Beten im Buddhismus

  • Im Endeffekt weiß ich ja was du sagen willst: Der christliche Himmel ist vollkommen erdacht und kann nicht erfahren werden, während wir Zustände des Nicht-Begehrens sehr wohl erfahren können. Hier stimme ich ja vollkommen zu. Aber da macht der Buddhist ja nicht Halt, er will ja die komplette Auslöschung. Und dies als Absolutum ist eben auch erdacht, das wäre ja quasi "der Himmel auf Erden". Du sagst ja in etwa, weil wir die Ekstase von Sex oder einer wilden Party kennen, gäbe es auch eine andauernde Ekstase. Das glauben auch viele. Aber gesehen hab ich noch keinen.

    Wenn ich dich recht verstehe stimmst du zu dass ein Zustand des Nicht-Begehrens erfahren werden kann, bist aber überzeugt dass Begehren wieder entstehen muss. Sicher, wenn es sich um den Zustand eines erfüllten Wunsches handelt, der dauert wie gesagt nicht an.


    Aber wenn erst gar kein Wunsch entsteht? Dazu bedarf es ja eines Mangelgefühls, andernfalls würde kein Wunsch entstehen.

    Nun ja, du hältst Nirvana (Verlöschen von Gier, Hass und Verblendung) für unmöglich, reines Wunschdenken. Mein Eindruck ist dass du dich mit diesen Fragen, besonders mit der Lehre des Buddha, nicht gründlich auseinandergestzt hast und vorschnell urteilst. So kann man das Problem nicht näher beleuchten, wenn Grundwissen fehlt. Aber das wirst du vielleicht als Ausrede von mir sehen. Da kann man halt nichts machen.

  • Aber dauerhafter innerer Frieden ist möglich.


    Erfährst du selbst einen dauerhaften inneren Frieden, ohne jegliche Abweichung, Monate, Jahrelang?

    Ich möchte behaupten zu 99 % - seit dem letzten Mal Verwirrung :rofl:. Das bedeutet für mich nicht, dass es mir nicht mal schlecht geht, z.B. durch Krankheit. Aber mein Herz ist dabei immer im Frieden. Aber ich will das gern noch weiter beobachten, vielleicht irre ich mich ja. 8)


    Meine Erkenntnis ist die, dass dieser innere Frieden einhergeht mit dem Beenden von Konflikten, die durch sich widerstreitende Gefühle, durch das Auseinanderklaffen von Ideal und Wirklichkeit oder dem Wunsch, eine andere zu sein, entstehen.

    Bin ich mit mir selbst in Frieden, habe ich mit mir selbst Frieden geschlossen, was kann diesen Frieden dann noch stören?

    Ich bin auf dem besten Weg, auf dem die Leiden zunehmen. Und ich habe gutes Werkzeug zur Hand.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Dieser Friede ist ein beständiges Phänomen, weil mittels der wahren Pfade die Ursachen für sein Gegenteil endgültig aufgegeben wurden.


    Und dieses "beständige Phänomen" erfährst du auch selbst, ja?


    Mein Eindruck ist dass du dich mit diesen Fragen, besonders mit der Lehre des Buddha, nicht gründlich auseinandergestzt hast und vorschnell urteilst


    War klar das so was kommt, der typische "du musst das einfach verstehen, sonst..." Spruch. Ich urteile ganz einfach anhand von Buddhas Lehre, und die ist mir bekannt (natürlich nicht im Ganzen, aber hier geht es ja speziell um Nirvana als absoluten Zustand). Wenn Nirvana jedoch nicht als absoluter Zustand gelehrt wird, dann lasse ich mich gerne belehren, dann würde aber die Bedeutung "vollkommene Verlöschung" keinen Sinn machen.



    So kann man das Problem nicht näher beleuchten, wenn Grundwissen fehlt. Aber das wirst du vielleicht als Ausrede von mir sehen. Da kann man halt nichts machen.


    Ja ich sehe das als Ausrede von dir. Wir müssen hier nicht die gesamte Lehre Buddhas aufrollen ("Grundwissen") sondern es geht doch hier nur um Nirvana als absoluten Zustand. Ohne jegliche Erfahrung davon, sagt jeder hier, wie selbstverständlich, dass es so was gibt. Das respektiere ich, aber es ist eben nichts anderes, als wenn ein Christ sagt, dass das Himmelreich ihm irgendwann Frieden schenkt.


    Wenn ich dich recht verstehe stimmst du zu dass ein Zustand des Nicht-Begehrens erfahren werden kann, bist aber überzeugt dass Begehren wieder entstehen muss.


    Ja natürlich, eine andere Möglichkeit ist undenkbar im echten Leben - du gehst aber eben von dieser Unmöglichkeit aus.



    Aber wenn erst gar kein Wunsch entsteht? Dazu bedarf es ja eines Mangelgefühls, andernfalls würde kein Wunsch entstehen.


    Wünsche entstehen permanent, weil das Leben einfach so funktioniert. Wenn du meinst, dass man Mangelgefühle einfach wegpraktizieren kann, dann esse und trinke doch ab heute einfach nichts mehr - das Leben wird dir dann zeigen, was Wunschdenken (absolute Begierdelosigkeit) ist und was nicht. Und bitte jetzt nicht wieder mit der Haarspalterei kommen, dass Essen keine Begierde/Wunsch wäre, weil der Buddha ja auch gegessen hat (allgemein gesprochen). Natürlich hat der Buddha gegessen, da er seine eigene Natur nicht austricksen kann, wie keiner von uns.



    Aber ich will das gern noch weiter beobachten, vielleicht irre ich mich ja.


    Das ist eine vernünftige Einstellung. 99% halte ich zwar auch für übertrieben, aber wenigstens hast du nicht 100% gesagt :)



    Bin ich mit mir selbst in Frieden, habe ich mit mir selbst Frieden geschlossen, was kann diesen Frieden dann noch stören?


    Z.b. äußere Gegebenheiten, wenn randalierende Horden dein Haus anzünden oder wenn ein tollwütiger Hund dich angreift oder wenn du einen Autounfall hast. Ich sage nicht, dass man mit diesen Situationen dann nicht in Frieden leben kann, aber dies ist ein Prozess, der erst mal unterbrochen wird durch sagen wir mal den Hundekampf.


    Ein Begriff, der hier in die Diskussion passt ist "Homöostase":


    Zitat

    Homöostase ist ein Gleichgewichtszustand und bezeichnet einen Gleichgewichtszustand eines offenen dynamischen Systems, der durch einen internen regelnden Prozess aufrechterhalten wird


    Dieses offene dynamische System, das auch in der Psyche vorliegt, wird meiner Meinung nach durch solche absolute Ideen wie hier vertreten, geleugnet. Man kann sich ja auch mal die Mühe machen, ob es rein statische Lebewesen gibt - denn ein "Befreiter" wäre so ein statisches Lebewesen.

  • Ja ich sehe das als Ausrede von dir. Wir müssen hier nicht die gesamte Lehre Buddhas aufrollen ("Grundwissen") sondern es geht doch hier nur um Nirvana als absoluten Zustand. Ohne jegliche Erfahrung davon, sagt jeder hier, wie selbstverständlich, dass es so was gibt. Das respektiere ich, aber es ist eben nichts anderes, als wenn ein Christ sagt, dass das Himmelreich ihm irgendwann Frieden schenkt.

    Hab ich nicht gesagt, sondern dass ich Nirvana viel eher für möglich halte als ein ewiges Leben.


    Die gesamte Lehre müssen wir hier nicht aufrollen, aber z.B. was Daseinsgruppen (khandha) und Nicht-Selbst (anatta) bedeutet sollte schon einigermaßen bekannt sein um besser zu verstehen was mit Nirvana gemeint ist.

  • Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Dem kann ich zustimmen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es 99 % sind - aber gefühlte 99 % im Gegensatz zu früher. Selbst wenn das nicht so stimmt, es stört mich nicht - da ist Frieden.


    Das ist gut ausgedrückt: Gleichgewichtszustand eines offenes dynamischen Systems.


    Und auch ich empfinde mich so, nämlich total flexibel und nicht mehr so festgeklopft (halsstarrig, rechthaberisch) wie früher. Meinen Frieden schöpfe ich auch aus der entstandenen Fähigkeit, immer wieder offen zu bleiben oder zu werden für andere Sichtweisen. Ich fühl mich nicht mehr bedroht, wenn ich sehe, dass mein derzeitiges Weltbild wackelt. Ich stelle sogar fest, dass es "immer weniger wird". Ich brauche anscheinend keins mehr :?

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  • aber z.B. was Daseinsgruppen (khandha) und Nicht-Selbst (anatta) bedeutet sollte schon einigermaßen bekannt sein um besser zu verstehen was mit Nirvana gemeint ist.


    Ja, hab ich noch nie im Leben gehört davon, dann muss ich erst mal lernen was das ist, vielen Dank für den Tip. Obwohl, ich hab ja schon Beiträge dazu verfasst...ach nee geht ja gar nicht, weil ich mich mit der Lehre Buddhas noch nicht richtig befasst habe.



    Zitat

    Arya Dharma: Und dieses "beständige Phänomen" erfährst du auch selbst, ja?




    Helmut: Natürlich erfahre ich es selbst, weil es das Ergebnis meiner spirituellen Praxis ist


    Wow, ein lebender Buddha mitten hier im Forum.


    Glaube ich mache mal ein bischen Pause hier im Forum, das wird mir alles ein wenig absurd.

  • aber z.B. was Daseinsgruppen (khandha) und Nicht-Selbst (anatta) bedeutet sollte schon einigermaßen bekannt sein um besser zu verstehen was mit Nirvana gemeint ist.


    Ja, hab ich noch nie im Leben gehört davon, dann muss ich erst mal lernen was das ist, vielen Dank für den Tip. Obwohl, ich hab ja schon Beiträge dazu verfasst...ach nee geht ja gar nicht, weil ich mich mit der Lehre Buddhas noch nicht richtig befasst habe.

    Aha, ich lese nicht alles. Dann haben wir anscheinend ein sehr verschiedenes Verständniis, daran würde auch eine seitenlange Diskussion kaum was ändern.

  • Wenn Nirvana jedoch nicht als absoluter Zustand gelehrt wird, dann lasse ich mich gerne belehren, dann würde aber die Bedeutung "vollkommene Verlöschung" keinen Sinn machen.

    Wie kann etwas, das vollkommen erloschen ist, ein "Zustand" sein? Sogar ein "absoluter" - was auch immer das sein soll. Zustand von was eigentlich? Das - Dein Zitat hier - macht "keinen Sinn", weil es ein Widerspruch in sich ist. Ein ziemlich offensichtlicher überdies.


    Dass Du Dich "gerne belehren" lässt, erlaube ich mir in Zweifel zu ziehen. Den Eindruck erweckst Du nicht gerade.

    Glaube ich mache mal ein bischen Pause hier im Forum

    Mach das. Du könntest die Gelegenheit nutzen, etwas an Deinem Kommunikationsverhalten zu arbeiten.


    _()_

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Du sagst ja in etwa, weil wir die Ekstase von Sex oder einer wilden Party kennen, gäbe es auch eine andauernde Ekstase. Das glauben auch viele. Aber gesehen hab ich noch keinen.

    Ich glaube du gehst da einem weit verbreiteten Irrtum über den Buddhismus auf den Leim. Nirwana ist keine "andauernde Ekstase", sondern dessen Antipode.

  • Wie kann etwas, das vollkommen erloschen ist, ein "Zustand" sein? Sogar ein "absoluter" - was auch immer das sein soll. Zustand von was eigentlich? Das - Dein Zitat hier - macht "keinen Sinn", weil es ein Widerspruch in sich ist. Ein ziemlich offensichtlicher überdies.


    Wo soll denn da der Widerspruch sein? Du kannst als Mensch (hier: Buddha) nicht behaupten, dass du in keinem Zustand leben würdest. Natürlich leugnet er das wegen den Gruppen und "kein Ich" und "leer", aber das sind alles Hirngespinste, ich weiß´nicht, warum ich der Einzige sein soll, der das so sieht. Das ist in etwa so, als wenn ein Kind vor mir steht und sagt "Ich bin nicht da". Buddhisten hier im Forum behaupten in einem Nirvana Zustand zu sein wo ALLES ausnahmslos verlöscht ist, aber sehen sich dann Filme an, wollen was gutes Essen usw.



    Du könntest die Gelegenheit nutzen, etwas an Deinem Kommunikationsverhalten zu arbeiten.


    Mein Kommunikationsverhalten ist fordernd, aber nicht zu Unrecht, wenn man bedenkt, dass mir hier pausenlos Unwissenheit attestiert wird, aber wenn ich was schreibe, geht meist keiner auf die Argumente ein, sondern schreibt einfach runter, was der Buddha so gelehrt hat, ohne Bezug. Du z.B. bist ja auch nur mit einem Satz darauf eingegangen, was ich dir geschrieben habe.





    Ich glaube du gehst da einem weit verbreiteten Irrtum über den Buddhismus auf den Leim. Nirwana ist keine "andauernde Ekstase", sondern dessen Antipode.


    Ja, davon war ja auch nie die Rede gewesen. Dies war ein Vergleich, der in Bezug auf Nirvanavorstellungen getätigt wurde. Der Vergleich passt aber, denn es gibt Menschen die sprechen von eben dieser "andauernden Ekstase" und es gibt Menschen, die sprechen von ihrem Gegenteil, der "andauernden Ruhe". Das ist das gleiche, denn beide Zustände sind erdacht.


    Das Schöne ist ja im Endeffekt, dass sich solche Hirngespinste schnell auflösen, wenn man mit diesen Menschen tatsächlich zusammen ist. Der Körper kann gar nicht anders, als sich solchen Zuständen zu verwehren. Da hilft dann auch nicht der Trick, dass man sagt, das bin ich nicht, das ist nicht meins usw. Eine sog. "falsche Identifikation" mit dem Körper interessiert den Körper gar nicht. Er kümmert sich gar nicht darum, ob der Verstand ihn jetzt als "leer" oder "mein" bezeichnet.


    Auch kümmert sich der Körper nicht darum, ob da jetzt einer ist, der meint, dass er Nirvana erlangt hat oder im Einklang mit der Buddhanatur lebt. Es verändert einfach nichts am Ausgangspunkt (den Körperfunktionen). Darum spreche ich von Wunschdenken.

  • Zitat

    ARYA DHARMA:

    Wenn Nirvana jedoch nicht als absoluter Zustand gelehrt wird, dann lasse ich mich gerne belehren, dann würde aber die Bedeutung "vollkommene Verlöschung" keinen Sinn machen.


    Du machst Dir falsche Vorstellungen von Nirvana, deshalb stehst Du auf dem Schlauch.;)


    Nibbana ist kein absoluter Zustand, sondern ein relativer wie alles Andere auch. Die Idee es gäbe irgend ein „Absolutes„ ist sowieso nur ein Hirngespinst.


    Zitat

    SN 38.1
    Nibbānapañhā Sutta:


    (1) "Nirvāna, Nirvāna, Bruder Sāriputto, sagt man. Was ist nun, Bruder, Nirvāna?"


