Tenzin Palmo über Fleisch-essende (Laien), was haltet ihr davon?

  • Niemand von uns hat je die Welt mit den Augen eines Tieres gesehen.

    Das ist auch gar nicht nötig, es genügt sich selbst so zu sehen, wie man wirklich ist und das ist alles andere als lustig.

    Mit dem Denken kommt man da nur leider nicht hin - oder auch Gott sei Dank - ich weiß nicht so genau.

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

    • Offizieller Beitrag

    Die buddhistische Übung ist eine Geistesübung und jedenfalls im Zen ein radikales Erforschen oder wenigstens intensives Beobachten des eigenen Gedanken- und damit Gefühlsapparates.

    Wenn das in der Konsequenz nur dazu führt, zu sagen: Aha, das finde ich vor, dann ist das wohl genau so auch richtig so, und ich mache, was ich will, weil es eben (meine) Natur ist, erinnert mich diese Form der seelischen Selbstbegutachtung eher an Narzissmus als an Buddhismus.

  • Zitat

    Das wurde schon häufiger behauptet (dass manche hier sentimentalen Illusionen anhängen)


    Die sentimentalen Illusionen beziehen sich nicht - wie dann versucht wird, rhetorisch zu behaupten - auf soziale Fortschritte, sondern auf den Irrglauben, man könne mit den Augen von Tieren sehen oder ihr Leiden selbst empfinden. Das ist Einbildung. Du kannst nicht mal die Schmerzen eines anderen Menschen empfinden, sondern immer nur deine eigenen.


    Zitat

    Wenn das in der Konsequenz nur dazu führt, zu sagen: Aha, das finde ich vor, dann ist das wohl genau so auch richtig so, und ich mache, was ich will, weil es eben (meine) Natur ist, erinnert mich diese Form der seelischen Selbstbegutachtung eher an Narzissmus als an Buddhismus.


    Das ist jetzt nur noch Rhetorik. Und dafür gibt es eine Retourkutsche: Was willst du hiermit sagen? Ich mache nicht, "was ich will". Ich mache, was ich als richtig erkannt habe, und zumindest das sollte dir einleuchten. Soll ich dir das von dir selbst geschilderte Leben vorhalten wie in meinem Petrus-Beispiel? Du hast doch offenbar viel mehr Tierleben auf dem Gewissen als ich. Du bist m.E. auf einem Pfad der Abbitte, den manch einer hier schon aufgrund seiner Vergangenheit gar nicht nötig hätte, selbst wenn er nun dächte wie du. Das mag dein (für dich richtiger) Weg sein, aber es ist nicht der Weg anderer.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    Einmal editiert, zuletzt von Bebop ()

  • Während meiner Zeit als Mönch hat sich meine Beziehung zum Essen ein wenig verändert.

    Ich war in einem armen Kloster und dort war halt auch viel Fleisch dabei.

    Damals wollte ich kein Fleisch essen, und so habe ich mich von Reis und sauce und Früchten ernährt.

    Ich wurde immer schwächer und konnte die klösterlichen arbeiten kaum noch verrichten.

    Als ich eine Nonne gefragt hatte was ich tun soll, sagte sie zu mir : "Du kannst Fleisch essen oder sterben".


    Ich habe dann Fleisch gegessen weil ich damals noch einen lebenswillen hatte.


    Später habe ich intensiv meine Gelüste kontempliert.

    Das verdaute Essen in der Toilette fand ich dann nicht mehr so toll.

    Ich habe dann alles in meiner Schale vermischt und gegessen, und eines Tages empfand ich meinen Gleichmut gegenüber dem Essen als wahre Freiheit.

    Was bin ich bereit für meine Gelüste zu opfern?

    Was bin ich bereit für mein Überleben zu opfern?


    Ein Vegetarier oder veganer der sein Essen immer noch genießt, reduziert zumindest das Leiden für unzählige Wesen, ist aber immer noch ein Gefangener seiner Gelüste und Begierden.


    Als ich dann zu Thich nhat hanh ging, war das Essen plötzlich auch eine Art von Metta meditation für mich und die Tiere. Es war eine Quelle der Freude, aber keine Quelle für neue Geburten.


    Wir erleben gerade die komplette Zerstörung der buddhistischen Lehre, bzw wird der Zugang zur buddhistischen Lehre zerstört.


    Wenn jetzt jemand für sein geiles Schnitzel die Tötung von Tieren in Kauf nimmt, dann gibt es keine Rettung bzw Chance auf Befreiung für ihn.

    Er kann sich den mühsamen Weg in die Freiheit sparen und mit dem Rest der Welt im Dukkha ertrinken.

    Diese ganzen Bücher, dhammatalks, Retreats, Einweihungen, Meditationen sind dann komplette Zeitverschwendung


    Die Welt ist unter anderem so wie sie ist, weil wir für unsere Begierden, Ängste usw bereit sind, unvorstellbare Dinge zu tun und unvorstellbare Dinge zulassen.


    Bist du geil auf dein Fleisch, dann findest du 1000 ausreden die deine Handlungen rechtfertigen.


    So einfach ist das.

    Man kann die anderen belügen und betrügen, aber zumindest zu sich selbst sollte man ehrlich sein.


    🙏

  • Zitat

    Als ich dann zu Thich nhat hanh ging (...) Wenn jetzt jemand für sein geiles Schnitzel die Tötung von Tieren in Kauf nimmt, dann gibt es keine Rettung bzw Chance auf Befreiung für ihn. (...) Es war eine Quelle der Freude, aber keine Quelle für neue Geburten.


    Es gibt einen Zusammenhang dieser Sätze. Er besteht leider in der Unlogik oder Verwirrung. Ich glaube, dass diese von bestimmten Lehrern wie dem genannten begünstigt wird. Denn vorher hat Martinistleise noch selbst gesagt, er habe Fleisch gegessen, um im Kloster - einem von ihm selbst gewählten Setting - zu überleben. Was also - und das wird hier ja nicht mal in Erwägung gezogen - wenn derjenige, der sein "geiles Schnitzel" verzehrt, es aus den gleichen Gründen tut (ich sagte schon, das kann sehr weit gehen, einer unserer intelligentesten Mitmenschen Jordan Peterson isst nur noch Rindfleisch, um seiner Allergien Herr zu werden und letztlich zu überleben). Oder will Martin sagen, dass er selbst seine Befreiung damals beim Fleischessen verwirkt hat?


    Dabei gibt es in dem Beitrag, der voller Gedankensprünge ist, einen wichtigen Hinweis, nämlich dass ein Veganer auch noch Gefangener seiner Begierden sein kann. Letztlich geht es also offenbar um das Beseitigen dieser Begierden. Aber ohne es zu bemerken hat Martin bereits unterstellt, dass dann sowohl dem Veganer als auch dem Fleischesser Befreiung möglich sein muss, denn beide können ja auch ohne Begierde ihre Nahrung essen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Zitat

    Was kommt denn als Nächstes?


    Fähigkeiten der Analogie. Es fällt doch sofort auf, dass die empathischen Primaten die gesamte Bandbreite kennen: Vegetarier, Fleischesser, Vergewaltiger, ja gar Mörder. Einige der Menschenaffen sind neben ihrer Empathie äußerst brutal. Das heißt, wenn man diese Beispiele bringt, sollte man wissen, dass sie dem anderen als Argument dienen können: Siehst du, die Tiere sind so, und dass wir da nicht viel anders sind, ist aufgrund unserer genetischen Ähnlichkeit doch sehr naheliegend.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Niemand von uns hat je die Welt mit den Augen eines Tieres gesehen.

    Das ist auch gar nicht nötig, es genügt sich selbst so zu sehen, wie man wirklich ist und das ist alles andere als lustig.

    Mit dem Denken kommt man da nur leider nicht hin - oder auch Gott sei Dank - ich weiß nicht so genau.

    🙏❤️🙏

  • Niemand von uns hat je die Welt mit den Augen eines Tieres gesehen.

    Das ist auch gar nicht nötig, es genügt sich selbst so zu sehen, wie man wirklich ist und das ist alles andere als lustig.

    Mit dem Denken kommt man da nur leider nicht hin - oder auch Gott sei Dank - ich weiß nicht so genau.

    „...mit den Augen der Tiere sehen“, heißt nicht sich selbst sehen. Das ist nicht mit den Augen der Tiere sehen. Würden wir dieses Gedanken machen über das, was zu sehen ist, erkennen würden wir sehen, was zu sehen ist, ganz ohne Filter.

    • Offizieller Beitrag

    Bebop

    Übrigens Kompliment und vielen Dank, dass Du hier Deine Sichtweise so detailliert und geduldig zur Diskussion stellst... trotz Gegenwind. Es ist immer wieder gut, die eigene Position gespiegelt zu sehen und neu formulieren zu müssen. Wenn sich alle einig sind, gibt es dazu nur selten Gelegenheit.


    _()_

  • Die Aussage ist zwar allgemein gehalten, will aber offenbar sagen: Hier sind bestimmte Leute, (die Fleisch essen oder soundso argumentieren), die haben folglich eine Empathiestörung.

    Interessant, wie du eine - bewusst sachlich und allgemein formulierte - Aussage interpretierst!

    Genau DAS (Zitierte) ist für mich kein Buddhismus. Das ist eher Abneigung (also Mangel an Übung). Woher kommt das?

    Geht es HIER darum, was Buddhismus ist?

    Abneigungen hat jeder, der noch nicht erleuchtet ist, wichtig ist sie zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken: "Erkennen - nicht tadeln - ändern!", wie es Ayya Khema ausdrückte.


    Huch...?

    Ich werde hier mal deutlich: Wer so übt, übt für die Katz. Aber nicht im wörtlichen Sinn.

    Deine Bewertung/Beurteilung - klingt irgendwie nicht wohlwollend..... Habe ich dich vielleicht an einem wunden Punkt getroffen?

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Zitat

    Interessant, wie du eine - bewusst sachlich und allgemein formulierte - Aussage interpretierst!


    Du hast auf Thorstens Kette - wer sich bewusst macht, wird wohl nicht töten - das Fass Empathielosigkeit aufgemacht, also diese Gedankenkette weitergeführt. Das ist eine Wertung und Unterstellung, ohne dass du überhaupt definiert hättest, was Empathie alles sein kann. Um es deutlicher zu machen - wer sich im Zen übt, kann ebensogut genau deshalb möglicherweise töten, weil er a) nicht wertet und nicht anhaftet, b) die den Wesen gemeinsame Ich- oder Substanzlosigkeit durchschaut hat und sich mit ihnen eins fühlt.


    Folglich kann ich daraus ableiten, dass genau der, der auf die rechte Weise übt und zu diesen rechten Erkenntnissen kommt, auf dem buddhistischen Pfad etwas ganz anderes macht als von Thorsten hergeleitet und dass die Kategorie Empathielosigkeit darauf nicht anwendbar ist, weil zunächst die höchstmögliche Empathie, nämlich das Entdecken der Gleichheit, ausgeübt wurde.


    Ich könnte ... könnte ..., aber weil ich nicht Spielchen wie du oder die Khema treiben will, muss ich dem anderen nicht Empathielosigkeit unterstellen, weil er bloß von einer m.E. oberflächlichen Empathie ausgeht. Ich kann akezptieren, dass er sich darum bemüht, irgendwie anständig zu sein. Im Gegensatz wohl zur Khema - das kann ich nur annehmen, bei dem, was mir von ihr unterkam - käme er bei mir, wenn ich sein Lehrer wäre, damit aber nicht durch. In einem Forum, wo man meist mit Menschen kommuniziert, die man nicht persönlich kennt, sind Unterstellungen wie deine unangebracht. Ich kann das weiter unten mal spiegeln, dann merkst du das schon.


    Auch Erleuchtete haben Abneigungen, wie ich am Buddha schon aufzeigte. Oder es gibt eben keine Erleuchteten, das ist mir auch recht.


    Wie man's auch nimmt, man kann nicht dauernd immer anderen Abneigungen unterstellen, ohne festzustellen, dass sie zum Leben dazugehören und nicht das entscheidene Kriterium auf dem buddhistischen Weg sein können. Der eine hat Abneigung gegens Töten, der andere gegen Ameisen. Sind sie aber frei genug, davon loszulassen und ggf sogar das Gegenteil ihrer (Ab)Neigung zu tun?


    Zitat

    Deine Bewertung/Beurteilung - klingt irgendwie nicht wohlwollend..... Habe ich dich vielleicht an einem wunden Punkt getroffen?


    Mein Wohlwollen hat bei solchen rhetorischen Spielchen ein Ende. Da du nach eigener Aussage "allgemein" sprachst, hast du ja viele hier in einen Topf werfen wollen. Wer so etwas macht, hat doch bereits gezeigt, wo seine Empathie endet. Und auf dieser Ebene kann ich gern weitermachen. Es gibt viele Menschen, die ihre Empathie nicht so recht bei Menschen walten lassen, sich aber in den Tierschutz reinsteigern.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    Einmal editiert, zuletzt von Bebop ()



  • Ist natürlich was dran. Allerdings lehrte Buddha wenigstens indirekt, dass durch Selbstentsagung die Fähigkeit des Mitempfindens gefördert wird. Mitempfinden heisst ja: Willensregungen und Gefühle anderer Lebewesen wahrzunehmen.


    Manche Menschen müssen vielleicht erst sehr starke Gefühle und Wünsche in einem anderem Lebewesen provozieren, zB? dadurch dass man es zu töten versucht? - damit die diese Gefühle (Angst, Panik, Schmerz?) bei einem anderem Lebewesen mal wahrnehmen können?


    hmm also ähm :nosee:


    Alle Aspekte der Welt auszuprobieren, damit man die Welt erkennt und fühlt?


    Nicht durch Gehen wird man das Ende der Welt erreichen ... erklärte das nicht Buddha? Und was meinte er damit: ich denke wohl auch das: dass das Töten nicht zum Verstehen führt. Logisch eigentlich, findest du nicht?

  • Noreply Mitfühlen heisst nicht: traurig darüber zu sein, sich schlecht zu fühlen, dass man getötet hat, gestohlen oder gelogen hat. Das ('Reue'?) ist sicher auch mal hilfreich als Selbstbetrauerung zu bezeichnen.


    Jetzt kam es mir so vor, als würdest du Mitfühlen mit Reue verwechseln, auch dswg diese Zeilen noch.

  • Noreply Mitfühlen heisst nicht: traurig darüber zu sein, sich schlecht zu fühlen, dass man getötet hat, gestohlen oder gelogen hat. Das ('Reue'?) ist sicher auch mal hilfreich als Selbstbetrauerung zu bezeichnen.


    Jetzt kam es mir so vor, als würdest du Mitfühlen mit Reue verwechseln, auch dswg diese Zeilen noch.

    :?::?::?: Bahnhof

  • Würden wir dieses Gedanken machen über das, was zu sehen ist, erkennen würden wir sehen, was zu sehen ist, ganz ohne Filter.

    Genau das meinte ich ja, Gedankenmachen ist das Hindernis. Tiere haben angeblich keine Gedanken (was meines Wissens keineswegs bewiesen ist) und also sehen sie was zu sehen ist. Ein Mensch im gleichen (gedankenlosen) Zustand sieht es ebenso und zwar alles um sich herum und sich selbst, nur diesmal ohne Trennung.

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Genau das meinte ich ja, Gedankenmachen ist das Hindernis. Tiere haben angeblich keine Gedanken (was meines Wissens keineswegs bewiesen ist)


    Wer behauptet (ausser Ellviral?) denn so etwas? Eher ist es doch bewiesen, dass manche Tiere geistige Konzepte anlegen/, also eingeschränkt (zusammen-) denken können - gewisse Intelligenz (das heisst auch: Erinnerungen/Erinnerungsvermögen, also solche Gedanken) bei Vögeln und den anderen Säugetieren sind doch gezeigt, falls man den eigenen möglichen Wahrnehmungen dazu nicht trauen mag.


    Die kompliziertesten Gedanken macht sich freilich das Oberaffenwesen Mensch.

  • Genau das meinte ich ja, Gedankenmachen ist das Hindernis. Tiere haben angeblich keine Gedanken (was meines Wissens keineswegs bewiesen ist)


    Wer behauptet (ausser Ellviral?) denn so etwas? Eher ist es doch bewiesen, dass manche Tiere geistige Konzepte anlegen/, also eingeschränkt (zusammen-) denken können - gewisse Intelligenz (das heisst auch: Erinnerungen/Erinnerungsvermögen, also solche Gedanken) bei Vögeln und den anderen Säugetieren sind doch gezeigt, falls man den eigenen möglichen Wahrnehmungen dazu nicht trauen mag.


    Die kompliziertesten Gedanken macht sich freilich das Oberaffenwesen Mensch.

    Da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Buddha nennt das Skandha.

  • Die Persönlichkeit - die Skandhas - diese Kurzbenennung ist mir bekannt, und ja: Tiere sind auch Persönlichkeiten - oder besser gesagt: man kann den Begriff 'Persönlichkeit' und auch genau in dem Sinn (bedeutet auch skandhas, also zB auch Bewusstsein und Gefühl) auf Formen und Verhaltensweisen 'aus dem Tierreich' legen. In Abhängigkeit vom so betrachteten Tier wird man dann vielleicht mehr oder weniger 'Persönlichkeit' (und damit mehr oder weniger Gefühl etc) behaupten wollen.

  • Die Frage, die man demzufolge dann von einem hohem Ross aus, aber zB auch auf einem Pony stehend stellen kann (die Frage wirkt dann sicher anders) - lautet:


    Will man andere Persönlichkeiten verspeisen?

  • Die kompliziertesten Gedanken macht sich freilich das Oberaffenwesen Mensch.

    Da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Buddha nennt das Skandha.

    :lol:_()_

    Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß: Ein Ding und doch kein Ding, ein Pünktchen und ein Kreis. (Angelus Silesius)

  • Aber es geht in diesem Diskurs hier auch nicht nur um die Frage, ob das Töten von Tieren ethisch vertretbar ist oder nicht.

    Nein, in dem Diskurs mit Bebop geht es darum, ob Zen überhaupt einer Ethik folgt oder ethikfrei ist. Das lässt sich diskursiv nicht klären. Aber es lässt sich wohl sagen, dass ein ethikfreies Zen nichts mit Buddhadharma zu tun hat.

    OM MONEY PAYME HUNG

  • Nein, das ist nur, wie Sudhana es verstehen WILL.


    Es gibt natürlich im Zen Ausprägungen, die mir nicht entgehen (und für die wohl auch Sudhana stehen möchte), die sich auf Sutren beziehen, also den Text, und von dort eine Ethik herleiten. Andere leiten sie "außerhalb der Schriften" her, eher aus sich selbst und der Frucht der Übung (hier verwies ich auf den "Instinkt", um ein situationsgemäßes Reagieren, das sich dann eher von "Weisheit" leiten lässt, zu beschreiben; Weisheit ist natürlich auch kaum fassbar und immer diskussionswürdig, sie ist aber Teil von "Buddhadharma").


    Das bedeutet natürlich nicht, dass das Zen solcher Adepten ethikfrei wäre (das würde in unserer Gesellschaft wohl automatisch heißen, dass solche Adepten regelmäßig im Knast wären). Es bedeutet also auch nicht, dass ihr Zen nichts mit dem Buddhadharma zu tun hätte, was Sudhana hier rhetorisch implizierte. Der Buddhadharma im Zen ist sowieso ein anderer als in anderen Schulen. Das ist ein sehr dehnbarer Begriff (wie auch Weisheit), über den niemand die Deutungshoheit hat, was aber oben unterstellt wird. Manche brauchen ein Stützkorsett von weniger dehnbaren Regeln (sila), damit sie klar kommen. Wenn dem nicht so wäre, hätte diese Art von Buddhismus sich nicht so hartnäckig gehalten.


    Denn was da gefordert wird, und das ist ja der Witz an der Sache, wird von den allermeisten Menschen auf eine sehr ähnliche Art eingehalten, ganz egal, wie heftig sie sich in Diskussionen positionieren. Darum verwies ich auf Thorstens von ihm dankenswerterweise nicht verschwiegene Vergangenheit. Unterm Strich ist die Bilanz, mit der ein Einzelner durchs Leben geht, nicht so viel anders als die eines anderen gewöhnlichen Menschen. Das ändert sich erst in gewissen Gefilden, wenn einer dauernd durch die Welt jettet, konsumiert usw. Aber Fleischessen und die Argumente dafür in den Bereich der Ethikfreiheit zu verweisen, geht zu weit, denn es ist nur ein Teilaspekt möglichen ethischen Verhaltens, und wenn man genau hinschaut, sieht man, dass in den verschiedenen Teilbereichen immer wieder Scheitern geschieht (z.B. genau hier, denn der Internetaufenthalt schadet ja auch der Umwelt). Meint einer, er habe es nun im Bereich Tier geschafft, dann verpestet er also vielleicht die Luft mehr als andere usw. Deshalb ist es wichtiger, sich beim Üben in der Reduktion des Schadens oder Scheiterns darüber klar zu sein, dass dies ein endloses Wechselspiel bleiben wird. Dass es zu uns gehört. Dass es uns ausmacht. Das Üben im Verzicht auf Fleisch ist im Grunde eine Sache, die jeder mit sich selbst ausmachen muss, wie alles andere, was er tut, und einem anderen da Reden zu halten ist ungefähr so sinnvoll wie als Mönch den Menschen die Lust am Sex ausreden zu wollen.


    Ich lehre den Buddhadharma, ich habe nicht den geringsten Zweifel. Ich bin auch in meinem moralischen Handeln sattelfest und kann mich auf mich verlassen. Das Zen, von dem ich rede, hat eine viel umspannendere Ethik als eines der sila und ist damit im Sinne moderner Erkenntnisse über Empathie m. E. brauchbarer, da es sich a) in möglichst viele Perspektiven hineinversetzt, b) mit den Realitäten der Welt umgehen kann (also z.B. den Tod von Diktatoren befürworten kann usw.). Das bedeutet, nicht mehr "innherhalb der Schrift" gefangen zu sein. Ein solches Verständnis ist möglich, wenn man den Palikanon als Heldenepos liest und nicht so wie manche Christen die Bibel, als heilige Schrift. Es ist möglich, wenn man den Buddha als Metapher sieht und radikal loslässt, was man auf dem eigenen Weg falsifiziert.


    Hier eine Definition von Wiki:

    Zitat

    (...) jener Teilbereich der Philosophie, der sich mit den Voraussetzungen und der Bewertung menschlichen Handelns befasst und ist das methodische Nachdenken über die Moral.


    Ich habe hier letztlich eine methodische Dekonstruktion der Argumente anderer versucht (das habe ich mit mir selbst auch gemacht, denn ich war ja jahrelang in meinen 20ern Vegetarier). Genau das ist die Aufgabe von Ethik, damit sie vertieft werden kann. Darum ist es am Ende auch wichtig gewesen, die anderen auf ihr eigenes Tun zu verweisen, weil einige zunehmend - ohne Kenntnis des anderen, wohl mit dem gleichen Fehlschluss wie Sudhana - mangelnde Empathie (oder "Ethikfreiheit") unterstellten.


    Das Verständnis der buddhistischen Lehre ist weltweit überwiegend aufgrund eines einzigen Missverständnisses irregeleitet: Es wird übersehen, dass der Buddha Shakyamuni vor seinem Erwachen keine seiner Lehren (auch nicht die sila), an denen sich Gläubige ausrichten, selbst a) in dieser Form gelehrt bekam, b) als Grundlage seines Erwachens praktizierte. Die Gläubigen imitieren also nicht Buddhas Weg der Selbsterkenntnis (quasi im doppelten Sinne), sondern nur ein auf Bitten anderer nachträglich zusammenfantasiertes Destillat (oder besser: einen Gedankenwucher). Der richtige "Weg" wäre m.E., durch sich zu erwachen und dann meinetwegen seinen eigenen Senf in eigenen Worten zu verbreiten. Weil der Buddha aber nicht als Metapher gelesen wird, sondern als (nachträglicher) Text, läuft es falsch. Die eigene Heldenreise ist eine des Imitats.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    2 Mal editiert, zuletzt von Bebop ()

  • Aber es geht in diesem Diskurs hier auch nicht nur um die Frage, ob das Töten von Tieren ethisch vertretbar ist oder nicht.

    Nein, in dem Diskurs mit Bebop geht es darum, ob Zen überhaupt einer Ethik folgt oder ethikfrei ist. Das lässt sich diskursiv nicht klären. Aber es lässt sich wohl sagen, dass ein ethikfreies Zen nichts mit Buddhadharma zu tun hat.

    🙏

  • Als ich dann zu Thich nhat hanh ging, war das Essen plötzlich auch eine Art von Metta meditation für mich und die Tiere. Es war eine Quelle der Freude, aber keine Quelle für neue Geburten.


    Wir erleben gerade die komplette Zerstörung der buddhistischen Lehre, bzw wird der Zugang zur buddhistischen Lehre zerstört.

    Ich würde es niemals verallgemeinern. Dalai-Lama ist , bestimmt , der echte und der authentische Buddhist. Und er erzählt selbst, er wollte sich auf Fleisch absolut verzichten. Aber die Ärzte sagten ihm, es würde massiv seiner Gesundheit schaden.

    Von der anderen Seite A. Hitler war sehr eifrige Vegetarier, dann brauche ich das nichts zu kommentieren.

    Aus rein Biolgisch-Evolution-Seite die Ethische Gruppen, die so wie im Sibirien oder auf Tschukotka leben, die können niemals ohhe Fleisch auskommen, und die Kinder würden dann nichts mehr normal erziehen und erwachsen werden. Keine Chance!

    Das weiss jeder Schüler sogar, nichts nur der Student von Medizin oder Biologie.

    Wenn man so wie unter dem Aspekt des "Fleisches" redet über die

    Zitat

    die komplette Zerstörung der buddhistischen Lehre

    dann nehme ich wahr als wirklich die ...Zersrtörung... aber den Mit-Gefühl und der Toleranz gegenüber den anderen, und das ist die Hauptmerkmale der "Buddhistischen Lehre", tut mit leid, es sticht in die Augen.

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates