Nicht-Ich und Wiedergeburt

  • Der allgemeine Tenor scheint ja jetzt zu sein, dass es entweder irrelevant ist was nach dem Tod passiert, oder man einfach nicht wieder geboren wird, da das Ich verloren geht. Aus buddhistischer Sicht wirft das nur einige Fragen auf, das macht das Samsara ja praktisch irrelevant, weil das Leid jedes Wesens ja sowieso immer mit dem Tod schnell endet. So gesehen ist es ja kaum von Belang ob man jetzt ein ethisch gutes, schlechtes oder irrelevantes Leben führt, ob man Arhat wird oder nicht, danach sei sowieso alles vorbei. So macht das buddhistische Lehrgebäude keinen Sinn mehr. Der Buddha selbst soll unter dem Bodhi-Baum seine vorherigen Leben gesehen haben, so viele dass kein Anfang sichtbar ist, das passt nicht in das hier beschriebene Bild.

    Nehmen wir einfach mal an du gehst schlafen und wirst wieder geboren......Ach was solls du willst ja entweder an Vernichtung oder das Himmelreich glauben anstatt zu Leben von der Geburt bis zum Zerfallen. Entschuldige die Störung!



    Wie kommst du darauf? Ich will nichts glauben was nicht stimmt, genau aus dem Grund suche ich doch nach einer zumindest in sich schlüssigen Erklärung. Die Metapher dass das gesamte Leben nur aus Tod und wieder entstehen besteht ist zwar ganz nett, macht hier meines Erachtens nach aber nicht den meisten Sinn.

  • Glaubst du allen Ernstes das es in dem gesamten Wirrwarr Religiöser hochgefühle auch nur ein Fünkchen klarer Menschenverstand zu finden ist?

    Nimm wahr was DU wahrnehmen kannst mit deinen Sinnen und befreie deine Geist von diesem ungeheuren Blödsinn. Du wirst im ganzen Universum keine Beweis finden! Aber Glauben bis zu deiner Hunderttausensten, vielleicht auch Milliardsten Wiedergeburt. Mach deine Sinne auf und sieh dein Glauben wollen das deine Suche antreibt. Alles nur blöde Verzweiflung eben vielleicht eventuell bitte bitte nicht sterblich zu sein. Da muss, da muss ein Weg sein da muss einfach einer sein um nicht jetzt leben zu müssen!!!

  • Die Mahayana Theorie ist für mich plausibel, jedes Wesen hat ein Kontinuum. Ein sich Fortschreiten in der "Zeit". Ein sich wandeln. Dieses Kontinuum/Erleben kann Ursprünglich sein, frei von Kleshas, Unwissenheit, karmischen Eindrücken usw... Auch das ist für mich schlüssig.


    Und wer erlebt das Erleben? Oder erlebt sich Erleben selbst? Wenn ja, was würde es dann erleben?

  • das macht das Samsara ja praktisch irrelevant, weil das Leid jedes Wesens ja sowieso immer mit dem Tod schnell endet. So gesehen ist es ja kaum von Belang ob man jetzt ein ethisch gutes, schlechtes oder irrelevantes Leben führt

    Das sehe ich anders. Wenn du dein Leben nicht im Knast verbringen willst, solltest du dich an ethischen Verhalten halten. Generell hat das verfolgen der sechs Paramitas heilsame Kraft, auch im hier und jetzt.

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Die Mahayana Theorie ist für mich plausibel, jedes Wesen hat ein Kontinuum. Ein sich Fortschreiten in der "Zeit". Ein sich wandeln. Dieses Kontinuum/Erleben kann Ursprünglich sein, frei von Kleshas, Unwissenheit, karmischen Eindrücken usw... Auch das ist für mich schlüssig.


    Und wer erlebt das Erleben? Oder erlebt sich Erleben selbst? Wenn ja, was würde es dann erleben?

    Das konventionelle Ich erlebt das Erleben. Die 5 Skhandas usw...

    :buddha: Es geht immer darum, sich in die Unannehmlichkeiten des Lebens hineinzulehnen und sich diese ganz genau anzuschauen. :buddha:

  • Und wer erlebt das Erleben?

    Genau dasjenige, das diese Frage stellt, das genau jetzt diese Antwort liest.


    Im Zen wird es auch der 'Eine Geist' genannt, weil alles, was du je erlebt hast, genau jetzt erlebst und jemals erleben oder dir vorstellen kannst, prinzipiell nicht getrennt sein kann von dir. Dasjenige, das alles, was du erlebst, erlebt, ist in deiner Wirklichkeit absolut, allgegenwärtig und allumfassend. So allumfassend, dass jeder Versuch, es in dualen Begriffen handhabbar zu machen, zwangsläufig dazu führt, sich in einem Wirrwar von Illusionen zu verheddern. Denn indem du sagst "dieses oder jenes bin ich", schließt du gleichzeitig etwas anderes aus, das genau betrachtet eigentlich auch nicht getrennt von dir ist.


    In diesem Sinne wird in den Mahayana-Schulen und -Sutren davon gesprochen, dass unser Ich eine Illusion sei. Mit 'Ich' oder 'Selbst' ist dabei immer die Vorstellung, die wir uns von uns selber machen, gemeint. Keineswegs ist das als eine Art nihilistischer Glaubenssatz zu verstehen, dass es dasjenige, das alles erlebt, was du erlebst, in Wirklichkeit nicht gäbe. So heißt es z.B. im Diamant-Sutra, Kapitel 3, dass ...


    Zitat

    ein Bodhisattva*, der die Vorstellung von einem Selbst, die Vorstellung von einer Person, die Vorstellung von einem fühlenden Wesen oder die Vorstellung von einer Lebensspanne hat, kein (wahrer) Bodhisattva ist.


    * hier, wie auch in anderen Mahayana-Sutren und -Schulen, wird der Begriff 'Bodhisattva' unter anderem auch im Sinne von 'Schüler des Buddhaweges' verwendet.


    _()_

    Tai

  • Glaubst du allen Ernstes das es in dem gesamten Wirrwarr Religiöser hochgefühle auch nur ein Fünkchen klarer Menschenverstand zu finden ist?

    Nimm wahr was DU wahrnehmen kannst mit deinen Sinnen und befreie deine Geist von diesem ungeheuren Blödsinn. Du wirst im ganzen Universum keine Beweis finden! Aber Glauben bis zu deiner Hunderttausensten, vielleicht auch Milliardsten Wiedergeburt. Mach deine Sinne auf und sieh dein Glauben wollen das deine Suche antreibt. Alles nur blöde Verzweiflung eben vielleicht eventuell bitte bitte nicht sterblich zu sein. Da muss, da muss ein Weg sein da muss einfach einer sein um nicht jetzt leben zu müssen!!!


    Es ist in den Aussagen im PK mehr als nur ein Funken klarer Menschenverstand zu finden. Und eben da findet man auch den Begriff "Wiedergeburt".


    Anstatt Behauptungen aufzustellen, darüber was Blödsinn ist, oder nicht, könnte man auch erklären, warum eine bestimmte Vorstellung einer anderen widerspricht, oder nur möglich ist, wenn man etwas voraussetzt, was nicht da ist.


    Die Verwechslung eines Gefühls oder eines Begehrens oder einer Vorstellung mit einem Selbst ist allgegenwärtig.


    Und der Beweis, also das Erkennen was nötig ist, um das zu sehen, wurde schon öfter erreicht.


    Eben weil die ganze Verkettung nicht einfach mit dem Tod/dem Zerfall des Körpers beendet ist, ist da die Lehre des Buddha.


    Für diejenigen die es so nicht erkennen, sondern sich mit Vorstellungen und Beschreibungen begnügen müssen, ist es aber möglich, diese Sache (mit der ewigen Verkettung von Bewusstsein in spezifischer Abhängigkeit) heilsam, aber auch unheilsam aufzufassen. Ein guter Indikator für ein nicht begriffliches, aber intuitives Erkennen nennt der Buddha: Vertrauen zu ihm und seiner Lehre.




    :earth:


    Es ist nicht möglich, überhaupt nur eine Sache ohne einen Funken Verstand/Bewusstsein aufzufassen. Oder anders gesprochen: einen reinen Menschenverstand gibt es nicht. Die Begriffe in der Lehre des Buddha sind hier: Wissen & NichtWissen. Als grundsätzliche Enden des Bewusstseins & damit auch des "Verstandes".

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  • Im Zen wird es auch der 'Eine Geist' genannt, weil alles, was du je erlebt hast, genau jetzt erlebst und jemals erleben oder dir vorstellen kannst, prinzipiell nicht getrennt sein kann von dir. Dasjenige, das alles, was du erlebst, erlebt, ist in deiner Wirklichkeit absolut, allgegenwärtig und allumfassend. So allumfassend, dass jeder Versuch, es in dualen Begriffen handhabbar zu machen, zwangsläufig dazu führt, sich in einem Wirrwar von Illusionen zu verheddern. Denn indem du sagst "dieses oder jenes bin ich", schließt du gleichzeitig etwas anderes aus, das genau betrachtet eigentlich auch nicht getrennt von dir ist.


    Es gibt ja eben keine Wirklichkeit ohne einen, für den diese Wirklichkeit ist. Es gibt nur ein Wahrnehmen der Wirklichkeit von "hier aus".


    Dass da trotzdem eine gemeinsame Wirklichkeit ist, die bestimmten allgemeinen Gesetzmässigkeiten unterworfen ist, das sieht man mehr oder weniger. Und versucht, dieser Intuition folgend Gesetzmässigkeiten der Wirklichkeit zu finden und zu beschreiben.


    Das mündet dann mitunter in einem Vorstellungswirrwar, was leichter nachvollziehbar ist, wenn man sich vergegenwärtigt, dass zumeist nicht das Entstehen der Vorstellungen und des Bewusstseins untersucht wird, sondern beides einfach unerkannt vorausgesetzt wird. Und damit die so wahrgenommenen Eigenschaften der Erscheinungen & Inhalte der Vorstellungen.


    Was dann zwingend zu "Wirrwar" führt.


    Die einzig gültige, absolute Gesetzmässigkeit ist die des bedingten Entstehens der Wahrnehmung & des Bewusstseins und der Gefühle und der Begehrungen.


    Von denen man wieder sehr unterschiedliche Begriffe hat. So unterschiedlich, dass man meint, man könne sich darüber nicht sicher verständigen, man betrete hier einen "subjektiven Raum".




    :earth:

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  • Und wer erlebt das Erleben? Oder erlebt sich Erleben selbst? Wenn ja, was würde es dann erleben?

    Das konventionelle Ich erlebt das Erleben. Die 5 Skhandas usw...


    Das kann nicht sein, da das "Ich" ja schon erlebt wird.

  • In diesem Sinne wird in den Mahayana-Schulen und -Sutren davon gesprochen, dass unser Ich eine Illusion sei. Mit 'Ich' oder 'Selbst' ist dabei immer die Vorstellung, die wir uns von uns selber machen, gemeint. Keineswegs ist das als eine Art nihilistischer Glaubenssatz zu verstehen, dass es dasjenige, das alles erlebt, was du erlebst, in Wirklichkeit nicht gäbe.


    Ja, das wäre unlogisch. Erleben ist ein Faktum.

  • Das konventionelle Ich erlebt das Erleben. Die 5 Skhandas usw...


    Die Skandhas erleben nichts. Und auch kein konventionelles Ich erlebt irgendetwas. Weil es so ein Ich nicht gibt. Da ist Bewusstsein und Gefühle und Begehren und damit Werden.


    Das geschieht in geregelter, gleichförmig ablaufender Abhängigkeit. Weswegen die Gefahr besteht, dass man hier eine Einheit "Ich" sieht, die eigentlich nicht da ist. Die Einheit ist anders. Zum Beispiel ist da die Einheit der Skandhas.


    Es ist da ein Erleben und Erfahren nicht ohne die Skandhas, also auch nicht ohne die Sinnesorgane. Die Informationen, die hierdurch möglich sind, werden in aller Regel missinterpretiert. Man denkt zB, ein Gefühl wäre da, weil da eine andere Person so toll ist, weswegen man "natürlicherweise" verliebt ist. Dabei ist dieses Gefühl auch anders hervorbringbar und letztursächlich eben nicht bedingt durch die andere Person, die man/ein Mensch erlebt.




    :earth:

  • Wer es nicht in diesem einen Leben schafft, nicht mehr wiedergeboren zu werden, schafft es vielleicht in den nächsten Leben. Inwiefern sich gute Taten auf die nächste Leben auswirken, steht in den 32 Merkmalen eines großen Mannes, Längere Sammlung der Auszüge aus dem Pali-Kanon.

  • Ist es nicht der Geist, der wiedergeboren wird?


    Ich habe manchmal immer noch das Problem, Geist von Seele zu trennen...worin genau besteht der Unterschied?

  • Es gibt Vorstellungen von einer Seele. Dann gibt es auch Gefühle. Einmal geistige Gefühle (angenehm, wedernoch, unangenehm), dann Gefühle des Körpers (angenehm, unangenehm).


    Gefühle und auch Vorstellungen werden in der sogenannten Geistgruppe zusammengefasst. Dazu gehört auch Wahrnehmung, Bewusstsein und Begehren, sowie Abneigen, und ein paar weitere "Dinge", die ich vorsichtig als "unbewusste GeistGestaltungen" bezeichnen würde. Evtl liege ich damit auch komplett daneben. Wahrnehmung und Bewusstsein sollte man in meinen Augen nicht zu sehr voneinander trennen.


    --


    Die KörperGruppe ist bestimmt durch die vier Hauptelemente. Wind (Atmung), Feuer (Wärme/Hitze), das Feste und Wasser/Flüssiges. Deswegen ist nicht nur der Körper selbst Teil dieser Gruppe, sondern ebenso die Atmung und in meinen Augen dazu die Bewegung. Der Körper/die KörperGruppe ist gleichzeitig ein Zustand.


    Und somit von der GeistGruppe nicht (komplett) zu trennen.


    --


    Das Thema "Wiedergeburt" ist im Forum ausgiebig und vielfältig diskutiert und besprochen worden. Im Palikanon gibt es hierzu einige Stellen, die darauf hindeuten, dass hier ein "Thema" ist, welches durch den Buddha in mehrfacher Hinsicht, in meinen Augen äusserst achtsam behandelt wurde. Gerne suche ich entsprechende Stellen heraus.


    Die Schwierigkeit in der Frage nach dem Unterschied zwischen Seele und Geist besteht auch darin, dass man Geist als Seele auffassen könnte und das mitunter auch tut.




    :earth:

  • Das konventionelle Ich erlebt das Erleben. Die 5 Skhandas usw...


    Das kann nicht sein, da das "Ich" ja schon erlebt wird.

    Das Ich und das Selbst, sind in der Lehre Gotamo Buddhos nicht gleich wie in der deutschen Grammatik.

    Das sogenannte Reale Selbst ist das Licht- oder Leuchtwesen, das schon vor uns existierte, mit uns während des Lebens existiert und nachher als Reales Selbst weiter existieren wird. kesakambalo

  • Das kann nicht sein, da das "Ich" ja schon erlebt wird.

    Das Ich und das Selbst, sind in der Lehre Gotamo Buddhos nicht gleich wie in der deutschen Grammatik.

    Das sogenannte Reale Selbst ist das Licht- oder Leuchtwesen, das schon vor uns existierte, mit uns während des Lebens existiert und nachher als Reales Selbst weiter existieren wird. kesakambalo

    Auszüge aus der Längeren Sammlung,des Pali-Kanons, Buch des Patikaputto.

  • Das kann nicht sein, da das "Ich" ja schon erlebt wird.

    Das Ich und das Selbst, sind in der Lehre Gotamo Buddhos nicht gleich wie in der deutschen Grammatik.

    Das sogenannte Reale Selbst ist das Licht- oder Leuchtwesen, das schon vor uns existierte, mit uns während des Lebens existiert und nachher als Reales Selbst weiter existieren wird. kesakambalo

    Hast du auch eine Quelle für diese Behauptung? Klingt für mich eher nach Astro TV.

  • Ich kriege den Widerspruch zwischen Anatta und Wiedergeburt für mich nicht aufgelöst, wurde ja auch letztens im Buddhadasa-Thread ausgiebig diskutiert. Manch einer mag einwenden, dass da kein Widerspruch ist, und ich das Konzept einfach noch nicht richtig durchschaue - mag sein. Sicher bin ich mir jedenfalls, dass die Frage von Wiedergeburt für die buddhistische Praxis im Hier und Jetzt nicht sonderlich relevant ist. In erster Linie geht es um das Überwinden von dukkha. Gedanken über vergangene oder zukünftige Leben sind Zeitverschwendung.

  • Eine Seele ist ja nicht etwas, was man überwinden will.:earth:

    Den Geist auch nicht.


    Ist ja auch nicht so einfach. Allerdings, bleibt dieses bleibt jenes.

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  • Ich kriege den Widerspruch zwischen Anatta und Wiedergeburt für mich nicht aufgelöst, wurde ja auch letztens im Buddhadasa-Thread ausgiebig diskutiert. Manch einer mag einwenden, dass da kein Widerspruch ist, und ich das Konzept einfach noch nicht richtig durchschaue - mag sein. Sicher bin ich mir jedenfalls, dass die Frage von Wiedergeburt für die buddhistische Praxis im Hier und Jetzt nicht sonderlich relevant ist. In erster Linie geht es um das Überwinden von dukkha. Gedanken über vergangene oder zukünftige Leben sind Zeitverschwendung.

    Da wäre ich mir an deiner Stelle aber besser nicht so sicher.

  • Der Geist:

    das Bewusstsein (Geist) benötigt Kontakt der Sinneseindrücke um sich zu bilden. So wie in modern westlichen Ansichten auch. Also "Ich habe etwas gehört, nun ist es für mich geistig präsent.". Sinnesorgan + Sinnesreiz = Sinnesbewusstsein. Das ist ausserdem dem Wandel unterworfen.


    Ein Sinneseindruck ist bereits Kontakt. Und Kontakt ist schon "Geist", oder anders: gehört zur GeistGruppe.




    :earth: