• Ich möchte mich an der Stelle mal äußern über ein Thema welches mir in der Meditation bewußt wurde. Darauf gekommen bin ich ursprünglich durch das Buch von Ramesh S.Balsekar "Schuld und Sünde". In der Meditation habe ich die nicht willkürliche Bewegung meiner Hände erkannt. Die Schlussfolgerung daraus wahr . Was ist in unserem Leben überhaupt willkürlich ? Können wir Täter sein? In wie weit sind wir für unsere Taten verantwortlich? Das beschäftigt mich. Genau diese Täterlosigkeit beschreibt Ramish in seinem Buch. In wie weit haben wir unser Leben im Griff? Ramish hat sicher zu einem nicht unerheblichen Teil recht. Wie seht ihr das ?

  • Ganz persönliche Meinung:

    Kannst Du Deinen Atem kontrollieren? Eher nicht.

    Kannst Du Deinen Atem beeinflussen? Aber klar doch!


    Ich denke, das gilt recht universell.


    Liebe Grüße, Aravind.

  • Wie seht ihr das ?

    Ist das dein einziges Problem?

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Ich möchte mich an der Stelle mal äußern über ein Thema welches mir in der Meditation bewußt wurde. Darauf gekommen bin ich ursprünglich durch das Buch von Ramesh S.Balsekar "Schuld und Sünde". In der Meditation habe ich die nicht willkürliche Bewegung meiner Hände erkannt. Die Schlussfolgerung daraus wahr . Was ist in unserem Leben überhaupt willkürlich ? Können wir Täter sein? In wie weit sind wir für unsere Taten verantwortlich? Das beschäftigt mich. Genau diese Täterlosigkeit beschreibt Ramish in seinem Buch. In wie weit haben wir unser Leben im Griff? Ramish hat sicher zu einem nicht unerheblichen Teil recht. Wie seht ihr das ?

    Das ist eine sehr interessante und meiner Meinung nach zentrale Frage für die Praxis.


    Ich kann nur von meinem Erleben sprechen.

    Meine Emotionen habe ich nicht im Griff. Zumindest nicht in dem Moment, in dem sie ansetzen.

    Dann aber kann ich mit ihnen umgehen, oft, aber nicht immer. Das hängt davon ab, ob ich meinen Kontrollknopf drücke oder ob ich mich dazu entschließe alles laufen zu lassen. Ich merke schon, dass das eine Sache des Wollens, des Entschlusses ist.

    Aber dazu muss ich erkennen, dass ich diese Möglichkeit habe und dann muss ich lernen zu erkennen, was da gerade abläuft. Dazu ist es hilfreich zu lernen, wie ich mich ein Stück weit von meinem inneren Geschehen distanzieren kann.

    Für mich sind das die zentralen Punkte des Dharma und der Grund warum ich mich damit abgebe.


    Die Traditionen bieten verschiedene Werkzeugkästen zum Erlernen dieser Fähigkeiten.

    Dazu gehören Methoden zum Erkennen, Methoden der Einsicht, Methoden der Beruhigung, Methoden der Umprogrammierung. Je nach Tradition werden mehr oder weniger der ganze Körper und alle Sinne in diese Prozesse mit einbezogen.


    Ich fühle mich für meine Taten verantwortlich. Wenn ich das nicht täte, dann gäbe es auch keine Möglichkeit irgendwas zu ändern. Also bin ich die Steuerfrau meines Schiffes.


    Ich weiß nicht, wie der Autor das mit der Täterlosigkeit meint. Und das "Tat ohne Täter" will ich mal außen vor lassen, auf der Ebene kann ich nicht wirklich agieren. Ich bin Täterin, im Guten wie im Schlechten. Aber ICH bin ein Ergebnis, ein Knotenpunkt unzähliger Schnüre.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Hmm... in der Philosophie und Psychologie ist es ja ein heiß diskutiertes Thema, inwiefern freier Wille tatsächlich existiert.


    Ich für mich hab beschlossen, dass es extrem vom Standpunkt abhängt. Es gibt schon Dinge, in denen wir von unseren Prägungen und unserem Umfeld gelenkt werden - vor allem, wenn wir uns das nicht bewusst machen. Zudem: wenn man nicht an ein "ich" glaubt, inwiefern ist die Frage dann relevant? Es gibt Dinge, über die kommt man nicht hinweg, aber welche das sind, hängt enorm von der Perspektive ab. Es darf In jedem Fall nicht dazu kommen, dass man seine Verantwortung abgibt - wir haben durchaus Entscheidungsspielräume, und die sollte man nutzen.

  • In wie weit sind wir für unsere Taten verantwortlich?


    Insofern als dass die WurzelBedingungen für das weitere Aufkommen bestimmter unheilsamer GeistZustände im Moment der Anhaftung an Begehren, Hass, Verblendung entstehen. Zum grösseren Teil wurzelbedingt sind ebenso die heilamen GeistZustände.


    Die Taten werden in Abhängigkeit vom GeistZustand ausgeführt.




    :earth:

  • Hmm... in der Philosophie und Psychologie ist es ja ein heiß diskutiertes Thema, inwiefern freier Wille tatsächlich existiert.


    Ich für mich hab beschlossen, dass es extrem vom Standpunkt abhängt.


    Der buddhistische Standpunkt ist der, dass jedes Wollen bedingt ist. Insofern also nicht unabhängig oder frei und für sich allein existent irgendwo ist.


    Genaugenommen gibt es nichteinmal "den Willen". Sondern immer nur jeweils ein Wollen in Abhängigkeit.



    :earth:

  • Hallo Netsrot,

    ich durfte Ramesh persönlich kennenlernen. So wie ich ihn verstanden habe, geht es nicht darum, zu meinen, man hätte überhaupt keine Kontrolle. Jeder Mensch hat einen gewissen Rahmen, in dem sich sein "freier Wille" entfalten kann. Die Grenzen dieses Rahmen hängen ab von seinem Bewusstsein und dem Grad seines Erkennens. Sie können sich also im Laufe des Lebens durchaus erweitern. Dennoch bleiben da Grenzen. Und die sind ja auch nicht unbekannt, s. Hirnforschung.

    Letztlich ist jeder Mensch der Erbe seiner Gene, seiner Umgebung, seiner daraus folgenden Taten und wenn man das denn glaubt, auch der Erbe seines aus dem vorherigen Leben übertragenen Karmas.


    Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass ich vor 50 Jahren nicht hätte anders handeln können, als ich damals gehandelt habe. Heute würde ich jedoch anders handeln. Konnte ich etwas dafür? Ich bezweifel, dass wir da eine Wahl haben. Wir sind zu jedem Zeitpunkt so, wie es uns gerade möglich ist. Trotzdem fühle ich immer dieselbe Verantwortung für meine Entscheidungen, heute mehr denn je. Denn manches Mal habe ich GESEHEN, aber dennoch zuwider gehandelt, weil die Triebe mich quasi im Griff hatten. Deshalb ist es so wichtig, seine Triebe (Tendenzen), das, was einen treibt, zu erkennen, zu durchschauen und - wenn nötig - mit aller Kraft zu unterbinden. Dazu gehört auch das Mit-Gefühl für die eigene Unzulänglichkeit.


    Das hat auch Ramesh getan.

    Seine Worte haben mir vor 26 Jahren sehr gut getan, denn ich erkannte aufgrund einer anderen Erfahrung Jahre zuvor, dass ich mich nicht mehr grämen muss, weil ich nicht perfekt bin oder Fehler in meinem Leben gemacht habe. Diese Erkenntnis (Jahre zuvor) beruhte auf einer einfachen Erfahrung während des Staubwischens. Ich sah, ich wäre immer dieselbe und wäre immer an derselben Stelle meines Lebens angekommen, auch ohne meine ständige Sorge "wer bin ich, was mach ich, bin ich eine gute Mutter, bin ich hübsch genug, mögen mich die "anderen" ...?" Ich war auf einmal so entspannt wie noch nie in meinem Leben (außer in der Kindheit) und tat mit Freude das, was vor meinen Füßen lag. Ich darf sein wie ich bin. Denn über alles Andere habe ich keine Kontrolle.


    Dieses Wissen hat mich bis heute - mit Unterbrechungen ;) - begleitet. Die Lehre Buddhas hat dieses Wissen nur noch verstärkt.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Liebe Monikadie4


    Was Du schreibst klingt sehr ehrlich. Ich habe vor einigen Woche ,nach dem ich mich mit den Texten von Ramish beschäftigte selber einschneidende Erfahrungen gemacht. In einer meiner täglichen Meditationen konnte ich vollständig loslassen. Ich beschäftigte mich im Bewußtsein mit der Täterlosigkeit ( wie von R beschrieben ). Ich überlegte mir Situationen meines Lebens und prüfte gedanklich meine Kontrolle und Verantwortlichkeit meiner Person in der Situation, so wie Ramish es im Buch vorschlug. Dann versuchte ich diese " Verantwortungslosigkeit " gefühlsmäßig zu erleben und wie immer mit Achtsamkeit auf alles zu achten was da kommt. Die Gedanken werden dann erfahrungsgemäß weniger und stören nicht mehr. Im nächsten Moment konnte ich vollständig loslassen. Ich hörte die Handwerker draußen arbeiten, sah den Raum vor mir, alle Sinne wahren da . Es wahr so wie es ebend wahr .

    Nicht nur das alles mehr oder weniger , wie so oft in der Meditation,von gleicher Wertigkeit durchdrungen gewesen ist, sonder jegliche Laßt wahr gelöscht. Eine wirkliche ehrliche Freiheit. Unglaublich erlösend nicht ausreichend zu beschreiben . Der Eindruck dieser Erfahrung hielt noch lange an. Noch heute wenn ich mir das erleben in die Erinnerung rufe rieselt es mir den Rücken herrunter. Man ist gewillt dieses Erleben zu wiederholen. Doch genau da liegt der Hase im Pfeffer, denn in dem Moment ist da zwangsläufig ein ganz großes ICH. Es ist wirklich sehr mitfühlenswert wie sehr wir im ich gefangen sind und daraus unsinnigste Handlungen begehen. Nur eine Minute wirklich sein lassen , so lassen, nicht beurteilen, Eine Minute nur völliges Vertrauen in die Dinge und Phänomene wie sie sind und diese kaputte Welt kann erstrahlen. Das ICH , der größte und geschickteste Betrug der Welt.

    Mit dieser Beschreibung einer Erfahrung möchte ich die Anmerkungen Ramish zur Verantwortung bzw Nichtverantwortung unterstreichen. Es " lohnt" sich diesem Konzept zu folgen

    • Offizieller Beitrag

    Verantwortung ist ja etwas Soziales. Einerseits, dass man geegenüber anderen eine bestimmte Pflicht übernimmt und dann dafür Rechenschaft ablegen muss. Andererseits natürlich auch in so einem retrospektiven Sinne: Etwas läuft schief, und man versucht herauszufinden, wer was anders hätte machen müssen.


    Und weil das eher was Soziales ist muss man nach einem Täter ja nicht in sich selber suchen. Man ist ja keine russische Matroschka-PuppeSondern es geht viel um die Frage: Inweiweit bin ich fähig etwas zu versprechn und dann auch einzuhalten. Je mehr man da unter Kontrolle hat, desto mehr kann man versprechen und auch einhalten.


    Im Prinzip ist es da auch nicht so ein großer Unterschied, ob es um einen selbst oder um andere geht. Auch ein Abteilungsleiter steht ja vor der Frage, was er versprechen und halten kann. Und da gibt es halt die eine Abtwilung, die so gewandt ist, und wo alle so gut zusammenarbeiten, dass man sich mit Eleganz den Herausforderungen anpassen kann. Und in der anderen Abteilung ist es so, dass man gegenseinader arbeitet und der Abteilungleiter seine Leuten nicht vertrauen kann und er deswegen nicht so viel versprechen kann. Hat dann die eine Abteilung mehr freien Willen als die anderen? Ich glaube das ist so das falsche Wort, und ich denke man müsste eher sagen, sie hat mehr Sammlung - sie kann mehr als Einheit handeln, wesegen man ihr mehr vertrauen kann. Auch das Wort "Kontrolle" klingt so, als müssten nicht die Teile des Geistes besser zusammenwirken sondern als wäre da ein Teil der sich die anderen Untertan machen müsste.


    Statt zu fragen, ob im Täter eine Täter ist und ob der Geist frei oder unfrei ist oder mal wieder über den Wassern schwebt ist es besser zu fragen, ob und wie die Teile zur Einheit gesammelt wird, so dass man sich darauf verlassen kann.


    Es ist so eine Ironie des Buddhismus das glechezeitg eine Selbst-Instanz geleugenet wird, gleichzeitg aber durch Sammlung eine Einhetlichkeit des hadelns erzielt wird, die jedem Anhänger eines Seelenglaubens gefallen würde.

  • Freier Wille oder Schicksal, das ist ein interessantes Thema. Ich denke, wir liegen genau in der Mitte betroffen von beidem.

    Unser Karma legt fest, welche Zutaten wir im Leben haben. Ob gute oder schlechte Zutaten. Es legt fest, welche Gedanken aufsteigen und welche Situationen wir erleben. Welche Emotionen wir spüren.


    Dennoch bleibt der freie Wille, die Handlung selbst. Ob du die Handlung ausführst oder nicht, das ist der wichtigere und entscheidendere Punkt. Dort sehe ich den freien Willen. Tun oder nicht tun.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Versuchte Deutung des Begriffs im Sinne der Lehre des Buddha:


    Der zur wirklichen Freiheit führende Wille äussert sich in dem Willen zur Achtsamkeit.


    --


    2 Möglichkeiten der Betrachtungen dessen, was vielleicht unter dem Begriff "Freiheit des Willens" verstanden werden könnte:


    a) Frei sein wovon? (in Teilen: bei I. Kant zu finden, noch absoluter: budhhistische Lehren)

    b) Frei sein wozu? (SelbstbestimmungsIdee, politische Freiheiten, u.s.w.)



    a) und b) verweisen jeweils aufeinander, wenn man nach jeweiligen Beispielen der anschaulichen Beschreibungen sucht.




    :earth:

  • ... Welche Emotionen wir spüren.


    Dennoch bleibt der freie Wille, die Handlung selbst. Ob du die Handlung ausführst oder nicht, das ist der wichtigere und entscheidendere Punkt. Dort sehe ich den freien Willen. Tun oder nicht tun.

    Nachdem ich meinen Beitrag abgeschickt hatte, durfte ich diesen "freien Willen" noch einmal in der Realität "durchspielen". Eine Äußerung meines Mannes drückte einen bestimmten Knopf bei mir so stark, dass ich sehr viel Wut fühlte und heftig reagierte. Schnell besann ich mich und untersuchte meine Wut vor dem Hintergrund meines Beitrags. Ich entschied mich für den Frieden und wurde sofort ruhig. Ich hatte die Wahl.

    Aber ohne die Einsicht und jahrelange meditative Übung mit meinen Tendenzen, Gefühlen, Gedanken wäre mir diese Entscheidung nicht möglich gewesen.

    _()_

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  • Der freie Wille und sein Gegenpart, die Determinierung, sind in erster Linie westliche philosophische und psychologische Konzepte.


    Im Kompendium des Höheren Wissens stellt der indische Meister Asanga 51 Geistesfaktoren dar. So definiert er den Geistesfaktor Wille als das Gestaltende des Geistes, die Tat des Geistes. Seine Funktion ist es, den Geist zu heilsamen, unheilsamen oder neutralen Taten zu aktivieren.


    Dieser Geistesfaktor Wille ist aber ein abhängiges Phänomen, denn es hängt ja von Ursachen und Umstände ab, ob er unserem Geist zu heilsamen oder unheilsamen Taten aktiviert. Hier spielen auch die karmischen Potenziale, die wir durch frühere Handlungen im Geist angesammelt haben, eine Rolle.


    Diese karmischen Potenziale legen uns nicht deterministisch, schicksalhaft fest, denn durch Bereinigungsübungen können wir negative karmische Potenziale vernichten, so dass sie ihre Wirkung, das Leiden, nicht mehr hervorbringen können.


    Wir werdern durch die Wirkungen unserer Taten geprägt, aber sind ihnen nicht hilflos ausgeliefert, weil wir etwas gegen sie unternehmen können, was natürlich bezüglich der karmischen Potenziale, die Leiden bewirken, bedeutsam ist.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    • Offizieller Beitrag
    Helmut:

    Der freie Wille und sein Gegenpart, die Determinierung, sind in erster Linie westliche philosophische und psychologische Konzepte.

    Genau. Und ich glaube, beides sich zunächst von einer "subjektiven" Warte aus gedacht und beschreiben - also vom eigene Empfinden her:

    Wenn der eigene Willen auf Grenzen trifft, fühlt man sich unfrei, wenn nicht frei. Es wird also eher ein Result beschrieben. Erst auf auf bais dieses subjektiven Empfindens sind die philsophischen Begriffe enstanden.


    Während das eigentlich interessante ist, wie dieser Wille produziert wird. Ist der Wille so geschmeidg, dass man er auch anderen Bedingungem anpassen kann (ohne heftig zureagieren) , dann wird man häufiger Situationen erleben, wo man sich frei fühlt. ist der Willen dagegen starr und unflexibel, dann wird er häufiger auf Grenzen stossen und das als Unfreheit erleben. Den Unterschied den Monika in ihrem Beitrag beschreibt:

    Monikadie4.:

    Nachdem ich meinen Beitrag abgeschickt hatte, durfte ich diesen "freien Willen" noch einmal in der Realität "durchspielen". Eine Äußerung meines Mannes drückte einen bestimmten Knopf bei mir so stark, dass ich sehr viel Wut fühlte und heftig reagierte. Schnell besann ich mich und untersuchte meine Wut vor dem Hintergrund meines Beitrags. Ich entschied mich für den Frieden und wurde sofort ruhig. Ich hatte die Wahl.

    Aber ohne die Einsicht und jahrelange meditative Übung mit meinen Tendenzen, Gefühlen, Gedanken wäre mir diese Entscheidung nicht möglich gewesen.

    Von daher -weil sie eher Resultate beschreiben -sind die Begriffspaar "Freier Wille" vs "unfreier Wille" nicht sehr zielführend . Die buddhistische Denkweise wo der Begriff der "Anhaftung" ( das was den Willen unfrei macht) zentral ist, setzt da am Ursprung des Willens am.

  • Diese karmischen Potenziale legen uns nicht deterministisch, schicksalhaft fest, denn durch Bereinigungsübungen können wir negative karmische Potenziale vernichten, so dass sie ihre Wirkung, das Leiden, nicht mehr hervorbringen können.

    Die karmischen Potentiale, ob heilsam oder unheilsam begrenzen den freien Willen…..aber, ich bin nicht der Meinung, dass wir negative karmische Potentiale, bzw. karmische Gestaltungen so einfach vernichten können; das käme ja den ehemaligen Ablasshandel der Katholiken gleich.

  • Der freie Wille und sein Gegenpart, die Determinierung, sind in erster Linie westliche philosophische und psychologische Konzepte.

    Genau. Und ich glaube, beides sich zunächst von einer "subjektiven" Warte aus gedacht und beschreiben - also vom eigene Empfinden her:

    Wenn der eigene Willen auf Grenzen trifft, fühlt man sich unfrei, wenn nicht frei. Es wird also eher ein Resultat beschrieben. Erst auf auf Basis dieses subjektiven Empfindens sind die philosophischen Begriffe enstanden.


    Bei i. Kant zB ist das, was mit "Der Wille" bezeichnet wird, einerseits das Neigende (Triebe, Affekte, Gefühle - das ist bei ihm im Neigungsbegriff alles drin) und anderseits die Fähigkeit, gesetzhaft/vernunftbestimmt zu handeln.


    Ein freier Wille ist bei ihm Autonomie. Damit bezeichnet er den Zustand der Nicht-Fremdbestimmtheit durch eine Neigung.


    Eine "willensfreie" Handlung ist bei ihm eine Handlung unabhängig von einer Bestimmheit durch Neigungen.


    Die Frage nach dem Begriff des freien Willens ist auch eine Frage nach dem Begriff der "Freiheit". Und da gibt es sowohl in den westlichen Philosophien, als auch in den Redensarten der Völker auch die Auffassung, dass man frei von einer Sache sein kann.


    Und dass hier eine grosse Sache, eine Freiheit drin liegt: in der Wunschlosigkeit (weil man alles hat was man haben will, was man sehr verschieden auffassen kann und auch tut)


    Bei Kant siehts ganz gut aus, finde ich: jeweils bedingter Wille auf der einen Seite, und dann vernunft-/konsequent durch sich selbst bestimmter "Wille".


    Aber der Begriff "Wille" selbst ist dermassen grob und "krude" ... ich frage mich, wieviele Leute Kopfschmerzen bekommen, wenn sie hierzu den wiki-Eintrag lesen.




    :earth:

  • ne ne da liegst du falsch hedin02,

    durch Bereinigung bereust du deine geistigen ,körperlichen oder sprachlichen Taten . Und vorrausgesetzt dieses Bereuen kommt von ganzen Herzen und ist nicht künstlich, dann ist doch dieses geistige Potential welches dich zu dieser Handlung führte nicht mehr da . Dazu gehört auch ,die Sache aus der Welt zu schaffen und in Zukunft Selbiges nicht mehr zu wiederholen. Dann ist es Bereinigt und es kann daraus nichts Leidhaftes mehr entstehen. So jede falls sehe ich das. Ist vielleicht etwas umständlich ausgedrückt. So einfach ist also Bereinigen nicht. Der Ablasshandel ist nur eine völlig verdrehte und falsch verstanden Form zu Kunsten der Leute die daraus Profit schlagen. Aber ich finde die Beichte in der Kirche gar nicht so verkehrt

  • durch Bereinigung bereust du deine geistigen ,körperlichen oder sprachlichen Taten . Und vorrausgesetzt dieses Bereuen kommt von ganzen Herzen und ist nicht künstlich, dann ist doch dieses geistige Potential welches dich zu dieser Handlung führte nicht mehr da .


    Das habe ich mir auch gedacht, dass sowas damit gemeint sein könnte, als davon


    denn durch Bereinigungsübungen können wir negative karmische Potenziale vernichten, so dass sie ihre Wirkung, das Leiden, nicht mehr hervorbringen können.


    die Rede war. Ich kenne diese Praxis und fand sie selbst mehrmals heilsam/reinigend. Ich möchte aber fragen, worauf gründend gesagt wird, dass da ein "geistiges Potential" nicht mehr da wäre, was entsprechendes, unheilsames und nun tief bereutes Handeln nicht doch wieder einmal wurzelbedingt hervorbringen könnte?


    Es ist ja mit so einer PraxisHandlung nicht ein für alle Mal der Hass zB ausgemerzt. Eher wurde ein richtigerer Umgang mit dem Vergangenen erreicht, was womöglich zu weiteren heilsamen Anerkennungen der Wirklichkeit führen kann und damit nach und nach zu einem Zustand mit deutlicher weniger Anwesenheit von Hass in dem spezifischen Fall.




    :earth:

  • Von daher -weil sie eher Resultate beschreiben -sind die Begriffspaar "Freier Wille" vs "unfreier Wille" nicht sehr zielführend . Die buddhistische Denkweise wo der Begriff der "Anhaftung" ( das was den Willen unfrei macht) zentral ist, setzt da am Ursprung des Willens am.

    Den Einwand verstehe ich nicht. Es geht hier vor allem um den freien Willen. Und deshalb habe ich meine Erfahrung wiedergegeben. Ich konnte sehen, dass ich die Wahl hatte, und habe mich entsprechend entschieden, weil ich nicht mehr anhafte an meinen unguten Gefühlen. Das eine folgte aus dem anderen. Die Betonung liegt auf "freier Wille zur Entscheidung".


    Auch wenn ich meine Anhaftung kenne, heißt das noch nicht, dass ich mich heilsam entscheide. Es ist eine Frage der Reife bzw. wie stark mein "freier Wille" ist, mein Wunsch ist, mich (und andere dadurch) zu befreien, anstatt meiner Wut nachzugeben, die sich für mich übrigens das ganze Leben lang als kraftvoll, durchsetzend und stark angefühlt hat. Ich habe mich also von etwas getrennt, das ich eigentlich als Stärke an mir liebte (so dumm das auch sein mag).

    _()_

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  • Es ist ja mit so einer PraxisHandlung nicht ein für alle Mal der Hass zB ausgemerzt. Eher wurde ein richtigerer Umgang mit dem Vergangenen erreicht, was womöglich zu weiteren heilsamen Anerkennungen der Wirklichkeit führen kann und damit nach und nach zu einem Zustand mit deutlicher weniger Anwesenheit von Hass in dem spezifischen Fall.

    Ja, der beste und sicherste Weg, den Willen in Zukunft zu mehr heilsamen Handlungen zu führen, sind heilsame Handlungen im „Jetzt“.

    Weitere Möglichkeiten, die wesentlich schneller zum Erfolg führen, wären:

    den Umständen, die unheilsame Handlungen hervorrufen, aus dem Weg zu gehen, und noch effizienter und praxisgerechter:

    den Lebenswandel im Alltag so zu gestalten, dass der Wille zu unheilsamen Handlungen erst gar nicht in Erscheinung tritt.

    Der freie Wille macht diese drei Alternativen möglich.

    Das sind Maßnahmen, die durch Mitgefühl und Empathie gestärkt, die Hinwendung der Absicht und des Willens zu heilsamen Handlungen begünstigen können.


    Gier und Hass werden auf der anderen Seite des Bewusstseins (vipaka) wirksam. Dort wird nicht gehandelt, sondern gesehen gehört, gerochen usw., dort werden Gefühle erfahren, die dann je nach dem, begehrt und ergriffen werden


    Die unheilsamen Wurzeln, Gier und Hass, welche Leid/Dukkha verursachen, können in dem Masse verringert werden, in dem deren Ursachen (Verblendung/Unwissenheit) vorher beseitigt wurden.


    Das ist aber eine ganz andere Baustelle, wie die der Absicht und des Willens zu Handlungen.

  • Natürlich ist der Wille immer determiniert, also von Bedingungen abhängig. Dennoch ist man gezwungen zwischen heilsam und unheilsam zu unterscheiden und möglichst bewusst zu handeln. Die Kontrolle völlig aufzugeben in der Meinung sie wäre ohnehin nur Illusion halte ich für einen gefährlichen Trugschluss.


    Wieder mal passend:


    Zitat


    Wie, ihr Mönche, unter allen gewobenen Gewändern das härene Gewand als das schlechteste gilt - denn das härene Gewand ist in der Kälte kalt, in der Hitze heiß, häßlich, übelriechend und fühlt sich rauh an - , ebenso auch, ihr Mönche, gilt unter all den zahlreichen Lehren, der Asketen und Priester die Lehre des Makkhali (siehe A.I.30; A.III.62.) als die schlechteste; denn Makkhali, dieser törichte Mensch, lehrt und ist der Ansicht, daß es keine Tat, kein Handeln und keine Willenskraft gibt. (*)

    A.III.138


    (*) Keine Tat mit künftiger Vergeltung (kamma), kein sittlich verantwortliches Handeln, keine Willenskraft, die zu einem Erfolg im Erlösungsstreben führen könnte.

    • Offizieller Beitrag

    Den Einwand verstehe ich nicht. Es geht hier vor allem um den freien Willen. Und deshalb habe ich meine Erfahrung wiedergegeben. Ich konnte sehen, dass ich die Wahl hatte, und habe mich entsprechend entschieden, weil ich nicht mehr anhafte an meinen unguten Gefühlen. Das eine folgte aus dem anderen. Die Betonung liegt auf "freier Wille zur Entscheidung".


    Auch wenn ich meine Anhaftung kenne, heißt das noch nicht, dass ich mich heilsam entscheide. Es ist eine Frage der Reife bzw. wie stark mein "freier Wille" ist, mein Wunsch ist, mich (und andere dadurch) zu befreien, anstatt meiner Wut nachzugeben, die sich für mich übrigens das ganze Leben lang als kraftvoll, durchsetzend und stark angefühlt hat. Ich habe mich also von etwas getrennt, das ich eigentlich als Stärke an mir liebte (so dumm das auch sein mag).

    _()_

    Es war kein Einwand gegen dich. Es war ein Einwand gegen den Begriff "Freier Wille" vs "Unfreier Wille" die ich für schlecht halte.


    Und dass eben das buddhistische Vokabular, wo es um die Arbeit an Anhafttungen geht, viel besser ist, weil es eben nicht so bei den Resultaten ( der erlebten Freiheit ) ansetzt.


    Dein Beispiel, also wie man in der Mefitationspraxis dafür sorgen kann, Anhaftungen anzugehen (z.B in Meditation ) und sich dass dann in der konkreten Situation als ein " Mehr an Freiheit" auswirkt. Warum kommst du auf die Idee, nur weil ich dich zitiere würde ich dir widersprechen oder hätte einen Einwand.


    Es gibt im Buddhismus keinen Grund so verbrauchte Altlasten der europäischen Philosophie wie "freier Wille" aufzugreifen, die auf autonomen Subjekten basieren. Ohne die man im Buddhismus super auskommt.

  • Ist der Wille oder die Wollende Handlung doch wohl nicht (determiniert: [im Voraus] bestimmen, festlegen, begrenzen). Der Wille ist wohl von dem erscheinenden bedingten Entstehen bedingt erscheinend, aber doch auf keinen Fall determiniert. Das ist auch in Gegensatz zur Lehre Buddha. Der ja schon durch, um das einfachste zu nehmen, Vergänglich, bedingt durch Vergänglichkeit bedingtes Entstehen und unpersönlich, jeden Determinismus ausschließt. Er kann natürlich nichts gegen den Determinismus machen den der Mensch sich mit freiem Willen einbilden kann.


    OH, der freie Wille ist eigentlich erst möglich wenn der Glaube festgelegt ist das es Determinismus gibt. Wille kann nur geäußert werden wenn geglaubt wird das determinierte Wirkungen erzielt werden können die natürlich durch Vergänglichkeit immer wieder eine freie Willensentscheidung erfordert. Nie enden die Wünsche des Menschen.


    Hab das von Dir eingeschobene Zitat erst nach meinem Beitrag gelesen.:)

    2 Mal editiert, zuletzt von Noreply ()

  • Ich halte die Begriffe eben nicht für schlecht. Und beim letzten Absatz bekomme ich einen Knoten im Kopf.

    Ich spreche aus Erfahrungen, Du - so scheint es mir - nur aus der Theorie, d.h. aus meiner Sicht philosophierst Du.

    _()_

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