Nein, denn "Leid" ist nicht quantifizierbar, wenn man "Mitgefühl praktiziert". Dann nämlich fühlt man mit allem, was lebt, und macht sich keine Illusionen mehr über dieses Leidvermindern durch Fleischverzicht - weil man ja anderswo Leid schafft, da man sich von Lebendigem ernähren muss. Es soll auch noch einmal klar gesagt werden, dass so selbst der Buddha der Überlieferung nicht argumentiert hat, sondern der schloss nur bestimmte Fleischarten für Mönche aus, wohl aus kulturellen Erwägungen. Das sind eher romantische Vorstellungen der Moderne. Gerade in buddhistischen Ländern wird neben einer hohen Toleranz gegenüber Tieren auch mächtig Fleisch inkl. Fisch konsumiert.
Was Leiden ist, wurde doch vom Buddha klar definiert, und auch, wie es zu überwinden ist. Da gibt es keine Chance für Tiere. Dieser Weg steht ihnen nicht offen. Es bleibt aber die Frage, ob sie unter dem überhaupt leiden, wofür der Buddha einen Ausweg zeigte. Ich glaube nicht. Insofern werden hier Kategorien durcheinandergeworfen.
Ich klinke mich doch nochmal ein, weil mich eine Sache interessiert.
Wenn es so sein sollte, dass Buddha nur den Konsum bestimmter Tierarten "untersagte" und es "keine Chance für die Tiere" gibt, Leid zu vermeiden...weshalb verzichten so viele Buddhisten auf den Konsum von Fleisch? Weshalb gibt es bei Retreats (die ich kennengelernt habe) nie Fleisch zu essen und sogar fast immer veganes Essen? Wieso argumentieren langjährig praktizierende Nonnen/Mönche wie Thich Nhat Hanh und Tenzin Palmo dafür, den Verzehr von Fleisch bzw. Tierprodukten zu unterlassen?
Wieso machen Menschen bzw. Buddhisten das? Haben sie alle die Lehren Buddhas "falsch" verstanden bzw. missinterpretiert?
Im Verlauf der Diskussion kam irgendwo das Argument auf, dass Thich Nhat Hanh und Tenzin Palmo solche Äußerungen aufgrund von Popularität tätigen. Ich habe nicht den Eindruck, dass sich solche Aussagen für das Image der beiden unbedingt positiv auswirkt. Wieso sollte sich ein Thich Nhat Hanh, der - wie ich vermute - ein Großteil seines Lebens der Lehre Buddhas und deren Interpretation gewidmet hatte, gegen den Verzehr von Tieren aussprechen, wenn der Dharma dies in keiner Weise befürwortet oder unterstützt?
Weshalb das ganze?