und Wallis bieten - nicht verschweigen. Durch den Fleischwolf (oder besser: 'Geistwolf') Laruelle'schen Denkens gegangen bleibt von jeder Bewegung, der Menschen anhängen, nur noch ein 'Gehirn im Tank'. Für mich persönlich (und deshalb echauffiere ich mich da gerade so), sind Laruelle und das Denken, das sich davon ableitet, gefährlicher als alles, was irgendwelche Trottel-(X-)-Buddhisten anstellen können.


    Zweitens ist der Köder, den Matthias jetzt hinwirft (McMahans Buch), in gewisser Weise eine 'Nebelkerze'. Ich empfehle die Lektüre des Buches ausdrücklich, aber in einem anderen Kontext (d.h., wenn Matthias mit Anhängern seiner (Non-)Philosophie diskutierte) würde man dort (jetzt mal überspitzt ausgedrückt) McMahan für einen 'nützlichen Idioten' halten, genauso den von mir sehr geschätzten und in dem Buch zitierten Charles Taylor.


    Drittens (und für mich vermutlich am wichtigsten) ist die Erkenntnis, dass die (Non-)Philosophie von Matthias und seinen Ideengebern absolut nichts an der ökologischen Katastrophe, auf die wir zusteuern (während wir hier über 'Erleuchtung'/'Erwachen', unterschiedliche Auslegungen des Kanons usw. diskutieren) ändern wird. Da ist er mit seiner Fixierung auf Geist/Denken genauso hilfreich wie Donald Trump. Sind die Kritiker von Matthias besser? Nein. Während die Welt untergeht, diskutiert ihr über Theravada/Mahayana, 'reines Bewusstsein', welche 'buddhistischen Bücher' toll sind und welchen Lärm ihr gerne hört. Während ihr 'meditiert', stirbt eine Spezies pro Tag. Matthias irrt sich wohl, aber nennt mir enien einzigen Grund, warum ich den Rest von Euch für einen Teil der Lösung, nicht für einen Teil des Problems halten soll.


    Ehe ich mir jetzt hier mehr Arbeit mache: Hat irgendwer die grundlegenden Texte, auf die sich Matthias bezieht (außer mir) gelesen? Schafft es irgendjemand, Matthias auf der Grundlage seiner Philosophie zu kritisieren?
    Matthias: Magst Du Deine Philosophie genau erkären und nicht immer so tun, als würdest Du 'Auswüchse' kritisieren. Deine Kritik (wenn ich Deine Quellen recht verstehe) ist fundamentaler, als es die meisten hier verstehen können: Hab' bitte die Eier, zu erklären, wie fundamental Deine Kritik eigentlich ist und erkläre die Non-Philosophie von Laruelle (und die Modifizierung von Wallis betreffs des Buddhismus) so, dass sie hier jeder versteht. Wenn Du das nicht kannst, halte bitte die Klappe.

  • kilaya:

    Danke Axel :)


    Danke auch Dir, kilaya.
    Natürlich fühle ich mich gebauchpinselt, wenn Du mir zustimmst, aber ich hoffe, dass Du auch wahrgenommen hast, dass meiner Meinung nach der 'Buddhismus' (von einzelnen Vertretern abgesehen) nichts, aber auch wirklich gar nichts zur Lösung der wirklich wichtigen Themen heute, der drohenden ökologischen Katastrophe, beiträgt, wie Matthias auch. Der 'Mainstream-Buddhismus' ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung, trotz seines unerträglich arroganten Anspruchs, die 'Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind'.


    Der einzige Unterschied zwischen Butterland und Matthias ist, dass Ihr unterschiedliche Musikwünsche an die Kapelle habt, während die 'Titanic' sinkt.

  • Das "Problem" ist ja durchaus auch inner-buddhistisch ein Thema. Stichwort "engagierter Buddhismus"...


    Ich persönlich sehe es zwar als wichtigste Bodhisattva-Aktivität an, mich auf die Erleuchtung zu fokussieren, aber ich verliere in meinem Leben auch nie die Dinge des Alltags aus dem Blick. Ich bin jetzt Mensch auf der Erde und damit habe ich auch eine Verantwortung und engagiere mich auf meine Weise.


    Im Mahayana ist man ja generell nicht ganz so "aus der Welt" durch die (Bemühung um eine) Bodhisattva-Aktivität.

  • Axel:

    dass meiner Meinung nach der 'Buddhismus' (von einzelnen Vertretern abgesehen) nichts, aber auch wirklich gar nichts zur Lösung der wirklich wichtigen Themen heute, der drohenden ökologischen Katastrophe, beiträgt, wie Matthias auch. Der 'Mainstream-Buddhismus' ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung, trotz seines unerträglich arroganten Anspruchs, die 'Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind'.


    Die Geburtenrate der Buddhisten ist gering, die Anzahl der Buddhisten wächst nicht.


    https://www.heise.de/tp/featur…nde-Religion-3371191.html


    Deshab wird der Anteil der Buddhisten an der Weltbevölkerung immer kleiner. Die Geburtenrate von Christen und Muslimen ist viel höher.
    Auch die Geburtenrate der "richtigen" Atheisten ist sehr niedrig.


    Ergo: Atheisten und Buddhisten tragen sehr wohl zu Lösung des Problems bei.


    Die Überbevölkerung ist natürlich das größte Umweltproblem.


    Außerdem denke ich schon, dass Buddhisten im Durchschnitt weniger konsumieren als der Durchschnittsmensch der Stadt oder des Landes, in welchem sie leben. In unserer sehr großen Sangha fährt keiner ein Auto. Was ein Problem ist, wenn jemand umziehen muss, wenn dann keiner ein Auto hat ist blöd.
    "Buddhismus gegen Weihnachtsstress"= kauf einfach wenig oder nix.


    Die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind, hilft von Wünschen los zu kommen. So auch von Wünschen, Kinder zu bekommen. Sowohl hilft es gegen die instinktiven Wünsche nach Nachkommenschaft, wie auch gegen den Wahn, die eigene Religion durch Vermehrung verbreiten zu wollen.

  • Radikalökologisch gesehen werde ich anfangen, den Buddhismus ernst zu nehmen, wenn es die erste Sangha als Praxis einführt.. [mod]

    Gewaltphantasie gegen grosse Personenkraftwagen entfernt. void[/mod]


  • Entweder die Geburtenrate aller Buddhisten weltweit ist unter 2,1 oder über 2,1. Unter 2,1 ist eine sehr große Hilfeleistung für den Planeten und außerdem Vorbildhaft.
    Wenn du das nicht ernst nimmst, dann ist das eben dein Geist aber nicht sachlich. Ich finde nur die konkrete Geburtenrate nicht. Hatte mal gelesen 1.6, also ähnlich der Geburtenrate der Deutschen. Kanns halt nicht belegen. Alles unter 2,1 ist sehr gut. Reduziert die schädliche Spezies Mensch auf lange Sicht.

  • Axel:

    Ich stimme immer wieder einigen Einschätzungen Matthias' zu. Das bedeutet aber nicht, dass ich seiner Philosophie des 'Un-Buddhismus' zustimme.[…]


    Hallo Axel, auch du entwirfst ein Bild von mir, vor dessen Hintergrund zu interpretieren sei, um was es hier geht: Hidden Agenda, Fleisch- bzw Geistwolf, Köder, Nebelkerze, Gehirn im Tank, gefährlicher als alles, was irgendwelche Trottel-(X)-Buddhisten anstellen können, McMahan als nützlicher Idiot, genauso hilfreich wie Donald Trump...


    Ein sachliche Darstellung sähe anders aus. Das ist stattdessen wieder das ad hominem, mit dem versucht wird, vom konkreten Thema abzulenken – welches Ich gestern früh noch mal skizziert hatte.


    Weiter benutzt du eine zweite rethorische Strategie der Ablenkung. “Meine” Philosophie würde nichts an der “ökologischen Katastrophe” ändern. Und da die Philosophie der anderen hier daran auch nichts ändern würde, wäre das um was es in diesem Thread geht, auch zu verwerfen. Diese Konklusion beruht jedoch auf einem Syllogismus, bei dem du erklären müsstest, warum du seine zwei Prämissen zusammenfügen kannst.


    Zu “meinen” Quellen, ein paar Stichworte: Meine erste Quelle bzw. Inspiration ist Foucault und sein Begriff von der Episteme bzw. dem historischen Apriori. Das hat direkt mit dem zu tun, um was es hier geht. Mit dem gestern gebrachten Begriff der Prozesshaftigkeit verbindet sich praktischerseits z.B. der Name Gene Gendlin, genauso wie bestimmte Praktiken aus den Traditionen des Mahamudra und des Ati-Yoga.


    Mit Laruelle befasse ich mich seit ca. drei Jahren nicht mehr. Das hat Gründe, die hier zu weit führen. Man kann aber sagen, lies “Was ist Philosophie?” von Deleuze/Guattari, das ist vielfach klarer, viel besser zu verstehen und schliesst an Foucault an.


    Bzgl. Glenn Wallis: Das Projekt Spekulativer Non-Buddhismus (SNB) ist spätestens seit Ende 2014 tot. Ich betrachte heute seine Idee zwar z.T. als wichtigen Impulsgeber aber andererseits auch als seine persönliche Auseinandersetzung mit seiner Buddhismusbiografie. Was bei Wallis insbesondere fehlt, ist eigentlich genau die historische Betrachtungsweise, wie sie z.B. McMahan vorführt. Wallis ist ahistorisch indem er den Status Quo des Buddhist Modernism als statischen Ausgangspunkt nimmt, ohne ihn diachron oder synchron zu differenzieren, um daran seine Kritik aufzubauen. Weiter ist die Idee des Non und diejenige eines spielerischen Umgangs mit Ideen im SNB-Projekt von einem sehr autoritären Gestus überlagert und verdrängt worden, der schlussendlich zum Tod des Projektes führte.


    Dass bei Dir der Eindruck des Flunkerns entsteht ist allerdings evtl. nachvollziehbar. “Das Ende des Buddhismus wie wir ihn kennen” ist aber keine Frage “meiner Ideengeber”, sondern eine Folge der Anwendung eines bestimmten Verständnisses des Mulamadhymakakakarika auf ihn selbst. Sein Ende ist gewissermaßen in ihm selber angelegt – ich denke in bestimmten Traditionen des Buddhismus wird das auch sehr deutlich.


    Das allerdings ist nicht Thema dieses Threads. Ich verspüre auch kein Bedürfnis, das öffentlich weiterzuführen.


    Es stimmt aber: Meine Kritik ist in dieser Hinsicht weitaus fundamentaler “als die meisten es hier verstehen können”, wie Du sagst. Es ist dennoch kein Geflunker oder gar Heuchelei, wenn man, wie in diesem Thread, ‘nur’ einen Aspekt dieser Kritik bringt – der, wenn man weiter geht, genau in das führt, um was es bei der fundamentalsten Kritik geht...


    Tja, was noch... und ich werde es nicht noch einmal unternehmen, “die Non-Philosophie von Laruelle” zu erklären. Ich werde aber natürlich auch nicht die Klappe halten. Warum sollte ich das?


    Eher würde ich erwarten, dass Du, in einem dazu eröffneten Thread, etwas dazu sagst, was Dein Verständnis gewisser “grundlegender Texte” ist von denen Du sprichst. Ich würde mich über eine entsprechende Auseinandersetzung freuen.


    ... Sunu, Holtzklotz, u.a. danke für einige Beiträge. Das an Axel reicht erstmal für heute.


    morpho: Ich bin nur ich, kein weiteres Nick.

  • Ich kenn mich mit den angeführten Philosophen nicht aus.
    Daher kann und will ich nicht inhaltlich mit Dir debattieren.
    Dennoch habe ich eine Frage, die Du vielleicht beantworten möchtest:
    Was versprichst Du Dir davon, wenn alle Buddhisten Deine Gedanken verstehen und teilen würden? Was würde sich ändern, Deiner Meinung nach?

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • kilaya:

    Ich persönlich sehe es zwar als wichtigste Bodhisattva-Aktivität an, mich auf die Erleuchtung zu fokussieren, aber ich verliere in meinem Leben auch nie die Dinge des Alltags aus dem Blick.


