Die formfreie dreifache Praxis (muso sangaku) des Zen ist für Jeden und für jede Zeit geeignet. Manchen ist das jedoch nicht speziell genug und so nutzen sie spezielle Techniken der Geistesschulung - die dann aber notwendig auf spezielle Effekte beschränkt sind.
Insofern ist die Zenübung und insbesondere deren Zentrum Zazen keine "spezielle" Übung und schon gar keine "Technik" (bzw. auf "Effekte" aus). Es ist die umfassende formlose Praxis des gesamten achfachen Pfades durch Manifestation / Aktualisierung der Buddhanatur im Folgen der Spuren der uns vorangegangenen Buddhas.
Das ist ein völlig anderer Ansatz als Meditionsformen, die auf den Bereich der Geistesschulung (die Aspekte 6, 7 und 8 des achtfachen Pfades) beschränkt sind. Wobei sich auch da Einzeltechniken durchaus miteinder verschmelzen lassen. Śamatha und vipaśyanā sind Beispiele solcher Techniken, wobei insbesondere in den traditionelleren Schulen śamatha als eine Art Propädeutik ("Vorschule") für vipaśyanā gilt. Im Mahayana hat vor allem Tiantai (Jap. Tendai) und da insbesondere Zhiyi (538 - 597) mit diesen Techniken auch theoretisch gearbeitet und sie zu einer einzigen Technik verschmolzen, dem 'großen śamatha-vipaśyanā' (mohe zhiguan / makashikan 摩訶止観). Das ist die "Technik", mit der z.B. Dōgen aufwuchs, nachdem er mit 13 Jahren im Tendai ordiniert worden war.
Grashuepfer : wenn Du Dich derzeit mit śamatha-vipaśyanā wohler fühlst als mit Zazen, dann praktiziere śamatha-vipaśyanā. Da gibt es kein grundsätzliches 'besser' oder 'schlechter' - nur und ausschließlich in Bezug auf Dich als Übenden. Entscheidend ist, was für Dich im Moment hilfreich ist.