Von Emotionen schnell zu Mitgefühl wechseln: Wie machen?

  • Genau mkha', vor allem leidet Anandasa ja genug unter seiner eigenen Verurteilung. Dazu braucht es nicht noch Zitate, die die Schuldgefühle vermehren könnten.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

    • Offizieller Beitrag

    @Deepa,

    :? Nun - @Anandasa ging es eigentlich mehr um die Frage, wie er, von Emotionen fast hinweggespült, zu einem ihm zuträglichen Mitgefühl finden kann, ... weniger um die Frage, was der Buddha zum Thema "Inhalte der Unterhaltungsbranche" an sich - und zum "Für und Wider des Frequentierens" zu sagen hatte ;)

    Auf "Unterhaltung" bin ich ja über das Wort "Kitsch" gekommen. Ich glaube, dass jede Emotion so eine "Geschichte" mit sich bringt. Zum Beispiel hatte ich mich sehr geärgert, als ich neulich von einer "Superspreaderin" in Garmisch hörte, die von den Behörden die Anweisung bekommen hatte, sich zu isolieren, das dann nicht tat und auf einer Kneipentour ganz viel Leute ansteckte. Bei mir kam dann da zusammen mit dieser Geschichte ganz viel "rechtschaffene Empörung auf". Jetzt lese ich wiederum das Gegenteil: Die Behörden hatten ihr nicht gesagt sich zu isolieren, sie war in keiner Kneipe sondern nur in einem Lokal und man kann keine Infektion auf sie zurückverfolgen. Die ganze Geschichte die sich in meinem Kopf gebildet hatte war falsch und die zugehörige Emotion hatte gar keine Grundlage. Ich hätte mich dem gleich eher so nähern sollen, statt das so unhinterfragt zu übernehmen.


    Von daher denke ich, dass so Emotionen schon damit zu tun haben, dass wir uns so einfache "kitschige" Geschichten identifizieren. Und dass man von den Emotionen wegkommt, wenn man den Geschichten nicht identifiziert. Von daher bin ich auf "Buddha und den Schauspieldirektor" gekommen und ob man nicht so allen emotionales Geschichten gegenüber eine bestimtme Distanz einnehmen soll.


    Halt eine freundliche, mitfühlende Distanz.Mir fällt da als Beispiel immer die Mutter von einem Kind ein, das einen Wutanfall hat. "Identifikation" wäre, dass man sich so in das Kind reindenkt, dass man selber ganz wütend wird. Während die angemessene Perspektive ja eben eine "nicht-enge" Perspektive von Außen wäre. Wo man als Mutter freulich auf das Kind schaut und wie man ihm helfen kann, ohne deswegen seine Position einzunehmen.


    Wohlwollen und Freundlichkeit sind ja etwas was so entspannt im ganzen Raum ist, während Emotionen immer verschiedenen Arten von Verspannung zu tun haben. Wenn ich - um zum Thema des Threads zurückzukommen - von einer Emotion wegkommen will, dann mache ich das immer indem ich mich mit meiner Köperhaltung beschäftigte. manchmal hilfte es schon, die Arme auszuschüttelen, um eine Emotion abzuschütteln.

  • Ich denke, der Buddha hatte zu seiner hauptsächlich Zeit eine Art der Unterhaltung gesehen, die nicht geistig anspruchsvoll oder geistig anregend war. Sondern eher flache Unterhaltung. Die im Theater leidvolles oder leidbringendes als lustig oder besonders dargestellt hat, oder als Musik in Begleitung oder zur Bezweckung von Sinnesgenüssen einfacher Art auftrat. Vielleicht hatte er deswegen so eine schlechte Meinung von der Unterhaltung an sich.


