fotost:Entschuldige, ich habe Dir sozusagen eine Diskussion zum Thema Nibbana aufgedrängt.
Das bringt mich höchstens deshalb in Verlegenheit weil ich nicht qualifiziert bin über Nibbana zu sprechen. Aber versuchen kann man es ja.
fotost:
Ich würde Nibbana/Nirwana doch deutlich anders zu beschreiben versuchen.
Das Ende von Gier, Hass und Verblendung ist die Voraussetzung für das Ende von Dukkha und damit für mich nicht Nibbana selbst, sondern die Grundlage dafür.
Nibbana ist für mich nicht vorstellbar.
Aus dem Bild der Nebenoptima, das wir benutzt haben - solange ich auf einem tieferen Nebengipfel stehe, mag ich eine fantastische Sicht haben, wie dieser Nebengipfel von ganz oben aussieht werde ich ohne weiteres Hochklettern nicht erfahren.
Mit dem Ende von Dukkha ist auch Nibbana - ein Leben ohne Dukkha kann ich mir nicht vorstellen. Wie Dukkha ja auch ein Daseinsmerkmal ist, Dasein sehe ich als ein Synonym für Leben.
fotost:Alles anzeigen
Der große Unterschied unserer Auffassungen ist, daß aus meiner Sicht Nibbana durchaus zu Lebzeiten erlebt werden kann und in der Welt (allerdings ohne die Verstrickungen in diese, die die anderen festhalten).
Ich habe nichts gegen den Ausdruck Transzendenz in diesem Zusammenhang, weil dieser Zustand nur selbst erfahrbar sein kann und nicht von anderen vermittelt.
Jemand, der noch im Samsara verfangen ist, wird die Bedeutung nie erfassen.
Zitat"Bei einer späteren Gelegenheit, nachdem ich den Ursprung, das Verschwinden, die Befriedigung, die Gefahr und das Entkommen im Falle der Sinnesvergnügen der Wirklichkeit entsprechend kannte, überwand ich das Begehren nach Sinnesvergnügen, entfernte ich das Fieber nach Sinnesvergnügen, und ich verweile ohne Durst, mit einem Geist, der inneren Frieden hat. Ich sehe andere Wesen, die nicht frei von Sinnesbegierde sind, die vom Begehren nach Sinnesvergnügen verzehrt werden, die vor Fieber nach Sinnesvergnügen brennen, die in Sinnesvergnügen schwelgen, und ich beneide sie nicht, auch ergötze ich mich nicht daran. Warum ist das so?
Māgandiya, weil es eine Freude gibt, abseits von Sinnesvergnügen, abseits von unheilsamen Geisteszuständen, welche himmlische Glückseligkeit übertrifft. Da ich mich an jenem erfreue, beneide ich nicht, was geringer ist, auch ergötze ich mich nicht daran."
http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m075z.html An Māgandiya - Māgandiya Sutta
Zitat. An dieser Stelle äußerte der Erhabene dieses:
"Das größte Gut ist die Gesundheit,
Nibbāna ist das größte Glück,
Der beste Pfad ist der Achtfache,
Der sicher zum Todlosen führt."
ebd.
Für mich ist das eindeutig. Die Beschreibung Nibbāna ist das größte Glück (die sich noch in anderen Stellen des PK finden läßt) steht hier zwischen 'das größte Gut ist die Gesundheit' und 'der beste Pfad ist der Achtfache'.
Dies sind beides Elemente, die ausschließlich für einen Lebenden Sinn haben könnten.
Nibbana zu Lebzeiten gibt es, das wird im PK deutlich gesagt. Und es ist auch logisch, mit dem Erreichen von Nibbana stirbt man ja nicht. Ich wüsste allerdings nicht wie es in der Welt vollständig erlebt werden kann und vermute dass es vollkommen eintritt bei Abwendung von der Welt, in Vertiefung. Der Körper lebt zwar noch, wird aber nicht mehr als ein Selbst erfahren. Es gibt ein bestimmtes Sutta, ich glaube da war ein heftiges Unwetter während der Buddha einige Tage still dagesessen und davon entweder nichts bemerkt hat, oder es war ihm völlig gleichgültig. Dann gibt es diese Stelle wo der Buddha erst nicht lehren wollte, weil er dachte es verstehe ihn niemand was ihm nur Verdruss einbringen würde. Wieso Verdruss, wenn kein Dukkha mehr ist? Vermutlich weil die Zuwendung zur Welt eine Art Herabsteigen ist. Es wird da wohl eine hauchdünne Identifikation geben, sonst könnte man ja gar nicht kommunizieren und irgendeinen Selbstbezug haben. Und damit auch ein winziges Ausmaß von Dukkha - Verdruss oder Rückenschmerzen. Dabei geht aber das Wissen nicht verloren. Der Buddha hat sich auch immer wieder zum Meditieren zurückgezogen.
Das kann man nun nennen Nibbana zu Lebzeiten oder Nibbana mit Daseinsrest wird es auch genannt. Die Khandha sind da und die gelegentliche Interaktion damit. Zwar keine Anhaftung, aber das Erfahren von Empfindung, ohne sich darin zu verlieren oder davon beherrschen zu lassen. Mit dem Tod ist Nibbana ohne Daseinsrest. Vielleicht lässt sich dieser Begriff auch anwenden auf die restlose Vertiefung in Nibbana.
fotost:
Auch der letzte Satz '(Pfad), der sicher zum Todlosen führt' deutet für mich darauf hin, daß 'Nibbāna ist das größte Glück' einen Zustand zu Lebzeiten bedeutet.
Wo Leben ist, ist auch der Tod, demnach müsste das Todlose auch jenseits von Leben sein.
fotost:
Edit: ganz nebenbei - ich mag die schönen Worte höchstes Glück und Freude im Text bezogen auf Nibbana. Da kommt bei mir absolut kein Gedanke an Spaßbremse in der Lehre auf
Ich denke das Glück des Nibbana wird nicht aus den Sinnen oder dem Geist gewonnen. So wie ein Bikkhu einmal gefragt wurde wieso er Nibbana als Glück bezeichnet wo es dann doch keine Gefühle mehr gibt. Die Antwort war: "Das ist eben das Glück, dass es dann keine Gefühle mehr gibt." Geistiges Glück ist aber eine Voraussetzung zur Loslösung von Sinnesbegehren, weil es viel größer ist als sinnliches Glück.
Naja nur ein paar unbeholfene Gedanken dazu, die teilweise dem widersprechen was ich in einem anderen Thread schon mal dazu geschrieben habe. Nibbana kenne ich nicht wirklich, es ist ein Mysterium, sozusagen das Allerheiligste, da ist noch ein relativ hoher Berg davor. Man werkelt halt etwas daran, eine Ansicht auszubilden.