Unbeständigkeit/Vergänglichkeit (anitya/anicca) akzeptieren...

  • Guten Morgen,

    Verlust- und Trauergefühle entstehen ganz natürlich, weil man - zuvor - angehaftet hat, würde ich annehmen...

    Ich glaube eher, weil man zuvor geliebt hat.

    Guten Morgen, liebe Gurkenhut ,

    herzlichen Dank für deinen Beitrag! _()_ :heart:


    Ja, man hat geliebt und "diese Art Liebe" wird im Buddhismus als "anhaftend" gesehen - es sind die Anhaftungen, die Trauerschmerz verursachen, nicht die Liebe selbst...


    Die sogenannte "wahre Liebe" (Agape) , die nur das Glück des Geliebten will und ihn jederzeit loslassen/ frei sein lassen kann, ist ein hohes Ideal, das wohl nur selten erreicht und gelebt wird.

    Mit dieser Haltung und diesem Gefühl gäbe es dementsprechend auch keine Eifersucht, wenn der Partner mit einem anderen Menschen zusammenleben möchte - Hauptsache, er ist glücklich und zufrieden....


    Metta, von Ayya Khema mit "universeller Liebe" übersetzt (gemeinhin mit "liebender Güte"), in Kombination mit Mitgefühl/Karuna, wirkt sich ähnlich aus.


    Liebe Grüße, Anna :) :heart: _()_

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Zitat

    Ja, man hat geliebt und "diese Art Liebe" wird im Buddhismus als "anhaftend" gesehen - es sind die Anhaftungen, die Trauerschmerz verursachen, nicht die Liebe selbst...

    Das Leiden an Trauer erscheint genau dann, wenn Anhaftung zum Festhalten wird und vermindert sich, wenn Anhaftung in den Zeitläufen des Körperlichen (Skandha) erkannt und weiter vermindert werden, damit Mitgefühl mit dem eigenen körperlichen und dem der Grund der Trauer ist zu vermindern.

    Trauer ist ein Weg zur Befreiung hin zu Mitgefühl mit den eigenen Gefühlen. Gefühle sind Tatsachen und die muss man hinnehmen, doch sich ihnen nicht unterwerfen.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Das sehe ich genauso wie Du, Anna. Aber ich habe ihn ja "gehen" lassen. Ganz im Gegenteil, ich habe sogar seinen Wunsch respektiert, nicht ins Krankenhaus zu wollen, aber die Hausärztin hat den Rettungsdienst gerufen, und der hat meinen bereits verstorbenen Mann "gezwungen" mit künstlicher Beatmung 5 Tage im KH zu liegen, obwohl er ohne gar nicht selbsttätig geatmet hätte. Die haben die Patientenverfügung gar nicht beachtet. Für mich war er 5 Tage zuvor gestorben. Als ich fragte, wann sie das abstellen wollen, hat die Pflegerin geantwortet "das ist Mord".


    Nein, das ist kein Anhaften, was ich erlebe. Ich weiß, er ist gut aufgehoben, ihm geht es gut bzw. Alles ist vorbei und still.

    Nur wenn ich an ihn denke oder von ihm spreche, tut es noch etwas weh, aber mir fallen auch schon viele lustige und viele schöne Momente ein.


    Ehrlich gesagt, ist es mir auch reichlich egal, ob strenge Buddhisten lieber nicht anhaften, um nicht in Gefahr zu schweben, sie liebten wohl nicht richtig.


    Die Umstellung in meinem Leben in meinem Alter mit der gesamten wunderbaren "Scheiß-Technik" und dem Besitz von Haus und Garten haben mich dieses zusehends mürbe gemacht.


    Ja, natürlich bin ich da nicht gelassen genug. So what ...

    Sorry

    _()_ :heart:

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • aber die Hausärztin hat den Rettungsdienst gerufen, und der hat meinen bereits verstorbenen Mann "gezwungen" mit künstlicher Beatmung 5 Tage im KH zu liegen, obwohl er ohne gar nicht selbsttätig geatmet hätte. Die haben die Patientenverfügung gar nicht beachtet. Für mich war er 5 Tage zuvor gestorben. Als ich fragte, wann sie das abstellen wollen, hat die Pflegerin geantwortet "das ist Mord".

