Und das ist eben eine anatta-Lehre, die Ajita Kesakambali nicht verbreitet hat. Ja, ich denke, davon hätte man gehört.
Davon hat man ja "gehört". Er hat sie nicht nur nicht verbreitet, er hat sie abgelehnt.
Führt zwar etwas ab von der ursprünglichen Frage, aus der diese Diskussion entstanden ist: Meinst Du er hat sie ausdrücklich abgelehnt?
Ganz genau. Sein Standpunkt wird (in Variationen) in D1, Kapitel 3, Absatz 9ff zusammengefasst.
https://www.palikanon.com/digha1/dn01.html
In jedem Fall wird hier bei den "Vernichtungsgläubigen" ein "atta" behauptet/vorausgesetzt.
Ansonsten sind ja die namentlichen Hinweise Ajita Kesakambali im PK ganz selten, aber er gehörte wohl zu der Gruppe von Asketen, die Bronkhorst als "Ājīvika", andere Autoren ordnen ihn als "Proto-Lokāyata" ein, was für mich angesichts der Quellenlage viel weniger sinnvoll ist, man vergisst dabei einfach seine Kernaussage, jedwelche Taten als nutzloses Zechs abzutun.
Es ist doch einfach so, dass er die Auswirkungen von Taten als "Gut oder Böse" mit dem Verweis leugnet, dass nach dem Tode eh alles vorbei sei. Was ja nicht stimmt, denn zu Lebzeiten hat es zweifelsfrei Auswirkungen - und dann hat es auch Auswirkungen über den eigenen Tod hinaus, nämlich für diejenigen, die nach demselben Muster wie er gestrickt sind und nach ihm fortleben und das weitergeben.
Das ist übrigens derselbe Denkfehler, den Wiedergeburts-Gläubige machen, sie glauben, ihre Praxis wäre sinnlos, wenn sie nicht die Früchte mit in ihr nächstes Leben mitnehmen könnten. Damit isolieren sie ihre Praxis (die ihnen ganz allein gehört) von den Auswirkungen auf ihre Umgebung, und genau das ist wieder atta-Glaube.