Was unterscheidet den Buddhisten vom Materialisten ?

  • Die Beseitigung des NIchtWissens ist entscheidend für den Sterbeprozess: ob man zwangsweise wiedergeboren wird oder nicht.

    Das ist ein wichtiger Aspekt. Die Beseitigung der Unwissenheit / des Nichtwissens ist auch wichtig, um die samsarische Existenz zu überwinden und die Überwindung Samsaras bedeutet ja nicht, dass man dann nicht mehr existiert.


    Die Unwissenheit ist natürlich die Wurzel des Daseinskreislaufes. Aber es sind die durch diese Unwissenheit geprägten Handlungen, die die karmischen Prägungen in unserem Geist hinterlassen, die dann, wenn sie mittels äußerer Umstände zur Reife kommen, von uns als Leid wahrgenommen werden, wenn diese karmischen Prägungen durch unsere unheilsamen Handlungen bewirkt wurden.


    Die Verwirklichung der wahren Beendigungen (dritte edle Wahrheit) bedeutet ja, dass man diese Unwissenheit im eigenen Geist überwunden hat und deshalb keine Leiderfahrungen mehr hat, aber nicht, dass durch die Verwirklichung der wahren Beendigungen die menschliche Existenz generell ausgelöscht wird.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Die Verwirklichung der wahren Beendigungen (dritte edle Wahrheit) bedeutet ja, dass man diese Unwissenheit im eigenen Geist überwunden hat und deshalb keine Leiderfahrungen mehr hat, aber nicht, dass durch die Verwirklichung der wahren Beendigungen die menschliche Existenz generell ausgelöscht wird.


    Heisst das, dass mit der Vernichtung der Ursachen des Leides, nicht auch künftige Geburt verhindert ist?

  • Die drei Geistesgifte Unwissenheit, Gier und Hass sind ja Faktoren unseres Geistes. Sie prägen unser Denken, Sprechen und Handeln. Dadurch sammeln wir wiederum karmische Prägungen im Geist an, die dann wiederum auf unser Handeln zurück wirken. Sie prägen unseren Geist und so nehmen wir aufgrund unserer karmischen Prägungen unfreiwillig Geburten in den Daseinsbereichen an.


    Überwinden wir mittels Weisheit diese Unwissenheit als Wurzel dieses Prozesses, ist unser Geist frei von Leidenschaften und deren Ursachen. Aber damit hört ja die menschliche Existenz nicht auf, denn unser Geist besteht weiter, nur ist er jetzt frei von Leidenschaften und deren Ursachen und ausgestattet mit einer umfassenden Weisheit.


    Die Unwissenheit kann mittels Weisheit beendet werden. Der Geist kann aber nicht beendet werden und somit geht auch die menschliche Existenz nicht zu Ende, wenn der Geist frei ist von Unwissenheit.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Danke für die klare Antwort über deine Ansichten. Damit ist mir dann zumindest klar, wieso es dir möglich ist, die subtile und eigentlich schwer zugängliche Lehre vom bedingten Entstehen so einzuordnen:


    Zitat

    Um die Vergänglichkeit und Leerheit der Erscheinungen zu erkennen, reicht es, sich mit Pratityasamutpada zu beschäftigen


    Ich habe so nachgefragt, weil ich auch meine Gründe/Ansichten für die Debatte um gewisse Formulierungen nochmal prüfen wollte. Ich sehe das bestätigt und kann dir klar sagen, dass diese Ansichten, diese Lehre die du vorträgst nicht die Lehre des Buddha ist. Unmöglich mit ihr auf den wesentlichen Nenner zu vereinbaren ist.


    Vielleicht wirst dus ja mal verstehen.


    Mit so einer Bemerkung aber bestimmt nicht.


    Das ist eine gute Antwort mit der ich nicht gerechnet habe und du hast vollkommen Recht.

  • Zitat

    Um die Vergänglichkeit und Leerheit der Erscheinungen zu erkennen, reicht es, sich mit Pratityasamutpada zu beschäftigen


    ... und kann dir klar sagen, dass diese Ansichten, diese Lehre die du vorträgst nicht die Lehre des Buddha ist. Unmöglich mit ihr auf den wesentlichen Nenner zu vereinbaren ist.

    Solche Behauptungen kann man leicht aufstellen. Mit welchen logischen Argumenten kannst du deine Behauptung denn belegen?


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Um die Vergänglichkeit und Leerheit der Erscheinungen zu erkennen, reicht es, sich mit Pratityasamutpada zu beschäftigen.


    Garantiert ist nur, dass man das abhängige Entstehen der Erscheinungen und insbesondere der Leiden erkennen kann mit Pratityasamutpada.

    Das abhängige Entstehen erkennen ist aber noch keine Einsicht in die Leerheit der Erscheinungen.


    Dass Leerheit ein Aspekt des abhängigen Entstehen ist muss extra erklärt werden.


    Die Hinayana-Gelehrten akzeptieren Pratityasamutpada und die Leerheit der Person, aber nicht die Leerheit aller Phänomene. Viele Hinayana-Anhänger glauben, dass gerade deswegen die Mahayana-Sutren mit der überschwänglichen, ausführlichen, meist intuitiven Darstellung der Leerheit aller Phänomene gar nicht vom Buddha gesprochen worden sind.

    Nicht nur Shantideva im Kapitel 9 im Bodhisattvacaryavatara stellt das so dar.

    :rainbow:


  • Ich verweise lieber auf die Lehrreden. Am einfachsten sollte es dir damit möglich sein, folgenden Satz mit Buddha als unmöglich zu erkennen.


    Die Unwissenheit kann mittels Weisheit beendet werden. Der Geist kann aber nicht beendet werden und somit geht auch die menschliche Existenz nicht zu Ende, wenn der Geist frei ist von Unwissenheit.

  • Die Hinayana-Gelehrten akzeptieren Pratityasamutpada und die Leerheit der Person, aber nicht die Leerheit aller Phänomene. Viele Hinayana-Anhänger glauben, dass gerade deswegen die Mahayana-Sutren mit der überschwänglichen, ausführlichen, meist intuitiven Darstellung der Leerheit aller Phänomene gar nicht vom Buddha gesprochen worden sind.

    Nicht nur Shantideva im Kapitel 9 im Bodhisattvacaryavatara stellt das so dar.


    Es ist kein Argument, vorzutragen was womöglich andere akzeptieren oder nicht akzeptieren. Es geht ja beim Erkennen auch nicht darum, etwas zu akzeptieren, sondern eben darum etwas zu erkennen. Von dem Buddha wurde keine Lehrheit einer Person gelehrt*. Und andererseits eben schon, dass die Dinge ohne ein Selbst sind. Und auch konkret, dass sie leer sind.


    Zitat

    1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Ayojjhā, am Ufer des Ganges.


    2. Dort wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Ja, o Herr", antworteten jene Mönche dem Erhabenen. Der Erhabene nun sprach also:


    3. "Es ist, ihr Mönche, wie mit einer großen Schaummasse, die dieser Ganges mit sich führt. Ein scharfsichtiger Mann würde sie erblicken, würde über sie nachsinnen, sie gründlich untersuchen. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würde sie da erscheinen, eben als hohl würde sie da erscheinen, eben als kernlos würde sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einer Schaummasse ein Kern sein!


    4. Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Körperlichkeit gibt, sei sie vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - die erblickt da ein Mönch, sinnt über sie nach, untersucht sie gründlich. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer wird sie da erscheinen, als hohl wird sie da erscheinen, eben als kernlos wird sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in der Körperlichkeit ein Kern sein!


    5. Es ist, ihr Mönche, wie wenn zur Herbstzeit, wenn Regen in schweren Tropfen fällt, im Wasser Blasen entstehen und wieder verschwinden. Ein scharfsichtiger Mann würde sie erblicken, würde über sie nachsinnen, sie gründlich untersuchen. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würden sie da erscheinen, als hohl würden sie da erscheinen, als kernlos würden sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einer Wasserblase ein Kern sein!


    6. Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Gefühl gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - das erblickt da ein Mönch, sinnt darüber nach, untersucht es gründlich. Ihm, der es erblickt, über es nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer wird es da erscheinen, als hohl wird es da erscheinen, als kernlos wird es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, im Gefühl ein Kern sein!


    7. Es ist, ihr Mönche, wie wenn im letzten Monat des Sommers zur Mittagszeit eine Luftspiegelung erscheint. Ein scharfsichtiger Mann würde sie erblicken, würde über sie nachsinnen, sie gründlich untersuchen. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würde sie da erscheinen, als hohl würde sie da erscheinen, als kernlos würde sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einer Luftspiegelung ein Kern sein!


    8. Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Wahrnehmung gibt, sei sie vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - die erblickt da ein Mönch, sinnt über sie nach, untersucht sie gründlich. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würde sie da erscheinen, als hohl würde sie da erscheinen, als kernlos würde sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in der Wahrnehmung ein Kern sein!


    9. Es ist, ihr Mönche, wie wenn ein Mann, der Kernholz wünscht, nach Kernholz ausgeht, auf der Suche nach Kernholz mit einer scharfen Axt versehen einen Wald betritt. Dort sähe er einen großen Bananenstamm, gerade, jung, hochgewachsen. Den würde er an der Wurzel fällen, dann die Spitze abschneiden und die Blattscheiden beseitigen. So die Blattscheiden beseitigend würde er nicht einmal auf Grünholz kommen, geschweige denn auf Kernholz.


    10. Dies würde ein scharfsichtiger Mann erblicken, würde darüber nachsinnen, es gründlich untersuchen. Ihm, der dies erblickt, der darüber nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer würde es da erscheinen, als hohl würde es da erscheinen, als kernlos würde es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in einem Bananenstamm ein Kern sein!


    11. Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Gestaltungen gibt, seien sie vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - die erblickt ein Mönch, sinnt über sie nach, untersucht sie gründlich. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer würden sie da erscheinen, als hohl würden sie da erscheinen, als kernlos würden sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in den Gestaltungen ein Kern sein!


    12. Es ist, ihr Mönche, wie wenn ein Gaukler oder Gehilfe eines Gauklers am Treffpunkt vierer Straßen sein Gaukelwerk zeigt. Und ein scharfsichtiger Mann würde es erblicken, darüber nachsinnen, es gründlich untersuchen. Ihm, der es erblickt, darüber nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer würde es da erscheinen, als hohl wurde es da erscheinen, als kernlos wurde es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, im Gaukelwerk ein Kern sein!


    13. Ebenso auch, ihr Mönche: Was es irgend an Bewußtsein gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - das erblickt ein Mönch, sinnt darüber nach, untersucht es gründlich. Ihm, der es erblickt, darüber nachsinnt, es gründlich untersucht, eben als leer wurde es da erscheinen, als hohl würde es da erscheinen, als kernlos wurde es da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, im Bewußtsein ein Kern sein!


    14. So erkennend, ihr Mönche, wendet sich der erfahrene, edle Jünger von der Körperlichkeit ab, wendet sich ab vom Gefühl, wendet sich ab von der Wahrnehmung, wendet sich ab von den Gestaltungen, wendet sich ab vom Bewußtsein. Abgewandt wird er entsüchtet. Durch die Entsüchtung wird er befreit. Im Befreiten ist die Erkenntnis: 'Befreit bin ich. Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres mehr nach diesem hier' so erkennt er."


    15. So sprach der Erhabene. Und nachdem der Gesegnete so geredet hatte, sprach der Meister noch dieses:


    "Dem Schaumball gleicht der Körper,der Wasserblase das Gefühl,ein Luftphantom ist Wahrnehmung der Sinne,Gestaltungen sind ohne Kern wie der Bananenstamm,und Gaukelkünsten ähnelt das Bewußtsein.So hat der Sonnenheld es aufgezeigt.Wenn man so nachsinnt, gründlich untersucht,als hohl und leer erkennt man es dann weise.


    Nun dieser Leib - wie ihn der Weisheitsreiche hat gezeigt -seht fortgeworfen ihn, wenn dreierlei ihm fehlt:wenn Lebenskraft, Bewußtsein, Wärme aus ihm schwinden,als ausgesetzter Leichnam, Fraß für andre, liegt er leblos da.Von solcher Art ist dieses Seinsgebilde,ein Gaukelwerk, von dem nur Toren schwätzen!Als Mörder wird es offenbar, doch Wesenskern, der fndet sich da nicht!


    So möge tags und nachts die Daseinsgruppen er betrachten,der krafterfüllte Mönch, der achtsam ist und klarbewußt.Das Fesselwerk zerreiße er, die Zuflucht wirk' er selber sich!Er lebe wie von Feuersglut bedroht, er strebe nach dem todlosen Bereich!"

    Samyutta Nikaya 22.91-120


    *eine Person, das ist ja schon eine Abstraktion, eine Idee. Die Ideen, also Bewusstsein das kann als leer erkannt werden.

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  • Die Hinayana-Gelehrten akzeptieren Pratityasamutpada und die Leerheit der Person, aber nicht die Leerheit aller Phänomene.

    Das wäre mir ganz neu. Wie kommst du darauf? Falls du mit Hinayana auch den Theravada meinst, kannst du das irgendwie belegen wo dort die Leerheit der Phänomene abgelehnt wird?

  • Von dem Buddha wurde keine Lehrheit einer Person gelehrt*


    Da der Buddha wiederholt von sich selbst als "ich" gesprochen hat und ich, du, er, sie, es nun mal Personen genannt werden, hat der Buddha auch die Lehrheit Leerheit :) der Person gelehrt.

    Und zwar nicht SN 22.95 (das ständig als einziges Sutta dieser Art zitiert wird) sondern dort wo er in mehreren Sutten seine Mönche untersuchen läßt:

    Was ist das Ich? Der Körper? Die Empfindungen? usw.

    In SN 22.95 geht es gar nicht um Leerheit der Person, sondern um die Kernlosigkeit der Phänomene.


    Der Buddha sagt dort nicht, dass der Schaum usw. leer ist von Schaum usw ! Aber im Mahayana wird gelehrt, dass der Schaum leer ist von Schaum, nicht nur leer von einem Kern.

    :rainbow:

  • Falls du mit Hinayana auch den Theravada meinst, kannst du das irgendwie belegen wo dort die Leerheit der Phänomene abgelehnt wird?


    siehe meinen vorherigen Beitrag.

    Die Leerheit der Phänomene hat im Mahayana dieselbe Bedeutung wie die Leerheit des Ich im Palikanon.

    Diese Leerheit der Phänomene wird im Palikanon nicht erklärt. Das kann ich dir nicht zeigen, weil es halt nicht vorkommt im Palikanon.

    Da bin ich bin mit Bakram einer Meinung. Sein Beitrag und Zitat wurde leider von den Moderatoren verschoben, was immer für etwas Konfusion sorgt, finde ich. Diskussionen funktionieren nun mal so, dass sie sich auch thematisch entwickeln.

    :rainbow:

  • siehe meinen vorherigen Beitrag.

    Die Leerheit der Phänomene hat im Mahayana dieselbe Bedeutung wie die Leerheit des Ich im Palikanon.

    Diese Leerheit der Phänomene wird im Palikanon nicht erklärt. Das kann ich dir nicht zeigen, weil es halt nicht vorkommt im Palikanon.

    ...

    Wenn du mit "Leerheit des Ich" meinst, dass alles leer ist von einem Ich, das ist meiner Auffassung nach zentral im Palikanon, weil diese Einsicht zur Befreiung führt, zu Nibbana - dem Sinn und Zweck der Lehre.


    In deinem "vorherigen Beitrag" sagst du selber: "In SN 22.95 geht es gar nicht um Leerheit der Person, sondern um die Kernlosigkeit der Phänomene." In diesem Sutta steht u.a.:

    Zitat

    Was es irgend an Körperlichkeit gibt, sei sie vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - die erblickt da ein Mönch, sinnt über sie nach, untersucht sie gründlich. Ihm, der sie erblickt, über sie nachsinnt, sie gründlich untersucht, eben als leer wird sie da erscheinen, als hohl wird sie da erscheinen, eben als kernlos wird sie da erscheinen. Wie sollte auch, ihr Mönche, in der Körperlichkeit ein Kern sein!


    Das bezieht sich auf alle Phänomene.

  • Kernlosigkeit ist nicht dasselbe wie Leerheit im Mahayana.

    Es gibt das Beispiel einer Bananenstaude. Die besteht nur aus Blättern, hat keinen Stamm oder Kern im Innern. Wenn man also nach und nach die Blätter wegnimmt, bleibt nichts übrig.

    Trotzdem ist im Hinayana wie auch bei den Weltlingen eine Bananenstaude eine Bananenstaude. Nicht so im Mahayana, wenigstens in den Prajnaparamitasutren und bei Nagarjuna und folgenden Gelehrten.

    Und eine Nase ist kein Nase. Eine Nase gibt es gar nicht.

    material_herzsutras.pdf


    (Ich habe ja gesagt, dass hier vor Nihilismus gewarnt werden muss)

    :rainbow:

  • Die Hinayana-Gelehrten akzeptieren Pratityasamutpada und die Leerheit der Person, aber nicht die Leerheit aller Phänomene.

    Das wäre mir ganz neu. Wie kommst du darauf? Falls du mit Hinayana auch den Theravada meinst, kannst du das irgendwie belegen wo dort die Leerheit der Phänomene abgelehnt wird?

    Offensichtlich ein Gedankengebäude Fehler: Alle Dinge sind leer, ohne Kern, ohne sie selbst bedingendes Zentrum oder Impuls außerhalb des bedingten Entstehen in wechselseitiger Abhängigkeit. Vollkommen alles ist ohne Ich , Selbst, Mein. Ohne beständigem Kern.


    Nibbana ist noch unverständiger, denn es ist ohne bedingtem Entstehen in wechselseitiger Abhängigkeit, ohne Kern, ohne Phänomene, ohne Erscheinungen, ohne Ich, Selbst, Mein. Es spricht schweigend, es schweigt sprechend.

  • Es steht in SN 22.95 nicht nur Kernlos, sondern auch - bei gründlicher Untersuchung jedweder Körperlichkeit: "als leer wird sie da erscheinen". Eine Bananenstaude ist auch im Theravada in Wirklichkeit keine solche, jedenfalls nicht so wie ich ihn kenne.

  • Das haben wir beide verschiedene Wahrnehmungen. Da spielen wohl auch unsere "spirituellen" Laufbahnen und unsere Lehrer eine Rolle, nehme ich an.


    Was auch Bakram bestätigt hat, warum werden dann von vielen Theravada-Anhängern die Prajnaparamita-Sutren nicht als die Lehre des Buddha angesehen?

    :rainbow:

  • Das haben wir beide verschiedene Wahrnehmungen. Da spielen wohl auch unsere "spirituellen" Laufbahnen und unsere Lehrer eine Rolle, nehme ich an.


    Was auch Bakram bestätigt hat, warum werden dann von vielen Theravada-Anhängern die Prajnaparamita-Sutren nicht als die Lehre des Buddha angesehen?

    Ja ich hab auch mit meiner Richtung soviel zu tun dass ich im Leben damit nicht fertig werde, nicht alles davon kennenlernen kann, so schaue ich nicht viel bei anderen hinein. Besser einen Brunnen tief bohren als mehrere nur seicht, ohne an Wasser zu kommen.


    Verschiedene Richtungen sind aus Spaltungen entstanden, weil jeweils irgendwas nicht anerkannt wurde. Oder durch historische Entwicklung, wo sich in den verschiedenen Kulturen bestimmte Schwerpunkte herausgebildet haben. Soll man da, als Kind dieser Zeit und dieser Weltgegend, einen bestimmten Standpunkt verteidigen und andere ablehnen? Ich war nicht dabei, habe nicht in diesen Umständen gelebt, gedacht und gefühlt, nur die Theorie liegt mir vor. Wäre ich z.B. in Tibet aufgewachsen, wäre ich tibetischer Buddhist. Bestimmte Umstände ergeben es dass man eine bestimmte Richtung vorzieht und auch innerhalb dieser gibt es verschiedene Ansichten. Es ist wohl ein Zeichen geistiger Reife, dass es im Buddhismus nicht sehr viele Feindseligkeiten gibt, keine Inquisition, wenig ausgeprägte Machtansprüche, jedenfalls in der heutigen Situation und wo jetzt im Westen alle Richtungen zusammenkommen. Es wird über die wahre Lehre diskutiert, aber solange der Weg gangbar ist und offenbar zum Ziel führt, bleibt jeder bei seinem eigenen. Oder man kann auch von anderen lernen oder den Weg ändern, ohne dass man dafür verurteilt wird.


    Ich kann nur das als wahr anerkennen was mir richtig erscheint, die höchste Wahrheit kenne ich nicht. Meine subjektive Wahrheit als objektive Wahrheit auszugeben, wäre ein Fehler.

    Vielleicht halten es die Theravadins welche die Prajnaparamita- Sutren nicht als die Lehre des Buddha ansehen auch so.

    Vielleicht gibt es einige die an einem dogmatischen Glauben festhalten, aus Angst das Heil zu verlieren. Oder weil sie sich als

    Wächter der Gesetzestafeln im heiligen Tempel sehen. Ich weiß es nicht, ich habe keinen solchen näheren Umgang. Aber selbst wenn, dann ist es auch was menschliches das es überall gibt und über das man großzügig hinwegsehen kann.

  • Von dem Buddha wurde keine Lehrheit einer Person gelehrt*


    Da der Buddha wiederholt von sich selbst als "ich" gesprochen hat und ich, du, er, sie, es nun mal Personen genannt werden, hat der Buddha auch die Lehrheit Leerheit :) der Person gelehrt.


    Nein er hat keine Leerheit einer Person gelehrt. Er hat etwas gelehrt, was man so auffassen kann und so behaupten kann. Gleichzeitig hat er auch die falschen Ansichten über Bestehensweisen von Personen offengelegt. Ich schreibe das so, und nicht, dass er falsche Ansichten um Bestehensweisen von einem Selbst offengelegt hat, um deutlich zu machen, dass der Begriff Person heutzutage zumeist synonym oder gebunden an atta-Glauben verwendet wird.


    Sicher sind die Vorstellungen leer. Auch die Vorstellungen über ein Selbst. Die Leerheit eines Selbstes an sich (was man ebenso richtig und in einer logischen Reihe mit dem Gefühl oder dem Bewusstsein nennen könnte) oder einer Person an sich, die hat er nicht gelehrt. Im Gegenteil hat er vor diesen beiden extremen Ansichten gewarnt: a) Es gibt die Person/eigenes oder fremdes Selbst b) es gibt die Person/eigenes oder fremdes Selbst nicht.


    Wenn du die Lehrreden liest, wirst du feststellen, dass die Voraussetzung einer Person oder eines Selbstes oder eines ICHs konsequent gemieden wird, wenn eine Entstehung oder mögliche Beendigung erklärt wird. Genau das hat er ja nicht gelehrt: wie ein Selbst beschaffen ist oder nicht beschaffen ist. Sondern eher wie man sich so ein Selbst (falscherweise) denkt.


    Und nur weil einer das Wort "Ich" benutzt, ist damit nicht gesagt, dass jemand dieses Wort ebenso wie andere benutzend, irgendwie dasselbe sagt wie die. Und erst Recht deswegen ist das (Der Buddha hat auch das Wort "ich" benutzt, und deswegen so von sich und einem selbst gesprochen wie andere) überhaupt kein Argument um zu begründen, dass der Buddha die Leerheit einer Person gelehrt hätte.


    Und zwar nicht SN 22.95 (das ständig als einziges Sutta dieser Art zitiert wird) sondern dort wo er in mehreren Sutten seine Mönche untersuchen läßt:

    Was ist das Ich? Der Körper? Die Empfindungen? usw.

    In SN 22.95 geht es gar nicht um Leerheit der Person, sondern um die Kernlosigkeit der Phänomene.


    Der Buddha sagt dort nicht, dass der Schaum usw. leer ist von Schaum usw ! Aber im Mahayana wird gelehrt, dass der Schaum leer ist von Schaum, nicht nur leer von einem Kern.


    Dadurch dass in weiten Teilen an ein Selbst geglaubt wird, wird auch in weiten Teilen an eine davon getrennte Sphäre geglaubt. Man muss so einerseits eine Leerheit eines Selbstes behaupten und daneben und gesondert davon von den vom behaupteten/geglaubten Selbst getrennten Dingen sprechen, die ebenso leer wären.


    Die Anhänger dieser Ansichtsart sehen nicht, dass mit der häufig vorkommenden Formulierung, dass Gefühl, Bewusstsein, Wahrnehmung und Körperlichkeit richtigerweise nicht als zu einem Selbst zugehörig erkannt und angenommen werden können, implizit natürlich auch die so von einem behaupteten Selbst getrennt gedachten Dinge und Phänomene der Welt gemeint sind. Hier in dieser Lehrrede steht es direkt einmal da. Ich nehme an, auch deswegen bekommt man in einer Debatte auch gerade diese Lehrrede präsentiert.


    Du sagst richtig: es geht hier in dem Text nicht um eine Leerheit einer Person. Das liegt aber nicht spezifisch am Text, sondern daran, dass der Buddha nicht eine Person und wie die wäre oder nicht wäre, gelehrt hat.


    Auch weil ich bisher keine so widersprüchlichen Aussagen in den Lehrreden gesehen habe wie zB "ein Schaum ist leer von Schaum", zieht mich diese Lehre so an. Das macht sie im Gegensatz zu anderen Lehren auch aus. Dass sie nicht das was sie verneint oder anders erklärt, wiederum voraussetzt. Diplomatisch gesagt.

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  • Die Leerheit der Phänomene hat im Mahayana dieselbe Bedeutung wie die Leerheit des Ich im Palikanon.

    Diese Leerheit der Phänomene wird im Palikanon nicht erklärt. Das kann ich dir nicht zeigen, weil es halt nicht vorkommt im Palikanon.


    Es wird im Palikanon keine Leerheit eines Ichs erklärt. Deswegen kann es da auch keine selbe Bedeutung geben. Es gibt vielleicht im Mahayana so eine Bedeutung und so eine Lehre. Dort findet sich diese Bedeutung.


    Die Leerheit von Phänomenen an sich, über die man so sprechen könnte, als hätte das sprechen über diese Phänomene nichts mit Wahrnehmung und Bewusstsein und Gefühl zu tun, wird im PK richtigerweise eher vermieden. Denn man weiß nichts von den Phänomenen und Dingen der Welt ohne Wahrnehmung und Bewusstsein und Gefühl.

  • Dadurch dass in weiten Teilen an ein Selbst geglaubt wird, wird auch in weiten Teilen an eine davon getrennte Sphäre geglaubt. Man muss so einerseits eine Leerheit eines Selbstes behaupten und daneben und gesondert davon von den vom behaupteten/geglaubten Selbst getrennten Dingen sprechen, die ebenso leer wären.

    Das hat überhaupt nichts mit Leerheit zu tun. Die Leerheit isoliert die Phänomene nicht voneinander, sondern zeigt ihren Zusammenhang, ihre Verbindung miteinander auf.

    Die Leerheit ist eine Eigenschaft aller Phänomene, nämlich die Eigenschaft leer von einem inhärenten Wesen zu sein. Deshalb existieren alle Phänomene in gegenseitiger Abhängigkeit und weil sie in gegenseitiger Abhängigkeit existieren, sind sie leer von einem inhärenten Eigenwesen.


    Die Leerheit widerlegt also, dass es ein von anderen Phänomenen getrenntes Selbst gibt und dass es vom Selbst getrennte Phänomene gibt. Die Leerheit und das abhängige Bestehen stützen sich gegenseitig.


    Gruß Helmut

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Abhängiges Entstehen und Bestehen und Vergehen kann man nur in Bezug auf Personen und auf Phänomen, die keine Personen sind, bestimmen. Es ist ihre Existenzweise.


    Gruß Helmut


    PS. Dies war eine Antwort auf einen Beitrag von Vedana, Sein Beitrag ist inzwischen wieder verschwunden.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

    Einmal editiert, zuletzt von Helmut ()

  • Helmut


    Danke für die schnelle Antwort, ich habe den Post schon gelöscht, es war eher Rudolf der in seiner Erklärungsvariante des Entstehens in Abhängigkeit den Personenbegriff benutzt hat. Zu deiner Antwort möchte ich sagen:


    Man kann eher weniger sinnvoll etwas in Bezug auf Dinge bestimmen, die so gar nicht sein sollen. Wenn es diese Dinge so nicht gibt, dann spricht man am besten weniger bis nicht von ihnen. Man kann unter anderem das Entstehen von Ansichten über angenommene Dinge, die in einer gegenseitigen Abhängigkeit bestehen würden bestimmen. Und damit auch das Entstehen der Ansichten über die Existenzweise oder Nichtexistenzweise der Interpretationen der Erscheinungen und des Gefühls.


    Das kann man machen, weil man über "wirklichere Dinge" als Personen sprechen kann, nämlich über das Gefühl und Bewusstsein und Begehren. Bei diesen "Phänomenen" handelt es sich nicht um Interpretationen, nicht um angenommene Dinge, denen man eine Leerheit zuspricht.


    Indem man den Interpretationen über das Gefühl eine gleichberechtigte Leerheit zu dem "Phänomen" Gefühl an sich zuspricht, erklärt man (dies natürlich nicht sehend) die Interpretationen für so wirklich wie das Gefühl. Damit trennt man vorrangig (und ein wenig zumindest) zwischen den Interpretationen ("Person", "Sonne", "Erde"), obwohl die alle als ein im Nichtwissen wurzelndes Vorstellungsnetz zusammengenommen betrachtet werden sollten, und nicht (ein wenig zumindest) zwischen Wahrnehmung, Gefühl und Bewusstsein. Das (und damit auch Anziehung und Abneigung) kann direkt beobachtet werden als Essenz der ganzen Fantasterei Ich-Illusion.

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    • Offizieller Beitrag
    Moderation

    Ich bitte darum, den Begriff "Hinayana", der er die Bedeutung eines "minderen Fahrzeug" oder "minderer Motivation" hat, nicht mit dem Thervada gleichzusetzen und sofern es möglich ist ganz zu meiden

  • Verschiedene Richtungen sind aus Spaltungen entstanden, weil jeweils irgendwas nicht anerkannt wurde. Oder durch historische Entwicklung, wo sich in den verschiedenen Kulturen bestimmte Schwerpunkte herausgebildet haben. Soll man da, als Kind dieser Zeit und dieser Weltgegend, einen bestimmten Standpunkt verteidigen und andere ablehnen?


    Nicht nur dieser Ausschnitt, sondern auch der ganze Beitrag von dir hat mich an die Reden des Dalai Lama erinnert, die er vor allgemeinem Publikum hier in Deutschland und wahrscheinlich auch in Europa und anderen Erdteilen hält.

    Z.B. ist er der Ansicht, dass die Christen nicht ihren Glauben wechseln sollten, selbst wenn sie sich zum Buddhismus hingezogen fühlen. Das könne schlimme Verwirrungen im Geist geben, wenn so jemand dann im Sterben liegt. Er habe das selbst mal erlebt bei einer älteren Frau.

    Und überhaupt ist Frieden und Liebe und Mitgefühl das Wichtigste.

    Und er möchte auf keinen Fall irgend wen bekehren.


    Das alles ist natürlich großartig.


    Auf der anderen Seite ist der Dalai Lama ein Gelehrter (zumindest in Bezug auf die verschiedenen buddhistischen Philosophien) und hält (wie er selbst sagt) die Prasangika-Madhyamika-Lehrmeinung über die Bedeutung der Leerheit für die höchste philosophische Ansicht. Da steckt er nicht zurück und buddhistische Philosophie mit Widerlegung anderer Lehrmeinungen hat er Jahre lang studiert. Und er unterrichtet das auch vor Menschen, die das hören wollen! (Nagarjunas MMK in Brüssel 2006, Aryadevas Vierhundert in Hamburg 2007 - wenn ich die Jahreszahlen richtig im Kopf habe).


    Es gibt also zwei Aspekte oder zwei Methoden wie man mit der Darstellung der verschiedenen Religionen und Philosophien umgehen kann.

    Daher: dass man durch Studium und Fragen nach Klarheit sucht, was man selbst für die beste Ansicht (religiöse und philosophische Weltanschauung) hält, finde ich nicht übermäßig verkopft oder übertrieben oder Unruhe stiftend oder besser wissen wollen. Es ist einfach bei mir und einigen anderen ein starkes Bedürfnis.


    Daher stelle ich manchmal philosophische Fragen und lasse nicht so schnell locker.

    Wenn du diese meine Mentalität berücksichtigst, wirst du vielleicht mehr Verständnis haben für die Art meiner Beiträge.

    Manchen Menschen hilft die erste Methode des Dalai Lama: zu welcher Religion man sich bekennt oder welche Ansichten man hat, ist nicht ganz so wichtig, Hauptsachen die Ethik ist gut.

    Andere bemühen sich aber zu einer Einsicht zu kommen, die man selbst für die "höchste" hält.


    Und deswegen suche ich nach genauen philosophischen Diskussionen und deswegen stellte ich meine Frage:

    "Was auch Bakram bestätigt hat, warum werden dann von vielen Theravada-Anhängern die Prajnaparamita-Sutren nicht als die Lehre des Buddha angesehen?"

    Darauf müsste es eine genauere philosophische Antwort geben als es dein Beitrag war.

    Trotzdem vielen Dank für deine Antwort.

    Eine andere Antwort gibt es ja noch nicht.

    :rainbow: