Ziel der Buddhalehre

  • pops:

    Wer das nicht denken kann, muss es auch nicht.
    Wichtiger ist die Praxis.


    Manche Dinge sollte man schon denken können und
    richtige Praxis kann dieses Denken vielleicht unterstützen.


    Der Buddha spricht ja auch von einer Persönlichkeit die
    so genannt wird. Nämlich die fünf Komponenten des Daseins.

  • Zitat

    Es gibt kein zusammengesetzes ICH, es gibt kein sich wandelndes ICH, es gibt kein ICH! All diese Formulierungen und Denkweisen setzen ja wieder etwas voraus (ein Selbst), was so oder so sein oder werden oder vernichtet oder wiedergeboren werden kann. Es gibt auch kein Selbst, was in "Verbindung" zu anderen treten könnte.

    Das was ich erkennt habe ist das es ein Ich gibt! Ein Ich das immer in der Zeit ist, das selbst Zeit ist. Wenn in tausendstel Sekunden gemessen wird gibt es tausend Ich in einer Sekunde. Immer ein Ich. Nicht zusammengesetzt nicht wandelbar und unpersönlich. Es gibt kein bedingt veränderliches Ich. Nur das Ich der millionstel Sekunde.


    Das was als Ich geglaubt wird ist das bedingt veränderliche immer unzureichende aber, auch wenn es nicht erkannt wird, unpersönliche. Persönliches Ich erscheint erst durch den Glauben ein ich zu haben oder eine Person mit Ich zu sein.


    Mein Erkennen erschien als ich alles übersinnliche, übernatürliche verbannt hatte. Alle Spiritualität und Metaphysik. Die andere Richtung ist das dieses Erkennen zum verbannen aller übersinnlich, übernatürlichen Vorstellungen kommt. Bedeutet jederzeit die beiden Dhamma zu sein, Leere und Ding, ohne Samsara zu missachten.


    Da soll mir mal jemand Stellen in der Buddhalehre zeigen die den Daseinsmerkmalen widerspricht. Falls er sie findet gilt es diese von nachgereichten Vorstellungen zu reinigen. Muss ja nicht öffentlich sein.


  • Als Weltling nehme ich mich natürlich an. Ich habe konkrete Ziele. Ich BIN und nicht nur, wie es Descartes meint, weil der Mensch (oder angeblich er selbst) denken kann. Sondern auch, weil ich manchmal auf die Toilette muss. Selbstbezug ist Ich-Illusion. Denken ist per sé ICH-Bezug.


    Was auf keinen Fall heißt, dass Denken grundsätzlich schlecht oder unheilsam wäre. Für den einen ist dieses Denken heilsam. Für den nächsten ist ein solches Denken unheilsam.


    Für diese Person ist es womöglich ersteinmal heilsam, an eine Seele zu glauben, für den nächsten wiederrum nicht.


    Es gibt auch kein ICH in der millionstel Sekunde. Da ist eine ICH-Illusion für eine millionstel Sekunde.



    :sunny:



  • Wo kein Ich existiert, da existiert auch kein Leid...keine Verkettung von Bewusstseinsmomenten und auch keine Befreiung. Das alles gibt es nur dort, wo bedingt durch Gier, Hass und Verblendung ein " Ich" entsteht.


  • Dann habe ich dich falsch verstanden, denn ich würde es genauso formulieren wie du und habe es auch schon so getan :)

  • Sunu:

    Wo kein Ich existiert, da existiert auch kein Leid...keine Verkettung von Bewusstseinsmomenten und auch keine Befreiung. Das alles gibt es nur dort, wo bedingt durch Gier, Hass und Verblendung ein " Ich" entsteht.


    Man braucht den Begriff ICH eigentlich nicht einmal in Anführungszeichen setzen.


    Denn es ist klar, dass er eine Subjektive (bedingt durch das Nichtwissen) anzeigt, und du nicht davon sprichst, dass ein Selbst (die Perspektive von außen: objektiv) hervorgebracht würde oder entsteht. Und sei es auch nur für den Bruchteil einer Sekunde.



    :star:

  • Sunu:

    Wo kein Ich existiert, da existiert auch kein Leid...keine Verkettung von Bewusstseinsmomenten und auch keine Befreiung. Das alles gibt es nur dort, wo bedingt durch Gier, Hass und Verblendung ein "Ich" entsteht.


    Und deshalb gibt es dort auch einen Pfad und Wesen die ihn gehen.


    Zitat

    Wenn alle Dinge Buddhalehre sind, dann gibt es Verirren und Erwachen, Übung, Leben und Tod, alle Buddhas und leidende Wesen.
    Wenn die zehntausend Dinge ohne Ich sind, dann gibt es weder Verirren noch Erwachen, weder Buddhas noch leidende Wesen, weder Entstehen noch Vergehen.
    Da der Buddhaweg von Grund auf Überfluss und Mangel entspringt, gibt es Entstehen und Vergehen, Verirren und Erwachen, leidende Wesen und Buddhas.

  • Hi buddhis,

    Das Ziel der Lehre Gotamo Buddhos ist es, dass die Licht- und Leuchtwesen, die auf der Erde die Menschen sind, wieder in das

    Jenseits zurückkehren und bleiben.

    Die Lehre vom Achtfachen Weg und die dazugehörigen 8 Freiungen sind als ein Werkzeug zu betrachten um dorthin zu gelangen.

    Dazu das Beispiel der Fähre, auf der anderen Seite angekommen sind das andere Ufer und das Boot nicht mehr nützlich.

    Ich freue mich schon auf deine Antworten

  • Hi buddhis,

    Das Ziel der Lehre Gotamo Buddhos ist es, dass die Licht- und Leuchtwesen, die auf der Erde die Menschen sind, wieder in das

    Jenseits zurückkehren und bleiben.

    Das hast du ja schon öfter mitgeteilt und soweit ich weiß berufst du dich dabei auf eine Stelle im PK - D.1 und D.27:

    Zitat

    Es kommt wohl, Vāsetther, eine Zeit vor, wo sich da hin und wieder, im Verlaufe langer Wandlungen, diese Welt zusammenballt. Wann die Welt sich zusammenballt, ballen sich die Wesen zumeist als Leuchtende zusammen. Die sind dann geistförmig, genießen Wonne, kreisen selbstleuchtend im Raume, bestehn in Schönheit, lange Wandlungen dauern sie durch. http://palikanon.com/digha/d27.htm

    Mich hätte nun interessiert ob besagte leuchtende Wesen im Palikanon noch irgendwo anders vorkommen und näher beschrieben werden. Meine Vermutung ist, dass es sich dabei um Götter handelt die eine bestimmte Lebensdauer haben, also sterblich sind. Weiß da jemand genaueres darüber?

  • Das hast du ja schon öfter mitgeteilt und soweit ich weiß berufst du dich dabei auf eine Stelle im PK - D.1 und D.27:

    Mich hätte nun interessiert ob besagte leuchtenden Wesen im Palikanon noch irgendwo anders vorkommen und näher beschrieben werden. Meine Vermutung ist, dass es sich dabei um Götter handelt die eine bestimmte Lebensdauer haben, also sterblich sind. Weiß da jemand genaueres darüber?

    Genaues nicht.


    Aber Leuchtwesen, die sich mit Raumschiffen zur Erde begeben und hier die Kontrolle von Menschkörpern übernehmen, gehört das nicht zu denen, deren Namen wir nicht nennen dürfen? :grinsen:

  • kilaya

    Hat den Titel des Themas von „Ziel der Budhalehre“ zu „Ziel der Buddhalehre“ geändert.
  • Um das "unterstrichende" Anhaften auch noch zu überwinden, dafür reicht allein die Praxis des achtfachen Pfades?

    Und um "Alles" Leid zu beenden, ist letztendlich das Ziel der Lehre, dass diese Welt an sich erlischt?

    :?Deswegen war die Weiterentwicklung der Welt für Buddha auch eher uninteressant.

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Um das "unterstrichende" Anhaften auch noch zu überwinden, dafür reicht allein die Praxis des achtfachen Pfades?

    War das als Frage gedacht? Dann: Ja. Erlebe ich auch selbst (nicht bei mir, aber bei Menschen in meiner Umgebung, die deutlich "erwachter" sind als ich). Auch die Anhaftung an das Floß reduziert sich.

    (Nicht zu vergessen: Der Achtfache Pfad bedarf schon der Erläuterung; beispielweise der verschiedenen Achtsamkeitspraktiken.)


    Und um "Alles" Leid zu beenden, ist letztendlich das Ziel der Lehre, dass diese Welt an sich erlischt?

    Nee, wieso?

    :? Deswegen war die Weiterentwicklung der Welt für Buddha auch eher uninteressant.

    IMHO wollte der Buddha den Menschen etwas über den Menschen, über sich selbst lehren; wie Menschen aus sich selbst heraus Leiden überwinden können.

    Die "Weiterentwicklung der Welt" wurde nicht ausgespart, sondern wäre in dem Kontext für Buddha off-topic. Ich finde, ein zentraler Punkt der Lehre ist: Egal, wie sehr Du die Welt perfektionierst, das Leiden geht nicht weg, weil das Prinzip Entstehen und Vergehen bleibt. Alles, was entsteht, vergeht.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Desto weiter ich gehe auf diesem Pfad, desto klarer wird mir, dass diese Welt sich nicht ändert. Früher habe ich noch geglaubt, es würde sich Vieles zum Guten wenden. Ich sehe, dass das nicht möglich ist, und zwar nicht nur wenn ich nach außen schaue, sondern auch wegen der Vielschichtigkeit unseres eigenen Geistes. Wie lange es dauert, ehe etwas tief genug gesunken ist, erfasst wurde, obwohl vielleicht schon vor 20, 30 Jahren intellektuell erkannt. Ich brauche dazu keine großen Informationen aus dem Weltall oder den Medien, ich brauche nur mich zu beobachten und meine Nächsten. Wenn ich A sage, bedeutet das noch lange nicht, das dies beim Anderen auch A bedeutet, er/sie antwortet aber vielleicht sogar in gewisser passend. Manchmal Jahre später stellt sich heraus, dass das A des Anderen ein ganz anderes war usw.


    Diese Studien betreibe ich nun schon seit der Pubertät. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, es ändert sich in Wirklichkeit nichts, obwohl alles sich ständig verändert. Aber die menschliche Psyche, der Geist bleibt immer derselbe, fängt immer wieder bei Adam und Eva an. Es gab schon so viele Meister, die gezeigt haben, wie die Welt besser werden könnte. Viele wurden dafür ermordet, s. Gandhi, Jesus, Martin Luther King ...


    Gier und Hass sind die Triebfedern dieser Welt. Es gibt zwar immer ein Gegengewicht, aber - s. Klimawandel - es wird nicht reichen. Jede/r muss seinen/ihren eigenen Weg aus dem Dilemma finden. Und das ist m.E. das Ziel der Lehre, die mir alle Werkzeuge in die Hand gibt.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Hinzufügen möchte ich noch, dass aus genau diesem Grund - nämlich dass es immer noch dasselbe oder vielleicht sogar noch schlimmere Leid auf dieser Welt gibt - die Lehre des Buddha so wie sie ist höchst aktuell ist, und ich verstehe, dass der Buddha keinen Anlass sah, diese zu verbessern.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • War das als Frage gedacht? Dann: Ja. Erlebe ich auch selbst (nicht bei mir, aber bei Menschen in meiner Umgebung, die deutlich "erwachter" sind als ich). Auch die Anhaftung an das Floß reduziert sich.


    (Nicht zu vergessen: Der Achtfache Pfad bedarf schon der Erläuterung; beispielweise der verschiedenen Achtsamkeitspraktiken.)


    Lebst Du denn in einem Kloster, lieber Aravind?

    Das Floß? ist wohl als Metapher gedacht.



    Und um "Alles" Leid zu beenden, ist letztendlich das Ziel der Lehre, dass diese Welt an sich erlischt?

    Nee, wieso?

    Mmmh, irgendwo habe ich gelesen, wenn man mit allem "durch" ist, dass dann das Wiedergeboren werden erlischt?

    Und wenn man jetzt alle Menschen zusammen nimmt und diese der Buddha Lehre bis zum Ende nachgehen würden, dann gäbe es m.E. die Welt nicht mehr?

    Vermutlich habe ich hier eine Fehlinfo oder Denkfehler; sorry, dass ich es etwas unbedacht geschrieben habe.


    Ich finde, ein zentraler Punkt der Lehre ist: Egal, wie sehr Du die Welt perfektionierst, das Leiden geht nicht weg, weil das Prinzip Entstehen und Vergehen bleibt. Alles, was entsteht, vergeht.

    Klug erklärt, dankeschön:)

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Mmmh, irgendwo habe ich gelesen, wenn man mit allem "durch" ist, dass dann das Wiedergeboren werden erlischt?

    Das Ich, dh. das Vermeinen (upadana) erlischt.


    Zitat

    S.35.84-85 Welken, Leer - 1-2. Palokadhamma, Suññataloka Sutta


    Der Ehrwürdige Anando begab sich zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrfurchtsvoll und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend, wandte er sich also an den Erhabenen:


    " 'Welt, Welt' sagt man, o Herr. Inwiefern aber, o Herr, sagt man 'Welt'?"


    "Was da Dinge des Welkens sind, Anando, das nennt man in der Ordnung des Edlen 'Welt'. Was sind Dinge des Welkens, Anando? Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle. Was da Dinge des Welkens sind, das wird, Anando, in der Ordnung der Edlen 'Welt' genannt".


    " 'Leer, ist die Welt, leer ist die Welt', o Herr, sagt man. Inwiefern aber wird gesagt, die Welt sei leer?"

    "Was da, Anando, leer von Ich und zum Ich Gehörigen ist, zu dem, Anando, wird gesagt: 'Leer ist die Welt'. Was aber ist leer von Ich oder zum Ich Gehörigen? Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle. Das ist leer von Ich und zum Ich Gehörigen".

    Samyutta Nikaya 35.81-100

  • Lebst Du denn in einem Kloster, lieber Aravind?

    Das Floß? ist wohl als Metapher gedacht.

    Oh sorry, das Gleichnis taucht hier recht oft auf, ich dachte, das wäre Dir geläufig, kein Problem. Floß = Lehre.


    Ich klau das mal ohne Erlaubnis aus dem Internet:

    Zitat

    Der Buddha selbst verglich seinen Dharma mit einem Floß: Wer über einen reißenden Fluss oder gefährlichen See setzen möchte, braucht ein wassertaugliches Gerät. Für Nichtschwimmer ist es töricht, auf ein Floß zu verzichten. Ist man aber heil ans andere Ufer angelangt, dann hat das Floß seinen Zweck erfüllt. Nun wäre es töricht, wenn es weiter mit sich zu schleppen .

    Je näher man dem Ufer, dem Erwachen kommt, desto unwichtiger werden die Konzepte und die Details der Lehre. Im Notfall kann man die letzten Meter selbst schwimmen. ;)


    Mmmh, irgendwo habe ich gelesen, wenn man mit allem "durch" ist, dass dann das Wiedergeboren werden erlischt?

    Das ist nicht meine Baustelle, ich interessiere mich im Moment nur für dieses Leben (fnde ich herausfordernd genug :) ). Aber hier bei BL tummeln sich einige, die sich da gut mit den Schriften auskennen. Spock zum Beispiel (s.o.).


    Klug erklärt, dankeschön :)

    Dank zurück!


    Schönen Abend,

    Aravind.

    PS: Gleichnis vom Floß: Majjhima Nikaya 22

  • Das ist nicht meine Baustelle, ich interessiere mich im Moment nur für dieses Leben (fnde ich herausfordernd genug :) ). Aber hier bei BL tummeln sich einige, die sich da gut mit den Schriften auskennen. Spock zum Beispiel (s.o.).

    Arbeitsteilung. Schneelöwin sorgt für die Inspiration, du machst die Praxis und ich die Theorie. Gate gate parasamgate bodhi svaha.

  • Das ist nicht meine Baustelle, ich interessiere mich im Moment nur für dieses Leben (fnde ich herausfordernd genug :) ). Aber hier bei BL tummeln sich einige, die sich da gut mit den Schriften auskennen. Spock zum Beispiel (s.o.).

    Arbeitsteilung. Schneelöwin sorgt für die Inspiration, du machst die Praxis und ich die Theorie. Gate gate parasamgate bodhi svaha.

    :hug: Du bist so herzallerliebst, Miss Spock, dieses Knuddel musste jetzt mal sein:heart:

    Liebe Grüße Schneelöwin


    Ein Geist, der an eine Idee gebunden ist, an ein Konzept, an eine Wertvorstellung macht Handlung immer korrupt. Wenn man an einen Glauben gebunden ist, wird die eigene Handlungsweise glaubensgemäß und daher korrupt sein. Wenn man nach seinem eigenen Erfahrungswissen handelt, wird die Begrenztheit des Wissens die Handlung immer korrupt sein lassen.

    Jiddu Krishnamurti




  • Zitat

    Und um "Alles" Leid zu beenden, ist letztendlich das Ziel der Lehre, dass diese Welt an sich erlischt?


    Zitat

    "Was da Dinge des Welkens sind, Anando, das nennt man in der Ordnung des Edlen 'Welt'. Was sind Dinge des Welkens, Anando? Die 6 Innen- und Außengebiete, die 6 Arten des Bewußtseins, die 6 Berührungen, die 18 Gefühle. Was da Dinge des Welkens sind, das wird, Anando, in der Ordnung der Edlen 'Welt' genannt".

    Samyutta Nikaya 35.81-100


    Es gibt auch andere Ordnungen und andere Vorstellungen über die Welt. Und damit auch über "Alles".


    Zitat

    überdrüssig wendet er sich ab. Abgewandt löst er sich los. 'Im Erlösten ist die Erlösung', diese Erkenntnis geht auf. 'Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt', versteht er da.

    Majjhima Nikaya 22


    Zitat

    'Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt' verstand er da. Auch einer war nun der ehrwürdige Māgandiyo der Heiligen geworden.

    Majjhima Nikaya 75


    Verloschen sind die Dinge des Welkens, die 6 Innen- und Aussengebiete, die 6 Arten des Bewusstseins, die 6 Berührungen und die 18 Gefühle. Und damit das Wichtigste: die Möglichkeit irgendeiner weiteren leidhaften Erfahrung.





    :earth:

  • Hinzufügen möchte ich noch, dass aus genau diesem Grund - nämlich dass es immer noch dasselbe oder vielleicht sogar noch schlimmere Leid auf dieser Welt gibt - die Lehre des Buddha so wie sie ist höchst aktuell ist, und ich verstehe, dass der Buddha keinen Anlass sah, diese zu verbessern.

    Ich bin da anderer Meinung. Mir geht es nicht darum, zu beweisen, dass ich recht hab und du nicht. Ich denke, wir sehen aus zwei Perspektiven auf die gleiche Sache.

    Dennoch würde ich gerne anmerken, dass es zwei verschiedene Aspekte gibt. Den Kern der Lehre, die Befreiung vom Leiden, und die Randaspekte, die Vermittlung davon. Viele dieser Randaspekte sind immer wieder an die jeweilige Kultur anzupassen, in denen die Buddhalehre gelehrt und gelebt wird. Einfach, weil wir verschiedene Metaphern und Ansätze verstehen.

    Und auch weil die Vermittlung der Lehre, insbesondere wenn sie formal-sprachlich ist, automatisch durch "Linsen" geht, die die momentan anerkannten Konzepte in einer Gesellschaft sind. Vor 2500 Jahren, zu Buddhas Zeiten, war der Hinduismus verbreitet, und es wurde in Metaphern gesprochen, die für Menschen, die so denken, verständlich sind. In Japan oder China wurden andere Ausdrucksweisen gefunden, um die selbe Sache zu beschreiben.

    Und das ist natürlich noch stärker ausgeprägt bei uns heutzutage, weil sich so viel geändert hat und weil wir andere kulturelle Überzeugungen haben in einigen Bereichen. Zum Beispiel die öfter verwendete Metapher, laut der die Buddhalehre die Wissenschaft des Geistes sei. Sowas wurde vor 2000 Jahren sicher nicht gesagt, weil die Wissenschaft einfach noch nicht so in der heutigen Form existierte. Da wurde eben der Geist mit einer Öllampe verglichen, weil die in jedem Haushalt stand. Da könnte man natürlich jetzt bergeweise Beispiele finden.


    Mir scheint, dass manchmal, wenn man sagt, die Buddhalehre ist zeitlos, von Leuten verlangt wird, dass man den Geist nach wie vor mit Öllampen erklären muss, weil das der Erwachte ja auch so gemacht hat. Der Geist ist keine Öllampe, und kann auch anders beschrieben werden - wenn die Verbindung funktioniert, springt der Funke genauso über. Insofern gibt es da durchaus Dinge, die angepasst werden sollten oder zumindest können, und zwar ganz ohne dass man die Buddhalehre damit verwässert oder nach Belieben verbiegt.


    Welche Dinge? Das kann uns nur eine möglichst erwachte Person sagen, aber die Entscheidung, wen wir als erwacht anerkennen und wem wir zuhören, obliegt dennoch uns. Sich nur auf die alten Quellen zu berufen, ist letztlich genauso eine eigene, riskante Entscheidung, wie die Entscheidung eine Person auszuwählen, die in modernerer Sprache spricht. Das Ergebnis entscheidet, und harsche Urteile sind nicht sehr förderlich. Wenn ja, dann müssen sie gut begründet sein, mit konkreten Beweisen.

  • aus ebenderselben Zumwinkel-Übersetzung, selbe Lehrrede:


    Zitat

    20. "Ehrwürdiger Herr, kann es Aufregung über das geben, was innerlich nicht existiert?"

    "Die kann es geben, Bhikkhu", sagte der Erhabene. "Bhikkhu, da hat jemand die Ansicht: 'Die Welt und das Selbst sind dasselbe; nach dem Tode werde ich unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen sein, ich werde so lange wie die Ewigkeit überdauern.' Er hört den Tathāgata oder einen Schüler des Tathāgata das Dhamma lehren, für das Beseitigen aller Grundlagen für Ansichten, Entscheidungen, Besessenheiten, allen Festhaltens und aller Neigungen, für die Stillung aller Gestaltungen, für den Verzicht auf alle Vereinnahmung, für die Zerstörung des Begehrens, für die Lossagung, fürs Aufhören, für Nibbāna. Er denkt so: 'Also werde ich vernichtet werden! Also werde ich zugrunde gehen! Also werde ich nicht mehr werden!' Dann ist er bekümmert, trauert und klagt, er weint und schlägt sich die Brust und wird zerrüttet. So kann es Aufregung über das geben, was innerlich nicht existiert."


    21. "Ehrwürdiger Herr, kann es Abwesenheit von Aufregung über das geben, was innerlich nicht existiert?"

    "Die kann es geben, Bhikkhu", sagte der Erhabene. "Bhikkhu, da hat jemand nicht die Ansicht: 'Die Welt und das Selbst sind dasselbe; nach dem Tode werde ich unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen sein, ich werde so lange wie die Ewigkeit überdauern.' Er hört den Tathāgata oder einen Schüler des Tathāgata das Dhamma lehren, für das Beseitigen aller Grundlagen für Ansichten, Entscheidungen, Besessenheiten, allen Festhaltens und aller Neigungen, für die Stillung aller Gestaltungen, für den Verzicht auf alle Vereinnahmung, für die Zerstörung des Begehrens, für die Lossagung, fürs Aufhören, für Nibbāna. Er denkt nicht so: 'Also werde ich vernichtet werden! Also werde ich zugrunde gehen! Also werde ich nicht mehr werden!' Dann ist er nicht bekümmert, trauert und klagt nicht, er weint nicht und schlägt sich nicht die Brust und wird nicht zerrüttet. So kann es Abwesenheit von Aufregung über das geben, was innerlich nicht existiert ."

    Majjhima Nikāya 22


    Irgendwo habe ich auch eine passende Stelle zum Thema "Alles" gelesen. Also was mit "Alles" nur gemeint sein kann. Die SinnesWahrnehmung.


    Es kann aber nicht erwartet werden, dass man man das so einfach versteht: dass man eher Vorstellungen über eine Welt teilt, und weniger Vorstellungen von der einen Welt.





    :earth:

  • Den Zusammenhang des Textes verstehe ich schon. Aber um den geht es mir nicht. Die Frage von SchneeLöwin hängt mit der Vorstellung "Welt" zusammen. Es gibt auch andere Stellen, die zeigen, dass man schwer von einer Welt sprechen kann; dass in einer Sprechweise immer die Auffassung von der Welt ist.


    Das Wissen darum, dass man eher Auffassungen über eine Welt teilt, ist vielleicht kennzeichnend für den, der nicht jammert, wenn er die Lehre hört. Der sieht ja eher was Verschiedenes, als der der seine Anschauungen mit einer vemeintlich allgemeinen Welt verwechselt, und denkt: Vorstellung und Welt wären das Gleiche.


    Die Nihilismus Deutung im Kommentar finde ich ohne entsprechende Kennzeichnung unangemessen. Der Zumwinkel kann ja eine persönliche Note einschieben: "Mir ist es schoneinmal passiert auf die Weise, und ich würde da anstelle des Lesers sehr vorsichtig mit gefühlsbedingten Überinterpretationen sein." Der Mann in der Lehrrede glaubt ja erstens an ein Ich, was aus seiner Sicht vernichtet würde. Ausserdem glaubt er ebenso den Worten des Buddha. Also glaubt er an eine allgemeine, erkennbare Lehre. Nihilisten tun soetwas nicht. Und das Problem des Mannes in der Lehrrede ist auch nicht, dass er dann in den Dingen keinen Sinn mehr sieht. Er ist schlicht bekümmert über die Anschauung, dass er vernichtet würde, wenn er Nibbana erreichte.


    Es gibt kein Ich zu vernichten, aber er macht sich darüber Gedanken.





    :earth:

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