Diese Dhammasprache würde ich bloß eine eher abwegige Interpretation nennen. Mit Tod und Geburt sind in den Lehrreden diese Vorgänge gemeint, und nicht eine Metapher für mentale Erscheinungen. Über diese wird ja gesondert erklärt und auch sehr konkret (nicht in der Absicht eine passende Metapher anzubieten).
Man gucke es sich im Zusammenhang mit der bedingten Entstehung an und untersuche es in sich selber. Das zu verstehen ist das Ziel. So entsteht und endet Dukkha:
- Avijjā (Unwissenheit): Dies ist das erste Glied, das den Zyklus in Gang setzt. Es bezieht sich auf die Unkenntnis der wahren Natur der Realität, insbesondere der Vier Edlen Wahrheiten.
- Saṅkhārā (Formung des Geistes): Dies bezieht sich auf die Bildung von karmischen Neigungen und Tendenzen aufgrund von Handlungen, Gedanken und Absichten in der Vergangenheit.
- Viññāṇa (Bewusstsein): Dies bezeichnet das Bewusstsein oder das individuelle Bewusstsein, das aus den karmischen Ursachen entsteht.
- Nāmarūpa (Geist und Materie): Dies bezieht sich auf den Prozess der mentalen und physischen Formationen, die das individuelle Leben bilden.
- Saḷāyatana (Sechs Sinnesbasen): Dies sind die sechs Bereiche oder Orte, durch die wir die Welt wahrnehmen: Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper und Geist.
- Phassa (Kontakt): Dies bezieht sich auf die Berührung oder das Zusammentreffen der Sinnesorgane mit ihren jeweiligen Objekten, was zur Entstehung von Empfindungen führt.
- Vedanā (Gefühl): Dies bezieht sich auf die Empfindungen oder Gefühle, die als angenehm, unangenehm oder neutral erlebt werden.
- Taṇhā (Verlangen): Dies bezieht sich auf das Verlangen oder den Durst nach Sinnesbefriedigung und Existenz, der aus den angenehmen und unangenehmen Empfindungen entsteht.
- Upādāna (Anhaftung): Dies bezeichnet die Anhaftung oder das Festhalten an Objekten oder Ideen aufgrund von Verlangen.
- Bhava (Werden): Dies bezieht sich auf den Prozess der Existenz oder des Werdens, der durch Anhaftung an Objekte oder Ideen entsteht.
- Jāti (Geburt): Dies bezieht sich auf die physische oder psychologische Geburt, die aus dem Prozess des Werden entsteht.
- Jarāmaraṇa (Altern und Tod): Dies bezieht sich auf den Prozess des Alterns, des Sterbens und des Todes, der aus der Geburt entsteht.
Psychologische Bedeutung von Geburt und Tod:
Geburt: Psychologisch gesehen repräsentiert Jāti (Geburt) den Beginn eines neuen Zyklus von Leben und Leiden. Es steht für die fortgesetzte Identifikation mit einem konzeptuellen Selbst (Ego) und die Anhaftung an Existenz. Jede Geburt im Sinne der Bedingten Entstehung führt zu einem weiteren Zyklus von Leiden und Samsara, solange das Verlangen und die Anhaftung bestehen bleiben. Es verdeutlicht auch die fortlaufende Manifestation von Identitäten und Erfahrungen, die durch unsere Handlungen und Gedanken geformt werden.
Tod: Jarāmaraṇa (Altern und Tod) repräsentiert das Ende eines Zyklus von Leben und Leiden. Psychologisch gesehen steht der Tod für die Auflösung des konzeptuellen Selbst (Ego) und die Befreiung von der Identifikation mit einem festen Selbstbild. Es symbolisiert auch das Ende des Leidens, das mit dem Zyklus von Geburt und Tod verbunden ist, und bietet die Möglichkeit zur Erkenntnis der ultimativen Realität jenseits der Dualität von Geburt und Tod.
PS:
Die dhammacakka sutta verweist dann auch deutlich darauf, dass mit Geburt und Tot Dukkha gemeint ist.
"Das ist die noble Wahrheit des Leidens: Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden; Trauer, Klage, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung sind Leiden; die Vereinigung mit dem Nicht-Geliebten ist Leiden, die Trennung von dem Geliebten ist Leiden, nicht zu bekommen, was man will, ist Leiden; kurz gesagt, die fünf Komponenten der Anhaftung sind Leiden."
PPS: Dhammacakka sutta und Bedingte Entstehung waren ausreichend für die ersten fünf Jünger des Buddha, um Arahatschaft zu erreichen