Zen-Priester unter Missbrauchsverdacht

  • Axel:
    Tychiades:

    Ich finde da andere Begriffe, die im Buddhismus ja ihren Ursprung haben, angemessener. Freund ist so ein Verhältnis, in dem auch der eine, dem anderen mal die Meinung sagen kann und muss.


    Eigentlich stimme ich Dir da zu. Aber wie wir beim FWBO gesehen haben, kann auch dieses Freundschaftsverhältnis verbogen und pervertiert werden. (Ich will jetzt nicht auf Triratna eindreschen, da sehe ich gerade heute auch viel Positives.)


    Man muss halt unterscheiden, ob es echt ist oder nur eine Floskel. Deshalb ist eine der grundlegenden Eigenschaften auf diesem Weg die Unterscheidung der Geister - und das Wort Buddhas - seid euch selbst eine Insel - d.h. sei dir selbst der Freund, den du brauchst. Dann braucht man keinen Freundeskreis oder sowas. Deshalb ist ja das Solo-Klettern so beliebt, weil man auch die Erfahrung machte, dass Seilschaften hinderlich sind.

  • Also, ich brauche andere. Ich kann nicht einmal alleine einen Kaffee trinken.

    Der Sinn des Lebens besteht darin, Rudolph, dem Schwurkel, den Schnabel zu kraulen.

  • Tychiades:

    (...)d.h. sei dir selbst der Freund, den du brauchst. Dann braucht man keinen Freundeskreis oder sowas.


    Deinen Beitrag habe ich so verstanden, das Du den 'Freundeskreis' eigentlich für eine ganz gute Einrichtung hälst... :?
    Im übrigen ist auch gemeinschaftliches Klettern sehr beliebt und die Bergwacht holt vermutlich mehr Solo-Kletterer aus irgendwelchen Felsspalten... :)

  • Sangha ist Weggemeinschaft oder is keine. Es gibt Leute die entroben deswegen, weil sie keine Weggemeinschaft sehen. Aus der oder dem Sangha rausziehen ist okay, sich abspalten nicht;
    gilt auch für "Lehrer"; ist auch ein "Prüfmerkmal" für Lehrer und "Freunde des Zen" sowieso.

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Axel:
    Tychiades:

    (...)d.h. sei dir selbst der Freund, den du brauchst. Dann braucht man keinen Freundeskreis oder sowas.


    Deinen Beitrag habe ich so verstanden, das Du den 'Freundeskreis' eigentlich für eine ganz gute Einrichtung hälst... :?
    Im übrigen ist auch gemeinschaftliches Klettern sehr beliebt und die Bergwacht holt vermutlich mehr Solo-Kletterer aus irgendwelchen Felsspalten... :)


    Hast schon recht. Nur, sollte man sich eben beim gemeinsamen Klettern nicht auf die anderen so verlassen, dass man sich eben hängen lässt.


    Da gibt es ein schönes Sutra:

  • Doris Rasevic-Benz:

    Also, ich brauche andere. Ich kann nicht einmal alleine einen Kaffee trinken.


    Kaffe trinken kann ich schon allein. Nur herstellen, das schaffe ich nicht selbst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir nicht gut bekommt, wenn ich multitasking mache und während des Kaffeetrinkens auch noch rede.

  • void:

    Ich denek wenn es eine Regelung gäbe, dass nur Frauen spirituelle Lehrer sein dürften, wäre das Problem um 99% kleiner.


    Das ist - mit Verlaub - reichlich blauäugig. Zwar treten Frauen statistisch signifant weniger häufig als Täterinnen auf als Männer als Täter, aber von 1% ist das doch recht weit entfernt. Das Problem ist, dass sexueller Missbrauch durch Frauen lange kaum wahrgenommen wurde; nicht zuletzt der Feminismus hatte dem lange einen gewissen Vorschub geleistet. Entsprechend sind statistische Aussagen aufgrund unzureichender Datenerhebungen schwierig.


    Bezeichnend diese Expertise, die zwar reichlich Daten zum Geschlecht der Opfer angibt - sich über das Geschlecht der Täter/innen jedoch ausschweigt. Eine Einführung in die Problematik findet man z.B. hier. Bemerkenswert auch diese Veröffentlichung aus der feministischen Ecke, die für ein breiteres Publikum gedacht ist.


