Tagesschau.de: Krank durch Meditation?

  • Ich war bereit, das Risiko der Meditation auf mich zu nehmen, habe aber versucht, das Risiko zu minimieren die Methoden meiner Persönlichkeitsstruktur anzupassen.

    Ich habe bewusst Zazen nach der Soto-Schule mit offenen Augen vor der weissen Wand praktiziert, ohne Methode (Shikantaza, nur Sitzen) ausser vielleicht Atembetrachtung zu Beginn.

    Sagen wir du machst eine Woche lang jeden Tag 6 Stunden Zazen im Stil der Soto-Tradition ...

    Da geht es nicht darum, dass da schmerzhafte Kindheitserinnerungen hochkommen sondern, dass manche Menschen Psychosen bekommen oder wenns nicht so schlimm ist halt ordentliche Panikattacken.

    Mit schmerzhaften Kindheitserinnerungen oder ähnlichen in Berührung zu kommen, ist was ganz anderes als ein ordentliches Depersonalisationserlebnis auf das eine entsprechend heftige Panikattacke folgt. Sowas kannst du wohl sicher haben, wenn du sechs Stunden die weiße Wand anschaust und dazwischen Kinhin machst ... :/

    Ich hatte auch diese Depersonalisationserlebnisse als ich öfters Achtsamkeitsmeditation gemacht habe. Mich hat das aber nicht belastet. Ich hab das eher positiv empfunden, weil ich dachte, dass ich das meiner Erkenntnis von Anatta verdanke.

    Die Doku finde ich dazu auch sehr interessant, aber ich glaube, die hat hier schon jemand gepostet: Die unbekannten Gefahren der Achtsamkeit ► VOLLBILD - YouTube

  • Ich kann einfach nicht verstehen, wie man alleine durch 'ganz normale' Meditation krank wird. Als 'normale' Meditation sehe ich die Technik an, die auch im Dīgha-Nikāya, Lehrrede 22 beschrieben ist, oder halt ohne Anleitungsvorschrift beim Zazen.


    Es ist ja so, dass beim Meditieren - so wie ich die Sache empfinde - der Meditant mit der 'Langeweile' konfrontiert wird und dadurch der Kopf gezwungen wird, sich mit aufsteigenden Gedanken zu befassen, die 'aus dem Inneren' hervorsprudeln.


    Tja, ich kann mir schon vorstellen, dass man bei entsprechender Vorerkrankung da 'verrueckt' werden koennte. Sachen aus der Vergangenheit hochkommen koennten, die unbemerkt - verdraengt - tief im Unterbewusstsein schlummerten. Fuer 'kranke' - bzw 'gestoerte' - Menschen kann Meditation bestimmt ein wenig riskant sein. Ich will mich aber nicht aus dem Fenster lehnen. Sondern nur zu bedenken geben, das ich denke, dass jemand in gewissem Sinne 'froh' sein koennte, wenn sie/er mit starken psychischen Problemen beim - oder nach - dem Meditieren konfrontiert sind. Denn dann wissen sie ja dann, dass sie behandlungsbeduerftig sind.


    Ich moechte auch bedenken, dass es in jeder anderen Situation zu psychischer Stoerung kommen kann. Nur mal ein Beispiel. Ich las mal eine Kurzgeschichte, in der jemandem zwecks Wiederbeatmung eine Sauerstoffmaske aufgedrueckt wurde. Und alleine diese eine Sache verursachte bei mir eine Panikattacke mit starken Erstickungsgefuehlen. Am Ende stellte sich heraus, dass ich von einem verdraengten Vorfall aus meiner fruehen Kindheit getriggert wurde. Ich war aber schon VORHER 'krank', ohne es zu bemerken.


    Ich denke nicht, dass Meditieren kraenker macht als es nicht auch im taeglichen Alltag des Nichtmeditierens passieren kann. Im Gegenteil.


    Und ich rate jedem dazu, bei starkem Unwohlsein die Meditation aus Selbstliebe/Selbstschutz denn abzubrechen. Als Beispiel: Ich meditiere immer in einer Zoom-Sitzung mit einer Leiterin von 5:00-6:00. Heute fuehlte ich mich extrem unruhig, es war nicht zum Aushalten. Also beendete ich mein Sitzen vorzeitig, verliess also das Meeting.

  • Ich kann einfach nicht verstehen, wie man alleine durch 'ganz normale' Meditation krank wird. Als 'normale' Meditation sehe ich die Technik an, die auch im Dīgha-Nikāya, Lehrrede 22 beschrieben ist, oder halt ohne Anleitungsvorschrift beim Zazen.

    Natürlich kann man das nicht verstehen, weil es so zu sehr vereinfacht ist.


    Was passiert ist, dass sich durch buddhistische Praxis bestimmte Dispositionen aktivieren lassen können. Deren Auswirkungen auch in anderen Situationen auftauchen könnten.


    Trotzdem oder gerade deshalb ist es natürlich die Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer, darauf hinzuweisen. Und sich zumindest Grundkenntnisse anzueignen, um beispielsweise eine Panikattacke erkennen zu können und zu handeln.


    Auf die "Schmiermittel" Metta, Mudita, Mitgefühl und Dankbarkeit wurde ja bereits hingewiesen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • In Majjhima Nijaya -10-

    der anweisenden Lehrrede des Buddhas um Konzentration und Achtsamkeit zu üben werden heute ja gerne Einzelne Details herausgenommen und angeboten um moderne, hippe kostenpflichtige Sitzungen abzuhalten.


    Das Ergebnis ob negativ oder positiv hat jedoch wenig mit der Praxis eines Dharma-Praktizierenden zu tun.

    Hier besteht ein Gelübte für die Ehrerbietung des Erleuchteten.


    Die vollständige Lehranweisung des Buddha startet

    mit Hingabe im Text;


    "Der gerade Weg, ihr Mönche, der zur Läuterung der Wesen, zur Über­wäl­tigung des Schmerzes und Jammers, zur Zerstörung des Leidens und der Trüb­sal, zur Gewinnung des Rechten, zur Verwirklichung der Erlöschung führt, das sind die vier Pfeiler der Einsicht.„


    Wer hier also erkennt das dies in diesem Moment (noch) nicht der Fall ist könnte sich einen Lehrer/In suchen um an diesem Punkt zu kommen um mit der Anweisung tatsächlich starten zu können.


    Meint er es jedoch besser als es der Buddha zu wissen wird die buddhistische Meditation den Zweck von Ruhe und Einsicht sicherlich nicht erfüllen, sondern sonst wo enden.


    Ein buddhistisch Praktizierender folgt den Anweisungen des Buddhas freiwillig in Freude durch Hingabe in erlebtem Vertrauen.


    Ein Sangha kann hier sicher auch weiterhelfen.


    Die Lehrrede spricht für sich und ist die bekannteste zur Erlangung von Einsicht oder Ruhe.


    In Metta🙏

  • Vielleicht kann Meditation krank machen wenn man zu viel Zwang ausübt und sich Gewalt antut, indem man z.B. unbedingt lange Zeit durchhalten will. Dann mögen Zustände auftreten für die man noch nicht bereit ist, etwa wie bei psychedelischen Drogen. Wenn man maßvoll vorgeht und auf die Warnungen des Körpers und Geistes achtet, ohne sie zu ignorieren weil man alles sofort überwinden will, hat Meditation nach meiner Erfahrung eine heilende Wirkung.

  • Vielleicht kann Meditation krank machen wenn man zu viel Zwang ausübt und sich Gewalt antut, indem man z.B. unbedingt lange Zeit durchhalten will. Dann mögen Zustände auftreten für die man noch nicht bereit ist, etwa wie bei psychedelischen Drogen.

    Ich denke, dass man sich überfordern kann (gerade bei so einem Retreat) und nachdem es ja ein Training für den Geist ist, kann man sich wohl auch überanstrengen bzw. beim Training verletzen. Ich hab diese Sachen auch selbst erlebt, nur war das für mich nicht so schlimm.

    Ich finde es nur sehr interessant, dass Achtsamkeitsübungen einfach überall angeboten werden "Komm her, mach mit, je mehr (länger) desto besser".

    Wenn du aus Wien kommst, wirst du den lieben Bhante, den ich meine, sicher kennen, der total nett und kompetent und ein toller Lehrer ist. Aber ich kann mich erinnern, dass er auch gesagt hat, je länger man Achtsamkeit trainiert desto besser, ohne dazu zu sagen, dass vielleicht 30 Minuten genug sind, weil du sonst schaden nimmst. Oder man soll sich langsam steigern, damit man sich nicht verletzt.


    Frage am Rande ... Würdest du psychedelische Drogen nehmen? O.o

  • Ich finde es nur sehr interessant, dass Achtsamkeitsübungen einfach überall angeboten werden "Komm her, mach mit, je mehr (länger) desto besser".

    Lieber Rolf82, Gott sei Dank, es gibt schon neue Ansätze:


    Zitat

    David Treleaven ist Psychotherapeut und forscht seit vielen Jahren zu Achtsamkeit und Trauma. Auf dieser Basis formuliert er fünf Prinzipien, mit deren Hilfe Traumaüberlebende von der positiven Wirkung eines Achtsamkeitstrainings profitieren können. Er zeigt 36 spezifische Modifikationen für die Achtsamkeitspraxis, die dazu dienen, die Sicherheit und Stabilität von Traumaüberlebenden zu unterstützen.


    Traumasensitive Achtsamkeit


    Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg. _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg. _()_

    Danke, aber ich habe eh keinen Schaden genommen ... Bzw. glaube ich, das moderate Meditation, wo man auf sich hört und acht gibt, auch positiv und heilsam ist.


    Ich find die Datei toll, die du hochgeladen hast ... lese sie mir grade durch. Thx ...

  • Tja, ich kann mir schon vorstellen, dass man bei entsprechender Vorerkrankung da 'verrueckt' werden koennte. Sachen aus der Vergangenheit hochkommen koennten, die unbemerkt - verdraengt - tief im Unterbewusstsein schlummerten. Fuer 'kranke' - bzw 'gestoerte' - Menschen kann Meditation bestimmt ein wenig riskant sein. Ich will mich aber nicht aus dem Fenster lehnen. Sondern nur zu bedenken geben, das ich denke, dass jemand in gewissem Sinne 'froh' sein koennte, wenn sie/er mit starken psychischen Problemen beim - oder nach - dem Meditieren konfrontiert sind. Denn dann wissen sie ja dann, dass sie behandlungsbeduerftig sind.

    Wir alle erleiden dukkha.


    Zitat

    Eine psychische oder seelische Störung ist ein Muster des Erlebens und Verhaltens, das persönlichen Leidensdruck oder eine eingeschränkte Alltagsbewältigung verursacht


    Wie sicher kann man sich sein, dass nicht eine latente psychische Störung vorliegt? Ist nicht fast zu erwarten, dass Meditation, in der das Hirn aus dem Alltagstrott herausgebracht werden kann einerseits sehr entspannend sein kann weil äußere Stimuli fehlen oder durch Übepraxis anders stimuliert wird, andererseits aus dem Tritt gebracht werden kann, weil äußere Stimuli fehlen oder durch Übepraxis anders stimuliert wird?


  • Meine eigene Erfahrung dazu:


    Durch die Meditation öffnete sich auch mein Unterbewusstsein und damit auch alte Kindheitsverletzungen. Für dessen Heilung anschließend Psycho/Traumatherapie notwendig war.


    Ein Effekt der Meditation ist, das das Ego mit der Zeit sich abschwächt.


    Für Menschen mit einer Ich-Störung kann das dann zu einer weiteren Schwächung des Ich führen, statt es erst einmal zu stabilisieren.


    Man kann nicht generell sagen das Meditation „gut“ oder „schlecht“ ist.


    Sie hängt auch von jedem Einzelnen und seiner „Vorgeschichte“ ab.


    Sofern ein gesunder Mensch meditiert, wird sich sein Ego mit der Zeit „aufweichen“. Und er wird das Leben dadurch auch anders als zuvor erblicken.


    Möglicherweise beginnt er sich auch zu trennen von all dem was er zuvor geschätzt hat. Von Menschen und Dingen.


    Wenn man dann allein zurück bleibt ist sicherlich auch schwieriger als mit Gleichgesinnten in einer Gemeinschaft zu sein (Kloster, etc)


    Sofern man einen normalen Beruf nach geht und auch noch im Westen ist das sicherlich mit der Zeit auf Dauer nicht ganz so einfach.


    Ich selbst habe das ein paar Jahre „durchgezogen“:


    Durch regelmäßig Za Zen und lange genug entwickelte sich mit der Zeit auch eine „Power“ die ich so zuvor nicht kannte, und damit zu tun hat, das man einfach lange genug sitzen bleibt ohne was zu tun. Und lernt Gedanken Gedanken und Emotionen Emotionen SEIN ZU LASSEN. Sie kommen und auch wieder gehen zu lassen:


    (

    Ich glaube es gibt verschiedene Meditationen und das es deshalb auch darauf an kommt WIE man meditiert.


    Manche Menschen beginnen dabei auch zu dissozieren und spüren ihren Körper gar nicht mehr:


    Ein guter Lehrer fragt deshalb normaler Weise vorab ob mögliche psychische Störungen vorliegen und rät je nachdem auch von der Meditation erst man besser ab

    )


    Die wenigsten bis gar keiner hat mich und meine neuen „Ansichten“ danach wirklich verstehen können:


    Dafür hätte er selbst meditieren müssen.


    Man fühlt sich mit der Zeit immer mehr allein (aber nicht einsam)


    Gewisse Dinge die einen vorher nicht so berührt haben berühren eine viel Mehr


    Trotzdem bin ich sehr dankbar dafür


    Ohne die Meditation hätte ich heute noch Angst vor dem Sterben oder würde denken ich wäre nicht liebenswert, das Leben wäre nicht lebenswert


    Aber ich hatte auch gleichzeitig parallel noch meine Kindheit aufzuarbeiten


    Etwas das ich schon viel früher alles hätte machen können


    Aber oft tun wir gewisse Dinge erst wenn wir merken so wie bisher geht es nicht mehr


    Viel Glück und Liebe Euch Allen…

    Einmal editiert, zuletzt von Samadhi1876 ()

  • Wie sicher kann man sich sein, dass nicht eine latente psychische Störung vorliegt? Ist nicht fast zu erwarten, dass Meditation, in der das Hirn aus dem Alltagstrott herausgebracht werden kann einerseits sehr entspannend sein kann weil äußere Stimuli fehlen oder durch Übepraxis anders stimuliert wird, andererseits aus dem Tritt gebracht werden kann, weil äußere Stimuli fehlen oder durch Übepraxis anders stimuliert wird?

    Das ist eine sehr interessante und gut berechtigte Frage. Ich erinnere mich gut daran, dass W. Britton in einem Video oder Podcast sagt, dass sie (und ihr Ehemann) in der letzten Studie sehr strenge Kriterien angewendet haben. Von Anfang an wurde berücksichtigt, dass die Teilnehmer in der Vorgeschichte keine psychischen Beschwerden oder Auffälligkeiten hatten, ansonsten wurden sie sofort ausgeschlossen. Das Ergebnis war jedoch, dass viele durch die Meditation bestimmte Nebenwirkungen oder psychologische Störungen entwickelten. Dies wurde vom Team der Wissenschaftler eindeutig auf die Wirkung der Meditation zurückgeführt, nicht auf andere Faktoren.


    Nicht umsonst vergleichen viele Forscher sehr lange Meditation mit sensorischer Deprivation mit einem psychedelischen Trip. Ähnliche Gedanken findet man im Buch "Verändere dein Bewusstsein" von Michael Pollan. Auch Ulrich Ott schreibt darüber. Ein sehr krasser Fall, wie Meditation negativ einwirken kann, wird im Buch "Die Kraft der Meditation: Was die Wissenschaft darüber weiß" von Peter Sedlmeier beschrieben, das viele Grafiken und Tabellen enthält.


    Abschließend bemerkt, finde ich es sehr wichtig, Aufklärung zu betreiben. Man sollte immer wissen, was passieren kann, denn die Psyche ist kein Spielzeug, das man nach Belieben manipulieren kann. Wenn man etwas, egal was, sehr lange praktiziert, wird das Gehirn anders arbeiten. Das ist doch absolut offensichtlich.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Hallo JoJu91 ,


    ich beziehe mich auf Deine Antwort #49 - leider habe ich gerade unerklärlicherweise ein Problem mit dem Zitieren, das gerade nicht funktioniert (?).

    Ich musste schmunzeln, als Du die "weiße Wand" erwähntest.

    Vor über 25 Jahren nämlich, da war ich öfter mal zu anderen Veranstaltungen (als meiner Richtung) unterwegs, und so lernte ich auch eine Zen-Runde kennen. Der rechteckige Meditationsraum des Hauses, wo diese Veranstaltung stattfand, hat an einer Längsseite ein riesiges Fenster, aus dem man von der Hochparterre aus in den schönen Garten schauen kann. Zum Glück fand ich meinen Platz an diesem Fenster und nicht vor der weißen Wand. Heimlich schaute ich hinaus und beobachtete die Spatzen. Ich merkte gar nicht, wie die Zeit verging, und war unglaublich vertieft.

