Wie funktioniert Mantra Praxis

  • Man kann das mit bildgebenden Verfahren zeigen: Betest Du einen Rosenkranz, das Herzensgebet der Wüstenväter, ein buddhistisches Mantra oder wiederhlost du einfach immer nur "Coca Cola", du katapultierst dich immer in die gleichen Geisteszustände, denen gewisse Hirnaktiviäten zu Grunde liegen.

    Die bildgebenden Verfahren zeigen eben nur eine Hirnaktivität und keine (Sinn-)Bedeutung. Sie zeigen die materielle Seite und nicht die geistige. Das ist kein vollständiges Bild der Realität und zudem eine Momentaufnahme. Es sei den man verneint die Existenz von geistigen Phänomenen.

    Da gebe ich dir vollkommen Recht. Tauscht man sich über die Erfahrungen mit verschiedenen Mantren aus, vom Rosenkranz bis zum bud. Mantra, dann zeigt sich, sehr ähnliches Erleben. Ich kann das auch aus eigener Erfahrung sagen, da ich in der Vergangenheit sowohl das Jesusgebet als auch mit bud. Mantren praktiziert habe.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Na ja, dem stimmst du nur zu, weil du das spirituelle Moment der Mantrapraxis ablehnst und du sie deshalb trivialisieren bzw ad absurdum führen willst. Für alle jedoch, die das spirituelle Moment der Mantrapraxis erkennen, gilt was ich gesagt habe:


    Man kann das mit bildgebenden Verfahren zeigen: Betest Du einen Rosenkranz, das Herzensgebet der Wüstenväter, ein buddhistisches Mantra oder wiederhlost du einfach immer nur "Coca Cola", du katapultierst dich immer in die gleichen Geisteszustände, denen gewisse Hirnaktiviäten zu Grunde liegen. Das Mantrapraxis eine spirituelle Praxis ist, steht dem ja nicht entgegen.


    Zum Thema Übersetzung: Buddhistischen Mantren werden oft besondere Kräfte wegen ihres Klanges zugeschrieben. Die würden verloren gehen, wenn sie übersetzt würden. ...

    Bildgebende Verfahren zeigen nur materielle Vorgänge in materiellen Organen.


    Nein, die Klangkräfte gehen eben nicht verloren, denn ich habe ja geschrieben:

    Zitat

    Dabei geht man also folgendermaßen vor: Die Wortbedeutung des Mantras wird mit dem Herzen erfasst und man verweilt so darauf, während man das Mantra immer und immer wieder rezitiert.


    Es liegt also Zweierlei vor: 1. die Bedeutung verweilt im Herzen und 2. der Klang des parallel rezitierten Mantras. Der Klang führt zur Entfaltung der Bedeutung im Herzen und zur Durchdringung des Herzens.


    Zennis argumentieren oft, dass das Herzsutra doch bitte in Altjapanisch rezitiert werden soll, da durch eine Übersetzung der Fokus des Geistes auf den Text gelegt würde, was abträglich sei.

    Aber sie alle haben das Herzsutra ja bereits in Übersetzung gelesen und haben die Bedeutung also bereits im Herzen. Das entspricht genau dem, was ich sage: 1. die Bedeutung verweilt im Herzen 2. das Mantra wird parallel dazu rezitiert.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

    Einmal editiert, zuletzt von SteFo ()

  • Ich kann mit der Metapher „im Herzen“ nichts anfangen. Was meinst Du damit SteFo ?

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Während mir das Schlusssatz des Herzsutra - das "Gate gate paragate parasamgate bodhi svaha" sehr wichtig ist, erscheinen mir das "Om mani padme hum" von einer anderen Qualität.


    Der "Om" Laut ("ॐ") soll dem tiefen Ton des Scheckenhorn nachbilden - eine tiefe alles durchdringenden Grundton des Universums. Während man bei vielen anderen Lauten das Gefühl hat "ich bringe diesen Laut hervor" oder "ich höre diesen Laut" ist das nahe an so einer tiefen Vibration das es nahe an einem "ich bin dieser Laut" . Es führt einen also akkustisch an einen Punkt wo Ich und Welt ein Stück weit aufhören auseinanderzuklaffen. Vielleicht ähnlich wie das beim schamanischen Trommeln oder bei Künstlern wie Z'EV ist.

    Wenn Töne so mächtig sein können den Unterschied zwischen Welt und Ich brüchig zu machen, dann bedeutet das, dass sich so ein Laut ein perfektes Meditationsobjekt anbietet. Und es ist naheliegend, dass es Buddhisten dies als Ausdrucksform für Leerheit - den stillen Grundton der Welt sehen und benutzten.


    Und wenn man erst einmal so weit ist, ein Mantra als Ausdrucksform von Leerheit/Buddhaschaft zu sehen, dann ist es nachvollziehbar dass sich dass systematisiert, und verschiedene Buddhaspekte verschiedenen Mantren zugeordnet werden.


    Aber während mir dieser Aspekt zugänglich ist, liegt darin auch so eine Gefahr der Verdinglichung, wo man anfängt bestimmte Worte als "Zaubersprüche" zu sehen.


    Dazu braucht es aber natürlich kein Mantras und Sanskrit. Auch im Thervada kristallisierten sich, wie man im

    Milinda Pañha nachlesen kann "heilende Schutztexte" für bestimmte Gelegenheiten ( z.b Schlangen) heraus.


    Ist von daher die Vorstellung von beenden Worten und heilenden Frequenzen nur ein esoterischer Wunschtraum und irrationaler Glaube?


    Auch das ist vielleicht zu einfach gedacht Es gibt tatsächlich Forscher die im Schnurren von Katzen si etwas sehen. Katzen schnurren ja - entgegen landläufigen Meinung nicht nur wenn sie glücklich sind sondern auch wenn sie Schmerzen haben oder sogar wenn sie im Sterben liegen. Vor einiger Zeit war eine Studie in den Medien nach der Katzen auf einer Frequenz schnurren, die der Wundheilung zuträglich ist und eine andere Studie fand sogar heraus, dass dies für die Herzgesundheit zuträglich ist, eine schnurrende Katze zu haben.

  • void : Dass Musik und damit Ton-Frequenzen einen Einfluss auf unsere Psyche haben, das kann man messen und ist uraltes Menschheitswissen. Jeder kennt das ja auch aus eigener Erfahrung. Googelt man das mal, finden sich viele, viele Quellen.


    Deshalb gibt es auch keine Kultur ohne Musik, keine Religion ohne irgendwie rhythmische Rezitationen.

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Mantrapraxis ist esoterisch, wenn etwas aus einem Bereich erreicht werden soll, der nicht mit Händen (Handhabbar) zu greifen ist.


    Darum ist Mantrapraxis ohne Ergreifen nur ein Ton beim Ausatmen. Der eigene, ganz individuelle Ton. Das ist der Ton der Resonanz dieses Körpers.


    Ist mir wieder eingefallen, dass ich das mal gemacht habe und diesen Ton auch beim Einatmen hören und fühlen konnte. Da habe ich wirklich keine Zeit mehr irgendeinen Gedanken zu ergreifen um nachzudenken.


    OT Ich hab mein Mantra vor 45 Jahren von einem Bauernfänger für seine Guruschule erhalten. Ich weiß nicht was es bedeutet, nicht mal welche Sprache das ist oder ob es überhaupt Worte sind. Egal es hilft mit, seit dieser Zeit Leerheit zu erreichen, wenn es notwendig ist. Der Letzte Anker, wenn selbst Sitzen versagt.OT

  • Mantrapraxis ist esoterisch, ...

    Genau. Mantrapraxis ist esoterische Praxis, da gibt es kein "wenn" und kein "aber". Wer das ablehnt, sich aber trotzdem mit Mantras lediglich beruhigen will (statt zB zu summen oder zu pfeifen), kann das natürlich tun, so wie man zB sich ja auch manche Lebensmittel ins Gesicht schmieren kann für den Teint, obgleich Lebensmittel doch der Ernährung und also der Lebenserhaltung dienen.

    mankind ... must act and reason and believe; though they are not able, by their most diligent enquiry, to satisfy themselves concerning the foundation of these operations, or to remove the objections, which may be raised against them [Hume]

  • OT Ich hab mein Mantra vor 45 Jahren von einem Bauernfänger für seine Guruschule erhalten. Ich weiß nicht was es bedeutet, nicht mal welche Sprache das ist oder ob es überhaupt Worte sind. Egal es hilft mit, seit dieser Zeit Leerheit zu erreichen, wenn es notwendig ist. Der Letzte Anker, wenn selbst Sitzen versagt.OT

    Das war wohl Maharishi Mahesh Yogi, oder? Kenne ich. Habe ich damals (ich war ca. 19 Jahre alt) anschließend meinen Eltern aufgeschwatzt. Die Orga schickte dann zur Einführung eine "Lehrerin" aus unserer Region zu ihnen. Als mein Vater anfing zu schnarchen, fing meine Mutter an zu kichern. Aber die Lehrerin schmeichelte meinen Eltern, dass sie sehe, dass das gut bei ihnen angeschlagen hatte. Sie hatten den "günstigen Partnertarif" dafür bezahlt. Das viele Geld war nun futsch, aber: "Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles"!


    Aber nun mal was anderes:

    Ich verfolge diesen Thread schon eine Weile. Und ich frage mich, warum Mantras immer nur mit dieser akustischen Methode des Rezitierens in Verbindung gebracht werden, obwohl wir ja fünf Sinne haben (als sechster Sinn wird noch das Denken gezählt) mit den entsprechenden Sinnesorganen.

    Mit anderen Worten: auch andere Vorgänge, die sich stets wiederholen bei der Ausführung, sehe ich als Mantras. Beispielsweise beim Stricken, wenn es nur ein einfacher Vorgang und kein kompliziertes Muster ist. Monotones Stricken, eine Masche nach der anderen. Auch dabei kann man den Geist beruhigen. Oder beim Wandern: einen Fuß vor den anderen setzen, immer wieder.

    Es gibt unzählige Beispiele und Prozesse, die durch ihre Monotonie eine Geistesberuhigung auslösen.

    Hier spreche ich aber vor allem für Andere, denn bei mir funktioniert das nicht richtig. Stricken hat mich früher immer nervös gemacht, und Mantras im engeren Sinne ebenso. Es ist eben nicht jeder so "gestrickt".

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Amdap Maharishi Mahesh Yogi genau der Typ war es dem ich meine Mantraenergie schicken sollte. Erster Gedanke war, ist der bescheuert? Es war eine Veranstaltung in der Stadthalle. Ich war schon auf dem Rückzug aus der Esoterik. Aber ein Mantra wollte ich haben, von einem Fremden.


    Laut ausgesprochen habe ich das nur sehr kurz. Das lief immer geistig. Der Ton war nie mit dem Mantra verknüpft, wie auch nicht der Atem.


    Das Mantra hab ich so lange geübt, bis es vollkommen befreit war von allen körperlichen Reaktionen und so schnell gedacht, dass die Muskeln nicht mehr mitkamen. Diese Technik hat es den Gedanken des Bewusstseins der Skandha ermöglicht durchzukommen, denn mein Ego hatte was zutun.

  • Amdap Maharishi Mahesh Yogi genau der Typ war es dem ich meine Mantraenergie schicken sollte. Erster Gedanke war, ist der bescheuert? Es war eine Veranstaltung in der Stadthalle. Ich war schon auf dem Rückzug aus der Esoterik. Aber ein Mantra wollte ich haben, von einem Fremden.


    Laut ausgesprochen habe ich das nur sehr kurz. Das lief immer geistig. Der Ton war nie mit dem Mantra verknüpft, wie auch nicht der Atem.


    Das Mantra hab ich so lange geübt, bis es vollkommen befreit war von allen körperlichen Reaktionen und so schnell gedacht, dass die Muskeln nicht mehr mitkamen. Diese Technik hat es den Gedanken des Bewusstseins der Skandha ermöglicht durchzukommen, denn mein Ego hatte was zutun.

    Interessant! Es war also eine Massenveranstaltung in einer Stadthalle?

    Das habe ich damals nie gehört. In meiner Zeit war es immer ein Treffen unter vier Augen, verbunden mit einer besonderen Zeremonie an einem Altar, mit viel Räuchern und Geklingel. Man sollte auch irgendwas als "Opfer" mitbringen, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber ich glaube, ich hatte eine Blume mitgebracht.

    Ja, ich sollte das Mantra auch erst laut aussprechen und dann es nur noch denken, so lautete die Anleitung.

    Später habe ich mal woanders gelesen, dass man bei denen nur vier Mantras verteilt. Man bekäme meistens das Mantra, das dem weltlichen Namen am meisten ähnelt. Wenn das nicht möglich sei, bekäme man irgendeins.

    Und man dürfe das Mantra auch niemals wieder laut aussprechen oder es verraten.

    Darum verrate ich es jetzt: es lautete "Ima".


    Aber wieso denkst Du denn, dass das Mantra mit körperlichen Reaktionen belastet sei? Und dass es davon befreit werden muss? Sowas Kurioses habe ich ja noch nie gehört.


    Übrigens, ich habe leider vergessen, welcher Yogi es war, aber da gibt es so eine Geschichte über einen solchen, der hat ganz, ganz intensiv immer das bestimmte Mantra geübt, das sein Lehrer ihm vorgegeben hatte, aber er machte, nach eigenem Empfinden, überhaupt keine Fortschritte. Eines Tages, als er so vertieft in das Mantra, mit der Bettelschale in den Händen, beim Wandern über eine Baumwurzel stolperte und stürzte, polterte dabei seine Bettelschale zu Boden und zerbrach. Das war ein furchtbarer Schock für den Yogi, und vor lauter Schreck vergaß er sein Mantra, das er jahrelang rezitiert hatte, und rief aus (zu Deutsch): "Oh, Pott kaputt!!!", denn die Bettelschale war, abgesehen von seinem Lumpengewand, sein einziger Besitz. Er war so geschockt, dass er als Mantra nur noch "Pott kaputt, Pott kaputt ... " rezitierte. Und das führte ihn zur Erleuchtung.


    So, ich muss abbrechen, da ich heute mit dem Treppeputzen dran bin. Da übe ich das Mantra:

    Wisch über Stufe Eins, Wisch über Stufe Zwei, Wisch über Stufe Drei ....


    Liebe Grüße!

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Aber wieso denkst Du denn, dass das Mantra mit körperlichen Reaktionen belastet sei? Und dass es davon befreit werden muss? Sowas Kurioses habe ich ja noch nie gehört.

    Damit meinen ich meinen Körper vom Mantra befreien.


    Wenn ich denke, lese, usw. bewegen sich auch meine Sprechmuskeln. Da hab ich einige merkwürdige Dinge entdeckt. Da gibt es noch einiges von Körper das mitarbeitet beim Denken und das ist tatsächlich anstrengend.


    Hab damals schon intensiv Feldenkrais gemacht. „Bewusstheit durch Bewegung“.

    Hier war es Umgekehrt, sich Bewusstwerden, dass sich etwas bewegt, obwohl man sich doch eigentlich nicht bewegt.


    Wenn ich also durch Denken/Mantraarbeit müde werde brauche ich nur überprüfen, wo mein Körper hart mitarbeitet, ohne das es mir bewusst wurde.


    Das hilft auch gut beim SitZen. Der Körper arbeitet sogar, wenn ich nicht denke, weil ich nur sitzen will. Der gedachte und losgelassene Wille erzeugt Arbeit.

    Wieder Dogens mir vollkommen blöde erschienener Satz: Wenn Körper und Geist abfallen, der hatte mir einen Berg in den Weg gelegt. (Ich vertraue den Lehrern!)

    :D

  • Hallo Noreply ,


    das ist ja spannend, dazu fällt mir der Roman: "Die Entdeckung der Langsamkeit" ein.

    Musst Du unbedingt mal lesen, falls Du ihn noch nicht kennst, das wird Dich faszinieren.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ein Buch, das man nur ganz bestimmten Menschen empfehlen kann. Die meisten halten das für langweilig. Aber das trifft, auf die zu die nichts mit sich selbst zu tun haben wollen. Hab es als erste Auflage gelesen, heißt sofort als es rauskam. Hatte, wie selten, sofort den Autor und alles im Kopf. :kiss: :hug:

  • Ich bin zur Mantrapraxis soeben auf einen interessanten, praxisorientierten Artikel von Sylvia Wetzel gestoßen:

    Die Kraft der Silben
    Kraft der Silben: Für den Dalai Lama schützt die Mantra-Meditation den Geist vor schädlichen Konzepten und Vorstellungen. Mantras sind jedoch keine magischen…
    www.ursachewirkung.com

    "Es gibt nur eine falsche Sicht: Der Glaube, meine Sicht ist die einzig richtige."

    Nagarjuna

  • Sylvia Wetzel hebt ja die Hingabe stark hervor und damit hat sie auch Recht.

    Aber wenn man keine Hingabe entwickeln kann, dann nützt alles nichts. Dann wird der Zustand der Entspannung, den man dadurch erreichen kann, das höchstmögliche Ziel sein, und das ist wohl bei den Meisten so.


    Wichtig ist, dass die Achtsamkeit der Hingabe ein wenig vorangeht, bzw. dass sie die Voraussetzung dafür bildet. Gleichzeitig bereichern sich beide Aspekte aber auch.


    Mich wundert, dass noch keiner auf meine Anmerkungen angesprungen ist, dass es nicht nur Mantras im Bereich des Hörsinns gibt. Daher zitiere ich mich noch mal selbst:

    Ich verfolge diesen Thread schon eine Weile. Und ich frage mich, warum Mantras immer nur mit dieser akustischen Methode des Rezitierens in Verbindung gebracht werden, obwohl wir ja fünf Sinne haben (als sechster Sinn wird noch das Denken gezählt) mit den entsprechenden Sinnesorganen.

    Mit anderen Worten: auch andere Vorgänge, die sich stets wiederholen bei der Ausführung, sehe ich als Mantras. Beispielsweise beim Stricken, wenn es nur ein einfacher Vorgang und kein kompliziertes Muster ist. Monotones Stricken, eine Masche nach der anderen. Auch dabei kann man den Geist beruhigen. Oder beim Wandern: einen Fuß vor den anderen setzen, immer wieder.

    Es gibt unzählige Beispiele und Prozesse, die durch ihre Monotonie eine Geistesberuhigung auslösen.

    Hier spreche ich aber vor allem für Andere, denn bei mir funktioniert das nicht richtig. Stricken hat mich früher immer nervös gemacht, und Mantras im engeren Sinne ebenso. Es ist eben nicht jeder so "gestrickt".

    Wie hier gesagt, es gibt ja eben auch mechanische Mantras. Oder sich drehen, wie bei den Sufis.

    Kann man auch mit Beethoven kombinieren:

    Beethoven’s Silence - Julie Efsun whirling - YouTube


    Oder sowas hier, zum Einüben, bis es geschmeidig von selbst läuft:

    Musizieren mit dem Körper - YouTube


    Wichtig wäre vielleicht noch anzumerken, dass es einen Unterschied zwischen Trance und Meditation gibt. Als ich in den Neunzigern an einem Meditationskurs teilnahm, hörte ich das von dem leitenden Lehrer, der hauptberuflich Neurologe war. Er hatte mit einer umfangreichen Arbeit über diesen Unterschied promoviert. Fand ich interessant, auch im Nachhinein angesichts der Tatsache, dass es damals noch kein MRT gab, zumindest nicht allgemein verfügbar. In demselben Meditationskurs stellte sich ein Teilnehmer vor und erklärte, er falle regelmäßig in eine Art meditativen oder Trance-Zustand beim Skiwandern, dadurch sei er auf die Idee gekommen, an diesem Kurs teilzunehmen.


    Noch was Interessantes von unseren nächsten Primaten-Verwandten:

    Jane Godall beobachtete eine Schimpansengruppe, die sich oft zu einem Wasserfall begab, um dort gemeinsam rhythmischen (Stampf-)Bewegungen nachzugehen. Vermutlich eine Vorstufe von unserem Tanzen, gewagt gesagt.


    Vielleicht könnte auch eine rhythmische Lichtshow zu meditativen, oder zumindest tranceartigen Zuständen führen.


    Doch nach wie vor gilt (im Umkehrschluss), was Sylvia Wetzel sagt, dass ohne Hingabe wohl schwerlich eine höhere Form von Meditationszustand erreicht werden kann.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Hingabe? Wohin denn?

    Alle Meister lösen alles auf, wohin man sich wenden könnte. Ich kann verstehen, dass die Hingabe an etwas, das scheinbar nicht zur Hingabe geeignet ist, zu Trance und Entspannung führt. Ruhe vor der Welt haben.

  • Wichtig wäre vielleicht noch anzumerken, dass es einen Unterschied zwischen Trance und Meditation gibt. Als ich in den Neunzigern an einem Meditationskurs teilnahm, hörte ich das von dem leitenden Lehrer, der hauptberuflich Neurologe war. Er hatte mit einer umfangreichen Arbeit über diesen Unterschied promoviert. Fand ich interessant, auch im Nachhinein angesichts der Tatsache, dass es damals noch kein MRT gab, zumindest nicht allgemein verfügbar. In demselben Meditationskurs stellte sich ein Teilnehmer vor und erklärte, er falle regelmäßig in eine Art meditativen oder Trance-Zustand beim Skiwandern, dadurch sei er auf die Idee gekommen, an diesem Kurs teilzunehmen.

    Mir hat mal jemand erzählt, dass er in seiner Bundeswehr Ausbildung gelernt habe sich in Trance-Zustände zu versetzen um mit den körperlichen Strapazen bei Gewaltmärschen besser klar zu kommen. Anscheinend gehört das dort zur Grundausbildung. :)

    Ich glaube der Unterscheid ist, dass man sich bei Trance eher wie in einer wohligen Blase fühlt und bei Meditation eher wach und klar.

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Magisches Denken ist als Welterklärung sehr defizitär und führt schnell in Aberglaube, Vorurteil und Verschwörungsthrorie.


    Dies bedeutet aber nicht, dass es in anderer Hinsicht nicht "wirksam" sein kann. Es ist ja so, dass gerade die tiefen Schichten des menschlichen Denkens - wie man ja in Märchen und Träumen sieht - durchaus archaisch sind und es deswegen so ist, dass man, wenn man an dieser archaischen Ebene ansetzt, einen enormen Hebel hat:


    Der Gedanke daran, dass der größte Teil von einem nicht rational ist, und von daher vielleicht mit nicht rationalen Mitteln angegangen werden muß, ist etwas was einen aus mehreren Gründen stört. In der Kindererziehung, Marketing und Politik sind wir ja allem, was einen nicht als mündiges Individuum anspricht, sondern an den "Elefanten" appelliert gegenüber skeptisch.


    Aber trotzdem hat Haidt natürlich Recht. Und ich denke es gibt sogar stellen wo Buddha den Geist mit einem wilden Elefanten vergleicht, den es zu zähmen gilt.


    In vielen Kulturen spielen ja Rituale eine große Rolle. Bei uns verbindet man ja den Begriff "Ritual" einerseits mit "leerem Ritual" also einer Form die nicht mit Inhalt gefüllt ist und zweitens eben weil da Symbole mit Macht aufgeladen werden, dadurch dem Reflerierten enthoben sind.


    Aber diese beiden Punkte berühren ja den Punkt der Wirksamkeit nicht. Initiationsriten können Knaben zu Männern transformieren, Krönungsriten Normalsterbliche in Könige und auch Initiationsriten können transformieren.

  • Noreply und Amdap : Danke für die Erinnerung. In dem verschlafenen Städtchen von 40.000 Einwohnern, wo ich meine Pubertät ableistete, gab es einen kostenlosen 'Vortrag' von denen in der Stadthalle. Ist schätzungsweise gut 50 Jahre her. Von diesem Beatles-Guru Mahavishivashi und TM hatten wir natürlich gehört, die hatten ein erstklassiges Marketing. Von Meditation wussten wir nur so viel, dass man sich dabei unbequem hinsetzt und "Oooommmm" macht. Unser Guru war Mr. Natural. Also gingen wir halbstarken Rotzlöffel da hin, um uns die Sache mal anzuschauen.


    Der Guru selbst erschien allerdings nicht - wir hatten auf so eine Art Gratis-Satsang gehofft. Die saßen vier oder fünf Mann hoch, alle in weißen Anzügen, hinter einem Podium und kauten den Leuten ein Ohr ab. Als sie zum Punkt der Sache kamen, also den Kursgebühren, verständigten wir uns kurz per Blickkontakt (höflich waren wir ja) und verließen schleunigst den Saal. Nicht unsere Preiskategorie - und wir offensichtlich nicht deren Zielgruppe.


    Später habe ich dann auch gelesen (oder war das aus 'David wants to fly'? Sehenswerter Film übrigens), dass die angeblich so speziell für den Adepten ausgesuchten und auf ihn abgestimmten Mantras alle aus einem ziemlich kleinen Pool von Standardmantras stammten. Was natürlich nur so lange funktionierte, wie die Leute ihre Mantras auch geheim hielten ...

    OM MONEY PAYME HUNG

    Einmal editiert, zuletzt von Sudhana ()

  • Von diesem Beatles-Guru Mahavishivashi und TM hatten wir natürlich gehört,

    Mahavishivashi !   crying-with-laughter.gif

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ich persönlich glaube schon dass es dabei um eine spirituelle bzw. religiöse Praxis geht, die auf den Geist eine andere Auswirkung hat, als beispielsweise Stricken.


    In Englisch findet man einige Studien auf Google, zum Thema , Mantrapraxis und Auswirkung. Ich hab mal einen Artikel und eine Studie ausgewählt;


    The Power of Mantra and the Science Behind It - Integral Yoga Magazine
    We know that mantras can help us feel calm and focused, but why are they so effective? Recent research studies show that mantra chanting has a wealth of…
    integralyogamagazine.org


    https://www.ijastems.org/wp-content/uploads/2017/06/v3.i6.5.Scientific-Analysis-of-Mantra-Based-Meditation.pdf

    Einmal editiert, zuletzt von Honin ()

  • Ich persönlich glaube schon dass es dabei um eine spirituelle bzw. religiöse Praxis geht, die auf den Geist eine andere Auswirkung hat, als beispielsweise Stricken.

    Dem kann man durchaus zustimmen, aber bei mir ist das nicht so.

    Den Beweis könnte allerdings nur ein MRT liefern.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Ich persönlich glaube schon dass es dabei um eine spirituelle bzw. religiöse Praxis geht, die auf den Geist eine andere Auswirkung hat, als beispielsweise Stricken.

    Dem kann man durchaus zustimmen, aber bei mir ist das nicht so.

    Den Beweis könnte allerdings nur ein MRT liefern.

    Bin ganz bei dir!

    Da sollte man Stricken. Bei mir wirkt das genauso gut wie Mantra. Derzeit häkele ich mehr, besser für meine Finger.

    Aber mein Sticken von 180 cm Kunststrickdecken hat mir Stille gebracht als anderes. Man tut was und muss die Gedanken zusammenhalten. Ich häkele übrigens Tiere.

    Doch natürlich ist das nichts Heiliges und kann auch darum überhaupt nicht wirken, alles nur Hallus. Esoterik, Bla Bla.

    Mantra ist mir ganz einfach zu elitär. Zählen reicht, ob nun Atem oder Maschen, wo ist der Unterschied?