Raphy,
das ist ziemlich großartig was du für uns herausgefunden hast.
Gerade im letzten Zitat (im Prosateil), wird deutlich, dass Buddhaghosa den klaren Unterschied zwischen konventioneller Wahrheit und Wahrheit im absoluten und höchsten Sinn erkannt hat.
Aber so wie es aussieht (im Zitat) nur im Falle der Persönlichkeit. Dass Körperlichkeit, Gefühl (und hierher gehört das Leiden!), Wahrnehmung usw. ebenfalls leer sind von einem Kern (der Kern ist = das Selbst im Falle der Person) , und daher auch nur konventionelle Bezeichnungen sind, entgeht ihm. Obwohl der Buddha das gelehrt hat (danke für deine Zitate dazu).
Allerdings kann man wohlwollend hier dieses Verständnis hineininterpretieren:
Keinen Täter sieht er außerhalb der Tat, keinen die Karmawirkung Erfahrenden außerhalb der Karmawirkung. Daß aber die Weisen sich nur einer bloßen konventionellen Bezeichnung (samaññā) bedienen, wenn sie hinsichtlich des Stattfindens einer Tat von einem 'Täter' oder hinsichtlich des Eintrittes der Karmawirkung von einem 'die Wirkung Erfahrenden' sprechen:
denn er sagt: es gibt keinen Täter außerhalb der Tat, d.h. getrennt, unabhängig von der Tat. Und das stimmt ja. Den Täter gibt es nur wenn er eine Tat begeht. Und umgekehrt. Diese beiden gehören untrennbar zusammen.
Aber wenn er dann gleich danach formuliert (oder einen "alten Meister" zitiert):
"Nicht findet man der Taten Täter"
ist das etwas irritierend.
Wenn er dann nichts über die Leerheit der Taten schreibt, muss man den Vers doch so lesen, dass Taten ohne Täter existieren würden. Und darum ging es die ganze Zeit, ob das sinnvoll ist oder nicht.
Interessant ist Samyutta Nikaya 5
Die Nonne sagt:
Wo da nur eine Anhäufung von bloßen Gestaltungen ist, da nimmt man kein Lebewesen wahr [3]. Denn wie bei Ansammlung der Bestandteile das Wort "Wagen" entsteht, So entsteht, wenn die Lebensbestandteile vorhanden sind, der Ausdruck "Lebewesen [4]
Das kann man so verstehen, dass sie meint die fünf Aggregate (Anhäufung) existieren tatsächlich. Und konventionell bloß nennt man diese Anhäufung "Lebewesen".
Aber meiner Meinung nach ist ja - nach dieser Lehre - dann tatsächlich etwas vorhanden, nicht nur das Leiden ist vorhanden, das so einfach allein entsteht und vergeht, sondern auch die Aggregate sind vorhanden. Das Leiden ist also nicht allein, d.h. unabhängig von den Aggregaten, existent.
Und die Anhäufung der Aggregate ist das sogenannte Lebewesen.
Und im Falle einer Tat sind die Aggregate (zusammen genommen) der sogenannte Täter.
Deshalb gibt es keine Tat ohne Täter.
Eine Tat ohne "Selbst" gibt es, aber nicht ohne Täter.
Deshalb kommentiert Nagasena:
Auch die Nonne Vajirā, o König, hat in Gegenwart des Erhabenen gesagt: <Gerade wie man infolge des Zusammentreffens einzelner Bestandteile das Wort "Wagen" gebraucht, ebenso auch gebraucht man, wenn die fünf Daseinsgruppen (khandha) da sind, die konventionelle Bezeichnung "Wesen">."
Demnach kann man, wenn die fünf Daseinsgruppen da sind, auch von einem Täter sprechen.