zen + vier edle Wahrheiten/8fache Pfad

  • bel:

    Literaturempfehlung bezüglich "Tugend" usw: Shobogenzo Zuimonki.

    nibbuti:


    Meditation & Weisheit wird im Zen Buddhismus eifrig geübt


    inwieweit die Tugend im Zen geübt wird, bin ich mir nicht sicher


    Alternativ (kürzer und im Web greifbar): Dogens Kyo Jukai Mon http://zensplitter.blogspot.de/p/kyo-jukai-mon.html.


    Im Soto-Zen beginnt die formale Praxis mit dem Empfangen/Ablegen der Bodhisattva-Gelöbnisse (Jukai) nach dem Muster des oben verlinkten Textes. Das - also insbesondere und vorrangig die Selbstverpflichtung zu einer ethisch bestimmten Lebenspraxis - ist im Soto-Zen die Initiation in die Nachfolge der Buddhas und Patriarchen. Sie steht nicht zufällig am Beginn formaler Zenpraxis.


    ()

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Sicher, aber nicht so viele schöne Beispiele und Erläuterungen. Englisch übrigens auch im Netz verfügbar.

  • Sudhana:

    Bekanntlich führen die Theravadin die Kodifizierung ihres in Pali verfassten Kanon auf das Konzil von Pataliputra (um 245 v. Chr.) zurück. Dabei ist zu beachten, dass dies noch nicht mit Verschriftlichung gleichzusetzen ist - der angeblich dort fixierte Korpus wurde zunächst weiterhin nur mündlich tradiert.


    Anderen Quellen zufolge setzte die mündliche Tradition der Lehrreden schon deutlich früher ein:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • Hallo Elliot,

    Elliot:
    Sudhana:

    Bekanntlich führen die Theravadin die Kodifizierung ihres in Pali verfassten Kanon auf das Konzil von Pataliputra (um 245 v. Chr.) zurück. Dabei ist zu beachten, dass dies noch nicht mit Verschriftlichung gleichzusetzen ist - der angeblich dort fixierte Korpus wurde zunächst weiterhin nur mündlich tradiert.


    Anderen Quellen zufolge setzte die mündliche Tradition der Lehrreden schon deutlich früher ein:


    Das ist zwar richtig, ich schrieb jedoch von der Kodifizierung des Kanon - und der Palikanon enthält eben auch den Abhidhammapitaka, den es zur Zeit des ersten Konzils mit Sicherheit noch nicht gab. Wenig überraschend betreffen die größten Differenzen zwischen den verschiedenen "Hinayana"-Kanones eben die Abhidharma- bzw. Shastra-Textsammlungen, die erst verhältnismäßig spät entstanden. Die größte inhaltliche Nähe wiederum findet sich in den Vinayas, was des Schluss nahelegt, dass die Vinayas die älteste Textschicht der buddhistischen Überlieferungen darstellen.


    Kleine Anmerkung noch zu dem Wikipedia-Artikel: die Datierung von Buddhas Lebenszeit und damit auch die des ersten Konzils (falls dieses Ereignis tatsächlich historisch war und nicht nachträgliche Legendenbildung ist) ist nach wie vor ungesichert und wird es aller Wahrscheinlichkeit nach auch bleiben. Nur ein kleines Indiz, die Seriosität von Wikipedia-Artikeln betreffend ...


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    OM MONEY PAYME HUNG

  • Sudhana:

    Das ist zwar richtig, ich schrieb jedoch von der Kodifizierung des Kanon - und der Palikanon enthält eben auch den Abhidhammapitaka, den es zur Zeit des ersten Konzils mit Sicherheit noch nicht gab.


    Die vier edlen Wahrheiten und der edle achtfache Pfad sind ja bereits Thema in den Lehrreden, werden also schon beim ersten Konzil in die Überlieferung aufgenommen sein.


    Sudhana:

    Die größte inhaltliche Nähe wiederum findet sich in den Vinayas, was des Schluss nahelegt, dass die Vinayas die älteste Textschicht der buddhistischen Überlieferungen darstellen.


    Na, dann sicherheitshalber ergänzend zum Wikipedia-Artikel noch die Stelle aus dem Vinaya:



    Viele Grüße
    Elliot

    Viele Grüße

    Elliot

  • sudhana:

    Zitat

    Selbstverständlich ist dieses Studium - auch für Zen-Schüler - nützlich und sinnvoll. Das Studium der Agamas ist eine notwendige Propädeutik zum korrekten Verständnis der Mahayana-Sutren, diese setzen deren Kenntnis (oder doch zumindest Kenntnis der durch sie vermittelten Lehrinhalte) voraus, sie vertiefen sie und deuten sie aus. Ohne Kenntnis dessen, was die Agamas z.B. über Anatman, Pratityasamutpada oder das Skandha-Modell lehren, ist z.B. das Rezitieren des Herzsutra nur geistloses Geplapper; da kann man genauso gut das Ave Maria aufsagen.


    Das stimmt.
    "Aber" bei mir war das ganz merkwürdig...Nachdem ich hier freundlicherweise auszugsweise Einsicht in den PK nehmen konnte...sah ich plötzlich all diese Dinge auch in der Zen Literatur ( eigentlich: Unterweisungen ) - also in dem wenigen was mir so zugänglich ist & was ich "traditionell gehalten" nenne . Vorher hatte ich keinen Sinn für, also sprichwörtlich kein Auge dafür. Aber es stand schon immer da.


    Dadurch wusste ich plötzlich zweifelsfrei das "Zen" recht hat und ganz außergewöhnlich imstande war/ ist (?) die Lehre als `Praxis`in den drei Übungsfeldern zu komprimieren - und zwar ganz unaufgeregt.


    Die Zen Sichtweise deckt sich mit dem "verborgenen Wesen(tlichen)" der Kanon Sutren.
    Die Sanskritbegriffe werden einem ja auch geläufiger, da sie dem Pali ähnlich sind. Man findet immer dieselben Aspekte vor inkl. Trikaya, Samadhi, Ethik, anussati ..."Anatman, Pratityasamutpada oder das Skandha-Modell" (wie du angeführt hast ) und dennoch ist Unterweisung ganz anders gehalten als die theoretischen Abhandlungen des Mahayana und Theravada.


    Ich versteh jetzt auch flüssiger die Meditations Sutra des Mahayana. Nicht zuletzt gibt es schon im Kanon Metapher die später wieder in den Mondo und Koan auftauchen.


    Dennoch ist die Warnung der Patriarchen vor einem Übermaß an studieren rsp. recherchieren und vor allem "merken" nicht zu verachten. Der Grund wird einem denn auch recht schnell klar, selbst wenn man sich massiv zurückhält. Ich finde es nach wie vor viel günstiger wenn ein Zen Schüler `Fehler auf Fehler folgen`lässt, aber dabei so wach bleibt wie es eben möglich ist- und mehr auf die Intuition vertraut, als auf jedes Wort. So eine Heilslehre kann subtil ein mächtiges Unterscheiden setzten, im Kanon heißt es "Zweiheit".



    Grüße
    Blue_

  • Kenntnis der Agamas, der Lehrtexte, braucht es vor allem, für diejenigen, die sich als Buddhisten ausweisen und abgrenzen wollen.
    Ansonsten wird das Ave Maria genauso rezitiert wie das Herzsutra, sofern es aus der Tiefe des Herzens rezitiert wird und da braucht es keinen Kanon - es gilt eben auch "außerhalb der Schriften" -. Es kommt also darauf an, worauf einer Wert legt, auf Einsicht oder auf Kenntnisse. Allerdings ist noch keiner über Kenntnisse zur Einsicht gekommen.

  • Ich weiß jetzt auf alle Fälle konkreter was die Intention der Sutra rsp. der dauernd wiederholten Rezitation ist.
    Und das hat nix mit ner Analyse desselben zu tun.
    Ein Koan knackst du auch nicht wenn du die chinesischen Geschichten nicht kennst.
    Eine gewisse Kenntnis erleichtert also die Einsicht. Eigentlich sogar die Konzentration.
    Abkehr ist wohl hier das falsche Wort, mir fällt grad keins ein...von "Entsagung" mag ich hier gar nicht erst anfangen :D
    Womöglich kann das schwierig nachzuvollziehen sein
    wenn man das Herzsutra vornehmlich in einem Christen-Rahmen
    rezitiert(e) und hört(e). Dann kann ich auch nicht weiter sprechen über so was.
    Glück gehabt ! ;)


    :)

  • blue_aprico:

    Ich weiß jetzt auf alle Fälle konkreter was die Intention der Sutra rsp. der dauernd wiederholten Rezitation ist.
    Und das hat nix mit ner Analyse desselben zu tun.


    Die Intention der Sutra - die haben keine Intention. Sie sind einfach nur Ausdruck, wie die Blätter aus meinem Drucker. Du selbst legst den Sutras was hinein.

    Zitat


    Ein Koan knackst du auch nicht wenn du die chinesischen Geschichten nicht kennst.


    Nein. Erstens knackt man ein Koan überhaupt nicht und zweitens hat seine Geschichte und das ganze drum herum mit dem Kern des Koan nichts gemeinsam.

    Zitat


    Eine gewisse Kenntnis erleichtert also die Einsicht. Eigentlich sogar die Konzentration.


    Eher das Gegenteil ist der Fall.

    Zitat


    Womöglich kann das schwierig nachzuvollziehen sein
    wenn man das Herzsutra vornehmlich in einem Christen-Rahmen
    rezitiert(e) und hört(e).


    Der Rahmen ist nichts als Leere. Es ist nur dann schwierig, wenn sich einer da was bei denkt. Und da was identifizieren will. Also mit Intention sich ans Sutra Rezitieren begibt.

  • Zitat

    „Ist das so?“ war alles, was Hakuin dazu sagte.


    :)

  • blue_aprico:
    Zitat

    „Ist das so?“ war alles, was Hakuin dazu sagte.


    :)


    Und - wie ist deine Antwort?

  • Namaste!


    mindfullness:

    Vielen Dank! Nein, ob es so ist, weiß ich nicht. Ich stelle als Anfänger nur Vermutungen an. Ich kenne bislang nur Suzukis Anfaengergeist und Sekidas Zen Training. Kannst du Beispiele der Literatur nennen, in der dir die vier edlen Wahrheiten siehst?


    Beispielsweise in seinem Kommentar zum "Shinjinmei" schreibt Taisen Deshimaru Rôshi über die Vier Edlen Wahrheiten.
    Soweit ich mich erinnere - habe gerade nicht die Möglichkeit es nachzulesen - müsste dort (oder im Kommentar zum Shôdôka", ebenfalls von Meister Deshimaru) auch etwas über den Achtfachen Pfad stehen.


    Gerade die Kommentare von Deshimaru (Shinjinmei, Shôdôka, Hôkyô Zanmai, Sandokai und Herz-Sutra) machen deutlich, dass der Pali-Kanon (bzw. die gleichbedeutenden / entsprechenden Agama Sutras) die essenzielle Grundlage des Mahayana, und damit auch des Zen bilden.


    Kann ich für Leute die mit Zazen begonnen haben nach einer gewissen Anfangszeit sehr empfehlen!


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Shakamuni-Butsu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Aiko:

    Kenntnis der Agamas, der Lehrtexte, braucht es vor allem, für diejenigen, die sich als Buddhisten ausweisen und abgrenzen wollen.


    sagen nur Leute die Agamas, die Lehrtexte des Buddha, nicht kennen


    Aiko:

    Ansonsten wird das Ave Maria genauso rezitiert wie das Herzsutra, sofern es aus der Tiefe des Herzens rezitiert wird


    möglich, aber Klänge im tiefen Ohr-Bewusstsein sind bloß Klänge im tiefen Ohr-Bewusstsein


    Aiko:

    Es kommt also darauf an, worauf einer Wert legt, auf Einsicht oder auf Kenntnisse.


    welche Einsicht ist hier gemeint?


    welche Kenntnisse sind hier gemeint?


    Aiko:

    Allerdings ist noch keiner über Kenntnisse zur Einsicht gekommen.


    sprich für dich selbst Aiko


    Grüße

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Hallo !


    mindfullness:

    Ich möchte euch sehr danken! Vor allem Sudhanas Kommentar ist grandios! Das hilft mir sehr weiter und beantwortet meine Frage.


    Mit viel Metta _()_



    Dem kann ich mich voll anschließen, der Beitrag hat mir für meine Frage im Thread "Lehrreden- Strukturierung einprägen" einiges gebracht.


    LG Rolf

  • Bei den Ausführungen von Sudhana ist das Wort "formal" zu beachten. Es handelt sich um ein "formales" Verständnis von Zen.


    Die Ausgangsfrage von mindfullness enthielt bereits einen Zirkelschluss, auf den Sudhana dann dankbar einging:

    Zitat

    die Nennung der vier edlen Wahrheiten. Zweifelsfrei ist dies absolut grundlegend fuer Buddhas Lehre.


    Nein, es ist grundlegend für ein vorherrschendes Verständnis von Buddhas Lehre.


    Es gibt im Mahayana durchaus Sutren, die einem eine andere Auffassung nahelegen. Ich zitiere hier gern als Beispiel das Shrimala-Sutra, in dem deutlich gesagt wird, dass nur die EINE Wahrheit (nämlich des Aufhebens von Leiden) von Bedeutung sei und die anderen drei minderwertig. Ganz abgesehen davon, dass sich auch in anderen Mahayanasutren deutliche Ansichtsverschiebungen finden (in den Tathagatagarbhasutren im Allgemeinen hin zu einer Vorstellung des atman statt einer schlichten Negierung desselbigen) - denken wir hier einmal ein bisschen weiter.


    Der Fragesteller deutete an, dass Zen ja über Konzepte hinausgehen wolle. Tatsächlich wird im Zen das Leiden nicht aufgehoben, indem man den 8fachen Pfad geht oder weil man an vier edle Wahrheiten glaubt, sondern weil man "erwacht". Dieses Erwachen folgt nicht zwangsläufig aus dem "Einhalten" des Pfades, sondern unter ganz unterschiedlichen Umständen. Dieses Erwachen haben zahlreiche Zenmeister beschrieben, und aus diesen Beschreibungen wird immer wieder klar, dass dafür keinerlei Dogmen entscheidend waren. Sehr oft aber eine Trainingsmethode, zu der - etwa in der Koanschulung - auch schlechtes Benehmen (Schlagen, Anschreien etc.) gehörte. Späterhin zeigt sich in den Lehren der Erwachten, dass diese Dogmen oft eine untergeordnete Rolle spielten und - wie im Falle Dôgens - sogar seinen tieferen Einsichten widersprechen, also offenbar eher "fürs gemeine Volk", wozu auch der durchschnittliche Mönch gehören kann, gelehrt wurden. Ich würde also davon ausgehen, dass es eine flache und eine tiefe Lehre im Buddhadharma gibt. Vom Standpunkt der tiefen Lehre ist der Inhalt der flachen verwerfbar. Ein gutes Beispiel kann man heute an den Zenlehrern erkennen, die sich nicht zustimmend zu einem Glauben an Reinkarnation äußern oder diese (wie andere Inhalte des Palikanon) umdeuten, obwohl die Kausalkette hier recht eindeutig ist.


    Fazit: Mit dem Erwachen erübrigt sich in der Regel das Festhalten am Dogma. Wer nicht erwacht ist, kann das nicht sehen und legt sich damit selbst Steine in den Weg. Und um dem gleich vorzubeugen: Nein, es bedeutet nicht, dass ein Erwachter sich unmoralischer benehmen müsste als einer, der ganz genau dem 8fachen Pfad folgt (jedenfalls so, wie er/sie ihn versteht).


    Natürlich kann man sich die Grundlagen des Buddhismus ganz ordentlich aneignen und auch behaupten, sie seien die Voraussetzung dafür, zu verstehen, was dann im Zen gemeint sei. Das wird aber nichts daran ändern, dass man diese Grundlagen als Erwachter als geschickte Hilfsmittel durchschaut und sich ggf. ganz anderer geschickter Hilfsmittel selbst bedient. Darum war es im Zen auch immer möglich, dass einer zum Regierungsberater wurde, zum Militär ging oder ins Freudenhaus. Keiner dieser Meister musste deshalb ausgeschlossen werden.

  • Zitat

    Darum war es im Zen auch immer möglich, dass einer zum Regierungsberater wurde, zum Militär ging oder ins Freudenhaus.


    Das sind ja nun wenige Ausnahmeerscheinungen. Angebl. "Verrückte Weisheit"
    Da tust du ja grade immer so als ob alle so drauf gewesen wären oder sind oder sein sollten.


    Ich sag nur: 野狐精 Yakozei


    Zitat

    im Allgemeinen hin zu einer Vorstellung des atman statt einer schlichten Negierung desselbigen) - denken wir hier einmal ein bisschen weiter.

    auweia


    ...setzt sich doch direkt auf den Kaktus.
    Wohl eher Jahrmarkt-Yoga oder so wat. :)

  • diamant:

    Fazit: Mit dem Erwachen erübrigt sich in der Regel das Festhalten am Dogma. Wer nicht erwacht ist, kann das nicht sehen und legt sich damit selbst Steine in den Weg. Und um dem gleich vorzubeugen: Nein, es bedeutet nicht, dass ein Erwachter sich unmoralischer benehmen müsste als einer, der ganz genau dem 8fachen Pfad folgt (jedenfalls so, wie er/sie ihn versteht).


    jepp ...
    Für Jemanden, der/die Dinge durchschaut, sind mit Sicherheit keine Dogmen, keine Rituale, keine Lehren mehr nötig.
    Der Ballast (denn das kann es sein) all dieser Formalitäten ist dann hinweg.
    Geht es nicht darum, sich von Konzepten, Einschränkungen und dergleichen freizumachen? Sich frei machen von dem was vom Aussen kommt und triggert und nervt und eben klebt wie Schleim.
    Und es bedarf dafür weder des Zen, noch des theravada oder tibetischen Buddhismus, wie ich oft bemerke bei Gesprächen mit Menschen, die nichts mit der Lehre Buddhas zu tun haben. Auch Jenen geht es um die Freiheit des Geistes und um ein leichteres und ebenso wissendes Erleben ihres Daseins.


    die 4 edlen Wahrheiten . hmmm .. mal mag ich sie, mal mach ich sie nicht .. meistens eher nicht, denn sie können zu Engstirnigkeit und Dogmatismus führen .. DENN ... Das LEBEN selber mag voller Fallstricke und Fettnäpfe und Fallen und Schlingen sein. Es mag nicht nur, es ist sogar, wenn Mensch eben an passender Stelle aufwächst.
    Das eigene Erleben selber ist dennoch nicht von Anfang an und schon garnicht im Grunde leidhaft.


    Immer wieder darauf herumzureiten, dass das Leben leidvoll ist, bringt nicht unbedingt das Wissen darum, dass es eben auch ohne Leiden gehen kann.
    Es gibt die Wahrheit von der Erlösung der Leiden, der leidbehafteten Phasen im Leben. Das heisst, dass es einfach wahr und möglich ist, frei und offen durch das Tal des Lebens zu gehen.
    .
    Im ZEN ist lange nicht alles erlaubt. Viele scheinen das zu meinen. Das sie da tun und lassen können, was beliebt.
    Es ist blöd und sinnlos, alte Patriarchen oder Zen-Meister/innen zu kopieren. Der Mantel (das Leben) eines Patriarchen oder einer wirklichen Zen-Meister/in passt nur diesem erwachten Menschen. Es ist das ganz eigene persönliche Erwachen und danach die ganz eigene, unvoreingenommene, persönliche Wahrnehmung der Dinge.
    Und wenn dann gelehrt wird, ist es aus der Tiefe der Erkenntnis und nicht nur papageienhaftes Nachplappern von Gehörtem/Gelesenem .. etc ..
    .

    Suche nicht nach der Wahrheit; höre nur auf, an Meinungen festzuhalten.


    Meister Seng Ts'an

  • Jon:


    Für Jemanden, der/die Dinge durchschaut, sind mit Sicherheit keine Dogmen, keine Rituale, keine Lehren mehr nötig.


    Und für jemanden, der die Dinge nicht durchschaut, ist das auch nicht nötig. Dogmen, Rituale und Lehren sind DINGE, ganz gleich, ob sich durchschaut oder nicht durchschaut werden.


    Zitat


    Immer wieder darauf herumzureiten, dass das Leben leidvoll ist, bringt nicht unbedingt das Wissen darum, dass es eben auch ohne Leiden gehen kann.


    Leider nein. Aber das erfährt einer nur, wenn er in der Sch... sitzt. Solange es als Phasen gesehen wird, als leidbehaftete Lebensphasen, solange steckt man eben noch genau da drin und hat so seine ups and downs.


    Zitat

    .
    Im ZEN ist lange nicht alles erlaubt. Viele scheinen das zu meinen. Das sie da tun und lassen können, was beliebt.


    Nicht nur im Zen, sondern überhaupt ist alles erlaubt. Schon Paulus wies darauf hin: Alles ist mir erlaubt.

    Zitat

    Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen.
    Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf.
    (1 Kor 6,12)


    Jon:


    Es ist blöd und sinnlos, alte Patriarchen oder Zen-Meister/innen zu kopieren.


    Das ist weder blöd noch sinnlos, sondern die einzige Weise, mit der einer anfängt, den Weg zu gehen. Er folgt dem Buddha, also dem konkreten Lehrer, Meister, Freund einfach nach, in dem er ihn nachahmt. Dazu muss er allerdings ziemlich nahe heran kommen, was bei vielen im Laienzen garnicht mehr möglich ist. Man sollte schon mit so jemandem auf Tuchfühlung gehen können. Nachahmung bzw. Mimesis, ist die grundlegendste Form des Lernens, in dem man eben sich in diese Erfahrung hinein begibt und so sitzt wie Buddha, so wandelt, wie Buddha. Schlimm ist es nur, wenn der "Buddha" einen anderen Lebenswandel hat, als Buddha das Original.
    Dann kann der Punkt kommen, an dem man sich aus dieser Nachahmung heraus löst und dem Original zu folgen versucht. Dann werden die Dogmen, Rituale und Lehren wichtig, d.h. sie erhalten eine neue Bedeutung. Sie sind ja person-und zeitunabhängig.

  • Aiko:


    Nicht nur im Zen, sondern überhaupt ist alles erlaubt. Schon Paulus wies darauf hin: Alles ist mir erlaubt.


    Das ist eines meiner Lieblingszitate aus der Bibel, obwohl ich sonst vom Paulus-Geschwafel nicht viel halte: "Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll mich gefangennehmen. Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten." Das ist für mich buddhistisch.


    Für Buddhismus brauch ich weder Buddha noch den Palikanon noch den 8fachen Pfad. Als Richtschnur fürs Erste mag das gut sein. Ich brauch noch nicht mal den Buddhismus im Grunde genommen. Die Idee, die dahinter steckt, ist doch viel älter als der Buddhismus; z. B. Taoismus.

  • Zunächst der Hinweis, das man Sutren, die darauf hindeuten, dass es sich beim Zen und Mahayana sogar um andere "Religionen" handeln könnte als beim Theravada (und die Unterschiede entscheidender sind als die Gemeinsamkeiten, was Vertreter der DBU gern anders sehen), auch online kostenlos einsehen kann. Das Shrimala-Sutra z.B. hier: https://drive.google.com/file/…Gh3MlYxMDRXLWs/edit?pli=1


    Man kann hier in diesem Forum, wenn man Beiträge der Buchstabengläubigen des Palikanon mal gegen andere etwa aus dem Zen hält - auch wenn wir uns hier nicht als allzu repräsentativ ansehen müssen - bereits eine Andeutung der großen Unterschiede bestätigt finden.


    Es kam ein Hinweis, es handele sich bei einigen Zengestalten um "Ausnahmen". Von dieser Betrachtung rate ich ab. Nicht ihr äußerlicher "Job" (Regierungsberatung, Bordellbesuche usw.) ist da wesentlich, sondern was sie lehrten. Bei Muso Soseki ("Gespräche im Traum") findet sich - wie bei sehr vielen anderen bedeutenden Zenmeistern der Geschichte - nur relativ wenig zu den vier edlen Wahrheiten und anderem Konsens (wie ihn etwa die DBU einen soll), hingegen sehr viel zu den Kernthemen des Zen, wozu das von Aiko angesprochene "außerhalb der Schriften" und eine gelebte Unabhängigkeit gehört. Selbst die Zen- oder Mahayana-Kernthemen selbst, denen Theravadin noch zustimmen können, werden von Muso z.B. als "Missverständnisse im Buddhismus" angesehen. Beispiele: "Alle Dinge sind unbeständig" und "Alle Dinge sind leer".


    Häh, denkt da jetzt mancher Leser, das sind doch wohl Grundthesen des Dharma. Für Muso jedoch sind es "Ansichten, die zwar eine vorübergehende Funktion im Buddhismus erfüllen können. Wenn sie aber zu festen Meinungen werden, führen sie zu Missverständnissen."


    Zen versteht Buddhismus in erster Linie als Geistesschulung, und das heißt vor allem ein Verständnis in die Funktionsweise des EIGENEN Geistes. Von daher ist unerheblich, ob jemand den Palikanon kennt. Beschäftigt sich jemand aber mit Zen-Schriften, wird er von sich aus in der Regel die früheren Quellen heranziehen wollen. Dieser Weg ist m.E. der Empfehlenswertere, nach einem tieferen Einblick in den eigenen Geist bewertet man die Erkenntnisse anderer Geister nämlich anders.


    Was Deshimaru angeht, so hat seine Beschäftigung mit den vier edlen Wahrheiten nicht verhindert, dass er als Soldat in den Krieg zog. Was eigentlich, leicht durchschaubar, nicht möglich ist - es sei denn eben, man versteht, dass Zenlehrer wie er diese Dogmen von vornherein eben nicht so verstehen wie Theravadin bzw. wie die o.g. Buchstabengläubigen. Wenn Deshimaru "nicht töten" sagt oder rechter Weg, dann bedeutet dies eben nicht, dass er keinesfalls tötet. Und schon gar nicht, dass er sich nicht am Alkohol berauscht. Und das ist, wenn man seine Darlegungen liest, nicht bloß Heuchelei oder Versagen. Auch für ihn sind, wie für alle bedeutenden Zenmeister, Gebote und "Wahrheiten" nur geschickte Mittel. Auch hierzu nochmal Muso Soseki, mit einem Seitenhieb auf die jhana:


    "Der Glaube an die Erleuchtung genügt freilich nicht. Vielmehr muss sie gelebt werden, indem man durchs Leben geht, ohne an den Geschehnissen zu haften, und durch die Phasen der spirituellen Entwicklung, ohne irgendeine für die letztgültige zu halten."

  • Was soll man nur von dieser Art Deutungen halten.
    Nicht mal Augenverdrehen lohnt da noch.

  • diamant:


    Was Deshimaru angeht, so hat seine Beschäftigung mit den vier edlen Wahrheiten nicht verhindert, dass er als Soldat in den Krieg zog. Was eigentlich, leicht durchschaubar, nicht möglich ist - es sei denn eben, man versteht, dass Zenlehrer wie er diese Dogmen von vornherein eben nicht so verstehen wie Theravadin bzw. wie die o.g. Buchstabengläubigen. Wenn Deshimaru "nicht töten" sagt oder rechter Weg, dann bedeutet dies eben nicht, dass er keinesfalls tötet. Und schon gar nicht, dass er sich nicht am Alkohol berauscht. Und das ist, wenn man seine Darlegungen liest, nicht bloß Heuchelei oder Versagen. Auch für ihn sind, wie für alle bedeutenden Zenmeister, Gebote und "Wahrheiten" nur geschickte Mittel.


    Wer den Sinn der vier edlen Wahrheiten durchschaut hat tötet und berauscht sich an Alkohol, soso. Diese Feststellung kann wohl nicht mehr sein als eine plumpe Provokation.

  • Was Deshimaru betrifft, die Hintergründe warum er am Krieg teilnehmen ( musste) stehen in seiner Biografie.
    Ich hab echt keinen Bock nachzulesen.

  • Er war bei einer Firma beschäftigt, die ihn auf eine Insel schickte, um da eben Geschäften nachzugehen ..
    ist ein nicht so ganz grosses Kapitel in seinem Buch.
    Er nahm nicht am Kriegsgeschehen teil.
    Er war auch einmal mit einem Konvoi unterwegs .. etliche Schiffe ... Torpedobeschuss und nur sein Schiff überstand die Reise ..
    .
    was Deshimaru selber betrifft ... er wollte sogar die Gendronniere niederbrennen, weil ihm die dortigen Tendenzen nicht gefielen, was ich durchaus nachvollziehen kann ,..
    Deshimaru trank gern Whiskey (wieviel davon müsste ich nachfragen .. ) und rauchte ...


    namaste/e
    .
    Muso Sesikis Spruch gefällt mir sehr .


    wie ich auch immer mal wieder betone, treff ich immer wieder Menschen die in keinster Weise (eng) mit dem Dharma verbunden sind und sich auch nicht darauf berufen und die dennoch fest wie Felsen sind. Manns/Frauenbilder eben und die mit ihrer Lebensweise und Überlebensweise doch hoch über so einigen Buddhis stehen.
    Die Geistesschulung .. die Erforschung der eigenen Bewusstseine (Skandhas) ist doch das, was wichtig ist. Sich selber durchschauen, sich selber vergessen (eben den ICH-Müll) und dann sich selber finden.
    Die Suche nach dem ICH durch die quasi Ichs und die kleinen Männlein im Ohr/in Mir, die immer Recht haben wollen.
    Da hindurch und dann darüber hinaus .. ok... hört sich nach ZEN an .. oder = Über den Dingen stehen ... Alltagsweisheit und zwar auf den Punkt gebracht. Heisst ebenso, dass wir uns aus einer entfernteren Warte betrachten sollten, solange bis wir den ÜBER-BLICK haben. Dann nach dem Verstehen der Dinge, die nur Müll/Ballast sind, herunter von dieser Warte hinein in das eigene .. ureigenste Fahrwasser.
    .
    @ mukti .. es gab auch einen hohen tibetischen Lama. Der war Künstler und so und war auch Alkoholiker und soll sogar dran gestorben sein und seine Bücher werden gern gelesen.
    Solche Meister/innen und so stehen unter einem hohen Druck. Vieles wird auf sie projiziert und abgeladen. Der DL soll sogar einige Lamas (Schamanen ?) um sich haben, die für reinigende Rituale/Zwecke zuständig sind, damit der DL eben nicht unter solchem Druck zu leiden hat ... etc .............
    es sind auch nur Menschen ;)
    Auch Kodo Sawaki soll Alkohol getrunken haben ... steht auch irgendwo in Deshimarus Biographie .
    Sawaki gab Deshimaru bei seinem ersten Besuch in seinem Kloster Schnaps zu trinken und Deshimaru war sturzbesoffen und setzte sich vor dem Kloster in einen Hundeka...haufen.
    .
    najaaaaaaaaaaaaa .. wir sind alle keine Engel ..
    .

    Suche nicht nach der Wahrheit; höre nur auf, an Meinungen festzuhalten.


    Meister Seng Ts'an