    Ich denke, dass es durchaus Kunst gibt, die heilsam anregen oder die Kenntnis der Realität vertiefen kann. Wenn sie geschickt bestimmte Fragen aufwirft, oder wichtige Dinge nachempfindbar macht. Der Buddha selbst macht in den Sutren oft auch - lyrische Äusserungen in Versform, war also selbst ein Dichter, ein Künstler, er hat diese Kunst wohl nur nicht direkt als "Unterhaltung" angesehen! Dabei gilt sicherlich, dass Menschen auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen sind, und von unterschiedlichen Arten von Kunst angeregt werden können. Ich denke aber auch, es gibt auch heute ungünstige Arten der Unterhaltung, etwa Hollywoods Gewaltfilme, aus der nur kritische Geister lernen können, während unkritische eher ungünstig beeinflusst werden können, also Gier, Hass und Verblendung genährt werden können, anstatt dass gelehrt wird, sie zu hinterfragen.


    Was die Emotionen angeht, ich denke das sollte man nicht so sehen, dass sie, wenn sie leidvoll sind, irgendwie in Mitgefühl "umgeändert" werden sollten. Die Emotionen sind einfach nur die natürliche Reaktion des Geistes bzw. des Gemüts auf das erlebte. Ich denke, der Weg um sie weniger leidvoll werden zu lassen ist eine Kenntnis der sie auslösenden Realität, und vor allem eine Akzeptanz dieser. Dann werden die Emotionen von sich aus weniger leidvoll, und es kann sich womöglich zeigen, dass sie auch vorher schon eigentlich eine Form von Mitgefühl waren, und nun in anderer Form eben - nicht mehr leidvolles Mitgefühl geworden sind. Genauso wie Achtsamkeit auch erlaubt, sich der Natur dieser Emotionen bewusster zu werden, sie akzeptieren zu lernen, und dadurch können sie auch als weniger leidvoll und sogar bereichernd empfunden werden.

  • Buddha hat soweit ich weiß Unterhaltung jeglicher Art nicht empfohlen wenn es um Befreiung geht. In den 8 bzw 10 Precepts/Silas wird jede Form untersagt. Es ist anscheinend nicht förderlich für die Befreiung. Ich denke Mal weil es den Ich-Dünkel, das Ich-machen anregt. Also existenziell nicht förderlich, aber psychologisch bestimmt. So meine Vorstellung.

  • Deshalb lehrte Buddha den Weg aus den Emotionen, da sie letztendlich immer Leid verursachen:


    Samyutta Nikaya 36


    Diese drei Gefühle, ihr Mönche, gibt es. Welche drei? Wohlgefühl, Wehgefühl, Wederwohl-noch-weh-Gefühl. Das sind nun, ihr Mönche, die drei Gefühle:



    Geeinigt und auch klar bewußt

    gar achtsam Buddhas Jünger ist:

    er weiß, was die Gefühle sind

    und wie Gefühl zustande kommt,


    auch wie Gefühle untergehn,

    den Pfad, der zum Versiegen führt.

    Der Mönch, bei dem Gefühl versiegt, gestillt,

    erlischt bei ihm der Wahn".

  • Danke für alle die guten und interessanten Beiträge. Ich kann nicht in diesem Text auf sie eingehen. Ich habe neben der Arbeit einfach nicht genug Zeit dafür. Aber viele Beiträge weisen in eine gute Richtung und ich werde sie aufgreifen. In den nächsten Tagen notiere ich mir stückchenweise was, verteilt auf die Freizeit, die ich habe, und schreibe dann hier wieder was mir eingefallen ist.


    Danke und Grüße, Anandasa

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • (Hervorhebung von mir)


    Sie tragen das Potenzial in sich, zu Leid zu führen. Es ist kein Muss.


    Leid entsteht durch Anhaftung.


    Ich kann die Gegenwart eines Menschen genießen - mich wohl fühlen und mich immer noch wohlfühlen, wenn er nicht mehr bei mir ist.


    Das ist entscheidend: Kann man loslassen - erkennen, dass alles vergänglich ist und das annehmen oder nicht.


    Was macht man, wenn er weg ist - was macht man, damit er bleibt?


    Ist man traurig, verzweifelt, wütend...versucht man alles Mögliche (ihm drohen, ihn anbetteln, ihn bestechen..), damit er bleibt - oder fühlt man sich immer noch wohl?

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Ein paar Gedanken, vielleicht können sie ja zum Thema noch ein wenig beitragen.


