Abbau der Angst vor dem Tod

  • Hallo,


    wie geht Ihr mit der Angst vor dem Tod um. Ist das überhaupt ein Thema für euch. Welche Methoden benutzt Ihr ? Oder ist es der Glaube an Wiedergeburt der euch tröstet.

    Ich persönlich komm immer wieder zu unterschiedlichen Schlüssen und Gefühlen . Gibt es Widergeburt ist es tröstlich das man Freunde und geliebte Menschen wiedersehen kann. Auf der anderen Seite wollt ich aber nicht alles nochmal durchmachen . Geburt , Schmerzhafte Erfahrungen , Dukkha und als dies. Wie seht Ihr das ?


    Vg Kaiman

  • Moin Kaiman,

    für mich ist die Angst vor dem Tod kein Thema. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Soweit der Status Quo.
    Aber: "Mal sehen, sprach der Blinde":grinsen:

    Ohne eine lange Zeit grimmiger Kälte,
    die Dir in die Knochen fährt –

    wie könnten die Pflaumenblüten

    dich erfüllen mit ihrem durchdringenden Duft?
    (Obaku)

  • Sitze gerade auf einer Bank am Waldrand. Vor mehreren Jahrhunderten sind hier Menschen, Bären und andere Tiere vorbei gegangen.

    Die Stadt auf die ich Blicke war wohl viel kleiner. Vermutlich war nur die Burg da, und die Berge.

    Wenn ich meine Augen manchmal schließe, bin ich plötzlich 500 Jahre in der Zukunft. Dort wo jetzt noch die Burg alles übertrohnt, werden 1500 Meter hohe Wolkenkratzer stehen.

    Dort werden Menschen gehen, stehen, sterben usw.


    Wir teilen uns die selben Elemente. Die Sachen die ich als nicht-ich bezeichne, enthalten die Ahnen und zukünftigen Bewohner der Erde.


    In meiner Praxis habe ich erkannt, dass nichts anderes als Unwissenheit und Leiden entsteht und vergeht.

    Es ist sehr schwer zu verstehen, aber wenn wir mit der Praxis beginnen, gibt es einen Weg in die freiheit, der uns dank dem unermässlichen Mitgefühl von Buddha und seiner noblen Sangha hinterlassen wurde. Es gibt einen Himmel und eine Hölle, Geburt und Tod, kommen und gehen.

    Aber wenn Sila und Samadhi zu Weisheit wird, werden wir sehen, dass niemand den Weg in die freiheit gehen kann. Das Niemand stirbt und wieder kommt.


    Es gibt inzwischen keine wache Sekunde, wo ich nicht meine verstorbenen Familienmitglieder, Freunde, tierische Sklavenhalter nicht wahrnehme.


    Es gibt keinen Moment der Einsamkeit, weil Samadhi mich zuerst zum "Alles-ist-eins", und dann in die freiheit davon (durch Einsicht) geführt hat.

    Ich werde meine lieben nicht im Himmel oder Nibbana, im wiederwerden treffen, sondern in jedem Augenblick, wo ich im nächtlichen Sternenhimmel mein Spiegelbild sehe.

    Man sucht die verlorenen, durch die Augen der verlorenen, man sucht Gott durch die Augen von Gott, und Nibbana jenseits des stillen Friedens, der schon immer da war.


    Wenn ich früher von der Stille raus in die Welt gestürmt bin, um zu lieben, hassen, begehren habe ich automatisch Himmel und Hölle, Geburt und Tod ermöglicht und erschaffen.

    Wenn ich mich jenem gewidmet habe, dass durch die Stille spricht und liebt, konnte ich eins werden mit Nibbana, dem Paradies, dem todlosen unbedingtem.


    So sehe ich es.


    Alles gute für Dich!

    Mögen wir alle Frieden finden!