    Das ist aber die echte Sauerei, Monika, das System verdient die Fette Kohle durch den Tod, kaum zu fassen. Echt die verrückte Welt, wo wir leben. Ich hatte echt fast geweint, als ich das ganze gelesen hatte. Hier egal welche Wörter wären fehl am Platz. Ich sende dir die Liebe. Herzlich. LG. :heart: :heart: :heart:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Eines wird mir klar, es gibt Ärzte, denen wünsche einen genauso schrecklichen Tod wie sie anderen in ihrer Dummheit gönnen. Anderen Ärzten genauso liebevolle Hände wie sie zeigen.

    Es ist entweder Anfang oder Ende.

    Kein Vergehen oder Entstehen, dazwischen ist genießen.

  • Nicht weit verbreitet in unser Kultur.

    Andere Kulturen achten hier evtl.

    selbstverständlicher drauf.

    Allein schon weil ‚ unser‘ Luxusleben der Voll-Versorgung in Deutschland gegeben ist und in vielen Ländern fehlt.


    Allein die Vorstellung, alleine (er-/) leben zu müssen, sich,

    Selbst zu versorgen löst bei vielen Menschen schon Unwohlsein aus, während Andere es nachvollziehen.


    Es geht also.


    Ein Grund mehr intensiver zu praktizieren, sich zu üben, zu überprüfen, gar Nonne, Mönch werden zu wollen oder prüfen, versuchen in dieser täglichen Disziplin

    zu (er-/) leben.

    Möglicherweise weil Empfindungen erlebt aber nicht mehr erlitten werden


    Darüber zu reflektieren weshalb ein Wert, eine Empfindung im Moment so hoch angesetzt wird während die gleiche Empfindungen, zu einer anderen Zeit erfahren,

    lange verblast ist.


    Der Buddha ging fort.

    Fort von Wohlstand und Familie, zog in die Hauslosigkeit und lehrte dies bis zum Schluss seinen Anhängern.



    In Metta🙏

    Einmal editiert, zuletzt von Numisatojama ()

  • Ist das leidhaft?

    Sehr abstrakt :)

    Ist diese Vergänglichkeit wirklich leidvoll?

    Sie ist es.

    Doch nicht die Vergänglichkeit, die wir beobachten können, sondern was wir daran beobachten können.

    Es ist November. Mittlerweile ist es kalt geworden. Es fröstelt mich. Ich muss das warme Wetter aufgeben. Das ist leidvoll. Kommt der Sommer wieder, habe ich noch zu dicke Jacken an und es ist mir zu warm. Das ist leidvoll.

    So geht das immer weiter.

  • Hallo, liebe(r) Dharma Floss ,

    vielen Dank für deinen Beitrag! :) _()_


    Ist diese Vergänglichkeit wirklich leidvoll?

    Sie ist es.

    Doch nicht die Vergänglichkeit, die wir beobachten können, sondern was wir daran beobachten können.

    Du differenzierst die Frage etwas aus, aber mir ist nicht klar, worauf du genau hinauswillst und inwiefern uns das weiterbringt... :?

    Es ist November. Mittlerweile ist es kalt geworden. Es fröstelt mich. Ich muss das warme Wetter aufgeben. Das ist leidvoll. Kommt der Sommer wieder, habe ich noch zu dicke Jacken an und es ist mir zu warm. Das ist leidvoll.

    Die Frage der angepassten Kleidung dürfte ein leicht lösbares Problem darstellen... ;)


    Schwieriger sind da schon die aufkommenden Assoziationen und Bewertungen, mit den daraus resultierenden Gefühlen - meintest du das?

    November = Zeit des Vergehens, Verfallens, des Sterbens, der Trauer, ....