    Die Konfrontation mit Leiden anderer kann drei Reaktionen hervorrufen: Betrübnis, Freude und Gleichgültigkeit. Wahrscheinlich sind alle drei im Menschen vorhanden, nur ungleich verteilt. Dominiert die Betrübnis, ist das wohl eher ein Anzeichen eines guten Charakters als wenn die anderen zwei, verwerflichen Neigungen vorherrschen. Dennoch sind alle drei unheilsam in dem Sinn dass sie nicht zur Befreiung von Dukkha führen. Aber Mitleid weil einem das Leid anderer nahe geht, hat wohl am Meisten das Potential zur Wandlung und Entwicklung von Mitgefühl. Es stammt aus der Ahnung dass das Unangenehme oder Schreckliche was da jemandem zustößt, jederzeit bei einem selber eintreten könnte, dass wir alle im selben Boot sitzen, ein Teil des Geschehens sind. Das ist der Wirklichkeit näher als die Empfindung eines Einzelwesens das für sich selber Macht über andere ausübt oder fröhlich genießt während beim Nachbarn die Hölle los ist.


    Wäre man selber ganz ohne Leiderfahrung, könnte kein Mitleid aufkommen. Was übrigens die theistischen Ansichten so schwierig macht, weil einem ewig glückseligen Gott die Qualen die er erschaffen hat offenbar wenig kümmern. Ein Buddha hat sie selber erfahren, hat einen Ausweg gefunden und ihn aus Mitgefühl aufgezeigt. Darin war kein Mitleiden mehr, weil es keinen Selbstbezug gab. Das Motiv für Mitgefühl ist nicht quälendes Mitleid loszuwerden, es hat nur den Leidenden und dessen Erlösung im Fokus. "Mögen alle Wesen glücklich sein" ist dazu eine gebräuchliche Übungsformel. Als aufrichtiger Wunsch aus ganzem Herzen verhindert das öfter bei mir zu starke Emotionen des Mit-Leids. Es bleibt eine allgemeine Trauer über das Leid in der Welt, was den Gedanken nach sich zieht dass ich nichts Besseres dagegen tun kann als selber nach Befreiung zu streben, je mehr ich das tue, desto hilfreicher kann ich sein. Die Entwicklung der Brahma Viharas sind ein wichtiger Teil dieses Weges und kommen schon in der Übung anderen zugute.

  • Zu SN36, es ist nicht psychologisch gemeint. Mit nicht rechter Sicht im buddhistischen Sinne wird bestimmt fast jede Sutta missverstanden. Aber wer hat schon die vollständige rechte Sicht...

  • @Deepa,

    Mensch, zerhackt doch das Thema nicht so.

    ?

    :? Nun - @Anandasa ging es eigentlich mehr um die Frage, wie er, von Emotionen fast hinweggespült, zu einem ihm zuträglichen Mitgefühl finden kann, ... weniger um die Frage, was der Buddha zum Thema "Inhalte der Unterhaltungsbranche" an sich - und zum "Für und Wider des Frequentierens" zu sagen hatte ;)


    Nun - möglicherweise sagt Anandasa die Entwicklung auch zu. Das zunächst zu erfragen, wäre ebenfalls eine Möglichkeit. ;)


    Wie siehst Du das Anandasa?

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


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    Deepa

  • Ich kann die Gegenwart eines Menschen genießen - mich wohl fühlen und mich immer noch wohlfühlen, wenn er nicht mehr bei mir ist.


    na, dann ist ja alles klar,

    Ich kann mich immer wohlfühlen, egal was gerade ist. :)

    :rainbow:

  • Ich kann die Gegenwart eines Menschen genießen - mich wohl fühlen und mich immer noch wohlfühlen, wenn er nicht mehr bei mir ist.


    na, dann ist ja alles klar,

    Ich kann mich immer wohlfühlen, egal was gerade ist. :)

    Na siehste. ^^


    Ich habe festgestellt, dass Dukkha nicht nur Leiden bedeutet, sondern (u.a.), „das Potenzial zu leiden“. Daher „Geburt ist Leid bzw. Dukkha...“

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


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    Deepa

  • "das Potential zu leiden" nennt man eher "Unwissenheit".