    Das hieße ja praktisch, dass man Erleuchtung eher außerhalb des Alltags "finden" könnte und dem Alltag nebenbei halt auch noch zeitweise seine Berechtigung zugesteht. Geht es nicht gerade darum, im Alltag immer wieder achtsam zu schauen: "Und was bedeutet die Lehre genau jetzt?"
    Nur so wird sie ja lebendige Praxis, oder?


    Also mir ist schon manchmal aufgefallen, dass spirituelle Leute sich quasi in Wartestellung befinden und sich innerlich sagen "Ich werde dann schon ein guter Mensch sein wenn ich erstmal weit genug in meiner Übung fortgeschritten bin - aber jetzt bin ich noch nicht so weit". Das hat teilweise ein Geschmäckle von "Selbstsedierung" und ich denke es steht ja auch nirgends in den diversen Schriften, dass man nicht auch schon vor der Erleuchtung sinnvolle Dinge tun darf, die sich rein aus dem gesunden Menschenverstand heraus ergeben.

  • Axel:


    Natürlich fühle ich mich gebauchpinselt, wenn Du mir zustimmst, aber ich hoffe, dass Du auch wahrgenommen hast, dass meiner Meinung nach der 'Buddhismus' (von einzelnen Vertretern abgesehen) nichts, aber auch wirklich gar nichts zur Lösung der wirklich wichtigen Themen heute, der drohenden ökologischen Katastrophe, beiträgt, wie Matthias auch. Der 'Mainstream-Buddhismus' ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung, trotz seines unerträglich arroganten Anspruchs, die 'Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind'.


    Der einzige Unterschied zwischen Butterland und Matthias ist, dass Ihr unterschiedliche Musikwünsche an die Kapelle habt, während die 'Titanic' sinkt.



    Die Erde wird nach allem was wir heute wissen untergehen.
    Ich denke niemand trägt Schuld daran. Die Frage ist nur, ob wir einen qualvollen Tod haben wollen oder nicht und das ist eine Frage, deren Antwort nur von einem Selbst abhängt.

    Einmal editiert, zuletzt von Sunu ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde, dass diese Kritik nicht anti buddhistisch ist, sondern sich sogar gut ergänzt.


    Im Dharma geht man oft von der Wahrnehmung aus und versucht von da aus, Phänomene in ihrer Abhängigkeit als leer zu sehen. Dies kann aber ( als Nebenwirkung) dazu führen die ganze Ebene des Phänomenalen zu einer Transzendenz zu verabsolutieren.


    Von daher kann es dann sinnvoll sein, eben buddhistische Ideen und Konzepte in ihrem historischen Enstehunszusammenhang zu betrachten. Was man damit erreichen könnte, wäre aber bestenfall, dass Buddhismus nicht mehr so gut als Legitimationsgrundlage für Formen von Ausbeutung und Machtausübung verwendet werden kann.


    Von daher ist das durchaus ein sinnvoller Ansatz, den ich sehr unterstütze.


    Andererseits ist aber wohl leider so, dass das womöglich nicht so viel ausmacht:


    Erstens weil der Buddhismus so eine marginale Sache ist. Und zweitens weil ja meistens das Handeln zuerst da ist, und dann alles Mögliche und Unmögliche verwendet werden kann, um es zu legitimieren.


    Womöglich hätten wir dann eben einen Döring der statt als Priester als Vertrauenspolist Kinder missbraucht? Und auch Ole Nydahl wäre ja auch wenn er nicht Buddhist wäre so eine charismatische Gestalt, die Mittel gefunden hätte, bekannt zu werden. Vielleicht wäre er ja auch als Abenteurer und Buchautor berühmt geworden. Die Robe ist nur eine Möglichkeit neben anderen, an Strahlkraft zu gewinnen. Und auch der Kapitalismus braucht keinen buddhistischen Diskurs sondern verwertet lustig alles was geht.


    Klar kann man auch so sein persönliches Zeichen setzten, indem man statt einer Plastikzahnbürste eine Holzzahmbürste verwendet. Aber dann ist es so, dass man ganz leicht die marginale Wirkung des eigenen Tuns übersieht.

  • Axel:

    Zitat

    Schafft es irgendjemand, Matthias auf der Grundlage seiner Philosophie zu kritisieren?


    Nee, dann müsste ich mich da ja erst mal qua reinversetzen.
    Dekonstruktivismus https://kulturkritik.net/begri…hp?lex=dekonstruktivismus hab ich schon ewig lange 'abgehakt'.
    Konstruktivismus und Dekonstruktivismus bilden ja gegenseitig von einander abhängige Pole,
    insofern auch Dekonstruktion und (kritische) Neu-Konstruktion. Das ist wie bei besagter Schleife.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Ich finde es auch wichtig und richtig, Religion und Tradition grundsätzlich zu hinterfragen.
    Für mich sieht es so aus, als gäbe es da ein Grundproblem, dass fast jeder, der sich so einem "System" verschreibt zunächst mal der Meinung ist, dass es etwas Besonderes ist, und das ist für den Einstieg wahrscheinlich sogar notwendig, weil daraus ein zunächst oberflächliches Vertrauen in die Aussagen der Texte entsteht, das einem erlaubt, einen Wandlungsprozess beginnen zu lassen. In dem Stadium ist man quasi gezwungen, dass das Ego die Lehre toll oder wenigsten gut findet.


    Da sich aber all diese Systeme mit Fragen des Lebens auseinader setzen tun sie eigentlich nichts anderes, als das, was jeder x-beliebige Mensch auch tut - einfach weil er/sie geboren wurde und mit der Welt klar kommen muss. In den Systemen wurden stinknormale Lebenserfahrungen aufgeschrieben und weiter gegeben, die dem Leser Zeit sparen helfen sollen, aber es geht trotzdem um das stinknormale Leben.
    Deshalb heißt es wohl auch im Zen, dass man den Buddha töten soll, wenn man ihn trifft, weil das System nichts Besonderes in sich hat, das dem stinknormalen Leben auf irgendeine Art überlegen wäre.
    Der Wandlungsprozess geschieht ja durch das Leben und findet vermutlich in jedem Lebewesen statt, also muss man sich vom Gefühl der Besonderheit irgendwann lösen, wenn es nicht mehr erforderlich ist. Dann kann das System auch nicht mehr als Legitimation dienen Dinge zu tun, die der gesunde Menschenverstand verneint.


    Verharrt man in dem Gefühl der Besonderheit, dann passiert eigentlich das Gegenteil von dem, was das System begünstigen wollte. Man entfernt sich immer mehr vom Leben zugunsten von etwas Besonderem. Man findet darin eine Ausstiegsmöglichkeit, anstatt es als Chance für einen Neueinstieg mit konstruktionsbedingten Umwegen wahr zu nehmen. Damit verlagert man seine Verblendung also nur von weltlichen Inhalten auf spirituelle Inhalte und damit ist nichts "gewonnen".

  • Zitat

    Ich finde es auch wichtig und richtig, Religion und Tradition grundsätzlich zu hinterfragen


    Ja, aber das hat hier nix mit dem klassischen Hinterfragen zu tun, sondern mit einem Implodieren, einem Zersetzen, die Struktur des äußeren Dharma soll sozusagen untergraben werden, in Zweifel gezogen, und um diesen Zweifel zu bestärken werden zum Beispiel bestimmte Begriffe oder Bilder reingeworfen die intellektuell paralysieren; er, der Zweifel, soll sich innerhalb der Struktur selber erwecken in Form einer grundsätzlichen Zweifelhaftigkeit und von da aus auch Begründen.

  • Ich verstehe die ganze Diskussion nicht. Buddhismus ist doch auch "nur" eine Religion wie alle anderen auch.


    Grundsätzlich bin ich der Meinung, ein Individuum sollte nicht versuchen die Religion seinen individuellen Bedürfnissen anzupassen, sondern besser seine Bedürfnisse der Religion anpassen. Das ist der Sinn einer Religionszugehörigkeit.


    Jedem Mensch steht es frei aufgrund seiner Individualität eine Religion, Weltanschauung, Philosophie auszusuchen oder neu zu schaffen die ihm entspricht.


    Man sollte Religion nicht mit Politik verwechseln. Religion hat keine weltlichen Aufgaben, Religion kümmert sich nicht um soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz etc.
    Religion ist kein Allheilmittel.