    Man muss den Sommer, das Werden, das "blühende Leben", die Wärme, ... los-lassen (und übersieht dabei, dass im Sommer oft noch viel mehr vergeht , u.a., weil mehr entsteht, als im Herbst/Winter).

    So geht das immer weiter.

    Es geht ja darum, sich der Vergänglichkeit aller gestalteten Dinge, aller geborenen und geschaffenen Gebilde, bewusst zu sein, sie zu durchdringen, was zunächst zwangläufig mit dem Verstand versucht wird.

    Dieser wird aber letztendlich nicht ausreichen, um dieses Daseinsmerkmal "Anicca ", welches mit den anderen beiden Daseinsmerkmalen "Dukkha" und "Anatta" zusammenhängt, in seiner Tiefe ganz zu erfassen und damit das Leiden daran aufzulösen.....


    Nachdem Buddha Shakyamuni gestorben war, zeigte sich, wer von seinen Mönchen schon so weit war und wer nicht:



    "[224] Als der Erhabene erloschen war, haben da gar manche Mönche, von Verlangen nicht genesen, die Hände klagend gerungen, sind wie gebrochenen Fußes hingestürzt, herangeschwankt und hinweggeschwankt: "Allzu bald ist der Erhabene zu erlöschen gekommen, allzu bald ist der Willkommene zu erlöschen gekommen, allzu bald ist das Auge der Welt dahingeschwunden!"

    Die aber da Mönche waren von Verlangen genesen, die haben hierbei klar bewußt ausgeharrt: "Erscheinung vergeht - wie wär's auch anders möglich (*51)."

    Da hat nun der ehrwürdige Anuruddho sich an die Mönche gewandt:

    [225] «Genug, ihr Brüder, seid nicht traurig, lasset die Klage: hat denn das nicht, ihr Brüder, der Erhabene vorher schon verkündet, daß eben alles, was einem lieb und angenehm ist, verschieden werden, aus werden, anders werden muß? Woher könnte das hier, ihr Brüder, erlangt werden, daß was geboren, geworden, zusammengesetzt, dem Verfall unterworfen ist, da doch nicht verfallen sollte: das gibt es nicht. .........."


    (Palikanon, Digha Nikaya 16.6.11)



    Es geht also immer (wieder) darum, von der "Krankheit" des Verlangens, der Begierde (Tanha), zu "genesen", dass etwas anders sein soll, als es nun mal ist.

    Leichter gesagt, als praktiziert.....


    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


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  • Du differenzierst die Frage etwas aus, aber mir ist nicht klar, worauf du genau hinauswillst und inwiefern uns das weiterbringt... :?

    Genau, ja.

    Ob uns das weiterbringt, kann ich Dir nicht sagen.

    Mir geht es um die Differenzierung zwischen den Konzepten und dem Erlebten.

    Es ist nicht die Veränderung selbst, die Leid mit sich bringt, sondern es sind einzelne Phänomene, die aus meiner Sicht konkret Leid erfahren lassen, wenn wir sie in einer bestimmten Weise wahrnehmen und bewerten.

    Der Kreislauf der Jahreszeiten ist Veränderung, aber als solche noch kein Leid.

    Leid ist das Resultat der gemachten Erfahrung.

    Kälte ist kein Leid, aber wenn ich Kälte als das wahrnehme, was mich frieren lässt, dann empfinde ich Kälte als leidvoll. Vielleicht friere ich, weil ich nicht genügend Geld für Kleidung habe, dann empfinde ich meine soziale Situation als leidvoll.

    Kommt der Sommer und ich empfinde leid durch die Hitze, dann empfinde ich Hitze als leidvoll.

    Vielleicht fühle ich, dass die Ursache für Hitze an der unpassenden Kleidung liegt. Dann ärgere ich mich, dass ich diese Kleidung gekauft oder angezogen habe und empfinde Leid.

    Nun bin ich allerdings nicht der große Denker und kann nur meine kleine erfahrungsbezogene Welt weitergeben und ich habe heute schon in einigen Diskussionen lernen dürfen, dass die buddhistische Übungspraxis manchmal zu ähnlichen Anhaftungen führt wie bei anderen Weltanschauungen, einschließlich der Distanzierung von anderen Individuen, unheilsame Rede und Gedanken und dem Anhaften an Bilder, die einen selbst als erfahren, gebildet, erleuchtet, konzeptionslos erscheinen lassen. Leider kann ich damit nicht dienen und nur meinen kleinen persönlichen Erfahrungsschatz niederschreiben. Manche können schon mit direkten Erleuchtungszuständen aufwarten.


    Die Frage der angepassten Kleidung dürfte ein leicht lösbares Problem darstellen... ;)


    Schwieriger sind da schon die aufkommenden Assoziationen und Bewertungen, mit den daraus resultierenden Gefühlen - meintest du das?

    November = Zeit des Vergehens, Verfallens, des Sterbens, der Trauer, ....

    Man muss den Sommer, das Werden, das "blühende Leben", die Wärme, ... los-lassen (und übersieht dabei, dass im Sommer oft noch viel mehr vergeht , u.a., weil mehr entsteht, als im Herbst/Winter).

    Die angepasste Kleidung ist ein leicht lösbares Problem. Diese Aussage würde ich unterschreiben. Das können wir, weil wir wohlhabend sind. Ein Blick in Slums, in Kriegsgebiete wie Gaza oder Ukraine, dort ist das Problem nicht einfach lösbar.


    Wie Du sagst, was ist die Folge von Erfahrungen, die ich im Winter mache und welche Faktoren bedingen, dass ich überhaupt Erfahrungen mache.


    Es geht ja darum, sich der Vergänglichkeit aller gestalteten Dinge, aller geborenen und geschaffenen Gebilde, bewusst zu sein, sie zu durchdringen, was zunächst zwangläufig mit dem Verstand versucht wird.

    Dieser wird aber letztendlich nicht ausreichen, um dieses Daseinsmerkmal "Anicca ", welches mit den anderen beiden Daseinsmerkmalen "Dukkha" und "Anatta" zusammenhängt, in seiner Tiefe ganz zu erfassen und damit das Leiden daran aufzulösen.....

    Da stimme ich zu.


    Es geht also immer (wieder) darum, von der "Krankheit" des Verlangens, der Begierde (Tanha), zu "genesen", dass etwas anders sein soll, als es nun mal ist.

    Leichter gesagt, als praktiziert.....

    Leichter gesagt, als praktiziert....

    warum? Weil es Konzepte sind und Beschreibungen, die uns durch andere Menschen mitgeteilt wurden. Deswegen sitzen wir in einem Spalt zwischen fremden Beschreibungen und eigenen Erfahrungen. Erfahrungen, die wir gar nicht kommunizieren können. Gerade weil wir das nicht können, bedienen wir uns der vom Buddha erdachten Konstrukte, weil wir durch sie eine Kommunikationsbasis mit anderen Menschen haben, die sich ebenfalls dieser Konstrukte bedienen.

    Ich wittere schon den Aufstand er Erleuchteten, dass sie ihre Konstrukte aus ihrer DNA geschannelt haben und niemals, wirklich niemals durch die Lehre des Buddha bedingt wurden.

    Kann man überhaupt einer Lehre folgen, ohne von ihr bedingt zu werden?

  • Es ist November. Mittlerweile ist es kalt geworden. Es fröstelt mich. Ich muss das warme Wetter aufgeben.

    Das erinnert mich an das griechische Märchen von den zwölf Monaten. Eine arme alte Frau wird beim Laubsammeln von zwölf merkwürdigen Jünglingen angesprochen:


    Die mißmutige Nachbarn kriegt das mit, und versucht ihr Glück:


    Was mir aufgefallen ist, dass das kalte Wasser auf den Straßen wunderschöne Reflexionen macht ( so der super Photograph bin ich nicht)


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.


    So toll kann das kein anderes Monat.

  • Ah, jetzt verstehe ich, warum ich einen Sack Gold zuhause hab :rofl: :erleichtert:

    Er steht neben dem halbvollen Glas. Unser Leiden entsteht auch durch unser Glück. Wir haben so viel Freude an Dingen, die wir nicht brauchen. Wenn wir sie nicht bekommen, sind wir frustriert, wenn wir sie haben, helfen sie uns nicht weiter, und wenn wir sie verlieren und wir uns von ihnen trennen müssen, erfahren wir leid. Als mir der Fernseher neulich auf den Fuß gefallen ist, war das auch leidvoll, mehr für mich als für den Fernseher.

    Wir leben im Wohlstand, andere Menschen in armen Ländern würden denken, wir leben im Paradies. Trotzdem sind wir unzufrieden.

  • Ah, jetzt verstehe ich, warum ich einen Sack Gold zuhause hab :rofl: :erleichtert:

    Er steht neben dem halbvollen Glas. Unser Leiden entsteht auch durch unser Glück. Wir haben so viel Freude an Dingen, die wir nicht brauchen. Wenn wir sie nicht bekommen, sind wir frustriert, wenn wir sie haben, helfen sie uns nicht weiter, und wenn wir sie verlieren und wir uns von ihnen trennen müssen, erfahren wir leid. Als mir der Fernseher neulich auf den Fuß gefallen ist, war das auch leidvoll, mehr für mich als für den Fernseher.

    Wir leben im Wohlstand, andere Menschen in armen Ländern würden denken, wir leben im Paradies. Trotzdem sind wir unzufrieden.

    Wer wir? Ich glaube, Du trägst Eulen nach Athen ;)

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • So toll kann das kein anderes Monat.

    Da sieht man sogar, welche Freude verzerrte Realität erzeugen kann ....

    Es gibt buddhistische Gedichte, in denen die samsarisches Existenz als ein Greifen nach der Reflexion des Mondes in einem See beschrieben wird. Man greift nach etwas, was ganz wo anders ist.


    Das drückt auch das Foto aus. Eine vergängliche, leidhafte Welt voller banaler Dinge, die dann durch Reflexionen und Licht eine schwirrende Illusion von Schönheit erzeugt. Aber wenn man danach greifen würde wäre nichts dahinter als Regen und Asphalt und Licht. Leider bin ich wie gesagt kein guter Fotograf und meine Kamera ist noch lausiger.

  • Das drückt auch das Foto aus. Eine vergängliche, leidhafte Welt voller banaler Dinge, die dann durch Reflexionen und Licht eine schwirrende Illusion von Schönheit erzeugt. Aber wenn man danach greifen würde wäre nichts dahinter als Regen und Asphalt und Licht.

    Witzig, einen ähnlichen Gedanken hatte ich als ich folgendes Foto gemacht habe.


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

  • Lieber void ,

    also ich finde dein Foto sehr gelungen, es hat mich direkt angesprochen, weil es die Schönheit von eigentlich eher (zumindest von mir, als "Naturfreund", so bewertetem ;) ) "Unschönem" demonstriert und deinen Sinn dafür... _()_ :heart:


    Erinnert mich an die Zeile aus Reinhard Meys Lied "Über den Wolken":

    "...In den Pfützen schwimmt Benzin, schillernd wie ein Regenbogen..."


    (Von wegen "Igitt, was für eine Umweltverschmutzung!"... :) )

    ...schwirrende Illusion von Schönheit erzeugt. Aber wenn man danach greifen würde wäre nichts dahinter als Regen und Asphalt und Licht.

    So ist es. Aber man braucht ja nicht danach zu greifen, sondern kann sich "einfach nur erfreuen" - ohne Anhaftung.

    In dieser Weise "bewältigt" man letztlich auch die Vergänglichkeit....


    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


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  • Es gibt buddhistische Gedichte, in denen die samsarisches Existenz als ein Greifen nach der Reflexion des Mondes in einem See beschrieben wird. Man greift nach etwas, was ganz wo anders ist.

    Der indische Meister Candrakirti benutzt diese Bild, um die Situation der Lebewesen in Samsara zu charakterisieren:


    "und das [ das Bewusstsein des Bodhisattvas auf der 1.Bhumi] die Lebewesen betrachtet wie den Mond in sich kräuselnden Wasser, flüchtig und leer von inhärenter Existenz."


    Hier benutzt Candrakirti die Analogie des Mondes, um zwei Situationen zu verdeutlichen:

    • der Bodhisattva auf der 1.Bhumi hat eine Erkenntnis der subtilen Unbeständigkeit der Lebewesen und sieht, dass die Lebewesen selbst diese nicht erkennen und deshalb an Beständigkeit festhalten und dadurch ihr Leiden vermehren.
    • der Bodhisattva auf der 1.Bhumi hat eine Erkenntnis der Leerheit von inhärenter Existenz der Lebewesen, die Lebewesen selbst erkennen diese aber nicht und sind deshalb dem Leiden ausgesetzt.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Ah, jetzt verstehe ich, warum ich einen Sack Gold zuhause hab :rofl: :erleichtert:

    Ich kein Gold zuhause. Aber eine liebe Frau. (nebst unwichtigem Geraffel)

    "Setz dich, Freund und trink einen Tee."

  • Das drückt auch das Foto aus. Eine vergängliche, leidhafte Welt voller banaler Dinge, die dann durch Reflexionen und Licht eine schwirrende Illusion von Schönheit erzeugt. Aber wenn man danach greifen würde wäre nichts dahinter als Regen und Asphalt und Licht.

    Das Gaukel-Spiel, wenn es mir erlaubt wüdre, das kleine Zitat ( Zen, Worte großer Meister, Diogens-Verlag):


    Die Substanz des Geistes.


    Die Substanz deines Geistes ist jenseits von Vernichtung und jenseits von ewigen Dauer; sein Wesen ist weder befleckt noch rein. In seiner Stille und Vollkommenheit ist er in gewöhnlichen Menschen und in Weisen gleich; er reagiert frei, jenseits aller Konventionen. Alle Reiche der Existenz und alle Sein S Zustände sind nicht anderes als die Manifestationen deines eigenen Geistes-haben der Mond, der sich im Wasser spiegelt, oder die Bilder, die der Spiegel reflektiert, einen Ursprung und ein Ende?

    Wenn du dies tatsächlich erkannt hast, dann bist du gerüstet. Warum haben die Weisen eine spirituelle Präsenz manifestiert, die sie als Beispiel vorweisen können? Warum haben sie unzählige verwirrende Aussprüche getätigt? Einfach nur, um den grundlegenden Frieden des Hauptteils der Wirklichkeit zu illustrieren und eine Rückkehr zur Wurzel zu bewirken.


    Shitou

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Vielen Dank, Dharma Floss , für deine Konkretisierung im Beitrag #34, jetzt verstehe ich besser, was du meintest. :) _()_

    Ah, jetzt verstehe ich, warum ich einen Sack Gold zuhause hab :rofl: :erleichtert:

    Er steht neben dem halbvollen Glas. Unser Leiden entsteht auch durch unser Glück. Wir haben so viel Freude an Dingen, die wir nicht brauchen.

    Ob man das Glas als halbvoll oder halbleer betrachtet ist wohl - weitgehend - Charaktersache, aber auch stimmungsabhängig. Für depressiv Verstimmte ist das Glas nicht nur halbleer, sondern sie sehen schon die kommende gänzliche Leere vor sich....



    Leiden durch "Glück" und Dinge, an denen wir - eine Weile - Freude haben, geschieht ja wiederum aufgrund der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit, weil eben alles flüchtig ist, besonders Gefühle und Gedanken. (Und wären sie es nicht, wär's noch übler...)


    Verliert man die Freude oder erleidet Verlust, wird häufig direkt versucht, "Ersatz" zu bekommen, obwohl klar ist, dass dies auch nicht auf Dauer befriedigt:


    Niemals

    Damit erklärt sich auch das Folgende:

    Wir leben im Wohlstand, andere Menschen in armen Ländern würden denken, wir leben im Paradies. Trotzdem sind wir unzufrieden.

    Zudem: Wer viel besitzt, hat auch viel zu verlieren....


    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

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  • Hallo, lieber Helgo ,

    vielen Dank für deine Beiträge! _()_ :heart:

    Mir hilft die buddhistische Gedankenwelt mit dem Veränderlichen und Unvermeidlichen umzugehen, auch mit dem Alter und manchem Verfall (und auch den neuen Freuden: z.B. die Vögelchen hier am Haus zu füttern

    Hört sich an, als kämest du ganz gut zurecht, aber "buddhistische Gedankenwelt" klingt eher nach intellektueller Beschäftigung mit buddhistischen Weisheiten, als nach buddhist. Praxis. Oder irre ich mich?


    - - - aber immer gibt es noch Dinge, deren "Veränderlichkeit" ich für mich nicht wahrhaben will/kann... da mag ich um Himmelswillen keine "Einsicht in die Vergänglichkeit" aufbauen :nosee:

    Das geht wohl vielen so, manche Dinge sind so grausam, dass man sie "auf die Seite schiebt" (bis sie "dran" sind).



    Wahre Einsicht sollte ja eigentlich "befreien", aber der Weg dahin ist nicht leicht.


    Im Dhammapada (113) heißt es:


    "Mehr wert als hundert Jahr' das Auf und Ab nicht sehen,

    Ist ein Tag, wenn du schaust das Werden und Vergehen."


    Ich denke immer, dass sich diese Erkenntnisse ganz allgemein auf grundsätzliche Tatsachen beziehen, wie die Welt, Samsara, beschaffen ist - Wachstum und Verfall sind ihre wahre Natur.


    Das lässt sich begreifen, verstehen und -scheinbar- akzeptieren.

    Wehe aber, wenn es konkret wird und einen selbst oder geliebte Wesen direkt betrifft....


    --------


    So trauerte sogar der weise Ananda, schon vor des Buddhas Tod - trotz Stromeintritt und jahrelanger Belehrungen durch den Buddha selbst:


    ......."Wo ist wohl, ihr Mönche, Anando

    «Es ist, o Herr, der ehrwürdige Anando in das Schutzhaus getreten; den Türkopf umklammernd steht er weinend daran: "Wie muß ich kämpfen, ach, muß da noch ringen: und es geht mir der Meister nun zur Erlöschung hin, der sich meiner erbarmte!"».........


    ......sprach nun der Erhabene also:


    «Genug, Anando, sei nicht traurig, lasse die Klage: hab' ich denn das, Anando, nicht vorher schon verkündet, daß eben alles, was einem lieb und angenehm ist, verschieden werden, aus werden, anders werden muß? Woher könnte das hier, Anando, erlangt werden, daß was geboren, geworden, zusammengesetzt, dem Verfall unterworfen ist, da doch nicht verfallen sollte: das gibt es nicht. Lange hindurch hast du, Anando, dem Vollendeten mit liebevoller Tat gedient, freundlich, zartfühlend, unverhohlen, unbegrenzt, mit liebevollem Worte gedient, mit liebevollem Geiste gedient, freundlich, zartfühlend, unverhohlen, unbegrenzt. Gutes getan hast du, Anando; schaffe rüstig weiter: bald wirst du frei vom Wahne sein. .........."


    (Digha Nikaya 16.5.6)


    Klingt sogar fast ein bisschen nach Selbstmitleid, was Ananda da zu sich spricht... :?



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

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    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Hallo, lieber mukti , vielen Dank für deinen Beitrag! _()_ :heart:

    Wenn man nur vollkommen einsehen würde dass es keinen Sinn macht an etwas festzuhalten weil es doch vergehen muss, wäre das die vollkommene Befreiung.

    Diesen "Stoßseufzer" kann ich nur allzu gut nachvollziehen....


    Seit Kindertagen liebe ich Tiere und habe im Laufe der Jahre sehr viele Haustiere geliebt, beherbergt, gepflegt und schließlich begraben müssen, zuletzt, vor 2 Jahren, unseren 4. Hund.

    Jedesmal traf erneut der Schmerz des Loslassen-Müssens, trotz des Wissens um die Vergänglichkeit und des Vorsatzes, sich diesmal nicht so emotional an das Tier zu binden... :shrug:


    Wenn Mitleid noch eine Rolle spielt, man sich innerlich wehrt gegen das Leiden des geliebten Wesens, erhöht dieser Widerstand natürlich auch den Schmerz.


    Und so ist es wohl auch der innere Widerstand, die Ablehnung der Vergänglichkeit an sich, die das Leiden darunter verstärkt.


    Ein Problem ist, dass man das verdrängt und nicht einsehen will

    Ich glaube, man würde es schon gerne "einsehen", aber, wie void schon schrieb:

    Das Hauptproblem wenn man sich Anicca vergegenwärtigt ist, dass es einen traurig macht und mit Angst erfüllt. Und Angst lähmt einen und führt zu festklammern. On daher vermeidet und verdrängt man das, wenn immer es geht.

    Wer will schon Angst und Traurigkeit spüren, wenn es - anscheinend - noch gar nicht "soweit" ist, Abschied nehmen zu müssen?


    Das Sinnesglück scheint näher und leichter zu erlagen als das viel größere Glück der Loslösung.

    Zum Sinnesglück gehört im Buddhismus ja auch das Denken...Und was bleibt einem übrig, als sich z.B. (gute) Gedanken zu machen über den Buddhadharma (und diese ggf., wie hier im Forum, zu teilen), wenn man sich noch auf dem Weg befindet?


    Nur "üben, üben, üben" wie Ayya Khema es wiederholt betonte, ist heutzutage schwerer durchzuführen, u.a., wegen der schier unendlichen Ablenkungs- und Zerstreuungsmöglichkeiten.

    Manchmal ist es ziemlich anstrengend, dranzubleiben.

    Da hilft es schon sehr, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen...



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart:

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  • Das Sinnesglück scheint näher und leichter zu erlagen als das viel größere Glück der Loslösung.

    Zum Sinnesglück gehört im Buddhismus ja auch das Denken...Und was bleibt einem übrig, als sich z.B. (gute) Gedanken zu machen über den Buddhadharma (und diese ggf., wie hier im Forum, zu teilen), wenn man sich noch auf dem Weg befindet?

    Wenn das Denken eine tiefgründige Betrachtung oder Kontemplation über Themen des Dharma auslöst, ist es nicht nur ein Ansammeln und Austauschen von Wissen finde ich. Es trägt dann zur Entwicklung von Sammlung und Weisheit bei.

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    ("Rudere, rudere.....dein Boot sanft den Fluss hinunter.....Fröhlich, fröhlich, fröhlich - das Leben ist aber (nur) ein Traum....")



    Eine (Schein-) Lösung?!


    Vergänglichkeit hat ja sehr viele Aspekte, mit manchen kommt mancher besser zurecht, als mit anderen...


    Werden die Beiden ihre Augen öffnen, wenn das Boot leckschlägt, ein Wasserfall in der Ferne rauscht oder der Partner aus dem Boot fällt? :eek:


    Verträumen/verschlafen Hase und Fuchs ihr Leben ?

    (Schon J.W.v. Goethe bemerkte: "...Beseligen kann nur die Wirklichkeit. Der Traum zerstiebet so wie Schaum...")

    Oder befinden sie sich in einem meditativen (Samadhi -) Zustand? ^^


    Einschlafen und Erwachen haben eines gemeinsam: Beides geschieht, kann nicht gemacht werden (nur die Voraussetzungen kann man schaffen).


    So oder so: Die Landschaft, die (Jahres-) Zeiten ziehen vorüber....


    Wünsche euch eine besinnliche Adventszeit!


    Liebe Grüße, Anna :heart: _()_ :)

    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

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