Säkularer Buddhismus im Vergleich

  • Und das ist eben eine anatta-Lehre, die Ajita Kesakambali nicht verbreitet hat. Ja, ich denke, davon hätte man gehört.

    Davon hat man ja "gehört". Er hat sie nicht nur nicht verbreitet, er hat sie abgelehnt.

    Führt zwar etwas ab von der ursprünglichen Frage, aus der diese Diskussion entstanden ist: Meinst Du er hat sie ausdrücklich abgelehnt?

    Ganz genau. Sein Standpunkt wird (in Variationen) in D1, Kapitel 3, Absatz 9ff zusammengefasst.
    https://www.palikanon.com/digha1/dn01.html
    In jedem Fall wird hier bei den "Vernichtungsgläubigen" ein "atta" behauptet/vorausgesetzt.

    Ansonsten sind ja die namentlichen Hinweise Ajita Kesakambali im PK ganz selten, aber er gehörte wohl zu der Gruppe von Asketen, die Bronkhorst als "Ājīvika", andere Autoren ordnen ihn als "Proto-Lokāyata" ein, was für mich angesichts der Quellenlage viel weniger sinnvoll ist, man vergisst dabei einfach seine Kernaussage, jedwelche Taten als nutzloses Zechs abzutun.
    Es ist doch einfach so, dass er die Auswirkungen von Taten als "Gut oder Böse" mit dem Verweis leugnet, dass nach dem Tode eh alles vorbei sei. Was ja nicht stimmt, denn zu Lebzeiten hat es zweifelsfrei Auswirkungen - und dann hat es auch Auswirkungen über den eigenen Tod hinaus, nämlich für diejenigen, die nach demselben Muster wie er gestrickt sind und nach ihm fortleben und das weitergeben.
    Das ist übrigens derselbe Denkfehler, den Wiedergeburts-Gläubige machen, sie glauben, ihre Praxis wäre sinnlos, wenn sie nicht die Früchte mit in ihr nächstes Leben mitnehmen könnten. Damit isolieren sie ihre Praxis (die ihnen ganz allein gehört) von den Auswirkungen auf ihre Umgebung, und genau das ist wieder atta-Glaube.

  • Nirvana verwirklichen wollen aber nicht an WIEDERGEBURTEN glauben, das Wort Samsara nicht verstehen- aber sagen, man wolle das Leiden vollständig überwinden, das beides passt finde ich nicht zusammen.


    Tatsächlich passen Nirvana und Wiedergeburt nicht zusammen. Es handelt sich um völlig verschiedene Konzepte. Nirvana ist der Zustand völliger Freiheit von Dukkha. Da kommt Wiedergeburt gar nicht vor. Der Ausstieg aus einem Wiedergeburtskreislauf ist ein anderes Ziel, das bereits durch die Einsicht in anatta verwirklicht ist. Wo kein Wesenskern ist, dort ist keine Wiedergeburt. Man erkennt bereits auf dem Weg zum Nirvana, dass da keine Wiedergeburt ist.


    Die verschiedenen Traditionen basteln sich zum Teil abenteuerliche philosophische Spitzfindigkeiten, um trotz anatta eine Wiedergeburt annehmen zu können, Bewusstseinsstrom und so.


    Tatsächlich lehrte Buddha aber, dass es keine Wiedergeburt geben kann, anatta eben. Die Vorstellung einer Reinkarnation war aber so tief in der damaligen indischen Kultur verankert, dass sie nachträglich(!) wieder in das Buddhadharma Eingang fand.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna / 塞翁失馬焉知非福

  • Also, ich kann da keinen Bezug zu so etwas wie Karma finden.

    Wenn er jegliches Tun las nutzlos bezeichnet? Du meine Güte.

    Kann es sein, dass hier die Sichtweisen von Ajita Kesakambali und zum Beispiel Makkhali Gosala durcheinander geraten?