    Die erstgenannte Expertise sei vor allem denen zur Lektüre empfohlen, die sexuellen Mißbrauch (oder gar Kindesmißbrauch) als ein spezifisches Problem von Institutionen (womöglich gar speziell religiösen) auffassen. Es handelt sich (wie jede Gewalt gegen Mitmenschen) um ein anthropologisches Problem, das nicht durch Optimierung sozialer Institutionen zu lösen ist, sondern letzlich nur durch soziale Sanktionen (z.B. strafrechtliche) begrenzt werden kann. Die Problematik in Bezug auf Institutionen engt sich bei näherer Betrachtung auf zwei Aspekte ein:


      1. den erleichterten Zugang, zu potentiellen Opfern, den manche Institutionen bieten. Das sind natürlich nicht nur religiöse Institutionen mit gezielter Jugendarbeit, sondern auch Sportvereine, Einrichtungen der Jugendfürsorge und auch Schulen. Auch Genpo Döring hat sich als Freiwilliger im Bereich Jugendfürsorge (zumindest im Fall der Flüchtlingsfamilie) "bedient". Unter diesem Gesichtspunkt finde ich es gar nicht so bedauerlich, dass es im Bereich westlicher buddhistischer Institutionen keine nennenswerte Jugendarbeit gibt. Bis zu den Fällen Mai Hue Giang Tran und Genpo Döring waren mir Fälle sexuellen Kindesmißbrauchs im Umfeld buddhistischer Institutionen im Westen (genauer: Europa und USA) eigentlich nur bei Theravada-Gemeinschaften im Migrantenmilieu bekannt. Genau dort gibt es eben auch den engen Kontakt der Kinder aus den Migrantenfamilien zu den 'zuständigen' Mönchen. Aus diesem Grund spielt dieser Aspekt mE hier - in einem westlichen, buddhistischen Forum - thematisch allenfalls eine Nebenrolle. Wenn man allerdings daran denkt, eine buddhistische Kinder- und Jugendarbeit zu initiieren, sollte man sich schon auch Gedanken über eine "Qualitätssicherung" hinsichtlich der damit Beauftragten machen.


      2. das 'symbolische Kapital', mit dem die Institutionen ihre Funktionsträger ausstatten (insbesondere über Titel, Ränge und Ämter), die diesen wiederum einen Vertrauensvorschuss seitens ihres sozialen Umfelds verschafft, der sich leicht in ein Autoritätsgefälle ummünzen lässt. Hier liegt der Schwerpunkt vor allem auf sozialer Tarnung. Gerade wenn das symbolische Kapital von einer anerkannten religiösen (nicht mit dem Leumund einer 'Sekte' behafteten) Institution stammt, wird dem so 'Ermächtigten' von vielen Menschen von vornherein moralische Integrität, Mitgefühl, Altruismus und Verantwortungsbewusstsein unterstellt. Genpo Döring ist hier geradezu ein Modellfall - 'so jemandem' traut man 'das' nicht zu. Die 'Tarnung' funktioniert, indem die Erwartungshaltung des Wahrnehmenden dessen Wahrnehmung verengt und prägt. Wer vor einem Jahr die ersten Beiträge in diesem Thread hier gelesen hat, konnte da auch entsprechende Beobachtungen machen, bis hin zum 'victim blaming' (konkret: dem ziemlich offen geäußerten Verdacht, die Flüchtlingsfamillie wolle mit der Anschuldigung ihre Abschiebung hintertreiben). Ich nehme auch mich selbst nicht davon aus - ich bin Genpo Döring im Rahmen der Verbandsarbeit öfters begegnet und meine erste Reaktion auf das entsprechende Gerücht war Unglaube und der Verdacht einer Diffamierungskampagne - man glaube ja nicht, in buddhistischen Institutionen wie DBU oder WFB gäbe es so etwas nicht ... Dieser zweite Aspekt ist insofern von besonderem Interesse, weil dies nicht nur im vorliegenden Fall oder speziell bei sexuellem Kindesmissbrauch das eigentliche institutionelle Problem ist, sondern generell bei Mißbrauch. Mißbraucht wird aus der Perspektive der Institution die Autorität und ggf. auch die Macht, mit der die Institution den Missbraucher investiert hat.


    Es ist nach meinem Empfinden eine zu billige Schuldzuweisung, wenn man nun sagt, die Institutionen (konkret DBU, WFB und vor allem Genpo Dörings Lehrer) hätten die Täuschung, der sie hinsichtlich Genpo Dörings problematischer Persönlichkeit unterlagen, durchschauen müssen. Hinter einer solchen Erwartung steckt zumeist eine recht naive Vorstellung vom 'Triebtäter' als einem unbeherrschten Menschen, der sich zwangsläufig durch soziale Auffälligkeiten 'verrät'. Aber auch eine ebenso naive Vorstellung von dem, was ein in seiner buddhistischen Praxis 'Fortgeschrittener' (z.B. ein Hōzumi Genshō Rōshi) alles an Täuschung durchschauen könne oder gar müsse. Da feiern die alten, abgegriffenen Mythen fröhliche Urständ. Es wurde hier zurecht darauf hingewiesen, dass man auf den Dharmalehrer, auch wenn seine 'Papiere' noch so einwandfrei sind, nicht zu viel hinsichtlich Freiheit von Gier, Hass und Verblendung projizieren dürfe. Das gilt - vor allem in Bezug auf Verblendung - eben nicht nur für den Dharmalehrer Genpo Döring sondern auch für dessen Dharmalehrer Hōzumi Genshō, der ihn als Lehrer autorisiert hat. Erst recht natürlich für die 'Kollegen' in DBU und WFB. Wer gänzlich frei von Verblendung ist, der möge den ersten Stein werfen. Falls ihm danach sein sollte ...


    Meine persönliche Sicht: solche 'Skandale' lassen sich schlicht und einfach nicht verhindern. So lange es Institutionen gibt, werden diese nicht ausschließen können, dass sie immer wieder von dysfunktionalen Repräsentanten desavouiert werden, die ihre Position durch Mimikry erlangt haben. Die Frage ist daher weniger, wie man so etwas verhindert, als wie man damit umgeht. Dazu gehört ja auch diese Diskussion hier ...


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  • :like:

  • Ein "Mythos" ist 'Herzensdurchdringung' sg. Einsicht(sfähigkeit) in die Psyche eines Menschen. Auch "Verrückte Weisheit" ist nix ist womit ein Zen tändelt. Beides stammt aus dem esoterischen Buddhismus.


    Zitat

    Meine persönliche Sicht: solche 'Skandale' lassen sich schlicht und einfach nicht verhindern. So lange es Institutionen gibt, werden diese nicht ausschließen können, dass sie immer wieder von dysfunktionalen Repräsentanten desavouiert werden, die ihre Position durch Mimikry erlangt haben.

    :like:


    Attitüden. Yo.

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  • Sudhana:


    Meine persönliche Sicht: solche 'Skandale' lassen sich schlicht und einfach nicht verhindern. So lange es Institutionen gibt, werden diese nicht ausschließen können, dass sie immer wieder von dysfunktionalen Repräsentanten desavouiert werden, die ihre Position durch Mimikry erlangt haben. Die Frage ist daher weniger, wie man so etwas verhindert, als wie man damit umgeht. Dazu gehört ja auch diese Diskussion hier ...


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    Zunächst sollte man schon institutionelle Veränderungen vornehmen. Es ist m.E. auffällig, dass diese Skandale im Rinzai-Zen aufkommen. Hier wird der Spitze einiges zugemutet, an Einsicht, Erleuchtung und so weiter. Daher muss man die Spitze abschaffen, damit kein "Predator" an die Spitze kommt und als Alpha-Fuchs sich unter die Hühner macht.


    Im Klosterleben hatte der Abt ja eine Funktion, die das Leben einer Gemeinschaft regelte und da kannte man sich auch, man lebte ja zusammen. Man hatte keinen Computer und leider ist es ja heute so, dass auch im Klosterleben von Benediktinern der Abt nicht die Video-Sammlung mit den Pornos durchkämmt. Das macht man heute nicht. Dafür fliegt das dann irgendwann schon auf, wenn die Polizei Hinweisen nachgeht.


    Nun sind diese Fälle des Rinzai auch alle als "Tempelleben" firmiert - und ich weiß noch, wie toll das viele fanden, dass ein Tempel, ein Ableger aus Japan, hier sich niedergelassen hat. Deshalb sollte man auch wachsam sein, bei Einrichtungen, die so einen Internatscharakter haben und man hier auch Menschen umsonst arbeiten lässt, auf freiwilliger Basis, Dana, klar. Aber wie ist es mit den Unfallversicherungen? Und dgl.
    Hier hat m.E. die DBU eine wichtige Aufgabe, das zu diskutieren.

  • Zuerst eine Entschuldigung: Bei mir sind zum Thema sogleich Überlegungen entstanden, die ich mitteilen möchte. Eure Beiträge habe ich nicht verfolgt und werde das heute abend nachholen!


    Interessant scheint mir die Frage, ob es einen statistisch signifikanten Zusammenhang von Missbrauch und der Ächtung sexueller Beziehungen gibt. Werden also beispielsweise Pfarrer oder Mönche leichter zu Tätern, wenn sie mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, als andere in diesem Bereich Tätige? Folgt man dieser bekannten und naheliegenden These, dann sollten religiöse Gemeinschaften von ihren Lehrern keine prinzipielle sexuelle Enthaltsamkeit fordern und beispielsweise zulassen, dass diese verheiratet sind.


    Wieso sollen spirituelle Lehrer aber keine sexuellen Kontakte zu erwachsenen Schülern haben dürfen? Wo liegt der Sinn einer solchen Regel? Es ist doch normal, dass sich erwachsene Menschen sexuell voneinander angezogen fühlen. Ebenso normal ist, wenn Vertrauensbeziehungen besonders anregend wirken. Wieso sollte beispielsweise eine buddhistische Lehrerin keinen Sex mit einem erwachsenen Schüler haben dürfen, wenn sie ungebunden ist (oder wenn es für ihren Partner oder ihre Partnerin okay ist)?


    Zunächst zu den allgemeinen Vorstellungen der Moral. Manche meinen, dass zum Sex eine Liebesbeziehung gehört. Zuneigung, Wertschätzung, Verantwortung und das Glück von Intimität geben menschlichen Beziehungen Qualität - auch wenn der Sex dann vielleicht nicht wertschätzend sondern hemmungslos ist. Naturgemäß und völlig berechtigt sind diesbezüglichen Forderungen an ein spirituelles Vorbild besonders hoch. (Braucht es dafür aber Romantik? Passieren emotionale Verletzungen nicht hauptsächlich, weil Menschen sich bis über beide Ohren verlieben und dabei den Verstand verlieren?)


    Der prinzipielle Grund, weshalb spirituelle Gemeinschaften sexuelle Beziehungen zwischen Oberhaupt und Mitgliedern in der Regel als höchst problematisch empfinden, scheint mir jedoch in der Konfusion der Rollen zu liegen. Da nämlich eine vertrauensvolle Beziehung und spirituelle Anleitung erwartet wird, nimmt das Verhältnis der Neutralität gegenüber den Mitgliedern der Gemeinschaft durch den sexuellen Kontakt Schaden. Eben weil es zu einer sehr störenden Subgemeinschaft innerhalb der Gemeinschaft kommt, bedarf es besonderer Rücksicht. Kommt es dennoch zum sexuellen Kontakt zwischen spirituellem Lehrer und erwachsener Schülerin, sollte dieser zum Schutz der Gemeinschaft unbedingt verheimlicht werden. :)

  • Doris Rasevic-Benz:


    Stellen wir uns nur vor, Döring hätte so einen Lehrer gehabt, einen, der ihm seine Lügen nicht durchgehen lässt … Und dass was in ihm ungelöst war, konnte man sehen.


    Schade also, dass sein Lehrer seit 1991 nur Hozumi Gensho war, Rinzai-Zen-Meister, Dharma-Erbe von Omori Sogen Roshi, 83. Patriarch in der Traditionslinie nach Buddha Shakyamuni, Lehrer an der Hanazono-Universität, usw. usf.


    Sudhana:


    Es ist nach meinem Empfinden eine [...] ebenso naive Vorstellung von dem, was ein in seiner buddhistischen Praxis 'Fortgeschrittener' (z.B. ein Hōzumi Genshō Rōshi) alles an Täuschung durchschauen könne oder gar müsse. Da feiern die alten, abgegriffenen Mythen fröhliche Urständ.


    Morpho:

    Ein "Mythos" ist 'Herzensdurchdringung' sg. Einsicht(sfähigkeit) in die Psyche eines Menschen. Auch "Verrückte Weisheit" ist nix ist womit ein Zen tändelt. Beides stammt aus dem esoterischen Buddhismus.


    Ich darf also festhalten: man kann nicht von einem zertifizierten Zen-Meister selbst nach jahrzehntelanger Koan-Training erwarten, dass er feststellt, dass sein Schüler heimlich Kinder mißbraucht. Gibt es vielleicht auch anderen "abgegriffenen Mythen"?


    Wie ist es zum Beispiel mit der Anspielung von zertifiziertem Zen-Meister Seung Sahn, dass Zen-Meister Wunder bewirken können? (Quelle: Dropping Ashes on the Buddha: The Teachings of Zen Master Seung Sahn, Grove Press, 1976, p.99)

  • Karnataka:

    Interessant scheint mir die Frage, ob es einen statistisch signifikanten Zusammenhang von Missbrauch und der Ächtung sexueller Beziehungen gibt. Werden also beispielsweise Pfarrer oder Mönche leichter zu Tätern, wenn sie mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, als andere in diesem Bereich Tätige? Folgt man dieser bekannten und naheliegenden These, dann sollten religiöse Gemeinschaften von ihren Lehrern keine prinzipielle sexuelle Enthaltsamkeit fordern und beispielsweise zulassen, dass diese verheiratet sind.


    Diese These ist in der Tat "bekannt", was jedoch vor allem an einer durch die Medien verzerrten Wahrnehmung liegt. Das mir bekannte statistische Material belegt beispielsweise nicht, dass pädophile Straftäter speziell bei katholischen Priestern stärker repräsentiert sind als in anderen Berufsgruppen (bzw. widerlegt es diese These). Natürlich ist für das Publikum der Medien ein pädophiler Priester interessanter als ein pädophiler Maurer ...


    Trotzdem gibt es einen Zusammenhang zwischen tabuisierter oder unterdrückter Sexualität und pädophilen Straftaten. Die meisten Straftäter (grob 90%) gehören nicht zum sog. 'fixierten Typus' (dem 'klassischen' Pädophilen), sondern zum 'regressiven Typus', bei dem man auch von einem "Ersatzobjekttäter" spricht. Diese sind nicht speziell auf Kinder ausgerichtet, wenden sich ihnen jedoch als 'Ersatzobjekt' zu, wenn sie es (aus den unterschiedlichsten Gründen) nicht schaffen, eine sexuelle Beziehung mit Erwachsenen einzugehen. Die aus der Presse bekannt gewordenen Details des Falles Döring deuten auf solch einen Typus hin. Dieser Typus ist vergleichsweise (zum fixierten Typ) gut therapierbar; die Rückfallquote wird auf 10 - 30% geschätzt (Beier K. M.: „Dissexualität im Lebenslängsschnitt“, Theoretische und empirische Untersuchungen zur Phänomenologie und Prognose begutachteter Sexualstraftäter. Berlin 1995), während sie bei einem straffällig gewordenen 'fixierten Typ' mit ca. 80% anzusetzen ist (a.a.O.). Hier sind dann Präventionsprogramme zur Verhinderung einer ersten Straffälligkeit besonders wichtig, mit denen diese Gruppe auch gut erreichbar ist.


    Ergänzend: als dritte Gruppe existiert noch der antisoziale Typus. Hier gibt es ebenfalls keine sexuelle Fixierung speziell und ausschließlich auf Kinder, sondern vor allem auf Gewalt. Kinder sind hier vor allem die leichteren Opfer - und der Mißbrauch beginnt häufig mit Entführung und endet mit Mord. Leider ist es vor allem diese - statistisch insignifikanteste - Gruppe, die die Einstellung großer Teile der Öffentlichkeit gegenüber pädophilen Straftätern bestimmt. Was die psychischen, psychosomatischen und psychiatrischen Folgeschäden, die durch einen Mißbrauch durch einen Täter vom regressiven Typ verursacht werden können, nicht verharmlosen oder beschönigen soll. Auch, wenn Genpo Döring diesem regressiven Typus zuzuordnen wäre, bleibt er doch ein Krimineller und ist ganz gewiss kein Justizopfer oder Opfer einer verklemmten gesellschaftlichen Sexualmoral. Was man ihm zugute halten kann und auch sollte, ist seine Geständigkeit, die es voraussichtlich den von ihm missbrauchten Kindern erspart, vor Gericht aussagen zu müssen. Und ja - natürlich ist er auch ein Mensch, der einem leid tun kann, auch wenn für sein Leiden das eigene Handeln ursächlich ist.

    Karnataka:

    Wieso sollen spirituelle Lehrer aber keine sexuellen Kontakte zu erwachsenen Schülern haben dürfen? Wo liegt der Sinn einer solchen Regel? Es ist doch normal, dass sich erwachsene Menschen sexuell voneinander angezogen fühlen. Ebenso normal ist, wenn Vertrauensbeziehungen besonders anregend wirken. Wieso sollte beispielsweise eine buddhistische Lehrerin keinen Sex mit einem erwachsenen Schüler haben dürfen, wenn sie ungebunden ist (oder wenn es für ihren Partner oder ihre Partnerin okay ist)?

    Der Grund ist derselbe, warum Lehrer / Lehrerinnen an einer Schule keine sexuellen Beziehungen zu ihren Schülern oder Schülerinnen haben dürfen, warum Psychotherapeuten keine sexuelle Beziehungen zu ihren Patienten haben dürfen. Das sind alles Beziehungen, die nicht "auf Augenhöhe" stattfinden, sondern wo es ein deutliches Autoritätsgefälle gibt. Insbesondere die therapeutische Beziehung ist in vielerlei Hinsicht vergleichbar mit der zwischen spirituellem Lehrer und Schüler. Insofern ist das hier:
    http://psychotraumatologie.de/missbrauch/informationen.html
    http://www2.psychotherapeutenk…ar_sexuelle_abstinenz.pdf
    nahezu 1:1 darauf übertragbar.

    Karnataka:

    Der prinzipielle Grund, weshalb spirituelle Gemeinschaften sexuelle Beziehungen zwischen Oberhaupt und Mitgliedern in der Regel als höchst problematisch empfinden, scheint mir jedoch in der Konfusion der Rollen zu liegen. Da nämlich eine vertrauensvolle Beziehung und spirituelle Anleitung erwartet wird, nimmt das Verhältnis der Neutralität gegenüber den Mitgliedern der Gemeinschaft durch den sexuellen Kontakt Schaden. Eben weil es zu einer sehr störenden Subgemeinschaft innerhalb der Gemeinschaft kommt, bedarf es besonderer Rücksicht.

    Das ist das sekundäre Problem. Die sexuelle Beziehung zwischen Lehrer und Schüler(n) korrumpiert die gesamte Gemeinschaft und häufig zerstört sie sie. Was passiert, wenn sich z.B. herumspricht, dass die Lieblingsschülerin A des Meisters B - von diesem vielleicht sogar mit einer herausgehobenen Position in der Gemeinschaft ausgezeichnet (z.B. eine Lehrerlaubnis) - mit diesem geschlafen hat? Ich glaube nicht, dass ich hier die Fantasie noch weiter anregen muss ...

    Karnataka:

    Kommt es dennoch zum sexuellen Kontakt zwischen spirituellem Lehrer und erwachsener Schülerin, sollte dieser zum Schutz der Gemeinschaft unbedingt verheimlicht werden. :)

    Ist wohl kaum ernst gemeint :) . Verschweigen ist jedenfalls keine Lösung, die funktioniert. Das einzige, was funktioniert, ist die Lehrer-Schüler-Beziehung zumindest formal zu beenden (nach Möglichkeit mit Wechsel zu einem anderen Lehrer) und dann erst auch eine sexuelle Beziehung zuzulassen, wenn man sie denn von beiden Seiten wirklich will. Dann kann man auch offen damit umgehen und die Beziehung selbst ist von dem Verdacht befreit, womöglich lediglich ein Austausch von Prestige in der Gemeinschaft gegen sexuelle Gefälligkeit zu sein. Bei den "geheimen" Beziehungen ist es nämlich meistens genau das.


    ()

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  • Christopher:


    Ich darf also festhalten: man kann nicht von einem zertifizierten Zen-Meister selbst nach jahrzehntelanger Koan-Training erwarten, .....


    Das einzige was du erwarten kannst, ist dass dich einer in seiner Tradition "durchgewunken" hat. Er hätte es dir ja auch schwer bis unmöglich machen können.
    Wenn du da glaubst, jetzt hättest du was und wüsstest Bescheid, dann sieht es schlecht für dich und die anderen aus, die genauso glauben.
    Darin besteht ja meine Kritik am System Rinzai.
    Warum Hozumi Genpo zum Tempelvorsteher machte und damit eine Ableger in Deutschland seiner Tradition, kann er allein beantworten. Das hat m.E. vor allem was mit Gründen zu tun, die garnichts mit der Person und dessen Zen-Verständnis zu tun haben braucht. Und mit "Erleuchtung" hat es nun schon garnichts zu tun.

  • Der Unbuddhist:

    In welchem Zeitraum war eigentlich Genpo D. im Rat der DBU und welche Funktion hatte er da inne?


    April 1985 bis April 2008. Keine feste bzw. herausgehobene Funktion - da gibt es ohnehin nur den/die Sprecher/in, stellvertretende/n Sprecher/in und Kassierer/in. Diese drei sind Vorstand i.S.d. § 26 BGB. Genpo Döring war in keiner dieser Funktionen tätig. Mit Verlassen des Rates (nach meiner Erinnerung wurden gesundheitliche Gründe genannt) wurde er von der Mitgliederversammlung auf Vorschlag des stellvertretenden Sprechers Hans-Erich Frey auf Grund seiner 23-jährigen ehrenamtlichen Tätigkeit als Rat einstimmig zum Ehrenrat ernannt.


    Um Dir nochmaliges Nachfragen zu ersparen: 2008 wurde Genpo Döring als Nachfolger des aus Altersgründen ausscheidenden Fritz Reg Vertreter der DBU bei der WFB und dort im selben Jahr zu einem der Vizepräsidenten gewählt. Er leitete dort die Arbeitsgruppe für humanitäre Hilfe. D.h. er war dort mit Spendenaufrufen befasst.


    ()

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  • Zitat

    Wie ist es zum Beispiel mit der Anspielung von zertifiziertem Zen-Meister Seung Sahn, dass Zen-Meister Wunder bewirken können? (Quelle: Dropping Ashes on the Buddha: The Teachings of Zen Master Seung Sahn, Grove Press, 1976, p.99)


    Die Maus frisst am Katzennapf. Zen bedient keinen Mythos. Kann also nur korrekt sein.


    PS: Du weißt schon, dass du wie der Konkurrenzhammel gegen die Hakuin Gemeinschaft über kommst ?


    Und das ist jetzt was ganz persönliches: Wenn man Zen Lehren und Zen Meistern was "besonderes" abspricht, dann kann das auch so gesehen werden, dass jemand "Arschlochqualitäten" ( sorry: etwas sehr überzogen- schlichter gesagt: "Charakterschwächen" ) als was "gewöhnliches" indizieren will.

  • Christopher:


    Ich darf also festhalten: man kann nicht von einem zertifizierten Zen-Meister selbst nach jahrzehntelanger Koan-Training erwarten, dass er feststellt, dass sein Schüler heimlich Kinder mißbraucht. Gibt es vielleicht auch anderen "abgegriffenen Mythen"?


    Wir wollen doch nicht vergessen, dass es sich bei dem "Zertifikat" um eines der geringsten Stufe gehandelt hat, also nur um das, was auch jeder Dorfpriester in Japan hat. Und dass sich die beiden nachfolgend vielleicht maximal 2x im Jahr für einen kurzen Zeitraum gesehen haben. Was kann man da schon feststellen? Wie die Beziehung vorher ausgestaltet war, kann man wohl nur in Kameoka erfahren. Ich bin in 10 Tagen da, aber Hozumi Gensho ist ein vielbeschäftigter Mann, wer weiss ob ich ihn antreffe.

  • Morpho:

    Die Maus frisst am Katzennapf.


    Würden Sie zu Ihren Kommentaren in dieser Diskussion auch unter Ihrem bürgerlichen Namen stehen? Ich würde Sie gerne anderswo zitieren, eventuell auch mit Hinweis darauf, wer Ihr Zen-Lehrer ist, was für Funktion Sie ggf. in Ihrem Tempel haben, usw.


    Wenn Sie sich nicht preisgeben wollen, ist natürlich auch Ihr gutes Recht; ich werde Sie aber nicht weiter beachten können.

  • Na nötigen lasse ich mich ganz bestimmt nicht (Es war mir schon klar dass der Hinweis auf Seung Sahn einen Test darstellen sollte). Von daher, wenn Sie mich nicht weiter zu beachten wünschen, soll mir das nicht unrecht sein.

    • Offizieller Beitrag


    Haa! Was sollen jetzt dieses vollkommen unsachlichen Anschuldigen und Mutmassungen. Christopher beschäftigt sich doch schon länger mit Missbrauchfällen ( z.b Eido Shimano). Die Idee, dass mehr Leute in seine Zengruppe kommen, weil er anderswo Misstände anprangert, ist doch total absurd und rufschädigend.


    Würdest du mit solchen Anfeidungen aufhören!

    • Offizieller Beitrag
    Morpho:
    Zitat

    Christopher beschäftigt sich doch schon länger mit Missbrauchfällen ( z.b Eido Shimano).


    Das ist doch der Unbuddhist, Matthias Steingass der sich damit schon lange "beschäftigt".
    Christopher dialogisiert nur mit. Aber da kann man schon mal durcheinander kommen.


    Also der 44 seitige Artikel „Zen hat keine Moral“, wo die Fälle von Eido Shimano und Dr. Klaus Zernickow behandelt werden stammt von Christopher (Hamacher). Während von Matthias Steingass nur auf seinen Blog veröffentlicht wurde ( Während das englischsprachige Original ja auf "The Zen Site" hochgeladen wurde)


    Es ist ihm ein erstes Unterfangen und jetzt kommst du daher und denunziert ihn als "Konkurrenzhammel". Ich evrstehe das so, dass du ihm unterstellst, dass er das nur macht, damit mehr Leute von der Augsburger Gruppe zu seiner Gruppe zu wechseln. Du unterstellst ihm implizit, ein zutiefst niderträchtiger Mensch zu sein, der den Missbrauch von Kindern instrumentalisiert. Das ist herabsetzend und rufschädigend, und wenn es auf die Art weitergeht wirst du wirklich gesperrt.

    Morpho:

    (Es war mir schon klar dass der Hinweis auf Seung Sahn einen Test darstellen sollte)


    Du reagierst also deswegen so, weil du glaubst Christopher weiss genaz genau, in welcher Gruppe du bist und es ist alles ein bissi Verschwörung um dich zu bedrängen. Und wenn man berdängt wird, darf man wild um sich schlagen, weil man sich ja dann quasi verteidigt?

  • Das sind jetzt deine Gedanken dazu. Nicht einen davon kann ich bejahen. Aber mir ist das grad zu anstrengend. Ich passe. ()

  • Sudhana:

    Trotzdem gibt es einen Zusammenhang zwischen tabuisierter oder unterdrückter Sexualität und pädophilen Straftaten. Die meisten Straftäter (grob 90%) gehören nicht zum sog. 'fixierten Typus' (dem 'klassischen' Pädophilen), sondern zum 'regressiven Typus', bei dem man auch von einem "Ersatzobjekttäter" spricht. Diese sind nicht speziell auf Kinder ausgerichtet, wenden sich ihnen jedoch als 'Ersatzobjekt' zu, wenn sie es (aus den unterschiedlichsten Gründen) nicht schaffen, eine sexuelle Beziehung mit Erwachsenen einzugehen. Die aus der Presse bekannt gewordenen Details des Falles Döring deuten auf solch einen Typus hin. Dieser Typus ist vergleichsweise (zum fixierten Typ) gut therapierbar; die Rückfallquote wird auf 10 - 30% geschätzt (Beier K. M.: „Dissexualität im Lebenslängsschnitt“, Theoretische und empirische Untersuchungen zur Phänomenologie und Prognose begutachteter Sexualstraftäter. Berlin 1995), während sie bei einem straffällig gewordenen 'fixierten Typ' mit ca. 80% anzusetzen ist (a.a.O.). Hier sind dann Präventionsprogramme zur Verhinderung einer ersten Straffälligkeit besonders wichtig, mit denen diese Gruppe auch gut erreichbar ist.


    Ergänzend: als dritte Gruppe existiert noch der antisoziale Typus. Hier gibt es ebenfalls keine sexuelle Fixierung speziell und ausschließlich auf Kinder, sondern vor allem auf Gewalt. Kinder sind hier vor allem die leichteren Opfer - und der Mißbrauch beginnt häufig mit Entführung und endet mit Mord. Leider ist es vor allem diese - statistisch insignifikanteste - Gruppe, die die Einstellung großer Teile der Öffentlichkeit gegenüber pädophilen Straftätern bestimmt. Was die psychischen, psychosomatischen und psychiatrischen Folgeschäden, die durch einen Mißbrauch durch einen Täter vom regressiven Typ verursacht werden können, nicht verharmlosen oder beschönigen soll. Auch, wenn Genpo Döring diesem regressiven Typus zuzuordnen wäre, bleibt er doch ein Krimineller und ist ganz gewiss kein Justizopfer oder Opfer einer verklemmten gesellschaftlichen Sexualmoral. Was man ihm zugute halten kann und auch sollte, ist seine Geständigkeit, die es voraussichtlich den von ihm missbrauchten Kindern erspart, vor Gericht aussagen zu müssen. Und ja - natürlich ist er auch ein Mensch, der einem leid tun kann, auch wenn für sein Leiden das eigene Handeln ursächlich ist.


    Die Einteilung Fixierung/Regression/bösartige Persönlichkeitsstörung ist gut nachvollziehbar.


    Der antisoziale Psychopath ist als pädophiler Täter sicher nur eine Randerscheinung und findet sich öfter unter gewöhnlichen Gewaltverbrechern. Allerdings skizziert Kernberg eine fortschreitende Pathologie vom harmlosen Narzissten über den Ausbeuter zum bösartigen Narzissmus hin zur antisozialen Persönlichkeitsstörung.


    Eben aufgrund der ausschließlichen Orientierung auf Gewaltbeziehungen ergibt sich die extrem schlechte Behandlungsprognose der antisozialen Persönlichkeitsstörung. Denn jede Behandlung wird unmöglich, wenn der Klient zur Gefährdung für den Therapeuten wird, weil er sein Schema der Gewaltbeziehung bestätigt sehen will.


    Dieser Typus fügt nicht nur Kindern, sondern vielen Menschen in seinem Umfeld Leid zu, möchte alles Gute aus Neid zerstören. Er begegnet dementsprechend hauptsächlich in Haftanstalten. Ich glaube jedoch nicht, dass sich eine sichere Diagnose und Prognose und Abgrenzung zu weniger gefährlichen und besser behandelbaren Persönlichkeitsstörungen treffen lässt. Der DL weist in seiner Ethik darauf hin, dass wir jedem Menschen die prinzipielle Möglichkeit zur Veränderung zugestehen müssen (so wie wir das auch für uns selbst annehmen und uns selbst verzeihen). Zugleich muss die Gesellschaft vor extremen Störungen geschützt werden. Mein Lieblingspsychopath: https://www.youtube.com/watch?v=TxtrOBYUhUE


    Sicher ist demgegenüber der ungleich häufiger vertretene Typus des regressiven Missbrauchtäters gut behandelbar. Er sucht ein Ventil für seine Sexualität, ist dabei jedoch nicht auf Kinder oder Jugendliche fixiert und kein ausgesprochener Gewalttäter. Natürlich sind solche Menschen für die Arbeit mit Jugendlichen völlig ungeeignet, selbst wenn sie sonst vielleicht engagierte Lehrer sind: https://www.youtube.com/watch?v=pjU7P6M7rj4