    "Was da, Bruder, das Versiegen von Reiz, das Versiegen von Abwehr, das Versiegen von Verblendung ist, das nennt man Nirvāna".


    Oder gängiger übersetzt:

    • Versiegung der Gier, (lobha)
    • Versiegung des Hasses (dosa)
    • Versiegung der Verblendung (avijjā):


    das nennt man das Nirwahn." (S.38.1).



    Ein anderes Zitat, das ich ebenso teile

    [Nibbana]

    Nicht oft und eindringlich genug kann darauf hingewiesen werden, daß zu einem wirklichen, auch nur theoretischen Verständnis dieses Zieles der gründliche Einblick in die Wahrheit von der Unpersönlichkeit oder anattā die unumgängliche Voraussetzung ist, ohne die man sonst, je nach der geistigen Veranlagung, das Nirwahn notwendigerweise entweder als Vernichtung einer Persönlichkeit mißversteht oder als einen ewigen Daseinszustand, in den das Ich eingeht.


    Disclaimer:
    Ich beziehe mich hier ausschliesslich auf die Lehre Buddhas (Buddhadhamma), welche von Siddharta Gautama entwickelt und gelehrt wurde.
    Einzelne buddhistische Schulen haben eventuell andere Ansichten.

  • 🙄

    Wer geht, um "Etwas" zu erreichen sollte überlegen, wie geschrieben steht, ob beim Gehen der rechte oder linke Fuss vorn oder hinten ist.

    Nur wenn man stehen bleibt kann man "Etwas" erkennen.

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Nibbana ist kein absoluter Zustand, sondern ein relativer wie alles Andere auch. Die Idee es gäbe irgend ein „Absolutes„ ist sowieso nur ein Hirngespinst.


    Gut, wenn es denn ein relativer Zustand sein sollte, dann wäre es aufgrund dessen möglich, dass derjenige, der Nirvana erlangt hat, wieder raus fällt. Wird so etwas gelehrt?


    Ich lese stets so etwas in der Art:


    Zitat

    Arhat ist ein Terminus für einen Praktizierenden, der nach buddhistischen Vorstellungen Gier, Hass und Verblendung vollständig abgelegt hat. Er wird durch das Erreichen des Nirwana nicht mehr wiedergeboren.


    Wenn etwas absolut ist, dann ist es unumkehrbar. Wenn etwas relativ ist, dann kommt es auf die Umstände an und alles kann sich wandeln. Diese Beschreibungen tendieren für mich klar in eine Richtung.


    Absolut = unbedingt, uneingeschränkt, unangefochten, völlig (offizielle Definition). Außerdem sollte doch klar sein, dass ich mich hier auf die übliche Adjektiv Verwendung beziehe und nicht auf einen metaphysischen Begriff des Absoluten.



    Nicht oft und eindringlich genug kann darauf hingewiesen werden, daß zu einem wirklichen, auch nur theoretischen Verständnis dieses Zieles der gründliche Einblick in die Wahrheit von der Unpersönlichkeit oder anattā die unumgängliche Voraussetzung ist, ohne die man sonst, je nach der geistigen Veranlagung, das Nirwahn notwendigerweise entweder als Vernichtung einer Persönlichkeit mißversteht oder als einen ewigen Daseinszustand, in den das Ich eingeht.


    Dieser Zustand ist doch aber von vorn hinein gegeben, wenn die Prämisse vorliegt, dass der Erleuchtete die bedingte Entstehung bzw. Wandern im Samsara überwunden hat. Es wird ja auch gesagt, dass der Erleuchtete bzw. Arhat nicht mehr wiedergeboren wird, weil ja das erste Glied (Unwissenheit) der 12er Reihe nicht mehr zutrifft und wenn das erste Glied fehlt, darf es logischerweise keine Entwicklung geben und das zwölfte Glied (Alter und Tod) ist daher hinfällig.


    Ohne Alter und Tod befindet man sich jedoch in einem ewigen Daseinszustand. Da kann man dann auch die anatta Lehre drüberlegen, aber das ändert ja nichts. Die Buddhas und Erleuchteten werden doch tatsächlich in der Praxis angerufen, das wäre ja unsinnig, wenn man nicht davon ausgehen würde, dass es sie gibt (leibhaft!) und dass es sie eben in dem Zustand gibt, wie gelehrt wird (vollkommen befreit im Nirvana).


    Ich finde, hier gibt es ganz klare philosophische und logische Probleme. Denn in meinen Augen müsste man konsequent sagen, dass es keine Buddhas gibt, weder in der einen noch in der anderen Form, wegen anatta und zusätzlich Nirvana. Dann wird aber gesagt, dass wäre "das Extrem des Nihilismus". Wenn es jedoch solch ein mittlerer, diffuser Zustand wäre, dann wäre jeder hier erleuchtet und nicht erleuchtet zur selben Zeit - aber man könnte nie auf eine Seite kippen.

  • Die Buddhas und Erleuchteten werden doch tatsächlich in der Praxis angerufen, das wäre ja unsinnig, wenn man nicht davon ausgehen würde, dass es sie gibt (leibhaft!) und dass es sie eben in dem Zustand gibt, wie gelehrt wird (vollkommen befreit im Nirvana).

    Solchen Glauben kenne ich nicht. Buddhas und Erleuchtete anzurufen, ist für mich Aberglauben.

    Auch die Erwartung eines "neuen Buddhas" halte ich für Aberglauben.

    Z.b. äußere Gegebenheiten, wenn randalierende Horden dein Haus anzünden oder wenn ein tollwütiger Hund dich angreift oder wenn du einen Autounfall hast. Ich sage nicht, dass man mit diesen Situationen dann nicht in Frieden leben kann, aber dies ist ein Prozess, der erst mal unterbrochen wird durch sagen wir mal den Hundekampf.

    Ich möchte nochmal darauf eingehen.

    Ja, Du hast Recht, dies ist ein Prozess, der erstmal unterbrochen wird. Da ist der Schock der Überraschung, Handlung, Flucht ...

    Das heißt aber nicht, dass dieser Friede nicht wiederhergestellt werden kann. Gerade wenn jemand diesen inneren Frieden "gefunden" hat, dieses wirkliche Zuhause, bleibt die Erinnerung, wo der Ort ist und wie ich da wieder hinkomme.


    Ich habe auch noch mal über den Begriff "Wunschdenken" nachgedacht. Ja, da ist zuerst der Wunsch. Meiner war zuerst "ich will erleuchtet sein" dann aber "Ich will frei sein". Ich stellte fest, dass es nur um die Freiheit vom inneren Sklaventreiber geht - vom Denken und Wollen.

    Dann erlebte ich die Freiheit. Diese dauerte beim ersten Mal mehrere Wochen. Und ich glaubte, jetzt sei ich auch erleuchtet. Pustekuchen :rofl: Mein Größenwahn war im Weg.


    Ich erlebte dann diese Zustände immer wieder. Und du hast Recht, sie hielten nicht an. Dennoch glaube ich - ja, ich glaube ;) -, dass diese Freiheit bei einem Arahat ständig vorhanden ist.


    Ich habe damit meinen Frieden gemacht und mein Wunschdenken schon seit Jahren aufgegeben. Das Wunschdenken ist m.E. das Hindernis, Frieden zu erlangen. Denn wenn ich etwas wünsche, erwarte und dies nicht eintritt, tritt Frustration ein bis hin zur Depression.

    Ohne Erwartungshaltung kann ich auch nicht ent-täuscht werden, da keine Täuschung mehr vorhanden ist.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hallo Monika, ehrlicher und authentischer Post, danke dafür!


    Solchen Glauben kenne ich nicht. Buddhas und Erleuchtete anzurufen, ist für mich Aberglauben.

    Auch die Erwartung eines "neuen Buddhas" halte ich für Aberglauben.


    Ja, aber wird ja mancherorts praktiziert.




    Ja, Du hast Recht, dies ist ein Prozess, der erstmal unterbrochen wird. Da ist der Schock der Überraschung, Handlung, Flucht ...

    Das heißt aber nicht, dass dieser Friede nicht wiederhergestellt werden kann.


    Ja, hab ich ja auch gesagt...dieser Frieden ist immer da und man kann sich ihm auch immer wieder annähern...aber es ist quasi eine "Holschuld".




    Meiner war zuerst "ich will erleuchtet sein" dann aber "Ich will frei sein". Ich stellte fest, dass es nur um die Freiheit vom inneren Sklaventreiber geht - vom Denken und Wollen.


    Diese Motivation ist ja auch richtig und wichtig um überhaupt einen spirituellen Pfad zu gehen. Ich will ja auch "frei" sein, aber ich weiß auch, dass dies mit immerwährender Arbeit zusammenhängt, vor allem mit der Auseinandersetzung mit der eigenen Psyche und mit den Konzepten, die man hegt und pflegt.




    Ich erlebte dann diese Zustände immer wieder. Und du hast Recht, sie hielten nicht an. Dennoch glaube ich - ja, ich glaube ;) -, dass diese Freiheit bei einem Arahat ständig vorhanden ist.


    Ja und das ist eben dieser wichtige Punkt, den ich herausstellen wollte (schon die ganze Zeit): Der Glauben.




    Denn wenn ich etwas wünsche, erwarte und dies nicht eintritt, tritt Frustration ein bis hin zur Depression.

    Ohne Erwartungshaltung kann ich auch nicht ent-täuscht werden, da keine Täuschung mehr vorhanden ist.


    Dies ist eben das Dilemma: Begebe ich mich in den Frieden oder will ich den Status eines Arhats erreichen, von dem ich mir gar nicht sicher sein kann, ob dieser überhaupt existiert. Außer dem User Helmut, der kann dies sicherlich bezeugen, da er ja Nirvana erreicht hat :clown:

  • Solchen Glauben kenne ich nicht. Buddhas und Erleuchtete anzurufen, ist für mich Aberglauben.

    Auch die Erwartung eines "neuen Buddhas" halte ich für Aberglauben._()_

    Was versteht du unter Aberglauben? Wie so oft hier im Forum müssen wohl mal wieder Begriffe geklärt werden. Es ist ja die Frage, ob dein Verständnis von Aberglauben mit meinem und dem anderer TeilnemerInnen übereinstimmt oder nicht. Nur wenn klar ist, was du unter Aberglauben verstehst und was ich und andere TeilnehmerInnen darunter verstehen ist ein sinnvolles Gespräch miteinander möglich. Sonst redet man womöglich mal wieder aneinander vorbei wie in etlichen andern Forenthemen.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Dies ist eben das Dilemma: Begebe ich mich in den Frieden oder will ich den Status eines Arhats erreichen, von dem ich mir gar nicht sicher sein kann, ob dieser überhaupt existiert. Außer dem User Helmut, der kann dies sicherlich bezeugen, da er ja Nirvana erreicht hat :clown:

    Um mit dem letzten Satz anzufangen: Ich habe nirgends behauptet, ich hätte das Nirvana erlangt. Dies ist deine Fehlinterpretation meiner Aussage, dass der Friede in meinem Geist anwächst in dem Maße wie ich Leiden samt ihren Ursachen schrittweise aufgebe. (s. Beitrag 25)


    Den Frieden, der durch die schrittweise Überwindung der Leidensursachen mittels meiner Dharmapraxis entsteht, kann nur ich selbst in meinem eigenen Geisteskontinuum erleben, kein anderer. Umgekehrt ist es genauso.


    Zwischen dem geistigen Frieden durch die Dharmapraxis und dem Status eines Arhat besteht kein Widerspruch. Das von dir formulierte Dilemma besteht nicht. Ein Arhat wird man durch die Dharmapraxis mit der man die wahren Beendigungen der Leidensursachen erlangt und damit ist der Geist eines Arhats von einem tiefen Frieden gekennzeichnet.


    Ob man sich dies vorstellen kann oder nicht, ist dabei nicht entscheidend.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


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  • Solchen Glauben kenne ich nicht. Buddhas und Erleuchtete anzurufen, ist für mich Aberglauben.

    Auch die Erwartung eines "neuen Buddhas" halte ich für Aberglauben._()_

    Was versteht du unter Aberglauben? Wie so oft hier im Forum müssen wohl mal wieder Begriffe geklärt werden. Es ist ja die Frage, ob dein Verständnis von Aberglauben mit meinem und dem anderer TeilnemerInnen übereinstimmt oder nicht. Nur wenn klar ist, was du unter Aberglauben verstehst und was ich und andere TeilnehmerInnen darunter verstehen ist ein sinnvolles Gespräch miteinander möglich. Sonst redet man womöglich mal wieder aneinander vorbei wie in etlichen andern Forenthemen.


    Gruß Helmut

    Hallo Helmut,

    der Buddha hat eindeutig vermitelt, dass er nach seinem Tod endgültig erloschen ist, keine Wiederkehr.

    Insofern ist es für mich, ihn anzurufen, dasselbe wie Gott um Hilfe anzurufen.


    Und wozu sollte ein weiterer Buddha erscheinen? Es ist doch alles gesagt, getan. Was könnte dieser denn noch bewirken, was nicht schon durch Gautama Buddha bewirkt wurde bzw. was alles nicht bewirkt wurde, weil Milliarden Menschen offenbar nicht erreicht werden.


    Solche Dinge zu glauben hat nichts mit der Lehre zu tun. Das ist dasselbe als zu glauben, es käme ein neuer Messias.


    Aber ich will diesen Glauben ja nicht untergraben. Ich bin nur auch dafür, sich darüber im Klaren zu sein, dass das eben mit Glauben und Wunschdenken zu tun hat.

    _()_

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    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Zitat

    Und dieses "beständige Phänomen" erfährst du auch selbst, ja?




    Natürlich erfahre ich es selbst, weil es das Ergebnis meiner spirituellen Praxis ist.


    Jetzt schreibst du:


    Ich habe nirgends behauptet, ich hätte das Nirvana erlangt. Dies ist deine Fehlinterpretation meiner Aussage, dass der Friede in meinem Geist anwächst


    Wenn es ein beständiges Phänome wäre, welches du selbst erfahren würdest, dann muss kein Frieden anwachsen. Und wenn Frieden noch anwachsen muss, dann erfährst du kein beständiges Phänomen. Das ist eigentlich alles.

  • Dieser Zustand ist doch aber von vorn hinein gegeben, wenn die Prämisse vorliegt, dass der Erleuchtete die bedingte Entstehung bzw. Wandern im Samsara überwunden hat. Es wird ja auch gesagt, dass der Erleuchtete bzw. Arhat nicht mehr wiedergeboren wird,

    Diese Prämisse liegt nicht vor, jedenfalls nicht in der Lehre Buddhas.


    Mag sein das gewisse buddhistisch angehauchte Religionen und Strömungen dies glauben, das musst du dann aber mit denen diskutieren und nicht alle über einen Leisten schlagen.

  • Diese Prämisse liegt nicht vor, jedenfalls nicht in der Lehre Buddhas.


    Also hat der Arhat Samsara nicht überwunden und wird wieder geboren - ist es das, was du sagen willsT

    Es gibt keine Wiedergeburt des Arahats. Wenn überhaupt, gibt es eine Wiedergeburt von Dukkha.


    Das Ziel besteht im Vernichten von Dukkha nicht im Vernichten von Geburt.


    Anatta

    Anicca

    Dukkha