    Ja, Gosala war so etwas wie der Begründer der Ajivika, Ajita Kesakambali eher ein kleines Licht, aber vom Habitus ähnlich.


    Da kann ich mir wiederum gut vorstellen, dass der säkulare Buddhismus sich recht einfach davon abgrenzen kann.

    Vielleicht bin ich hier einfach der falsche Adressat, denn ich betrachte mich als "traditionell übend" und säkular nur insofern, als ich keine religiöse Praxis (mehr) habe. Ich glaub auch nicht, dass es "den säkularen Buddhismus" gibt, das ist eher eine ziemlich heterogene Bewegung.
    Ich sehe auch keinerlei Sinn darin, mich auf Nachfrage von irgendwelchen Ansichten (wie Sand am Meer) abzugrenzen, wenn ich nicht besser sagen kann, was meine Ansichten sind. Ich frage mich dabei immer, warum man mich das fragt. Hat der Betreffende etwa nix Besseres zu tun, wieso stellt er sich solche Fragen nicht erstmal selbst und beantwortet sie hier auch selbst?

  • Ganz genau. Sein Standpunkt wird (in Variationen) in D1, Kapitel 3, Absatz 9ff zusammengefasst.

    Wobei dort stets von einem Selbst ausgegangen wird, welches von Vater und Mutter gezeugt wurde. Und er vertrat wohl die Ansicht, Vater und Mutter gebe es gar nicht.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Wobei dort stets von einem Selbst ausgegangen wird, welches von Vater und Mutter gezeugt wurde. Und er vertrat wohl die Ansicht, Vater und Mutter gebe es gar nicht.

    Du meine Güte. Im Sachzusammenhang sind für "Mutter und Vater" keine besonderen Personen, denen man zu Dank oder auch nur Rücksicht verpflichtet wäre - damit wird doch nicht bestritten, dass es sie nicht in ihrer biologischen Funktion gibt.

  • Wenn er jegliches Tun las nutzlos bezeichnet? Du meine Güte.

    Aus dem wenigen, was mir in Bezug auf Ajita Kesakambali bekannt ist, kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass Karma überhaupt eine Kategorie in seiner Lehre war.


    Wie auch immer. Ich denke wie Du, eine anatta-Lehre hätte er ausdrücklich abgelehnt.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Hier war noch eine Frage offen:

    Habe möglicherweise den Faden verloren, aber was meinst du mit "Absicht" und von wem?

    Aber ich verstehe dies so, dass diese jetzt auch unbeantwortet bleiben darf:

    Ich sehe auch keinerlei Sinn darin, mich auf Nachfrage von irgendwelchen Ansichten (wie Sand am Meer) abzugrenzen, wenn ich nicht besser sagen kann, was meine Ansichten sind.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Aus dem wenigen, was mir in Bezug auf Ajita Kesakambali bekannt ist, kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass Karma überhaupt eine Kategorie in seiner Lehre war.

    Er hatte dafür selbst wohl ein anderes Wort: Niyati (Schicksal). Erst der Buddha löst sich von derartigen Vorstellungen

  • Er hatte dafür selbst wohl ein anderes Wort: Niyati (Schicksal).

    Den Begriff finde ich bei der Lehre der Ajivikas:


    Wikipedia: ...Nach der Meinung der Ajivikas ist das Schicksal streng determiniert. Es gibt keinen freien Willen, sondern alles folgt einer naturgesetzlichen Notwendigkeit (niyati), so wie das Wachstum einer Pflanze. Gosala verglich das Menschenleben mit einem Knäuel Schnur, das sich, wenn man es am Boden wegrollt, in der vorherbestimmten Bahn abwickelt, bis diese Bewegung entsprechend der Schnurlänge ihr Ende erreicht....Die Seele ist nach der Lehre der Ajivikas materiell, sie besteht aus Atomen, die sich von denjenigen der Elemente unterscheiden.


    Also in Zusammenhang mit der Lehre Makkhali Gosalas, nicht in Zusammenhang mit Ajita Kesakambali. Der ja offenbar nur die vier Grundelemente anerkannte und offenbar keine speziellen Seelenatome postulierte.


    Insofern war die Frage nach den Folgen von guten oder schlechten Taten für Makkhali Gosala und die Ajivikas wohl sinnlos, weil ohnehin alles vorherbestimmt ist, sowohl Taten, als auch "Folgen".


    Wenn Ajita Kesakambali dagegen eher eine Auffassung hatte, die einem ungläubigen ("... es gibt keine andere Welt...") heutigen Weltmenschen gleicht, einen freien Willen im Prinzip voraussetzend, dann wird die Entscheidung für gute oder schlechte Taten für ihn wohl schon eine Rolle gespielt haben. Aber "Spätwirkungen" über den Tod hinaus, die auch noch "berücksichtigen", um welche Qualität von Tat es sich handelte, schloss er eben aus.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Also in Zusammenhang mit der Lehre Makkhali Gosalas, nicht in Zusammenhang mit Ajita Kesakambali. Der ja offenbar nur die vier Grundelemente anerkannte und offenbar keine speziellen Seelenatome postulierte.

    .....

    Alles nur Spekulationen, ich weiß wirklich nicht, was dich daran so fesselt.

  • Insofern war die Frage nach den Folgen von guten oder schlechten Taten für Makkhali Gosala und die Ajivikas wohl sinnlos, weil ohnehin alles vorherbestimmt ist, sowohl Taten, als auch "Folgen".


    Wenn Ajita Kesakambali dagegen eher eine Auffassung hatte, die einem ungläubigen ("... es gibt keine andere Welt...") heutigen Weltmenschen gleicht, einen freien Willen im Prinzip voraussetzend, dann wird die Entscheidung für gute oder schlechte Taten für ihn wohl schon eine Rolle gespielt haben. Aber "Spätwirkungen" über den Tod hinaus, die auch noch "berücksichtigen", um welche Qualität von Tat es sich handelte, schloss er eben aus.

    Hi, Elliot .


    Diese Positionen kann man auch im Pali-Kanon finden.

    So zum Beispiel:


    "Es gibt keine jenseitige Welt ...Der Mensch besteht aus den vier Elementen. Wenn er stirbt, geht das Feste in die Erde, das Flüssigezum Wasser, die Wärme zum Feuer, das Flüchtige in den Wind, und in den Raum gehen die Sinne.Vier Männer tragen den Toten auf der Bahre, bis zur Verbrennungsstätte werden Lieder gesungen,dann bleichen die Knochen, die Opfergaben fallen nieder, es ist Torheit, dafür etwas zu spenden. Jenetäuschen und lügen, die da behaupten, es habe einen Zweck. Wenn der Körper zerfällt, schwindenToren und Weise gleichermaßen dahin und nach dem Tode sind sie nicht mehr."

    (M 76, nach Schmidt)


    "

    "Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geist-unmittelbare Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter undböser Taten."

    (D 23, in Anlehnung an Neumann).


    So hängt, sozusagen, die Frage über Karma und Wiedergeburt wie in der Luft.

    Anatta aber kann man rein wissenschaftlich nachweisen – sowohl neurowissenschaftlich als auch im Sinne der Physik.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Wenn es keine jenseitige Welt gibt, dann auch keine diesseitige. :grinsen: :lol: :rofl:

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Alles nur Spekulationen, ich weiß wirklich nicht, was dich daran so fesselt.

    Du meinst mit Spekulationen die Lehren von Makkhali Gosala, Ajita Kesakambali und anderen Zeitgenossen des Buddha?


    Ich finde es interessant, sie nachzuvollziehen, zumindest so weit mir das möglich ist, weil dadurch verständlicher wird, was der Buddha wohl nicht gelehrt hat.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Du meinst mit Spekulationen die Lehren von Makkhali Gosala, Ajita Kesakambali und anderen Zeitgenossen des Buddha?

