Kontemplation über das Nicht Ich

  • Zitat


    Eigentlich lässt es sich intellektuell relativ einfach erklären, dass es kein "aus sich selbst heraus existierendes Ich" gibt.


    Das stimmt.

    Viel schwieriger ist es , erst einmal zu erklären, was dieses "aus sich selbst heraus existierendes Ich" sein soll.

    Wenn es aber jemand schafft, dies in anderen Worten verständlich zu definieren, dann ist es leicht es zu widerlegen.

    :rainbow:

  • Vielleicht bin ich zu naiv, ich versuchs mal:


    "aus sich selbst heraus existierendes Ich":

    Eine Instanz zusätzlich zu den Skandhas, die die Ich-Wahrnehmung und die eigentlichen Eigenschaften eines Menschen trägt,

    und diese Eigenschaften sind heute so wie gestern, und morgen so wie heute.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Es wird "intellektuell" eigentlich seit Jahrtausenden auf mannigfache Weise behauptet: ein abhängiges Wesen, was in Abhängigkeit von anderem hervorgebracht und erhalten wird.


    So etwas wie ein "aus sich selbst heraus existierendes Ding" wurde auch eher selten behauptet. Weniger in Bezug auf sterbliche Lebewesen. mehr in Bezug auf einen allmächtigen, einzigen und unverursachten Gott. In Bezug auf eine Wahrheit oder ein (Natur-) Gesetz kenne ich so ein Denken auch.


    Sowas ist leichter zu widerlegen. Wobei es manchen in Bezug auf "Zeit" oder "Raum" schwerer fällt. Darunter nicht etwas Absolutes, getrenntes/eigenes zu denken.


    Die Auffassung, dass da Wesen aus bestimmten Vorgängen (die man in bestimmten Erscheinungen sieht) hervorgegangen wären, das ist die schwierige Auffassung. Und die scheint für die meisten unwiderlegbar/unüberwindbar.





    :earth:

  • Atta ist die Konstruktion einer erdachten Wirklichkeit, erschaffen durch die 5 Skandhas.

    Diese Definition halte ich für ziemlich gut. Ist eine Illusion nicht auch eine erdachte Wirklichkeit, die nicht erkannt wird? Oder ist nicht jede Art von geistigem Abschweifen eine erdacht Wirklichkeit? Deswegen würde ich die Aussage mal ganz simpel so abändern:


    "Atta ist die Konstruktion eines Selbst aus einer erdachten Wirklichkeit, erschaffen durch die 5 Skandhas."


    Besser oder nicht besser?

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Alles ist Interpretation und Konstruktion.
    Atta ist die Konstruktion einer erdachten Wirklichkeit, erschaffen durch die 5 Skandhas.

    ......wobei die 5 Skandhas ebenfalls eine erdachte Wirklichkeit sind, um die Konstruktion eines Selbst verständlich zu machen.

  • "aus sich selbst heraus existierendes Ich":


    Eine Instanz zusätzlich zu den Skandhas, die die Ich-Wahrnehmung und die eigentlichen Eigenschaften eines Menschen trägt,

    und diese Eigenschaften sind heute so wie gestern, und morgen so wie heute.


    Nun fehlt natürlich: was sind die eigentlichen Eigenschaften eines Menschen , die nicht zu den Skandhas gehören?

    Das ist die Schwierigkeit bei der Definition.


    Außerdem: die Ich-Wahrnehmung habe ich (klein geschrieben), d.h. mein Skandha Bewusstsein hat die Ich-Wahrnehmung.


    Eine Instanz: wenn ich ich im Duden nachschaue:




    Entscheidungen könnte dieses beständige, immer mit gleichen Eigenschaften existierende Ich gar nicht treffen, oder es würde immer die gleichen Entscheidungen treffen und zwar unaufhörlich.


    :rainbow:

  • Hi buddhis, Es gibt ein Ich und ein Reales Selbst. Das Ich zerfällt wieder in seine Bestandteile, das reale Selbst bleibt. Kesakambalo

    Hat der Buddha gerade umgekehrt gelehrt.

    Weil, mit der Illusion vom wahren realen Selbst bleibt der Geist eben daran gefesselt.

  • Ja, sicher, dankeschön! Da fehlt mindestens:

    "die die Ich-Wahrnehmung und die angenommenen eigentlichen Eigenschaften eines Menschen trägt,"


    Besser lässt sich etwas, das es nicht gibt, IMHO natürlich nicht definieren. Die "eigentlichen Eigenschaften" füllt natürlich jede und jeder mit seiner Geschichte und seinem kulturellen Hintergrund. Christen und Juden beispielsweise mit Schuld und einer Sündenliste, Chinesen vielleicht mit dem sozialen Gesicht oder was auch immer.


    Den Weihnachtsmann kann man auch nicht definieren, indem man seine Kleider beschreibt, die generiert jedeR in seineR Vorstellung.


    Vielleicht ist der Ansatz auch ungeeignet, etwas zu definieren, was es nicht gibt (oder aus grundsätzlichen Gründen nie wirklich passend), und man sollte "Der Glaube an ein aus-sich-selbst-heraus-existierendes-Ich" definieren:


    Der Glaube an eine Instanz zusätzlich zu den Skandhas, die die Ich-Wahrnehmung und die angenommenen eigentlichen Eigenschaften eines Menschen trüge,
    und diese Eigenschaften seien unveränderlich, heute so wie gestern, und morgen so wie heute.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • So ungefähr wird auch der liebe Gotte definiert:

    Der Glaube an eine Instanz zusätzlich zu Lebewesen und Weltall, die beides geschaffen und vollkommene die menschliche Vernunft übersteigende eigentliche Eigenschaften habe,
    und diese Eigenschaften seien unveränderlich, heute so wie gestern, und morgen so wie heute.

    :)

    :rainbow:

  • hier steht Kontemplation und Anatta … doch hier sehe ich nur Diskussion und Streit …


    provakative Frage : kann man über Anatta kontemplieren oder entsteht Anatta als Ergebnis einer Kontemplation über nicht - Kontrollierbarkeiten ?

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Besser :like:

  • kann man über Anatta kontemplieren oder entsteht Anatta als Ergebnis einer Kontemplation über nicht - Kontrollierbarkeiten ?

    Anatta besteht natürlich immer ob darüber kontempliert wird oder nicht.

    Anatta kann in sofern nicht das Ergebnis einer Kontemplation sein.

    Vielmehr geht es darum alle Dinge als anatta zu durchschauen und zu erkennen.

  • kann man über Anatta kontemplieren oder entsteht Anatta als Ergebnis einer Kontemplation über nicht - Kontrollierbarkeiten ?

    Anatta besteht natürlich immer ob darüber kontempliert wird oder nicht.

    Anatta kann in sofern nicht das Ergebnis einer Kontemplation sein.

    Vielmehr geht es darum alle Dinge als anatta zu durchschauen und zu erkennen.

    Worüber "kontemplierst" Du denn dann ? … Über dieses Wort ?

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • Anatta besteht natürlich immer ob darüber kontempliert wird oder nicht.

    Anatta kann in sofern nicht das Ergebnis einer Kontemplation sein.

    Vielmehr geht es darum alle Dinge als anatta zu durchschauen und zu erkennen.

    Worüber "kontemplierst" Du denn dann ? … Über dieses Wort ?

    Wenn jemand so fragt, was will er dann wohl genau wissen?

    Ich bin da zu dem Schluß gekommen, das ein solcher Frager

    eigentlich das fragen möchte was die Mönche damals vom

    Buddha auch wissen wollten als sie fragten:

    "Wie aber wird, o Herr, von dem erkennenden, sehenden Mönch

    Unwissen überwunden und steigt Wissen auf?"


    Dazu der Buddha:

    "Wenn der Mönch die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des

    Bewusstsein, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle als unbeständig

    erkennt und sieht, dann wird Unwissen überwunden, und Wissen steigt auf.

    Da hat ein Mönch gehört:

    'Alle Dinge sind unzureichend, sich damit zufrieden zu geben.'

    Hat er das gehört, dann untersucht er jedes Ding.

    Hat er jedes Ding untersucht, dann durchschaut er jedes Ding.

    Hat er jedes Ding durchschaut, dann

    sieht er alle Dinge entfremdet an:


    Die 6 Innen- und Außengebiete,

    die 6 Arten des Bewusstseins,

    die 6 Berührungen, die 18 Gefühle.


    So erkennend, so sehend wird von dem Mönch das Unwissen

    überwunden, und so steigt das Wissen auf". S 35, 79 - 80


    -

  • gut abgeschrieben * leicht lächelt *


    _()_


    EDIT : Ich dachte, eine echte Erkenntnis von Dir zu bekommen

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • hier steht Kontemplation und Anatta … doch hier sehe ich nur Diskussion und Streit …Super Frage


    provakative Frage : kann man über Anatta kontemplieren oder entsteht Anatta als Ergebnis einer Kontemplation über nicht - Kontrollierbarkeiten ?

    Super Frage! Hab Dank...

    Würde dies so beatworten:


    Das kontemplieren über Anatta `gibt` Anatta ein Selbst, eine Art von Zuschreibung = Inhalt. Das lässt sich bei keinen von uns vermeiden. Denn wir sind Mensch.

    Durch die Erkenntnis das NICHT-SELBST = BUDDHAnatur ist, bekommt eine Kontemplation als reiner Beobachter dieser Vorgänge entsprechend eine reine Kontrollfunktion._()_

  • Eigentlich lässt es sich intellektuell relativ einfach erklären, dass es kein "aus sich selbst heraus existierendes Ich" gibt.


    Magst du dies einmal tun, @Sherab ? Gerne mache ich bei Bedarf auch einen neuen Faden dazu auf. _()_


    Magst du nicht oder kannst du nicht, @Sherab ? Manchmal ist es doch leichter gesagt als getan ne.

  • Das kontemplieren über Anatta `gibt` Anatta ein Selbst, eine Art von Zuschreibung = Inhalt. Das lässt sich bei keinen von uns vermeiden. Denn wir sind Mensch.


    Das achtsame Betrachten aller Erscheinungen als vergänglich ist vielen Menschen möglich. Denn da ist u.a. ein Sinnesapparat, der selber vergänglich ist und durch u.a. denselben bedingt Erscheinungen erscheinen/betrachtet werden.


    Zitat

    Durch die Erkenntnis das NICHT-SELBST = BUDDHAnatur ist, bekommt eine Kontemplation als reiner Beobachter dieser Vorgänge entsprechend eine reine Kontrollfunktion



    Durch Erkennen aller Erscheinungen als vergänglich, leidhaft und deswegen ganz und gar unwürdig des Anhaftens (= Buddhanatur), bekommt eine "Kontemplation" (also eine Beobachtung) als reiner Beobachter dieser (beobachteten) Vorgänge entsprechend eine (nur durch Beobachtung mögliche) reine Kontrollfunktion.


    Es ist nicht böse gemeint. Aber: verstehst du das selber, was du da schreibst? Ich weiß mit der Übersetzung zumindest, warum ich es nicht verstehe.





    :earth:

    Einmal editiert, zuletzt von Alephant ()

  • Himmelsbaum , intellektuell würde ich sagen, dass ich es so verstehe, das alles Projektionen sind.

    Z.B. besteht ein sogenanntes Ding aus einer Vielzahl an Atomen. Wenn dieses Ding Vase genannt wird, dann ist es im Endeffekt keine Vase. Das Wort Vase, das womöglich noch mit einem Gefühl der Freude einhergeht, ist nicht real existent. Es ist eine Projektion des Geistes und kann in der Vase nicht gefunden werden. Die Vase ist bedingt entstanden durch einer Vielzahl an Ursachen und ist nicht einfach so erschienen, wie es uns vorkommt. Auch lässt sich die Vase nicht identifizieren als Vase, man kann sich nur die Frage stellen was nun diese Vase ist? Mann wird keine Antwort finden.


    Das selbe gilt für die Person, wenn wir denken wir sind gut oder schön, hässlich oder schlecht, dann gibt es auch das nicht real existent. Das gute oder schöne, das hässliche oder schlechte lässt sich nicht finden in der Person an sich. Diese Gefühle, die uns erscheinen als unabhängig und real existent, sind in Wahrheit kontinuierlich im Fluss und im Wandel.


    Wie siehst du das Himmelsbaum ?

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha: