Zen-Priester unter Missbrauchsverdacht

  • Vielleicht bedeutet endgültiges Erwachen auch, das Konzept des 'endgültigen Erwachens' loszulassen...
    In letzter Zeit denke ich bei Erwachen immer öfter an die versprochenen Spielzeuge aus dem Lotus-Sutra.

  • Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Du beschreibst es ja so, dass er mit diesem Dämon gerungen hat (also 1.)
    Wenn man selbst missbraucht wurde, dann weiß man doch am besten was dadurch verursacht wird und wird sich zumindest nicht permanent selbst hinters Licht führen können dass doch alles in Ordnung ist.


    Ich denke, das kann man dann, wenn man sich seinem Schmerz gestellt hat und das geht wohl nur, wenn die Situation richtig eingeordnet hätte werden können.
    Aus seiner Erzählung erschließt sich aber, dass er den eigenen Missbrauch für sich umgedeutet hat. Typisch für Kinder, wenn sie aus einem lieblosen Elternhaus kommen und einsam sind. Und typisch für den Missbrauchenden, der den Missbrauch als Zärtlichkeit verkauft und das Opfer verwirrt, um es zum einen gefügig zu machen und zum anderen die Taten vor sich selbst schönzureden. Er hat also 1:1 wiederholt, was ihm angetan wurde.


    Die größte Katastrophe war also die Konfusion. Ich vermute, hätte Döring das verorten können, was ihm angetan wurde, hätte er Verbündete und Unterstützer gehabt, dann hätte er Mitgefühl mit sich selber entwickeln können, und die Wahrscheinlichkeit selber zum Täter zu werden, wäre geringer gewesen.


    verstehe... bist Du auch der Meinung er war tatsächlich in der Lage sich absolut von dem durch ihn hervorgerufenen Leid abzuschotten?
    Und falls ja: meinst Du die Reue, die er jetzt vor Gericht zeigt ist zumindest teilweise "echt", oder nur die Show, die ihm sein Anwalt auferlegt hat?
    Ich kann mich da nur Deinen Worten anschließen: Ich bin froh, dass bis jetzt nie so viel zusammen gekommen ist, dass ich andere Menschen derart verletze, bzw. nie so verletzt wurde, dass ich einen Teil von mir verbannen hätte müssen.
    Fällt mir wirklich schwer, mich in das hier beschriebene Szenario hinein zu versetzen. Ich kann mich da höchstens oberflächlich heran tasten, aber es bleibt unnachvollziehbar.

  • Die Texte des Buddhismus haben mich gerettet, nicht vor diesen Greul sondern davor an mir zu verzweifeln, nicht mit gleicher Münze zurückgezahlt zu haben wie ich das bis heute sehr oft gewollt habe. Mein Wille hat nicht gesiegt! Egal was jemand als Person anstellt: Die Würde des Menschen ist und bleibt für mich unantasbar. Immer wenn ich Personen getroffen habe, nicht gerade selten, greif ich sie an oder geh einfach wenn es mir aus Überlbenswichtiger Sicht möglich ist. Mein Leben als Mensch ist mir wichtiger als das jeder Person, egal ob mein Ego oder irgendein anderes.
    Warum hat er das nicht erkannt und gelebt was ich schon mit 13 genau wusste? Andererseits, bin ich tausende von Leben lang ein Idiot gewesen, ein Habenichts und Dummkopf, wer will das schon sein.

  • Vielleicht sollte man, statt nach den Problemen zu fragen die sich scheinbar in einer Einzelperson konzentrieren, danach fragen, welche Strukturen es ermöglichen, dass solche Dinge nicht verhindert werden und sich andauernd wiederholen. Bei der Vielzahl solcher Fälle, die wir inzwischen kennen, fallen einem doch immer häufiger die immer gleichen Verhaltensweisen der Beteiligten auf. Bei denen geht es garnicht so sehr um 'Buddhismus' sondern um ganz normale Formen der Verdrängung, der Skrupellosigkeit, der Scham, Dummheit, Selbstüberschätzung, Narzissmus usw. Täglich grüßt das Murmeltier.

  • Der Unbuddhist:


    Lesenswerter Artikel. Danke. Allerdings auch hier (finde ich) teilweise wieder das Verwechseln von Form ('Sex-Skandal') und Inalt (ideologisch-institutionell begünstigter Machtmissbrauch) und damit ein bisschen hinter seine eigenen Erkenntnissen zurückbleibt.


    P.S. Vielleicht wäre es gut, den Artikel in einen eigenen thread zu stellen und dort gesondert zu diskutieren?

    Einmal editiert, zuletzt von Useless ()

  • Axel:

    Lesenswerter Artikel. Danke. Allerdings auch hier (finde ich) teilweise wieder das Verwechseln von Form ('Sex-Skandal') und Inalt (ideologisch-institutionell begünstigter Machtmissbrauch).


    Hi Axel, Danke.


    Betreffend Form und Inhalt. Mir geht es eher um die Unterscheidung Einzelperson gegenüber Struktur in der möglich wird, was die Einzelperson tut. Oder besser gesagt, Person als Erscheinung einer Struktur. Die Verantwortlichkeiten verteilen sich dann anders. Solange man nur von der Einzelperson ausgeht, können sich gewisse Institutionen leicht rausreden, damit nichts zu tun zu haben. Wenn man es strukturell betrachtet verändert sich das. Ich würde dabei auch Wert darauf legen, von Verantwortung zu reden und nicht von Schuld. Dieser Gedanke führt aber nicht dazu, das was Genpo D. getan hat zu relativieren. Er hat sich dafür zu verantworten. Er hat allerdings auch die Chance sich zu rehabilitieren. Dazu ist unser Rechtssystem so gebaut wie es gebaut ist.

  • Der Unbuddhist:

    Betreffend Form und Inhalt. Mir geht es eher um die Unterscheidung Einzelperson gegenüber Struktur in der möglich wird, was die Einzelperson tut. Oder besser gesagt, Person als Erscheinung einer Struktur. Die Verantwortlichkeiten verteilen sich dann anders. Solange man nur von der Einzelperson ausgeht, können sich gewisse Institutionen leicht rausreden, damit nichts zu tun zu haben. Wenn man es strukturell betrachtet verändert sich das.


    Das sehe ich genauso und das ist der gute Teil des Artikels. Aber manchmal scheint es in dem Artikel darum zu gehen, weitere 'Sex-Skandale' zu verhindern, statt die dahinterliegenden Strukturen anzuschauen, die eben nur im Einzelfall 'Sex-Skandale' verursachen, aber als Ergebnis des laufenden Geschäfts eben auch ganz andere 'Skandale'...

  • Axel:

    Aber manchmal scheint es in dem Artikel darum zu gehen, weitere 'Sex-Skandale' zu verhindern, statt die dahinterliegenden Strukturen anzuschauen, die eben nur im Einzelfall 'Sex-Skandale' verursachen, aber als Ergebnis des laufenden Geschäfts eben auch ganz andere 'Skandale'...


    Naja, der Schwerpunkt liegt halt schon bei Genpo D. und bei den sich wiederholenden Verhaltensweisen. Aber du hast Recht, der Sexskandal ist 'nur' ein Effekt der Strukturen in denen sich das abspielt.

  • Holzklotz:


    verstehe... bist Du auch der Meinung er war tatsächlich in der Lage sich absolut von dem durch ihn hervorgerufenen Leid abzuschotten?
    Und falls ja: meinst Du die Reue, die er jetzt vor Gericht zeigt ist zumindest teilweise "echt", oder nur die Show, die ihm sein Anwalt auferlegt hat?....


    Fällt mir wirklich schwer, mich in das hier beschriebene Szenario hinein zu versetzen. Ich kann mich da höchstens oberflächlich heran tasten, aber es bleibt unnachvollziehbar.


    Ich glaube ihm das. Ich glaube, dass sein Kartenhaus zusammengebrochen ist. Leider viel zu spät für die Opfer. :(
    Bis zu einer gewissen Grenze kann ich mich gut hineinversetzen. Die Struktur ist ja nichts, was ihm alleine eigen ist, sondern eine, die wir alle teilen. Die Fähigkeit derart abzuspalten hat jeder von uns. Ich vermute, das ist ein angeborener Überlebensmechanismus. In die Verwirrung kann ich mich bestens hineinversetzen, das kenne ich aus erster Hand. Nur habe ich bei allem immer das Glück gehabt, darüber sprechen zu können und damit die Dinge richtig einzuordnen. Es bleibt dennoch ein ewiger Kampf gegen die Verwirrung anzutreten, einen klaren Kopf zu behalten. Daher kann ich mir gut vorstellen, wie enorm schwierig es ist in einem solchen Fall, und wenn Sprachlosigkeit hinzukommt.


    Das führt zum Thema, wie so was verhindert werden kann.
    Ich glaube nicht, dass es jemals ganz verhindert werden kann. Ein paar Fälle vielleicht. Aber das genügt schon, um sich Gedanken zu machen.
    Machen sich die buddhistischen Organisationen da zu wenig Gedanken? Ich weiß es nicht. Aber sie sollten es, falls sie es nicht tun. Das Problem ist, dass alles auf freiwilliger und ehrenamtlicher Basis beruht. Wie sollte man Leute herkriegen, die sich um solche Fälle kümmern, die eine Anlaufstelle sein könnten? Ich meine, das benötigt Profis, nicht ein paar gutwillige Laien. Das kostet aber Geld. Wie soll das finanziert werden? Vielleicht müssten die Buddhisten eine anerkannte Religionsgemeinschaft werden und Steuergelder einziehen, um so was finanzieren zu können?


    Man kann das nicht den einzelnen Gruppen überlassen. Die sind zu sehr involviert. Das ist wie wenn man die Klärung des Missbrauch von Kindern durch eine Familienmitglied der Familie überlassen würde. Machen wir uns nicht vor. Wir Buddhis können gut daherreden und haben für alles kluge Sprüche und Textstellen parat, aber wir sind auch nur Menschen, die den üblichen Mechanismen unterworfen sind. Wir haben zwar den Anspruch alles zu durchschauen und alle Kreisläufe durchbrechen zu wollen, aber die Realität zeigt, dass wir das nicht wirklich können. Weil es eben kein Ende gibt. Und schon gar nicht gilt das für eine Gemeinschaft, die sich immer wieder neu zusammensetzt. Daher bin ich dafür, dass wir uns als erstes unser Versagen bewusst machen und bescheidener werden. Es ist die Hochmut der Religionsgemeinschaft, die uns im Weg steht. Vielleicht öffnet eine gewisse Demut als Religionsgemeinschaft die Tür dafür, sich säkulare Lösungsversuche anzusehen und davon zu lernen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    • Offizieller Beitrag
    Doris Rasevic-Benz:

    Das führt zum Thema, wie so was verhindert werden kann.
    Ich glaube nicht, dass es jemals ganz verhindert werden kann. Ein paar Fälle vielleicht. Aber das genügt schon, um sich Gedanken zu machen.


    Im Zuge der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche gab es ja einige Untersuchungen dazu. Auch wenn es in die Medien so rübergekommen ist, als wären es in der katholischen Kirche mehr Fälle als in der evangelischen und als wäre der religiöse Bereich mehr betroffen als der weltliche, hat sich das nicht bestätigt. Was rauskam, war dass es überall dort ein Problem gibt, wo Kinder Männern mit Autorität ausgeliefert sind, egal ob das jetzt in einem Sportverein ist oder in einer Kirche. Und dass es in so eine Situation sehr viel bringt, wenn man sich dann an jemanden wenden kann. Das waren auf jeden Fall die zwei Sachen, die ich mir gemerkt habe (leider kann ich da keine Quelle nennen)


    Ein wichtiger Punkt, um den Missbrauch von Autoritäspositionen zu beschränken, ist dass klar ist, was in solchen Positionen noch normal ist, und was schon seltsam. Und während es ja im Bezug auf den Sportverein ein verwurzeltes Gefühl für Normalität gibt, ist das bei so exotischen Religionen wie dem Buddhismus nicht der Fall. Wenn klar ist was Dokusan ist und was nicht, haette Eido Shimano dien Schutzraum nicht missbrauchen können. Gerade die Berufung auf "Crazy Wisdom" ist da total gefährlich, weil es ein Begründung ist Grenzen zu überschreiten.


    Gerade die Vielfalt buddhitischer Gruppen, und die Tendenz sich nicht als Kollegen zu sehen, sondern dass da jeder vor sich hinwurstelt und seinen eignen Stiefel macht, verhindert dass es soetwas wie eine gegenseitige Kontrolle von Lehrern gibt. In der Herkunftsländern hat der Buddhismus ja oftmals so eine geregelte und normierte Form, während hier ja viele Lehrern gibt, die sich als sehr indivduelle und unorthodox sehen. Aber an der katholischen Kirche kann man ja sehen, dass eine hierarchische Struktur ja, statt ein Korrektiv für individuelles Fehlverhalten zu sein, patriarchale und missbräuchliche Strukturen sogar decken kann.


    Für den tibtischen Bereich hat der Dalai Lama das Buch Zwischen Freiheit und Unterwerfung: Chancen und Gefahren spiritueller Lehrer-Schüler-Beziehungen angeregt. Der Sinn war es, klarzustellen, wie die traditonelle Lehrer-Schüler Bezihung im tibetischen Buddhismus ist, und wo diese in Personenkult und Missbrauchsstrukturen überzugehen drohen.


    Zitat

    Machen sich die buddhistischen Organisationen da zu wenig Gedanken? Ich weiß es nicht. Aber sie sollten es, falls sie es nicht tun. Das Problem ist, dass alles auf freiwilliger und ehrenamtlicher Basis beruht.


    Also soweit ich es verstanden habe, hatte die Rinazi-shu vor dem Skandal genau einen Tempel in Deutschland und jetzt schaut es so aus, als wären es bald 0. Es gibt keine Strukturen sondern nur mehr Grüppchen. Ich weiss jetzt nicht, wie das bei der Soto-Shu aussieht.


    Zitat

    Man kann das nicht den einzelnen Gruppen überlassen. Die sind zu sehr involviert. Das ist wie wenn man die Klärung des Missbrauch von Kindern durch eine Familienmitglied der Familie überlassen würde. Machen wir uns nicht vor. Wir Buddhis können gut daherreden und haben für alles kluge Sprüche und Textstellen parat, aber wir sind auch nur Menschen, die den üblichen Mechanismen unterworfen sind.


    Wie schaffen es eigentlich Frauen, dass sie so selten mal Kinder missbrauchen? Ich denek wenn es eine Regelung gäbe, dass nur Frauen spirituelle Lehrer sein dürften, wäre das Problem um 99% kleiner.

  • Doris Rasevic-Benz:

    ...Wir Buddhis können gut daherreden und haben für alles kluge Sprüche und Textstellen parat, aber wir sind auch nur Menschen, die den üblichen Mechanismen unterworfen sind. Wir haben zwar den Anspruch alles zu durchschauen und alle Kreisläufe durchbrechen zu wollen, aber die Realität zeigt, dass wir das nicht wirklich können. Weil es eben kein Ende gibt. Und schon gar nicht gilt das für eine Gemeinschaft, die sich immer wieder neu zusammensetzt. Daher bin ich dafür, dass wir uns als erstes unser Versagen bewusst machen und bescheidener werden. Es ist die Hochmut der Religionsgemeinschaft, die uns im Weg steht. Vielleicht öffnet eine gewisse Demut als Religionsgemeinschaft die Tür dafür, sich säkulare Lösungsversuche anzusehen und davon zu lernen.


    Da sollte man z.B. spätestens bei den Einführungskursen / -seminaren ehrlich zu den Interessenten sein und nicht das Blaue vom Himmel versprechen (vielleicht in der Hoffung, dass sie dann am Ball bleiben und schon selbst darauf kommen werden, dass Buddhismus/Meditation keine Selbstmedikation für psychische Defizite ist - vorrausgesetzt derenige der die Einführung macht glaubt nicht selbst an so etwas).
    Deshalb gefällt es mir auch, dass immer mehr Zen-Lehrer einen psychologischen Background haben. Da ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Leute den Mut fassen sich von Profis helfen zu lassen wenn es nötig ist.
    Ich mache selbst ein Mal im Monat eine Zen-Einführung und bekomme ja mit welche Hoffunungen an einen spirituellen Weg geknüpft werden. Meine Einstellung ist eher so, dass ich lieber gleich einen Dämpfer setze - egal ob ich damit den einen oder anderen Teilnehmer "vergraule". Wer trotzdem weiter machen will hat aber hoffentlich schonmal eine realistischere Ausgangsbasis.


    Die Idee mit der staatlich geförderten Religionsgemeinschaft mag mir gar nicht gefallen. Da würde ich lieber die bereits bestehenden Verknüpfungen beim Christentum abschaffen.

  • void:

    ...Für den tibtischen Bereich hat der Dalai Lama das Buch Zwischen Freiheit und Unterwerfung: Chancen und Gefahren spiritueller Lehrer-Schüler-Beziehungen angeregt. Der Sinn war es, klarzustellen, wie die traditonelle Lehrer-Schüler Bezihung im tibetischen Buddhismus ist, und wo diese in Personenkult und Missbrauchsstrukturen überzugehen drohen...


    Zwischen Freiheit und Unterwerfung
    https://studybuddhism.com/web/…eb_toc.html_42938963.html

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Void:

    Zitat

    In der Herkunftsländern hat der Buddhismus ja oftmals so eine geregelte und normierte Form, während hier ja viele Lehrern gibt, die sich als sehr indivduelle und unorthodox sehen. Aber an der katholischen Kirche kann man ja sehen, dass eine hierarchische Struktur ja, statt ein Korrektiv für individuelles Fehlverhalten zu sein, patriarchale und missbräuchliche Strukturen sogar decken kann.


    Hm. Hier zum Beispiel: Kakunen-Zen
    Gelübde auf die Ordensgrundsätze "Armut, Treue, Gehorsam"
    Diese Offene Weite hier ...zu leben, ist Ziel eines unabhängigen abendländischen Zen-Wegs
    Der Orden "Offene Weite" ist eine neue Konzeption im westlich-abendländischen Zen.
    Es entstand dort ein von Japan unabhängiger zen-buddhistischer Orden.


    Also wenn schon penetrant von Unabhängigkeit als Eigenmerkmal der Orga gesprochen wird,
    dann weiß ich woran ich bin. So psychologisch mein ich.
    Und dann hab ich auch noch nie was von "Armut, Treue und Gehorsam" als Grundsätze des Zen gehört, erinnert mich die Jesuiten, wie die Eigenbezeichnung "Prior" des Gründers.


    Zitat

    Wie schaffen es eigentlich Frauen, dass sie so selten mal Kinder missbrauchen? Ich denek wenn es eine Regelung gäbe, dass nur Frauen spirituelle Lehrer sein dürften, wäre das Problem um 99% kleiner.

    :like:


    Machtmissbrauch dagegen gibt es auch durch Frauen. Narzissmus ist ja auch im Westen generell weit verbreitet. "Buddhistische",- oder "Zen"-Attitüden können ihn vor dem Auge verbergen. Aber auch so ne Art Echauffieren mit Aspekten von Verbiegen, Überziehen und Zuspitzen macht mich misstrauisch.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Wie oft habe ich das Buch schon zum Nachlesen empfohlen, wenn es um das Thema "Lehrer im Vajrayana" ging. :roll:
    Ich habe den Eindruck, dass viele entweder Lehrer total ablehnen oder sich kritiklos unterwerfen.


    Das Lehrer–Schüler-Verhältnis ist ein sehr schwieriges Thema. Leider wird zu oft gemeint, dass der Gehorsam des Schülers gegenüber dem Lehrer von Null auf Hundert geschehen muss und sich auf alle Lebensbereiche bezieht. Der gesunde Menschenverstand wird ganz schnell ausgeschaltet. Die Gier ist übermächtig: Ich will alles und das jetzt!


    Dabei steht es genau drin, wie es laufen sollte: Nach langer, langer Selbstprüfung von beiden Seiten aus. Und natürlich ist es sachbezogen, und nicht-sexuell, und betrifft nicht die Entscheidung über die Farbe des Nagellacks, und verpflichtet nicht zum Erdulden und zum Ausschalten des Verstandes. Ein guter Lehrer wird dich auf dich selbst zurückwerfen. Darin sollen wir ihm gehorchen: schonungslose Selbsterforschung, Loslassen des letzten Widerstands gegen die eignen Verleugnungen und Illusionen. Dabei kann das gute Vertrauen zu einem Lehrer hilfreich sein, er kann uns die Angst davor nehmen, in die letzten Winkel unserer Person zu blicken. Denn das erfordert allen Mut der Welt. Weil er das schon hinter sich gebracht hat, ein Stück weiter ist, kann er die Tücken der Verdrängung, der Leugnung, der Lügen erkennen und uns darauf hinweisen, und uns durch sein Sein beweisen, dass es möglich ist und hilfreich für unser Leben. Darum geht es. Das muss auch erklärt werden, wieder und wieder. Das muss immer wieder durchdiskutiert werden.


    Stellen wir uns nur vor, Döring hätte so einen Lehrer gehabt, einen, der ihm seine Lügen nicht durchgehen lässt … Und dass was in ihm ungelöst war, konnte man sehen.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

    • Offizieller Beitrag
    Morpho:


    Hm. Hier zum Beispiel: Kakunen-Zen
    Gelübde auf die Ordensgrundsätze "Armut, Treue, Gehorsam"
    Diese Offene Weite hier ...zu leben, ist Ziel eines unabhängigen abendländischen Zen-Wegs
    Der Orden "Offene Weite" ist eine neue Konzeption im westlich-abendländischen Zen.
    Es entstand dort ein von Japan unabhängiger zen-buddhistischer Orden.


    Also ich finde am Zen ja großartig, dass da vieles nicht so ausformuliert ist sondern intuitiv und zwischen den Zeilen augedrückt wird. Aber gerade dass man nicht immer alles sagen muss, setzt ja einen geteilten Erfahrungshorizont vorraus. Aber genau das kann ja zur Quelle von ganz ärgerlchen Sachen werden.


    Da kann dann ja gerade die "Offene Weite" zur Projektionsfläche werden und als Einladung verstanden werden, all das was leer gelassen ist, vollzukritzeln.


    Je implizter die Inhalte sind, desto schwerer ist ja die Kommunikation. Von daher frage ich mich, ob da ein Buddhismus der statt poetisch zu schwingen alles ausformuliert, und der statt exotisch zu sein stinknormal und langweilig ist, nicht besser ist:


    "Komme zur Beton-Sangha für Stinknormalen Buddhismus: Hier gibt es weder exotische Geheimnisse noch charisamtische Lehrer. Statt dessen gibt es altbackene Auforderungen zur Ethik wie bei Eltern und wenn einem das nicht langweilig genug ist, meditieren wir auch noch."


    Aber eigentlich ist ja Zen so ultralangweilig und stinknormal gemeint. Die ganze Zen-Schlichtheit ist ja nicht als ätsthetischer Genuss gmeint sondern eher als das unprätentiös-öde und auch der "wahre Mensch ohne Rang und Namen" ist ja die Abwesenheit von allem, was was hermacht. Aber wenn was fremd ist, ist es ja imer gleich exotisch und schon dadurch Projektionsfläche.


    Villeicht ist das Positive an solchen Skandalen, die Enttöuschung und Desillusionierung die sie mit sich bringen. Also dass der Zen-Priester auch nichts grundlegend was anderes ist als der lokale Pfaffe und die gleichen Macken und Abgründe haben kann.

  • Doris Rasevic-Benz:


    Ich habe den Eindruck, dass viele entweder Lehrer total ablehnen oder sich kritiklos unterwerfen.


    Das ist nur eine Medaille und macht das Problem deutlich - wenn schon Lehrer-Schüler-Verhältnis, dann geht das nur, wenn die eine Seite führt und die andere folgt. Und wenn es da zu Streit und ähnlichem kommt, dann kannst du als Schüler dir einen anderen suchen.
    Der Lehrer hat das nicht nötig, denn da sind noch eine Menge, die ihm folgen.
    So wie es ist, ist es ein asymmetrisches, hierarchisches Verhältnis und in unserer Kultur fehl am Platze. Ich finde da andere Begriffe, die im Buddhismus ja ihren Ursprung haben, angemessener. Freund ist so ein Verhältnis, in dem auch der eine, dem anderen mal die Meinung sagen kann und muss.
    Nur ist eben im japanischen Zen und speziell im Rinzai das streng hierarchisch und genau das suchen sich auch Leute aus, die sich in diesen Autoritätsmilieus wohl fühlen.
    Daher ist es in dem Fall des Zen-Priesters kein so großer Bruch, wenn er von der Polizei zum Zen kommt.


    Zitat


    Das Lehrer–Schüler-Verhältnis ist ein sehr schwieriges Thema. Leider wird zu oft gemeint, dass der Gehorsam des Schülers gegenüber dem Lehrer von Null auf Hundert geschehen muss und sich auf alle Lebensbereiche bezieht.


    Nun ja - ob von Null auf Hundert oder über einen langen Zeitraum, letztlich steht bei dir auch der Gehorsam des Schülers gegenüber dem Lehrer da. Und genau da bin ich dagegen. Kein Gehorsam - im Gegenteil - Widerspruch. Ein guter Schüler widerspricht dem Lehrer. Dauernd.

    Zitat


    Dabei steht es genau drin, wie es laufen sollte: Nach langer, langer Selbstprüfung von beiden Seiten aus. Und natürlich ist es sachbezogen, und nicht-sexuell, und betrifft nicht die Entscheidung über die Farbe des Nagellacks, und verpflichtet nicht zum Erdulden und zum Ausschalten des Verstandes. Ein guter Lehrer wird dich auf dich selbst zurückwerfen. Darin sollen wir ihm gehorchen: schonungslose Selbsterforschung, Loslassen des letzten Widerstands gegen die eignen Verleugnungen und Illusionen. Dabei kann das gute Vertrauen zu einem Lehrer hilfreich sein, er kann uns die Angst davor nehmen, in die letzten Winkel unserer Person zu blicken. Denn das erfordert allen Mut der Welt. Weil er das schon hinter sich gebracht hat, ein Stück weiter ist, kann er die Tücken der Verdrängung, der Leugnung, der Lügen erkennen und uns darauf hinweisen, und uns durch sein Sein beweisen, dass es möglich ist und hilfreich für unser Leben. Darum geht es. Das muss auch erklärt werden, wieder und wieder. Das muss immer wieder durchdiskutiert werden.


    Das ist einfach Schwärmerei, die du hier beschreibst. Ich kenne nur schlechte Lehrer, solche, die sich selbst für schlecht halten, weil sie ihre Grenzen sehen und erkennen, dass man das, worum es geht, nicht übertragen kann. Wer in die Winkel seiner selbst blicken will, sollte einen Psychotherapeuten aufsuchen. Im Buddhismus gibt es nämlich da nichts zu blicken. Die Person ist leer.

    Zitat


    Stellen wir uns nur vor, Döring hätte so einen Lehrer gehabt, einen, der ihm seine Lügen nicht durchgehen lässt … Und dass was in ihm ungelöst war, konnte man sehen.


    Der hat sich genau das ausgesucht, was ihm im jeweiligen Moment hilft - auch das jetzt, ist eine Hilfe, denn ab jetzt kann er frei und nackt auftreten - sofern er das annehmen kann. Aber genau darin liegt sein Problem - er kann seine Schwäche nicht akzeptieren, so wie er auch die Schwäche seiner Vaterfiguren nicht akzeptieren kann. Insofern ist es noch ein langer Weg.

  • Zitat

    Das ist einfach Schwärmerei, die du hier beschreibst. Ich kenne nur schlechte Lehrer, solche, die sich selbst für schlecht halten, weil sie ihre Grenzen sehen und erkennen, dass man das, worum es geht, nicht übertragen kann.


    Das ist eben keine Schwärmerei.
    Keiner dieser Lehrer, würde sich für übermächtig und vollkommen halten. Nie habe ich gehört oder gelesen, dass einer dieser Lehrer sagen würde, er sei verwirklicht oder dass er von seinen tollen Erfahrungen sprechen würde. Alle, alle berufen sich auf ihre Lehrer und betonen ihre eigene Unvollkommenheit und das eigene unvollkommene Verständnis des Dharma. Sie alle zeichnet Demut aus, Respekt und ein unverkrampfter und offener Umgang mit der eigenen Unvollkommenheit. Das wird immer und immer wieder angeführt. Ich erlebe selbst wie sie sich verbessern und korrigieren lassen, selbst immer wieder nachfragen, auch die "unwissenden" Schüler, wie sie ihre Grenzen zeigen, ganz ungekünstelt.
    Vielleicht bist Du als Zenni die strenge Autorität der Japaner gewohnt, aber davon kann ich bei meinen Lehrern nichts spüren. Auch nicht bei meinem früheren Chan-Lehrer.


    Zitat

    Wer in die Winkel seiner selbst blicken will, sollte einen Psychotherapeuten aufsuchen. Im Buddhismus gibt es nämlich da nichts zu blicken. Die Person ist leer.


    Das ist genau der Punkt, der einen bodenständigen Umgang mit dem Dharma verhindert. Da ist nämlich sehr wohl eine Person, auch wenn diese bedingt ist. Und man kann diese Bedingungen untersuchen. Ja, eine Psychotherapie ist empfehlenswert. Sie kann auch jemandem, der keine virulenten Probleme hat, dazu hinführen, sich seine Mechanismen anzusehen, zu lernen diese zu erkennen. Dann erst kommt der Dharma mit der Fortführung.
    So ein Döring hat sicher seine Leerheit erkannt. Und, was hat es genützt? Mit dem "Zen ist zu gar nichts nütze" musst Du hier nicht kommen. Vielleicht ist Zen zu nichts nütze, der Dharma aber schon.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Doris:

    Zitat

    Darum geht es. Das muss auch erklärt werden, wieder und wieder. Das muss immer wieder durchdiskutiert werden.


    Seelenstriptease hat im Zen nix verloren, im Dharma generell nicht. Weder soll man sich dazu bringen noch bringen lassen. Schmerz, Ohnmacht und "Charakterschwächen" begegnet man nicht mit (masochistischer) Selbstaufgabe. Es gibt Eso- Vereine, die machen genau damit (sehr unheilsame) Geschäfte.

  • Morpho:

    Doris:

    Zitat

    Darum geht es. Das muss auch erklärt werden, wieder und wieder. Das muss immer wieder durchdiskutiert werden.


    Seelenstriptease hat im Zen nix verloren, im Dharma generell nicht. Weder soll man sich dazu bringen noch bringen lassen. Schmerz, Ohnmacht und "Charakterschwächen" begegnet man nicht mit (masochistischer) Selbstaufgabe. Es gibt Eso- Vereine, die machen genau damit (sehr unheilsame) Geschäfte.


    Dass Du nicht verstehst, was ich schreibe, war voraussehbar.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Void:

    Zitat

    Also ich finde am Zen ja großartig, dass da vieles nicht so ausformuliert ist sondern intuitiv und zwischen den Zeilen augedrückt wird. Aber gerade dass man nicht immer alles sagen muss, setzt ja einen geteilten Erfahrungshorizont vorraus. Aber genau das kann ja zur Quelle von ganz ärgerlchen Sachen werden.


    Letzteres verstehe ich nicht. Wo dieser geteilte Erfahrungshorizont ist, kommt's nicht zu "ärgerlichen Sachen". Ich bin hier raus; hier ist kein "geteilter Erfahrungshorizont".
    Dafür ne Menge Meinungen, Vorstellungen und Zuschreibungen, wo mir sagt, das sind "Draufgucker" mit Fantasie.

  • Doris:
    Oh, ich hab das schon verstanden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es dir nach "Seelenstriptease" verlangt. Und das gefällt mir nicht.

  • Doris Rasevic-Benz:

    ... Alle, alle berufen sich auf ihre Lehrer und betonen ihre eigene Unvollkommenheit und das eigene unvollkommene Verständnis des Dharma. Sie alle zeichnet Demut aus, Respekt und ein unverkrampfter und offener Umgang mit der eigenen Unvollkommenheit. Das wird immer und immer wieder angeführt. Ich erlebe selbst wie sie sich verbessern und korrigieren lassen, selbst immer wieder nachfragen, auch die "unwissenden" Schüler, wie sie ihre Grenzen zeigen, ganz ungekünstelt....


    Das sind auch meine Erfahrungen mit meinen Lehrern, trotz des strengen, japanischen Rinzai-Zen. :)

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Tychiades:

    Ich finde da andere Begriffe, die im Buddhismus ja ihren Ursprung haben, angemessener. Freund ist so ein Verhältnis, in dem auch der eine, dem anderen mal die Meinung sagen kann und muss.


    Eigentlich stimme ich Dir da zu. Aber wie wir beim FWBO gesehen haben, kann auch dieses Freundschaftsverhältnis verbogen und pervertiert werden. (Ich will jetzt nicht auf Triratna eindreschen, da sehe ich gerade heute auch viel Positives.)

  • Festus:
    Doris Rasevic-Benz:

    ... Alle, alle berufen sich auf ihre Lehrer und betonen ihre eigene Unvollkommenheit und das eigene unvollkommene Verständnis des Dharma. Sie alle zeichnet Demut aus, Respekt und ein unverkrampfter und offener Umgang mit der eigenen Unvollkommenheit. Das wird immer und immer wieder angeführt. Ich erlebe selbst wie sie sich verbessern und korrigieren lassen, selbst immer wieder nachfragen, auch die "unwissenden" Schüler, wie sie ihre Grenzen zeigen, ganz ungekünstelt....


    Das sind auch meine Erfahrungen mit meinen Lehrern, trotz des strengen, japanischen Rinzai-Zen. :)


    Klar doch - Tradition ist eine eigene Form von Autorität. Und gerade die japanische Kultur lebt ja aus ihrem traditionellen Verständnis und der über Generationen erhaltenen Handwerkskünste. Das ist schön, liebenswert und leider auch nur ein Kampf gegen Vergänglichkeit. Für reiche Leute ist das was Besonderes. So ein Kobe-Rind-Steak im Burj Khalifa. Unvergesslich - und wenn du dann noch deinen Zen-Meister dazu einladen kannst, da wird er nicht nein sagen und das wird er nicht vergessen, wegen der Tradition der wechselseitigen Verpflichtung.