    Denn aus Unwissenheit entstehen Leidenschaften und Handlungen. Da ist das potential zu leiden zu sehen.

    Aha. Sehe ich anders.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


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    Deepa

  • "das Potential zu leiden" nennt man eher "Unwissenheit".

    Denn aus Unwissenheit entstehen Leidenschaften und Handlungen. Da ist das potential zu leiden zu sehen.

    Das Potential zu leiden trägt schon der Same in sich. Schon bei der Geburt (spätestens) beginnt das Leiden, auch ohne unser weiteres Dazutun. Genauso ist es mit Krankheit, Alter und Tod. Das sind die Hauptmerkmale des Leidens.


    Aber es gibt ein Potential, sich aus diesem Kreislauf zu befreien. Das beginnt schon mit dem Geistestraining. In dem Moment, in dem ich erkenne, dass ich etwas dagegen tun kann, dass sich meine Leiden verstärken oder überhaupt als solche wahrgenommen werden, wecke ich das Potential in mir.


    Das eben ist auch ein Grund, dankbar zu sein, dieses Potential ent-deckt zu haben - natürlich nur mit Hilfe der Lehre, der Überlieferer und all derjenigen, die die Lehre hier im Westen verbreitet haben. Auch denen sei Dank.

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    Ayya Khema

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  • Hallo,


    ich habe wieder Zeit gefunden mich um dieses Thema zu kümmern. Danke für all die Antworten. Ich werde im Text unten nur wenige zitieren, weil der Text sonst ellenlang werden würde, und niemand so lange Texte durchliest. Aber vielen Dank an Aravind, Deepa, Rudolf, Monikadie4., mkha', Ellviral und andere :-).


    mkha':
    Pflegekräfte und Ärzte lernen, (:? ... oder lernten zumindest "zu meiner Zeit" vor 4 1/2 Jahrzehnten), schon früh, nichts abzulehnen und nichts zu begehren, in Anbetracht des Leids/ Leidens nicht mit-leidend oder gar furchtsam den Blick abzuwenden, sondern verantwortungsbewusst, ("unser Wissen und Können zum Wohle des Menschen ist gefragt"), sehr genau hinzuschauen.


    Wenn bei manchen Spielfilmen für den Zuschauer eine Scheinwelt erzeugt wird, ist es mit dem "sehr genau hinschauen" vorbei. Man steigt durch das Betrachten der Scheinwelt aus der Realität aus. Somit lässt sich für manche Spielfilme nicht anwenden was Ärzte und medizinisches Personal lernen um Emotionen auf Abstand zu halten um noch funktionieren und den Patienten helfen zu können. Denn wenn man das Leid der Patienten sieht, ist man voll in der Realität. Damit ist auch meine Idee hinfällig von den Medizinern sich abgucken zu können wie mit diesem "Spielfilmproblem" von mir umzugehen.


    Ich bin auch nicht mehr sicher, ob es ein Problem mit Emotionen sind. Von der Filmmusik für Breakfast at Tiffany's gibt es eine sehr schön gesungene Variante von einem Andy Williams, die ich auf Youtube gefunden habe. Wie Youtube so ist, hat es auch andere Lieder von ihm angezeigt und eines war Love Story. Er hat tatsächlich für den Film Love Story das Lied gesungen. Habe das Lied tatsächlich zum ersten Mal gehört. Das Lied ist großartig und wird von Andy Williams großartig gesungen. Ich bin beim Hören des Liedes wirklich von den Socken gewesen. Aber es ging mir beim Zuhören gut und es ging mir nachher gut. Ich denke, weil Love Story eine reale Geschichte ist und kein Kitsch. Diese Idee hat auch void geäußert und da ist wohl was dran. Bei Love Story stirbt von einem Liebespaar die Frau sehr früh an einer Krankheit. Das ist die volle Härte der Realität. Man muss seine Achtsamkeit zusammenhalten um "lebensfähig" zu bleiben. So ein Film wie Love Story ist da das genaue Gegenteil zu Breakfast at Tiffany's.


    Beim Film Breakfast at Tiffany's heizt das Filmlied Moon River dagegen die Verkitschung an. Fängt man an das Lied mitzusingen geht die Achtsamkeit verloren und man wechselt ins Land der Träume. Wenn am Schluss der Chor "Moon River" singt, haut es mich um. Die Dosis ist einfach zu viel für mich. Dieses Land der Träume ist als solches für mich in diesem Film aber schwer zu erkennen, da ich Audrey Hepburn mag, sie ein netter Mensch zu sein scheint und deswegen hier keine Gefahr ausgehen kann, da sie das Lied im Film ja auch singt. Dann spiegelt der Film die guten alten Zeiten von damals wieder: Audrey Hepburn in dem schwarzen langen Kleid, Sonnenbrille, übergroßer runder Hut und der Zigarettenhalter in der Hand: Ein Bild für die Ewigkeit. Scheinbar. Liest man über Audrey Hepburn, stellt man fest, dass sie schon mit 63 leider schon an Krebs gestorben ist. Der Kontrast vom Bild für die Ewigkeit und ihr relativ früher Tod ist schrecklich: als ob ich im Meer im Wasser treiben würde und benommen wäre. Ich kann aus diesem Zustand nicht so leicht aussteigen wegen der Sympathie zu Audrey Hepburn und dem Leiden durch ihren frühen Tod und weil dieser Film doch so ein Klassiker ist, dass er für die Ewigkeit sein sollte. Das ist hier wohl genau das Mitleiden statt Mitgefühl. Theoretisch klar, emotional aber schwer aus dem Mitleiden rauszukommen, weil eine Identifizierung stattfindet, und man dann nicht mehr eine separate für sich stehende Instanz ist. Die Identifizierung wird vielleicht erkannt, aber nicht als ein Problem für die Achtsamkeit angesehen, weil dieser Mensch, mit dem man sich identifiziert, ja ein freundlicher netter Mensch ist.


    Wichtig ist nicht so sehr Audrey Hepburn in diesem Film zu sehen, sondern zu sehen wie sie im Leben mit positiven Denken viele Dinge positiv beeinflusst hat. Dazu gehört auch das Engagement für UNICEF. Wohlwollend betrachten, was da beim Zuschauen des Films in meinem Kopf abgeht, aber nicht darauf eingehen. Wenn es wohlwollend ist, ist der Antrieb weg sich in den Film reinzusteigern. Einfach nur auf den Atem achten, hilft. Wenn ich sage: "Mögen >alle< fühlenden Lebewesen frei von Leiden sein und frei sein von den Ursachen des Leids", gibt es eine Ablenkung von Liebespaar in diesem Film auf alle fühlenden Lebewesen.


    Deepa:
    Du denkst: „Das arme Mädchen...“ und beobachtest, dass Trauer aufkommt. Möglicherweise identifizierst Du Dich mit ihr.

    Ja, genau. Die Identifizierung ist der Anfang des Leidens. Ich sehe es sehr schnell und sehr gut, wenn es jemandem schlecht geht. Das ist vermutlich bei mir gut eintrainiert, weil ich immer wieder als Kind gesehen habe, dass es meiner Mutter nicht gut geht. Ist ein Problem, aber zusammen mit liebender Güte kann es eine Stärke werden, denke ich mal.

    Rudolf:
    Bitte schaue dir den Film noch mal an. Und nach einigen Tagen noch mal … und dann noch mal. Dann werden deine Emotionen geringer.

    Kann mir vorstellen, dass dies funktionieren könnte. Ich denke auch, dass ich durch das wiederholte Anschauen neue Aspekte entdecken würde.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Mitgefühl entsteht durch Empathie. Empathie dadurch, dass man in die Schuhe des anderen schlüpft, dann schaut ob man ähnliche SItuationen schon erlebt hat - dann kann sich Mitgefühl sofort entwickeln.

  • Wenn man also selbst noch nie in einem Gefängnis gefoltert wurde (oder gibt es eine ähnliche Situation?), dann kann man kein Mitgefühl mit solche Gefolterten entwickeln?

    Wie kommst Du zu der Fragestellung/dem Schluss?


    Man kann auch dann Mitgefühl mit Menschen haben, die so etwas erleben, wenn man nicht selbst gefoltert wurde. Es sei denn, dass man an Wiedergeburt glaubt und meint, dass man iwann ebenfalls gefoltert wurde.


    Man kann sogar Mitgefühl mit jenen haben, die andere foltern, ohne selbst [siehe oben].

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


    Viele Wege führen ins Nirvana.

    Deepa

  • Wenn man sich mal in den Finger geschnitten hat und dann einen gefolterten schreien hört, denkt man wohl nicht Mensch ist der Kerl wehleidig. Dass bereits so ein Schnitt recht schmerzhaft sein kann, lässt erahnen welche Leiden noch mehr Beschädigung verursacht. Obwohl bei Trägheit des Herzens dieser Schluss wahrscheinlich besser und schneller gezogen werden kann, wenn man selber schon so arg leiden musste.


    Das Ausmaß an Mitgefühl das man spontan aufbringen kann scheint auch in Zusammenhang mit einer Veranlagung zu stehen. So mögen zwei Merschen im selben Ausmaß gelitten haben aber bei vergleichbarem Leid eines anderen ganz verschieden reagieren.

    Wenn aber Mitgefühl in jedem Menschen vorhanden und nur unterschiedlich weit entwickelt ist, müsste es sich auch bei jedem Menschen zur Vollkommenheit entwickeln lassen. Etwa durch das Hören rechter Lehren und den Umgang mit guten Menschen.

  • Es genügt wohl den eigenen Körper als verletzlich erlebt zu haben um zu wissen dass auch andere Menschen darunter leiden.

    Und man darf nicht (i.S.v.: macht man es, ist es kein Mitgefühl), seine Erfahrungen 1:1 auf das Gegenüber übertragen:


    „Ach...was.Das tut doch nicht weh. Ich habe auch schon mal xy erlebt. Mir hat es nicht weh getan. Stell dich nicht so an“


    Dann betrachtet man ihn nicht mit Mitgefühl - man ist bei sich bei und urteilt (und verurteilt ihn ggf.) darüber, ob es ihm zusteht, Schmerz zu empfinden.

    Zu meinen Beiträgen: So sehe ich es.


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    Deepa

  • Und man darf nicht (i.S.v.: macht man es, ist es kein Mitgefühl), seine Erfahrungen 1:1 auf das Gegenüber übertragen:


    „Ach...was.Das tut doch nicht weh. Ich habe auch schon mal xy erlebt. Mir hat es nicht weh getan. Stell dich nicht so an“


    Dann betrachtet man ihn nicht mit Mitgefühl - man ist bei sich bei und urteilt (und verurteilt ihn ggf.) darüber, ob es ihm zusteht, Schmerz zu empfinden.

    Ich kenne es so, dass dies aus der Erziehung heraus kommen kann. Zum Beispiel, weil die Eltern einem weinenden Kind sagen: "das ist doch nicht schlimm, hier hast Du einen Bonbon" und sogleich durch die Ablenkung die Gefühle abgewöhnen, aber womöglich die Gewohnheit erschaffen, durch Naschen das Leiden zu ignorieren.


    Ich kenne es auch von mir, erstens als Kompensation mir selbst gegenüber und 2. indem ich anderer Leid und Dilemma runterspiele. Ich habe dabei herausgefunden, dass ich offenbar solche negativen Äußerungen anderer schwer ertragen kann. Das ist in Fleisch und Blut gegangen - von frühester Kindheit wohlmöglich. Erst durch das Beschäftigen mit dem Begriff Mit-Gefühl ist mir das bewusst geworden und ich konnte "trainieren", nicht immer zu beschönigen, sondern wirklich hinzuhören und mich darauf einzulassen.


    Darum bin ich insbesondere dem Thema "Ignorieren" in einer der Chroniken dankbar, bei dem ich tief erfuhr - auch durch ein sehr berührendes Gespräch mit meiner Tochter -, dass ich ignoriere. Es ist sicher ein Selbstschutz. Aber den hab ich (hoffentlich gänzlich) losgelassen.

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