Vermischung / Hauptpfeiler des Buddhismus

  • Zeit für eine kleine Provokation, oder? :?


    Philosophie ist Kopfficken, Selbstbefriedigung mittels der Lust am Denken. Erwachen ist etwas anderes. :badgrin:


  • Vermischungen sind immer schlecht, sieht man ja hier in Europa am sekulären Buddhismus, wo man gerne Dinge rausstreichen will, weil sie ja "veraltet" sind, etwa Nirvana. Die denken wirklich, man könnte die Hauptpfeiler einfach einstürzen, und trotzdem hätte man noch ein gesundes Gebäude.


    Man sollte Respekt gegenüber jeder Richtung haben. Dies beinhaltet für mich, sie nicht zu vermischen, sondern sie getrennt zu studieren.

    Mich hat früher oft irritiert hat, dass irgendwas als eine wichtige Lehre im Buddhismus dargestellt wird. Als ich dann mit der Zeit mehr vom Buddhismus verstanden habe, habe ich gemerkt, dass dieses oder jenes tatsächlich eine Besonderheit der einen oder anderen Richtung ist. Es ist nicht unbedingt böser Wille dabeigewesen, da den Schreibern das evtl. selbst nicht bewusst war. Mittlerweile kenne ich mit in den verschiedenen Richtung im Groben aus und weiß verschiedene Ansätze oder Lehren einzuordnen. Aber früher war das ziemlich verwirrend. Manchmal haben die Leute dann auch so einen All-Anspruch, obwohl irgendeine Lehre eine Besonderheit einer bestimmten Richtung ist. Für Laien ist das dann nicht zu erkennen.

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Philosophie ist der verzweifelte Versuch, mittels des Denkens, Wahrheit zu finden. Ein Ding der Unmöglichkeit. Genauso gut könnte ich in der Erde buddeln, um Fische zu finden.


  • Philosophie ist der verzweifelte Versuch, mittels des Denkens, Wahrheit zu finden. Ein Ding der Unmöglichkeit. Genauso gut könnte ich in der Erde buddeln, um Fische zu finden.

    Es ist schon hilfreich sich im Denken zu schulen und zu üben und es gibt erfreulicherweise gute Vorbilder, wie z.B. Wittgenstein. Die Wahrheit ist nicht verborgen, es braucht nur das Aufgeben von Selbstlüge, da die Wahrheit Nicht-Selbst ist.

    Dann kann man auch überall Fische finden. Das ist aber nur für Zen-Leute möglich.:maske:

    :zen:

  • Philosophie ist der verzweifelte Versuch, mittels des Denkens, Wahrheit zu finden. Ein Ding der Unmöglichkeit. Genauso gut könnte ich in der Erde buddeln, um Fische zu finden.

    Ganz so negativ würde ich das nicht sehen. Gerade in der Frage wie man sich als Mensch ethisch und moralisch verhalten soll finde ich Philosophie sehr wichtig.

    Wenn du ein Problem lösen kannst, was macht es dann für einen Sinn sich Sorgen zu machen? Und wenn du ein Problem nicht lösen kannst, was macht es dann für einen Sinn sich auch noch Sorgen zu machen?

    -Shantideva

  • Es ist schon hilfreich sich im Denken zu schulen und zu üben und es gibt erfreulicherweise gute Vorbilder, wie z.B. Wittgenstein.

    Sagst du. Der nächste sagt: "Wittgenstein? Geh' mir weg! Heraklit, Platon, Aristoteles! Epikur, Thomas von Aquin! Bacon, Descartes, Hobbes! Spinoza, Locke, Kant, Hegel! Schopenhauer, Kierkegaard, Marx, Nietzsche Heidegger, Popper, Adorno!!"


    "Wenn sich zwei Philosophen begegnen, ist es am besten, wenn sie bloß 'Guten Morgen' zueinander sagen." – Sartre


  • Gerade in der Frage wie man sich als Mensch ethisch und moralisch verhalten soll finde ich Philosophie sehr wichtig.

    Das sehe ich auch so. Was das angeht, ist die Beschäftigung aber nicht zwingend erforderlich. Ich habe Philosophie studiert und "Philosophen" gesehen, die von Maurern oder Putzern (ohne großartige Philosophie-Kenntnisse), die ich auf Baustellen kennengelernt habe, im Bereich Ethik und Moral noch etwas lernen könnten. Es scheint mir also nicht zwingend notwendig zu sein.


  • Philosophie ist hauptsächlich Erkenntnis-Theorie.

    In der Ethik hat sie die Aufgabe zu erklären was Ethik ist, was die Prinzipien der Ethik sind, wie man sie begründet.


    Ethik zu praktizieren ist nicht die Aufgabe der Philosophie und der Philosophen. Das ist die Aufgabe der Menschen.

    :rainbow:

  • Ethik zu praktizieren ist nicht die Aufgabe der Philosophie und der Philosophen.

    Scheint teilweise so. :lol:


    "Ich mache mir viele Gedanken über Ethik, ich bin ein Experte auf dem Gebiet. Manchmal schlage ich meine Kinder, aber das tut hier nichts zur Sache, ich studiere Ethik, um gute Bücher darüber schreiben zu können, damit ihr einen Leitfaden habt, ihr Unwissenden!"


    Nee, mal im Ernst: Gebildet, intellektuell, philosophisch bewandert zu sein, bedeutet nichts. Wenn das Selbstzweck ist, ist es vollkommen nutzlos. Deshalb nochmal: Erwachen ist etwas ganz anderes.


  • Wer hat hier denn behauptet, dass Philosophie und Erwachen identisch ist.


    Aber ohne die Philosophie mit der man die Soheit erkennt, wird man auch kein Erwachen verwirklichen.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Wer hat hier denn behauptet, dass Philosophie und Erwachen identisch ist.

    Niemand.


    Aber ohne die Philosophie mit der man die Soheit erkennt, wird man auch kein Erwachen verwirklichen.

    Ja.


    (Ob Philosophie notwendig ist, bzw, die einzige Möglichkeit, Soheit zu erkennen, will ich hier nicht weiter diskutieren.)


  • Sagst du. Der nächste sagt: "Wittgenstein? Geh' mir weg!

    Das war jetzt nur ein Beispiel. Nagarjuna ist auch nicht schlecht. Du hast doch nichts gegen die Liebe zur Weisheit , oder?

    :zen:

    • Offizieller Beitrag

    Philosophie ist der verzweifelte Versuch, mittels des Denkens, Wahrheit zu finden. Ein Ding der Unmöglichkeit. Genauso gut könnte ich in der Erde buddeln, um Fische zu finden.

    Bei uns wird, man wenn man in der Erde gräbt keinen Fisch finden, aber in Lybien gibt es den afrikanischen Lugenfisch, der sogar vier jahre im Boden überleben kann. In seltenen Fällen kann durch Graben an Fische gelangen!


    Aber - und das ist der Punkt - nur an eine bestimmte Art von Fische. Und so wie mit den Fischen ist das auch mit den Wahrheiten. Nur weil es einige Sachen gibt, denen man mit Denken nicht beikommt, bedeutet das nicht, dass es nicht auch sehr konkrete Wahrheiten gibt, die man auf philophischen Weg ergründen kann. Philosophen sind Denker und natürlich gab es in der Geschichte viele Leute die ganz "unsinnig" gedacht haben und bizarren Gedankegebäuden aufgehäuft haben.


    Daneben geb es aber auch Philosophen die sich viel bescheidenere und deswegen erreichbarere Aufgaben gestellt haben. So untersuchte John Searle, wie Sprache funktioniert und was genau gesellschaftliche Wirklichkeiten konstruiert werden. Wenn Karl Popper sich mit der "offene Gesellschaft" und damit wie man sie bewahren kann beschäftigt, dann ist das doch ebenfalls eine ganz konkrete Sache. Ich finde es gut, dass Hannah Arendt sich mit dem dritten Reich beschäftigt hat und Simone de Beauvoir hat mit ihren feministischen Ideen bestimmt das Leben vieler Frauen beinflußt. Philosophen können genauso nützliche Sachen machen wie Soziologen und Historiker. Nur weil jemand Philosoph ist, sollte man doch nicht das Lebenswerk als unnötig entwerten.


    Du schreibst, dass du Philosophie studiert hast. kann es sein, dass du von dir selbst sprichst? Also dass Du große Erwartungen an die Phiosophie hattest - gerade als junger Mensch kann man da ja hoffen zu erfahren, "was die Welt im innersten zusamnenhält" - die dann sehr ernüchtert wurden?

  • Nur weil jemand Philosoph ist, sollte man doch nicht das Lebenswerk als unnötig entwerten.

    Das würde ich doch nie tun. Philosophie ist eine feine Sache. :)



    Du schreibst, dass du Philosophie studiert hast. kann es sein, dass du von dir selbst sprichst? Also dass Du große Erwartungen an die Phiosophie hattest - gerade als junger Mensch kann man da ja hoffen zu erfahren, "was die Welt im innersten zusamnenhält" - die dann sehr ernüchtert wurden?

    Nein, so war es nicht. Oder doch ein wenig? Was ich schon sagen würde, ist, dass ich die letzten Antworten auf Fragen in mir in der Philosophie nicht gefunden habe. Es hat mich am Ende nicht befriedigt, der Durst war nicht gestillt. Der Durst begann erst gestillt zu werden durch Schweigen, Meditation, Stille, Abnahme der Gedankentätigkeit.

    Insofern hast du also recht, man könnte sagen, dass ich Hoffnungen in die Philosophie setzte, die nicht erfüllt wurden.


  • Bei uns wird, man wenn man in der Erde gräbt keinen Fisch finden, aber in Lybien gibt es den afrikanischen Lugenfisch, der sogar vier jahre im Boden überleben kann.


    Das möchte ich an dieser Stelle auch mal deutlich herausstellen!!! :like:

  • Der Verstand ist schon wichtig, aber begrenzt. Das Denken ist bedingt entstanden und kann nicht darüber hinaus führen. Deshalb sagt der Buddha seine Lehre kann letztlich nicht mit dem Verstand erfasst werden. Das nicht einzusehen ist ein Mangel an Weisheit finde ich, Gelehrtheit alleine macht noch keinen Weisen aus.

  • Philosophie ist der verzweifelte Versuch, mittels des Denkens, Wahrheit zu finden. Ein Ding der Unmöglichkeit. Genauso gut könnte ich in der Erde buddeln, um Fische zu finden.

    Also - ohne mir was anzumaßen, aber - ich philosophierte von Jugend an gern. Das Denken ist dabei ein Hilfsmittel, die Erinnerung an Gedachtes und als scheinbar, aber dennoch falsch, Erkanntes auch. Aber ich habe, nachdem ich den Begriff Intuition verstand, meine geistigen "Ergüsse" eben als "aus dem Bauch heraus" erlebt - eben Intuition, dass da ein gewisses Gespür mit im Spiel ist. Und vorallem Beobachtung. J. Krishnamurti sprach immer davon, wie wichtig es ist, einfach nur zu beobachten. Bis in die heutigen Tage erlebe ich, dass ich mit "meinem Gefühl für das Richtige, für die Wahrheit" immer richtig lag.


    Aber "die Wahrheit" wurde durch Denker ebenso wenig gefunden wie durch Religionsstifter und deren Anhänger. Es ist eine Annäherung im Zusammenhang mit Spurensuche und Fakten. Wie in der Kriminologie.


    Als ich noch Christin war, war es für mich unverständlich, wieso bei so vielen Zeugen, die Jesu "Taten und Wunder" bezeugen konnten, immer noch nicht erkannt werden konnte, dass die "Bibel die Wahrheit sagt". Ich hatte wunderbare Erlebnisse durch meinen Glauben. Und was bedeuten sie nun? Es waren Wunschträume.


    Genauso geht es mir heute mit den vielen - scheinbar von Buddha stammenden - Aussprüchen. Und ich hatte wunderbare Erfahrungen durch die Praxis. Und was bedeuten sie nun? Auch das waren Wunschträume.


    Dennoch haben sich dadurch Türen geöffnet, die zuvor die Sicht vernebelten.


    Ich bezweifel inzwischen, dass es überhaupt möglich ist für uns, irgendwelche Aussagen noch als letztendliche Wahrheit zu machen. Das führt jedoch nicht dazu, dass ich andere belächel oder überheblich darüber stehe, was sie glauben, sondern es verhilft mir zum Schweigen.


    Ich weiß jetzt, ich habe keine Ahnung. Ich mache nur noch, was vor meinen Füßen liegt.

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Der Verstand ist schon wichtig, aber begrenzt. Das Denken ist bedingt entstanden und kann nicht darüber hinaus führen. Deshalb sagt der Buddha seine Lehre kann letztlich nicht mit dem Verstand erfasst werden. Das nicht einzusehen ist ein Mangel an Weisheit finde ich, Gelehrtheit alleine macht noch keinen Weisen aus.

    🙏🙏🙏

  • Ein thailändischer Lehrer gab vor ein paar Tagen hierzu einen sehr passenden Vergleich.

    Von der Nadel und dem Ei...🐣


    Die Nadel kann einen Riss nähen, doch das Ei nährt uns....🐥🙏

  • Ohne Verstand könnte man auch nicht meditieren.

    Warum hat der Buddha so viel Reden gehalten, die alle zum Verstand (oder besser: zur Vernunft? ) reden?

    Die ersten sieben Glieder des Edlen Achtfachen Pfads, der zu Nirvana führt, sind Sache des Verstands. Selbst beim letzten Schritt, der tiefen Versenkung, muss man von einem Lehrer Anleitung bekommen, wie man da rein geht in die Versenkung.

    Der Buddha hat das auch lernen müssen von vier Meditationsmeistern, wie er selbst erzählt.


    Auch zu Weisheit kommt man nur durch Verstand und Vernunft. Oder etwa mit Bauchgefühl? Mit Empfindungen? Mit Essen und Trinken? Was gibt es noch?


    Oft heißt es "Weisheit und Mitgefühl". Ja, da ist eine gegenseitige Abhängigkeit: Mitgefühl ist ein Ansporn, immer mehr Weisheit zu entwickeln (zum Wohle aller Wesen), mit zunehmender Weisheit wächst auch das Mitgefühl.

    Aber Mitgefühl alleine kann nicht zeigen, wie man die richtige tiefe Versenkung erlangt.


    Wenn man die ganze Lehre des Buddha mit seinem Verstand, durch Hören und Nachdenken, durchdrungen und die ersten sieben Glieder des Achtfachen Pfads praktiziert hat, dürfte der letzte Schritt nicht mehr so schwer sein.


    Wer dagegen den Verstand klein redet und auf "instant Erleuchtung" hofft oder nur "sitzt" ("begriffliches Denken ist ein Hindernis")...... :angel:



    P. S.: ich gebe wieder, was ich von meinen Lehrern gehört und verstanden habe.

    Verstehen müssen wir auch, dass ohne Tatkraft gar nichts erreicht werden kann.

    Diejenigen ohne Tatkraft können sich trösten: "es gibt nichts zu erreichen" :) Das wollte ich einigen Zeitgenossen schon mal vorwegnehmen.

    :rainbow:

  • Den ganzen Tag geht mir jetzt meine damalige Philosophie-Abiturprüfung durch den Kopf, ein Albtraum. Nicht unbedingt so sehr für mich, das auch – aber noch mehr für meinen Philosophie-Lehrer, glaube ich.


    Es war folgendermaßen:

    Philosophie war mein 4. Abiturfach, also mit mündlicher Prüfung am Schluss, die dann letztendlich über die Zensur auf dem Zeugnis entschied.


    Ich war mit "1" vorzensiert. Das einzige Fach, bei dem die Chance bestand, dass ich es mit "1" abschließe. Es kam anders, sehr anders.

    Wir hatten einen Text bekommen, mit dem wir uns 20 oder 30 Minuten lang (das weiß ich nicht mehr so genau) beschäftigen konnten. Danach ging es in die Prüfung, um über diesen Text zu sprechen. Ich habe diesen Text gelesen – einmal, zweimal, dreimal. Ich habe ihn nicht verstanden. Nicht nur ein bisschen nicht verstanden, sondern überhaupt nicht. Den Philosophen kannte ich auch nicht, ich glaube nicht, dass wir uns vorher im Unterricht viel mit dem beschäftigt hatten. Dazu kam, dass er hier über etwas sprach (ich kann mich nicht mehr erinnern), dass ich zusätzlich noch als gänzlich unphilosophisch empfunden habe, als würde jemand über einen ganz anderen Bereich schreiben, der mit Philosophie wenig zu tun hat. Mit dieser hervorragenden Voraussetzung bin ich dann also in die Prüfung gegangen. :))


    Wenn ich bis dahin noch keinen Blackout hatte, spätestens jetzt, als ich die Tür zur Prüfungskommission öffnete, hatte ich einen. Und zwar komplett. Ich sah (schon wie durch einen Nebel) 4 Personen, die mir nun Fragen stellen würden zu einem Text, von dem ich kein Wort verstanden hatte. Die ganze Szenerie erschien mir völlig absurd.

    Ich konnte nichts sagen, aus meinem Mund kamen keine Worte. Sie haben kein Wort aus mir herausbekommen. Das Einzige, was ich wahrgenommen habe, war, dass mein Philosophie-Lehrer, der eigentlich der geduldigste, ruhigste Mensch der Welt war, einen seltsamen Gesichtsausdruck hatte, der mir fast panisch vorkam. Ich merkte, dass es in seinem Kopf ratterte, wie er mich ins Jetzt zurückholen kann. Er stellte mir Fragen zu Kant, aber so einfache Fragen, dass ich sie nicht richtig ernst nehmen konnte.


    Schließlich fragte er mich, was Kant wohl zu dem Thema gesagt hätte, über das dieser mir bis heute unbekannte Philosoph hier sprach. Eigentlich hätte ich sagen wollen: "Kant hätte nichts dazu gesagt, Kant war ein Philosoph." Aber ich sagte etwas anderes, an das ich mich nicht mehr erinnern kann, es waren die ersten Worte, die ich überhaupt sprach. Diese Antwort kann nicht so schlecht gewesen sein, denn sie bescherte mir eine "5-" statt einer "6" in der mündlichen Prüfung.