Mal was Grunndsätzliches. Unabhängig davon, was jetzt Buddha konkret gesagt hat oder nicht steht doch die Einsicht, die alle kennen, und zwar dass es manchmal besser ist, sich an bestimmte Gefühle und Vorstellungen oder Dinge oder Menschen nicht zu hängen. In Gesprächen über schmerzliche Erfahrungen mit anderen wird dann auch jeder mal entsprechend seines Vermögens auch versuchen deutlich zu machen, dass ein anderer sich in einem konkreten Fall von irgendwas lösen muss.
So ein mitfühlendes Sprechen und sich einlassen auf einen anderen hat dann manchmal zur Folge, dass der anderer sich beruhigt, klarer sieht.
Je nachdem wie weit man das selber durchdrungen hat mit den Ablösungsprozessen, also je nachdem ob man sogar die konkreten Situation kennt, und je nach sprachlichen Vermögen wird man dann einem anderen mit eigenen Worten und Formlierungen je nachdem was vermitteln (wollen). Damit der sich beruhigt und klarer sieht und Festigkeit in einem richtigen Entschluss oder inneren Haltung gewinnt.
Ich möchte hierzu eine Analogie zu den Lehrreden Buddhas herstellen. Die stellen sozusagen auch eine 'Beruhigungsmassnahme' dar. Eine, die zumeist an Mönche und deren Geistesfärbung gerichtet waren.
Ziel der Massnahme 'Lehrrede' war (oder nicht?), die (Mönche) in ihrem Bestreben, höchste Achtsamkeit aufrechtzuerhalten, zu stärken oder zu motivieren. Damit die sich mit grösstmöglicher Ruhe und Freiheit von Zweifel und sonstigen Unruhefaktoren der Beobachtung der mentalen Vorgänge widmen konnten.
Damit will ich sagen, dass die Lehrreden nicht gesprochen wurden, um nachträglich bei denen Verwirrung zu erzeugen, die erstens keine Mönche sind und zweitens den Buddha auch nicht direkt erleben können.
Also ich denke, es geht bei diesen Texten weniger drum, sich Ansichten zurechtzubasteln (ich schreibe aus Erfahrung ...) oder verwirrt zu werden, sondern eigentlich um den Effekt: ah ok so ist das. Aha gut, das ja nochmal mehr ein Grund, die Augen offener zu halten. Ah gut ok, das macht Sinn, ich bin also richtiger unterwegs.
"Es gibt kein Selbst" oder auch "Es gibt keine Seele" - das ist was anderes als zu sagen: es gibt solche Ansichten, es gibt starke Vorstellungen unter denen man einordnet/denkt und spricht und handelt. Das (und die erste Sprechweise nicht) ist der Hinweis auf das Denken und die Vorstellungen und die Unterscheidungen also auf Bewusstsein, als eine der 5 Gruppen des Ergreifens.
Vielleicht dient folgender Abschnitt ein wenig der geistigen Beruhigung/Klärung.
der ehrwürdige Mahākaccana wird vom Meister gelobt und von seinen kundigen Mitbrüdern hochgeschätzt, er kann uns gewiss den Sinn des kurzen Ausspruchs des Erhabenen erklären. Bitte, erkläre es uns und mach es uns leicht verständlich!» - «So höret denn und denkt darüber nach! Ich will reden», sprach der ehrwürdige Mahākaccana und fuhr fort: «Den Sinn des kurzen Ausspruchs des Erhabenen verstehe ich so:
Wenn ein Auge da ist und sichtbare Dinge da sind, entsteht Sehen;
treffen diese drei zusammen, so entsteht eine Berührung oder ein Eindruck.
Ist ein Eindruck da, so entsteht eine Empfindung.
Was man empfindet, das nimmt man wahr;
was man wahrnimmt, das verarbeitet man geistig oder davon bildet man Begriffe.
Wovon man Begriffe gebildet hat, das breitet man aus als Außenwelt.
Was man als Außenwelt ausbreitet, das sind die mannigfachen Wahrnehmungen der Außenwelt, die an den Menschen als sichtbare Dinge herantreten, wie früher, so künftig und gegenwärtig.
Wenn ein Ohr da ist und Töne da sind, entsteht Hören,
wenn eine Nase da ist und Düfte da sind, entsteht Riechen,
wenn eine Zunge da ist und Säfte da sind, entsteht Schmecken,
wenn ein Körper da ist und tastbare Dinge da sind, entsteht Tasten,
wenn Denkvermögen da ist und Denkgegenstände da sind, entsteht bewusstes Denken.
Treffen diese drei - im letzten Falle Denkvermögen, Denkgegenstände und Denken - zusammen, so entsteht eine Berührung oder ein Eindruck.
Ist ein Eindruck da, so entsteht eine Empfindung.
Was man empfindet, das nimmt man wahr;
was man wahrnimmt, das verarbeitet man geistig oder davon bildet man Begriffe.
Wovon man Begriffe gebildet hat, das breitet man aus als Außenwelt;
was man als Außenwelt ausbreitet, das sind die mannigfachen Wahrnehmungen der Außenwelt, die an den Menschen als Töne, Düfte, Säfte, Tast- und Denkgegenstände herantreten, wie früher, so künftig und gegenwärtig.