Was ist säkularer Buddhismus?

  • Sicher, den eigenen Weg für den besten, wahrsten und für alle geeignet zu halten, ist oft ein Problem.

    Tust du das denn nicht? :)


    Ich glaub, das ist zutiefst menschlich. Schließlich hat man lange gebraucht, bis man den eigenen Weg gefunden hat und hat auf diesem Weg auch so einige Verletzungen durch andere ertragen müssen. Vielleicht ist diese Überheblichkeit (das ist es ja leider) dann einfach ein Versuch, sich diesen gegenüber mehr abzugrenzen, sie hat so etwas die Funktion wie ein Schutzmantel.


    Für mich ist es jedenfalls ein Zeichen von fortgeschrittener Entwicklung und Reife, wenn man diese Überheblichkeit nicht mehr nötig hat.

  • Wenn man die Überheblich nicht mehr nötig haben kann,

    weil der eigene Weg eben egal wie offen gelegt wird,

    als Überheblichkeit angesehen wird,

    berichtet der, der die Überheblichkeit nicht mehr nötig hat nicht mehr vom weg zum eigenen Weg.


    Ich hab in den vielen Jahren in Foren sehr viel Überheblichkeit erfahren von denen die mit Überheblichkeit vorwarfen.

    Heute wirft man mir vor das ich Kommunikationsunfähig bin, auch ein Trick.

  • Wie sagte Mark Twain:

    Zitat

    Ich habe bestimmt keine Rassen-, Standes- oder religiöse Vorurteile. Es genügt für mich, zu wissen, jemand ist ein Mensch - schlimmer kann er nicht sein.

  • Wider die Abwertung des säkularen Buddhismus!

    (Rechte) Erkenntnis als aktive geistige Tätigkeit setzt ein gewisses Minimum an Offenheit, Freiheit des um Erkenntnis ringenden Geistes voraus. Dies ermöglicht den notwendigen Abstand zum erkennenden Objekt um es umfassender und somit objektiver wahrzunehmen!


    Magisches und mystifizierendes Denken, das nicht hinterfragt wird oder wegen eines Glaubens nicht hinterfragt werden darf, behindern (rechte) Erkenntnis!

    Im magischen Denken (Bezeichnung für unlogische, übersinnlich geprägte und gefühlsbestimmte Denkvorgänge) ist jede Beziehung zwischen Dingen möglich.


    Aus Gründen der Psychohygiene sollte man deshalb bei magischem und mystifizierendem Denken sehr zurückhaltend sein!


    Zitat aus dem Vortrag von Hendrik Hortz am 02. März 2020

    "Einer der Ausgangspunkte der Überlegungen Stephen Batchelors, einem der wohl populärsten Ideengeber eines säkularen Buddhismus, basiert auf einem seiner Erlebnisse in Indien. Die Geschichte ging, glaube ich, in etwa so – ich habe sie nicht noch einmal nachgelesen: Der Dalai Lama hatte sich angekündigt. An dem Ort, an dem er erwartet wurde und an dem sich bereits viele Menschen eingefunden hatten, zog ein Unwetter auf. Dunkle Wolken erschienen am Horizont. Wind kam auf. Vielleicht blitzte und donnerte es bereits. Ein hochrangiger tibetischer Mönch begann nun, Zaubersprüche gegen die Gewitterfront zu rufen und Rituale durchzuführen, um die Geister, die das Gewitter zu verantworten hätten, zu vertreiben. Dies gelang ihm allem Anschein nach, denn die dunklen Wolken verzogen sich. Später kritisierte ein anderer hochrangiger tibetischer Geistlicher diese Praxis, weil durch sie die betreffenden Geister Schaden genommen hätten."

    Soweit ich mich erinnere, hat Stephen Batchelor aber auch darauf hingewiesen, dass das Verziehen der dunklen Wolken wohl eher ein normales Wetterphänomen gewesen sei, was jedoch niemand in Erwägung gezogen hat (Befangenheit im magischen Denken)!


    Ich denke, dass Buddha mit dem heute bekannten Wissen sogar die Erleuchtung einer säkularen Betrachtung und Prüfung unterziehen würde. Dies würde die Erleuchtungserfahrung zwar entmystifizieren aber nicht abwerten, sie würde eine andere Bedeutung bekommen!

    Hier hätte der säkulare Buddhismus noch einiges vor sich.


