Alles anzeigenIch sage das vorweg: meine Antwort ist jetzt keine theravadatypische Antwort, sondern Gedanken von mir, die mir grade als erstes eingefallen sind. Wenn da was falsch ist, dann kann man das gerne korrigieren oder kritisieren.
Alles anzeigenBuddhadasa Bhikkhu unterscheidet in "Inmitten von Samsara existiert Nibbana" auf Seite 6 verschiedene Nibbana-Kategorien. Das heisst drei verschiedene Formen wie es erscheinen kann: "als natürliches Ereignis, durch Unterdrückung von Befleckungen, durch das Ausmerzen von Befleckungen".
Lieber Spock,
es spricht für ihn, dass er das 'natürliche Ereignis'-Nirvana erwähnt.
Finde ich auch.
ZitatWas das 'Unterdrückung von Befleckungen'-Nirvana angeht, so kann dies, wenn es sich in Worten manifestiert mMn auf Weltlinge durchaus 'nihilistisch' wirken. Vielleicht entspricht es am ehesten dem, was ich mit Pkt 1 meinte. Wobei bei ihm heißt es da 'bewußte Kontrolle und Unterdrückung' und das liest sich für mich etwas zu hart, denn so meinte ich meinen Pkt 1 nicht. ich würde es vielleicht eher mit einer Art 'Sammlung' im Sinne von Konzentration vergleichen, die aber doch anstrengungslos ist, sonst wär's ja keine Befreiung.
Ich weiss nicht genau wie er das meint... Erklärungsversuche:
Nach meiner Erfahrung gibt es mehrere Möglichkeiten, wenn man von der rechten Anstrengung ausgeht, zB. wenn unheilsame Gedanken auftauchen:
ZitatZusammengefaßt: [WG]
Es gilt also:
- unheilsame Gedanken durch heilsame zu ersetzten
- die Verderblichkeit, das Elend der unheilsamen Gedanken erwägend, die Gedanken vertreiben
- die unheilsamen Gedanken nicht beachten, ignorieren und beim Meditationsobjekt verweilen
- die unheilsamen Gedanken erwägen, betrachten, analysieren und somit schrittweise auflösen
- die unheilsamen Gedanken mit Gewalt niederkämpfen
Man könnte das aber auch als "vorbereitend" sehen. Ich selber finde, dass der Übergang fliessend sein kann. Je nach Hartnäckigkeit und/oder Übung.
Der nächste Punkt ist, dass ich den Eindruck habe, dass unter "Konzentration" manchmal verschiedenes verstanden wird, was in meinen Augen seinen Ursprung in der Auslegung der Worte "citassa ekaggatā" hat, dh. entweder als "Einspitzigkeit des Geistes" (manchmal als Laserpointer gedacht) oder als "Einigung des Geistes" (im Sinne von "ich sammel mich mal kurz", das kommt vermutlich eher dem nahe was du meinst) oder auch "Konzentration" im Sinne eines Beharrungsvermögen. Manchmal auch Mischungen daraus oder das Wort wird unreflektiert benutzt (was ich jetzt nicht auf Buddhadasa beziehe). Die Interpretationen sind nach meinen Beobachtungen verschieden.
Lieber Spock,
die unterschiedlichen Konnotationen von "Konzentration" hast du klasse dargelegt, ganz toll! Ich verhake mich regelmäßig bei dem Begriff. Was 'rechte Konzentation' angeht, so neige ich neuerdings dazu, dies mehr als 'Beharrungsvermögen' zu verstehen, wobei klassische konzentrative Meditation durchaus eine Übung sein kann, die zu diesem 'rechten Beharrungsvermögen' hinführt.
Die Punkte aus MN20 sind - wie du schreibst - mit rechter Anstrengung verbunden, deshalb bekomme ich die gedanklich nicht mit bereits erreichtem Nirvana zusammen. Erreichtes Nirvana und Anstrengung geht in meinem Kopf nicht zusammen. Deshalb schrieb ich 'anstrengungslos' im Kontext von Sammlung.
ZitatSein 'völlige Auslöschung aller Befleckungen und die endgültige Überwindung der Unwissenheit'-Nirvana finde ich ambivalent, weil er zum einen auf die Fesseln abhebt, es dabei aber doch als final darstellt. Ich würde die Überwindung der Fesseln aber nicht als final darstellen, obgleich es Befreiung ist.
Meinen Pkt 2 würde ich auch nicht als final bezeichnen.
Was meinst du damit? Kannst du das genauer ausführen?
Naja, das liegt an der Resonanz, die die Mahayana-Unterscheidung zwischen Arhat und Samyaksam-Buddha in mir hervorruft - nicht in dem klassischen Mahayana-Sinne, weil mich doch einiges, was das Mahayana lehrt, etwas befremdet, aber das Prinzip der Unterscheidung als Befreiung oder 'Befreiung plus' finde ich schon sehr attraktiv.
Dabei will ich überhaupt nicht behaupten, dass das Theravada keine Samyaksam-Buddhas hervorbringen würde, nur damit das klar ist! Ich könnte auch niemals behaupten, dass ein Buddhadasa nicht vielleicht ein Buddha sein könnte oder ein über die Befreiung hinaus fortgeschrittener Bodhisattva. woher sollte ich das wissen können? Der historische Buddha lehre ja auch Theravada und es würde sicherlich niemand behaupten, dass er deshalb kein Samyaksam-Buddha sondern ein Arhat gewesen sei.