    Nein, sondern deine darüber, was ihre Position gewesen sein könnten.

    Ich finde es interessant, sie nachzuvollziehen, zumindest so weit mir das möglich ist, weil dadurch verständlicher wird, was der Buddha wohl nicht gelehrt hat.

    In Bezug Ajita Kesakambali, lehrte der aber auch, dass die Körpergeist-Einheit nach dem Tod vollständig zerfällt. Er war da übrigens noch radikaler, denn bei ihm zerfallen die Sinnes- und Geistfähigkeiten vollständig, bei Ajita Kesakambali gehen die Sinnes- und Geistfähigkeiten in den "Raum" ein, ist also iwie "atta".

  • In Bezug Ajita Kesakambali, lehrte der aber auch, dass die Körpergeist-Einheit nach dem Tod vollständig zerfällt. Er war da übrigens noch radikaler, denn bei ihm zerfallen die Sinnes- und Geistfähigkeiten vollständig, bei Ajita Kesakambali gehen die Sinnes- und Geistfähigkeiten in den "Raum" ein, ist also iwie "atta".

    Ich finde, es macht manche Lehrreden etwas einfacher einzuordnen und aufzufassen, wenn man solch ein Detail, wie Du es gerade anführst, dabei vor Augen hat. Beispielsweise (MN 140):


    "'Bhikkhu, dieser Mensch besteht aus sechs Elementen.' So wurde gesagt. Und in Bezug worauf wurde dies gesagt? Da gibt es das Erdelement, das Wasserelement, das Feuerelement, das Windelement, das Raumelement und das Bewußtseinselement. Also geschah es in Bezug auf dieses, daß gesagt wurde: 'Bhikkhu, dieser Mensch besteht aus sechs Elementen.'"...


    "Bhikkhu, was ist das Raumelement? Das Raumelement kann entweder innerlich oder äußerlich sein. Was ist das innere Raumelement? Was immer an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, Raum, raumhaft und Objekt der Anhaftung ist, also die Ohrlöcher, die Nasenlöcher, die Mundöffnung und die Öffnung, mit der das, was gegessen, getrunken, verzehrt und geschmeckt worden ist, heruntergeschluckt wird, und die, in der es sich ansammelt, und die, durch die es unten ausgeschieden wird, oder was sonst noch an inneren, zu einem selbst gehörenden Dingen, Raum, raumhaft und Objekt der Anhaftung ist: dies nennt man das innere Raumelement. Sowohl das innere Raumelement, als auch das äußere Raumelement sind einfach nur Raumelement. Und das sollte mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend gesehen werden: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst.' Wenn man es mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend so sieht, wird man gegenüber dem Raumelement ernüchtert und macht den Geist begierdelos in Bezug auf das Raumelement."


    "Dann bleibt nur noch Bewußtsein übrig, geläutert und strahlend. Was erfährt man mit jenem Bewußtsein? Man erfährt, '(Dies ist) angenehm'; man erfährt, '(Dies ist) schmerzhaft'; man erfährt, '(Dies ist) weder-schmerzhaft-noch angenehm.' In Abhängigkeit von einem Kontakt, der als angenehm gefühlt werden muß, entsteht angenehmes Gefühl..."


    Hat man nie von Ajita Kesakambali und seiner Idee mit dem Aufgehen der Sinnesfähigkeiten im Raum gehört, dann fällt es einem vielleicht schwerer zu verstehen, was der besondere Nutzen dieser Lehrrede ist, welche "Andersgläubigen" oder "Anderfährtigen" sie vielleicht abholen könnte. Wenn man einen Inbusschlüssel findet und keine Innensechskantschrauben kennt, könnte man vielleicht erraten, dass es wohl ein Werkzeug ist, aber wozu speziell dies gut ist, das ist vielleicht nicht so leicht zu sehen.


    Das ist der Grund, warum ich die Kenntnis der anderen Positionen, möglichst unvermischt und nicht zu verkürzt, hilfreich finde.

    Viele Grüße

    Elliot

  • "Bhikkhu, was ist das Raumelement?

    Das ist wieder eine völlig müßige Betrachtung, weil du einfach nicht wissen kannst, was Ajita Kesakambali unter "Raum" verstand. Und es ist auch völlig unerheblich für das Verständnis der Lehre Buddhas.
    Es gibt in den Überlieferungen sowieso schon zu viele Einzelheiten, du malst jetzt noch einen Baum dazu. Ist ja dann klar, dass du nach 13 Jahren noch immer nicht zu Potte gekommen bist - Ich hab nachgesehen, du hast schon 2012 dieses Sutta gepostet.

  • Und es ist auch völlig unerheblich für das Verständnis der Lehre Buddhas.

    Das mag für Dich gelten, für die Anhänger Ajita Kesakambalis mag das anders ausgesehen haben.


    Unter dem Aspekt ist die scheinbare Widersprüchlichkeit mancher Lehrreden vielleicht auch dem Umstand geschuldet, dass hier die Gegenpositionen zu bestimmten anderen zeitgenössischen Lehren möglichst präzise und doch möglichst kompakt und vor allem in sich konsistent dargelegt werden.

    Viele Grüße

    Elliot

  • Ajita Kesakambali

    "Die Knochen werden taubenbleich und seine Opfer enden hier, da er nur noch Asche ist. Toren lehren das Geben. Die Lehre derjenigen, die von der Existenz (von Gut, Böse und dem Jenseits usw.) handeln ist leer, falsch, jammervoll. Toren und Weise werden, wenn der Körper zerfällt, abgeschnitten und vernichtet. Nach dem Tode wird nichts mehr sein."


    Buddha benutzt doch diese Aussage dieser Lehre, um sie in den mittleren Weg einzufügen.

    Auf jeden Fall wird sie als falsche Ansicht bezeichnet (MN 117):


    "Und was, ihr Bhikkhus, ist falsche Ansicht? 'Es gibt keine Gaben, nichts Dargebrachtes oder Geopfertes; keine Frucht oder Ergebnis guter und schlechter Taten; nicht diese Welt, nicht die andere Welt; keine Mutter, keinen Vater; keine spontan geborenen Wesen; keine guten und tugendhaften Mönche und Brahmanen auf der Welt, die diese Welt und die andere Welt durch Verwirklichung mit höherer Geisteskraft erfahren haben und erläutern.' Dies ist falsche Ansicht."


    "Und was, ihr Bhikkhus, ist Richtige Ansicht? Richtige Ansicht, sage ich, ist von zweifacher Art: es gibt richtige Ansicht, die von den Trieben beeinträchtigt wird, die an Verdiensten teilhat, die auf der Seite der Vereinnahmung zur Reife gelangt; und es gibt Richtige Ansicht, die edel, triebfrei, überweltlich, ein Pfadfaktor ist."


    "Und was, ihr Bhikkhus, ist richtige Ansicht, die von den Trieben beeinträchtigt wird, die an Verdiensten teilhat, die auf der Seite der Vereinnahmung zur Reife gelangt? 'Es gibt Gaben, Dargebrachtes und Geopfertes; es gibt Frucht und Ergebnis guter und schlechter Taten; es gibt diese Welt und die andere Welt; es gibt Mutter und Vater;..."


    Als "mittlerer Weg" könnte in dem Zusammenhang vielleicht der Weg "zwischen" bhava-ditthi und vibhava-ditthi zu verstehen sein, wobei man die Ajita Kesakambali zugeschriebene Ansicht als Ausdruck von vibhava-ditthi auffassen könnte (siehe MN 11).

    Viele Grüße

    Elliot

  • Es ist nicht rechte Ansicht. Denn, wenn ein Mensch diese Ansicht hat, dann ist das seine richtige Ansicht, die ein anderer als falsche Ansicht bezeichnen kann, doch beide haben nicht die rechte Ansicht.

    Menschen haben oft Schwierigkeiten, auf das Wesentliche reduzierte Menschen zu verstehen.

    Ein Mensch, der sich auf das Wesentliche reduziert, hat Schwierigkeiten, sich anderen Menschen verständlich zu machen.

    Ich werde den Weg des mich Reduzierens nicht mehr verlassen, kann ich auch nicht.

    Den gehe ich seit Jahrzehnten.

  • Das ist übrigens derselbe Denkfehler, den Wiedergeburts-Gläubige machen, sie glauben, ihre Praxis wäre sinnlos, wenn sie nicht die Früchte mit in ihr nächstes Leben mitnehmen könnten.

    Ist das tatsächlich so?


    Für den Fall, dass es ein erneutes Werden aufgrund meiner Handlungen geben wird, darf ich wohl davon ausgehen, dass dieses Wesen dann weder ich bin, noch es ein anderes ist (SN 12.17):


    • "Behauptet man ,der nämliche ist es, der die Handlung ausführt, und der die Folgen empfindet,' so gibt es einen, der von Anbeginn da ist;
    • sagt man von dem aus: ,das Leiden ist selbstverursacht, so kommt man damit auf ein ewig Dauerndes hinaus -
    • Behauptet man ,ein anderer ist es, der die Handlung ausführt, und der die Folgen empfindet', so gibt es einen, der von Empfindung betroffen ist.
    • Sagt man von dem aus, ,das Leiden ist von einem anderen verursacht', so kommt man damit auf völlige Vernichtung hinaus

    Viele Grüße

    Elliot

  • Für den Fall, dass es ein erneutes Werden aufgrund meiner Handlungen geben wird, darf ich wohl davon ausgehen, dass dieses Wesen dann weder ich bin, noch es ein anderes ist (SN 12.17):

    Ganz genau. Diese Passage, die ja öfter auftritt, ist offenbar wirklich schwer zu verstehen. Die meisten Hörer/Leser beten das nur nach.
    Fragt man, was ist "weder ich, noch ein anderer", kommt überwiegend nichts Sinnvolles raus, es bleibt meistens bei "Ich", vielleicht noch mit dem kindischen Zusatz: Ich bin heute schon ein anderer als gestern". Das stimmt zwar, geht aber hier völlig am Problem vorbei.
    Die Lösung habe ich hier schon dargelegt - aber ohne nennenswerten Aha-Effekt :) (: 
    In einem Nachbar-Thema geht es gerade wieder um das "Ich". Auch hier ist mir aufgefallen, dass die Beteiligten nicht zwischen "Person" und "Persönlichkeit" unterscheiden. "Person" (Synonym "Wesen") ist im Pali "puggala" (oder satta) und eben nicht, wie manche Wörterbücher behaupten,"Persönlichkeit" oder "Individalität". Puggala/Satta ist lediglich Gattungsbegriffe (Mengenbegriffe), sie beschreiben "(Mengen-)Elemente" mit gleichen Daseinsmerkmalen, darin, also im Wesentlichen, sind sie nicht verschieden (nicht anders). Das Beispiel vom "Wagen", der nur aus Teilen besteht, beschreibt jeden Wagen, aber keinen bestimmten.

    Edited once, last by Metta ().

  • Die Lösung habe ich hier schon dargelegt - aber ohne nennenswerten Aha-Effekt

    Woran könnte das liegen? Vielleicht weil es da auf jeden Fall andere trifft?

    Viele Grüße

    Elliot

  • Wer ist "andere"?

    Die anderen in Deinem Lösungsvorschlag:

    Wie setzen sich denn die Taten fort? Durch Ergreifen, also durch Bevorzugung oder Ablehnung.
    Zuerst passiert das ja im eigenen Geist des "Täters", aber allen andere, die davon unmittelbar oder auch nur mittelbar betroffen sind, agieren in derselben Weise.

    Viele Grüße

    Elliot