  • Ich habe schon Angst vor dem Tod. Ich glaube nicht an ein Weiterleben in irgendeiner Art oder an ein Wiedersehen mit jenen, die man verloren hat. Wenn ich tot bin, bin ich tot, das glaube ich und ich denke mir natürlich, dass ich davon eh nichts merke. Aber jetzt schon zu wissen, dass mein Bewusstsein irgendwann ausgeschaltet wird sozusagen, ist dennoch ein gruseliger Gedanke. Meist suchen mich solche Gedanken nachts anheim, tagsüber bin ich doch zusehr mit allem Möglichen abgelenkt. Ich denke dann immer an meine Eltern und all die anderen Verstorbenen, die das auch durchstehen haben müssen. Und ich denke an die Zeit, in der es mich noch nicht gegeben hat, das war mir ja auch "wurscht" sozusagen ;) und wie kurz die Zeit im Grunde ist, in der es mich gibt...Das macht nachdenklich und demütig. Ich schaue mir meine Angst an und akzeptiere, dass es sie gibt. Vielleicht ändert sich das ja auch noch.

    • Offizieller Beitrag

    wie geht Ihr mit der Angst vor dem Tod um. Ist das überhaupt ein Thema für euch. Welche Methoden benutzt Ihr ? Oder ist es der Glaube an Wiedergeburt der euch tröstet.

    Ich persönlich komm immer wieder zu unterschiedlichen Schlüssen und Gefühlen . Gibt es Widergeburt ist es tröstlich das man Freunde und geliebte Menschen wiedersehen kann. Auf der anderen Seite wollt ich aber nicht alles nochmal durchmachen . Geburt , Schmerzhafte Erfahrungen , Dukkha und als dies. Wie seht Ihr das ?

    In dem Lied Always look on the bright side of life von Monty Python heißt es:


    Zitat

    I mean, what have you got to lose?

    You know, you come from nothing

    You're going back to nothing

    What have you lost? Nothing


    Da ist was dran. Letzendlich ist es ja die Angst vor Verlust von allem Möglichen. Und um etwas zu verlieren, muss man es ja erstmal besitzten. Von daher ist die Illusion des Besitzens der Hauptgrund vor der Angst vor dem Verlust.


    Von daher ist das gut, was die Illusion des Besitzens mildert und das ist ja vor allem Dankbarkeit. Man darf sich nicht rechtmäßiger Besitzer sehen sondern als Beschenkter. Je mehr man für alles was da ist, für jeden guten Menschen, jeden Sonnentag, jede Bergtour, jedes Essen, jede Begenung dankbar ist, desto weniger ist man Besitzer und je weniger man Besitzer ist desto weniger verliert man. Wenn ich im Bett liege und Anflüge von Angst spüre dann vesuche ich mein Leben zu betrachten und für alles dankbar zu sein. Unglück hat viel mit Undankbarkeit zu tun und an der kann man arbeiten.

  • Kaiman,

    ich komme diesem "Ereignis" immer näher. Aber ich habe keine Angst davor. Ich habe auch genug erlebt, gelebt, um nichts zu vermissen.

    Wenn er kommt wie der Schlaf, dann wäre das schön.

    Ansonsten haben mein Mann und ich für alles vorgesorgt.


    Einzig für den, der zurückbleibt, kann es sehr schmerzhaft werden.

    Aber das können wir ja nicht ändern. Also, was ich nicht ändern kann, muss ich akzeptieren.

    Deshalb denke ich darüber nicht zu oft nach.


    Alles Gute für Dich

    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

    Einmal editiert, zuletzt von Monikadie4. ()

  • Ich finde es nützlich die Angst vor dem Tod als etwas Natürliches zu begreifen.


    Der Tod ist natürlich und die Angst vor ihm auch. In der Natur findet alles ein Gleichgewicht.

    Und im Buddhismus haben wir hilfreiche Mittel gut an diesem Gleichgewicht zu arbeiten.


    _()_ Phönix


    PS Ich arbeite noch dran , an diesem Gleichgewicht.;)

  • So ist es schon ein Weg um dahin zu kommen, anzunehmen, das auch eine Angst vor körperlichen Tod zum Leben gehört.


    Dieses annehmen ist ein nehmen von dem natürlichen Umgang des Lebens von Geburt bis Tod und das Leben eben auch Tod bedeutet.


    Um so mehr benötigt es die tägliche Praxis, ein tägliches Annehmen, das Tod jeden Moment geschehen kann.

    Denn das kann im Alltag schnell untergehen.


    Persönlich habe ich so viele Erfahrungen mit dem Tod in nächster Nähe erleben dürfen das heute keine Angst vor körperlichem Tod oder dem Tod der mich begleitet, aufkommt.


    Doch es war ein langer Weg der dieses Annehmen begleitete....


    Ayya sagte gern;

    Annehmen, nicht Tadeln, Ändern🕯


    In Metta🙏

  • Kaiman

    Mein Lieber, ich hatte einige Jahre , bevor ich Medizin studiert hatte, in dem Rettungsdienst gearbeitet.

    Ich war ca.20, und ich habe es viel mal gesehen, wie die Leute sterben, einfach die reden, leiden, weinen / oder lachen/, und im nächsten Augenblick die sind nichts mehr da.

    Das war nichts nur sehr schmerzhaft, das war auch sehr lehr-reich.

    Ich habe so auf sehr tieferen Ebene verstanden, wie verletzlich, wie brüchig, wie unvorherseherbar das menschliche Leben ist.

    Und genau deswegen es ist so wirklich kostbar.

    Ohne das Bewusstsein über immer präsenten Tod, der uns im jeden Augenblick ereilen / heim-suchen/ kann, wir wären niemals instande das Wunder des Lebens zu erfassen.

    Denn ohne den Tod das Leben war sinnlos und auch wertlos...

    Und dann , wenn mir sehr schlimm zugeht, ich denke einfach,

    ach, verdammt nochmal, aber ich lebe noch, ich atme noch, ich spüre noch...

    Das ist die Gnade, das ist das Geschenk, das ist nichts selbstverständlich.

    Und dann jeder Augenblick, wenn ich es tief in mir versuche zu ver-inner-lichen,

    erscheint mir als die echte Freude, als der echte / reine, makellose/ Frieden...

    Und jeder Atmen ich empfinde als der letzter.

    Und jeden Tag als der pure Segen, dass ich noch einfach

    da bin! Noch! hier und jetzt bin!

    Machs gut!:rose:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • die Lehre zu leben -

    Ja, das ist das wichtigste überhaupt... Es leben... das ist das Leben , wie es ist.

    Keine trockende Lehre, aber dein innerliches Da-Sein.

    Ich finde es sehr wichtig, deswegen ich hatte es wieder gepostet.

    Sorry...

    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Ich bemühe mich Fortschritte zu machen in der Einsicht in die Lehre des Buddha, die vier edlen Wahrheiten usw.. Dann nehmen alle Ängste ab und nach dem Ende dieses Körpers wird das einen Einfluss darauf haben wo ich dann hingelange.

  • Ich bin mir nicht so sicher, ob ich vor dem Tod keine Angst habe. Bin mir nicht sicher, dass das Gefühl, dass es nun absolut vorbei ist, so leicht zu ertragen sein wird. Wenn man ganz alt ist, kaum noch was sieht und hört, und man nur noch vom Krankenpfleger im Rollstuhl herumgefahren werden kann, vom Leben gar nichts mehr hat - dass man dan keine Angst mehr vor dem Tod hat, glaube ich schon.


    Ich habe aber Angst vor einem langen qualvollen Sterben unter Schmerzen. Nicht jeder hat das Glück, dass es schnell geht oder relativ schmerzfrei abläuft. Schön wäre es ja.


    Ich habe schon Angst vor dem Tod. Ich glaube nicht an ein Weiterleben in irgendeiner Art oder an ein Wiedersehen mit jenen, die man verloren hat. Wenn ich tot bin, bin ich tot, das glaube ich und ich denke mir natürlich, dass ich davon eh nichts merke. Aber jetzt schon zu wissen, dass mein Bewusstsein irgendwann ausgeschaltet wird sozusagen, ist dennoch ein gruseliger Gedanke.

    Das sehe ich auch so. Sieht man sich an wie das Leben auf der Erde entstanden ist, sieht man, dass es nichts übergeordnetes gibt und kein Lebewesen irgendwas Höheres ist. Der Mensch hat ein weit entwickeltes Gehirn, ist aber genau gleich schrittweise aus einfacheren Formen entstanden wie alle anderen Lebewesen auch. Auch wenn der Mensch stirbt, ist er einfach tot - genau wie ein Einzeller, Virus, Fisch oder Schimpanse.


    Ich halte die Idee von Wiedergeburt aber eventuell für einen "psychologisch sinnvollen Trick" um im Leben weniger Stress vor dem Tod zu haben und somit das Leben besser zu nutzen, besser mit den Mitmenschen zusammen zu leben, und weniger Angst vor dem Tod zu haben. Ich meine hier Wiedergeburt im Sinne des tibetischen Buddhismus.


    Was ist eigentlich mit jemanden, der mit Freude und Hingabe Samba tanzt oder eine Fremdsprache lernt, die ihn fasziniert? Läuft so jemand Gefahr vor Begeisterung zu vergessen, dass er sterblich ist und jederzeit sterben kann? Ich kann mich noch nicht so ganz damit abfinden, dass ich quasi bei jedem Atemzug an den Tod denken sollte, weil ich sonst zu leichtfertig bin. Ich würde schon mal gerne für eine Zeitlang unbeschwert rumhopsen, mal nach Rio oder nach Shanghai - und dabei riskieren, dass es mich in einem Moment erwischen könnte, in dem ich ausgelassen bin und nicht an ein plötzliches Ende denke.


    Hm, bin ich jetzt hier nur Mara aufgesessen und habe mich blenden lassen? Tja, vielleicht hilft hier der psychologische Trick mit der Wiedergeburt um sich einzufangen und "konstant" zu halten, verdienstvolle Taten zu sammeln statt um die Welt zu düsen. Frage mich, ob ich auch als Haushälter den irdischen Dingen abschwören sollte bis auf "ruhige" Dinge, bei denen ich die Beobachtung meines Geistes beibehalten kann wie ein Theaterstück ansehen und es aber mit Samba vorbei ist. Tja, er quält sich noch ;-).

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Der Tod ist nicht das Problem für mich, weil tot ist tot - es sei denn man glaubt an eine Daseinsform danach oder die Wiedergeburt. Das Sterben wäre leichter, wenn es mit wenig Leid verbunden wäre. Und ich denke es ist hilfreich, so wenig Anhaftungen wie möglich zu haben, blöd ist nur, wenn man am Leben selbst anhaftet.


    Nachdem ich glaube "wir" sind nicht alleine, also nicht nur "ich" - glaube ich, dass es irgendwas gibt, was immer das sein mag, kann mich aber auch irren.


    LG Son

  • ohne festen Boden unter den Füßen.

    Hm, aber wir leben doch alle im diesem Zustand permanent, wir merken es einfach nichts, wir verdrängen deisen bodenlosen Abgrund, wir wollten niemals die unsere eigene Vergänglichkeit, das Bewusstsein des Todes, seine Unauswelchlichekeit nichts wahrhaben...

    Ich denke , genau deswegen leiden wir , eigentlich.

    Wegen der "Heuchelei" gegenüber sich selbst.

    _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Was ist eigentlich mit jemanden, der mit Freude und Hingabe Samba tanzt oder eine Fremdsprache lernt, die ihn fasziniert? Läuft so jemand Gefahr vor Begeisterung zu vergessen, dass er sterblich ist und jederzeit sterben kann?

    Bei mir persönlich ist der Effekt gerade anders rum: Genieße es jetzt, vielleicht bist Du beim nächsten Event schon tot.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Was die Wiedergeburt angeht bin ich Agnostiker, aber ich denke nicht dass man die Wiedergeburt wie sie im (ursprünglichen) Buddhismus gelehrt wurde sich so vorstellen sollte, dass man Freunde und Familie "wiedersehen kann". Das klingt für mich eher nach dem christlichen Himmel, wo die unsterblichen Seelen leben.


    Wenn es Wiedergeburt gibt, dann geht es nach dem Tod halt in eine neue Runde. Wenn nicht - umso besser, Paranirvana für alle! :clown:

  • Ich finde es total spannend, nach dem Tod endlich zu erfahren, welche der vielen Religionen zum Leben nach diesem Leben die richtige Idee hatte. 🤔🤗


    Denn alle halten ja ihre Vorstellung für die einzig Richtige und können durch Schriften und intensive persönliche Erfahrungen belegen, dass ihr Glaube der Richtige ist.


    Und wenn keiner Recht damit hatte, dass es weitergeht, ist spätestens dann auch die Frage egal. 🤪


    Angst habe ich nur vor den letzten 4 Wochen davor, weiß ich doch gut um den katastrophalen Pflegenotstand und seinen Auswirkungen, egal ob ambulant oder im Heim.

  • Was ist eigentlich mit jemanden, der mit Freude und Hingabe Samba tanzt oder eine Fremdsprache lernt, die ihn fasziniert? Läuft so jemand Gefahr vor Begeisterung zu vergessen, dass er sterblich ist und jederzeit sterben kann?

    Bei mir persönlich ist der Effekt gerade anders rum: Genieße es jetzt, vielleicht bist Du beim nächsten Event schon tot.

    Ja, genau das ist es :-). Danke _()_

    Die Dinge entstehen, existieren und vergehen. Das ist normal. Ajaan Tippakorn

  • Der Glaube an Wiedergeburt, Leben nach dem Tod würde mir eher Angst machen als zu sterben und dann Akku leer. Das wäre ein los, das vielleicht nicht unbedingt in eine bessere Richtung läuft. Das war jetzt hypothetisch gedacht. Nicht das ich wiedergeboren werde, sondern das Erleben, das ich bin - so wie ich jetzt in diesem leben bin, dieses "zu sein", das wird genauso real sein möglicherweise. Ich werde so gesehen nie erfahren, was nach dem Tod ist - Weil ich ja nicht mehr bin. Genauso wenig war ich vorher, vor diesem Leben.

    Ebenso valide ist die idee, dass der Akku wie bei einem Stehaufmännchen einfach leer ist von heute auf morgen, oder nicht? Wäre mir viel lieber. So gesehen muss ich keine Angst vor dem Tod abbauen.

    4 Mal editiert, zuletzt von cinnamon ()

  • Ich tröste mich nicht mit dem "Glauben" an Wiedergeburt. Wie heißt es so schön: "Komm und sieh selbst!". Ich denke nicht, dass etwas geglaubt werden muss, sondern nur überprüft. Ich nähere mich dem Thema also ganz offen und wissenschaftlich: Solange, wie etwas nicht wiederlegt ist, bleibt es eine reele Möglichkeit und sollte geprüft werden.

    Und da Wiedergeburt bisher niemand wiederlegen konnte und der Buddha und viele Nachgefolgten meinen, sie hätten die Widergeburt gesehen, plane ich es durchaus mal für mein Dasein ein.

    Und diese "Einplanung" macht schon vieles mit mir. Unter anderen eben die Angst vor dem Absterben des Körpers zu lindern.


    Grüße!

  • So hat Buddha das ja beschrieben: Lebst Du jetzt ein gutes Leben, weil es eine Wiedergeburt geben könnte, hast Du sowohl hier als auch im neuen ein gutes Leben. Selbst, wenn es keine Wiedergeburt gibt, ändert das nichts an Deinem guten Leben.

    Bist Du überzeugt, dass es sowieso keine Wiedergeburt gibt und Du die Sau rauslässt hast Du sicher ein schlechtes Leben voller Sorgen und Ängste das Dir was verloren gehen kann. Also jetzt und wenn es doch Wiedergeburt gibt auch dann ein schlechtes Leben haben.


    Aber, was geht mich Wiedergeburt an? Ich möchte kein sorgenvollen, ängstliches Leben haben, also lerne ich schon viele Jahre nicht festhalten zu wollen. Natürlich wehre ich mich auch dagegen, nichts besitzen zu dürfen. Zwei Schuhe, die kein Paar bilden.

    Und besonders wichtig: Mich interessiert die Meinung anderer das ich festhalte überhaupt nicht. Allein schon der Vorwurf ist ein Zeichen, dass da einer an seinen Vorstellungen festhält.

  • Hallo,


    ich bin neu hier und möchte mich mittels dieses Beitrags gerne in die Diskussion mit einbringen. Seit nicht sehr langer Zeit interessiere ich mich für Buddhismus. Ich bin über den christlichen Glauben zum Hinduismus und nun zum Buddhismus gelangt. An beiden Religionen hat mich v.a. der dogmatische Ansatz gestört. Leider stoße ich jetzt auch im Buddhismus darauf, obwohl ich zuerst begeistert war, als ich las, dass Buddha selbst riet, seine Lehren stets zu hinterfragen.

    Vieles spricht mich an und ich habe auch schon Zuflucht genommen und an einer grünen Tara Einweihung teilgenommen.


    Leider schreckt mich das Thema Tod auch sehr ab. Ich bin wieder auf Dogmen gestoßen...

    Ansammlung von negativen Karma erzeuge eine Wiedergeburt in niederen Daseinsbereichen...

    Wie kommt man da bitteschön ohne Hilfe wieder raus???

    Gute Verdienste verhülfen zur Reinigung von karmischen Befleckungen und verhiessen eine Inkarnation in höhere Daseinsbereiche oder verschuefen Möglichkeiten durch eine weitere Wiedergeburt als "kostbares Menschenleben". Selbstmord führe z.B. zu einer Inkarnation als Tier oder Hungergeist, falsch ausgeführte Niederwerfungen auch... usw.


    Das macht mir Angst und je mehr ich mich in die Materie vertiefe, desto düsterer wird es. Jetzt habe ich mich mit der Leerheit beschäftigt und irgendwie bin ich mittlerweile am Zweifeln, ob mich das Dharma (und Buddha/Sangha) wirklich zur Befreiung/Erleuchtung oder in eine Depression führen wird.


    Leider kenne ich bisher auch keinen Lama, der mit mir redet. Auf Schreiben bekomme ich nur vage Antworten oder gar keine... Meine Zweifel werden größer und leider auch die Angst vor dem Tod.


    Ich finde mich in dem Beitrag Kaimans wider, deshalb antworte ich auch auf diesen Threat.


    Nun habe ich mit einem (Fern)Studium des Dharmas begonnen, ich denke, es liegt daran, dass ich vieles noch nicht verstehe. Es ist ein Bodhisattva Studium, ich erlebe leider oft das Gefühl von Überforderung, nicht weil ich es interlektuell nicht verstehe, sondern weil ich mich innerlich dazu berufen fühle, aber mental nicht stark genug bin.


    Auch die Lehren von Lamrim ziehen mich psychisch runter. Ich bin von Natur aus ein Mensch, der eher ein geringes Selbstwertgefühl hat und dafür schon von Kind an mitleide, wenn ich das Leid der Menschen und Tiere sehe. Ich praktiziere viel, mache täglich Tara Sadhanas, meditiere seit über 10 Jahren, singe Mantras und kann dadurch eine große positive Veränderung bemerken. Auch in Geistesschulung übe ich mich und konnte dadurch meine Ehe retten.


    Also der Buddhismus hat viel Gutes für mich gebracht, aber das Thema Leid und expitzit Tod/Inkarnation belastet mich (noch) sehr. Ich kann einfach schlecht damit umgehen. Vieles erscheint mir gruselig (zornvolle Statuen/Abbildungen, Mumien von "meditierenden" Meistern...).


    Ich weiß nicht, wie ich diese Themen besser angreifen kann und hoffe auf Tipps aus dem Forum.

    Einmal editiert, zuletzt von Tara79 ()

  • Erstmal herzlich willkommen, liebe Tara.


    So wie Dir ging es mir auch vor Jahren. Ich habe sogar vor vielen Jahren in diesem Forum geschrieben, dass ich mit der Aussicht auf die Höllenwesen ja auch in die katholische Kirche hätte eintreten können. Und auch der Gedanke: die Hölle haben wir doch hier auf Erden, wozu noch eine im Jenseits?


    Aber durch das Studium der Lehre entstand in der laufenden Zeit die Gewissheit, dass das nicht mit der Leerheit zusammenpasst, die der Buddha ent-deckt hat. Wenn ich und alle Dinge leer sind, so kann da keine persönliche Wiedergeburt sein, und schon gar nicht ein gruseliges Szenario im Jenseits. Mich gibt es dann nicht mehr. Also kann ich als ICH dann auch nicht mehr leiden.

    Aber das ist nur meine persönliche Sicht der Dinge.


    In der Tibetischen Schule wird das sicher anders gesehen. Und deshalb bitte ich um entsprechende Beiträge.


    Wie Du ja selbst schreibst, hat der Buddha darauf verwiesen, seine Aussagen zu prüfen und nicht einfach nur zu glauben. Aber ich kann die Aussage, was mit mir nach dem Tod kommt, nicht prüfen. Also lasse ich das beiseite.

    Wichtig ist für mich, dass ich die Vier Edlen Wahrheiten verstehe und dem achtfachen Pfad folge. Alles andere liegt nicht in meiner Hand.


    Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deiner Suche

    _()_ Monika

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Liebe Tara79,

    erst einmal herzlich willkommen.

    Deine Fragen finde ich nicht leicht zu beantworten. Wo soll man Anfangen.

    Meine Erfahrung ist, dass im Buddhismus erstmal die Grundlagen wichtig sind. Der edle Achtfache Pfad und die vier edlen Wahrheiten sollten erstmal verinnerlicht werden. Leerheit kommt viel später, da die Lehre auch gefahren birgt, wie nihilistisches Denken.

    Für mich ist der Gedanke an Karma erstmal sehr logisch. Wenn ich unfreundlich bin, erlebe ich die Reaktionen unmittelbar. Wenn ich es bleibe wirkt sich das auf mein Bewusstsein aus. Plötzlich sind um mich lauter Idioten, die mich ungerecht behandeln. Fehlt mir die Weisheit erkenne ich nicht, dass dies aus meiner Unfreundlichkeit heraus entstanden ist. Nehme ich diese karmische Tendenz mit in den Tod hat das Auswirkungen auf das nächste Leben.

    Ein ich, eine Nyinje, geht nicht ins nächste Leben über. Die Person wird dann eine andere sein. Aber die karmischen Tendenzen, die ich in diesem Leben entwickelt habe, wie zB Unhöflichkeit, diese nehme ich mit.

    Niedrige Daseinsformen sind in meinen Augen ein Extrem. Man muss sich schon sehr danebenbenehmen, um im nächsten Leben dort geboren zu werden. Ich hoffe, du kannst dich zurückhalten und tötest nicht einfach deinen Nachbarn, weil er zu laut Musik hört. :badgrin:

    Tatsächlich sind diese Daseinsformen aber auch in unserem Bereich zu finden. Allerdings halte ich das alles für Komplex. Karma ist nicht schwarz-weiß und auch nicht Bestrafung und Belohnung. Unser Geist formt unsere Welt und unser Erleben. Ein Millionär kann paranoide Schübe haben und sich in einem Höllenbereich befinden, während die Frau in Afghanistan durch ihre Sicht liebevoll und glücklich bleibt, auch wenn ihre Welt im Chaos versinkt.

    Wenn wir uns an Buddhas lehren halten und durch Geistestraining ruhiger werden verändert sich nach und nach unsere Welt. Durch rechte Rede, nicht Töten, nicht Lügen, nicht Stehelen etc. erreichen wir Frieden in uns selbst und um uns im Außen. Das ist etwas, was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Das macht nicht Depressiv, im Gegenteil. Die Welt wird dadurch freundlicher, einfach, weil man selbst freundlicher ist. Die Feinde nehmen ab und ebenso die Angst.

    Das sind nur die Worte eines Laien. Viel verstanden habe ich leider selbst noch nicht. Aber ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiter helfen. :)