    Zitat aus dem Vortrag von Hendrik Hortz am 02. März 2020

    "Deshalb ist ein Buddhismus, der darauf ausgerichtet ist, nichts ungeprüft anzunehmen, hilfreich und begrüßenswert. Er kann Menschen ansprechen und ihnen heilsame buddhistische Praxis vermitteln, die vom Esoterischen der traditionellen Buddhismen abgestoßen sind – und ich behaupte, dass dies sehr, sehr viele Menschen sind. Zumal der Hinweis, nichts ungeprüft anzunehmen, eine gute alte buddhistische Tradition darstellt, wenn ich das Kalama-Sutta richtig verstehe."


    Dem kann ich nur zustimmen!


    Mit Metta

    Hobbybuddhist

  • Bei dem Mystischem und Magischem fängt ja gerade die Schwierigkeit der Unterscheidung an. Viele Begriffe die wir nutzen - im religiösen, philosophischen Bereich erst recht - sind stark von Traditionen und traditionelle / geschichtliche Auslegungen geprägt. Unterschiedliche buddh. Traditionen / Schulen berufen sich letztlich auf dieselbe Lehre, aber bieten unterschiedliche Herangehensweisen und Werkzeuge. Eines dieser Werkzeuge ist die Wortwahl/Sprache/Schrift.


    An dieser Stelle sollte man meiner Meinung nach nicht den Fehler begehen und die Worwahl/Sprache/Schrift als solche zu verdonnern. Ich hab mir schon so manchmal bei Gesprächen mit Leuten aus anderen Richtungen an den Kopf gefasst und gedacht: "Dämonen, Hölle, Geister - was zum Henker?!". Bei den meisten Gesprächspartnern hat sich dann aber im weiteren Gespräch herausgestellt, dass diese Wortwahl primär einfach durch die Tradition bedingt war, aber sich dahinter etwas - für mich - vollkommen nachvollziehbares und absolut nicht mystisches befunden hat. Vor 200 Jahren wäre die Interpretation vielleicht noch anders gewesen, in sofern hat da (wahrscheinlich) eine Säkularisierung stattgefunden unter Beibehaltung gewisser traditioneller Systeme und Wortwahlen.


    Mein Eindruck bei manchen Leuten die Säkularisierung fordern, ist, dass auch erwartet wird, dass traditionelle Begrifflichkeiten und co direkt mit überarbeitet werden. Aber genau das ist nur schwer möglich. Wortwahl und Sprache ist etwas das sich langsam entwickelt und nur bedingt beeinflussen lässt. Auch sehe ich gerade in den unterschiedlichen Ansätzen und Wortwahlen einen großen Vorteil: unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Herangehensweisen - für jeden ist etwas dabei.



    Zaubersprüche gegen die Gewitterfront zu rufen und Rituale durchzuführen, um die Geister, die das Gewitter zu verantworten hätten, zu vertreiben. Dies gelang ihm allem Anschein nach, denn die dunklen Wolken verzogen sich.

    Wer unbedingt daran glauben will, den wird man nur schwer vom Gegenteil überzeugen können.

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  • Bei den meisten Gesprächspartnern hat sich dann aber im weiteren Gespräch herausgestellt, dass diese Wortwahl primär einfach durch die Tradition bedingt war, aber sich dahinter etwas - für mich - vollkommen nachvollziehbares und absolut nicht mystisches befunden hat.

    Das sehe ich auch so. Wie immer auch hier, Vorsicht mit der Vermischung von buddhistischen Begriffen und deren Alltagsbedeutung.


    Ich bin der letzte, der gegen einen säkulären buddhistischen Ansatz reden würde. Aber manchmal verbirgt sich dahinter IMHO die nicht-heilsame Idee, zu viel Wert auf "weltliches" Verstehen und Analysieren zu legen. (oder sollte ich sagen: Gefahr?)


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Aber mir hilft das jetzt, weil ich nur in den Alltagsbedeutungen schreibe verstehen wackere Buddhisten natürlich nicht mehr was ich überhaupt meine. Sehr gut, ich dachte immer ich bin verrückt, dabei ist es nur der Lesefilter.

  • Mein Eindruck bei manchen Leuten die Säkularisierung fordern, ist, dass auch erwartet wird, dass traditionelle Begrifflichkeiten und co direkt mit überarbeitet werden. Aber genau das ist nur schwer möglich. Wortwahl und Sprache ist etwas das sich langsam entwickelt und nur bedingt beeinflussen lässt. Auch sehe ich gerade in den unterschiedlichen Ansätzen und Wortwahlen einen großen Vorteil: unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Herangehensweisen - für jeden ist etwas dabei.


    Ein Problem, dass ich bei "traditionellen Begrifflichkeiten" sehe, ist, dass sie heute erklärungsbedürftig sind, um sie nicht misszuverstehen. Denn sie stammen aus einem anderen Kontext. In diesem war klar, was gemeint ist. Davon kann man im Jetzt nicht mehr ausgehen. Warum die Dinge also nicht vereinfachen, sie in eine heute leicht zugänglichen Sprache übersetzen?


    Ein zweites Problem: Wenn man vor hunderten von Jahren von Geisten, Höllen und Dämonen gesprochen hat, dann hat man in der Regel dies genauso gemeint. Die heutige psychologische Deutung ist bereits das Ergebnis einer Säkularisierung. Das muss mann dann aber auch oft wieder dazu sagen. Denn sonst fangen die Leute unsinnigerweise an, buchstäblich an Geister, Höllen und Dämonen zu glauben. Und dann sind wir tief in einem esoterischen Buddhismus, der nicht weiterhilft.

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

  • Ich denke, der Begriff säkular, weltlich ist problematisch. Zumal ja Buddha selbst dem Weltling eher als Gegenbild benutzte.


    Dann ist aus meiner Sicht problematisch, eine vorwiegend rationale Lehre zu postulieren, weil der Mensch nunmal kein besonders stark rationales Wesen ist.

    Batchelor ist aus meiner Sicht auch nicht konsequent. Sicher ist Karma und Wiedergeburt nicht beweisbar, aber Erwachen doch auch nicht.
    Und ansonsten ist die Frage, wieweit man das Konzept eines magischen Denkens fasst. Konsequent fällt da auch ein Großteil des Mahayana-Stuffs drunter: Speicherbewusstsein, die 3 (oder 4) Kayas, Buddhanatur, Amida, Gohonzon, Mantren etc.


    Aus meiner Sicht gibt es drei Stufen des säkularen Buddhismus.
    Die eine kann man bei Batchelor bewundern. Man nimmt einige Sachen, die man als zu abstrus ansieht, heraus, und behält andere.
    Die zweite Stufe kann man bei Glenn Wallis nachlesen: "Es ist ein Versuch herauszufinden, ob man irgend etwas von Wert aus der zusammenbrechenden Zufluchtsburg retten kann." Und verbindet das mit eigenen Ansätzen (wie der Nichtexistenz eines freien Willens).
    Die dritte Stufe ist aus meiner Sicht bei Toni Packer zu bewundern: Es gibt gar keine Konzepte mehr, kaum Struktur, nur ein meditatives Fragen und Lauschen. Da braucht es eigentlich keiner Lehren mehr (und auch keiner Lehrer). Sie löst sich im Prinzip davon, die Lebensfrage des Buddhas zu klären und wendet sich den eigenen Lebensfragen zu. So empfand ich das.

  • Ein Problem, dass ich bei "traditionellen Begrifflichkeiten" sehe, ist, dass sie heute erklärungsbedürftig sind, um sie nicht misszuverstehen. Denn sie stammen aus einem anderen Kontext. In diesem war klar, was gemeint ist. Davon kann man im Jetzt nicht mehr ausgehen. Warum die Dinge also nicht vereinfachen, sie in eine heute leicht zugänglichen Sprache übersetzen?

    Ja, das ist definitiv ein Punkt. Eine Antwort von mir wäre da eben die Sache mit dem Bauchgefühl. Wir Menschen haben einen Hang dazu, dass wir Sachen durch unsere eigene Brille sehen. Geprägt durch unsere Interessen, Erziehung, Umfeld usw. haben wir ja unterschiedliche Ausgangspunkte. Wer sich eh für Indien interessiert ist sicher schon das ein oder andere mal bei Yoga hängen geblieben. Wer sich für Japan interessiert sicher mal bei Shintoismus aber auch Zen. Dazu kommt, dass diese traditionellen Begrifflichkeiten einen Reiz ausüben. Man individualisiert sich etwas und grenzt sich ab. Mit voranschreitender Praxis verliert das etwas an Reiz, zum einen weil es eben "normal" wird und zum anderen weil dieses "den Reiz verlieren" ja auch irgendwo Teil der Praxis ist. Daher denke ich auch nicht, dass man so etwas vollständig "normalisieren" kann; diese Unterschiede wird es sicher immer geben. Um wirklich von solchen traditionellen Dingen weg zu kommen müsste nicht nur der Buddhismus sondern auch die Kultur an sich von der Tradition weggehen.


    Um mal eine Analogie zu ziehen kann man sich ja mal Dialekte anschauen. Zwar gibt es Hochdeutsch, es wird genutzt, gelehrt und es ist verbreitet. Aber ein Wohlfühlen kommt gerade auch durch Dialekte und deren Eigenheiten zustande. Man könnte sagen, dass Traditionen die Dialekte des Buddhismus sind.


    Säkularer Buddhismus, der sich explizit von den Traditionen abgrenzt, z.B. durch Wortwahl, aber auch auftreten, ist meiner Meinung nach eine gute Ergänzung, einfach um auch Leute abzuholen die von den traditionellen Dingen vielleicht abgeschreckt werden (sowas soll es ja auch geben). Voraussetzung ist dafür in meinen Augen aber, dass es nicht zu einem "wir sind besser - ihr seid schlechter" Gerangel kommt.


    Ein zweites Problem: Wenn man vor hunderten von Jahren von Geisten, Höllen und Dämonen gesprochen hat, dann hat man in der Regel dies genauso gemeint. Die heutige psychologische Deutung ist bereits das Ergebnis einer Säkularisierung. Das muss mann dann aber auch oft wieder dazu sagen. Denn sonst fangen die Leute unsinnigerweise an, buchstäblich an Geister, Höllen und Dämonen zu glauben. Und dann sind wir tief in einem esoterischen Buddhismus, der nicht weiterhilft.

    Ja, in der Vergangenheit wurde das sicher auch mal so angesehen und für bare Münze genommen. Mittlerweile ist das aber nicht mehr so - eine Säkularisierung hat also hier bereits zumindest in Teilen stattgefunden. Das ist ja was ich in meinen Beitrag weiter oben bereits meinte.

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  • Ich denke, der Begriff säkular, weltlich ist problematisch. Zumal ja Buddha selbst dem Weltling eher als Gegenbild benutzte.


    Deshalb wird in dem einleitend verlinkten Essay auch zu Anfang geklärt, in welchem Sinn „säkular“ benutzt wird: „ein bestimmtes Zeitalter betreffend“ und zwar das jetzige. Weshalb am Ende auch (treffendere) Synonyme eingeführt werden: u.a. naturalistisch.


    Dann ist aus meiner Sicht problematisch, eine vorwiegend rationale Lehre zu postulieren, weil der Mensch nunmal kein besonders stark rationales Wesen ist.


    Der beschriebene säkulare Buddhismus ist nicht rational, sondern - wie gesagt - naturalistisch.


    Und ansonsten ist die Frage, wieweit man das Konzept eines magischen Denkens fasst. Konsequent fällt da auch ein Großteil des Mahayana-Stuffs drunter: Speicherbewusstsein, die 3 (oder 4) Kayas, Buddhanatur, Amida, Gohonzon, Mantren etc


    Das sehe ich bei einigen der genannten Beispiel anders. Warum Mantren funktionieren, lässt sich naturwissenschaftlich erklären, Buddhanatur ist ein ein schlüssiges philosophische Konzept. Speicherbewusstsein ist nur da magisch, wo man Erkenntnisse aus Psychologie und Naturwissenschaft ignoriert.

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

  • Ih bin der Meinung, beim Begriff säkulärer Buddhismus handelt es sich um einen Pleonasmus.

    Buddhadhamma, d.h die Lehre des Buddhas, wie man sie im Palikanon herauslesen kann, ist im Gegensatz zur Religion Buddhismus, per se bereits durch und durch säkular.


    Im achtfachen Pfad kommt kein magisches Denken und keine Esotherik o. ä. vor. Diese Triebe leben als falsche Erkenntnis in unserem Unterbewusstsein.


    Ziel der Lehre wäre ursprünglich mal die Befreiung von diesen unbewussten Trieben, Geister des Geistes, Verblendungen zu erreichen. Diesen befreiten Zustand wird Nibbana genannt.


    Natürlich ist alles anders gekommen. Statt einer Lehre, die den Verstand befreit, ist ein Buddhismus als abergläubische Religion entstanden.


    Wenn man nun einem neuen Ableger, ob er sich nun säkularer Buddhismus oder wie auch immer nennen mag hinterherläuft, anhaftet, Hoffnungen hegt wird man erneut scheitern.


    Buddhadhamma lehrt Eigenverantwortung, Anstrengung, den achtfachen Pfad. Ein Lehrer kann nichts anderes tun als mit dem Finger auf den Pfad zeugen nichts weniger.


    Wer auch immer mehr tut ist im Sinne der Lehre Buddhas ein Scharlatan.


    P.s Buddhismus ist eine Religion mit eigenen Riten und Regeln, die die verschiedenen Religionen (Schulen) kennzeichnen und sich nicht mehr allein am Palikanon orientieren.

    Aus diesem Grund unterscheide ich Buddhismus von Buddhadhamma.

    Ich hafte keiner Schule an und Folge keinem Lehrer:


    Zitat

    DN26


    Der Erhabene sprach also:

    «Selber die Leuchte, ihr Mönche, sollt ihr sein, selber die Zuflucht, ohne andere Zuflucht, mit der Lehre als Leuchte, mit der Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht. Wie nun aber, ihr Mönche, ist der Mönch selber die Leuchte, selber die Zuflucht, ohne andere Zuflucht, mit der Lehre als Leuchte, mit der Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht?

    • Da wacht, ihr Mönche, der Mönch beim Körper über den Körper, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns;
    • wacht bei den Gefühlen über die Gefühle, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns;
    • wacht beim Gemüte [citta, Bewusstsein] über das Gemüt, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns;
    • wacht bei den Erscheinungen (dhamma) über die Erscheinungen, unermüdlich, klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns.

    Also, ihr Mönche, ist der Mönch selber die Leuchte, selber die Zuflucht, ohne andere Zuflucht, mit der Lehre als Leuchte, mit der Lehre als Zuflucht, ohne andere Zuflucht

  • Wenn man nun einem neuen Ableger, ob er sich nun säkularer Buddhismus oder wie auch immer nennen mag hinterherläuft, anhaftet, Hoffnungen hegt wird man erneut scheitern.


    Säkularer Buddhismus ist kein "neuer Ableger", sondern die aktuelle Interpretation einer antiken Erlösungslehre. Alle buddhistischen Traditionen waren dies in ihrer Zeit. Weshalb die implizite Warnung, man solle diesem "neuen Ableger" nicht hinterherlaufen, in Leere geht. Der Hinweis, man selbst würde keiner Schule oder keinem Lehrer folgen, ist selbst ein Konzept, an dem angehaftet wird. So einfach ist das alles also nicht, lieber Bakram. ;)

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

  • Wenn man nun einem neuen Ableger, ob er sich nun säkularer Buddhismus oder wie auch immer nennen mag hinterherläuft, anhaftet, Hoffnungen hegt wird man erneut scheitern.


    Säkularer Buddhismus ist kein "neuer Ableger", sondern die aktuelle Interpretation einer antiken Erlösungslehre. Alle buddhistischen Traditionen waren dies in ihrer Zeit.

    Säkularer Buddhismus ist eben nicht "die Interpretation" sondern lediglich eine weitere Interpretation der Lehre Buddhas,

    Dabei wäre die Lehre gar nicht interpretationsbedürftig, wenn man selbständig denkt.


    Die unverhüllte Lehre steht unverhüllt und offen im Palikanon. Dazu benötigt man weder buddhistische Schulen, Richtungen noch Lehrer.


    Zitat

    "Drei Dinge, ihr Mönche, leuchten offen, nicht verhüllt:

    Der Mond, ihr Mönche, leuchtet offen, nicht verhüllt;

    die Sonne, ihr Mönche, leuchtet offen, nicht verhüllt;

    die von dem Vollendeten verkündete Lehre […] ihr Mönche, leuchtet offen, nicht verhüllt.

    Ang. Nik.III.132


    Der Hinweis, man selbst würde keiner Schule oder keinem Lehrer folgen, ist selbst ein Konzept, an dem angehaftet wird


    Dieser Satz ergibt keinen Sinn. Ein Hinweis ist doch kein Konzept und etwas nicht zu tun auch nicht genau sowenig, wie einem Nichtexistierenden anzuhaften.


    Buddha hat einen Weg (magga) gelehrt, den man gehen kann um sich von den inneren Zwängen und Abhängigkeit seinen inneren Triebe und Ängste zu befreien.

    Diese Befreiung hat nichts mit "Erlösung" von was auch immer gemein; auch dann nicht wenn man dabei mitunter ein erlösendes Gefühl wahrnimmt. Es bleibt doch immer nur Gefühl und somit Leer.


    Die Lehre ist nur ein Vehikel um dies zu erreichen, nicht mehr und nicht weniger:


    Zitat

    MN 22

    Ihr Bhikkhus, ich werde euch zeigen, wie das Dhamma einem Floß ähnlich ist, indem es zur Überfahrt da ist, nicht zum Festhalten"

  • Dabei wäre die Lehre gar nicht interpretationsbedürftig, wenn man selbständig denkt.


    Denkst Du das wirklich? Man muss nur einige 2.500 Jahre alte antike Dokumente lesen, und kann ohne historische Kenntnisse oder anderes Know-how das, was ursprüglich geimeint war, ohne weiteres verstehen? Du irrst Dich vollkommen. Allein, dass hier sehr unterschiedlich Sprachsystem vorliegen, macht solch ein Vorhaben unmöglich. Hast Du Pali-Kenntnisse? Hast Du Dich überhaupt jemals wissenschaftlich mit antiken Texten beschäftigt? Wenn Du einfach nur Neumann zur Hand nimmst (oder Schmidt) und Du erwartest, dass Du verstehst, wirst Du scheitern.


    Zu der Frage des Konzepts: Deine Art, sich dem Dharma zu nähern, ist ein Konzept unter vielen. Auch wenn Du das nicht wahrhaben willst und Du denkst, es gäbe diese eine Wahrheit: "Das steht doch da." So wie Du, denken viele über ihre Tradition: "Das ist authentischer Buddhismus". Das ist Mumpitz, bei allem Respekt, höchst naiv.


    Allein die Tatsache, dass das, was im Palikanon steht, überhaupt nicht sicher als authentisches Buddhawort sicher identifiziert werden kann, sondern bereits das Destilat einer Jahrhunderte währenden Geschichte der Interpretation der Ursprungslehre darstellt, dürfte hier Beweis genug sein, dass Du irrst.


    Der Pali-Kanon ist das, was die Leute nach mehreren Jahrhunderten dachten, was Buddha wohl gemeint habe. Das ist, als würden wir erst heute aus den vielen Geschichten, die über Martin Luther kursieren, eine Biografie niederschreiben. Was denkst Du, wie authentisch wäre die noch? Wieviel Mythos würde sie enthalten?

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

    Einmal editiert, zuletzt von Ichbinderichbin ()

  • Alles gut und recht.


    Ich weiss, und bin mir voll bewusst, was ich Erkenne. Dies eben gerade deshalb, weil ich selbständig denke und ungetrübt erkenne.


    Der Palikanon berichtet genau von solchen Dingen, die ich lange bevor ich überhaupt auf dieses Forum, den Buddhismus oder den Palikanon stiess, bereits selbständig erkannt hatte.

    Eigentlich kam ich vor etwa 10 Jahren mit Buddhismus in Kontakt aufgrund einer Doku im östreichischen oder bayrischem Fernsehen über eine buddhistische Nonne. Als Agnostiker faszinierten mich ihre Aussagen von einer Lehre ohne Esotherik, Götter, Himmel, Hölle.


    Deshalb begann ich für Buddhismus zu interessieren und wurde hier im Forum aktiv. Ich lernte auf meinem weiteren Weg rasch, das der realexistierende Buddhismus sehr wenig gemein hat mit den Ansichten die diese Nonne vertrat.


    Deshalb begann ich den Palikanon zu lesen. Das war für mich ein Erlebnis, als ob ich einen Reiseführer lesen würde, der ein Land beschreibt, welches ich bereits schon lange auf eigene Faust bereist hatte ohne seinen Namen zu kennen.

    Ich erkannte die Dinge, die im Reiseführer erwähnt werden aus meinem eigenem Erleben und aus eigener Erfahrung wieder.
    Deshalb glaube nicht an den Palikanon, er beschreibt nur was ich sowieso schon kenne.


    Natürlich steht im Palikanon, wie du richtig bemerkst, auch viel nachträglich hinzugefügtes. Aus eigenem Erleben vermag ich jedoch zu erkennen, was wirklich und was Hirngespinst oder religionspolitisch hinzugefüges ist.


    Wenn ich hier aus dem Palikanon zitiere, tue ich die mit der Motivation dem Leser zu zeigen, dass meine Worte nicht aus dem leeren Bauch phantasiert wurden sondern im Einklang mit der Lehre Buddhas stehen.


    Mit diesem Wissen versuche hier Leute auf den rechten Weg (-> d.h den achtfacher Pfad) zu bringen ohne sie zu führen. Wer den Pfad betritt ist in seiner weiteren Entwicklung auf sich alleine gestellt.

    2 Mal editiert, zuletzt von xxx ()

  • Natürlich steht im Palikanon, wie du richtig bemerkst, auch viel nachträglich hinzugefügtes. Aus eigenem Erleben vermag ich jedoch zu erkennen, was wirklich und was Hirngespinst oder religionspolitisch hinzugefüges ist.

    Zuerst sagst du der Pali-Kanon brauche keine Interpretation, nun dass deine eigene Interpretation die einzig richtige sei. Was denn nun?

  • xxx: Dein Erleben ist also der/Dein Schlüssel zum Verständnis? Wenn nun aber andere Anderes Erleben und ein anderes Verständnis entwickeln, hast Du dann Recht oder die anderen oder alle zusammen?

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

  • Wir sind ja ein wenig vom Thema abgekommen.


    Meine Aussage zum Thema ist und bleibt folgende:


    Die Lehre Buddhas, wie sie unter anderem im PK vermittelt wird ist bereits durch und durch säkular. Es braucht hier keine neue Lehre, die sich säkularer Buddhismus nennt, wenn man sich auf die ursprüngliche Lehre, die im Kern des Palikanons überliefert wurde bezieht.


    Der folgende Text stammt zwar nicht aus dem Palikanon. Es ist Sekundärliteratur, die sich jedoch nahe am Palikanon bewegt und sich auf ihn bezieht.


    Zitat

    Heilslehre


    Daß alle Dinge eine Ursache haben, hat der Erhabene gelehrt und den Weg zu ihrer Aufhebung".


    Dies ist die bekannte und kürzeste Formulierung der weltanschaulichen Seite der Heilslehre des Buddha.


    Weil aber das Leiden die tragische Seite im ewigen Werden der fühlenden Wesen ist, hat der Buddha in sinngemäßer Herausstellung des Wesentlichen auch nur dieses in seinen Leitsätzen betont:


    "Nur eins verkünde ich heute wie immerdar:

    Das Leiden und seine Vernichtung


    So darf von dieser Heilslehre, die Leben als Leiden aufzeigt, auch nicht anderes erwartet werden, als die Befreiung vom Leiden.


    Der Buddha ist nicht erschienen, um das Knäuel der Ansichten und Meinungen zu vergrößern. Es geht ihm einzig und allein um die Befreiung vom Leiden, dieses eigentliche Kernproblem aller Religionen wie allen Lebens:


    „Weil Gefühl da ist, sind Buddhas da“


    Im Gegensatz zu andern Lehrern stellt der Buddha seine Lehre völlig offen, nicht verhüllt, dar:


    "Drei Dinge, ihr Mönche, leuchten offen, nicht verhüllt

    Der Mond, ihr Mönche, leuchtet offen, nicht verhüllt; die Sonne, ihr Mönche, leuchtet offen, nicht verhüllt;

    die von dem Vollendeten verkündete Lehre und Ordnung, ihr Mönche, leuchtet offen, 6nicht verhüllt
    Ang. Nik.III.132


    Da wird nicht meraphysisches, nichts phantastisches, keine persönliche Wiedergeburt, ewige Existenz, Seele, Bardo, Magie, Wunder, Adibuddhas, Verdienste, persönliches Karma und dergleichen gelehrt.

    Einmal editiert, zuletzt von xxx ()

  • Was ist denn ganz konkret "der sakuläre Buddhismus"?

    Was macht ihn aus? Themen wie Wiedergeburt sehen auch viele Zen-Praktizierende, sowie Lehrer agnostisch bis kritisch und sie sind dennoch keine sakulären Buddhisten. Ich selber bin manchen Themen auch skeptisch (das bedeutet nicht, dass ich sie als Unfug abtue) und bin kein sakulärer Buddhist... Für mich wird es schwierig, sobald selbsternannte Lehrer anfangen Buddhismus zu lehren, an dieser Stelle bevorzuge ich ganz klar die Autorisierung (Dharma-Übertragung) innerhalb einer Linie. Klar, dies ist auch kein ultimativer Garant, dennoch sichert dies mMn die authentische Lehre der Ahnen zurück bis Buddha Sakyamuni


    Gassho

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

  • Was ist denn ganz konkret "der sakuläre Buddhismus"?

    Einen Versuch, die zu klären, findest Du in dem eingangs verlinkten artikel:

    Was ist säkularer Buddhismus? - ursachewirkung.at


    Für mich wird es schwierig, sobald selbsternannte Lehrer anfangen Buddhismus zu lehren, an dieser Stelle bevorzuge ich ganz klar die Autorisierung (Dharma-Übertragung) innerhalb einer Linie. Klar, dies ist auch kein ultimativer Garant, dennoch sichert dies mMn die authentische Lehre der Ahnen zurück bis Buddha Sakyamuni

    Es konnte längst gezeigt werden, dass die Linien eine Erfindung sind. Sie verschwinden irgendwann im Dunkel der Geschichte und weisen nicht auf Buddha hin/ reichen nicht zu ihm zurück

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

  • Meine Aussage zum Thema ist und bleibt folgende:


    Die Lehre Buddhas, wie sie unter anderem im PK vermittelt wird ist bereits durch und durch säkular. Es braucht hier keine neue Lehre, die sich säkularer Buddhismus nennt, wenn man sich auf die ursprüngliche Lehre, die im Kern des Palikanons überliefert wurde bezieht.


    Der folgende Text stammt zwar nicht aus dem Palikanon. Es ist Sekundärliteratur, die sich jedoch nahe am Palikanon bewegt und sich auf ihn bezieht.


    Da wird nicht meraphysisches, nichts phantastisches, keine persönliche Wiedergeburt, ewige Existenz, Seele, Bardo, Magie, Wunder, Adibuddhas, Verdienste, persönliches Karma und dergleichen gelehrt.


    Dann liest Du den PK selektiv. Hier findet sich an jeder Ecke Methaphysisches, Wunder, Geister und Dämonen, Wiedergeburtsvorstellungen die so gar nicht säkular sind etc.

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

    • Offizieller Beitrag

    Das Wort "säkular" passt nicht gut, weil es so viel Konnotationen hat. Wenn man den Buddhismus säkular nennt, dann klingt es so, als hätte man damals schon ganz moderne Vorstellungen von Trennung zwischen Religion und Staat gehabt. Was man ja nicht hatte.


    Auch der Begriff "mataphysisch" ist ja gerade für vormoderne Gesellschaften schwer brauchbar. Oftmals repäsentiert etwas, was uns sehr esoterisch vorkommt einfach nur den Stand des medizinischen und biologischen Wissens der damligen Zeit. Das ein Baum einen "Baumgeist" hat, heißt manchmal einfach nur das er belebt ist - was man sich nicht anderes als eine in ihm lebende Lebenskraft vorstellen kann. Man glaubt also vilelicht nur so daran, wie wir an Viren und Bakterien glauben.


    Von daher ist die Frage, was für eine Unterscheidung sinnvoll ist. Nach Emile Durkheim hat Religion seinen Ursprung in den Dingen die das Individuum übersteigen - die "heiligen Dinge" sind nach ihm die, in der die Macht des Kollektivs wirkt. Religion hatte somit die Aufgabe einen rahmen an Riten und Institutionen (Stammesgesetzte, Ahnen, Rituale) zu schaffen, die ein kollektives Handeln möglich machen. Statt den Gegensatz "säkular-religiös" finde ich es wichtig, inwieweit einzelne Elemente so eine kollektiv-religiöse Funktion haben.


    Selbst unter einfachen Kulturen gibt es solche, bei denen dieses kollektive Element sehr wichtig ist und andere bei denen das nicht so ist. So berichten Athropologen darüber, dass sich die Kalahari-San (Buschmänner) sehr über die religiösen Zeremonien ihrer Bantunachbarn amüsierten. Während die San in sehr wechselnden Verbänden herumzogen waren den sesshaften umgebenden Bantuvölkern "Riten zur Aufrecherhaltung der Stammesidentität" viel wichtiger. Zu sagen die San wären "säkularer" oder weniger "metaphysisch" wirkt unpassend. Was man sagen kann, dass für sie Riten zur Aufrechterhaltung des Kollektivs unwichtiger waren.


    Durkheim hielt diese kollektive Funktion für die zentrale Funktion von Religion hielt. das ist wahrschienlich übetrieben, aber ich denke schon, dass die Mehrzahl aller Riten dienen dazu kollektive Ordnungen zu konstituieren und den einzelnen auf diese kolektiven Ordnungen auszurichten.

    Von daher ist es wichtig festzustellen, dass die Enstehung des Buddhismus in eine Zwischenzeit viel - einen kurzen Moment der Schwerelosigkeit in dem die alten gesellschaftlches Institutionen und Erzählungen ( das brahmanische Opfer) seine Macht verloren hatte, aber noch keine neuen Ordnungen etabliert hatten. Man befand sich in einem Zustand des Umbruch, in dem die Anhängern einzelner Stammeskulte plötzlich zu religiös heimatlosen Individuen wurden.


    Später dann - bei Ashoka wurde dann auch der Buddhismus eingefangen und für die Gesellschaft dienstbar gemacht. Buddhismus legitimierte die Herrscaft und die Herrschaft sponsorte den Buddhismus. Aber in der Zeit des frühen Buddhismus musste man auf die Aufgabe, der Gesellschaft eine Geschichte über sich selbst zu erzählen, nicht so eingehen sondern ging von dem Indviduum aus, das man als "hauslos" also als gesellschaftlichen Aussteiger sah.