Sunu:Alles anzeigenFrieden-und-Freude:
Beschrieben wird das monastische Training, das sich dadurch auszeichnet, dass der Praktizierende durch die Regeln des Mönchslebens in einer Gemeinschaft unterstützt wird.
Um das mal auf die heutige Praxis zu übertragen, auch für einen Laien: Wer so üben möchte, besucht beispielsweise ein Theravada-Kloster und nimmt beim Eintritt in das Kloster 8 Tugendregeln an, die verbindlich vorgeschrieben sind. Damit ist zugleich eine günstige Bedingung für Sinneszügelung geschaffen. (Es gibt halt beispielsweise kein Essen nachmittags und abends.)
Interessanterweise führt diese Übung - auch ohne weitere spezielle Achtsamkeits- oder Meditationspraxis - in der Regel schon zu einer Beruhigung des Geistes, zu der beschriebenen Zufriedenheit. Auf dieser Grundlage kann dann eine Hinwendung zur Meditation und zur Achtsamkeitspraxis erfolgen.
Ist das eigentlich in einem Zen-Kloster so ganz anders?
Unabhängig davon, um was für ein Kloster bzw. in welcher Tradition dieses oder jenes so ist...es ist abhängig von denjenigen die praktizieren, ob bestimmte Praktiken zu einer Beruhigung des Geistes führen oder nicht. Die Mitte ist nicht bei jedem gleich lokalisiert und diese verschiebt sich sicher auch im laufe des Lebens, bzw. im laufe der Praxis...Nur aus der Mitte heraus...d.h. auf der Daseinsebene der Menschen, kann Erläuchtung erfahren werden...
Wenn jemand hungert, dann ist das nicht förderlich...Wenn jemand Vollgefressen ist auch nicht. Für manch einen mag es genau richtig sein, wenn er nachmittags und abends nichts mehr isst...aber andere denken dann, z.b. durch ihren schnelleren Stoffwechsel bedingt, nur noch ans essen...
Da gibt es vlt. welche , die stolz darauf sind, dass sie möglichst viel Askese ertragen und denken das wäre ein Fortschritt....und andere denken, Fortschritte wären auch dann möglich, wenn man sich der Völlerei ganz hingibt. Dabei geht es doch erstmal nur darum, einfach nur "Mensch" zu sein, indem man seine Mitte findet, weil das Bedingung ist, für das Beenden des Leidens.
Es ist völlig berechtigt, wenn Du darauf hinweist, dass Menschen verschieden sind: Eine bestimmte Praxis taugt nicht für jeden gleichermaßen.
Der Buddha hat ja auch nicht gefordert, dass nun jeder in die Hauslosigkeit ziehen und das monastische Training durchlaufen muss.
Dennoch bin ich der Meinung, dass sich auch Laien von dem graduellen Training inspirieren lassen können (und sollten).
Das bedeutet nicht notwendig, dass Laien nachmittags und abends keine Nahrung mehr zu sich nehmen müssten. Das wird ja von ihnen auch nicht verlangt. Aber wenn wir uns an dem graduellen Training orientieren, können wir uns schon die Frage stellen, ob wir die Grundlage für die höhere Schulung in Achtsamkeit, Konzentration und Weisheit bereits ausreichend gelegt haben.
Diese Grundlage besteht ja, wie in den Lehrreden deutlich beschrieben ist, in Tugend und Sinneszügelung, und zwar in einer Form, die Zufriedenheit entstehen lässt. (Also eben nicht selbstquälerische Askese, sondern eine Form der Bescheidenheit, die mit Wenigem gut auskommt.)
Das ist auch letztlich meine Absicht: Sich einmal selbstkritisch zu fragen, ob diese Grundlagen zumindest einigermaßen vorhanden sind.
Ich stelle ja bei vielen (auch bei mir) die Tendenz fest, sich sehr stark auf Themen wie Satipatthana, Samadhi oder Samma Ditthi zu konzentrieren und über allerlei komplizierte Themen weitläufige Diskussionen zu führen. Oder auch immer mal wieder Retreats zu besuchen und dort eine Weile intensiv Achtsamkeit und Konzentration zu üben, um dann daheim nur noch eine Schmalspur-Praxis zu betreiben.
Kurz gesagt: Auch als Laie kann man meiner Meinung nach viel vom graduellen monastischen Training lernen, wenn man die in den Lehrreden beschriebene Praxis wirklich ernst nimmt. Und dazu gehört eben die starke Betonung von Tugend und Sinneszügelung als Grundlage für alles weitere.
Ganz konkret bedeutet das beispielsweise für Forumsdiskussionen: die rechte Rede sehr ernst zu nehmen (Tugend) und sich nicht zu sehr in erregten Diskussionen zu verlieren (Sinneszügelung), sondern die Ruhe zu bewahren und zufrieden zu bleiben, gerade auch im Kontakt mit andersdenkenden Diskussionspartnern.