Was wird eigentlich wiedergeboren?

  • :)
    Wir sind eben keine vereinzelten Wesen, die in irgendeiner Weise allein agieren könnten. Wir übernehmen alles was wir zu haben glauben (selektiv) von anderen und setzen es nur jeweils spezifisch zusammen. "anatta" ist auch daraus eine Konsequenz. So weit die "Theorie". Das, wie du immer so schön sagst, wirklich zu ergründen, braucht es "Gewahrsein" - auch immer deine Rede.

  • Konstruktivismus?
    Interaktionistischer Konstruktivismus? "Erfinden der Welt" -
    ... und der Lehre, oder so ? - dann Abstrahieren und Dekonstruieren ?

  • Was ist dann mit "der Seite" des Gewahrsein, Zazen ? "Denkt nicht Mein ist das All" "nimmt das Gedachte als gedacht, das Erkannte als erkannt..."

  • Morpho:

    Die Urart - erscheint wieder. Urart. Interessant. Urart.


    Das ist aber eine freie Übersetzung von Neumann.
    Nicht verkehrt aber man hätte auch sagen können
    «Grunddarlegung» «Wurzelbereich»

  • Moosgarten:

    Wir sind eben keine vereinzelten Wesen, die in irgendeiner Weise allein agieren könnten. Wir übernehmen alles was wir zu haben glauben (selektiv) von anderen und setzen es nur jeweils spezifisch zusammen. "anatta" ist auch daraus eine Konsequenz. So weit die "Theorie". Das, wie du immer so schön sagst, wirklich zu ergründen, braucht es "Gewahrsein" - auch immer deine Rede.

    Morpho:

    Konstruktivismus?
    Interaktionistischer Konstruktivismus? "Erfinden der Welt" -
    ... und der Lehre, oder so ? - dann Abstrahieren und Dekonstruieren ?


    Man frag sich unwillkürlich, wie viel "Gewahrsein" eigentlich nötig ist, einen so einfachen Satz wie oben einfach nur zu lesen und mit seinen eigenen Erfahrungen abzugleichen. Also praktisch.

  • Wenn das "verschlechtert", BeLEIDigung, Krankung und so will ich nix damit zu tun haben mit so Wissenschaftlersachen :rose::star:

  • Morpho:

    Wenn das "verschlechtert", BeLEIDigung, Krankung und so will ich nix damit zu tun haben mit so Wissenschaftlersachen


    Was? Dass man nicht von selbst in der Welt erscheint, und ohne Welt nicht leben kann, ist Beleidigung und "Wissenschaftlersachen"? Gehts noch?

  • Dieses "alles von anderen übernehmen"- "neu zusammen setzen" scheint nicht gleichzeitig zur Klärung beizutragen.

  • Morpho:

    Dieses "alles von anderen übernehmen"- "neu zusammen setzen" scheint nicht gleichzeitig zur Klärung beizutragen.


    Du meinst: nicht gleichzeitig in entsprechendem Verhalten zu kumulieren?

  • Irmin82:

    Das was wiedergeboren wird, ist nur die Art (oder der Winkel), wie die nächste Kugel rollt und da es ja kein Ich gibt, ist es auch völlig egal, ob ich etwas erlebe oder mir etwas passiert (da es ja ein mir auch nicht gibt).


    Wenn man schon so konsequent sein will dann sollte es auch ganz sein:
    Wenn es schon kein Ich gibt, dann glaubt auch niemand an ein Ich und
    keiner daran es gäbe kein Ich. Niemand gibt es der Geboren wurde und
    niemand der Buddhist ist oder das Leiden zum Stillstand bringen
    will oder jemand der wollte oder könnte oder einer der Begehren oder
    Nichtwissen hätte oder haben könnte.


    Nur unter diesen Umständen ist es
    richtig das es keine Weidegeburt geben würde.
    Und da wo das ist, da gibt es sowas auch nicht.


    Aber man kann nicht einerseits davon ausgehen jetzt zu leben
    und andererseits davon ausgehen es gäbe keine Wiedergeburt.


    Die Frage ist ja warum die Vorstellung von Ich vorhanden ist.
    Und da lehrte der Buddha weil Begehren, Anhangen und Nichtwissen ist.
    Das heißt: Solange Begehren, Anhangen und Nichtwissen ist kommt
    auch das Ich-empfinden und denken immer wieder auf und damit Wiedergeburt.
    Daher kann es erst Befreiung vom Leiden d.h. der Wiedergeburt geben,
    wenn Begehren, Anhangen und Nichtwissen als Wurzel der Ich-Empfindung
    völlig beseitigt wären und deswegen sind es auch Begehren, Anhangen
    und Nichtwissen die immer weiter zu neuer Geburt führen.


    "Was nun, ihr Mönche, ist der Endpunkt bei der Entstehung der Persönlichkeit?


    Es ist dieses Begehren, das Wiedergeburt erzeugende,
    mit Lustgier verbundene, sich da und dort erfreuende, nämlich:
    das Sinnlichkeits-Begehren, (kāma-tanhā)
    das Daseins-Begehren, (bhava-tanhā)
    das Nichtseins-Begehren.(vi-bhava-tanhā)
    Dies nennt man, ihr Mönche, Endpunkt bei der Entstehung der Persönlichkeit.
    (S.22.103. Die Endpunkte A VI 61.)

  • @ moos: "Du meinst: nicht gleichzeitig in entsprechendem Verhalten zu kumulieren?"


    Parallel innerer Veränderung (oder interaktionistischer Konstruktion) "entsprechendes" Verhalten-der Geist verändert sich in den Umständen"- hat doch jeder alle Nase lang. Aber natürlich tritt das nicht zwingend vor s Tor. Es gibt natürlich Menschen, wie den Piraten, dem versagte der gute Wille und er mordete, getrieben. Aber ist das blosse Genetik ? Oder kommt "bloss" auf nazisstische Kränkung ? Man diskutiert ja neuerdings die Schuldfrage, die Frage, ob es einen freien Willen gibt. Aber ich denke, du wolltest da eher auf das sg. konstruktive Verhalten hinaus ?

  • Falls ich das richtig verstanden habe:
    Was ich nicht verstehe ist erstens, wie du darauf kommst, dass alles Einfluss nimmt, oder sagen wir, dass alles an Sinneskontakt auch greift. Zweitens, wie du Selbsbestimmtheit "leugnest". A la Dharma ist es doch das egozentrierte Wollen, das Unheil verursacht.

  • Moosgarten:

    :)
    Wir sind eben keine vereinzelten Wesen, die in irgendeiner Weise allein agieren könnten. Wir übernehmen alles was wir zu haben glauben (selektiv) von anderen und setzen es nur jeweils spezifisch zusammen. "anatta" ist auch daraus eine Konsequenz.


    Heiter und leicht aus der Meditation freue ich mich über diese heilsame Einsicht.


    :)

  • scheint nicht zwingend auch heilsame ansichten zu erzeugen. gewissermassen sind manche einsichten "ganz nett"
    und so sind wir dann vielleicht auch "ganz nett", aber, wenn du mich fragst, sah buddha erst mal schlicht den anstand als wesentlich an.

  • Morpho:

    @ moos: "Du meinst: nicht gleichzeitig in entsprechendem Verhalten zu kumulieren?"
    Parallel innerer Veränderung (oder interaktionistischer Konstruktion) "entsprechendes" Verhalten-der Geist verändert sich in den Umständen"- hat doch jeder alle Nase lang. Aber natürlich tritt das nicht zwingend vor s Tor.


    Ganz so "parallel" ist das ja nicht - sondern eher "folgend". Was zuerst nur als Gedanke da war, kann zwar umittelbar und sofort zum Zusammenbruch ganzer Gedankenmuster-Systeme und ebenso unmittelbar und sofort zum Entstehen völlig neuer führen, tritt i.d.R aber erst verzögert im Verhalten zu Tage. Das liegt einfach daran, daß "Verhalten" in Namarupa physisch verdrahtet ist und deshalb ein anderes Beharrungsvermögen hat. Deshalb heißt es ja "Der Geist geht voran".
    Das gilt auch für "Klärung". Zuerst "klären" sich Gedanken (womit auch das "Intuitive" gemeint ist, aber Klärung muß bedeuten, daß sie auch jeder konventioneller Prüfung standhält), übrig bleibt, im buddh. Sprachgebrauch das sog "Restkarma", die etwas trägeren Verhaltensmuster.


    Morpho:

    Es gibt natürlich Menschen, wie den Piraten, dem versagte der gute Wille und er mordete, getrieben. Aber ist das blosse Genetik ?


    Nein, natürlich nicht. Das sind nur Prädispositionen. Hier OT, aber unsere ferne Vettern, die Bonobos, haben z.B. nicht diese genetische Last zu tragen :) Liegt darin, daß bei denen die zuständigen Hirnareale für Fühlen (z.B. Empathie) und Motivation (z.B. Altruismus) sehr eng miteinander verbunden, bei uns viel stärker differenziert sind.


    Morpho:

    Was ich nicht verstehe ist erstens, wie du darauf kommst, dass alles Einfluss nimmt, oder sagen wir, dass alles an Sinneskontakt auch greift. Zweitens, wie du Selbsbestimmtheit "leugnest".


    Und ich verstehe nicht, wie du darauf kommst, daß ich das gesagt oder gemeint habe :)
    Ich habe geschrieben, daß wir selektiv aufnehmen und spezifisch zusammensetzen.
    Beides ist "karmisch", also durch den Willen gesteuert, wo bei der Wille nicht notwendigerweise dem Akteur auch sichtbar wird. Selbstbestimmung gibt es also - aber nur bedingte. Das ändert aber so oder so nichts daran, daß das "Material" mit dem da operiert wird, nicht "unser" ist.

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  • Morpho:

    scheint nicht zwingend auch heilsame ansichten zu erzeugen. gewissermassen sind manche einsichten "ganz nett"
    und so sind wir dann vielleicht auch "ganz nett", ..


    Jaja, "ganz nett", haha, na immerhin :lol:


    Morpho:

    aber, wenn du mich fragst, sah buddha erst mal schlicht den anstand als wesentlich an.


    Natürlich. Immer wenn man hier zur Tasta greift, sollte man sich auch sagen:
    Ich will nur das lesen was da steht und es nicht durch eigene Spekulationen ersetzen, ich will nicht über etwas spekulieren, wovon ich nichts weiß, z.B. die Motivation und die Praxis, ja das Leben anderer. Ich habe nur ganz gewöhnliche Geisteskräfte - keine "höheren". Das wäre dann schon höchst anständig.

  • Nach deiner Gusto ist es stets interpretativ und gestaltend was man wahrnimmt, und dann irreführend. Solltest du dich da ausnehmen, bescheinige ich dir höhere Fähigkeiten. Nein, du bekommst sogar ne Urkunde. :)

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Ps: zum vorherigen: kannst dich dann gut auf eben die bedingungen rausreden. ist im dharma aber nicht.

  • weisst du, wenn du an der bar sitzt und jemand kommt dir mit seiner leiden-schaft, ist das in etwa so inspirierend oder interessant wie ne kuh melken. wobei ne kuh einem noch was zu lehren imstande ist.

  • Morpho:

    Nach deiner Gusto ist es stets interpretativ und gestaltend was man wahrnimmt, und dann irreführend.


    Das ist der samsarische Regelfall, besonders, wenn man versäumt (oder darin aus verschiedenen Gründen gehindert ist) seine Interpretationen ständig und nichtvirtuell abzugleichen.


    Morpho:

    Solltest du dich da ausnehmen, ...


    Auch schon wieder so ne komische Idee :)


    Morpho:

    kannst dich dann gut auf eben die bedingungen rausreden.


    Nein kann man nicht, dachte, das hab ich klar gesagt.


    Morpho:

    weisst du, wenn du an der bar sitzt und jemand kommt dir mit seiner leiden-schaft, ist das in etwa so inspirierend wie ne kuh melken.


    Bin nicht so oft in ner Bar. Weiß nicht, was du mir sagen willst.

  • @ moos:
    "Das ist der samsarische Regelfall, besonders, wenn man versäumt (oder darin aus verschiedenen Gründen gehindert ist) seine Interpretationen ... abzugleichen"


    Diskursives, kritisches Dekonstruieren (siehe wiki: Interaktionistischer Konstruktivismus) langweilt mich. Oder nenn es ne massive Unterforderung. Den Sartre hab ich mit 16 gelesen und der hat auch nix anderes gemacht. Algemein waren Minimalisten und Dekonstruktivisten meine literarische "Leibspeise", aber mit Anfang 20. Die Lebensphilosophen hab ich natürlich auch durch.

  • Morpho:

    @ moos:
    "Das ist der samsarische Regelfall, besonders, wenn man versäumt (oder darin aus verschiedenen Gründen gehindert ist) seine Interpretationen ... abzugleichen"
    Diskursives, kritisches Dekonstruieren (siehe wiki: Interaktionistischer Konstruktivismus) langweilt mich.


    Es ist mir völlig schleierhaft, wie du hier auf "Konstruktivismus" kommst.
    Eine Idee ist erst mal nur ne Idee und muß - als Geistesobjekt - keinerlei Beziehung zu anderen Sinnesobjekten haben. Nennt man Verblendung. Wenn man da rauskommen will, braucht man aber immer "Abgleich". Nennt man Praxis.