Ich helfe niemandem, wenn ich ständig mit Leidensmiene rumlaufe, sondern durch Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit.
Absolut richtig, aber hilft es einem, z.B., trauernden Menschen, wenn er in lauter lachende, fröhliche Gesichter blickt? Sein Leid wird ihm nur noch mehr gegenwärtig sein, im Wahrnehmen des Gegenteils......
Auch hier ist wieder die M i t t e das Hilfreichste: Ein friedvolles, gütiges Lächeln spricht j e d e n an - egal, ob (gerade) in leidendem oder freudvollen Zustand. Natürlich müsste es "echt" sein, kein aufgesetztes, welches eher wie eine maskenhafte Grimasse erscheint. (Bei kath./ev. Seelsorgern selbst öfter beobachtet...). Auch ein neutraler, aber wacher, aufmerksamer Gesichtsausdruck wirkt "offen" und erzeugt keine negativen Emotionen.
Eine "Leidensmiene" (häufig assoziiert mit "Miesepetrigkeit", "Kritikasterei", ....) ist vor allem bei jenen unbeliebt, die gerade "überschwänglich glücklich" sind und wollen, dass sich alle "mitfreuen". Auf diese Weise können "Glückliche" auch Leid erzeugen (ohne es zu wollen), denn dieses "Ich könnte die ganze Welt umarmen"- Gefühl, wie eine Standarte vor sich hergetragen, kann für Leidende eine "Zumutung" sein.
Du meintest sicherlich mit dem Ausdruck "Leidensmiene", dass Selbstmitleid im Spiel sei und dieses niemandem helfe - da stimme ich dir natürlich zu, aber man sollte auch sein (akutes) Leid nicht übertünchen oder schönreden.
Ohne diese Dankbarkeit habe ich den Pfad verpasst und die Lehre nicht verstanden.
Ist das nicht ein bisschen hart geurteilt?
Dankbarkeit ist ein Gefühl, ein Bewusstwerden von etwas Wunderbarem und lässt sich nicht erzwingen. Mit zunehmender Praxis und Bewusstheit stellt sie sich (immer öfter) ein....
Hätte der Buddha die "Welt" nicht geliebt, hätte er sich niemals auf den Weg gemacht. Gerade darum wollte er die Ursache des Leidens herausfinden.
Bevor sich der (spätere) Buddha auf den Weg machte, "liebte" er die Welt in anhaftender Weise und nahm sie eben nicht an, wie sie war - mit all den Leiden.
Erst, als ihm klarwurde, dass auch ER altern, krank werden und sterben müsste, beschloss er, einen Weg aus dem Leiden zu suchen.....