    Die weiße Wand stattdessen, die wäre da für mich eine psychische Folter gewesen!

    :grinsen: :grinsen: :grinsen:

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Zum Glück fand ich meinen Platz an diesem Fenster und nicht vor der weißen Wand.

    Das meinte ich mit meine Praxis meiner Persönlichkeits-Struktur anpassen.

    Für mich ganz persönlich war wichtig mit offenen Augen meditieren.

    In der freien Natur ist natürlich optimal.

    Oder in einer Kapelle in den Bergen.

    Oder auch in einer der schönen alten katholischen Kirchen, herrlich kühl im Sommer.


    :)

  • Ich denke, dass man sich überfordern kann (gerade bei so einem Retreat) und nachdem es ja ein Training für den Geist ist, kann man sich wohl auch überanstrengen bzw. beim Training verletzen. Ich hab diese Sachen auch selbst erlebt, nur war das für mich nicht so schlimm.

    Ich finde es nur sehr interessant, dass Achtsamkeitsübungen einfach überall angeboten werden "Komm her, mach mit, je mehr (länger) desto besser".

    Wenn du aus Wien kommst, wirst du den lieben Bhante, den ich meine, sicher kennen, der total nett und kompetent und ein toller Lehrer ist. Aber ich kann mich erinnern, dass er auch gesagt hat, je länger man Achtsamkeit trainiert desto besser, ohne dazu zu sagen, dass vielleicht 30 Minuten genug sind, weil du sonst schaden nimmst. Oder man soll sich langsam steigern, damit man sich nicht verletzt.


    Frage am Rande ... Würdest du psychedelische Drogen nehmen? O.o

    Das Überfordern kann wohl auch eine Art von Begierde sein, man will schnelle Resultate haben. Oft ist langsamer aber dafür stetig besser denke ich, so dass sich auch Geduld und Gelassenheit entwickeln kann.

    Wer mehrere Stunden meditiert ist vor allem dann überzeugend, wenn er das sein Leben lang täglich beibehalten kann finde ich, wie ein ernsthafter Bikkhu, der auch den ganzen achtfachen Pfad gewissenhaft befolgt. Die haben aber einen Lehrer und leben in einer Sangha.


    Den lieben Bhante kenne ich und habe oft seinen Studienkreis besucht. Er kann halt nicht alle Teilnehmer in einem Lehrer-Schüler Verhältnis persönlich beraten, weil er alleine ist.


    Mit psychedelischen Drogen habe ich in den siebziger Jahren so manche Erfahrungen gemacht, aber bald damit aufgehört. Jemand hat einmal gesagt dass sie so manche Tür aufstoßen, aber keinen Raum bieten können in dem man lebt. Das mag einen Anstoß geben, wie vielleicht auch so ein Meditations-Crashkurs. Aber es ist riskant.

  • Wir alle erleiden dukkha.

    Buddha beweist durch seine Lehre, dass wir ausschließlich durch selbsterzeugte Leiden Dukkha erleiden.

    Aber wer will das wissen, wenn es doch so viele Sündenböcke meines Ego gibt?

  • Wenn du aus Wien kommst, wirst du den lieben Bhante, den ich meine, sicher kennen, der total nett und kompetent und ein toller Lehrer ist. Aber ich kann mich erinnern, dass er auch gesagt hat, je länger man Achtsamkeit trainiert desto besser, ohne dazu zu sagen, dass vielleicht 30 Minuten genug sind, weil du sonst schaden nimmst. Oder man soll sich langsam steigern, damit man sich nicht verletzt.

    Dazu ist mir noch eingefallen, dass Achtsamkeit ja ein dehnbarer Begriff ist. Z.B. ist man auch achtsam wenn man einen Nagel einschlägt, so dass man nicht den Daumen trifft. Oder man achtet eben darauf, sich körperlich und geistig nicht zu überfordern. Ich diesem Sinn ist das Trainieren von Achtsamkeit meines Erachtens immer sinnvoll.

    Für Achtsamkeit im höchsten Sinn, wie sie im Satipatthana-Sutta dargestellt ist, bedarf es wohl bestimmter Voraussetzungen, etwa die "Entfernung von Begierde und Abneigung hinsichtlich der Welt". Psychische Probleme entstehen ja besonders dann, wenn man die Anhaftung an Körper und Geist unterschätzt. Durch ein plötzliches Losreißen kann es dann zu einer Desintegration kommen, der gewohnte Kontakt zu sich selber geht verloren, so kann z.B. Angst entstehen die sich tief in die Psyche einprägt und lange nachwirkt.

  • Bei mir ist Achtsamkeit: Wie fühle ich mich in diesem Körper und mein Körper mit mir. Wie fühle ich und Skandha sich in der Umwelt und wie fühlt sich die Umwelt in mir und Skandha. So kann unwohl gewandelt werden, nicht in Wohl oder Neutral, nur nicht unwohl.


    Achtsamkeit wird so von Buddha beschrieben, alles Esoterische/Spirituelle/ Psychologische ist nur Dukkha.

  • Zum Glück fand ich meinen Platz an diesem Fenster und nicht vor der weißen Wand. Heimlich schaute ich hinaus und beobachtete die Spatzen.

    Du Schlingel! ;)

  • Zum Glück fand ich meinen Platz an diesem Fenster und nicht vor der weißen Wand. Heimlich schaute ich hinaus und beobachtete die Spatzen.

    Du Schlingel! ;)

    Lol, das ist aber die gute Art zu meditieren, bravos! :rose:  :) :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • So wie ich das verstehe, gibt es auch je nach kulturellem Kontext unterschiedliche Interpretationen solcher herausfordernder Erfahrungen im Rahmen der Meditationspraxis. Wenn ein entsprechender Interpretationsrahmen und eine kulturelle Einbettung der Praktiken fehlt werden die Erfahrungen womöglich verstörender, beängstigender oder irritierender wahrgenommen könnte ich mir vorstellen. Wenn Meditation als Entspannungstechnik und gesundheitsorientierte Praxis angepriesen wird, ohne den kulturellen und religiösen Kontext, erzeugt das ja auch sicher ganz andere Erwartungen.


    Dazu kommt, dass jeder andere individuelle Voraussetzungen mitbringt und man wahrscheinlich nicht verallgemeinern kann welche Meditations-Praktiken problematisch sind. Ob Metta-Meditation, Tonglen, Konzentration oder Vipassana Meditation im Einzelfall Probleme erzeugen, kann man wahrscheinlich nicht ohne weiteres prognostizieren.


    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Bei dem ganzen Gerede über die Krankheiten durch Meditation frage ich mich echt, warum dann noch meditiert wird?

  • Lol, man kann auch so meditieren:


    Zitat

    Also begann ich zu erkennen, wie stark meine Gartenarbeit beeinflusst wurde. Ich fing an, wirklich besessen von seltenen Pflanzen zu sein und sie in einem wachsenden Licht zu züchten.


    Aber wenn man den ganzen Text im Original liest, dann gefriert einem das Lachen in der Kehle, scheint mir.


    Interview mit Dr. Willoughby Britton - Die versteckten Risiken der Meditation

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Was eine wirklich spannende Frage in dem Zusammenhang ist: Kann man unterscheiden zwischen herausfordernden Erfahrungen, die auf dem spirituellen Weg hilfreich sind, und krankhaften Symptomen? Und wenn ja worin genau besteht der Unterschied?

    "Das Siegel der erreichten Freiheit: Sich nicht mehr vor sich selbst schämen."

    - Irvin Yalom, Und Nietzsche weinte

  • Was eine wirklich spannende Frage in dem Zusammenhang ist: Kann man unterscheiden zwischen herausfordernden Erfahrungen, die auf dem spirituellen Weg hilfreich sind, und krankhaften Symptomen? Und wenn ja worin genau besteht der Unterschied?

    Was mir dazu einfällt, ist das Gespräch zwischen Stanislav Grof und Ronald D. Laing, in dem der Gedanke unterstrichen wurde, dass Mystiker und Psychotiker im selben Ozean schwimmen, aber während der eine untergeht, erwacht der andere. So sinngemäß. Ein sehr tolles Buch zu diesem Thema findet man bei Jack Kornfield: "Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens". Sehr empfehlenswert. :like: LG. :)

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Zum Glück fand ich meinen Platz an diesem Fenster und nicht vor der weißen Wand. Heimlich schaute ich hinaus und beobachtete die Spatzen.

    Du Schlingel! ;)

    Hihihi!

    Und ich denke mit Martin Wehrle: "Sei einzig, nicht artig!"

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet