Damit haben wir doch schon geklärt, dass du nicht der Adressat des Sutras bist.
Oh, das ist mir jetzt zu kleinkariert. Dieses Sutra ist eine der Grundlagen des Buddhismus überhaupt. Es richtet sich an Mönche wie an Laien gleichermaßen, auch wenn es ursprünglich vielleicht für Mönche formuliert wurde. Damals hat der Laien-Buddhismus aber auch noch nicht so eine Rolle gespielt wie später im Mahayana oder Zen. Auf die universelle Verantwortung für die Mitlebewesen, wie sie im Metta-Sutra aufscheint, beruft sich z.B. auch auf der Dalai Lama heute in seiner säkularen Ethik, die sich nicht einmal an Buddhisten oder sonst wie religiöse Menschen, geschweige denn an Mönche, richtet.
Aber niemand zwingt Dich, diese Sichtweise anzunehmen. Aber wenn Du Dich mit der Metta-Meditation befasst, wie sie z.B. im tibetischen Buddhismus gelehrt wird (für Laien und Mönche übrigens), geht es dabei um die Entfaltung genau dieser Geisteshaltung, die im Metta-Sutra entworfen wird. Darauf bezieht sich der Eingangspost. Wenn diese Form der Meditation mittelfristig kein Mitgefühl und daraus resultierend auch keine Bereitschaft, Dein Verhalten zu ändern zum Wohle aller Wesen, erwächst, ist diese Praxis sinnlos, führt maximal zu einem falschen Selbstbild und Selbstbetrug.
In allen buddhistischen Richtungen, die ich bisher kennengelernt habe, spielt Metta eine grundlegende Rolle, sowohl für Mönche als auch für Laien. Aber wie gesagt, letztlich zwingt Dich ja niemand, die Haltung anzunehmen. Auch ahimsa kannst Du natürlich für Dich als Laie ablehnen – oder was sonst noch nicht so gut in Dein Weltbild und Wohlbefinden passt. Aber es ist unsinnig, diese Basis der buddhistischen Lebensführung wegreden zu wollen. Dafür ist sie viel zu umfassend und konstituierend für die Lehre des Buddha.